Medienscouts an Schulen - Empfehlungen für die Ausbildung und Arbeit Claudia Kuttner - LernSax
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Medienscouts an Schulen LANDESAMT FÜR SCHULE UND BILDUNG Empfehlungen für die Ausbildung und Arbeit Claudia Kuttner 1
VORWORT die Initiative »Medienscouts in Sachsen«. In den kommen- den Jahren soll diese stetig wachsen. Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, Netzwerkarbeit und die Empfehlung, die Me- Wir nennen sie Digital Natives und meinen Kinder und Ju- dienscout-Arbeit bei der Entwicklung von schulischen Me- gendliche, die in Windeseile mit beiden Daumen zugleich dienbildungskonzepten mitzudenken, sind hierfür wichtige ihre Kurznachrichten schreiben, uns milde lächelnd unser Bausteine. Einen weiteren stellt mit vielen Informationen, neues Smartphone erklären und nicht verstehen, weshalb Materialien und Tipps nun dieser Leitfaden dar, der Schul- wir uns noch SMS schreiben. leitungen, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler dabei Kein Wunder: Sie wachsen ganz selbstverständlich mit digi- unterstützen soll, in der Schule ein Medienscout-Projekt zu talen Medien auf und haben deshalb keinerlei Berührungs- etablieren. ängste damit. Aber natürlich verfügen sie nicht per se über Medienkompetenz. Diese muss zunächst gefördert werden, Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Me- um junge Menschen zu stärken und zu unterstützen, da- dienscout-Initiativen! mit sie zum Beispiel durch unbekümmerte Nutzung sozia- ler Netzwerke, exzessives Computerspiel oder irreführende Fake News keinen Schaden nehmen. Schule ist dafür ein wichtiger Ort und zugleich eine gute Gelegenheit, Medienkompetenzförderung mit dem so ge- Angela Potowski nannten Peer-to-Peer-Ansatz zu verknüpfen: Kinder und Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) Jugendliche erwerben dabei nicht nur neue Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern geben diese auch an Mitschülerinnen und Mitschüler weiter. Das Potential, das sich daraus für die Schulgemeinschaft ergibt, kann nicht hoch genug ge- schätzt werden! Bilden wir also Kinder und Jugendliche zu Medienscouts aus und laden sie ein, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit anderen zu teilen – vielleicht sogar mit Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und Großeltern. VORWORT Inspiriert durch Medienscout-Projekte in zahlreichen ande- I mmer auf dem Laufenden: ren Bundesländern startete das Referat Medienbildung und Medienscout-Aktivitäten in Sachsen Digitalisierung des Landesamtes für Schule und Bildung 2019 2
MEDIENSCOUTS & »ICH MÖCHTE EINFACH, DASS SICH AN UNSERER SCHULE ETWAS ÄNDERT. SCHULKULTUR ICH HAB DA NICHT MEHR VIEL VON, SEHE DAS ABER ALS MEINEN AUFTRAG Kinder und Jugendliche engagieren sich in ihrer Freizeit in FÜR DIE GENERATIONEN NACH MIR AN.« ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern. Warum sie das Medienscout, 17 Jahre tun, hat viele Gründe: den eigenen Interessen nachgehen und diese vertiefen, neue Erfahrungen sammeln, in der Gruppe gen und Lehrkräfte seitens Politik und Wissenschaft nicht ten Lernprozesse, erstellen selbst Konzepte und arbeiten aktiv sein, Verantwortung übernehmen und etwas bewegen lange auf sich warten ließen. Zahlreiche wichtige Maßnah- miteinander, um die zu unterstützen, denen sie täglich an wollen. Dass auch Schule einen wichtigen Aktionsraum für men zur Förderung von Medienkompetenz fanden so ihren ihren Schulen begegnen. freiwilliges Engagement darstellt, wird nicht zuletzt anhand Anstoß. Was hierbei allerdings auffällt ist, dass Kinder und Über die Förderung von Medienkompetenz hinaus gestalten vieler Erfahrungsberichte deutlich. Diese zeigen eindrucks- Jugendliche fast ausschließlich Zielgruppe dieser Maßnah- Medienscouts dabei oft auch maßgeblich Schulentwick- voll, wie Kinder und Jugendliche anderen im Rahmen von men sind: Sie sollen lernen, was von pädagogischen Fach- lungsprozesse mit: So sind sie nicht selten an der Formulie- Nachhilfe- und Streitschlichtungsprogrammen helfen, wie kräften vorab methodisch-didaktisch aufbereitet wurde, rung von schulischen Medienbildungskonzepten beteiligt, sie sich bundesweit für den Klimaschutz und gegen Diskri- und bestenfalls weisen sie ihre neu erworbenen Kenntnisse initiieren neue Kommunikations- und Kooperationsstruktu- MEDIENSCOUTS & SCHULKULTUR minierung einsetzen, wie sie Veranstaltungen für den guten und Fertigkeiten auch nach – die Idee des »Internetführer- ren, liefern wichtige Impulse für Diskussionen der medialen Zweck organisieren, das Schulhaus gestalten und Schüler- scheins« sei hier stellvertretend benannt. Ausstattung und tragen durch ihre zahlreichen Aktivitäten firmen gründen. zu einer lebendigen Außenwirkung von Schulen bei. Mit dem Medienscout-Konzept wird diesem gängigen schu- Medienscout-Arbeit ist dem gegenüber ein vergleichsweise lischen Verfahren des Lehrens und Prüfens etwas gegenüber- Um das Potential, das der Medienscout-Arbeit inne- junges Handlungsfeld, das einmal mehr Themen aufgreift, die gestellt: Als »Medien-Coaches«, »Handy-Scouts«, »Schüler- wohnt, entfalten zu können, sollte all dem Raum gege- außerhalb von Schule »passieren« und – wie und warum auch? MedienLotsen«, »Netzgänger«, »Digitale Helden« usw. treten ben werden. Weder sollte ein Medienscout-Projekt als – vor Schule keinen Halt machen: Es geht um die zunehmende Kinder und Jugendliche nicht nur als Lernende, sondern auch dekoratives Aushängeschild für eine vermeintlich parti- Bedeutung digitaler Medien für alle Lebensbereiche und da- als Lehrende auf – gegenüber anderen Kindern und Jugend- zipative Schulentwicklung herhalten müssen noch sollte mit um einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. lichen und nicht selten auch gegenüber ihren Lehrkräften. die Arbeit von Medienscouts auf präventive Tätigkeiten Diesen Wandel mitzugestalten, ist auch Aufgabe von Schule, Sie formulieren die Agenda, teilen ihr Wissen mit anderen, à la »Medienpolizei der Schule« oder »verlängerter Arm weshalb Konzeptpapiere und Empfehlungen für Schulleitun- bringen ihre Erfahrungen und Perspektiven ein. Sie gestal- des Lehrerzimmers« reduziert werden. Damit würde man eine große Chance verschenken: nämlich Schulkultur mit engagierten Kindern und Jugendlichen gemeinsam »ALSO SCHÜLER SOLLEN LERNEN. ABER WARUM KÖNNEN SCHÜLER NICHT zu gestalten. AUCH WAS MACHEN? UND DAS NICHT NUR ALS AUSHÄNGESCHILDPROJEKT!« Schülerin, 17 Jahre 3
HINWEISE ZUR NUTZUNG DES LEITFADENS Jede Schule ist ein bisschen anders – entsprechend variieren auch die Motive und Bedingungen für die Ausbildung und Arbeit von Medienscouts. Vor diesem Hintergrund sind die Hinweise im vorliegenden Leitfaden als Anregungen zu ver- stehen, die im Bemühen formuliert wurden, ein möglichst breites Spektrum an Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Verlinkungen innerhalb des Gern kann der Leitfaden ausgedruckt werden. Die Entschei- dung, ihn ausschließlich als PDF anzubieten, resultiert aus Leitfadens sind der Fülle der integrierten Links. Diese führen entweder auf rot hervorgehoben. relevante Aspekte innerhalb dieses Dokuments oder aber verlinken auf weiterführende Informationen im Internet. Die Auslagerung einiger Informationen wie Material- und Online-Verlinkungen sind Linksammlungen hat den Vorteil, diese langfristig aktuell gekennzeichnet durch halten zu können, ohne den Leitfaden regelmäßig neu auf- und blau hervorgehoben. HINWEIS ZUR NUTZUNG legen zu müssen. Damit man den Leitfaden ein bisschen wie eine Website nutzen kann, ruft man ihn mit Tablet, Laptop oder PC am besten im Vollbildmodus auf. Um sich zwischen den Seiten dynamisch bewegen zu können, wurden ergänzend zu den bereits beschriebenen Verweisen auch sämtliche Punkte in der Inhaltsübersicht sowie die Menüpunkte am oberen Seitenrand mit den entsprechenden Kapiteln verlinkt. Mit einem Klick auf das Menüsymbol oben links, gelangt man zudem stets zurück zur Inhaltsübersicht. 4
ED ME DIENSCOUTS NG AUSBILDUN G INHALTE INHALTE REKRUTIERUNG R EKRUTIERUNG KONTINUITÄT K ONTINUITÄT NETZWERKEN N ETZWERKEN RECHTLICHES R ECHTLICHES 1 »MEDIENSCOUTS«: 4 REKRUTIERUNG: Was genau ist das eigentlich? Kinder und Jugendliche für die Medienscout-Arbeit begeistern ................................... S. 19 ↪ 1.1 Peer-Education ........................... S. 06 ↪ 1.2 Arbeitsbereiche von Medienscouts ......... S. 07 ↪ 1.3 Ohne Ausbildung geht es nicht ............ S. 08 2 AUSBILDUNG: 5 KONTINUITÄT: Die Medienscout-Ausbildung planen Medienscouts an Schulen langfristig etablieren ↪ 2.1 Ausgangssituation & Ziele bestimmen ...... S. 09 ↪ 5.1 Das Team im Blick ........................ S. 20 ↪ 2.2 Ausbildungsweg wählen .................... S. 10 ↪ 5.2 Werbung .................................. S. 21 ↪ 2.3 Personelle Unterstützung finden ........... S. 12 ↪ 5.3 Schulinterne Legitimierung und ↪ 2.4 Finanzierung klären ...................... S. 13 Verankerung der Medienscouts ............. S. 22 INHALTSVERZEICHNIS 3 INHALTE: 6 NETZWERKEN: 7 RECHTLICHES: Themen, Methoden und Materialien Netzwerke bilden Rechtliche und ausbauen Grundlagen & ↪ 3.1 Themen & Methoden ........................ S. 14 ........... S. 23 Vereinbarungen ↪ 3.2 Materialien finden ........................ S. 15 ........... S. 24 ↪ 3.3 Materialien erstellen und remixen ........ S. 17 ↪ 3.4 Materialien teilen ....................... S. 18 5
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 1 » MEDIENSCOUTS«: WAS GENAU Peer-to-Peer-Projekte sind darüber hinaus zumeist mit um- fangreichen Lernprozessen verknüpft: Indem Kinder und IST DAS EIGENTLICH? Jugendliche in die Rolle von Lehrenden bzw. Lernbeglei- ter_innen versetzt werden, festigen sie vorhandene Kennt- nisse, bauen Wissen aus und erwerben vielfältige soziale Medienscouts sind in der Regel Schüler_innen der Mit- Kurzum: Medienscouts sind ein gutes und kommunikative Kompetenzen (z. B. im Team arbeiten, tel- und Oberstufe, die ein persönliches Interesse am Um- Beispiel dafür, dass Kinder und Ju- Anliegen formulieren). Zudem sammeln sie wertvolle Er- gang und der Auseinandersetzung mit (digitalen) Me- gendliche Schulentwicklungsprozesse fahrungen mit Blick auf kreative Teilhabe, demokratische dien haben und sich nach entsprechender Ausbildung nicht nur mittragen, sondern durch Prozesse und Selbstwirksamkeit. Für all das braucht es je- zumeist außerhalb des Unterrichts im Kontext Medienkom- vielfältige Impulse auch initiieren doch auch Raum zum Ausprobieren – Unterrichtskontexte, petenzförderung freiwillig engagieren. Die Arbeitsbereiche und gestalten. die mit Leistungsdruck und Notengebung verknüpft sind, von Medienscouts variieren dabei zum Teil stark und können eignen sich dafür nur bedingt. auch über Aktivitäten an der eigenen Schule hinausreichen. 1.1 Peer-Education Wie sieht die Medienscout-Arbeit in Medienscout-Arbeit verfolgt i. d. R. einen so genannten Peer- anderen Regionen Deutschlands aus? Medienscouts sind… to-Peer-Ansatz: Peer steht für »Gleichaltrige« bzw. »Gleiche« – Übersicht: Medienscout-Konzepte in entsprechend ist Peer Education eine Methode, bei der aus- anderen Bundesländern …Ansprech- und Vertrauenspersonen gebildete Kinder und Jugendliche mit anderen Kindern und für verschiedene Zielgruppen Jugendlichen in eine Lehr-Lern-Beziehung treten, dabei … Fortbildende für diverse Themen rund um Neues beibringen und unterstützen, das aktuelle Handeln zu (digitale) Medien reflektieren. Als fast Gleichaltrige und Gleichgesinnte spre- … Sprachrohr für Anliegen der Schülerschaft chen Peers die gleiche Sprache, teilen gemeinsame Codes (in dieser Funktion verweisen sie auf bisher womöglich und nutzen ähnliche Medien. ungehörte Bedarfe und Ideen) … Unterstützende beim Einsatz von Medien im Für die Peer-to-Peer-Arbeit ergeben sich einige Vorteile: Unterricht sowie der Ausgestaltung schulischer Veran- → Die Kommunikation kann »auf Augenhöhe« erfolgen. MEDIENSCOUTS staltungen und Konzepte → Medienscouts können sich aufgrund des geteilten Er- … Beratende zu Fragen der Mediennutzung und damit fahrungsraums besser in »ihresgleichen« hineinverset- verbundenen Potentialen und Herausforderungen für zen und so die Anliegen anderer Kinder und Jugend- Schule und Bildung licher tatsächlich nachvollziehen. … Multiplikatorinnen & Multiplikatoren → Die Hemmschwelle, Probleme gegenüber Gleichaltri- für relevante medienbezogene Inhalte, die im Schulall- gen anzusprechen, ist oft geringer. Das erleichtert die Medienscouts der Theodor-Storm-Schule Husum klären im tag sonst weniger Platz finden Auseinandersetzung und Bearbeitung. Workshop über Kettenbriefe auf. (Foto: Lisa Severin) 6
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 1.2 Arbeitsbereiche von Medienscouts Große Ziele sind toll – zu viel sollte sollten oder bei Interesse auch ausgeweitet werden können. man sich zu Beginn der Medienscout- Insbesondere für größere Gruppen könnte auch eine Auf- Alles, was mit Medien zu tun hat, ist potentiell auch für Arbeit jedoch nicht vornehmen, damit teilung nach Kompetenzbereichen hilfreich sein (z. B. Work- Medienscouts relevant. Welche konkreten Themen im Rah- es nicht zu Überforderungen kommt und shop-Team, Team Technischer Support, Team Grundschule). men welcher Formate bearbeitet werden, ist dabei vom In- das Team langsam zusammenwachsen kann. Das kann entlasten und zugleich den Fokus auf spezifische teresse und der Größe der jeweiligen Medienscout-Gruppe Interessen und Stärken der Medienscouts ermöglichen (z. B. abhängig. Mitunter kann das Spektrum an Angeboten so Nach der Ausbildung ist es ratsam, sich zunächst auf we- eine bevorzugte Auseinandersetzung mit technischen As- auch deutlich über das Konzept peer-to-peer hinausgehen nige Arbeitsbereiche und Zielgruppen zu konzentrieren, pekten oder die Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen). und weitere Zielgruppen ansprechen: hierbei Erfahrungen zu sammeln und einen Fundus an Ma- terialien aufzubauen. Die sukzessive Ausweitung der Arbeit Medienscouts sind eine große Bereiche- → technischer Support für Lehrkräfte beim Einsatz von geschieht dann je nach Interessen der Medienscouts und rung für Schulen. Ihre Arbeit sollte Medien im Unterricht Bedarfen an der Schule ganz automatisch. jedoch stets in ein umfassenderes Kon- → Workshops und Sprechstunden für Mitschüler_innen zept eingebunden sein. Die Herausfor- zu unterschiedlichen Themen Bereits länger bestehende Medienscout-Gruppen sollten derungen, die sich im Kontext Medien- → (Mikro-)Fortbildungen für Lehrkräfte zum Medienein- gelegentlich reflektieren, ob die bisherigen Arbeitsfelder bildung stellen, können und sollten satz im Unterricht oder zu anderen medienbezogenen angesichts der zeitlichen Ressourcen ggf. reduziert werden sie nicht allein stemmen müssen. Themen → administrative Aufgaben (z. B. Wartung und Adminis tration von Soft- und Hardware, Organisation und Be- treuung des Technikverleihs) → Mitarbeit an Konzepten zur medienbezogenen Schul- entwicklung → Organisation von Ausstellungen zu medienbezogenen Themen (z. B. »Faszination Computerspiele«) → Unterstützung bei schulbezogenen Veranstaltungen (z. B. Tag der offenen Tür, Schulentwicklungstag) MEDIENSCOUTS → Gremienarbeit (z. B. Mitarbeit im Medienausschuss) → Info-Veranstaltungen und Fortbildungen für Eltern (z. B. Elternabende zu medienbezogenen Themen) → schulexterne Workshops für Schüler_innen anderer Schulen (z. B. an Grundschulen, im Schulverbund) → Fortbildungen für ältere Erwachsene (z. B. Angebote an der Volkshochschule, Fortbildungen für Großeltern) Foto: CC-BY 4.0 Social Web macht Schule gGmbH 7
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 1.3 Ohne Ausbildung geht es nicht Wenn von Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang Die Kulturministerkonferenz (KMK) formuliert in ihrer Strategie Bildung in der digitalen Welt sechs Kompetenz- mit digitalen Medien die Rede ist, fällt häufig der Begriff bereiche, die es im Laufe der Schulzeit zu fördern gelte (nicht nur in Bezug auf digitale Medien): »Digital Natives«. Nicht selten ist dieser mit der Annahme assoziiert, dass mit dem Aufwachsen in einer Welt, die ohne Internet kaum denkbar erscheint, zugleich der beiläufige Er- Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren Analysieren und Reflektieren werb einer umfänglichen Medienkompetenz verknüpft ist. Dem muss allerdings widersprochen werden: Kinder und • Suchen und Filtern • Medien analysieren und bewerten Jugendliche, die häufig digitale Medien nutzen, eignen sich • Auswerten und Bewerten • Medien in der digitalen Welt verstehen und in der Regel zwar viele Kenntnisse und Fertigkeiten an, die • Speichern und Abrufen reflektieren für die konkrete Nutzung relevant sind, Medienkompetenz umfasst aber weit mehr als das – und vieles davon lernt man eben nicht nebenbei... Schützen und sicher Agieren Produzieren und Präsentieren Kinder und Jugendliche, die sich als Medienscouts engagie- • Sicher in digitalen Umgebungen agieren • Entwickeln und Produzieren ren möchten, sollten also zunächst in ihrer eigenen Medien- • Persönliche Daten und Privatsphäre schützen • Weiterverarbeiten und Integrieren kompetenz gefördert werden, bevor sie andere unterstüt- • Gesundheit schützen • Rechtliche Vorgaben beachten zen und beraten. Empfehlungen dazu werden etwa in der • Natur und Umwelt schützen KMK 2016, S. 16-19 (eigene Darstellung) KMK-Strategie formuliert (Übersicht rechts). Zudem sind Medienscouts bestenfalls auch didaktisch-methodisch ge- schult und in der Lage, in verschiedenen sozialen Situatio- Kommunizieren und Kooperieren Problemlösen und Handeln nen sicher aufzutreten. • Interagieren • Technische Probleme lösen Die folgenden Kapitel beschäftigen sich daher ausführlich • Teilen • Werkzeuge bedarfsgerecht einsetzen mit der Ausbildung von Medienscouts sowie mit Materia- • Zusammenarbeiten • Eigene Defizite ermitteln und Lösungen suchen MEDIENSCOUTS lien für die Ausbildung, aber auch für die spätere Arbeit. • Umgangsregeln kennen und einhalten (Netiquette) • Digitale Werkzeuge und Medien zum Lernen, • An der Gesellschaft aktiv teilhaben Arbeiten und Problemlösen nutzen Die Ausbildung von und Zusammenarbeit • Algorithmen erkennen und formulieren mit Medienscouts ist idealerweise ein wechselseitiger Lehr-Lern-Prozess, in dem sämtliche Beteiligten von der Ex- Konzeption »Medienbildung und Digitalisierung in der Schule« – Konkretisierung der Strategie der pertise ihres Gegenübers profitieren. KMK durch das Sächsische Staatsministerium für Kultus (SMK) 8
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 2 AUSBILDUNG: DIE MEDIENSCOUT–AUSBILDUNG PLANEN 2.1 Ausgangssituation & Ziele bestimmen für Kinder und Jugendliche zu schaffen, um jugendli- Rahmenbedingungen identifizieren che Medienwelten besser kennenzulernen und einzu- Zwei Fragen sind für das Medienscout-Konzept einer Schule beziehen, um Lehrkräfte zu entlasten, um die Eltern- Medienbildung: Welche Angebote und Initiativen → entscheidend: arbeit auszubauen) gibt es an der Schule schon? Welcher Bedarf besteht → Inwiefern könnte die Medienscout-Arbeit unsere Schule → Welche Ziele möchten wir vor diesem Hintergrund mit darüber hinaus? Könnte die Medienscout-Arbeit eine bereichern? (Motivation & Ziele) Blick auf Zielgruppen und Arbeitsbereiche verfolgen? sinnvolle Ergänzung darstellen? → Welche Voraussetzungen sind an unserer Schule vor- → Welche Rolle könnten Medienscouts im Digitalisierungs- Partizipation: Welche Möglichkeiten gibt es für → zufinden? (Rahmenbedingungen) prozess der Schule spielen? Inwiefern könnte durch den Kinder und Jugendliche bereits, um an der Gestaltung Einbezug von Medienscouts die Sichtweise von Kindern der Schule mitzuwirken? Welche Erfahrungen wur- Beide Fragen werden idealerweise von Lehrkräften und inte- und Jugendlichen in Diskussionen um Schulentwick- den damit gemacht? Wurde in der Vergangenheit der ressierten Kindern und Jugendlichen gemeinsam diskutiert, lung zukünftig stärker berücksichtigt werden? Ruf nach erweiterten Möglichkeiten der Teilhabe laut? um schon in der Konzeptionsphase die verschiedenen Pers- Würde die Schulleitung diese Initiative unterstützen? pektiven zu berücksichtigen. Die Antworten liefern wertvolle Um zu diesen Fragen ein möglichst personelle Ressourcen: Können sich Lehrkräfte → Hinweise etwa für die Wahl des Ausbildungsformats, für breites Stimmungsbild und viele Ideen und andere schulische Mitarbeitende (der Schule oder die Team-Zusammenstellung und die anvisierten Arbeits- einzuholen, lohnt es, auch jene zu im Schulverbund) vorstellen, die Medienscout-Arbeit bereiche. – Gibt es beispielsweise niemanden an der Schule, befragen, die im Schulalltag bisher zu begleiten oder auch inhaltlich anzuleiten? Zeigen der die Ausbildung durchführen könnte, so sollte externe weniger extrovertiert in Erscheinung Schüler_innen bereits Interesse an der Medienscout- Unterstützung hinzugezogen werden. Ist Cybermobbing an treten. Schulentwicklung ist schließ- Arbeit? Gibt es Möglichkeiten, die Ausbildung und Ar- der Schule immer wieder eine Herausforderung, sollte dies lich eine Gemeinschaftsaufgabe! beit mit anderen Initiativen (z. B. Schülervertretung, auch ein Thema der Medienscout-Arbeit sein… Methodisch könnten zum Beispiel Frage- Streitschlichtung, Konfliktlotsen) zu verbinden? Ist eine bögen und Kurz-Interviews eingesetzt Zusammenarbeit mit engagierten Eltern denkbar? werden. Dieses Vorhaben wäre nicht strukturelle Voraussetzungen: Ließe sich → AUSBILDUNG Motivation & Ziele formulieren nur eine sinnvolle Initiative inner- die Medienscout-Arbeit als Ganztagsangebot, Arbeits- halb einer Projektwoche, sondern auch gemeinschaft, Projekt oder Wahlpflichtfach umsetzen? → Warum sollte es auch an unserer Schule Medienscouts ein spannendes Unterrichtsprojekt mit Steht ein Raum für regelmäßige Ausbildungs- und Ar- geben? (z. B. um für medienbezogene Herausforderun- großem Alltagsbezug und -nutzen! beitstreffen oder auch Sprechstunden zur Verfügung? gen zu sensibilisieren und diese gemeinsam zu bearbei- Wie ist dieser medientechnisch ggf. ausgestattet? Wie ten, um neue schulische Partizipationsmöglichkeiten steht es um finanzielle Ressourcen für Projektarbeit? 9
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 2.2 Ausbildungsweg wählen Zeitlicher Umfang der Ausbildung Die Ausbildungskonzepte für Medienscouts variieren von Ob regelmäßige Treffen oder intensive Workshops inner- Schule zu Schule. Grob kann man zwischen der schulin- halb kurzer Ausbildungsphasen: Die zeitlichen Ressourcen ternen und der schulexternen Ausbildung unterscheiden: der schulinternen und -externen Ausbilder_innen und die Schulintern wird diese häufig im Rahmen von Ganztags- der Kinder und Jugendlichen sind gleichermaßen im Blick angeboten, Arbeitsgemeinschaften oder Projektwochen durch engagierte Lehrkräfte(-Teams), durch andere schuli- sche Mitarbeitende und/oder erfahrene Medienscouts der Schule realisiert. Dies setzt allerdings entsprechende per- Regelmäßige sonelle Ressourcen voraus. Zudem sollten vorab Fortbildun- Ausbildungstreffen gen eingeplant werden, in denen inhaltlich und methodisch (z. B. wöchentliche Treffen) auf die Medienscout-Ausbildung vorbereitet wird. innerhalb eines definierten Kann das nicht geleistet werden oder wird aus anderen Grün- Zeitraums den (z. B. einer einheitlichen Landesinitiative) ein alternatives (z. B. über ein Schulhalbjahr hinweg oder bis zu den Foto: CC-BY 4.0 Social Web macht Schule gGmbH Konzept bevorzugt, bieten sich Möglichkeiten einer (ergän- Herbstferien) zenden oder umfänglichen) schulexternen Ausbildung an: zu behalten. Bei der Terminfindung sind beispielsweise zu etwa durch Einrichtungen, Initiativen und Freiberufliche mit berücksichtigen: Prüfungs- und Korrekturzeiträume, Ferien, medienpädagogischer Ausrichtung. – Unabhängig davon, ob fixe Termine konkurrierender Ganztagsangebote, AGs und schulexterne Fachkräfte bei der Ausbildung nur unterstüt- Kombination der Gremiensitzungen sowie die Fahrpläne der Schulbusse. Das zen oder sie diese vollständig durchführen, bleibt mindestens beiden Modelle gilt selbstverständlich auch für die späteren Medienscout- eine Begleitperson aus dem Schulteam jedoch unerlässlich! Arbeitstreffen. Idealerweise nimmt sie ebenfalls an der Ausbildung teil und kann anschließend über die organisatorische Unterstützung Einige Schulen realisieren die Ausbil- hinaus auch Ansprechperson für inhaltliche Fragen sein. dung innerhalb des Profilunterrichts. Intensiv-Workshops Diese Entscheidung sollte jedoch sorg- (z. B. an 3 Wochenenden oder in einer Projektwoche) Die Ausbildungslandschaft ist bunt: fältig abgewogen werden, da dadurch und anschließende Workshops zur AUSBILDUNG Einige Bundesländer setzen auf lan- insbesondere der außerunterrichtliche Auffrischung oder Vertiefung desweite Programme, andere zeichnen Charakter des Projekts und die jahr- (z. B. ein Wochenende pro Schulhalbjahr sich durch vielfältige einzelschul- gangsübergreifende Team-Arbeit ver- oder nach Bedarf) spezifische Konzepte aus. loren gehen. Sobald durch Zensuren Übersicht: Medienscout-Ausbildung Leistungsdruck im Spiel ist, kann zu- in verschiedenen Bundesländern dem der Peer-to-Peer-Ansatz leiden. 10
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES Inhaltlicher Umfang der Ausbildung Zielgruppe der Ausbildung auch noch aktiv werden können. – Darüber hinaus ist zu überlegen, ob die Medienscouts ein eigenständiges Team Die inhaltliche Gestaltung der Ausbildung sollte neben ei- Kein Medienscout-Team gleicht dem anderen. Oft wachsen stellen oder vereinzelt auf Klassenebene arbeiten sollen. Kurz- nigem Grundlagenwissen unbedingt die Interessen der zu- die Strukturen ganz natürlich und idealerweise gilt: Wer oder langfristig könnte auch eine Verknüpfung mit bzw. eine künftigen Medienscouts sowie die spezifischen Bedarfe der sich engagieren möchte, sollte das auch dürfen. Vor dem Erweiterung von bestehenden schulischen Projektgruppen Schüler_innen und Lehrkräfte berücksichtigen. Anwerben zukünftiger Medienscouts lohnt es dennoch, mit (z. B. Konfliktlotsen) praktikabel sein. Im Falle einer ausschließlich schulinternen Ausbildung kann Blick auf Größe und Altersstruktur einige Vorüberlegungen ebenso von Bedeutung sein, was von den Beteiligten zu- zu treffen (ohne jedoch individuelle Lösungen auszuschlie- nächst ohne großen Aufwand »bedient« werden kann: Nicht ßen). So kann sich die Frage der Limitierung der Personen- An den meisten Schulen startet die selten bringen Jugendliche und Lehrkräfte schließlich be- anzahl (z. B. 2 Medienscouts pro Klasse, insgesamt max. 15 Ausbildung ab der 7. oder 8. Klasse reits eine hohe Expertise in einem bestimmten Themengebiet Medienscouts) dringlich stellen, wenn die Medienscouts oder später – über wesentlich jüngere mit. Wenn die Ausbildung durch schulexterne Fachkräfte beispielsweise von nur einer Lehrkraft ausgebildet und be- Medienscouts liegen dagegen bisher durchgeführt oder ergänzt wird, können darüber hinaus gleitet werden können oder aber nur ein kleiner Arbeitsraum nur wenige Erfahrungsberichte vor. auch deren inhaltliche Schwerpunkte (z.B. aktive Medien- zur Verfügung steht. Ebenso können Altersempfehlungen In Sachsen wird in einem Modellpro- arbeit, Sucht-Prävention) das Themenspektrum bereichern. sinnvoll sein: Liegt der Arbeitsschwerpunkt auf Workshops jekt u. a. erprobt, inwiefern sich das für jüngere Klassen und Lehrkräfte könnte dies sehr junge Peer-to-Peer-Konzept auch schon für Auf der Grundlage der ermittelten Interessen, Bedarfe und Medienscouts überfordern. Endet die Schulzeit mit der 10. Grundschulkinder eignet. ggf. Vorkenntnisse können schließlich das Themenspektrum Klasse, sollte die Medienscout-Ausbildung spätestens mit mehr erfahren und die angestrebten Angebotsformate abgesteckt und die der 9. Klasse starten, damit die ausgebildeten Medienscouts Ausbildung entsprechend strukturiert werden. Das gewählte Ausbildungskonzept sollte gelegentlich auf den Prüfstand ge- stellt werden – insbesondere wenn Me- dienscout-Gruppen schon länger be- stehen: Sind Ausbildungsformat und zeitlicher Umfang noch passend? Soll- AUSBILDUNG ten im Verlauf des Schuljahres mehr Workshops zur Auffrischung und in- haltlichen Vertiefung stattfinden? Ist eine Ausweitung des Themenspektrums sinnvoll? Funktioniert die Zusammen- setzung des Teams? usw. 11
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 2.3 Personelle Unterstützung finden Schulexterne Unterstützung Schulinterne Unterstützung Nachdem geklärt ist, welcher Ausbildungsweg besonders In vielen Bundesländern gibt es zentrale Ansprechperso- Auch im Fall einer Ausbildung durch schulexterne Fach- passend erscheint, gilt es, die geeignete personelle Unter- nen für die Koordination der Medienscout-Ausbildung. Die kräfte bedarf es an Schulen mindestens einer Begleitperson stützung zu finden. Das gilt sowohl für die Ausbildung durch wichtigste Anlaufstelle in Sachsen ist das Landesamt für oder besser: eines kleinen Teams zur Unterstützung. geschulte außerschulische Fachkräfte als auch bei schulin- Schule und Bildung (LaSuB). → bei der Organisation (zeitliche und räumliche Koordi- ternen Ausbildungskonzepten und der Betreuung nach der nation der Ausbildung durch schulexterne Fachkräfte, Ausbildung. Räume aufschließen, Gruppen-Treffen terminieren, Angela Potowski schulinterne Workshops verbindlich vereinbaren, Finan- medienscouts@lasub.smk.sachsen.de zierungsfragen, …) → als Fürsprecher_in im Kollegium bzw. gegenüber der Schulleitung Die konkrete Umsetzung einer schulexternen Ausbildung → als Vertrauensperson bei problematischen Fällen oder kann zum Beispiel durch medienpädagogische Einrichtungen Unsicherheiten und freiberufliche medienpädagogische Fachkräfte erfolgen. → für konstruktives Feedback und motivierende Worte Neben einer Lehrkraft bzw. einem Lehrkräfte-Team, das die Übersicht über medienpädagogische Ausbildung der Medienscouts ganz oder anteilig realisiert, Ansprechpersonen für die Ausbil- können z.B. folgende Personengruppen die Medienscout- dung von Medienscouts in Sachsen Arbeit an der Schule unterstützen: → Vertrauenslehrkraft bzw. Beratungslehrkraft → sozialpädagogische Fachkräfte Darüber hinaus können für spezifische Ausbildungsinhalte → erfahrene Medienscouts auch weitere (pädagogische) Fachkräfte für Vorträge und → Mitglieder der Schülervertretung oder anderer Projekte Workshops angefragt werden, zum Beispiel: (z. B. Konfliktlotsen) → Polizei → Integrationsbeauftrage → Verbraucherzentrale → Praxisberater_innen AUSBILDUNG → Jugendzentren und Jugendschutzeinrichtungen → junge Erwachsene, die an der Schule derzeit ein Freiwil- → Eltern und ehemalige Schüler_innen mit fachlicher Ex- liges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst pertise im Medienbereich absolvieren → ehemalige Medienscouts → Studierende, die gerade ein Schulpraktikum absolvieren Foto: CC-BY 4.0 klangumfang | → Expert_inn_en im Schulverbund oder an der Schule ein Medien-Praxisprojekt im Rah- Büro für Medien und Kultur → Studierende men einer Qualifikationsarbeit durchführen möchten 12
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 2.4 Finanzierung klären Potentielle Finanzierungsquellen: Einige Medienscout-Konzepte setzen ergänzend auf eine → Staatliche Mittel zur Umsetzung von Ganztagsange- Kostenbeteiligung durch die Medienscouts. Der Eigenbe- Ganz ohne Geld geht es nicht. Das gilt in besonderem Maße boten (GTA), Arbeitsgemeinschaften und Projekten trag sollte jedoch möglichst gering gehalten werden und für die Ausbildung durch schulexterne Fachkräfte, aber auch → Eigenmittel der Schule (Qualitätsbudget) sich auf die anteilige Finanzierung team-bildender Maß- dann, wenn die Ausbildung und Arbeit schulintern von Lehr- → Landesmittel (z. B. Landesmedienanstalt) nahmen beschränken. kräften oder anderen schulischen Mitarbeitenden durchge- → Stiftungen führt und begleitet wird. → Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene → Schulförderverein oder Ehemaligenverein Anträge zur Finanzierung von Ganz- Die Frage der Finanzierung stellt sich zudem im Zusam- → Spenden von Betrieben (Geld oder Sachmittel, z. B. tagsangeboten (GTA) an sächsischen menhang mit der Anschaffung von Arbeitsmaterialien (z. B. Hardware oder Möbel für ein Medienscout-Büro) Schulen können bei der Sächsischen Stifte, Zeitschriften-Abos, Hard- und Software), der Pro- → Spenden (Krankenkassen, Stadtwerke, Sparkasse, …) Aufbaubank jeweils bis 28. Februar duktion von Werbematerialien (z. B. Flyer, Poster, T-Shirts, → Einnahmen durch schulexterne Workshop-Angebote (z. B. für das kommende Schuljahr gestellt ggf. Website-Kosten) sowie hinsichtlich der Finanzierung in benachbarten Grundschulen, an der Volkshochschule) werden. von team-bildenden Maßnahmen und Reisetätigkeiten (z. B. → Preisgelder (Teilnahme an Wettbewerben) Workshops außerhalb der Schule, Netzwerktreffen, Fortbil- → Fördergelder für Kooperationen von schulischer und mehr erfahren dungsbesuche). außerschulischer Medienbildung AUSBILDUNG Medienscouts gestalten einen Info-Abend für Eltern im Talk Show-Format. Foto: MedienScouts Neumünster-Brachenfeld (nicht frei lizenziert) 13
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 3 I NHALTE: THEMEN, METHODEN UND MATERIALIEN 3.1 Themen & Methoden Inhaltliche Schwerpunkte Empfehlenswertes Grundlagenwissen Entsprechend der unterschiedlichen Schwerpunkte der Me- Medienscouts beschäftigen sich zum Beispiel mit: Unabhängig von der Schwerpunktsetzung sollten Medien- dienscout-Arbeit variieren auch die Inhalte der Ausbildung. → Social Media & Online Communitys scouts für einen rechtssicheren Umgang mit Materialien Abgesehen von einigen fachlichen und methodischen Grund- → Smartphones & Apps gerüstet werden und diese Hinweise auch an Workshop- lagen sind für das inhaltliche Spektrum der Ausbildung vor → Selbstdarstellung, Datenschutz & Privatsphäre im Netz Teilnehmende weitergeben können. Das Kopieren, Weiter- allem die Interessen der zukünftigen Medienscouts sowie → (Cyber-)Mobbing leiten, Produzieren und Veröffentlichen von Inhalten zählt die schulspezifischen Bedarfe entscheidend. Darüber hinaus → Gaming, In-Game- / In-App-Käufe & Spielsucht heute – trotz rechtlicher Wissenslücken – schließlich für die können thematische Impulse seitens schulexterner Fach- → Hate Speech, Hass im Netz & Politische Radikalisierung meisten zum Internetalltag. Zugleich stellen die folgenden kräfte die Ausbildung inhaltlich bereichern. → »Filterblasen«, Fake News & Meinungsfreiheit Themen auch wichtige Hintergrundinformationen für viele → Sexuelle Übergriffe im Netz (z. B. Cyber-Grooming) der genannten inhaltlichen Schwerpunkte dar: Medienscouts sind bestens darüber in- → Mediensucht-Prävention → Urheberrecht & Open Educational Resources formiert, welche Themen an der Schule → Digitalisierung & Umweltschutz/nachhaltige Entwicklung → Persönlichkeitsrechte & Recht am eigenen Bild gerade besonders relevant sind – oft → Medienproduktion → Datenschutz, Datensicherheit & Big Data lange bevor sie bei den Lehrkräften ankommen (Peer-to-Peer-Ansatz). Diese Materialtipps zu den Schwerpunkten Materialtipps zum Grundlagenwissen Expertise sollte schon in der Ausbil- dung unbedingt genutzt werden! Einmal Foto: pixabay.com (Pixabay License) mehr stärkt das den partizipativen Charakter des Projektes und das Erle- ben von Selbstwirksamkeit. Zu viel auf einmal überfordert! Das inhaltliche Spektrum sollte daher nur allmählich erweitert werden. – Den Start machen am besten die priori- INHALTE sierten Themenfelder und Inhalte, bei denen sich vielleicht sogar schon an Vorkenntnissen anknüpfen lässt. 14
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES Methoden-Training Arbeiten im Team Sich mit den Inhalten auszukennen, garantiert noch nicht Medienscouts arbeiten oft über einen langen Zeitraum hin- den Erfolg eines Workshops. Medienscouts sollten sich da- weg eng miteinander zusammen. Die gemeinsame Projekt- her auch mit Lehr-Methoden auskennen, ihre Lehr-Kompe- arbeit und team-bildende Maßnahmen helfen, ein »Wir- tenz schulen und dabei ihren eigenen Stil entwickeln kön- Gefühl« zu entwickeln. Zudem kann die Zusammenarbeit nen. Daraus ergeben sich zum Beispiel folgende mögliche durch die Auseinandersetzung mit folgenden Themen er- Ausbildungsfelder: leichtert werden: → »Eisbrecherspiele« kennen und einsetzen → Ideen sammeln – Worauf ist beim Brainstorming im → Workshops dramaturgisch sinnvoll aufbauen Team zu achten? → komplizierte Sachverhalte erläutern & zentrale Inhalte → Kooperation & Kollaboration – Was genau ist das und visualisieren worauf kommt es an? → unterschiedliche Präsentations- und Beratungstechniken → Zeit-Management & Arbeitsorganisation – Welche Me- kennen und zielgerichtet einsetzen thoden und Tools helfen bei gemeinsamen Projekten? → Gruppenarbeiten anleiten → Konflikt-Management – Wie entstehen Konflikte und → Feedback- und Reflexionsrunden moderieren wie lassen sie sich bearbeiten? → Rhetorik & Körpersprache → Selbstfürsorge & Achtsamkeit – Was hilft, um mental → unterschiedliche Ansprache verschiedener Zielgruppen gesund zu bleiben? Materialtipps zum Methoden-Training Materialtipps zur Team-Arbeit »ANFANGS OFT NOCH SCHÜCHTERN, LEITEN SIE SPÄTER GANZ SELBSTBEWUSST UND SOUVERÄN DURCH DIE WORKSHOPS. DIE ENTWICKLUNG DER INHALTE JUGENDLICHEN ÜBER DIE ZEIT IST ZUM TEIL WIRKLICH ERSTAUNLICH!« Foto: CC-BY 4.0 klangumfang | Begleit-Lehrkraft Büro für Medien und Kultur – Projekt #NoHateNoFake 15
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 3.2 Materialien finden Bei der Suche nach geeigneten Materialien für die Medien- scout-Ausbildung und Arbeit empfiehlt sich also die Suche Wer Medienscouts ohne schulexterne Fachkräfte ausbilden nach OER. – Für deren Kennzeichnung hat sich inzwischen möchte, muss trotzdem nicht bei null anfangen: Das Inter- die Lizenz von Creative Commons (CC) durchgesetzt. Mit net bietet zahlreiche sehr gute Materialien für die medien- dieser wird eindeutig bestimmt, was mit den Materialen pädagogische Arbeit, die nicht nur im Unterricht einsetzbar gemacht werden darf und was nicht. sind, sondern sich auch hervorragend für die Ausbildung und Arbeit von Medienscouts eignen. Viele Informations- und Übungsmate- rialien gibt es zwar auch (noch) in Papierform und können bei einigen An- bietern z. T. kostenlos angefordert Dieser Leitfaden ist zum Beispiel unter CC-BY lizenziert, werden, die digitalen Versionen bieten d.h. er darf beliebig vervielfältigt, verbreitet, bearbeitet und demgegenüber aber zahlreiche Vorteile: öffentlich wiedergegeben werden. Einzige Voraussetzung von der platzsparenden und übersicht- dafür ist die Namensnennung der Autorin. lichen Archivierung über leichtere Bei vielen der Materialtipps unter Themen & Methoden han- Möglichkeiten der Bearbeitung bis hin delt es sich ebenfalls um OER – zum Teil allerdings mit Ein- zur unkomplizierten Weitergabe (z. B. schränkungen: So dürfen etwa Materialien unter der Lizenz via Messenger, Mail und Cloud). CC-BY-NC unter Angabe der Urheberschaft zwar ebenfalls beliebig bearbeitet und geteilt, nicht aber für kommerzi- elle Zwecke eingesetzt werden (»NC« steht für »non-com- Open Educational Resources mercial«). Für die meisten Medienscout-Arbeitsbereiche ist diese Einschränkung allerdings nicht relevant. Bereits bei der Suche sollte der Zweck berücksichtigt wer- den: Wer sich die Möglichkeit offen halten möchte, die Ma- Tipps, wie über Online-Suchdienste gezielt freie Bildungs- terialien nicht nur zu nutzen, sondern diese für die eigenen materialien gefunden werden können und welche Verzeich- Belange auch bearbeiten und später weitergeben zu können, nisse und Plattformen gute Ausgangspunkte für die Recher- ist gut beraten, insbesondere nach freien Bildungsmateria- che darstellen, sind zum Beispiel unter OER.schule INHALTE lien Ausschau zu halten. So genannte Open Educational Re- zusammengestellt. sources (OER) lassen sich nämlich vervielfältigen, verändern, kombinieren und verbreiten – und das ganz ohne das mul- Einen guten Einstieg in das Thema OER bietet die mige Gefühl, sich in einer rechtlichen Grauzone zu bewegen. Website der Informationsstelle »OERinfo« Foto: CC-BY 4.0 Social Web macht Schule gGmbH 16
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 3.3 Materialien erstellen und remixen Tipp: Werkzeugkasten für Kollabo- nen oder ausschließlich für den technischen Support zu- ratives Lernen im Internet der Frei- ständig zu sein, kann schließlich so manche Hürde bei der Nicht jedes Material, das man findet, ist perfekt für den ge- willigen Selbstkontrolle Multimedia- Anmeldung für das Projekt nehmen. wünschten Zweck geeignet: Mal sollte ein Text kürzer oder Diensteanbieter e. V. (FSM) einfacher formuliert sein, mal bietet sich eine alternative Visualisierung an. – Es kann viele Gründe geben, bestehende Weitere Tipps zum Arbeiten im Team sind auf Seite 15 zu- Corporate Design Materialien nicht 1:1 zu übernehmen. Möchte man hier sammengestellt und verlinkt. keine faulen Kompromisse eingehen oder aber gar komplett Damit die erstellten Materialien später nicht alle unter- neue Materialien für die Medienscout-Arbeit erstellen, bie- schiedlich aussehen, sollte über grundlegende gemeinsame tet sich der Rückgriff auf Open Educational Resources an. Nicht alle müssen alles machen Gestaltungsregeln gesprochen werden. Ein so genanntes Diese können so verändert, aktualisiert, optisch angepasst Corporate Design erhöht nicht nur den Wiedererkennungs- und zusammengewürfelt werden, dass es für die eigene Vor allem größere Medienscout-Gruppen teilen sich für die wert, sondern erleichtert auch ein zukünftiges Remixen der Arbeit stimmig ist. Vorbereitung von Workshops, Info-Abenden usw. entlang erarbeiteten Informations- und Fortbildungsmaterialien – ihrer Interessen in Teams ein. Das kann mittel- und lang- ganz ohne zeitfressende visuelle Angleichungen. Allzu streng fristig dazu führen, dass die Expertise der einzelnen Medien- sollte man dabei aber auch nicht sein: Jede Medienscout- Gemeinsam arbeiten scouts je nach Thema unterschiedlich hoch ist. Vor diesem Generation hat ihren eigenen Stil und das ist auch gut so! Hintergrund kann sich auch eine offizielle Einteilung nach Egal ob bestehende Materialien genutzt oder komplett neue Kompetenzbereichen und Ansprechpersonen anbieten, auf konzipiert werden – die gemeinsame Arbeit muss irgendwie die bei Nachfrage Ratsuchender verwiesen werden kann. Regelmäßige Aktualisierungen organisiert werden. Dabei empfiehlt es sich einmal mehr, an Eine solche Aufteilung kann sogar dazu beitragen, dass ein der Medienpraxis der Kinder und Jugendlichen anzusetzen: »Mitmachen bei den Medienscouts« für einige attraktiver In regelmäßigen Abständen sollten die erstellten Materia- Welche digitalen Tools nutzen sie bereits in der Freizeit oder wird: Die Aussicht, vor allem Workshops umsetzen zu kön- lien auf Aktualität geprüft werden: Sind noch alle Infor- zum Lernen? Womit kennen sie sich aus? Damit das kooperative und kollaborative digitale Arbeiten gelingt, braucht es zudem Regeln. Werden erstellte Texte Kollaboratives Arbeiten ist Arbeiten in der Gruppe. Anders als bei der Ko- oder Bilder einfach aus dem Archiv gelöscht und durch an- operation, bei der Arbeitspakete aufgeteilt und i.d.R. separat bearbeitet wer- dere ersetzt, trägt das schließlich nicht unbedingt zu einem den, bezeichnet Kollaboration eine engere Form der Zusammenarbeit: Hierbei sind guten Arbeitsklima bei. sämtliche Aktivitäten auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet, der Beitrag aller Darüber hinaus sollte geprüft werden, welche Unterstüt- Beteiligten ist gleichermaßen wichtig und am Ende steht ein Ergebnis, das die Handschrift der Gruppe, nicht die einer Einzelperson trägt. Wichtig ist in die- INHALTE zung die Schule für die Team-Arbeit bereitstellen kann: Ein Medienscout-Büro? Ein passwortgeschützter Zugang zum sem Prozess, sich aufeinander einzustellen, zuzuhören und gegenseitig zu unter- Schulserver? Ein Raum auf der digitalen Lernplattform der stützen. Schule? 17
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES mationen korrekt? Stimmen die Mindestaltersangaben für Apps noch? Gibt es neue relevante digitale Tools oder Links, die ergänzt werden sollten? 3.4 Materialien teilen Die Zusammenstellung und Erarbeitung von Workshop-Ma- terialien macht viel Arbeit. Oft wird dabei auf Vorarbeiten anderer aufgebaut: Diese werden optisch oder inhaltlich verändert, aktualisiert, verbessert und wild zusammenge- mischt. – Wie wäre es, wenn die so erstellten Materialien als Open Educational Resources auch wieder anderen zur Verfügung stünden, zum Beispiel Schulen der Umgebung oder gar unbekannten Interessierten im Netz, damit diese damit weiterarbeiten können? Wer an dieser »Kultur des Teilens« partizipieren möchte, sollte zunächst prüfen, ob die eigenen Materialien dafür infrage kommen: → Werden auch keine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte verletzt? → Sind alle Inhalte korrekt? Anschließend stellt sich die Frage, welche Art der Weiter- nutzung erlaubt sein soll (z. B. mit oder ohne Bearbeitungs- möglichkeit). Bei der Frage nach der passenden Lizenzierung hilft zum Beispiel diese Infografik: »Welche ist die richtige CC-Lizenz für mich?« INHALTE Die Veröffentlichung der Materialien kann dann zum Bei- spiel auf der eigenen Medienscout- bzw. Schulwebsite oder auf einschlägigen OER-Plattformen erfolgen. Foto: CC-BY-SA 4.0 SIN – Studio im Netz (entstanden im Rahmen des Mediencamps 2016 für Medienscouts aus Bayern) 18
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 4 R EKRUTIERUNG: KINDER UND JUGENDLICHE Für die Bekanntmachung der geplan- ten Medienscout-Arbeit und um den Me- FÜR DIE MEDIENSCOUT-ARBEIT BEGEISTERN dienscout-Nachwuchs sicher zu stellen, braucht es geeignete Werbung. Kinder und Jugendliche für den Start eines Medienscout- 2. Die Suche nach einem Team macht zugleich auf das Projekt In der Ausschreibung sollte an möglichen Projektes zu finden, ist in der Regel nicht schwer. Es lockt aufmerksam. Und da Medienscouts einer Schule – ähnlich Motiven für die Mitarbeit angesetzt wer- schon allein die Möglichkeit, mal etwas Neues auszupro- wie die Vertrauenslehrkraft – im besten Fall allen bekannt den. Im Gespräch stellen langjährige Medienscouts insbe- bieren – und dann noch im Zusammenhang mit dem, was sind, kann die Werbung gar nicht früh genug starten. sondere folgende Beweggründe für ihr Engagement heraus: vielen ohnehin Spaß macht: der Umgang mit Medien! 3. Der Aufruf kann auch genutzt werden, um bereits auf → intensive Auseinandersetzung mit spannenden Themen die verantwortungsvolle Funktion zu verweisen, die und dabei Neues lernen Dennoch sprechen mindestens 4 Gründe dafür, die ein Medienscout innehaben wird. Die Mitglieder eines → neue Erfahrungen sammeln (z. B. Lehr-Erfahrung, Ver- Suche nach Medienscouts in der Schule guten Medienscout-Teams sollten eben nicht nur auf anstaltungsorganisation) öffentlichkeitswirksam zu betreiben: Spaß und Gruppenzugehörigkeit aus sein, sondern in → soziale Aspekte (z. B. anderen helfen, zusammen mit 1. Ein Medienscout-Team, das nur aus Kindern und Ju- den jeweiligen Arbeitsbereichen auch vertrauensvolle Jugendlichen unterschiedlicher Klassenstufen arbei- gendlichen besteht, die von Lehrkräften direkt ange- und zuverlässige Ansprechpersonen sein. ten, Freude an der Team-Arbeit, Gruppenzugehörigkeit, sprochen wurden, kann schnell elitär anmuten. Zudem 4. Die Suche lässt sich hervorragend mit einem Aufruf neue Leute kennenlernen) besteht die Gefahr, so nur jene ins Boot zu holen, die an alle Kinder und Jugendlichen der Schule verknüp- → Partizipationsmöglichkeiten (»Schule mitgestalten«) bereits sehr engagiert sind – bisher unauffälligere Schü- fen, Ideen für die Arbeit der zukünftigen Medienscouts → Anerkennung (seitens Schulleitung und Peergroup) ler_innen haben da das Nachsehen. Die Ansprache aller einzureichen (z. B. Themenwünsche, Unterstützungs- → Ausbau des eigenen Kompetenz-Portfolios & Beleg vermittelt dagegen, dass auch alle willkommen sind. bedarfe). durch ein Zertifikat oder einen Hinweis im Zeugnis Manchmal kann das Interesse an der Medienscout-Ausbildung sogar die ver- fügbaren Kapazitäten übersteigen! An REKRUTIERUNG einigen Schulen gibt es daher Aus- wahlprozesse: Im persönlichen Ge- spräch oder via Motivationsschreiben begründen interessierte Kinder und »ICH HAB IM NETZ SELBST VIEL MIST ERLEBT UND MIR IST ES EINFACH Jugendliche ihren Wunsch zur Mitar- WICHTIG, DASS DAS ANDEREN NICHT PASSIERT. DARUM MACH ICH DAS HIER.« beit im Medienscout-Team und formu- lieren ihre Erwartungen und Ideen. Medienscout, 16 Jahre 19
MEDIENSCOUTS AUSBILDUN NGG INHALTE INHALTE R EKRUTIERUNG REKRUTIERUNG K ONTINUITÄT KONTINUITÄT N ETZWERKEN NETZWERKEN R ECHTLICHES RECHTLICHES 5 K ONTINUITÄT: MEDIENSCOUTS AN SCHULEN Medienscout-Projekte setzen in der Re- gel auf dem Prinzip der Freiwilligkeit LANGFRISTIG ETABLIEREN auf. Gerade in stressigen Zeiten müssen sich die Beteiligten aber aufeinander verlassen können. Damit es hier nicht Die Medienscout-Arbeit steht und fällt mit einem engagier- übernehmen und schließlich an der Ausbildung teilnehmen. zu Spannungen und Frustration kommt, ten Team. Ein bisschen Werbung und Rückenwind durch die Auf diese Weise erarbeiten sie sich sukzessive einen festen lohnt das gemeinsame Aushandeln von Schulleitung können aber auch nicht schaden. Platz im Team und können direkt von den Erfahrungen der Regelungen, die zwischen gewünschter älteren Medienscouts profitieren. Freiwilligkeit und notwendiger Ver- bindlichkeit moderieren. 5.1 Das Team im Blick Langfristig bestehende Medienscout-Teams zeichnen sich Neben der inhaltlich-methodischen durch ein gutes Arbeitsklima aus. Dafür förderliche Ausbildung sollte immer auch über Um ein unerwünschtes, vorzeitiges Aus der Medienscout- Faktoren sind zum Beispiel: Handlungsspielräume sowie Rechte & Arbeit durch den Wegfall der betreuenden Fachkraft zu ver- → Partizipation & Selbstwirksamkeit: eigene Interessen Pflichten gesprochen werden. Darauf hindern, empfiehlt sich die Aufteilung der Verantwortung und Ideen einbringen und umsetzen können aufbauend lässt sich dann ein gemein- auf ein Ausbildungs- bzw. Begleit-Team. Eine → Kreativität & Offenheit: Neues ausprobieren können – sames »Medienscout-Selbstverständnis« Lücke kann so ggf. kompensiert werden. Sind mehrere Lehr- es muss nicht alles beim ersten Anlauf klappen! formulieren. kräfte und schulische Mitarbeitende involviert, besteht zu- → positive Feedback-Kultur dem die Möglichkeit einer Arbeitsteilung je nach Zeit, Inte- → Leistungen würdigen (die eigenen und die der anderen) Gerade engagierte Kinder und Jugendliche neigen dazu, die ressen und Kompetenzen. Die Vielfalt der Medienscout-Ar- & Erfolge gemeinsam feiern eigenen Belastungsgrenzen auszureizen. Die außerunter- beit kann auf diese Weise einmal mehr gesteigert werden. → Zuverlässigkeit: verlässliche Zeiten, Räume und Ab- richtlichen Aktivitäten sollten jedoch nicht dazu führen, sprachen (ggf. Verantwortlichkeiten und Kompetenz- dass anderes auf der Strecke bleibt – weder der Spaß an der Um zu verhindern, dass das Projekt mit dem Schulabschluss bereiche innerhalb der Arbeitsfelder festlegen) Sache noch der fürsorgliche Blick auf sich selbst: Geht es älterer Medienscouts oder durch sich wandelnde Interessen → Reflexionsrunden: sich im Team über Bedürfnisse und mir gut? Bin ich gestresst? Was kann ich tun, damit es mir über die Sommerferien einschläft, sollte zudem das Thema Erwartungshaltungen austauschen und gelegentlich womöglich besser geht? Medienscout-Gesundheit Medienscout-Nachwuchs frühzeitig bedacht werden. das bisherige Vorgehen auf den Prüfstand stellen sollte daher ein wichtiges Thema der Ausbildung sein. Einige Medienscout-Gruppen starten zu diesem Zweck nicht → team-bildende Maßnahmen (z. B. gemeinsame Snack- Neben der Stärkung der Selbstverantwortung der Kinder und KONTINUITÄT erst am Ende des Schuljahrs entsprechende Werbe-Aufrufe, runden während der Arbeitstreffen, Ausflüge, Sommer- Jugendlichen spielt eine auch diesbezüglich aufmerksame sondern haben ihr Konzept um eine kontinuierliche Nach- fest am Ende des Schuljahres) Begleitlehrkraft eine wichtige Rolle. Bei der Planung der Me- wuchsförderung erweitert. Besonders erfolgreich sind dabei → Transparenz: Regeln gemeinsam festlegen und über dienscout-Einsätze sind zudem etwa Prüfungszeiträume zu Ansätze, bei denen interessierte Kinder und Jugendliche über team-relevante Aspekte informiert sein (z.B. geplante berücksichtigen. Angesichts des aktuellen Arbeitspensums einen bestimmten Zeitraum hinweg die Medienscouts bei Neuerungen, Absprachen mit der Schulleitung, Kon- ist dann individuell zu prüfen, ob interveniert werden muss. der Arbeit begleiten können, nach und nach kleine Aufgaben flikte in der Gruppe) 20
Sie können auch lesen