Mitteilungsblatt 3 / 2020 - Frauenzentrale St.Gallen

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Mitteilungsblatt 3 / 2020 - Frauenzentrale St.Gallen
Mitteilungsblatt
          3 / 2020
Seite 2

Mut und neues Denken
Seite 2

In eigener Sache
Seite 3

50 Jahre
Fachstelle Kind und Familie
Seite 4/5

Abstimmungen zur Familienpolitik
Seite 6

Kommunal Frauen wählen                                                                      Frauenzentrale
Seite 7

Feminismus, Popkultur,                                                                      St.Gallen
Gleichstellungsarbeit
Seite 8

Veranstaltungen 2020

          Eine ausgestreckte Hand bewirkt mehr als eine Faust
          Liebe Leserinnen, liebe Leser, wie geht     Doch wenn ich die Weltpolitik anschaue,   Wahlen kommen fünf Vorlagen des Bun-
          es Ihnen? Konnten Sie die Sommerpause       dann kommen mir doch Zweifel auf, ob      des zur Abstimmung, die es alle in sich
          geniessen? Wurden Ihre Ferienpläne we-      gewisse Staatsmänner (in diesem Fall      haben. Aus Sicht der Frauenzentrale
          gen des Coronavirus durchkreuzt? Ha-        sind es tätsächlich nur Männer) wissen,   stechen hier besonders zwei hervor, die
          ben Sie sich an die Auflagen, Umstände      was sie tun. Einige mögen unser politi-   wir in diesem Mitteilungsblatt themati-
          und die verordnete Distanziertheit schon    sches System kritisieren und hinterfra-   sieren: Den Vaterschaftsurlaub und die
          gewöhnt?                                    gen, doch das Risiko, dass solche One-    Erhöhung des Kinderabzugs. Lesen Sie
                                                      Man-Shows in der Schweiz passieren, ist   dazu unsere Überlegungen und Sicht-
          Nun, ich gebe zu, dass mir herzliche Um-    doch sehr gering. Mit unserem Stimm-      weisen im Hauptartikel, Seiten 4-5.
          armungen und vor allem auch das Hän-        und Wahlrecht können wir regelmässig
          deschütteln fehlen, weil: Ein Händedruck    Stellung nehmen und die gewählten         Nun wünsche ich Ihnen eine gute Zeit,
          zu Beginn einer Besprechung oder eines      Mandatsträgerinnen und Mandatsträger      beste Gesundheit und hoffe, dass ich
          Treffens signalisiert Offenheit und Ge-     verpfl ichten, im Sinne des Volkes zu     Ihnen bald wieder einmal die Hand ge-
          sprächsbereitschaft sowie Respekt vor       Handeln – ein wertvolleres Instrument     ben darf!
          dem Gegenüber.                              gibt es wohl kaum!

          Offenheit und Respekt sind auch Attri-      Das nächste Mal wird dies am 27. Sep-     Jacqueline Schneider
          bute, welche in der Politik gefragt sind.   tember sein. Neben den kommunalen         Geschäftsführerin
Mitteilungsblatt 3 / 2020 - Frauenzentrale St.Gallen
In eigener Sache
Persönlich                                   Haushilfe- und Entlastungsdienst (HED)

Mut und neues Denken                         Verabschiedung Monya Frischknecht
sind gefragt
                                             Unsere Einsatzleiterin für Psychiatrische
Wie schnell doch alles Gewohnte inner-       Grundpflege und Hauswirtschaftliche Leistun-
halb von Tagen zusammenbrechen kann,         gen, Monya Frischknecht, hat sich entschieden,
hat uns allen Corona gezeigt: Home           nach fast 5-jähriger Tätigkeit im HED, eine neue
Schooling und Home Office sind nett          berufliche Herausforderung anzunehmen.
klingende Begriffe für eine enorme           In ihrem Arbeitsgebiet, welches mit ihrer An-
Mehrbelastung, welche vor allem uns          stellung neu geschaffen wurde, setzte sie ihr
Frauen betroffen hat. Kinderbetreuung,       Fachwissen gezielt ein und konnte so den Be-
Kochen, Schularbeiten begleiten, an Vi-      reich kontinuierlich weiterentwickeln. Ihre of-
deokonferenzen teilnehmen etc. etc.          fene, herzliche und engagierte Arbeitsweise
Frauen halten den Laden in der Krise am      wird bei uns ihre Spuren hinterlassen.
Laufen. Hinzu kommen existenzielle           Wir wünschen dir, liebe Monya, von Herzen
Ängste: Verliere ich meinen Arbeitsplatz?    alles Gute für deine Zukunft!
Kann ich meine Angestellten bezahlen?
Muss ich vielleicht meine berufliche
Selbständigkeit aufgeben?                    Willkommen Monique Roovers
Die Regierungen reagieren auf die wirt-      Im Oktober übernimmt Monique Roovers die
schaftlichen Folgen der Pandemie mit         Einsatzleitung für Psychiatrische Grundpflege
Mehrinvestitionen in die bislang funkti-     und Hauswirtschaftliche Leistungen.
onierenden Systeme, um den alten Zu-         Als Pflegefachfrau HF bringt sie einen breiten
stand so gut und schnell wie möglich         beruflichen Erfahrungsschatz mit für ihre neue
wieder herzustellen. Das ist kurzfristig     Aufgabe. Sie führte fast 20 Jahre die Sozialbe-
sicherlich auch nötig und wirkt beruhi-      gleitung Appenzellerland und hatte dort Men-
gend. Aber ist uns damit langfristig wirk-   schen, welche Psychiatrie-erfahren sind, be-
lich geholfen – angesichts einer Welt, die   gleitet.
uns schon vor Corona gezeigt hat, wie        Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit
zerbrechlich die Ökologie unserer globa-     mit Monique Roovers, wünschen ihr eine gute
lisierten Lebenswelt tatsächlich ist, wie    Einarbeitungszeit und heissen sie herzlich will-
sich soziale Ungerechtigkeiten verschärft    kommen im Team des HED und der Frauenzen-
haben und wie schnell wir jetzt wieder       trale.
in alte Rollenmuster verfallen?
                                             Andrea Blessing, Stellenleiterin
Sollten wir stattdessen nicht die Chan-
cen sehen, die in der Corona-Krise lie-
gen, quasi die Gunst dieser Stunde nut-
zen und uns Gedanken darüber machen,         106. Generalversammlung mit
wie eine menschlichere Wirtschaft und
Gesellschaft aussehen können? Brau-
                                             schriftlicher Abstimmung und Wahlen
chen wir in einer Welt, die uns mit kom-     Da wir uns noch mitten in der Corona-Pandemie befinden und ein baldiges Ende auch
plexen Zusammenhängen konfrontiert           nicht in Sicht ist, hat der Vorstand entschieden, die diesjährige GV nicht vor Ort und mit
und in der jeder Sachverhalt immer           grossem Publikum durchzuführen, sondern den sicheren schriftlichen Weg zu wählen.
mehrere, oft auch widersprüchliche Be-       Mit dem Versand dieses Mitteilungsblattes erhalten die Mitglieder der Frauenzentrale die
deutungen hat, nicht viel mehr Ent-          Unterlagen zur Abstimmung und Wiederwahl des Vorstandes. Gerne nehmen wir die
schleunigung statt Wachstum, mehr            Rückmeldungen unsere Mitglieder entgegen, danken herzlich fürs Mitmachen und infor-
Miteinander statt Gegeneinander, mehr        mieren die Beteiligten dann anfangs Dezember mit dem Versand des nächsten Mittei-
Demut statt Gewinnoptimierung?               lungsblattes über den Abstimmungs- und Wahlausgang.

Der südafrikanische Zukunftsforscher
Anton Musgrave sagt: «Wenn die Welt          Wiederaufnahme der Themencafés
jetzt härter werden sollte statt weicher,
dann sind wir alle verloren.»                Nach langer Corona-bedingter Pause konnte die Frauenzentrale nach den Sommerferien
                                             die monatlichen Themencafés wieder aufnehmen. Sie finden jeweils im kleinen über-
Annette Nimzik                               schaubaren Rahmen statt und können daher bedenkenlos durchgeführt werden. Wir
Vizepräsidentin                              freuen uns, Ihnen zumindest mit dieser Veranstaltungsreihe im 2020 wieder etwas Inter-
                                             essantes bieten zu können und freuen uns auf Ihren Besuch (siehe Seite 8).

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50 Jahre Fachstelle Kind und Familie
oder der holprige Weg zu familienergänzenden Angeboten

Heutzutage ist es unbestritten, dass verlässliche und flexible Kinderbetreuungsmög-
lichkeiten eine wichtige Rolle für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für eine
gleichberechtigte Beteiligung von Frauen und Männern am Erwerbsleben und für die
frühzeitige Förderung von Kindern spielen. Doch der Weg dahin war holprig.

          Jubiläum der Fachstelle Kind und Familie
          Was im Sommer 1969 als Idee geboren
          und 1970 eröffnet wurde, hat sich über
          die Jahre zu einer wichtigen Fachstelle
          entwickelt und ist in der Stadt trotz mar-
          kantem Ausbau der Tagesstrukturen eine
          zentrale Anlaufstelle für Fachstellen, El-
          tern, Kinderbetreuerinnen und Babysitter
          geblieben. Darum darf die Frauenzentra-
          le mit stolz auf die Fachstelle Kind und
          Familie blicken, welche in den vergange-     Doch dann stieg der politische Druck        Und heute…
          nen Jahren von starken Frauen geprägt,       auch unter dem Einfluss der Forderun-       Aktuell werden in der Schweiz knapp
          weiterentwickelt und vorangetrieben          gen der Frauenbewegung. Schulrefor-         zwei Drittel (64%) der Kinder unter 13
          wurde! Das Jubiläum der Stelle ist eng       men fanden statt und die Diskussion         Jahren familienergänzend betreut. Trotz
          verknüpft mit der Geschichte externer        nach neuen pädagogischen Konzepten          Ausbau herrscht bis heute ein Mangel an
          familienergänzender Angebote.                veränderte auch die Vorstellung von der     ausserfamiliären Betreuungsmöglichkei-
                                                       Funktion einer Krippe. Waren Krippen        ten. So arbeiten die meisten Mütter nach
          Die Anfänge                                  bis anhin als Notbehelf für Mütter, die     wie vor Teilzeit – oft die einzige Möglich-
          der externen Kinderbetreuung                 notwendigerweise arbeiten mussten,          keit, Beruf und Familie zu vereinbaren –
          Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahr-   gedacht, wurden sie nun vermehrt als        und dies trotz ausgewiesenem Fachkräf-
          hunderts verbreitete sich die Idee von       pädagogisch sinnvolle, familienergän-       temangel.
          Kleinkinderschulen und Kindergärten. In      zende Massnahme angesehen.
          mehreren Schweizer Städten entstanden                                                    Im 21. Jahrhundert werden verschiedene
          auf Initiative von Frauenvereinen, reli-     Die Entwicklung um die Jahrtausend-         Familienmodelle gelebt, die Organisation
          giösen Vereinen, Ärzten oder Geistlichen     wende                                       der Kinderbetreuung und das Zusam-
          erste private Betreuungsangebote in          Erst in den 2000er Jahren wurde die         menspiel aller Beteiligten sind entspre-
          Form von Krippen und Horten.                 Notwendigkeit von Betreuungsangebo-         chend komplex und anspruchsvoll. Dies
                                                       ten schweizweit anerkannt: Eine parla-      sind die grossen Herausforderungen,
          Im 20. Jahrhundert orientierten sich Ge-     mentarische Initiative setzte eine An-      welche die Fachstelle Kind und Familie in
          sellschaft und Politik jedoch am bürgerli-   stossfinanzierung von 200 Millionen         der heutigen Zeit zu bewältigen hat.
          chen Familienmodell mit dem Mann als         Franken für familienergänzende Betreu-
          Alleinverdiener und der Frau als Mutter      ungsmassnahmen durch. Das Gesetz
          und Hausfrau. So entwickelte sich der        trat 2003 in Kraft, bis 2018 unterstützte
          Bereich bis in die 1970er Jahre kaum wei-    es die Schaffung von 57'400 neuen Be-       Jacqueline Schneider, Geschäftsführerin
          ter.                                         treuungsplätzen.                            Jenny Heeb, Stellenleiterin

                                                                   3
Mitteilungsblatt 3 / 2020 - Frauenzentrale St.Gallen
Weichenstellung in
Höhere Kinderabzüge – und wer davon profitiert

Am 27. September 2020 stimmen wir über die höheren Kinderabzüge bei
den Bundessteuern ab. Am Anfang dieser Vorlage stand die steuerliche
Berücksichtigung der Kinderdrittbetreuungskosten. Demnach sollte der Kin-
derdrittbetreuungsabzug beziehungsweise dessen Obergrenze von heute
10‘100 Franken auf 25‘000 Franken angehoben werden. Dies, um Familien
mit hohen Einkommen, die keine Kita-Ermässigungen geltend machen
können, höhere Kinderdrittbetreuungsabzüge zu erlauben. Hauptargument
des Bundesrates für diese Vorlage war eine Beschäftigungswirkung bei gut
qualifizierten Frauen in wohlhabenden Verhältnissen.

Die Zahlen aus dem Kanton Bern zei-         Auch Finanzminister Ueli Maurer wehr-
gen, dass bisher nur 1,5 Prozent der Fa-    te sich vehement: «Das ist eine Steuer-
milien für ein Kind das Maximum von         entlastung für höhere Einkommen. Das
10‘100 Franken abgezogen haben. Der         kann man wollen, aber dann darf man
Bund geht deshalb davon aus, dass nur       das nicht als Familienvorlage verkau-
rund 2 Prozent oder rund 13‘800 Haus-       fen.»
halte überhaupt von höheren Betreu-
ungsabzügen profitieren könnten. Dar-       So lehnen denn auch die Kantone die
aus schliesst die Frauenzentrale, die mit   Vorlage kategorisch ab. Die Ausfälle von
ihrer «Fachstelle Kind und Familie»         rund 80 Millionen Franken würden den
nahe am Thema ist, dass diese Vorlage       Handlungsspielraum der Kantone für
nur sehr wenigen Familien zu Gute           die steuerliche und nicht-steuerliche
kommt.                                      Entlastungen von Familien mit Kindern
                                            einschränken, kritisieren die kantonalen
44% der Familien mit unterstützungs-        Finanzdirektionen.
berechtigten Kindern (inkl. Einelternfa-
milien) bezahlen bereits heute keine di-    Aufgrund dieser Einwände wurde das
rekte Bundessteuer. Sie würden bei          Referendum zur Vorlage ergriffen. Wenn
dieser Vorlage leer ausgehen, dies sind     Familien durch Abzugsmöglichkeiten
rund 435‘000 Haushalte.                     bei der direkten Bundessteuer gefördert
                                            werden sollen, dann wird eine neue Un-
Doch auch bei den 56% Familien mit          gerechtigkeit geschaffen, weil so die
unterstützungsberechtigten Kindern,         höchsten Einkommen am meisten pro-
die Bundessteuern bezahlen (rund            fitieren und die Allgemeinheit die Aus-
550‘000 Haushalte), ist die Verteilung      fälle zu finanzieren hat. Einkommens-
äusserst einseitig. So erhält ein Einver-   schwache und schwächste Familien
dienerehepaar mit einem Bruttojahres-       bringt dieser Steuerabzug leider keine
einkommen von 110‘000 Franken ledig-        Entlastung.
lich einen Abzug von maximal 210 Fran-
ken, während der höchst mögliche Ab-        Für die Frauenzentrale ist darum klar:
zug von 910 Franken erst ab einem           Wir fordern eine ausgewogene und
Bruttoeinkommen von 200‘000 Fran-           wirksame Familienpolitik, die alle Ein-
ken erreicht wird.                          kommensschichten berücksichtigt!

                                                                       4
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der Familienpolitik
     Vaterschaftsurlaub – ein Urlaub, der keiner ist

            Neben der Kinderabzüge bei den Bundessteuern stimmen wir am 27. Sep-
                tember über ein weiteres familienpolitisch relevantes Thema ab, den
           sogenannten «Vaterschaftsurlaub». Aktuell erhalten frischgebackene Väter
             nach der Geburt ihres Kindes einen Tag frei, also gleichviel wie bei einem
           Umzug in die neue Wohnung! Damit wird die Wertschätzung der familiären
                   Betreuungs- und Erziehungsarbeit klar sichtbar: Sie ist nichts wert.

                                                                         nalwirkung im Sinne einer moderneren
                             Sinnvoll für die Wirtschaft
                                                                         und familienfreundlicheren Schweiz!»
                             Einzelne Unternehmen haben die Zei-
                             chen jedoch erkannt und bereits gross-      Elternzeit
                             zügigere Lösung eingeführt, doch dies       Erlauben Sie mir zum Schluss noch eine
                             reicht nicht. Wir brauchen eine verbind-    persönliche Bemerkung zum Begriff
                             liche gesetzliche Grundlage, die allen      «Vaterschaftsurlaub»: Dieser ist schlicht
                             Vätern das gleiche Recht einräumt. Da-      falsch. Die Geburt eines Kindes ist für
                             bei soll ebenfalls berücksichtigt werden,   viele Paare neben einem wahren
                             dass der Vaterschaftsurlaub auch ein        Glücksmoment vor allem auch Eines:
                             Standort-Vorteil für die Wirtschaft ist,    eine grosse Herausforderung. Aus eige-
                             auch wenn sich diese wegen der Kosten       ner Erfahrung weiss ich, von Urlaub
                             noch schwer tut.                            kann sicher keine Rede sein!

                             Dies sieht auch der St.Galler Ständerat     So wünsche ich mir, dass wir anstelle
                             Benedikt Würth so: «Die Herausforde-        des Mutter- und Vaterschaftsurlaubes
                             rungen für den schweizerische Arbeits-      im ersten Lebensjahr des Kindes eine
                             markt sind gross. Die Spezialisierung,      Elternzeit hätten, bei der Paare selber
                             der technologische Wandel und die de-       entscheiden können, wie sie diese ein-
                             mographische Entwicklung erfordern          setzen wollen. Über die Höhe dieser El-
                             Investitionen in betriebliche und aus-      ternzeit lässt sich diskutieren; Beispiele,
                             serbetriebliche Aus- und Weiterbildung,     wie es funktionieren könnte, gibt es ge-
                             aber auch im Bereich der Vereinbarkeit      nug. Nicht angetastet darf dabei die
                             von Beruf und Familie. Darum ist der        Mutterschaftsentschädigung für er-
                             Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen          werbstätige Mütter während 14 Wo-
                             nicht nur ein gesellschaftspolitisches      chen nach der Geburt, die 2005 nach
                             Anliegen. Das Vorhaben ist auch volks-      jahrzehntelangem Kampf endlich auch
                             wirtschaftlich sinnvoll und finanziell      in der Schweiz eingeführt wurde.
                             vertretbar.»
                                                                         So hoffe ich, dass ein überzeugtes Ja in
                             Bereichernd für die Gesellschaft            diesem Geschäft der erste Schritt in die
                             Und auch für SVP-Kantonsrat Sandro          richtige Richtung ist!
                             Wasserfallen ist der Vaterschaftsurlaub
                             wichtig: «Die Familie ist das zentrale
                             Fundament unserer Gesellschaft. Mit
                             dem Vaterschaftsurlaub erreicht man         Jacqueline Schneider
                             eine kostengünstige und wichtige Sig-       Geschäftsführerin

                                          5
Mitteilungsblatt 3 / 2020 - Frauenzentrale St.Gallen
Frauen wählen – auch auf kommunaler Ebene!
                Nach den National- und Kantonsratswahlen finden im Kanton St.Gallen am
                27.09.2020 die Erneuerungswahlen der Gemeindebehörden statt. Dabei gilt
                es, den Frauenanteil auch auf kommunaler Ebene zu erhöhen. Denn Ent-
                scheide auf Gemeindeebene betreffen unser alltägliches Leben direkt und
                solche Ämter sind oft auch ein Sprungbrett für den Einstieg in die Politik.

Frauen sind stark untervertreten
Die Kommunalpolitik beinhaltet nicht nur die Gemeindeexekutive,
sondern auch Schulbehörden und Geschäftsprüfungskommissionen.
Sie regelt viele Themen, die uns im Alltag direkt betreffen wie z. B.
den Schulbetrieb, das Fürsorgewesen, die Ortsplanung, und sie hat
starken Einfluss auf das lokale Gewerbe und das gesellschaftliche Zu-
sammenleben. Unterstützung für die Kita, ein sicherer Schulweg,
Einbürgerungen – auch das ist Kommunalpolitik.
Frauen als die Hälfte der Bevölkerung sind auf St.Galler Gemeinde-
ebene noch immer deutlich untervertreten. Nur in 9 der 77 Gemein-
den des Kantons amtieren zurzeit Gemeindepräsidentinnen, knapp
ein Drittel der kantonsweit über 400 Gemeinderatsmitglieder sind
weiblich – meistens sitzt 1 Frau in einem Gemeinderat, in zehn Ge-
meinden ist zurzeit gar keine Frau im Gemeinderat vertreten.

Kandidatinnenfeld für die Gemeindewahlen 2020
Die Ausgangslage vor den Neuwahlen von Stadtrat und
Parlament in den grössten Gemeinden des Kantons –
St.Gallen, Rapperswil-Jona, Wil und Gossau – ist wie
folgt:
In der Kantonshauptstadt kandidieren je 4 Frauen und
Männer für den 5-köpfigen Stadtrat. Die derzeitige Bau-
direktorin Maria Pappa tritt für das Präsidium an – sie
wäre die erste St.Galler Stadtpräsidentin! Knapp die
Hälfte der Kandidierenden für das St.Galler Stadtparla-
ment ist weiblich.
In Rapperswil-Jona und Wil gibt es nur 1 respektive 2
Kandidatinnen für den Stadtrat, in Gossau kandidieren
4 Frauen für die 5 Sitze. Für die Parlamente sind in Wil
42% der zur Wahl stehenden Personen weiblich, in Gos-
sau sind es 26%.

Kommunalebene als wichtiges Sprungbrett
Gerade die kommunalen Ämter sind wichtig, um politische Erfahrun-
gen zu sammeln, und sie dienen als Sprungbrett für weitere Gremien
und Aufgaben. «Schon manche politische Karriere nahm denn auch
mit einem ersten Engagement auf der lokalen Ebene ihren Lauf.»
Bütikofer S., Politische Partizipation von Frauen in der Ostschweiz. Analyse der
aktuellen Situation. Bericht Konferenz Chancengleichheit Ostschweiz & Liechten-
stein, September 2019

Die Stimmen der Frauen zählen!
Als Frauenzentrale setzten wir uns für die paritätische Vertretung von
Frau und Mann auf allen politischen Ebenen (Gemeinde, Kanton und
Bund) ein, damit unterschiedliche Blickwinkel repräsentiert werden
und die Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegelt wird.
In diesem Sinne unser Appell an alle Frauen:
Wählen Sie solidarisch – feministisch – FRAUEN!

Rahel Bucher, Vorstandsmitglied

                                                                                   6
Mitteilungsblatt 3 / 2020 - Frauenzentrale St.Gallen
Von Feminismus, Popkultur und
Gleichstellungsarbeit
Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich den Anruf mit der Zu-
sage für die Projektleitungsstelle im Kompetenzzentrum Integration und
Gleichstellung (KIG) des Kantons St.Gallen erhielt. Mit zittrigen Händen, Freu-
dentränen im Gesicht und einer innerlichen Euphorie legte ich den Hörer
nieder und realisierte: Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt, meine erste
richtige Stelle – dort, wo ich seit meiner Studienzeit beruflich hin möchte:
in den Gleichstellungsbereich.

          Das ist nun drei Jahre her. Seither bin ich    Freundin Cécile das feministische On-         hört, die Mainstream-Medien ihm lange
          fast täglich von Zürich nach St.Gallen ge-     line-Magazin «fempop» und erfüllte mir        zugewiesen haben. Nein, Feminismus
          pendelt, um dort als Teil der kantonalen       damit einen weiteren beruflichen Traum.       lebt von Vielfalt, von den diversen
          Gleichstellungsförderung ein Netzwerk          Wie es der Name erahnen lässt, widmet         Stimmen und Erfahrungen aller Femi-
          aufzubauen, Sensibilisierungsmassnah-          sich «fempop» Feminismus und Popkultur        nist*innen; Feminismus macht Freude,
          men zu entwickeln und Projekte durch-          und verbindet somit zwei der wohl aktu-       er verbindet, bringt zusammen und
          zuführen. Immer mit dem Ziel vor Augen,        ellsten Phänomene bzw. Bewegungen un-         öffnet neue Horizonte. Das beweist
                                                                                                       «fempop» alle drei Monate mit einer
                                                                                                       neuen Ausgabe auf www.fempop.ch,
                                                                                                       auf seinem Instagram-Account und im
                                                                                                       öffentlichen «fempop Bookclub».

                                                                                                       «Gender Matters» am 10. September
                                                                                                       Die Art und Weise, wie «fempop» Fe-
                                                                                                       minismus versteht und versucht, ihn
                                                                                                       Personen zugänglich zu machen, die
                                                                                                       sich bisher nicht damit befasst haben
                                                                                                       und/oder politisch aktiv sind, inspiriert
                                                                                                       auch meine Arbeit als Projektleiterin im
                                                                                                       KIG. So versuche ich die «fempop-
                                                                                                       ische» Leichtigkeit und den populären
                                                                                                       Zugang zu schwierigeren Themen auch
                                                                                                       in meine Konzepte und Veranstaltun-
                                                                                                       gen einfliessen zu lassen. Zu spüren
                                                                                                       kriegt frau das unter anderem an den
                                                                                                       Anlässen der KIG-Reihe «Gender Mat-
                                                                                                       ters» (www.gendermatters.sg.ch) im
                                                                                                       Raum für Literatur in der Hauptpost
                                                                                                       St.Gallen.
                                                                                                       Nächste Veranstaltung: «Vom Binnen-I
          Titelbild der aktuellen Ausgabe des Online-Magazins «fempop»                                 zum Gender*Stern – Sprache und
                                                                                                       Gleichstellung» am 10. September um
                                                                                                       19.00 Uhr.
          die tatsächliche Gleichstellung der Ge-        serer Zeit und Generation. Dabei dient
          schlechter und die Chancengleichheit           Popkultur – mit all ihren Facetten – als      Rahel Fenini
          aller umzusetzen.                              Türöffnerin in den «Feminismus-Kosmos»        Projektleiterin Kompetenzzentrum
                                                         und bietet den Leser*innen einen frischen,    Integration und Gleichstellung
          Online-Magazin «fempop»                        zeitgenössischen und vor allem nieder-        Kanton St.Gallen
          Mein feministisches Engagement und             schwelligen Zugang zu feministischen The-     und Mitbegründerin «fempop»
          mein Einsatz für Gleichstellungsthemen         men und Anliegen.
          und -fragen spielen sich jedoch nicht nur      So zeigt «fempop», dass der Feminismus
          auf dem Schauplatz St.Gallen ab. Ende          eben nicht in die vermeintlich verstaubte,
          2016 gründete ich mit meiner guten             etwas lustlose und oftmals elitäre Ecke ge-

                                                                         7
Wir danken
für die freundliche Unterstützung

                                                                            Impressum

                                                                            Herausgeberin
                                                                            Frauenzentrale St.Gallen
                                                                            Bleichestrasse 11, 9000 St.Gallen
                                                                            Tel. 071 222 22 33
                                                                            Fax 071 223 83 75
Adressen der Beratungsstellen                                               info@fzsg.ch
                                                                            www.fzsg.ch
Budget- und Schuldenberatung
Bleichestrasse 11                                                           Redaktion
9000 St.Gallen                                                              Rahel Bucher
Tel. 071 222 22 33                                                          Maya Grollimund Bühler
budgetberatung@fzsg.ch                                                      Jacqueline Schneider
                                                                            Irene Schuchter
Haushilfe- und Entlastungsdienst
                                                                            Gestaltungskonzept
                                        Veranstaltungen 2020
Poststrasse 15
                                                                            schalter&walter, St.Gallen
9000 St.Gallen
Tel. 071 228 55 66
                                                                            Foto Titelblatt: as_seen / photocase.de
Fax 071 220 61 59
                                                                            Foto Seiten 4-5: daaarta / photocase.de
hed@fzsg.ch
                                                                            Druck
Fachstelle Kind und Familie                                                 Typotron AG, St.Gallen
Lämmlisbrunnenstrasse 55
9000 St.Gallen                                                              Erscheint viermal jährlich
Tel. 071 222 04 80
kindundfamilie@fzsg.ch                                                      Auflage
                                                                            1200 Exemplare
Selbsthilfe St.Gallen und Appenzell                                         Nächster Redaktionsschluss
Lämmlisbrunnenstrasse 55                                                    9. November 2020
9000 St.Gallen
Tel. 071 222 22 63
selbsthilfe@fzsg.ch
www.selbsthilfe-gruppen.ch

Beratungsstellen für Familienplanung,
Schwangerschaft und Sexualität
www.faplasg.ch

– Vadianstrasse 24, Postfach 325                               «Gender Matters» (siehe Seite 7)
  9001 St.Gallen                                               Vom Binnen-I zum Gender*Stern – Sprache und Gleichstellung
  Tel. 071 222 88 11                                           Donnerstag, 10. September 2020
  Fax 071 222 34 50                                            19.00 bis 20.30 Uhr
  faplasg@fzsg.ch                                              Raum für Literatur, Hauptpost St.Gallen
                                                               St.Leonhardstrasse 40, 3. Stock
– Bahnhofstrasse 9                                             www.gendermatters.sg.ch
  7320 Sargans
  Tel. 081 710 65 85
  faplasargans@fzsg.ch                                         Themencafé: Suizid – wie damit weiterleben? (siehe Seite 2)
                                                               Montag, 21. September 2020
– Bahnhofstrasse 6, Postfach 122                               8.00 bis 9.30 Uhr
  9630 Wattwil                                                 Café Restaurant Gentile, Vadianstrasse 14, St.Gallen
  Tel. 071 988 56 11                                           Die nächsten Themencafés: 26. Oktober, 30. November, 21. Dezember
  Fax 071 987 54 41
  faplawattwil@fzsg.ch

– St.Gallerstrasse 1                                           Weitere Informationen laufend unter www.fzsg.ch
  8645 Jona
  Tel. 055 225 74 30
  faplajona@fzsg.ch
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