"Los! Los", schrie die Königin. " Schneller! Schneller!"
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17. Niedersächsischer Schulgeographentag „Los! Los“, schrie die Königin. „Schneller! Schneller!“ Beschleunigung in Gesellscha< und Umwelt Hans-‐Rudolf Bork InsFtut für Ökosystemforschung der SekFon Geographie MathemaFsch-‐Naturwissenscha
Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 17. Niedersächsischen Schulgeographentag: ca. 160 Lehrerinnen und Lehrer DurchschniVliche Lebensarbeitszeit als Pädagoginnen und Pädagogen: ca. 38 Jahre (zusammen ca. 6000 Arbeitsjahre) Jährlich Anzahl von neuen Schülerinnen und Schülern: ca. 60 Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Niedersächsischen Schulgeographentag unterrichten in Ihrem Berufsleben zusammen: ca. 365.000 Schülerinnen und Schüler Sie gehören damit zu den einflussreichsten Menschen in unserer Gesellscha6!
Zur Struktur des Vortrags Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Ist die von Menschen ausgelöste Beschleunigung in Gesellscha< und Umwelt ein Phänomen der letzten Jahrzehnte? Waren menschliche Gesellscha
Kann eine lebenswerte Umwelt für ALLE geschaffen werden? Wird uns das Wissen von ExperFnnen und Experten, von Lehrerinnen und Lehrern reVen? Werden technische Entwicklungen die notwendigen Lösungen bringen?
Eine Detailfrage, die das Grundproblem verdeutlicht: Wie kam es dazu, dass wir die Vielfalt des Lebens mit einer eigenen BiodiversitätskonvenFon der Vereinten NaFonen vor uns selbst schützen müssen?
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Einige Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha8 im 20. und 21. Jahrhundert • Zunahme der Anforderungen an Schülerinnen und Schüler (Zahl schulischer und außerschulischer AkFvitäten pro Zeiteinheit sowie Art und Intensität der WissensvermiVlung pro Zeiteinheit) • Zunahme der fachlichen und bürokraFschen Anforderungen an Lehrerinnen und Lehrer • Zunahme der InformaFonsflüsse und KommunikaFonsmöglich-‐ keiten Resultate: • Zeitdruck, Zeitmangel, Zeitstress, Überforderung • psychische Erkrankungen
Wir haben gar keine Zeit mehr, den Zauber der Menschen und den Zauber der Welt wahrzunehmen! StaVdessen gibt es irreale Zukun
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Leistungssteigerung beim Fällen von Bäumen Steinbeil Eisenaxt B xxxxxxxx Volumen Säge KdeVensäge cHa. es Holzstapels: olzvollernter 100 Festmeter 45 Arbeitsaufwand vor 6000 Jahren: mehr als 450 Arbeitstage für einen Menschen Verbreitung von Holzvollerntern gefälltes Holz in Festmetern pro Stunde 40 Verbreitung von MotorkeVensägen 35 30 1752 die Nutzung von Sägen an Kaiserin Maria Theresia ordnet 25 20 xxxxx B 15 10 5
Leistungssteigerung beim Fällen von Bäumen Steinbeil Eisenaxt B xxxxxxxx Säge KeVensäge Holzvollernter 45 Verbreitung von Holzvollerntern gefälltes Holz in Festmetern pro Stunde 40 Verbreitung von MotorkeVensägen 35 30 1752 die Nutzung von Sägen an Kaiserin Maria Theresia ordnet 25 20 xxxxx B 15 10 5
Leistungssteigerung beim Fällen von Bäumen Steinbeil Eisenaxt B xxxxxxxx Säge KeVensäge Holzvollernter 45 Volumen des Holzstapels im Horolz: ca. 100 Festmeter weniger als 2,5 Stunden pro Maschine und Mensch Verbreitung von Holzvollerntern gefälltes Holz in Festmetern pro Stunde 40 h ren 00 Ja Verbreitung von MotorkeVensägen 35 4 in 6 0 : 10 ng Arbeitsaufwand heute: 30 gu 1752 die Nutzung von Sägen an i Kaiserin Maria Theresia ordnet leu n 25 sch 20 Be xxxxx B 15 10 5
© Verena Winiwarter & Hans-‐Rudolf Bork, 2014, 2015 (Zeichnung: Doris Kramer) Beschleunigung: Beschleunigung: 101 in 250 Jahren 102 in 200 Jahren Beschleunigung: Beschleunigung: 103 in 103 in 110 Jahren
© Verena Winiwarter & Hans-‐Rudolf Bork, 2014, 2015 (Zeichnung: Doris Kramer) Beschleunigung: Beschleunigung: >101 in 100 Jahren 500% in 100 Jahren Beschleunigung: Beschleunigung: 103 in 100 Jahren >104 in 70 Jahren
© Verena Winiwarter & Hans-‐Rudolf Bork, 2014, 2015 (Zeichnung: Doris Kramer)
© Verena Winiwarter & Hans-‐Rudolf Bork, 2014, 2015 (Zeichnung: Doris Kramer)
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha8 insbesondere durch wissenscha7liche und technische Entwicklungen: Zunahme • des Rohstoffverbrauchs • der landwirtscha
Arten wandern mit Menschen Phasen anthropogen bedingt verstärkten biologischen Austausches (John McNeil [2003], verändert): • Neolithisierung (Beginn des Gartenbaus) • Pax Romana (27 v. Chr. bis ca. 200 n. Chr.) • Kreuzzüge (ca. 1000 bis 1350 n. Chr.) • Kolonisierung der Welt durch europäische Mächte (ca. 1450 – 1900 n. Chr.) • Das 1950er Syndrom
Seit 1492 Von Europa nach Amerika Textquellen: John Mc Neil (2003), verändert, Verena Winiwarter (2013), verändert • Pest, Cholera, Grippe, Malaria, Masern, Scharlach, Schlazrankheit, Pocken, Tuberkulose, Typhus, Gelbfieber, ... • Apfel, Mandel, ArFschocke, Kohl, KaroVe, Zitrusfrüchte, Gurke, Flachs, Knoblauch, Zwiebel, Opium, Hirse, Weizen, Hafer, Reis, ... • Katze, Huhn, Rind, Ziege, Gans, Pferd, Esel, Schwein, Kaninchen, Schaf, Seidenraupe, Wasserbüffel, ... Von Amerika nach Europa • Frambösie* • Mais, Kartoffel, Tabak, Vanille, Süßkartoffel, Sonnenblume, Kürbis, Erdnuss, Paprika, Avocado, ... • Lama, Alpaka, Truthahn, Meerschweinchen, ... * InfekFonskrankheit der feuchten Tropen
Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha8 insbesondere durch wissenscha7liche und technische Entwicklungen: Zunahme • des Rohstoffverbrauchs • der landwirtscha
Heterogenisierung der unbelebten Umwelt • Ursachen: Zerstörung natürlicher Wälder nicht nachhalFge agrarische Landnutzung • Folge: Bodenerosion technische Entwicklungen sind zur KompensaFon erforderlich Lüneburger Heide Uckermark
Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha8 insbesondere durch wissenscha
© Verena Winiwarter & Hans-‐Rudolf Bork, 2014, 20152 (Zeichnung: Doris Kramer) Menschlicher Einfluss = Bevölkerung x Wohlstand x Technologie (zu) einfaches Modell...
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
„Los! Los“, schrie die Königin. „Schneller! Schneller!“ Zuletzt sausten sie so schnell, dass sie beinahe dahinflogen und ihre Füße kaum mehr den Boden berührten. Doch plötzlich, als Alice wirklich nicht mehr konnte, hielten sie an; und Alice plumpste ganz erschöpft und schwindlig auf die Erde. Alice sah sich verblüfft um. „Aber ‑ aber waren wir nicht die ganze Zeit unter dem Baum? Alles ist genau wie vorher.“ „Selbstverständlich“, sagte die Königin. „Was hast du denn gedacht?“ „Also, bei uns – in unserem Land –“, Alice war noch ziemlich außer Atem, „kommt man woanders hin – ich meine, wenn man so lange so schnell läuft – wie wir eben.“ „Was für ein langsames Land“, erwiderte die Königin. „Bei uns, verstehst du, muss man laufen, was man kann, nur um auf der Stelle zu bleiben. Wenn du woanders hinwillst, musst du noch zweimal schneller rennen.“ L. Carroll, Alice im Spiegelland, Cecilie Dressler Verlag, Hamburg, 1990 Hervorhebungen: Hans-Rudolf Bork
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Wir können uns nicht über die Natur erheben. Denn wir sind Teil der Natur. Und wir verhalten uns damit „natürlich“ wie Natur.
Nur, wer die Vergangenheit kennt, kann eine nachhalFge Zukun< mitgestalten. Wer Angst vor der Zukun< hat, kann sie nicht nachhalFg entwickeln.
© Winiwarter & Bork, 2014, 2015 Vielfalt fördern Vielfalt fördern
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Ist die von Menschen ausgelöste Beschleunigung in Gesellscha< und Umwelt ein Phänomen der letzten Jahrzehnte? Waren menschliche Gesellscha
Ist die von Menschen ausgelöste Beschleunigung in Gesellscha< und Umwelt ein Phänomen der letzten Jahrzehnte? In den 1950er Jahren verstärkte sich die Beschleunigung entscheidend. Der gesellscha
Ist die von Menschen ausgelöste Beschleunigung in Gesellscha< und Umwelt ein Phänomen der letzten Jahrzehnte? Ohne den Einsatz fossiler Energie* wären die extremen AnsFege nicht möglich gewesen. Die Vervielfachung der Materialströme geht mit ihrer ungleichen Verteilung einher. Massenarmut hauptsächlich in Billiglohnländern ist die Folge. * Braun-‐ und Steinkohle, Erdöl, Erdgas Verena Winiwarter & Hans-‐Rudolf Bork 2014, 20152
Wie kam es dazu, dass wir die Vielfalt des Lebens mit einer eigenen BiodiversitätskonvenFon der Vereinten NaFonen vor uns selbst schützen müssen? Die selbstverstärkende Dynamik aus technologischer Entwicklung, Wirtscha
Wie kam es dazu, dass wir die Vielfalt des Lebens mit einer eigenen BiodiversitätskonvenFon der Vereinten NaFonen vor uns selbst schützen müssen? Die resulFerende globale Dynamik hat kein Mensch und keine InsFtuFon unter Kontrolle. Zumeist plausible Handlungen jedes einzelnen Menschen ergeben zusammengenommen eine Entwicklung, die so niemand anstrebt.
Wie kam es dazu, dass wir die Vielfalt des Lebens mit einer eigenen BiodiversitätskonvenFon der Vereinten NaFonen vor uns selbst schützen müssen? Heute wird mehr als ein Viertel der gesamten Biomasse der Erde von einer einzigen Art beansprucht. Dadurch bleibt wenig für die restlichen Arten.
Kann eine lebenswerte Umwelt für alle geschaffen werden? Wird uns das Wissen von ExperFnnen und Experten reVen? In der Vergangenheit machten Experten keine besonders glorreiche Figur bei der Schaffung lebenswerter Welten. Sie waren Kinder ihrer Zeit, von den jeweiligen Au
Kann eine lebenswerte Umwelt für alle geschaffen werden? Wird uns das Wissen von ExperFnnen und Experten reVen? Schon Francis Bacon (1561–1626) machte auf eine wissenscha
Werden technische Entwicklungen die notwendigen Lösungen bringen? Die Vergangenheit zeigt: Ohne Wissenscha< und Technik sind die notwendigen Lösungen nicht erreichbar. Bereits jetzt leben wir mit dem Erbe der fossilnuklearen Vergangenheit. Wir werden eine Fülle von InnovaFonen benöFgen, um mit diesem Erbe angemessen umgehen und die resulFerenden vielfälFgen Probleme nachhalFg lösen zu können. Entscheidend wird sein, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Zuversichtliche Menschen, die Neues entwerfen wollen und die sich mu?g in unbekanntes Terrain vorwagen, werden gebraucht.
Zur Struktur Die Kernfragen Beschleunigungsprozesse in der Gesellscha< im 20. und 21. Jahrhundert LangfrisFge Beschleunigungsprozesse in Gesellscha< und Umwelt Folgen von Beschleunigungsprozessen in der Gesellscha< Die rote Königin würde sagen: „Das Land wird schneller.“ Die großen Herausforderungen Antworten Lösungen
Wir müssen bei jeder Handlung Rücksicht auf Natur und Menschen nehmen. Ein solches Denken und Handeln erfordert neue Wege der Ausbildung und der Bewertung. Der Wissenscha
Der WBGU fordert Einsicht, Umsicht und Voraussicht. Wie kann aber die Zuversicht in uns entstehen, die Einsicht, Umsicht, Voraussicht und damit eine große TransformaFon möglich macht? Wir ALLE sollten in Denken und Handeln Pioniere des Wandels werden.
Im Vordergrund steht aber gesellscha
Eine lebenswerte Welt für ALLE erfordert gemeinsame Entscheidungen, die weit in die Zukun< hinein wirken und die mit vielen Unsicherheiten verbunden sind. Wir benöFgen eine vorsorgende Gesellscha< und nicht nur eine Gesellscha< vorsorgender Menschen.
Die Zukun< ist nicht berechenbar. Wissen allein genügt nicht für die TransformaFon zu einer vorsorgen-‐ den Gesellscha
Zusammenhalt und Gemeinsamkeit lassen sich nirgendwoher ableiten. Sie müssen unmiVelbar gewollt werden. Gemeinsamkeit bedeutet, dass Individuen sich als Teil eines größeren Ganzen verstehen, an dem sie teilhaben.
Unsere Vorsorgefähigkeit und damit unser (Über-‐)Leben hängen davon ab, ob wir eine Empathiegemeinscha6 bilden können. Nächstenliebe ist dafür nicht genug. Wir müssen gemeinsam Entscheidungen treffen, die weit in die Zukun< hinein wirken, obwohl wir heute mit viel Unsicherheit konfronFert sind.
Fernstenliebe* ist nöHg, also Empathie zu den noch nicht Geborenen, zu den enJernt Lebenden. Und eine ganz ganz starke Zuversicht – staM sinnleerer Zukun8sängste. * Nietzsche riet in „Also sprach Zarathustra“ (Von der Nächstenliebe, 324) zur Nächsten-‐Flucht und zur Fernsten-‐Liebe. Dies wäre eine Tat der Verzweiflung staV der Zuversicht. Starke Nächsten-‐ und Fernstenliebe – beides ist unverzichtbar. Hans Jonas nutzte den Begriff „Fernstenliebe“ 1979 in seinem Buch „Das Prinzip Verantwortung“, in dem er eine Ethik für die technologische ZivilisaFon ent-‐ wickelte. Diese zielt auf eine Vermeidung nicht abschätzbarer Risiken, um die Menschheit als Ganzes nicht zu gefährden, und auf eine Anerkennung der Eigenrechte der ganzen Natur.
Literaturempfehlungen: Hartmut Rosa (20143): Beschleunigung und Entfremdung Verena Winiwarter und Hans-Rudolf Bork (20152): Geschichte unserer Umwelt. Sechzig Reisen durch die Zeit
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