THE GRASS IS ALWAYS GREENER
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KINOK ZU GAST DER WIDERSPRUCH DER PERFORMANCEKUNST – EINE DISZIPLIN? UNZERBRECHLICHEN: EINE FRAGE AN KATJA SCHENKER CHARLOTTE GAINSBOURG Am 21. Juli wird die französische Schau- Bob Dylans Alter Egos in «I’m Not There» (2007). spielern Charlotte Gainsbourg 50 Jahre Sie widmet sich auch wieder der Musik und ver- alt. Ein willkommener Anlass, der vielsei- öffentlicht zwei Alben, beide kommerziell und bei tigen Actrice im Juli eine Reihe mit ausge- der Kritik erfolgreich. Bei Konzerten haucht sie wählten Filmen aus ihrem abwechslungs- ihre Songs, wirkt entrückt, zerbrechlich. reichen Schaffen zu widmen. Die Faszination von Gainsbourg liegt aber genau Charlotte Gainsbourg wird 1971 direkt ins in diesem Widerspruch zwischen ihrer öffentli- Rampenlicht hineingeboren. Zwei Jahre zuvor chen Zurückhaltung und der Unbarmherzigkeit, hatten ihre Mutter, die britische Schauspielerin mit der sie ihre Rollen verkörpert. Nirgends ist das Jane Birkin, und ihr Vater Serge Gainsbourg mit so deutlich wie in ihrer Komplizinnenschaft mit «Je t’aime … moi non plus» ein ebenso erfolg- Lars von Trier. Während vor allem Björk nie wie- reiches wie skandalöses Chanson veröffentlicht. der mit dem depressiven Misanthropen arbeiten Auch die Tochter packt die Lust an der Provoka- will, dreht Gainsbourg ihre besten Filme mit ihm. tion früh. 1984 nimmt sie mit ihrem Vater den Zuerst treibt er sie in «Antichrist» (2009) durch Song «Lemon Incest» auf. Im Video rekelt sie sich ein psychologisches Dickicht voller Schmerz und dazu mit dem halbnackten Serge auf dem Bett, Trauer, an dessen Ende sie sich als personifizierte beide besingen melancholisch die Liebe, die sie nie Mutter-Natur selbst die Klitoris abschneidet. In Auf die Frage, ob die Performancekunst als eine der sozialen Welt. Die Parallele zu diesem sprach- werden lieben dürfen. Mit sichtlicher Freude am «Melancholia» (2011) spielt sie Kirsten Dunsts ra- Disziplin zu kategorisieren sei, eine Art Kunst zu wissenschaftlichen Phänomen sieht Katja Schen- Eklat produziert die inzwischen 15-Jährige 1986 tionale Schwester, die irrational die Apokalypse denken oder gar als eine Strategie aufgefasst wer- ker im Live-Moment, den sie auch als Zeitraum der mit ihrem Vater ihr erstes Album «Charlotte For verleugnet. Physisch geht sie in «Nymphomaniac» den kann, äussert sich Katja Schenker folgender- Transformation betrachtet. Das sich andauernd Ever» nebst gleichnamigem Film, der erneut ein (2013) bis an ihre Grenzen: In acht Kapiteln er- massen: Verändernde und Unvorhersehbare ist im zeit- inzestuöses Verhältnis zwischen Vater und Toch- zählt sie als Joe rückblickend von der Erforschung basierten Live-Moment genuin vorhanden und ter thematisiert. Die Frage nach einem autobio- und Erprobung ihrer sadomasochistischen Be- Die Eingrenzung der Performancekunst sei kom- kann in den Objekten und Installationen, die grafischen Bezug verneint sie bis heute vehement. gehren. plex, da sie sich aus verschiedenen Künsten bediene manchmal aus ihren Performances hervorgehen, und nähre. Für Katja Schenker ist performative wiedergefunden werden. Der plötzliche Tod des Vaters 1991 beendet vor- Der Suizid ihrer Halbschwester Kate Barry mar- Kunst denn auch keine Strategie, sondern eine Art erst ihre musikalische Karriere. Im selben Jahr kiert 2013 eine Zäsur. Charlotte verlässt Paris und zu denken und wahrzunehmen. Katja Schenker unterstreicht innerhalb dieses lernt sie bei Dreharbeiten den Schauspieler und zieht sich mit ihrer Familie nach New York zurück, prozesshaften Vorgehens die Wichtigkeit des Zu- Regisseur Yvan Attal kennen, mit dem sie drei bleibt aber produktiv. Auch privat scheint sie die Der Prozess der Entstehung einer Arbeit sei gleich- sammenwirkens ihres Körpers mit dem Material. Kinder hat und bis heute zusammenlebt. Ihr Unzerbrechliche zu sein. Ihr fünftes Album «Rest» sam Substanz und essentielles Element ihrer Aus dieser wechselseitigen Beziehung resultieren schauspielerisches Debüt gibt sie bereits 1984 setzt sich unter anderem mit dem Selbstmord der künstlerischen Tätigkeit. Sie vertritt eine prozess- Energien, die sich in vielschichtigen Bildern stetig in «Paroles et Musique» an der Seite von Cathe- Halbschwester auseinander. Für das Kino arbei- hafte Haltung, die sich jeweils in ein Material ein- verändern, indem sie sich widersprechen, be- rine Deneuve. Zwei Jahre später wird sie für ihre tet sie fortan in kleineren, europäischen Projekten schreibt. In diesem Zusammenhang nennt die stätigen oder eine, wenn nicht mehrere, Narration- Rolle in «L’Effrontée» von Claude Miller mit dem oder mit ihrem Partner Attal zusammen. Auftritte Künstlerin den in der Sprachwissenschaft be- en hervorbringen. französischen César als beste Nachwuchsdar- in grösseren Produktionen wie in Roland Emme- gründeten Terminus der «Performanz»: Eine per- stellerin ausgezeichnet. 1993 folgt ihr englisch- richs Sequel zu «Independence Day» (2016) und formative Äusserung ist eine Aussage, die dadurch, sprachiges Debüt in «The Cement Garden», ein in «The Snowman» (2017) bleiben die Ausnahme. dass sie ausgesprochen wird, etwas verändert in Aufzeichnung: Madeleine Amsler düsteres Familiendrama unter Regie ihres Onkels Zuletzt dreht sie 2019 mit Gaspard Noé «Lux Ae- Andrew Birkin, in dem ihre Figur Teil einer inzes- terna», «Mon chien Stupide» mit Yvan Attal und tuösen Geschwisterbeziehung ist. Zu Beginn des «Suzanna Andler» (2021) mit Benoît Jacquot. ZU GAST neuen Jahrtausends wirkt sie vermehrt in inter- nationalen Produktionen mit: 2003 spielt sie im PERFORMANCE UND KUNSTFÖRDERUNG Ensemble-Film «21 Gramm» mit Naomi Watts, Sean Penn und Benicio del Toro, in Michel Gon- Text: Maxi Braun, Filmkalender 2021, Schüren Verlag INTERVIEW MIT TANJA SCARTAZZINI drys «Science of Sleep» (2006) und ist eine von Tanja Scartazzini, Leiterin Amt für Kultur Kanton für die Förderstellen, die so die Gelegenheit er- St. Gallen ab August 2021 halten, Erfahrung mit Performance-Kunst in ihre institutionelle Tätigkeit einzubringen. ZU GAST Was ist für Sie Performance? DEMENZ MEET ST. GALLEN: LEICHTE Performance fasziniert mich durch die Nähe zu den Ich freue mich besonders, meine neue Aufgabe als Künstler*innen selber, die wir sonst in der visuellen Leiterin Amt für Kultur St.Gallen so zu beginnen: STUNDEN ZU EINEM SCHWEREN THEMA Kunst selten erleben. Damit bin ich vom ersten Mo- ment an direkt Teil des Werkes und als Zu- mit persönlichen Begegnungen, mit mir noch un- bekannten Grenzen und Öffnungen. schauer*in involviert. Oft sind diese Augenblicke auch fragil und können sich in alle Richtungen ent- wickeln – denn immer geht es um die direkte Kom- Die Verleihung des Performancepreises munikation zwischen Künstler*in und Publikum Schweiz findet dieses Jahr in St.Gallen und um gemeinsame Emotionen im selben Raum. statt und wird in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur und der Lokremise In meiner Tätigkeit habe ich erlebt, wie Per- organisiert. Ein reichhaltiges Programm formance Förderstellen auch an ihre Grenzen brin- erwartet Besucher*innen: gen kann: bei der Durchführung, bei deren Doku- mentation, bei Ankäufen, bei der Jurierung: Kann 19. AUGUST 2021 «SNEAKPREVIEW» Performance ohne das Live-Erleben beurteilt wer- mit Grundsatzfragen zur Performancekunst den? Ist es in Ordnung, wenn ich die Kunst- schaffenden von Installationen oder Malerei nicht 28. AUGUST 2021 direkt erlebe – aber bei Werken der Performance PERFORMANCEPREISE SCHWEIZ, schon? Konzert Les Reines Prochaines Was bedeutet für Sie der Performance- 29. AUGUST 2021 preis Schweiz? Jubiläum – Performance Szene Schweiz, Es ist wichtig, dass wir immer wieder einen anschliessend Preisverleihung – und ein vertieften Einblick in die Performance-Szene er- Rahmenprogramm mit Besuchen von halten – und dies ist im Gegensatz zu anderen Institutionen in St. Gallen. Ein Demenz Meet ist eine Zusammenkunft für und Diskussionsstoff. Ein Demenz Meet ist kein Kunstformen ohne einen solchen Anlass nur sehr Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen, Fach- steifer, intellektueller Kongress, sondern bunt, le- vereinzelt möglich. Natürlich ist der Anlass wichtig personen und weitere am Thema interessierte Men- bendig und ein wenig wild. für das breite Publikum sowie auch für die Kunst- Interview: Marianne Burki schen. Es bedeutet Austausch, Trost, Inspiration: expert*innen. Doch für mich ist er auch wesentlich Demenz Meets schaffen Begegnung auf Augenhöhe für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und SAMSTAG, 14. AUGUST 2021, Fachleute. Unter dem Motto «Leichte Stunden zu LOKREMISE, ST. GALLEN einem schweren Thema» bietet die Veranstaltung Verein Demenz Meet St. Gallen Raum für Begegnung, Austausch und Vernetzung – Sonnhaldenstrasse 69 unkompliziert, persönlich, herzlich. Im deutsch- 9010 St. Gallen sprachigen Raum gibt es bereits vier Meets in Zü- 071 244 62 17 | sg@demenzmeet.ch rich, Basel, Wien und Stuttgart. Ein inspirierendes Programm mit Inhalten von Angehörigen und Be- www.demenzmeet.ch/stgallen troffenen sowie Experten gibt dem Tag Struktur www.facebook.com/demenzmeetstgallen
KUNST THEATER | KUNST ZWISCHEN THEATRALISCHER ILLUSION LERNEN, ALLES ZUZULASSEN UND VIRTUELLER KURATION Bereits beim Betreten der Ausstellung «Città ir- tion einzurichten – im Gegensatz zur Installation reale» fällt die grosse farbige Wand der Installa- im Jahr 2000. Mittels Online-Sitzungen und Mail- tion von Jessica Stockholder ins Auge, auch wenn koordination von Plänen musste dieser Teil der sie sich auf der anderen Seite des monumentalen «Città irreale» auf andere Wege kuratiert werden. Raums in der Kunstzone befindet. Beim näheren Die virtuellen Umwege stellten eine besondere Betreten wird sichtbar: Es handelt sich um auf- Herausforderung für die Kuratorin und den Kura- gestapelte Material-Container. Um genauer zu tor dar – nicht zuletzt aufgrund der fundamental sein um einen roten, zwei blaue und drei orange- anderen Raumbedingungen in der Kunstzone der farbene. Links von ihnen befindet sich auf drei urbanen Lokremise im Unterschied zum Ober- runden, hölzernen Wohnzimmertischen eine lichtsaal des Museums. Für die aktuelle Präsenta- ebenfalls bunte Konstruktion aus Duplo-Steinen, tion hat die amerikanisch-kanadische Künstlerin rechts davon eine Parkbank und ein Theater- die Installation neu adaptiert, sodass diese nun in scheinwerfer, der die nonchalante, bemalte Wand den Industriecharakter der Lokremise integriert beleuchtet. Beim Erkunden der anderen Seite der wirkt und ihn unmittelbar vereinnahmt. Erkenn- Installation fallen viele weitere Details ins Auge: bar wird dies vor allem an dem langen «Boden- ein auf dem Boden ausgelegter, hellblauer sowie belag-Läufer», der den hellblauen Kreis durch- ein auf die Wand gemalter, pinker Kreis, Zeitungs- trennt und mit einem Steinboden-Muster versehen papier des St. Galler Tagblatts aus dem Jahr 2000 ist. In der Installation von 2000 im Oberlichtsaal sowie hellgrüne und silberne Spitze, beides fein des Kunstmuseums hatte die Künstlerin ebenfalls Tobias Graupner vom Schauspielensemble des Theaters St.Gallen, Foto: Reto Müller säuberlich auf einer Wand aus Ytong-Bausteinen einen derartigen Bodenbelag eingesetzt – jedoch drapiert, ein zum Teil rot lackiertes Fell und ein war auf diesem ein Parkettboden-Muster zu sehen, Gedacht war, die Ausstellung «Città irreale» in der Zeit zu nehmen, alles zuzulassen – auch die Stille: zwischen den stillgelegten Zugschienen aus- ähnlich dem Original-Boden im Museum. Was die Kunstzone der Lokremise als ungewöhnlichen «Città irreale ist ein beeindruckender Streifzug gelegter Novilon-Bodenbelag mit Steinboden- Künstlerin wohl sonst noch verändert und neu an- Spielraum für eine Schauspielproduktion zu nutzen. durch offene und geschlossene, dunkle oder Muster. gepasst hätte, wenn sie vor Ort gewesen wäre? Doch der Lockdown verunmöglichte dies, und so blendende Räume. Mal beschränkt, mal plastisch wurde umdisponiert. Der Beitrag des Theaters oder poliert. In und an den Räumen vorbei stösst Jessica Stockholders raumgreifende Installation JESSICA STOCKHOLDER St.Gallen zum Gemeinschaftsprojekt mit dem man auf längst vergessene oder auch neue Gefühle, «Vortex in the Play of Theater with Real Passion. *1959 Seattle, lebt und arbeitet in Chicago Kunstmuseum St.Gallen präsentiert sich nun als nahe an der Realität.» In Memory of Kay Stockholder» wurde im Jahr Vortex in the Play of Theater with Real Passion. In Audiowalk durch die Ausstellung. Auf dem knapp 2000 im Kunstmuseum St.Gallen für den klassi- Memory of Kay Stockholder, 2000/2020 50-minütigen Rundgang können Besucher*innen zistischen Oberlichtsaal des Kunklerbaus konzi- Farbige Material-Container, Ytong-Bausteine, der Ausstellung über Kopfhörer erleben, wie eine RESERVATION piert und darauf vom Kunstverein St.Gallen für drei runde Holztische, Duplo-Bausteine, Novilon- Landschaft vergangener Utopien und Distopien zu Audiowalks sind während der Öffnungszeiten der die Sammlung des Kunstmuseums erworben. Aus Bodenbelag, Theaterscheinwerfer, Parkbank, neuem, fiktivem Leben erwacht. Die Kunst-Objekte Kunstzone im Abstand von 15 Minuten für jeweils dieser Zeit stammen auch die Ausgaben des St. roter Theatervorhang, hellgrüne und silberne werden zu Reflektionsräumen einer città irreale, eine Person möglich. Zur Vermeidung von Warte- Galler Tagblatts, die in der aktuellen Installation Spitze, Fell, Zeitungspapier, Acryl- und Lackfarbe einer Stadt, die es nicht gibt, aber geben könnte. zeiten können im Vorfeld Termine gebucht zu sehen sind. Der Audiowalk stiess bei Besucherinnen und Be- werden unter der Nummer 071 277 88 40 Kunstmuseum St. Gallen suchern auf grosses Interesse und fand auch in den Gleich einer dreidimensionalen Malerei erzeugt vom Kunstverein St. Gallen erworben 2000 Medien Widerhall. Viola Priss vom St.Galler Tag- ÖFFNUNGSZEITEN KUNSTZONE Stockholder ein illusionistisches Setting, bestehend blatt empfand den Rundgang durch die Ausstellung Montag bis Samstag: 13 – 20 Uhr aus Gegenständen des Alltags und Materialien aus mit Kopfhörer und der Stimme des Schauspielers Sonntag: 11 – 18 Uhr dem Baumarkt, und inszeniert die Vorstellung CITTÀ IRREALE Tobias Graupner im Ohr als den «vielleicht einer Landschaft im «Strudel von Theater und 6. FEBRUAR 2021 – 8. AUGUST 2021 intimsten Museumsbesuch», hatte zwischendurch Die Ausstellung «Città ireale» Leidenschaft». Indem Stockholder verschiedene KUNSTZONE LOKREMISE den Eindruck, Graupner könne ihre Gedanken dauert bis zum 8. August 2021. Alltagsobjekte und deren farbliche Präsenz ge- Nina Beier, Christoph Büchel, Bob Gramsma, lesen und gestand: «Seit Minute sieben bin ich ein konnt kombiniert, kreiert sie die plastische Um- Alex Hanimann, Sara Masüger, bisschen in Tobias Graupners Stimme verliebt.» setzung und Gestaltung einer bildhaften Wirkung. Jessica Stockholder Viviane Sonderegger schrieb in Saiten, auf dem Weitere Informationen: Aufgrund der Pandemie war es der Künstlerin Kunstzone Lokremise Audiowalk lerne man auch wieder zuzuhören, sich www.lokremise.ch/theater nicht möglich, selbst anzureisen und die Installa- ILLUSTRATION CORNELIUS HEINZER Cornelius M. Heinzer *1981, wuchs in Lenggen- cmheinzer.ch wil SG als Kind einer Musikerfamilie auf. Sei- cosmicspacegirl.ch Jessica Stockholder, Vortex in the Play of Theater with Real Passion. In Memory of Kay Stockholder, ne Begeisterung für Comics bewegte ihn schon Instagram: corneliusheinzer 2000/2020, Erworben vom Kunstverein St. Gallen 2000, Foto: Sebastian Stadler früh dazu, eigene Charaktere und Geschichten zu entwickeln. Da er sich ebenso von Kinds- beinen an in der Komposition von Musik übte, ZEICHNE DEINE GESCHICHTE ZUR LOK führte sein Weg ins Studium des Trickfilms an UND ERSCHEINE DAMIT IN DER die Kunsthochschule Luzern. Seit dem Bachelor LOK-ZEITUNG! in Animation Design 2010 arbeitet er als Free- lancer in den Bereichen Illustration, Animation Erfahre mehr unter: lokremise.ch/illustration und Film. Seine Songs performt er jeweils in der Zeichnung inkl. kurzer Biografie an: Rock‘n‘Roll Punk Band «Cosmic Space Girl». info@lokremise.ch TICKETRESERVATION TISCHRESERVATION Kinok online: kinok.ch +41 71 277 11 77 Theater: +41 71 242 06 06 salut@brasserielok.ch Stiftung Lokremise BRASSERIE LOK Grünbergstrasse 7 Mo bis Sa 11.00 – 23.00 9000 St. Gallen So 10.00 – 22.00 info@lokremise.ch +41 71 277 82 00 lokremise.ch Città irreale, Installationsansicht, Kunstzone Lokremise St.Gallen, Foto: Daniel Ammann
INTERVIEW «WENN ES IN DER SCHWEIZ EINEN SPAGHETTIPLAUSCH GIBT, ESSEN DIE BELGIER MOULES-FRITES» Christa Wiesli, Chef de Service, Brasserie Lok Seit der Eröffnung der Brasserie Lok weht französisches Flair durch die Lokremise. Die Chef de Service Christa Wiesli hat die frankophone Kultur wäh- rend eines vierjährigen Aufenthaltes in Brüssel schätzen gelernt. In der Lokre- mise stellt sich Wiesli gerne vor, wie es ausgesehen hat, als noch Lokomotiven im über 110-jährigen Gebäude standen. Christa Wiesli, wir treffen uns Mitte Mai, die Gastronomie ist zurzeit wegen Corona immer noch grossen Einschränkungen unterworfen. Wie gehen Sie und Ihr Team von der Brasserie Lok damit um? Seit wir die Gäste auf der Rondelle im Innenhof der Lokremise bewirten dürfen, haben wir auch die Tische im Innenbereich aufgedeckt. Das soll bei uns und den Gästen, die das Kinok, das Theater oder das Museum besuchen, Vorfreude wecken. Wir wollen damit auch zeigen: Wir sind bereit, wenn es losgeht. Sie sind Chef de Service in der 2021 neu eröffneten Brasserie Lok. Was reizt Sie an dieser Aufgabe? Mir gefällt einerseits, dass ich von Beginn an beim Start der neuen Restauration in der Lokremise mit dabei sein durfte. Andererseits habe ich die- ses geschichtsträchtige Gebäude gern. Es passt zu mir, weil mich alte Eisenbahnstrecken faszinie- ren. Wenn ich in der Lokremise bin, stelle ich mir Sie sind ausgebildete Wein- und Biersom- melière. Wie ist es dazu gekommen? Ich habe mit meiner Familie 2013 bis 2017 in Brüssel gelebt. Mein Mann hat in dieser Zeit als Diplomat für die Mission der Schweiz bei der NATO gearbeitet. In Belgien habe ich mich unter anderem weitergebildet und dabei die Ausbildung zur Weinsommelière gemacht. Auch die Bier- Foto: Urs-Peter Zwingli kultur dort ist sehr vielfältig und wurde mir in diesen Jahren quasi eingeimpft. In Belgien sind Wein und Bier einander gleichgestellt, man trinkt, was gerade zum Essen und zur Situation passt. Zurück in der Schweiz habe ich dann in der Braue- rei Freihof in Gossau gearbeitet, in der Bierkultur ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Darum habe gerne vor, wie es hier früher ausgesehen hat, als Wie wollen Sie den gastronomischen ich mich dann zusätzlich zur Biersommelière aus- überall Lokomotiven standen. Und ich finde die Neustart in der Brasserie Lok gestalten? bilden lassen. historischen Bezüge zum Gebäude interessant – Genuss und Gemütlichkeit sollen hier für ver- etwa, dass es während der St.Galler Stickereizeit schiedenste Gäste möglich sein. Geschäftsleute, Wie haben Sie die Zeit in Belgien in eine direkte Zugverbindung zwischen St.Gallen die sich zum Mittagessen treffen, haben andere rinnerung? E und Paris ohne Halt in Zürich gegeben hat. Zudem Bedürfnisse als zwei Verliebte am Abend. Darauf Sehr gut – die Belgierinnen und Belgier sind Ge- kommen hier verschiedene gastronomische und will ich als Chef de Service und natürlich mein niesser und haben viel Savoir-vivre. Man nennt kulturelle Aspekte zusammen. Das ist an dieser ganzes Team eingehen. Die Brasserie Lok soll ein sie auch die Südländer des Nordens. Zudem ist Lokalität einzigartig und eignet sich perfekt, um Ort sein, an dem ein ausgedehntes Essen, aber die kulturelle Vielfalt in Brüssel faszinierend. Ich den Gästen ein Erlebnis zu bieten. auch ein schneller Kaffee im unkomplizierten war manchmal an Anlässen, an denen die Men- Bistrostil, ein Glas Wein oder ein Imbiss möglich schen miteinander in fünf unterschiedlichen Welche Bedeutung haben für Sie die kul- sind. Und ich will mit kleinen Dingen über- Sprachen redeten. Die Sprache ist dort nicht turellen Institutionen in der Lokremise? raschen. Dazu gehören beispielsweise spezielle wichtig, sondern, dass man sich versteht. Es Für mich ist der kulturelle Aspekt einer der Getränkeempfehlungen, auf die die Gäste von sel- herrscht viel gegenseitige Offenheit. Gastro- Gründe, warum ich hier arbeiten möchte. Die Be- ber nicht gekommen wären. nomisch hat Brüssel ausserdem ein riesiges An- sucherinnen und Besucher können in der Lokre- gebot und die Qualität ist auch in ganz einfachen mise verschiedene Erlebnisse miteinander ver- Restaurants hoch. In Belgien habe ich das Kon- binden. Wer in der Kunstausstellung, im Kino zept der Brasserie kennengelernt und war darum oder im Theater war, möchte das Gesehene da- auch sofort begeistert von der Idee meiner neuen nach oft diskutieren oder darüber nachdenken. In Arbeitsstelle. der Lokremise kann man dafür von der Kultur di- rekt zur Gastronomie wechseln. Das ist an ande- Wird man frankophones Flair in der Zur Person ren Kulturinstitutionen selten in dieser Form Brasserie Lok spüren? Christa Wiesli ist 1974 geboren und im toggen- möglich. Unser Angebot ist fast ausschliesslich auf den burgischen Kirchberg aufgewachsen. Sie arbeitet französischen Sprachraum ausgerichtet. So bie- seit 30 Jahren in der Gastronomie. Sie half wäh- ten wir über 150 Weine aus Frankreich und der rend ihres Studiums in einem Restaurant aus und Westschweiz an. Auf unserer Speisekarte stehen stieg so in die Branche ein. Sie schloss Aus- und zudem Moules-frites, also Miesmuscheln mit Weiterbildungen zur Hotelière, eidg. dipl. Restau- Pommes Frites. Dieses Gericht ist in Belgien ein rantionsleiterin sowie Sommelière ab. Wiesli ist absoluter Klassiker. Die Menschen dort essen es verheiratet, lebt in Bazenheid und ist Mutter von auch an Vereinsanlässen oder an Dorffesten. zwei erwachsenen Töchtern. Wenn es bei uns in der Schweiz einen Spaghetti- plausch gibt, gibt es dort Moules-frites. Interview: Urs-Peter Zwingli HERAUSGEBERIN GESTALTUNG AUFLAGE Stiftung Lokremise Alltag Agentur St. Gallen 3 000 St. Gallen Schriften: Avenir, Georgia REDAKTION PRODUKTION Mirjam Hadorn, Appenzeller Druckerei Sarah Fuhrmann Papier: Lettura 60 g ⁄ m²
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