Liebe deinen nächsten wie d...

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Liebe deinen nächsten wie d...
Liebe deinen
nächsten wie d...
Liebe deinen nächsten wie d...
„Ein neues Gebot gebe ich euch,
dass ihr euch untereinander liebt,
   wie ich euch geliebt habe.“
           Johannes 13,34
Liebe deinen nächsten wie d...
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Wer liebt eigentlich wen?

Ich komme hinein in das Wohlfühlparadies: zuerst
ins warme Thermalbecken, dann in ein noch
wärmeres Solebecken. Gedämpfte Musik, erlesene
Wanddekorationen – es geht mir gut. Im
Dampfbad spüre ich die Entspannung noch tiefer.
Ich darf mich verwöhnen – mich selbst lieben.

Ist das denn richtig? Das muss wohl so sein! Das
hat der Psychologe gesagt, das hat auch der
Pastor gesagt und angeblich hat das auch Jesus
gesagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“
Also muss ich mich zunächst selbst lieben, bevor
ich den anderen lieben kann. Stimmt das wirklich?
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4   Liebe deinen nächsten wie dich selbst

    Etwas verdreht?

    Heute Morgen habe ich aus dem Fenster
    geschaut. Jeder unserer Nachbarn hat ein
    schönes Haus – wir auch. Jeder hat mindestens ein
    Auto. Und am Wochenende wird gearbeitet: Der
    Garten wird schön gemacht, das Auto gewaschen –
    wohlgemerkt mein Garten und mein Auto! Und
    am Abend kommt das Besondere – zum Essen
    gehen, Kino oder Treffen mit Freunden.

    Wer wird hier geliebt? Für wen wird gearbeitet?
    Auf wessen Konto wird gespart und wer
    bekommt am Abend etwas „Besonderes“?
    Es ist offensichtlich, warum Jesus gesagt hat:
    „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
    Matthäus 19,19. Der normale Mensch liebt sich
    selbst und nicht den Nächsten. Das wollte
    Jesus ändern.
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Nicht etwas – sondern völlig verdreht

Jesus ging es nicht darum, dass wir uns noch
mehr auf uns selbst konzentrieren und uns
noch mehr mit uns selbst beschäftigen. Nach
einer UNO-Schätzung im Jahr 2008 wären 25
bis 40 Milliarden US-Dollar nötig, um die
Hungerkrise zu überwinden. Bis Oktober 2008
wurde lediglich eine Milliarde US-Dollar gezahlt.
Im Vergleich dazu erreichen die Aufwendungen
für die Bankenrettung in den verschiedenen
Nationen schwindelnde Höhen: USA – 700
Milliarden Dollar, Deutschland – 480 Milliarden
Euro, England 500 Milliarden Pfund usw.

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst – die Not der Armen schreit zum Himmel.
Sollen wir uns wirklich noch mehr selbst lieben?
Das ist nicht etwas, sondern völlig verdreht!
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6   Liebe deinen nächsten wie dich selbst

    Mein Kind braucht etwas anderes

    Heute Morgen haben wir in der Familie
    gemeinsam eine Andacht gemacht. Ich sagte zu
    unserem Sohn: „Du darfst dir heute etwas
    Schönes kaufen!“ Ja, das würde ihn schon
    freuen. Dann fragte ich ihn: „Doch wenn der
    Papa dich in den Arm nimmt, dich drückt und
    dir sagt, dass er dich ganz lieb hat und ihr heute
    etwas zusammen machen wollt – was hättest
    du lieber?“ Das war ihm klar. Er schaute mich
    an, wie einen eben ein Kind anschaut, das einen
    von Herzen lieb hat.

    Dann sagte ich meiner Frau: „Du hast freien
    Zugang zum Bankkonto. Du kannst dir gerne
    etwas Gutes tun.“ Auch sie schaute mich
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überrascht an. „Und wenn ich dich in den Arm
nehme und dir sage, dass ich dich ganz, ganz
lieb habe …“ Sofort kam die Antwort: „Wenn
ich so in den Tag gehen kann, kann ich auch
ganz anders mit den Kindern umgehen.“

In 1.Johannes 4,19 steht: „Lasst uns lieben, denn
er hat uns zuerst geliebt.“ Gott hat uns von
ganzem Herzen lieb – und das ist die Quelle
unserer Liebe zu unserem Nächsten. Wenn wir
wissen, dass Gott uns liebt, können wir auch
Liebe weitergeben.

Unsere Kinder brauchen nicht die Aufforderung,
sich selbst etwas Gutes zu tun – das sehen sie
tagtäglich um sich herum. Sie brauchen Eltern
und Menschen, die sie lieben.
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8   Liebe deinen nächsten wie dich selbst

    Ein U-turn

    Auf Autobahnen in den USA sieht man oft das
    Schild: No U-turn (keine Kehrtwende). Es ist
    nicht erlaubt, über den Mittelstreifen zu fahren,
    um umzudrehen und auf der Gegenseite
    zurückzufahren. Aber genau das ist heute
    notwendig. „Liebe deinen Nächsten wie dich
    selbst!“ Wenn wir das als Aufforderung
    verstehen, uns selbst zu lieben, sind wir auf der
    falschen Spur. Diese Autobahn bringt uns mit
    Hochgeschwindigkeit ins Verderben. Das
    wurde gerade in der letzten Zeit durch die sich
    anbahnenden globalen Krisen deutlich. Sie
    sind von Menschen verursacht – und der
    Hintergrund ist Selbstsucht. Der U-turn muss in
    die entgegengesetzte Richtung gehen.
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„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Der
andere braucht deine Hilfe, dein Geld und
deine Zeit. Das, was du für dich aufgewendet
hast, gib deinem Nächsten. Wie anders würde
die Welt aussehen, wenn dieses Gebot Jesu
befolgt worden wäre! Die Verdrehung des
Gebots zu einer Aufforderung, uns selbst zu
lieben, ist ein Ausdruck unserer ichzentrierten
Gesellschaft.

Aber Jesus ging noch weiter
Als ob er es geahnt hätte, machte Jesus
dieses Gebot an einer anderen Stelle noch
klarer: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass
ihr euch untereinander liebt, wie ich euch
geliebt habe.“ Johannes 13,34. Wir sollen
unseren Nächsten nicht nur so lieben wie uns
selbst, sondern so, wie Jesus uns geliebt hat.
Jesus gab alles, was er hatte, für uns: seine
Zeit, seine Kraft, sein Essen, sein Hab und Gut
und schließlich sein Leben! Er achtete nicht
auf sein Ansehen, seine Anerkennung – die Not
10 Liebe deinen nächsten wie dich selbst

   seiner Mitmenschen war der Motor seines
   Handelns. Er hatte sie einfach lieb. Und genauso
   ist es heute noch.

   Denn er hat uns zuerst geliebt

   „Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst
   geliebt.“ 1.Johannes 4,19. Wie ist es denn heute?
   Es ist eine besondere Erfahrung, die Liebe Gottes
   kennen zu lernen. Gott liebt jeden – bei ihm gibt
   es kein Ansehen der Person. Das erkannte auch
   Petrus, als er zum Hauptmann Kornelius kam. Er
   sagte: „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die
   Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer
   ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm
   angenehm.“ Apostelgeschichte 10,34.35.
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Weil ich dich lieb habe …

Vor wenigen Monaten hatte ich die Reifeprüfung
bestanden, was mir einige Türen für eine gute
berufliche Zukunft öffnete. Hinter den Kulissen
allerdings sah es nicht so rosig aus. Zusammen
mit meiner Mutter und Schwester war ich in
dieser Zeit vor meinem Vater in eine ihm
unbekannte Wohnung geflohen. Seine
Wutausbrüche unter Alkoholeinfluss waren
immer heftiger geworden und die Angst davor
saß allen im Nacken.

Bis zu dieser Zeit war ich das brave, erfolgreiche
Kind in der Familie gewesen. Durch meine
Leistungen und durch Gehorsam suchte ich die
Anerkennung in meiner Familie und auch von
anderen zu erlangen. Seit aber der äußere Druck
meines Vaters weg war, musste ich immer
deutlicher feststellen: Die Schwächen, die ich bei
meinem Vater verachtete, machten sich auch in
meinem eigenen Leben bemerkbar! Wie sehr ich
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   mich auch dagegen wehrte – ich wurde sie nicht
   los. So zerbröckelte mein Selbstwertgefühl mehr
   und mehr und die Zukunft erschien hoffnungslos.

   In dieser Zeit begann ich, für mich selbst die Bibel
   zu lesen und zu beten. An einem Nachmittag trug
   ich meinen inneren Konflikt im Gebet vor Gott
   aus und rang um Freiheit von schlechten
   Gedanken, Gefühlen und Schwächen, die mich
   quälten. In dieser Situation sprach ein Heiliger
   Vater zu mir: „… weil du in meinen Augen so
   wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich
   dich lieb habe.“ Jesaja 43,4. Ich traute meinen
   Ohren nicht! Erwartet hatte ich einen scharfen
   Tadel und Verurteilung für das, was ich war.
   Stattdessen leuchtete ein Strahl von Gottes
   Heiligkeit und vergebender Liebe in mich hinein.
   Normalerweise fällt es mir schwer zu weinen,
   aber da liefen mir Tränen über die Wangen. Es
   wurde ganz still in mir – der Konflikt war
   vorüber. Ich empfand einfach nur Dankbarkeit
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für einen solchen Vater, der mir die Tür aus
meinem Gefängnis geöffnet hatte. Er ist es, der
mich wertvoll macht – und weil er mich lieb hat,
will ich ihm treu sein.

                                               G.C.

Königskinder

Es hört sich an wie ein Märchen, ist aber
Tatsache. Gott möchte uns Menschen zu
seinen Kindern machen – zu Königskindern.
Wenn ich das erfahre und begreife, dann
werde ich ein ganz anderer Mensch. Ich
brauche nicht mehr mich selbst lieb zu haben,
denn ich weiß, dass ich geliebt werde. Dieses
Bewusstsein holt uns aus der Selbstverdammung
und der Ichzentriertheit heraus. Gott mag
mich, schätzt mich und will mich einsetzen, um
anderen zu helfen. Wenn mich diese Liebe
erfüllt, kann ich gar nicht anders, als sie
weiterzugeben.
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   Heraus aus dem Wohlfühlparadies

   Ich komme heraus aus dem Wohlfühlparadies.
   Es hat geschneit, es ist matschig. Zigarettenqualm
   schlägt mir ins Gesicht. Zurück in der Pension
   fällt mir auf, wie leer sie ist. Auch hier macht
   sich die Wirtschaftskrise bemerkbar – Geld für
   kleine, längst fällige Reparaturen ist kaum
   noch vorhanden.

   Aber der Psychologe hat gesagt, dass ich mich
   selbst lieben muss. Und am Abend hat das auch
   der Pastor ausgedrückt.

   Lieber Psychologe und lieber Pastor, sagt das
   bitte nicht mehr – und behauptet bitte vor
   allem nicht, dass Jesus das gesagt hat! Jesus
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wusste, dass ihn sein himmlischer Vater lieb
hatte, und er war von ganzem Herzen für
andere da.

„Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir
jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn
wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren;
wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der
wird’s finden.“ Matthäus 16,24.25.

                                     Joachim Schwarz
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                  Herausgeber:
                  Sabbatruhe-Advent-Gemeinschaft
                  Waldstraße 37
                  57520 Dickendorf
                  Deutschland
                  E-Mail: info@srac.de
                  Website: www.srac.de
                  Juni 2009
                  Bildnachweis: www.fotolia.de
                                                   v. 001
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