Mitteilungsblatt 3 / 2020 - Frauenzentrale St.Gallen
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Mitteilungsblatt 3 / 2020 Seite 2 Mut und neues Denken Seite 2 In eigener Sache Seite 3 50 Jahre Fachstelle Kind und Familie Seite 4/5 Abstimmungen zur Familienpolitik Seite 6 Kommunal Frauen wählen Frauenzentrale Seite 7 Feminismus, Popkultur, St.Gallen Gleichstellungsarbeit Seite 8 Veranstaltungen 2020 Eine ausgestreckte Hand bewirkt mehr als eine Faust Liebe Leserinnen, liebe Leser, wie geht Doch wenn ich die Weltpolitik anschaue, Wahlen kommen fünf Vorlagen des Bun- es Ihnen? Konnten Sie die Sommerpause dann kommen mir doch Zweifel auf, ob des zur Abstimmung, die es alle in sich geniessen? Wurden Ihre Ferienpläne we- gewisse Staatsmänner (in diesem Fall haben. Aus Sicht der Frauenzentrale gen des Coronavirus durchkreuzt? Ha- sind es tätsächlich nur Männer) wissen, stechen hier besonders zwei hervor, die ben Sie sich an die Auflagen, Umstände was sie tun. Einige mögen unser politi- wir in diesem Mitteilungsblatt themati- und die verordnete Distanziertheit schon sches System kritisieren und hinterfra- sieren: Den Vaterschaftsurlaub und die gewöhnt? gen, doch das Risiko, dass solche One- Erhöhung des Kinderabzugs. Lesen Sie Man-Shows in der Schweiz passieren, ist dazu unsere Überlegungen und Sicht- Nun, ich gebe zu, dass mir herzliche Um- doch sehr gering. Mit unserem Stimm- weisen im Hauptartikel, Seiten 4-5. armungen und vor allem auch das Hän- und Wahlrecht können wir regelmässig deschütteln fehlen, weil: Ein Händedruck Stellung nehmen und die gewählten Nun wünsche ich Ihnen eine gute Zeit, zu Beginn einer Besprechung oder eines Mandatsträgerinnen und Mandatsträger beste Gesundheit und hoffe, dass ich Treffens signalisiert Offenheit und Ge- verpfl ichten, im Sinne des Volkes zu Ihnen bald wieder einmal die Hand ge- sprächsbereitschaft sowie Respekt vor Handeln – ein wertvolleres Instrument ben darf! dem Gegenüber. gibt es wohl kaum! Offenheit und Respekt sind auch Attri- Das nächste Mal wird dies am 27. Sep- Jacqueline Schneider bute, welche in der Politik gefragt sind. tember sein. Neben den kommunalen Geschäftsführerin
In eigener Sache Persönlich Haushilfe- und Entlastungsdienst (HED) Mut und neues Denken Verabschiedung Monya Frischknecht sind gefragt Unsere Einsatzleiterin für Psychiatrische Wie schnell doch alles Gewohnte inner- Grundpflege und Hauswirtschaftliche Leistun- halb von Tagen zusammenbrechen kann, gen, Monya Frischknecht, hat sich entschieden, hat uns allen Corona gezeigt: Home nach fast 5-jähriger Tätigkeit im HED, eine neue Schooling und Home Office sind nett berufliche Herausforderung anzunehmen. klingende Begriffe für eine enorme In ihrem Arbeitsgebiet, welches mit ihrer An- Mehrbelastung, welche vor allem uns stellung neu geschaffen wurde, setzte sie ihr Frauen betroffen hat. Kinderbetreuung, Fachwissen gezielt ein und konnte so den Be- Kochen, Schularbeiten begleiten, an Vi- reich kontinuierlich weiterentwickeln. Ihre of- deokonferenzen teilnehmen etc. etc. fene, herzliche und engagierte Arbeitsweise Frauen halten den Laden in der Krise am wird bei uns ihre Spuren hinterlassen. Laufen. Hinzu kommen existenzielle Wir wünschen dir, liebe Monya, von Herzen Ängste: Verliere ich meinen Arbeitsplatz? alles Gute für deine Zukunft! Kann ich meine Angestellten bezahlen? Muss ich vielleicht meine berufliche Selbständigkeit aufgeben? Willkommen Monique Roovers Die Regierungen reagieren auf die wirt- Im Oktober übernimmt Monique Roovers die schaftlichen Folgen der Pandemie mit Einsatzleitung für Psychiatrische Grundpflege Mehrinvestitionen in die bislang funkti- und Hauswirtschaftliche Leistungen. onierenden Systeme, um den alten Zu- Als Pflegefachfrau HF bringt sie einen breiten stand so gut und schnell wie möglich beruflichen Erfahrungsschatz mit für ihre neue wieder herzustellen. Das ist kurzfristig Aufgabe. Sie führte fast 20 Jahre die Sozialbe- sicherlich auch nötig und wirkt beruhi- gleitung Appenzellerland und hatte dort Men- gend. Aber ist uns damit langfristig wirk- schen, welche Psychiatrie-erfahren sind, be- lich geholfen – angesichts einer Welt, die gleitet. uns schon vor Corona gezeigt hat, wie Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit zerbrechlich die Ökologie unserer globa- mit Monique Roovers, wünschen ihr eine gute lisierten Lebenswelt tatsächlich ist, wie Einarbeitungszeit und heissen sie herzlich will- sich soziale Ungerechtigkeiten verschärft kommen im Team des HED und der Frauenzen- haben und wie schnell wir jetzt wieder trale. in alte Rollenmuster verfallen? Andrea Blessing, Stellenleiterin Sollten wir stattdessen nicht die Chan- cen sehen, die in der Corona-Krise lie- gen, quasi die Gunst dieser Stunde nut- zen und uns Gedanken darüber machen, 106. Generalversammlung mit wie eine menschlichere Wirtschaft und Gesellschaft aussehen können? Brau- schriftlicher Abstimmung und Wahlen chen wir in einer Welt, die uns mit kom- Da wir uns noch mitten in der Corona-Pandemie befinden und ein baldiges Ende auch plexen Zusammenhängen konfrontiert nicht in Sicht ist, hat der Vorstand entschieden, die diesjährige GV nicht vor Ort und mit und in der jeder Sachverhalt immer grossem Publikum durchzuführen, sondern den sicheren schriftlichen Weg zu wählen. mehrere, oft auch widersprüchliche Be- Mit dem Versand dieses Mitteilungsblattes erhalten die Mitglieder der Frauenzentrale die deutungen hat, nicht viel mehr Ent- Unterlagen zur Abstimmung und Wiederwahl des Vorstandes. Gerne nehmen wir die schleunigung statt Wachstum, mehr Rückmeldungen unsere Mitglieder entgegen, danken herzlich fürs Mitmachen und infor- Miteinander statt Gegeneinander, mehr mieren die Beteiligten dann anfangs Dezember mit dem Versand des nächsten Mittei- Demut statt Gewinnoptimierung? lungsblattes über den Abstimmungs- und Wahlausgang. Der südafrikanische Zukunftsforscher Anton Musgrave sagt: «Wenn die Welt Wiederaufnahme der Themencafés jetzt härter werden sollte statt weicher, dann sind wir alle verloren.» Nach langer Corona-bedingter Pause konnte die Frauenzentrale nach den Sommerferien die monatlichen Themencafés wieder aufnehmen. Sie finden jeweils im kleinen über- Annette Nimzik schaubaren Rahmen statt und können daher bedenkenlos durchgeführt werden. Wir Vizepräsidentin freuen uns, Ihnen zumindest mit dieser Veranstaltungsreihe im 2020 wieder etwas Inter- essantes bieten zu können und freuen uns auf Ihren Besuch (siehe Seite 8). 2
50 Jahre Fachstelle Kind und Familie oder der holprige Weg zu familienergänzenden Angeboten Heutzutage ist es unbestritten, dass verlässliche und flexible Kinderbetreuungsmög- lichkeiten eine wichtige Rolle für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für eine gleichberechtigte Beteiligung von Frauen und Männern am Erwerbsleben und für die frühzeitige Förderung von Kindern spielen. Doch der Weg dahin war holprig. Jubiläum der Fachstelle Kind und Familie Was im Sommer 1969 als Idee geboren und 1970 eröffnet wurde, hat sich über die Jahre zu einer wichtigen Fachstelle entwickelt und ist in der Stadt trotz mar- kantem Ausbau der Tagesstrukturen eine zentrale Anlaufstelle für Fachstellen, El- tern, Kinderbetreuerinnen und Babysitter geblieben. Darum darf die Frauenzentra- le mit stolz auf die Fachstelle Kind und Familie blicken, welche in den vergange- Doch dann stieg der politische Druck Und heute… nen Jahren von starken Frauen geprägt, auch unter dem Einfluss der Forderun- Aktuell werden in der Schweiz knapp weiterentwickelt und vorangetrieben gen der Frauenbewegung. Schulrefor- zwei Drittel (64%) der Kinder unter 13 wurde! Das Jubiläum der Stelle ist eng men fanden statt und die Diskussion Jahren familienergänzend betreut. Trotz verknüpft mit der Geschichte externer nach neuen pädagogischen Konzepten Ausbau herrscht bis heute ein Mangel an familienergänzender Angebote. veränderte auch die Vorstellung von der ausserfamiliären Betreuungsmöglichkei- Funktion einer Krippe. Waren Krippen ten. So arbeiten die meisten Mütter nach Die Anfänge bis anhin als Notbehelf für Mütter, die wie vor Teilzeit – oft die einzige Möglich- der externen Kinderbetreuung notwendigerweise arbeiten mussten, keit, Beruf und Familie zu vereinbaren – Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahr- gedacht, wurden sie nun vermehrt als und dies trotz ausgewiesenem Fachkräf- hunderts verbreitete sich die Idee von pädagogisch sinnvolle, familienergän- temangel. Kleinkinderschulen und Kindergärten. In zende Massnahme angesehen. mehreren Schweizer Städten entstanden Im 21. Jahrhundert werden verschiedene auf Initiative von Frauenvereinen, reli- Die Entwicklung um die Jahrtausend- Familienmodelle gelebt, die Organisation giösen Vereinen, Ärzten oder Geistlichen wende der Kinderbetreuung und das Zusam- erste private Betreuungsangebote in Erst in den 2000er Jahren wurde die menspiel aller Beteiligten sind entspre- Form von Krippen und Horten. Notwendigkeit von Betreuungsangebo- chend komplex und anspruchsvoll. Dies ten schweizweit anerkannt: Eine parla- sind die grossen Herausforderungen, Im 20. Jahrhundert orientierten sich Ge- mentarische Initiative setzte eine An- welche die Fachstelle Kind und Familie in sellschaft und Politik jedoch am bürgerli- stossfinanzierung von 200 Millionen der heutigen Zeit zu bewältigen hat. chen Familienmodell mit dem Mann als Franken für familienergänzende Betreu- Alleinverdiener und der Frau als Mutter ungsmassnahmen durch. Das Gesetz und Hausfrau. So entwickelte sich der trat 2003 in Kraft, bis 2018 unterstützte Bereich bis in die 1970er Jahre kaum wei- es die Schaffung von 57'400 neuen Be- Jacqueline Schneider, Geschäftsführerin ter. treuungsplätzen. Jenny Heeb, Stellenleiterin 3
Weichenstellung in Höhere Kinderabzüge – und wer davon profitiert Am 27. September 2020 stimmen wir über die höheren Kinderabzüge bei den Bundessteuern ab. Am Anfang dieser Vorlage stand die steuerliche Berücksichtigung der Kinderdrittbetreuungskosten. Demnach sollte der Kin- derdrittbetreuungsabzug beziehungsweise dessen Obergrenze von heute 10‘100 Franken auf 25‘000 Franken angehoben werden. Dies, um Familien mit hohen Einkommen, die keine Kita-Ermässigungen geltend machen können, höhere Kinderdrittbetreuungsabzüge zu erlauben. Hauptargument des Bundesrates für diese Vorlage war eine Beschäftigungswirkung bei gut qualifizierten Frauen in wohlhabenden Verhältnissen. Die Zahlen aus dem Kanton Bern zei- Auch Finanzminister Ueli Maurer wehr- gen, dass bisher nur 1,5 Prozent der Fa- te sich vehement: «Das ist eine Steuer- milien für ein Kind das Maximum von entlastung für höhere Einkommen. Das 10‘100 Franken abgezogen haben. Der kann man wollen, aber dann darf man Bund geht deshalb davon aus, dass nur das nicht als Familienvorlage verkau- rund 2 Prozent oder rund 13‘800 Haus- fen.» halte überhaupt von höheren Betreu- ungsabzügen profitieren könnten. Dar- So lehnen denn auch die Kantone die aus schliesst die Frauenzentrale, die mit Vorlage kategorisch ab. Die Ausfälle von ihrer «Fachstelle Kind und Familie» rund 80 Millionen Franken würden den nahe am Thema ist, dass diese Vorlage Handlungsspielraum der Kantone für nur sehr wenigen Familien zu Gute die steuerliche und nicht-steuerliche kommt. Entlastungen von Familien mit Kindern einschränken, kritisieren die kantonalen 44% der Familien mit unterstützungs- Finanzdirektionen. berechtigten Kindern (inkl. Einelternfa- milien) bezahlen bereits heute keine di- Aufgrund dieser Einwände wurde das rekte Bundessteuer. Sie würden bei Referendum zur Vorlage ergriffen. Wenn dieser Vorlage leer ausgehen, dies sind Familien durch Abzugsmöglichkeiten rund 435‘000 Haushalte. bei der direkten Bundessteuer gefördert werden sollen, dann wird eine neue Un- Doch auch bei den 56% Familien mit gerechtigkeit geschaffen, weil so die unterstützungsberechtigten Kindern, höchsten Einkommen am meisten pro- die Bundessteuern bezahlen (rund fitieren und die Allgemeinheit die Aus- 550‘000 Haushalte), ist die Verteilung fälle zu finanzieren hat. Einkommens- äusserst einseitig. So erhält ein Einver- schwache und schwächste Familien dienerehepaar mit einem Bruttojahres- bringt dieser Steuerabzug leider keine einkommen von 110‘000 Franken ledig- Entlastung. lich einen Abzug von maximal 210 Fran- ken, während der höchst mögliche Ab- Für die Frauenzentrale ist darum klar: zug von 910 Franken erst ab einem Wir fordern eine ausgewogene und Bruttoeinkommen von 200‘000 Fran- wirksame Familienpolitik, die alle Ein- ken erreicht wird. kommensschichten berücksichtigt! 4
der Familienpolitik Vaterschaftsurlaub – ein Urlaub, der keiner ist Neben der Kinderabzüge bei den Bundessteuern stimmen wir am 27. Sep- tember über ein weiteres familienpolitisch relevantes Thema ab, den sogenannten «Vaterschaftsurlaub». Aktuell erhalten frischgebackene Väter nach der Geburt ihres Kindes einen Tag frei, also gleichviel wie bei einem Umzug in die neue Wohnung! Damit wird die Wertschätzung der familiären Betreuungs- und Erziehungsarbeit klar sichtbar: Sie ist nichts wert. nalwirkung im Sinne einer moderneren Sinnvoll für die Wirtschaft und familienfreundlicheren Schweiz!» Einzelne Unternehmen haben die Zei- chen jedoch erkannt und bereits gross- Elternzeit zügigere Lösung eingeführt, doch dies Erlauben Sie mir zum Schluss noch eine reicht nicht. Wir brauchen eine verbind- persönliche Bemerkung zum Begriff liche gesetzliche Grundlage, die allen «Vaterschaftsurlaub»: Dieser ist schlicht Vätern das gleiche Recht einräumt. Da- falsch. Die Geburt eines Kindes ist für bei soll ebenfalls berücksichtigt werden, viele Paare neben einem wahren dass der Vaterschaftsurlaub auch ein Glücksmoment vor allem auch Eines: Standort-Vorteil für die Wirtschaft ist, eine grosse Herausforderung. Aus eige- auch wenn sich diese wegen der Kosten ner Erfahrung weiss ich, von Urlaub noch schwer tut. kann sicher keine Rede sein! Dies sieht auch der St.Galler Ständerat So wünsche ich mir, dass wir anstelle Benedikt Würth so: «Die Herausforde- des Mutter- und Vaterschaftsurlaubes rungen für den schweizerische Arbeits- im ersten Lebensjahr des Kindes eine markt sind gross. Die Spezialisierung, Elternzeit hätten, bei der Paare selber der technologische Wandel und die de- entscheiden können, wie sie diese ein- mographische Entwicklung erfordern setzen wollen. Über die Höhe dieser El- Investitionen in betriebliche und aus- ternzeit lässt sich diskutieren; Beispiele, serbetriebliche Aus- und Weiterbildung, wie es funktionieren könnte, gibt es ge- aber auch im Bereich der Vereinbarkeit nug. Nicht angetastet darf dabei die von Beruf und Familie. Darum ist der Mutterschaftsentschädigung für er- Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen werbstätige Mütter während 14 Wo- nicht nur ein gesellschaftspolitisches chen nach der Geburt, die 2005 nach Anliegen. Das Vorhaben ist auch volks- jahrzehntelangem Kampf endlich auch wirtschaftlich sinnvoll und finanziell in der Schweiz eingeführt wurde. vertretbar.» So hoffe ich, dass ein überzeugtes Ja in Bereichernd für die Gesellschaft diesem Geschäft der erste Schritt in die Und auch für SVP-Kantonsrat Sandro richtige Richtung ist! Wasserfallen ist der Vaterschaftsurlaub wichtig: «Die Familie ist das zentrale Fundament unserer Gesellschaft. Mit dem Vaterschaftsurlaub erreicht man Jacqueline Schneider eine kostengünstige und wichtige Sig- Geschäftsführerin 5
Frauen wählen – auch auf kommunaler Ebene! Nach den National- und Kantonsratswahlen finden im Kanton St.Gallen am 27.09.2020 die Erneuerungswahlen der Gemeindebehörden statt. Dabei gilt es, den Frauenanteil auch auf kommunaler Ebene zu erhöhen. Denn Ent- scheide auf Gemeindeebene betreffen unser alltägliches Leben direkt und solche Ämter sind oft auch ein Sprungbrett für den Einstieg in die Politik. Frauen sind stark untervertreten Die Kommunalpolitik beinhaltet nicht nur die Gemeindeexekutive, sondern auch Schulbehörden und Geschäftsprüfungskommissionen. Sie regelt viele Themen, die uns im Alltag direkt betreffen wie z. B. den Schulbetrieb, das Fürsorgewesen, die Ortsplanung, und sie hat starken Einfluss auf das lokale Gewerbe und das gesellschaftliche Zu- sammenleben. Unterstützung für die Kita, ein sicherer Schulweg, Einbürgerungen – auch das ist Kommunalpolitik. Frauen als die Hälfte der Bevölkerung sind auf St.Galler Gemeinde- ebene noch immer deutlich untervertreten. Nur in 9 der 77 Gemein- den des Kantons amtieren zurzeit Gemeindepräsidentinnen, knapp ein Drittel der kantonsweit über 400 Gemeinderatsmitglieder sind weiblich – meistens sitzt 1 Frau in einem Gemeinderat, in zehn Ge- meinden ist zurzeit gar keine Frau im Gemeinderat vertreten. Kandidatinnenfeld für die Gemeindewahlen 2020 Die Ausgangslage vor den Neuwahlen von Stadtrat und Parlament in den grössten Gemeinden des Kantons – St.Gallen, Rapperswil-Jona, Wil und Gossau – ist wie folgt: In der Kantonshauptstadt kandidieren je 4 Frauen und Männer für den 5-köpfigen Stadtrat. Die derzeitige Bau- direktorin Maria Pappa tritt für das Präsidium an – sie wäre die erste St.Galler Stadtpräsidentin! Knapp die Hälfte der Kandidierenden für das St.Galler Stadtparla- ment ist weiblich. In Rapperswil-Jona und Wil gibt es nur 1 respektive 2 Kandidatinnen für den Stadtrat, in Gossau kandidieren 4 Frauen für die 5 Sitze. Für die Parlamente sind in Wil 42% der zur Wahl stehenden Personen weiblich, in Gos- sau sind es 26%. Kommunalebene als wichtiges Sprungbrett Gerade die kommunalen Ämter sind wichtig, um politische Erfahrun- gen zu sammeln, und sie dienen als Sprungbrett für weitere Gremien und Aufgaben. «Schon manche politische Karriere nahm denn auch mit einem ersten Engagement auf der lokalen Ebene ihren Lauf.» Bütikofer S., Politische Partizipation von Frauen in der Ostschweiz. Analyse der aktuellen Situation. Bericht Konferenz Chancengleichheit Ostschweiz & Liechten- stein, September 2019 Die Stimmen der Frauen zählen! Als Frauenzentrale setzten wir uns für die paritätische Vertretung von Frau und Mann auf allen politischen Ebenen (Gemeinde, Kanton und Bund) ein, damit unterschiedliche Blickwinkel repräsentiert werden und die Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegelt wird. In diesem Sinne unser Appell an alle Frauen: Wählen Sie solidarisch – feministisch – FRAUEN! Rahel Bucher, Vorstandsmitglied 6
Von Feminismus, Popkultur und Gleichstellungsarbeit Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich den Anruf mit der Zu- sage für die Projektleitungsstelle im Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung (KIG) des Kantons St.Gallen erhielt. Mit zittrigen Händen, Freu- dentränen im Gesicht und einer innerlichen Euphorie legte ich den Hörer nieder und realisierte: Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt, meine erste richtige Stelle – dort, wo ich seit meiner Studienzeit beruflich hin möchte: in den Gleichstellungsbereich. Das ist nun drei Jahre her. Seither bin ich Freundin Cécile das feministische On- hört, die Mainstream-Medien ihm lange fast täglich von Zürich nach St.Gallen ge- line-Magazin «fempop» und erfüllte mir zugewiesen haben. Nein, Feminismus pendelt, um dort als Teil der kantonalen damit einen weiteren beruflichen Traum. lebt von Vielfalt, von den diversen Gleichstellungsförderung ein Netzwerk Wie es der Name erahnen lässt, widmet Stimmen und Erfahrungen aller Femi- aufzubauen, Sensibilisierungsmassnah- sich «fempop» Feminismus und Popkultur nist*innen; Feminismus macht Freude, men zu entwickeln und Projekte durch- und verbindet somit zwei der wohl aktu- er verbindet, bringt zusammen und zuführen. Immer mit dem Ziel vor Augen, ellsten Phänomene bzw. Bewegungen un- öffnet neue Horizonte. Das beweist «fempop» alle drei Monate mit einer neuen Ausgabe auf www.fempop.ch, auf seinem Instagram-Account und im öffentlichen «fempop Bookclub». «Gender Matters» am 10. September Die Art und Weise, wie «fempop» Fe- minismus versteht und versucht, ihn Personen zugänglich zu machen, die sich bisher nicht damit befasst haben und/oder politisch aktiv sind, inspiriert auch meine Arbeit als Projektleiterin im KIG. So versuche ich die «fempop- ische» Leichtigkeit und den populären Zugang zu schwierigeren Themen auch in meine Konzepte und Veranstaltun- gen einfliessen zu lassen. Zu spüren kriegt frau das unter anderem an den Anlässen der KIG-Reihe «Gender Mat- ters» (www.gendermatters.sg.ch) im Raum für Literatur in der Hauptpost St.Gallen. Nächste Veranstaltung: «Vom Binnen-I Titelbild der aktuellen Ausgabe des Online-Magazins «fempop» zum Gender*Stern – Sprache und Gleichstellung» am 10. September um 19.00 Uhr. die tatsächliche Gleichstellung der Ge- serer Zeit und Generation. Dabei dient schlechter und die Chancengleichheit Popkultur – mit all ihren Facetten – als Rahel Fenini aller umzusetzen. Türöffnerin in den «Feminismus-Kosmos» Projektleiterin Kompetenzzentrum und bietet den Leser*innen einen frischen, Integration und Gleichstellung Online-Magazin «fempop» zeitgenössischen und vor allem nieder- Kanton St.Gallen Mein feministisches Engagement und schwelligen Zugang zu feministischen The- und Mitbegründerin «fempop» mein Einsatz für Gleichstellungsthemen men und Anliegen. und -fragen spielen sich jedoch nicht nur So zeigt «fempop», dass der Feminismus auf dem Schauplatz St.Gallen ab. Ende eben nicht in die vermeintlich verstaubte, 2016 gründete ich mit meiner guten etwas lustlose und oftmals elitäre Ecke ge- 7
Wir danken für die freundliche Unterstützung Impressum Herausgeberin Frauenzentrale St.Gallen Bleichestrasse 11, 9000 St.Gallen Tel. 071 222 22 33 Fax 071 223 83 75 Adressen der Beratungsstellen info@fzsg.ch www.fzsg.ch Budget- und Schuldenberatung Bleichestrasse 11 Redaktion 9000 St.Gallen Rahel Bucher Tel. 071 222 22 33 Maya Grollimund Bühler budgetberatung@fzsg.ch Jacqueline Schneider Irene Schuchter Haushilfe- und Entlastungsdienst Gestaltungskonzept Veranstaltungen 2020 Poststrasse 15 schalter&walter, St.Gallen 9000 St.Gallen Tel. 071 228 55 66 Foto Titelblatt: as_seen / photocase.de Fax 071 220 61 59 Foto Seiten 4-5: daaarta / photocase.de hed@fzsg.ch Druck Fachstelle Kind und Familie Typotron AG, St.Gallen Lämmlisbrunnenstrasse 55 9000 St.Gallen Erscheint viermal jährlich Tel. 071 222 04 80 kindundfamilie@fzsg.ch Auflage 1200 Exemplare Selbsthilfe St.Gallen und Appenzell Nächster Redaktionsschluss Lämmlisbrunnenstrasse 55 9. November 2020 9000 St.Gallen Tel. 071 222 22 63 selbsthilfe@fzsg.ch www.selbsthilfe-gruppen.ch Beratungsstellen für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität www.faplasg.ch – Vadianstrasse 24, Postfach 325 «Gender Matters» (siehe Seite 7) 9001 St.Gallen Vom Binnen-I zum Gender*Stern – Sprache und Gleichstellung Tel. 071 222 88 11 Donnerstag, 10. September 2020 Fax 071 222 34 50 19.00 bis 20.30 Uhr faplasg@fzsg.ch Raum für Literatur, Hauptpost St.Gallen St.Leonhardstrasse 40, 3. Stock – Bahnhofstrasse 9 www.gendermatters.sg.ch 7320 Sargans Tel. 081 710 65 85 faplasargans@fzsg.ch Themencafé: Suizid – wie damit weiterleben? (siehe Seite 2) Montag, 21. September 2020 – Bahnhofstrasse 6, Postfach 122 8.00 bis 9.30 Uhr 9630 Wattwil Café Restaurant Gentile, Vadianstrasse 14, St.Gallen Tel. 071 988 56 11 Die nächsten Themencafés: 26. Oktober, 30. November, 21. Dezember Fax 071 987 54 41 faplawattwil@fzsg.ch – St.Gallerstrasse 1 Weitere Informationen laufend unter www.fzsg.ch 8645 Jona Tel. 055 225 74 30 faplajona@fzsg.ch
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