Marktkommentar November 2020 - Ultimo

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Marktkommentar November 2020 - Ultimo
Marktkommentar November 2020 - Ultimo
Nach einem anstrengenden und entbehrungsreichen Jahr im Zeichen einer globalen
Pandemie weichen im November die Unsicherheiten nach und nach zur Seite und
geben Anlass zur Hoffnung. Die Hoffnung auf einen Anfang vom Ende der
Pandemie, verbunden mit der Perspektive zur Rückkehr in ein Leben wie wir es
kennen. Der medizinische Fortschritt macht es möglich und im November zeigte sich
die Kraft, mit der dieser Fortschritt voranschreitet und neue Entwicklungen
hervorbringt. Noch nie konnten Impfstoffe in nicht einmal 12 Monaten entwickelt
werden und, zumindest zwei Impfstoffe, dürften eine Notfallzulassung mit hoher
Wahrscheinlichkeit noch in diesem Jahr erreichen.
Vor dem Hintergrund global steigender Todeszahlen und täglich über 600.000 neuer
Infektionen erschließt sich die Bedeutung dieser Entwicklung von selbst.
Die Kapitalmärkte reagieren im November, unserer Auffassung nach, in der
Hauptsache auf diese Meldungen der drei Unternehmen Pfizer / BionTech, Moderna
und AstraZeneca / Oxford. Alle drei Unternehmen überraschen durch hohe, nicht für
möglich gehaltene Effektivität in den Versuchsanordnungen und dürften der Anlass
für den positiven Monatsverlauf an den Kapitalmärkten darstellen.
Die Unsicherheiten chronologisch abarbeitend hätte die amerikanische
Präsidentschaftswahl vom 3.November zuerst genannt werden müssen! Es
erscheint uns mit einem Blick auf die Entwicklungen an den Kapitalmärkten aber
wahrscheinlicher, dass der medizinische Durchbruch, ein paar Tage nach der Wahl,
entscheidender sein dürfte.
Hinzukommt, dass Klarheit über den weiteren Weg der Politik in den USA erst im
Januar, nach den letzten Wahlen zum Senat, eintreten dürfte. Es besteht hier immer
noch die Möglichkeit einer demokratischen Senatsmehrheit und einem Durchregieren
der Administration Biden – das Stichwort heißt Steuererhöhungen!
Die Kapitalmärkte zeigten sich im November von ihrer starken Seite und lieferten
eine Vorlage für die Geschichtsbücher. Viele Aktienindizes erzielten deutlich
zweistellige Monatsgewinne und auch im Segment Anleihen konnten erfreuliche
Gewinne verbucht werden. Es erscheint, dass die Märkte die stark steigenden
Infektionszahlen und ansteigenden Todeszahlen im Moment ignorieren. Sie bauen
und vertrauen auf den Schutz der Impfstoffe, die Notenbanken und die fiskalische
Kraft der Regierungen. Diese drei fundamentalen Schutzmechanismen wirken und
unterstützen die Kapitalmärkte. Unter der Marktoberfläche zeigen sich diese Trends
seit einigen Wochen – zyklische Werte, Value Sektoren und mittlere und kleinere
Unternehmen beginnen Outperformance zu zeigen!
Hinzu kommt ein schwächerer USD auf breiter Ebene, nicht nur gegen den Euro! Ein
schwächerer USD wirkt wie ein globales Konjunkturprogramm und lässt einen
synchronen, globalen Aufschwung für das Jahr 2021 als mögliches Szenario
erscheinen.
Marktkommentar November 2020 - Ultimo
Märkte - Aktien
Chart: Globale Aktienmärkte

                                                                  Nikkei 15,04%

                                                                  DAX 15.01%

                                                                  Stoxx 600 13.72%

                                                                  MSCI Welt USD 12.82%

                                                                  Nasdaq 100 10.99%

                                                                  S&P 500 10.75%

                                                                  MSCI Schwellenländer 9.20%

                                                                  China Shanghai 5.18%

(Daten: Bloomberg Stand 30.November 2020)

Mit der politischen und medizinischen Unsicherheit auf dem Rückzug entwickelten
sich die globalen Aktienmärkte hervorragend. Alle Regionen zeigten mit der
Ausnahme Chinas und der Schwellenländer zweistellige Kurszuwächse. Entwickelte
Länder, gemessen am MSCI Welt (USD), stiegen 12.82% und performten
Schwellenländer deutlich aus, die 9.20% zulegen konnten. Unter der breiten
Marktoberfläche zeigten sich Entwicklungen, die schon in den letzten Wochen und
Monaten zu beobachten waren und im November ihre Fortsetzung fanden. In den
USA entwickelte sich die Nasdaq nur marginal besser als der S&P 500 und beide
konnten der Entwicklung des Russel 2000 (2000 kleine Unternehmen in den USA)
nicht folgen, der in USD über 18% zulegen konnte. Deutlich besser als der breite
Markt zeigten sich auch zurückgebliebene Sektoren wie der Banken – und
Energiesektor.
In Europa zeigte sich ein vergleichbares Bild, denn auch hier konnten mittlere und
kleiner Unternehmen besser abschneiden als der breite Stoxx 600. In Deutschland
dahingegen zeigte sich der MDAX (13,92% November 2020) leicht schwächer als der
DAX, der 15% zulegen konnte.
An der Spitze der Entwicklung der breiten Indizes stand im November der japanische
Aktienmarkt – wenn auch nur marginal. Relativ unbemerkt von der breiten
Öffentlichkeit stehen japanische Aktienwerte auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren.
Die Rotation in konjunktursensitive und value - orientierte Marktsegmente, wie auch
in mittlere und kleinere Unternehmen wurde im November etwas deutlicher sichtbar
und sollte mit dem Abflauen der politischen und medizinischen Unsicherheit weiteres
Potenzial besitzen.
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Anleihen
Chart: Verschiedene Regionen und Anlageklasse
Anleihen                                                     Schwellenländer Lokal 6.36%

                                                             Schwellenländer Unternehmensanleihen
                                                             High Yield 5.23%

                                                             Schwellenländer USD 5,11 %

                                                             Unternehmensanleihen High Yield Europa
                                                             4.51%

                                                             Unternehmensanleihen IG Welt
                                                             (Financials) 4.17%

                                                             EUR / USD 2.45 %

                                                             Schwellenländer Unternehmensanleihen IG
                                                             2.32%

                                                             Unternehmensanleihen IG Europa 1.09%

                                                             Unternehmensanleihen High Yield USA
                                                             0,59%

(Daten: Bloomberg Stand 30.November 2020)                    Unternehmensanleihen IG USA 0,38%

Die globalen Anleihemärkte profitierten im November        Staatsanleihen Deutschland -0,02 %
von der positiven medizinischen Nachrichtenlage und
Entspannung an der politischen Front in den USA. Pfizer, Moderna und AstraZeneca
/ Oxford berichten hohe Effizienzdaten ihrer Impfstoffe und warten nun auf ihre
Notfallzulassung. Nicht nur die Aktienmärkte handelten die deutliche Entspannung
und Hoffnung auf einen Anfang vom Ende der Pandemie, auch die Anleihemärkte
schritten auf ihrem eingeschlagenen Pfad der Erholung weiter voran. Neben diesen
Entwicklungen spielte auch ein deutlich schwächerer USD eine Rolle, zumindest für
den Komplex der Schwellenländeranleihen.
Die hohe Wirksamkeit des AstraZeneca / Oxford Impfstoffs ergänzt die positiven
Nachrichten die die Schwellenländer! AstraZeneca produziert einen großen Teil des
Impfstoffs in Indien, mit dem weltweit größten Hersteller, und ist hiermit in der Lage
große Mengen relativ schnell zu Verfügung zu stellen. Massenhafte Verfügbarkeit,
einfache Lagerhaltung und vorteilhafte, niedrige Preisgestaltung negieren die
Grundangst, dass Schwellenländer von der Schutzversorgung ausgeschlossen sein
könnten. Die Notfallzulassung des AstraZeneca Impfstoffs wird ein globaler „Game
Changer“ in der Bekämpfung der Pandemie sein!
In der Folge konnten Anleihen aus dem Bereich Schwellenländer deutliche
Kursgewinne verzeichnen und lokale Schwellenländeranleihen standen an der Spitze
der Entwicklung.
Marktkommentar November 2020 - Ultimo
Die Aussichten für Schwellenländer hellen sich entsprechend deutlich auf, auch für
das Segment Anleihen. Die Entwicklung im November stellt einen Anfang dar und
wird selbstverständlich nicht in diesem Tempo weiterverlaufen, doch die AstraZeneca
/ Oxford Medizinlösung ist für die Schwellenländer ein Meilenstein in der Bekämpfung
der Pandemie. Sie ermöglicht eine vergleichbare Quote an Schutzimpfungen für die
Bevölkerung, vergleichbar mit den entwickelten Ländern und Regionen.
Der EUR handelt gegen den USD weiterhin in seiner Handelspanne zwischen 1,1650
und 1,1950. Im Monatsverlauf steigt er gegenüber dem USD auf 1.1927 und versucht
aus der Handelsspanne auszubrechen.

Historische Märkte
Krisen im Chart vergleichen – S&P 500 Entwicklung vom Tief 2009 und 2020

                                       Blaue Linie S&P 500 im Jahr 2020 (Januar - September)

                                       Orange Linie S&P 500 im Jahr 2009 (Januar – Dezember)

(Daten Bloomberg Stand 30.November 2020)

Dieser neue Chart zeigt die Entwicklung des S&P 500 im Kalenderjahr 2009 und im
Kalenderjahr 2020.
In beiden Jahren erfolgten die Tiefpunkte im März des jeweiligen Kalenderjahres und
starteten eine markante Rally, die auch von Konsolidierungen und Pausen
gekennzeichnet wurde.
Update: 30.November 2020
2020 verläuft im großen Trend weiterhin entsprechend der Vorlage des Jahres 2009.
Kleinere Abweichungen bleiben bestehen! Nach der Vorlage sollte das Jahresende
leicht aufwärtsgerichtet sein, ohne große Jahresendavancen – mehr
Seitwärtsbewegung.
Stimmungsindikatoren
AAII US-Investor Sentiment
Befragung amerikanischer Privatinvestoren und ihrer Einschätzung zum Aktienmarkt
in den nächsten 6 Monaten.
Die Stimmungsindikatoren haben im November die steigenden Aktienkurse
wiedergegeben und die positiv gestimmten Privatanleger stiegen um fast 12
Indexpunkte. Zur gleichen Zeit reduzierte sich die Zahl der negativ eingestellten
Anleger um 7.82 Indexpunkte.
Historisch betrachtet zeichnen diese Zahlen eher ein sehr optimistisches bis
euphorisches Sentiment unter den Anlegern.
Ein Handeln in der seit Sommer bestehenden Handelspanne im S&P 500 dürfte in
den nächsten Wochen und in das Jahresende hinein wahrscheinlich sein. Ein
Überschießen der Aktienmärkte kann allerdings nicht ausgeschlossen werden und
dürfte diesen Indikator in ein veritables Korrektursignal einmünden lassen.
Update: 30. November 2020
AAII US Investor Sentiment Bullish Readings 47,25% (11.96 Punkte)
AAII US Investor Sentiment Bearish Readings 27,47% (-7.82 Punkte)
AAII US Investor Sentiment Neutral Readings 25,27% (-4.14 Punkte)
Volatilität
Chart Volatilität – VIX S&P 500

(Daten Bloomberg Stand 30.November 2020)

Die Aktienmarkt Volatilität fällt im November von einem Hoch von 38.02 zum
Monatsultimo Oktober auf 20.57 Indexpunkte.
Der Trend geht in Richtung Entspannung, ohne aktuell von Entspannung sprechen
zu können. Vertrauen in eine nachhaltige Unterstützung dieses Indikators würden wir
mit Werten unter 20 Indexpunkten annehmen.
Niveaus im Bereich 25 – 30 deuten eher Stress, als Entspannung an den Märkten
an.
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