Michael Fleischmann 5 Jahre in der Regionsversammlung - Bilanz 2016 - 2021 in der Regionsversammlung
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Michael Fleischmann 5 Jahre in der Regionsversammlung Bilanz 2016 - 2021 Fraktion mlung in der Regionsversam 1
Liebe Leser*innen, liebe Genoss*innen, nach fünf Jahren Engagement für die Einwohner*innen in der Region Hannover möchte ich Euch mit dieser Bilanz einen Überblick über meine Arbeit in der Regionsver- sammlung geben. In der Linksfaktion bin ich seit Beginn der Wahlperiode für den Öffentlichen Nahverkehr, die Abfallpolitik, das Klinikum der Region und den sozialen Wohnungsbau zuständig. Nach dem Ausscheiden von zwei Fraktionsmitgliedern kamen der übrige Sozialbe- reich, die Berufsschulen und die Umweltpolitik dazu. Meine Politik steht vor allem für Solidarität. Für Soli- darität mit Geringverdiener*innen, Arbeitslosen oder kranken Rentner*innen mit schmalem Budget und damit für die Forderung nach einer ausreichenden Daseins- vorsorge für alle. Ich habe immer wieder gefordert, deutlich mehr Sozialwohnungen zu bauen, die Mietobergrenzen für Hartz-IV-Bezieher*innen deutlich anzuheben und ein Monatssozialticket für 15 Euro für alle Tarifzonen bei Bussen und Bahnen einzuführen, auf das auch Geringverdiener*innen Anspruch haben. Damit die Fahrpreise für alle übrigen Fahrgäste deutlich sinken, beantragte ich ein 365-Euro-Jahresticket für das gesamte Regionsgebiet. Am besten wäre sicherlich ein fahrscheinloser Nahverkehr, aber diesen darf die Region ohne ein entsprechendes Landesgesetz nicht einführen. Im Verkehrsausschuss habe ich mich als Anwalt der Fahrgäste immer wieder für bessere Nahverkehrsverbindungen bei Bussen und Bahnen eingesetzt – mit Erfolg. Für den im Sommer beginnenden taxiähnlichen On-Demand-Verkehr mit Kleinbussen in Sehnde, der Wedemark und Springe hatte ich vor drei Jahren mit einem Antrag den Anstoß gegeben. Bezahlt wird im Unterschied zum bekannten Fahrdienstleister Moia nur der normale Bus- und Bahnfahrpreis. Damals stimmten noch alle anderen Parteien, auch die Grünen, gegen diesen Quantensprung beim Öffentlichen Nahverkehr auf dem Land. Oder nehmen wir den Busverkehr im Umland: Nach massiven Protesten aus der Bevölke- rung nahm die Region viele Kürzungen bei den Umlandbuslinien Ende August vergangenen Jahres zurück. Ich hatte diese Kürzungen und ein zugrundeliegendes wertloses Auftrags- gutachten vor mehr als drei Jahren als erster im Verkehrsausschuss massiv kritisiert und stattdessen gefordert, die oft desolaten Busverbindungen im Umland zu verbessern. Bei der Abfallpolitik von aha und Region mit den bundesweit höchsten Müllgebühren sowie beim Umweltschutz habe ich Fehlentwicklungen kritisiert und Alternativen aufgezeigt. Politik sei „das langsame Bohren dicker Bretter“, hat der Soziologe Max Weber einmal gesagt. Ich freue mich, wenn mir das in dem einen oder anderen Fall gelungen ist. Vielen Dank für Euer Interesse. Euer engagierter Regionsabgeordneter 2
Inhalt Anwalt der Fahrgäste von Bussen und Bahnen................................................................... 5 Engagement für besseres Radwegenetz.............................................................................. 9 Für die Interessen der Mieter*innen.................................................................................11 Obdachlose in leerstehende Hotels und Pensionen.......................................................... 15 Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitslose verbessern.............................................................. 17 Müllabfuhr auf Abwegen...................................................................................................19 Naturschutzgebiete müssen ihren Namen verdienen........................................................ 21 Krankenhäuser vor ungewisser Zukunft............................................................................23 Berufsschulen in ruhigerem Fahrwasser...........................................................................25 3
Anwalt der Fahrgäste von Bussen und Bahnen So verstehe ich meine Aufgabe im Ver- Bündel von Angebotsstreichungen gegen kehrsausschuss der Region. Als erfahrens- meinen Widerstand beschlossen wurde. ter und „dienstältester“ Verkehrspolitiker Ich hatte diese Kürzungen und ein zugrun- der Regionsversammlung machen mir deliegendes wertloses Auftragsgutachten weder andere Politiker*innen noch die als erster im Verkehrsausschuss mas- Verwaltung etwas vor. Dafür habe ich siv kritisiert und stattdessen gefordert, schon zu viele Verkehrsdezernenten, die oft desolaten Busverbindungen im alles Männer, Geschäftsführer*innen der Umland zu verbessern. Nach massiven RegioBus und Vorstandsmitglieder der Protesten aus der Bevölkerung mussten üstra kommen und gehen sehen. Hinzu Politik und Verwaltung die Kürzungen kommen tapfere langjährige Mitstreiter schon nach einem halben Jahr wieder aus dem Umfeld des Fahrgastverbandes zurücknehmen. Ein schöner Erfolg, der Pro Bahn, die mir mit ihrem wertvollen zeigt, dass man auch aus der Opposi- Wissen seit vielen Jahren mit Rat und Tat tion heraus etwas bewegen kann. zur Seite stehen. Sämtliche Beschluss- Um die Dörfer im hannoverschen Umland drucksachen der Verwaltung bereiten wir tatsächlich mit einem attraktiven Nah- in unserer Verkehrs AG vor. Mein Knowhow verkehrsangebot zu versorgen, muss die habe ich stets eingesetzt, um für bessere Region neue Wege jenseits des Linien- Bus- und Bahnverbindungen und deut- busverkehrs gehen. Linienbusse sind lich sinkende Fahrpreise zu kämpfen. aufgrund ihrer festen Fahrzeiten und der Erfolgreiche Abwehr von meist wenigen Fahrgäste ungeeignet, die Dörfer auf dem Land so mit dem Busstreichungen im Umland Nahverkehr zu erschließen, dass man Bis zur Mitte der Wahlperiode galt mein kaum oder kein Auto mehr braucht. Die Engagement vor allem der Abwehr Lösung sind sogenannte On-Demand- der seit fast 25 Jahren jährlich stei- Verkehre. Es handelt sich um Kleinbusse, genden Fahrpreise und Streichun- die man wie ein Taxi ordern kann. Man gen beim Bus- und Bahnangebot. wird dort hingefahren, wo man hin will. Die Fahrgäste bezahlen aber im Unter- Für die Große Koalition war bis dahin der schied zum bekannten Fahrdienstleister Öffentliche Nahverkehr ein „Sparschwein“, Moia nur den normalen Busfahrpreis. bei dem gern der Rotstift angesetzt wurde. Prominentes Beispiel war vor drei Jahren der Frontalangriff auf die Fahrgäste der RegioBus im Umland, bei dem ein ganzes 5
Deutlich besseres den Verbleib bei der DB Regio gestimmt. Nahverkehrsangebot ab Runter mit den Fahrpreisen Sommer in Springe, Sehnde und der Wedemark Einen wünschenswerten fahrscheinlosen Nahverkehr darf die Region nicht auf Auch das ist ein Erfolg meiner beharrli- eigene Faust einführen, weil dafür ein chen Arbeit im Verkehrsausschuss. Nach Landesgesetz erforderlich ist. Im Sinne hervorragenden Piloterfahrungen aus der Fahrgäste habe ich nicht nur jedes dem Raum Goslar und in Bad Ganders- Jahr die Fahrpreiserhöhungen bei Bus und heim beantragte ich im Frühjahr 2019, Bahn angeprangert, sondern immer wieder On-Demand-Verkehre auch in der Region deutliche Fahrpreissenkungen beantragt. Hannover, etwa in der Wedemark mit seinen vielen Dörfern, zu testen. Damals Dazu gehört ein stark verbilligtes Monats- stimmten noch alle anderen Parteien, auch sozialticket. Meine Forderung: Die Mobil- die Grünen, gegen diesen Quantensprung Card S soll wie die Jugendnetzkarte 15 beim Öffentlichen Nahverkehr auf dem Euro kosten und in allen Tarifzonen gültig Land. Im vergangenen Jahr drehte sich das sein. Da auch Schüler*innen von wohl- Blatt: Nun werden auf Beschluss der Regi- habenden Eltern für 15 Euro im Monat onsversammlung On-Demand-Verkehre durch alle Tarifzonen fahren dürfen, muss im Umland eingeführt. Als Testgebiet hat das auch für die Schwächsten der Gesell- man sich ab diesem Sommer Springe, schaft gelten. Dabei hilft auch ein Blick die Wedemark und Sehnde ausgeguckt. nach Braunschweig. Dort gibt es mit dem BS-Mobil-Ticket schon einen sozialen Widerstand gegen privaten Monatsfahrschein für 15 Euro. Bisher S-Bahn-Verkehr müssen Arbeitslose für die MobilCard S in der Region Hannover für alle Tarifzonen Auf mein Betreiben hat nur die Linksfrak- jeden Monat 65,80 Euro berappen – Geld, tion in der Regionsversammlung gegen das sie sich vom Munde absparen müs- die Vergabe der S-Bahn-Leistungen an die sen. Den Kreis der Anspruchsberechtigten private Nordwestbahn gestimmt. Das war möchte ich auf Geringverdiener*innen bis im Frühjahr 2018. Laut Beschluss soll der zur Armutsschwelle ausgeweitet sehen. S-Bahn-Betrieb ab 2022 nicht mehr von Diese liegt für eine allein lebende Per- der Deutschen Bahn gefahren werden. son laut Statistischem Bundesamt bei Für die Fahrgäste wird die Situation dann derzeit 1.175 Euro monatlich. Als arm wohl noch schlimmer. Schon jetzt fallen gelten danach Bundesbürger*innen, die S-Bahnen immer wieder ersatzlos aus, mit weniger Geld auskommen müssen. auch zu den Stoßzeiten am Morgen und Damit die Fahrpreise für alle übrigen nachmittags zur Rushhour, weil die Bahn Fahrgäste deutlich sinken, beantragte ich nicht genug Personal hat. Wie man hört, ein 365-Euro-Jahresticket für das gesamte soll das bei der Nordwestbahn ein noch Regionsgebiet, von dem auch die Fahrgäste größeres Problem sein, auch wenn die das aus dem Umland profitieren. Die hanno- natürlich abstreitet. Leider machte die versche Ratspolitik, welche den 1-Euro- Region die Vergabe der S-Bahn-Leistungen pro-Tag-Jahresfahrschein zuerst ins Spiel fast nur vom Preis abhängig. Der spielte zu gebracht hatte, forderte diesen nur für die 98 Prozent die entscheidende Rolle. Die Einwohner*innen der Landeshauptstadt. Qualität des Angebots zählte nur zu zwei Wie nicht anders zu erwarten, lehnten Prozent. Aus diesem Grund habe ich gegen die anderen Parteien meine Anträge ab. die Vergabe an die Privatbahn und für 7
Engagement für besseres Radwegenetz Die Region ist im Gegensatz zu den Druck für sichere Stellplätze Städten und Gemeinden für die außerört- lichen Radwege entlang der Kreisstraßen Radler*innen müssen ihre Räder auch zuständig. Viele entsprechen nicht den sicher abstellen können. Seit Jahren Mindestsicherheitsstandards. Die Rad- fordere ich im Verkehrsausschuss wege sind nicht breit genug und müssen abschließbare Radkäfige an wichtigen deshalb komplett neu gebaut werden. Nahverkehrshaltestellen. An den S-Bahn- Für die Sanierung aller Radwege an haltestellen und Bahnhöfen werden sie Kreisstraßen rechnen Insider mit Kosten mittlerweile nach und nach realisiert, aber von rund 100 Millionen Euro. Vor vier meist nicht in der erforderlichen Zahl. Jahren beantragte ich, für den Radwege- Nehmen wir den Bahnhof in Wunstorf. neubau zunächst 10 Millionen Euro zu Die Regionsverwaltung lässt dort zwar geben, um einen Anfang zu machen. ein vollautomatisches Fahrradparkhaus mit Lademöglichkeiten für Elektroräder Ich habe mich immer wieder für wich- errichten. Die geplanten 240 Stellplätze tige Lückenschlüsse im Radwegenetz werden bei weitem nicht reichen, weil im eingesetzt, auch wenn es sich um Rad- Umfeld des Bahnhofs mehrere hundert wegeverbindungen durch die Landschaft Räder „wild“ abgestellt werden. In den und um Radwege an Bundesstraßen Niederlanden stehen eine Reihe solcher handelt. Seit vielen Jahren fordere ich Fahrradparkhäuser in vergleichbaren etwa einen Radweg zwischen Burgdorf- Städten. Die Anlagen dort sind auf meh- Hülptingsen und Uetze-Altmerdingsen rere tausend Räder ausgelegt. Für meinem entlang der Bundesstraße 188 und damit Antrag, das Wunstorfer Radlerparkhaus eine durchgehende Radwegeverbindung so zu bauen, dass die Zahl der Stellplätze von Burgdorf nach Uetze. Bisher existiert deutlich erweitert werden kann und die nur ein Radweg zwischen Altmerdingsen Nutzung in den ersten 24 Stunden sowie und Uetze. Nun ist es endlich soweit: am Wochenende kostenfrei ist, stimmten Der Radweg zwischen Hülptingsen und neben mir nur die beiden Vertreter*innen Altmerdingsen soll nach Angaben der der Grünen im Verkehrsausschuss. Regionsverwaltung in zwei Jahren gebaut werden. Baulastträger ist der Bund, die Fehlanzeige bei stark frequentierte Halte- Region beteiligt sich finanziell an dem Pro- stellen von Bus und Stadtbahn. Abschließ- jekt. Im Zuge der Baumaßnahme soll der bare Radkäfige sucht man hier meist zwischen Altmerdingsen und Uetze schon vergebens. Auch hier muss sich etwas vorhandene Radweg auf das heute regu- tun, damit die Bus- und Bahn-Fahrgäste läre Maß von 2,50 m verbreitert werden. ihre Räder sicher abstellen können. 9
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Für die Interessen der Mieter*innen Wie in den Vorjahren habe ich auch in den 20 Städten und Gemeinden im Umland der zurückliegenden Wahlperiode der drei Jahre lang pro Jahr 20 Millionen Euro. Region beim Bau von Sozialwohnun- Das machte eine Million Euro pro Jahr und gen und dem Erwerb von Belegrechten Kommune. Davon konnten die Städte und Beine gemacht, um den dringend benö- Gemeinden noch nicht einmal ansatzweise tigten preiswerten Wohnraum auch im genügend preiswerte Wohnungen bauen. hannoverschen Umland zu schaffen. Ich forderte dagegen, 200 Millionen Euro Gleich zu Beginn der Wahlperiode kriti- pro Jahr über einen Zeitraum von fünf Jah- sierte ich den Verkauf der ehemaligen ren ausschließlich für den Bau von Sozial- Landesfrauenklinik in der hannoverschen wohnungen bereitzustellen, um den weiter Nordstadt durch das Klinikum der Region auslaufenden Sozialbindungen etwas ent- an eine Hamburger Firma, die dort vor gegenzusetzen. Die Region fördert dagegen allem Luxuswohnungen bauen lässt. Im auch den Bau von Ein- und Zweifamilien- historischen Gebäude der Hauptklinik häusern und Wohnungen in Mehrfamilien- kosten manche Wohnungen gut 7.300 häusern. Jede Kommune hätte 10 Millionen Euro pro Quadratmeter, fast 1,1 Millio- Euro pro Jahr erhalten. In fünf Jahren wären nen Euro kostet ein Penthouse. Wenn es das 50 Millionen Euro für jede Kommune nach mir gegangen wäre, hätte mit der gewesen. Von diesem Geld hätten die Kreissiedlungsgesellschaft das Wohnungs- Städte und Gemeinden nennenswert die unternehmen der Region das Gebäude so dringend benötigten Sozialwohnungen übernommen und dort mindestens 25 bauen lassen können. Um diese Summe Prozent Sozialwohnungen geschaffen. zu stemmen, regte ich an, Genossenschaf- Immerhin: Neben 137 Eigentumswohnun- ten, die Hannoversche Volksbank und die gen entstehen auf dem attraktiven Areal Sparkasse Hannover mit ins Boot zu holen. zwischen Haltenhoffstraße und Herren- häuser Kirchweg nun auch 27 geförderte Später beantragte ich, auch die Mietwohnungen mit Mietpreisbindung. Gründung und Ausweitung von Woh- nungsbaugenossenschaften in den 20 Umlandkommunen zu fördern. Engagement für Bau von Sozialwohnungen und … … Ankauf von Aufgeschreckt durch viel zu wenige neu Belegrechtswohnungen gebaute Sozialwohnungen im Umland, brachte die Regionsverwaltung vor vier Um mehr preisgünstigen Wohnraum zu Jahren ein „Wohnraumförderprogramm“ schaffen, fordere ich von der Region auf den Weg. Ich kritisierte dieses als seit geraumer Zeit, deutlich mehr Beleg- komplett unzureichend. Die Region gab rechte im Wohnungsbestand zu kaufen. Bei einer Belegrechtswohnung darf die 11
Foto: Wikicommons / Gerd Fahrenhorst (CC BY 4.0) 12
Region bestimmen, wer einzieht. In den Auch wenn derzeit wegen der Corona-Krise zurückliegenden Jahren hatten private die Mietobergrenzen ausgesetzt sind, ist Vermieter*innen an solchen Wohnun- das Problem viel zu geringer Mietober- gen kaum Interesse, weil sie lieber mit grenzen damit nicht vom Tisch. Nach vom hohen Mieten Kasse machen wollten. Das Pestel-Institut ermittelten Zahlen sind die hat sich mittlerweile geändert. Um bei Kosten bei den von Jobcentern bezahlten Privatvermieter*innen das Interesse an Singlewohnungen zwischen März 2014 und solchen Wohnungen zu erhöhen, gewährt August 2020 um 26,7 Prozent gestiegen. die Region seit kurzem eine 5-jährige Die Verbraucherpreise hingegen stiegen Mietausfallgarantie. Danach übernimmt im selben Zeitraum nur um 6,5 Prozent. die Region eventuelle Mietrückstände. Ersetzt werden auch Instandsetzungs- Derzeit darf eine Wohnung für eine allein kosten von bis zu 10.000 Euro, falls es zu lebende Person, die Hartz IV bezieht, in einem von der Mieterin oder dem Mieter Hannover maximal 411 Euro kosten. Damit verursachten Schadensfall kommt. Die gehen Arbeitslose beim Run auf die Woh- Stadt Karlsruhe hat damit gute Erfahrun- nungen gerade in den innenstadtnahen gen gemacht, wenn es um die Akquise von Wohnvierteln weiter leer aus und werden Belegrechtswohnungen geht. Da infolge vor allem im Szenestadtteil Linden wegen der Corona-Krise viele Haushaltseinkom- anziehender Bestandsmieten aus ihren men weggebrochen sind, ist die Mietaus- Wohnungen verdrängt - Zwangsräumun- fallgarantie für Privatvermieter*innen noch gen inklusive. Wie widersinnig und reali- interessanter geworden. Ich beantragte tätsfern die Mietobergrenzen sind, zeigt deshalb, allein in diesem Jahr regionsweit auch die Tatsache, dass die Obergrenzen 160 zusätzliche Belegrechte im Woh- jahrelang in einigen Umlandstädten höher nungsbestand zu kaufen, statt den bisher waren als in Hannover – trotz der Mie- geplanten 80 Belegrechtswohnungen. tenexplosion in der Landeshauptstadt. Wenn ich diese Fakten in der Regionsver- Ich beantragte auch, leerstehende Woh- sammlung angesprochen hatte, brachte nungen zu erfassen, damit sie die regi- mir das von den anderen Parteien und onseigene Kreissiedlungsgesellschaft zum Teil auch aus der eigenen Fraktion kaufen und preiswert vermieten kann. die üblichen Populismus-Vorwürfe ein. Wie schwierig es für Arbeitslose auch Realitätsferne Mietobergrenzen im Umland ist, eine Wohnung zu finden, für Hartz-IV-Bezieher*innen verdeutlicht aus Vor-Corona-Zeiten eine Mail einer Betroffenen aus Burgdorf: „Die Immer wieder habe ich in den zurücklie- Obergrenzen für die Mieten sind wirk- genden Jahren beantragt, die Mietober- lich sehr niedrig. Da ich momentan eine grenzen für Arbeitslose - also die Höhe Wohnung suche, muss ich mich damit der Miete, bis zu der das Amt die Miete auseinandersetzen. Es ist sehr schwer, übernimmt - deutlich anzuheben. Statis- eine Wohnung zu finden. Wenn dann noch tisch betrachtet muss jeder fünfte Hartz- das Amt mit im Spiel ist, wird die Suche IV-Haushalt einen Teil seiner Miete selbst noch schwerer. Viele Vermieter wollen bezahlen. Bei 19,2 Prozent der Hartz-IV- keine Mieter vom Amt haben. Es ist schon Bedarfsgemeinschaften übernahmen die mehrfach vorgekommen, dass Vermieter Kommunen 2018 nicht die volle Miete, weil mir gegenüber abfällig reagiert haben, sie sie als ungemessen hoch einstuften. nachdem ich das thematisiert habe. Einige Das geht aus einer Antwort der Bundesre- Vermieter schreiben von vornherein, sie gierung auf eine Anfrage der Linksfraktion wollen keine Mieter vom Amt haben.“ im Bundestag hervor. Im Schnitt mussten Betroffene demnach jährlich 985 Euro zur Miete aus dem Regelsatz dazu zahlen. 13
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Obdachlose in leerstehende Hotels und Pensionen Mehr als 70 Obdachlose sind im vergan- Die Regionsverwaltung bietet Obdach- genen Jahr in Hannover gestorben – eine losen seit kurzem die Möglichkeit, für für die hiesigen Verhältnisse alarmierend maximal drei Monate in einem Einzel- hohe Zahl. Die Corona-Pandemie sorgt zimmer unterzukommen. Ich habe diese zusammen mit diversen Vorerkrankun- zeitliche Begrenzung auf drei Monate gen und Obdachlosigkeit für zusätzliche im Sozialausschuss kritisiert. Offen- Lebensgefahr. Ich habe deshalb beantragt, sichtlich zu Recht; denn Obdachlose Obdachlose in leerstehenden Hotels und meiden ein entsprechendes Angebot Pensionen unterzubringen und dafür 1,5 in Döhren. Im Mietshaus waren bis Millionen Euro in den Haushalt für das März nur neun von 21 Plätzen belegt. laufende Jahr einzustellen. Die Massenun- terkunft am Alten Flughafen in Hannover Die Perspektive: Housing- und der Tagestreff Ahlemer Holz könnten First-Wohnungen dann entfallen, weil die obdachlosen Menschen ganztägig in angemieteten Perspektivisch müssen Obdachlose in Zimmern untergebracht sind. Gerade die sogenannten Housing-First-Wohnungen Unterkunft und Notschlafstelle am Alten unterkommen. Diese Unterkünfte sind ein Flughafen lässt jede Intimsphäre, vielfach niederschwelliges Angebot an Wohnungs- eine menschenwürdige Unterbringung und lose, ohne vorher diverse Hürden über- den Schutz vor Corona vermissen. Aero- winden zu müssen. Sozialarbeiter*innen sole und fehlende Sicherheitsabstände helfen dabei, im Alltag wieder Fuß zu erhöhen die Infektionsgefahr, die Massen- fassen. 15 solcher zwischen 31 und 44 unterkunft droht sich zu einem Corona- Quadratmeter großen Wohnungen wurden Hotspot zu entwickeln. Die männlichen Mitte März im Karl-Imhoff-Weg in Hanno- Sicherheitsdienste sind oft ein zusätzli- ver-Vahrenwald bezogen. Wir brauchen ches Problem für obdachlose Frauen. mehr solcher Projekte für Wohnungslose in Hannover und auch im Umland. 15
Foto: Wikicommons / Bernd Schwabe in Hannover (CC BY 3.0) 16
Arbeitsmarkt für Langzeit- arbeitslose verbessern Seit vielen Jahren fordern Sozialver- Ich habe mich im Sozialausschuss der bände und die Linksfraktion in der Regi- Regionsversammlung über diese Entwick- onsversammlung staatliche geförderte lung gefreut, aber auch Unzulänglichkeiten und vernünftig bezahlte Arbeitsplätze des Jobprogramms kritisiert und Verbesse- für Langzeitarbeitslose statt Schikanen rungen eingefordert. Die Region akzeptiert wie 1-Euro-Jobs und andere sogenannte etwa, wenn die oder der Langzeitarbeits- Arbeitsgelegenheiten. Die Region als lose nur den gesetzlichen Mindestlohn zuständige Behörde reagierte schon in der erhält. Ich habe grundsätzlich eine Bezah- vergangenen Wahlperiode und beschloss, lung nach Tarif gefordert. Der Umstand, einen „sozialen Arbeitsmarkt“ einzuführen. dass Langzeitarbeitslose nach der Beschäf- Vor zwei Jahren war es dann soweit, der tigung automatisch wieder in den Hartz-IV- „soziale Arbeitsmarkt“ ging an den Start – Armutskeller fallen, ist nicht hinnehmbar mit Erfolg: Bis März diesen Jahres haben – schon gar nicht vor dem Hintergrund der 1.300 Frauen und Männer eine neue Arbeit schweren Wirtschaftskrise. Auch dürfen und damit eine Lebensperspektive erhal- die neuen Arbeitsplätze nicht auf Kosten ten. Im laufenden Jahr sollen weitere 430 regulärer Stellen bei Stadtverwaltung Arbeitsplätze dazukommen. 18 Prozent der und privaten Arbeitgeber*innen gehen. vermittelten Langzeitarbeitslosen sind bei öffentlichen Arbeitgebern untergekommen, 30 Prozent bei gemeinnützigen und 52 Pro- zent in der Privatwirtschaft. In den ersten 24 Monaten übernimmt das Jobcenter den Lohn komplett, danach sinkt der Zuschuss für weitere drei Jahre um 10 Prozent. 17
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Müllabfuhr auf Abwegen Die Abfallpolitik der Großen Koalition Den Gebührenerhöhungen und Service- beschert den Gebührenzahler*innen seit verschlechterungen stehen im hannover- Jahren fortwährende Verschlechterungen, schen Umland mit Sack und Tonne zwei die ich stets im Abfallwirtschaftsaus- verschiedene Entsorgungssysteme für schuss und in der Regionsversammlung den Restmüll gegenüber, was unnötig viel angeprangert habe. Zuerst schafften die Geld kostet. Um hier Kosten zu sparen Politiker*innen die wöchentliche Müll- und so weiteren Gebührenerhöhungen abfuhr ab. Dann führten sie eine Gebühr und Serviceabbau zu begegnen, habe ich von einem Euro pro Rolle für die blauen wiederholt eine einheitliche Tonnenabfuhr Papiersäcke ein. Es folgte vor zwei Jah- beim Müll auch im Umland gefordert. ren eine Erhöhung der Müllgebühren um Stinken tut die Müllpolitik auch bei der durchschnittlich 11,4 Prozent - obwohl Zwangsabnahmemenge für den Restmüll. schon damals die Müllgebühren laut Diese liegt bei 10 Litern pro Person und einer Studie des Steuerzahlerbundes in Woche. Ich habe stets gefordert, die Hannover und im Umland die bundes- Zwangsabnahmemenge, die einer zweiten weit höchsten unter allen Großstädten Grundgebühr gleichkommt, abzuschaf- waren. Seit vergangenem Jahr können die fen. Diese belohnt Müllproduzent*innen Gebührenzahler*innen einen gesonderten und bestraft Müllvermeider*innen, die Laubsack für 2,10 Euro pro Stück kaufen. sich umweltgerecht verhalten und brav Dieser ist aber aus Papier und deshalb nur die Wertstoffe vom Restmüll trennen. für trockene Blätter geeignet – ein Problem Viele müssen so für Restmüll zahlen, im Herbst, wenn es nass ist. Nun sollte den sie gar nicht erzeugt haben. Die im April dieses Jahres das Altpapier nur aktuelle Gebührensatzung erlaubt nur, noch alle 14 Tage abgeholt werden. Wegen eine Verringerung auf 5 Liter beantra- der Corona-Krise und dem boomenden gen zu können. Das ist dann noch mit Onlinehandel mit seinen Pappkartons diversen Hürden und Prüfungen ver- bleibt es vorerst bei der wöchentlichen bunden, was zusätzlichen Verwaltungs- Abholung des Altpapiers. Die Umstellung aufwand und damit Kosten erzeugt. auf eine 14-tägige Abholung ist damit aber mittel- und langfristig nicht vom Tisch. 19
Foto: Wikicommons / Puusterke (CC BY-SA 4.0) 20
Naturschutzgebiete müssen ihren Namen verdienen Um EU-Strafen im Milliardenbereich zu einen höheren Stellenwert als der Schutz entgehen, weist die Region seit geraumer der Natur. Im Landschaftsschutzgebiet Zeit eine Reihe von Naturschutzgebieten „Seefläche Steinhuder Meer“ etwa ist aus. Insgesamt wurden seit 2015 25 durch wassersportliche Nutzungen, vor neue Schutzgebiete ausgewiesen, dar- allem durch Segler*innen, die Population unter die Mergelgrube in Misburg oder der Haubentaucher zurückgegangen. das Altwarmbüchener Moor. Zunehmend Selbst die Schutzgebietsverordnung aus entstehen derzeit aber nur Schutzgebiete dem Jahr 1939 soll Berichten zufolge light. Im Naturschutzgebiet „Basser Holz deutlich weitergehender gewesen sein. und Werder“ in Neustadt etwa sind nach Ich habe das im Umweltausschuss und wie vor Düngen und das Ausbringen von in der Regionsversammlung kritisiert Pestiziden erlaubt. In anderen Schutzge- und Naturschutzgebiete gefordert, bieten genießen menschliche Nutzungen die ihren Namen auch verdienen. 21
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Krankenhäuser vor ungewisser Zukunft Zu Beginn der Wahlperiode ging es mit Es drohte noch dicker zu kommen, weil der radikalen Kostendrückerei zu Lasten nach der wirtschaftlichen nun die bauliche der Beschäftigten und Patient*innen in Sanierung im Unternehmen anstand. Doch den elf Krankenhäusern des Klinikums es kam anders. Wider Erwarten bezahlte der Region weiter. Geschäftsführung und die Region den zukunftsfesten Ausbau der Große Koalition in der Regionsversamm- Klinik in Lehrte. Auch die Modernisierung lung feierten sich für schwarze Zahlen des von Operationssälen und auf den Stationen kommunalen Krankenhauskonzerns. Ich schreitet voran, ohne Personal abzubauen. kritisierte das, weil die Beschäftigten und Die Geschäftsführung vereinbarte mit ver. die Patient*innen die Zeche dafür zahlen di im vergangenen Jahr sogar einen Entlas- mussten. Hintergrund war eine radikale tungstarifvertrag für besonders belastete Kürzungspolitik infolge der sogenannten Beschäftigte. Danach sollen 200 zusätzli- Medizinstrategie 2020. Stichworte sind che Vollzeitstellen den Pflege- und Funkti- das Dichtmachen der Klinik in Springe, der onsdienst stärken. Offensichtlich haben die Geburtsklinik im Nordstadtkrankenhaus, politischen Mehrheiten in der Regionsver- der Abbau von rund 800 Arbeitsplätzen auf sammlung kapiert, dass man das Klinikum den Stationen und eine verschlechterte nicht wie ein Privatunternehmen führen Patientenversorgung. Patient*innen wer- darf. Es bleibt zu hoffen, dass das auch den seitdem früher nach Hause geschickt im Zuge der schweren Wirtschaftskrise so als medizinisch anzuraten. Nicht nur der bleibt. Da der Sanierungs- und Instand- Pflegedienst ist extrem belastet, auch die setzungs-Bedarf in den Krankenhäusern Ärzt*innen gehen auf dem Zahnfleisch. Die nach wie vor erheblich ist, müssten sonst Versorgung der Patient*innen ist vielfach die Beschäftigten die Modernisierung auf das Notwendigste beschränkt. Ich schultern. Stellenabbau wäre die Folge. forderte wiederholt, das Kürzungspro- gramm zurückzunehmen und dem Klinikum deutlich mehr Geld aus den Haushalts- überschüssen der Region zu geben. 23
Foto: Wikicommons / Jan-Gerd Reents (CC BY-SA 4.0) 24
Berufsschulen in ruhigerem Fahrwasser Nachdem Politik und Verwaltung in der Meinungsverschiedenheiten gibt es aber vergangenen Wahlperiode mit dem Dicht- zur Zukunft der Berufseinstiegsschule. machen der BBS 6 einen Proteststurm Diese wird auf verschiedene Berufsschulen ausgelöst hatten, sind sie dieses Mal bei auf dem Berufsschulcampus aufgeteilt. der Neuordnung der Berufsschullandschaft Lehrer*innen befürchten, dass für die in Hannover und im Umland behutsamer Schüler*innen der Wechsel von einer zu Werke gegangen. Eine solche Neuord- Fachrichtung in eine andere, etwa von nung steht alle paar Jahre an, weil sich einem Metall- in einen Bauberuf, schwerer die Auszubildendenzahlen ändern. Die wird. Auch sei unklar, welche Schule jene kaufmännischen Berufe verzeichnen einen Schüler*innen aufnehme, die keine andere starken Rückgang wegen des Jobabbaus Berufsschule haben wolle, heißt es. Bisher bei Banken und Versicherungen. Dagegen macht das die Schule am Goetheplatz in boomen seit geraumer Zeit die Gesund- Hannover, wo die Berufseinstiegsschule heitsberufe. Darauf müssen sich die noch untergebracht ist. Die Schulleitungen Berufsschulen einstellen und ihre Ausbil- sehen diese Probleme dagegen nicht. Ich dungskapazitäten entsprechend anpassen. brachte das im Schulausschuss zur Spra- In diesem Prozess haben Politik und Ver- che. Daraufhin versprach die Verwaltung, waltung dieses Mal die Schulen mitgenom- das Thema im Auge zu behalten. Es soll men. Das im vergangenen Jahr von der eine Untersuchung und Bewertung geben. Regionsversammlung mit meiner Stimme beschlossene Konzept beinhaltet etwa die Weiterentwicklung des Berufsschulzen- trums am Waterlooplatz und die Zusam- menfassung der bisher vier kaufmänni- schen Berufsschulen zu zwei Schulen an innenstadtnahen Standorten in Hannover. 25
facebook.com/regionsabgeordneterfleischmann 26
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