Maritime Informationsdienste auf der Basis von Satellitendaten

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Maritime Informationsdienste auf der Basis von Satellitendaten
SCHIFFFAHRT & HÄFEN                          DIGITALISIERUNG

Maritime Informationsdienste auf
der Basis von Satellitendaten
MARSAT Im Rahmen des Verbundprojekts MARSAT sollen neue Dienste auf Basis von Satellitendaten für die
maritime Wirtschaft entwickelt werden. Ein Netzwerk aus privatwirtschaftlichen Unternehmen und einer
Forschungseinrichtung erarbeitet innerhalb dieses interdisziplinären Projektes neue Anwendungen zur
Erhöhung der Sicherheit sowie zur Kostensenkung im Schiffsverkehr.
Knut Hartmann

                                                                                                            Die Verarbeitungsketten liefern hierbei
                                                                                                        vollständig oder größtenteils vollautomatisch
                                                                                                        Geoinformationsprodukte. Durch die Inte-
                                                                                                        gration in maritime Anwendungen wird ein
                                                                                                        unabhängiges und unkompliziertes Daten-
                                                                                                        und Informationsmanagement ermöglicht.
                                                                                                            Im Folgenden werden Anwendungs-
                                                                                                        beispiele aufgezeigt und der Nutzen für die
                                                                                                        maritime Wirtschaft beispielhaft skizziert.

                                                                                                        Voyage-Planung nach dem Polar
                                                                                                        Code
                                                                                                        Navigation und Offshore-Aktivitäten in
                                                                                                        arktischen und antarktischen Gewässern
                                                                                                        nehmen zu. Allein in den arktischen Ge-
                                                                                                        wässern geht man von einem dreifachen
                                                                                                        Anstieg der transportierten Güter bis 2020
Die „Ortelius“ wurde Anfang 2017 auf ihrer Reise in die Antarktis mit Eisinformationen                  aus. Damit wird es umso wichtiger, Schiffs-
verschiedener Satellitendaten beliefert                   Foto: Toine Hendriks, Oceanwide Expeditions   routen mit geringem Gefahrenpotenzial
                                                                                                        und damit verbundener Zeit- und Kosten-
                                                                                                        einsparung planen zu können.
                                                                                                            MARSAT bietet diese Information auf

D
        ie maritime Wirtschaft ist eine der           verfahren lassen sich neue wirtschaftli-          Basis optischer und Radar-Satellitendaten
        wichtigsten Wirtschaftszweige in              che Potenziale für die maritime Industrie         und begleitet Schiffe auf ihren Routen
        Deutschland und verfügt über eine             erschließen.                                      durch eisreiche Gewässer.
breit aufgestellte und leistungsfähige ma-                                                                  So wurde Anfang 2017 die Schiffsreise
ritime Forschungslandschaft. Im Zuge der              Maritime meets Space                              der „Ortelius“, einem arktischen Kreuz-
Digitalisierung werden mit Hilfe von Sa-              Genau hier setzt MARSAT an, das seit 2016         fahrtschiff, von Südargentinien bis nach
tellitendaten neue Informationsdienste für            die Entwicklung von erdbeobachtungsba-            Neuseeland begleitet. Aktuelle Schiffs-
die maritime Wirtschaft entwickelt.                   sierten Informationsdiensten für die mari-        positionen über Satelliten-AIS wurden
     Die Anwendungen in der maritimen                 time Wirtschaft unterstützt und damit Teil        mehrmals am Tag abgefragt und auf die
Industrie im Bereich der Erdbeobach-                  der Agenda 2025 des Bundesministeriums            Verfügbarkeit von aktuellen optischen und
tung befinden sich noch in den Anfän-                 für Wirtschaft und Energie ist.                   Radar-Satellitendaten geprüft, aufbereitet
gen. Die Erdbeobachtung beinhaltet                        MARSAT entwickelt Verarbeitungs-              und als Kartenmaterial an das Schiff über-
die regelmäßige Datenaufnahme der                     ketten für Satelliteninformationen und            tragen. Der skizzierte Prozess lief vollauto-
Erdoberfläche und deren Auswertung                    erstellt hieraus Dienstleistungen, um der         matisch und aktuelle Lageinformationen
mithilfe von bildgebenden technischen                 maritimen Wirtschaft in verschiedenen             waren innerhalb weniger Stunden auf dem
Verfahren (z.B. Radar oder Infrarot) zur              Bereichen benötigte Informationen zu              Schiff verfügbar. Die Daten wurden zur
Gewinnung von Geoinformationen. Ge-                   liefern: Von der Optimierung von Schiffs-         Vorausplanung der Schiffsroute verwendet
rade dieser Bereich hat in den letzten Jah-           routen, tagesaktuellen Eisdiensten bis zu         und MARSAT konnte, mit der Unterstüt-
ren einen gewaltigen Schritt nach vorne               Seeboden-Kartierungen oder Offshore-              zung des Projektpartners Drift & Noise,
gemacht: Mit zahlreichen neuen Satelli-               Aktivitäten und Search and Rescue-Ein-            einen Beitrag zur effizienten und sicheren
tenquellen und innovativen Auswerte-                  sätzen (SAR).                                     Routenoptimierung der „Ortelius“ liefern.

48    Schiff&Hafen | Oktober 2017 | Nr. 10
Maritime Informationsdienste auf der Basis von Satellitendaten
MARSAT arbeitet derzeit an einem
sogenannten Ice-Pad, der neben anderen
Informationslayern Eisinformationen noch
effizienter zur Verfügung stellen wird und
Soft- und Hardware-Lösungen optimal für
Nutzeranwendungen anpasst.
    MARSAT bietet somit Unterstützung
um den aktuellen Anforderungen des Po-
lar Codes [1] umzusetzen. Diese definie-
ren die Notwendigkeit von aktuellen Eis-
informationen in arktischen Gewässern.
Zunehmend an Brisanz gewinnt dieses
Thema auch durch die prognostizierte Zu-
nahme des Warenverkehrs in arktischen
Gewässern [2].

Von der Ferne in die Tiefe:
Satelliten ENCs                                 Aktuelle Electronical Nautical Charts ENC für Bahia Catalinita, Dominikanische Republik
Bathymetrische Informationen abseits der        (oben) und unter Berücksichtigung der Flachwasserbathymetrie aus optischen Satellitenda-
                                                ten – darunter sehr hoch aufgelöste Daten von MARSAT-Projektpartner European Space
Hauptschifffahrtsrouten sind in Flachwas-       Imaging GmbH                                Quelle: SevenCs GmbH, 2017 und EOMAP GmbH & Co. KG, 2017
serbereichen häufig nur ungenügend kartiert.
Laut des International Hydrographic Office
(IHO) sind ca. 50 Prozent der weltweiten
Küstengebiete nicht oder unzureichend           Seegrund reflektierten Sonnenlicht mit-             gration in bathymetric Electronical Nau-
vermessen [3]. Daraus resultierende Hava-       tels physikalischer Modelle abgeleitet und          tical Charts (bENCs) eine einfache und
rien oder Umweltgefährdungen sind nicht         dadurch Tiefenkartierungen ermöglicht,              schnelle Möglichkeit bietet, aktuelle flach-
alltäglich, aber dennoch präsent, so z.B. das   ohne kosten- und zeitintensive Vorort-              wasser-bathymetrische Daten zu beziehen.
Unglück der „New Mykonos“ 2016 in Süd-          messungen durchführen zu müssen.                    Anerkennung erhielt MARSAT für diese
madagaskar, beladen mit 160 000 t Kohle.            Im Jahr 2014 verwendete das United              innovative Anwendung schon 2016: Das
     Die Analyse hoch bis sehr hoch auf-        Kingdom Hydrographic Office das Ver-                Projekt erhielt den World Geospatial Fo-
gelöster, optischer Satellitendaten bietet      fahren erstmals für eine British Admiralty          rum Award 2016.
hier eine Möglichkeit, diese Informa-           Chart [4] und stützte sich hierbei auf die
tionslücke zu füllen und zur Sicherheit         Produkte des MARSAT-Partners EOMAP.                 MARSAT Service
der Navigation beizutragen. Unter dem               Durch MARSAT wird nun eine Ser-                 Mittels der Auswertung von Fernerkun-
Begriff Satellite Derived Bathymetry wer-       vicekette initiiert, die von der Aufnahme           dungsdaten besteht Zugriff auf weitere
den Informationen über Wassertiefe und          der Satellitendaten, über deren Auswer-             Geoinformationslayer, die für die mari-
Seegrundbeschaffenheit aus dem vom              tung bis hin zur Konvertierung und Inte-            time Wirtschaft von Bedeutung sind. >

                                          Die nächste Generation der Flotten-Management Software
                               t Schnelle Installation, einfache Bedienung
                           tGeringe Erstinvestition
                       tReduzierung der Lagerhaltungskosten
                     tWartungen für die gesamte Flotte                                          Kostenlose Demo unter: idea-sba.com
                   tBestands- und Crew-Management
                  tMobile Offline-Anwendung (SBA-App)                                                SpecTec IDEA SBA · Leostr. 4 · 40545 Düsseldorf · Germany
                   tBenutzerfreundliche Web-Oberfläche                                          info@idea-sba.com · www.idea-sba.com · T +49 211 303 66 28
Maritime Informationsdienste auf der Basis von Satellitendaten
SCHIFFFAHRT & HÄFEN                          DIGITALISIERUNG

                                                                                                                                                               Infobox MARSAT
   Quelle: Hamburg | Deutschland | 08. September 2016 |
WorldView-3, 2016 European Space Imaging/DigitalGlobe.

                                                                                                                                                               Projektpartner im MARSAT-Verbundpro-
                                                                                                                                                               jekt sind EOMAP GmbH & Co. KG, Drift
                                                                                                                                                               & Noise Polar Services GmbH, European
                                                                                                                                                               Space Imaging GmbH (EUSI), SevenCs
                                                                                                                                                               GmbH und Trenz AG sowie das Institut für
                                                                                                                                                               Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in
                                                                                                                                                               Bremen/Bremerhaven. Durch diesen Ver-
                                                                                                                                                               bund können die kleinen und mittelständi-
                                                                                                                                                               schen Unternehmen und das Forschungs-
                                                                                                                                                               institut ihre langjährigen Erfahrungen und
                                                                                                                                                               Kompetenzen im Bereich der Satelliten-
                                                                                                                                                               dienste, Softwareentwicklung und mariti-
                                                                                                                                                               men Dienstleistungen kombinieren und
                                                                                                                                                               auf die bereits vorhandene Infrastruktur der
                                                                                                                                                               Projektpartner – etwa zum Empfangen und
                                                                                                                                                               Verarbeiten der Daten – zurückgreifen.
                                                                                                                                                                   Ko-finanziert wird MARSAT durch
                                                                                                                                                               das Deutsche Zentrum für Luft- und
                                                          Sehr hoch aufgelöstes optisches Satellitenbild der Elbe bei Hamburg, aufgenommen und                 Raumfahrt (DLR) Raumfahrtmanage-
                                                          bereitgestellt von MARSAT-Projektpartner European Space Imaging. Die derzeit höchste                 ment mit Mitteln des Bundesministeri-
                                                          Auflösung der Daten beträgt 30 cm und ermöglicht somit ein detailliertes Lagebild. Die
                                                          Elbphilharmonie ist im Bild unten rechts zu sehen.
                                                                                                                                                               ums für Wirtschaft und Energie (BMWi).

                                                                                                                                                               Literatur
                                                                                                                                                               [1] Polar Code. URL http://www.imo.org/en/MediaCen-
                                                                                                                                                               tre/HotTopics/polar/Documents/POLAR%20CODE%20
                                                          Die Ableitung von Wassertrübung, Strö-                Nutzer und Dienstleister der maritimen         TEXT%20AS%20ADOPTED.pdf
                                                                                                                                                               [2]   https://worldmaritimenews.com/archives/216440/
                                                          mung, Seegangsparameter aber auch La-                 Industrie zur Verfügung zu stellen.            scf-northern-sea-routes-traffic-volume-set-to-triple-
                                                                                                                                                               by-2020/
                                                          gebilder können hier gelistet werden.                     So versteht sich MARSAT als ein
                                                                                                                                                               [3] IHO/OHI Publication C-55. 2016. Status of Hydrographic
                                                              Es ist geplant, diese Daten im Laufe              wettbewerbsfähiges Service-Netzwerk,           Surveying and Charting Worldwide. URL: http://www.
                                                                                                                                                               iho-ohi.net/PDF/C-55.pdf
                                                          des ersten Halbjahres 2018 über Online                das marktgetriebene innovative Dienste         [4] BA 2066 Southern Antigua
                                                          Viewer (Browser-basierte Webapplikati-                fördert und eng mit Anwendern, Anbie-
                                                          onen) aber auch standardisierte Schnitt-              tern maritimer Dienste und Forschung           Der Autor:
                                                          stellen (OGC Standards) für interessierte             kooperiert.                                    Knut Hartmann, EOMAP GmbH & Co.KG

                                                          Startschuss für ein neues Digitalisierungsprojekt in
                                                          der Logistik
                                                          EMP 4.0 | Im Rahmen einer Kickoff-Veran-              EMP 4.0 ist ein Verbundprojekt im Rah-
                                                          staltung bei DAKOSY ist im August mit den             men des Förderprogramms für Innovative
                                                          Verbundpartnern und assoziierten Partnern             Hafentechnologien (IHATEC), das vom
                                                          offiziell die Arbeit an dem IHATEC-For-               Bundesministerium für Verkehr und digitale
                                                          schungsprojekt EMP – Export Management                Infrastruktur (BMVI) gefördert wird. Pro-
                                                          Platform 4.0 aufgenommen worden.                      jektträger ist die TÜV Rheinland Consulting
                                                          Durch den Aufbau einer internetfähigen                GmbH. Zu den Verbundpartnern gehören
                                                          Cloud, die alle exportbezogenen Informati-            neben der DAKOSY Datenkommunikati-
                                                          onen an einer zentralen Stelle – mit großer           onssystem AG, die die Federführung inne-
                                                          Planungssicherheit und für alle berechtig-            hat, die DB Cargo AG und Kühne + Nagel
                                                          ten Akteure transparent – zur Verfügung               (AG & Co.) KG. Als assoziierte Partner
                                                          stellen soll, wollen die Projektbeteiligten           konnten den Angaben zufolge Vertreter der
                                                          eine ganzheitliche Planung, Steuerung,                involvierten Branchen (Spedition, Carrier
                                                          Koordination, Durchführung und Kontrol-               und Transportdienstleister) sowie einige
                                                          le der gesamten Transportkette erreichen.             Branchenverbände gewonnen werden, so-
                                                                                                                                                               Im Rahmen von EMP 4.0 soll eine Cloud
                                                          Dabei steht der vollständige Exportprozess            dass eine gesamtheitliche Abdeckung des Ex-    aufgebaut werden, die alle exportbezogenen
                                                          vom Versender bis hin zum Zielhafen im                portprozesses gewährleistet ist. EMP 4.0 hat   Informationen an einer zentralen Stelle zur
                                                          Fokus der Betrachtung.                                eine Projektlaufzeit bis zum 31. März 2021.    Verfügung stellen soll      Foto: HHM/Hasenpusch

                                                          50    Schiff&Hafen | Oktober 2017 | Nr. 10
Maritime Informationsdienste auf der Basis von Satellitendaten
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