Marie & Pierre Curie Brigitte Röthlein Leben in Extremen

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Brigitte Röthlein

                         Marie & Pierre Curie
                             Leben in Extremen

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Inhalt

                               Einleitung Eine Frau und ein Lächeln . . . 7

                           Erstes Kapitel Zwei verwandte Geister treffen sich . . . 1 1

                          Zweites Kapitel Pierre, ein Schwärmer und Forscher . . . 2 1

                          Drittes Kapitel Marias Jugend im unterdrückten Polen . . . 3 1

                          Viertes Kapitel Pierre Curie, ein Wissenschaftler,
                                          der seiner Zeit voraus war . . . 4 1

                         Fünftes Kapitel Maria wird erwachsen . . . 5 4

                         Sechstes Kapitel Arm und trotzdem glücklich:
                                          Maries Studienjahre in Paris . . . 6 2

                           Siebtes Kapitel Der gemeinsame Weg beginnt . . . 7 0

                           Achtes Kapitel Die seltsamen Strahlen des Herrn Becquerel . . . 8 2

                         Neuntes Kapitel Die Entdeckung des Poloniums . . . 9 1

                         Zehntes Kapitel Das erste Gramm Radium . . . 1 0 4

                           Elftes Kapitel Der aufkeimende Ruhm . . . 1 1 9

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Zwölftes Kapitel Die Krankheit macht sich bemerkbar . . . 1 3 2

                                Dreizehntes Kapitel Die Curies erhalten den Nobelpreis . . . 1 4 5

                                 Vierzehntes Kapitel Ihre Stellung in der wissenschaftlichen
                                                     Welt . . . 1 6 2

                                Fünfzehntes Kapitel Pierres Tod . . . 1 7 2

                                Sechzehntes Kapitel Marie, die trauernde Witwe . . . 1 8 3

                                 Siebzehntes Kapitel Der 1. Solvay-Kongress . . . 1 9 3

                                Achtzehntes Kapitel Die Affäre Langevin . . . 2 0 8

                               Neunzehntes Kapitel Genugtuung aus Stockholm:
                                                   der zweite Nobelpreis . . . 2 2 4

                                 Zwanzigstes Kapitel Der Erste Weltkrieg . . . 2 3 6

                         Einundzwanzigstes Kapitel Triumphzug durch Amerika . . . 2 4 7

                    Zweiundzwanzigstes Kapitel Das Ernten der Früchte . . . 2 5 9

                    Dreiundzwanzigstes Kapitel Die Strahlung fordert ihren Tribut . . . 2 7 8

                     Vierundzwanzigstes Kapitel Maries Tod . . . 2 8 5

                   Fünfundzwanzigstes Kapitel Das Erbe . . . 2 9 2

                                         Anmerkungen 299

                                          Bibliographie 315

                                               Zeittafel 317

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Einleitung

                              Eine Frau und ein Lächeln

              Von Jugend an hat mich Marie Curie begleitet. Seit mir mein Vater das
              Buch „Madame Curie“ zu lesen gab, in dem ihre Tochter Eve sie als die
              perfekte, edle Wissenschaftlerin und Frau hinstellte, die nur ihrer Mis-
              sion diente und irdischen Ruhm und Reichtum verachtete, war sie mein
              Ideal. Sicher hat ihr Vorbild dazu beigetragen, dass ich mich von der
              Physik faszinieren ließ und das Fach dann auch studierte.
                Als ich später wieder näher mit der Lebensgeschichte von Marie Curie
              in Berührung kam, lernte ich neue, interessante Aspekte kennen, vor
              allem ihre Affäre mit Paul Langevin, die an der öffentlichen Prüderie
              scheiterte, die sie aber in meinen Augen erst richtig sympathisch
              machte. Als ich dann 1992 die Gelegenheit hatte, die École supérieure
              de physique et chimie industrielle und das Curie-Museum zu besu-
              chen, wo die beiden viele Jahre lang gewirkt hatten, betrat ich ehr-
              furchtsvoll die Gebäude, in denen zum Teil noch die Einschusslöcher
              aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen waren und in denen Reliquien
              zum Alltag gehörten wie das Waschbecken, in dem Langevin Versuche
              mit Ultraschall gemacht hatte, oder ein schalltoter Raum im Keller, in
              dem nun der Wein für Institutsfeste gelagert wurde.
                Als ich mich nun, zum doppelten Gedenktag des Ehepaars Curie, dem
              Thema erneut näherte, stellte ich mit Erstaunen fest, dass ich über
              Pierre Curie kaum etwas wusste. Meine Neugier auf diesen Mann stieg,
              der mit knapp 47 Jahren durch einen Verkehrsunfall starb und in der
              Öffentlichkeit hauptsächlich durch seine Ehe mit Marie Curie bekannt

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                   ist. War er nur ein Notnagel für die ehrgeizige Polin gewesen, die Sorge
                   hatte, als alte Jungfer zu enden? Oder hatte er als raffinierter Franzose
                   das polnische Landei zu einer Ehe überredet, in der dann doch sie die
                   Hosen anhatte? Ich begann zu recherchieren und je mehr ich über
                   Pierre Curie erfuhr, desto sympathischer wurde er mir. Er war ein inte-
                   gerer Mann mit Humor, einem großen Herzen und einer Bescheiden-
                   heit, die im Gegensatz zu seinen Fähigkeiten und Leistungen als äußerst
                   kreativer und tiefschürfender Forscher stand.
                      Leider ist über ihn als Person heute nicht mehr allzu viel bekannt.
                   Außer seinen vielfältigen und hochintellektuellen wissenschaftlichen
                   Veröffentlichungen existieren nur noch einige Tagebuchnotizen und
                   Briefe von ihm sowie relativ wenige Berichte von Dritten. Von seiner
                   Frau hingegen wissen wir fast alles: Nicht nur sie selbst führte über jede
                   Kleinigkeit Buch, auch ihre Verwandtschaft – angefangen vom Vater
                   über den Bruder bis hin zu den Nachkommen – liebte das Schreiben:
                   Viele verfassten Briefe und Erinnerungen und so ist uns heute fast jede
                   Kleinigkeit aus dem Leben der Marie Curie, geborene Maria Sklodowska,
                   bekannt. Die Biographien hingegen, die sie selbst über sich und ihren
                   Mann verfasst hat, gehen nicht sehr tief und sind vor allem wenig auf-
                   schlussreich, was Gefühle betrifft.
                      Die unterschiedliche Quellenlage hat zu einer paradoxen Entwick-
                   lung geführt: Während ihres gemeinsamen Lebens hatte Marie Curie
                   stets damit zu kämpfen, dass viele sie nicht als eigenständige Wissen-
                   schaftlerin anerkannten, sondern sie lediglich als Anhängsel ihres Man-
                   nes ansahen, die dessen Genialität und Ansehen für ihre eigenen Zwecke
                   ausnutzte. Erst etliche Jahre nach seinem Tod konnte sie sich von die-
                   sem Vorwurf befreien. Nun aber, im Rückblick, steht umgekehrt ihr
                   Mann im Hintergrund und wird von vielen nur noch als der relativ un-
                   bedeutende Gatte einer berühmten Wissenschaftlerin betrachtet.
                      Doch damit tut man ihm unrecht. Denn hätte er nicht mit seinem
                   freundlichen, ausgleichenden Wesen als wichtiger Mittler zwischen
                   Marie Curie und der Fachwelt gewirkt, hätte sie mit ihrer häufig sehr

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Eine Frau und ein Lächeln                                               9

              schroffen Art sicher nicht ohne Weiteres die Anerkennung gefunden,
              die ihr gebührte. Obwohl er damals der Berühmtere war, verhielt er sich
              immer hundertprozentig loyal ihr gegenüber; das zeigt sich am besten
              in seinem Verhalten kurz vor der Verleihung des gemeinsamen Nobel-
              preises.
                Trotz der vielen schriftlichen Zeugnisse bleibt Marie Curie geheim-
              nisvoll. Sie zeigte keine Gefühle in der Öffentlichkeit. Ich hätte sie so
              gerne einmal lächeln gesehen. Aber auf allen Fotos blickt sie ernst,
              traurig, auf den Kinderfotos sogar irgendwie verstockt. Natürlich,
              damals war das üblich, man blickte auf offiziellen Fotos möglichst
              repräsentativ und streng drein; das war bei den minutenlangen Belich-
              tungszeiten auch allemal besser als ein eingefrorenes Lächeln. Aber von
              Marie Curie gibt es auch Fotos aus späterer Zeit, als man nicht mehr vor
              der Kamera stillhalten musste. Trotzdem: Von einem Lächeln ist auch
              auf diesen Bildern keine Spur zu sehen. Dabei wäre die Forscherin eine
              schöne Frau gewesen, hätte sie durch ein Lächeln nur ein wenig Liebreiz
              in ihr Gesicht gezaubert.
                Dann plötzlich die Entdeckung: Es existiert doch ein Bild, auf dem sie
              lächelt. Ein einziges nur, unter den vielen, die erhalten sind. Es ist ihr
              Auftritt am Arm des amerikanischen Präsidenten Warren G. Harding,
              als sie zusammen die Freitreppe des Weißen Hauses herunterkommen.
              Soeben hatte ihr der Präsident ein Gramm Radium überreicht, eine
              Kostbarkeit, die durch Spenden von amerikanischen Gönnern finan-
              ziert worden war. Es war ihr zweites Gramm Radium, denn das erste
              hatte sie Jahre zuvor mit eigenen Händen aus acht Tonnen Pechblende
              extrahiert. Uneigennützig, wie sie war, hatte sie es ihrem Institut ge-
              schenkt und nun erhielt sie das zweite Gramm, um damit weitere wis-
              senschaftliche Arbeiten durchzuführen.
                Ein Lächeln für ein Gramm Radium. Oder war es ein Lächeln für die
              Ehre, am Arm des amerikanischen Präsidenten vor die Öffentlichkeit zu
              treten? Ich glaube nicht. Sie kannte viele Berühmtheiten der damaligen
              Zeit und sie hasste öffentliche Auftritte. Also hätte sie eigentlich auch

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                   bei dieser Gelegenheit ernst und verschlossen und ein kleines bisschen
                   genervt dreinschauen müssen, so wie immer sonst bei ähnlichen Anläs-
                   sen. Es war vielleicht doch die Freude über das Gramm Radium.
                     Für mich ist dieses Lächeln ein Zeichen, wie ernst es ihr war mit ihrer
                   Wissenschaft. Es war dieses Lächeln, das mir deutlich machte, dass ihr
                   Engagement für die Forschung keine Show war. Plutarch hatte Recht,
                   als er in der Einleitung zu seiner Doppelbiographie über Alexander und
                   Caesar schrieb: „Denn ich bin nicht Geschichtsschreiber, sondern Bio-
                   graph, und es sind durchaus nicht immer die großen Heldentaten, in
                   denen sich die Tüchtigkeit oder die Verworfenheit offenbart. Oft sagt
                   ein unbedeutender Vorfall, ein Ausspruch oder ein Scherz mehr über
                   den Charakter eines Menschen aus als die blutigsten Schlachten, die
                   größten Heeresaufgebote und die Belagerungen von Städten.“ Manch-
                   mal ist es auch ein Lächeln.

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Das Jahr 1883 war ein
              besonders glückliches im Leben
              von Maria Sklodowska. Sie
              verbrachte es als 16-Jährige
              völlig unbeschwert auf dem
              Land bei nahen Verwandten.

              Wladislaw Sklodowski mit
              seinen Töchtern Maria,
              Bronia, Hela (v.l.n.r.), im Jahr
              1890. Seine Frau war zwei
              Jahre zuvor an Tuberkulose
              gestorben.

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Sonntags traf man sich in Sceaux mit Freunden, unterhielt sich und brach manchmal
                   auch zu Radausflügen auf. Dieses Foto aus dem Jahr 1900 zeigt Pierre Curie im
                   Zentrum, Marie steht neben ihm.

                   Im Garten der Perrins am Boulevard Kellermann trafen sich die Curies oft mit ihren
                   Freunden: vorne Irène Curie und Aline Perrin; hinten Jean Perrin, Pierre Curie,
                   Henriette Perrin und Marie Curie (v.l.n.r.), 1902

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Blumen liebte Marie Curie ihr Leben lang. Deshalb ließ sie auch im Garten ihres
              Instituts Rosenstöcke pflanzen, die sie stets liebevoll beobachtete und pflegte, wie hier
              im Jahr 1934.

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