Mobilitätsbudget und digitalisiertes Parkraummanagement als Befähiger für inter- und multimodale Mobilität - AG 3 - SECHSTER ZWISCHENBERICHT
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AG 3 - SECHSTER ZWISCHENBERICHT Mobilitätsbudget und digitalisiertes Parkraummanagement als Befähiger für inter- und multimodale Mobilität
AG 3 AG 3 Klimaschutz im Verkehr Alternative Antriebe und Kraft- sto4e für nachhaltige Mobilität AG 3 AG 3 Digitalisierung für den Sicherung des Mobilitäts- und Mobilitätssektor Produktionsstandortes, Batteriezell- produktion, Rohsto4e und Recycling, Bildung und Quali5zierung AG 3 AG 3 Verknüpfung der Verkehrs- und Standardisierung, Normung, Energienetze, Sektorkopplung Zerti4zierung und Typgenehmigung
INHALT KURZFASSUNG 4 EXECUTIVE SUMMARY 5 1 MASSNAHME MOBILITÄTSBUDGET 6 1.1 Definition und Erläuterung der Maßnahme 6 1.2 Ökologische Lenkungswirkung und zusätzliche Nutzungsanreize 7 1.3 Status quo und Problemstellung 8 1.4 Handlungsbedarfe und -empfehlungen 8 2 MASSNAHME DIGITALISIERTES PARKRAUMMANAGEMENT 10 2.1 Problemstellung und Anforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven 10 2.2 Definition, Erläuterung und Zweck der Maßnahme 12 2.3 Ökologische Lenkungswirkung und Rebound-Effekte 12 2.4 Handlungsbedarf und -empfehlungen 12 IMPRESSUM 16
AG 3 INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT KURZFASSUNG Den Schlüssel zur Erreichung der AG3-Ziele1 bietet ein Ziel des Mobilitätsbudgets sowie der Digitalisierung des inter- und multimodales Mobilitätssystem. Inter- und Parkraummanagements ist es, wirkungsvolle Anreize für multimodale Mobilität2 kann einen wesentlichen Beitrag Nutzer:innen zu setzen, sich vermehrt multi- und inter- leisten die ökologische Nachhaltigkeit des Verkehrs zu modal fortzubewegen. Hinsichtlich der Umsetzung ist das steigern. Dies wird erreicht durch die konsequente Ver- Ziel, mithilfe eines digitalen Tools (etwa eines plattform- netzung der Verkehrsmittel und -teilnehmer:innen sowie basierten Services o. Ä.) eine allgemeine und einfache durch die bessere Anbindung insbesondere umweltfreund- Verfügbarkeit von Mobilitätsbudgetangeboten und Ab- licher Verkehrsmittel. Zentral ist dafür, die Umsteigewider- rechnungsmodalitäten für jeden Arbeitgeber zu erreichen. stände zu umwelt- und klimafreundlichen Alternativen zu Des Weiteren sind steuerliche Anreize notwendig. Die Aus- senken und deutliche Anreize für die Verkehrsteilnehmenden gestaltung ist dabei noch genauer zu spezifizieren zu setzen, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern.3 Über die dies- bezüglich bisher empfohlenen Maßnahmen hinaus sollen in Weiterhin ist das Ziel, den Parksuchverkehr deutlich zu re- diesem Bericht zwei weitere Hebel dargestellt werden mit duzieren und ökologische Effekte im Verkehrsverhalten zu denen inter- und multimodales Mobilitätsverhalten der erreichen, um Emissionen einzusparen. Ziel ist zudem, die Bürger:innen gefördert werden sollte: Das Mobilitätsbudget zunehmende Raumkonkurrenz in Städten durch ein digitales und die Digitalisierung des Parkraummanagements. Es wer- Flächenmanagement zu adressieren. Hinsichtlich der Um- den für beide Maßnahmen zentrale Handlungsfelder identi- setzung ist das Ziel, dass mindestens umfassende statische fiziert und entsprechende Empfehlungen abgeleitet. und dynamische Park-Informationen öffentlich vorliegen. Darüber hinaus ist die Integration von Diensten zur Buchung beziehungsweise Reservierung und Bezahlung wichtig. 1 Vgl. Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, Arbeitsgruppe 3 Digitalisierung für den Mobilitätssektor, Digitalisierung für den Mobilitätssektor, Erster Zwischenbericht 2019, https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/2download/digitalisierung-fuer-den-mobilitaetssektor/, S. 8. 2 Vgl. Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, Arbeitsgruppe 3 Digitalisierung für den Mobilitätssektor, Handlungsempfehlungen zum autonomen Fahren, Zweiter Zwischenbericht 2019, https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/2download/handlungsempfehlungen-zum-autonomen-fahren/, S. 5. 3 Vgl. Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, Arbeitsgruppe 3 Digitalisierung für den Mobilitätssektor, Plattformbasierte intermodale Mobilität und Handlungsempfehlungen zu Daten und Sicherheit, Dritter Zwischenbericht 2020, https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/2download/plattformbasierte-intermodale-mobilitaet-und-handlungsempfehlungen-zu-daten-und-sicherheit/, S. 4 und 6. 4
INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT AG 3 EXECUTIVE SUMMARY An inter- and multimodal mobility system is key for Both the mobility budget and digitalisation of parking achieving the goals set by WG 3.4 Inter- and multimodal management aim at providing meaningful incentives for mobility5 can make a significant contribution to increasing users to increasingly use multi- and intermodal mobility. ecological sustainability in transport. This can be achieved In terms of their implementation, the aim is to achieve by consistently interlinking modes of transport and trans- general and simple availability of mobility budget offers port users and by integrating ecological modes of transport and billing modalities for every employer via a digital tool in particular. It is essential in this context to lower the (e. g. a platform-based service). Moreover, tax incentives hurdles that prevent users from switching to environment- are necessary, however, their exact shape and size is yet to and climate-friendly alternatives and to provide strong be specified. incentives for users to change their mobility behaviour.6 On top of the measures recommended so far, this report Another aim is to reduce traffic caused by people searching presents two further mechanisms that should help pro- for car parking spaces and to gain ecological effects from mote citizens’ inter- and multimodal mobility behaviour: mobility behaviour in order to save emissions. Increasing mobility budget and digitising parking management. Both competition for space in cities is to be addressed through measures are underpinned by key action points and rele- digital space management. When it comes to implemen- vant recommendations. tation, one aim is the availability of comprehensive static and dynamic parking data at least. The integration of boo- king, reservation and payment services is also important. 4 Cf. National Platform Future of Mobility, Working Group 3 Digitalisation for the mobility sector, Digitalisation for the mobility sector, First interim report 2019, https://www.plattform-zu- kunft-mobilitaet.de/2download/digitalisierung-fuer-den-mobilitaetssektor/, p. 8. 5 Cf. National Platform Future of Mobility, Working Group 3 Digitalisation for the mobility sector, Recommendations for action on autonomous driving, Second interim report 2019, https:// www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/2download/handlungsempfehlungen-zum-autonomen-fahren/, p. 5. 6 Cf. National Platform Future of Mobility, Working Group 3 Digitalisation for the mobility sector, Platform-based intermodal mobility and recommendations for action on data and security, Third interim report 2020, https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/2download/plattformbasierte-intermodale-mobilitaet-und-handlungsempfehlungen-zu-daten-und-sicherheit/, pp. 4 and 6. 5
AG 3 INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT 1. MASSNAHME MOBILITÄTSBUDGET 1.1 DEFINITION UND ERLÄUTERUNG DER MASSNAHME Der Begriff „Mobilitätsbudget“ bezeichnet ein Angebot Die Umsetzung eines Mobilitätsbudgets kann vielfältige eines Unternehmens an seine Mitarbeitenden, durch das Ausprägungen annehmen. Betragen die gewährten Zusatz- diese ein festgelegtes finanzielles Budget als Zusatzleis- leistungen beispielsweise 500 Euro pro Monat, könnte tung zur privaten und dienstlichen Fortbewegung nutzen dieses Geld im Rahmen eines Mobilitätsbudgets flexibel können. Der Zweck eines Mobilitätsbudgets besteht darin, auf verschiedene Verkehrsmittel aufgeteilt werden. Die neben den aktuellen Angeboten wie Dienstwagen, Job- Mitarbeitenden können wählen, ob sie den öffentlichen ticket, JobRad etc. ein integriertes Mobilitätsangebot für Personennahverkehr (ÖPNV), Carsharing, Linienbedarfs- Arbeitnehmende zu schaffen und es gegebenenfalls auch verkehr, gebündelten Bedarfsverkehr, Mietwagen, E-Roller, denjenigen Arbeitnehmer:innen zur Verfügung zu stellen, Leihräder oder andere Fortbewegungsmittel nutzen möch- denen noch kein Mobilitätsangebot gemacht wurde. Das ten. Die Abrechnung erfolgt in definierten Zeitintervallen Mobilitätsbudget kann flexibel für unterschiedliche (zum Beispiel monatlich oder jährlich). Dabei werden alle Mobilitätsformen eingesetzt werden, unter anderem für Transaktionen pro Verkehrsmittel gegenüber dem Unter- Sharing- und Pooling-Angebote, Mobilitäts-Abos, Fern- nehmen der Mitarbeitenden gesammelt abgerechnet. Zu- und Nahverkehre sowie weitere klassische und innovative sammengefasst lässt sich das Mobilitätsbudget hinsicht- Formen der Mobilität. Hierbei ist es essenziell, dass die lich der Art der Abrechnung, des Abrechnungszeitraums Auskunft, Buchung, Nutzung, Bezahlung und Abrechnung sowie der nutzbaren Mobilitätsangebote (offenes oder der unterschiedlichen Mobilitätsangebote einfach und geschlossenes „Ökosystem“) unterscheiden. nutzerfreundlich über digitale Lösungen gestaltet wird.7 7 Vgl. Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, Arbeitsgruppe 3 Digitalisierung für den Mobilitätssektor, Plattformbasierte intermodale Mobilität und Handlungsempfehlungen zu Daten und Sicherheit, Dritter Zwischenbericht 2020, https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/2download/plattformbasierte-intermodale-mobilitaet-und-handlungsempfehlungen-zu-daten-und-sicherheit/, S. 4 und 6. 6
INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT AG 3 EIN MOBILITÄTSBUDGET KANN VERSCHIEDENE AUSPRÄGUNGEN HABEN DIMENSIONEN BEISPIELE Abrechnungsart Abrechnungs- Ökosystem zeitraum Rückerstattung Monatlich Offen Abrechnungsart Mitarbeiter geht Abrechnung in Vorleistung beliebiger Anbieter Rückerstattung Postpaid Monatlich Geschlossen Arbeitgeber zahlt Buchung nur Postpaid am Ende des von Sixt Monats Produkten Subscription Postpaid & Monatlich Offen Rückerstattung Buchungen bzw. Abrechnungs- AG zahlt ende des Abrechnung Monatlich Jährlich zeitraum Monats & MA beliebiger Offen Vorleistung Anbieter inkl. möglich DB Angebote Geschlossen Rückerstattung Jährlich Offen Mitarbeiter geht Abrechnung in Vorleistung beliebiger Ökosystem Anbieter Subscription Monatlich Geschlossen Fixpreis für Buchung nur bestimmtes von integrierten Volumen an Anbietern Mobilität Abbildung 1: Übersicht zu Ausprägungsarten eines Mobilitätsbudget (Quelle: NPM AG 3) 1.2 ÖKOLOGISCHE LENKUNGSWIRKUNG UND ZUSÄTZLICHE NUTZUNGSANREIZE Das Mobilitätsbudget zielt auf eine anreizbasierte Ver- Fahrten auf dem Arbeitsweg) deutlich mehr genutzt werden. haltensänderung beziehungsweise Stärkung umweltfreund- Auch mit Dauer der Nutzung und steigenden Erfahrungen der lichen Mobilitätsverhaltens ab, indem es inter- und multi- Mobilitätsbudgetnutzenden kann eine deutliche Zunahme – modale Mobilität fördert. insbesondere der ÖPNV-Nutzung – beobachtet werden.8 Erste Nutzungsanalysen eines Anbieters von Mobilitätsbud- Das Mobilitätsbudget kann dabei auch mit einem gets zeigen, dass durch Mobilitätsbudgets inter- und multi- Belohnungs- oder Bonussystem einhergehen, das ein modale Mobilitätsangebote (ÖPNV, Regionalverkehr bei zusätzliches Nudging-Potenzial für umwelt- und klima- Privatfahrten sowie zusätzlich der Fernverkehr und Fernbus- freundliches Mobilitätsverhalten entfaltet. 8 Vgl. MOBIKO, Mobilitätsreport 2020, Die neue Ära der Mitarbeitermobilität – eine Darstellung der MOBIKO GmbH 2020, https://www.mobiko.de/mobilityreport2020, S. 16 f. 7
AG 3 INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT 1.3 STATUS QUO UND PROBLEMSTELLUNG Es existieren bereits erste Mobilitätsbudgets in frühem Pauschalversteuerung für ein Mobilitätsbudget trotz Stadium am Markt. Eine Herausforderung stellt dabei die Anrufungsauskunft nicht mehr ermöglicht wird. zumeist manuelle Administration der Mitarbeiterdaten und Übertragung der Versteuerungsdaten dar, die zu einem Das Mobilitätsbudget hat aktuell keine spezifische Rege- hohen administrativen Mehraufwand und einer höheren lung im deutschen Steuersystem, sondern wird steuerlich Fehlerquote in der Datenübertragung führen kann. wie andere Einnahmen der Arbeitnehmenden behandelt. Ein vom Arbeitgeber zur Verfügung gestelltes Mobilitäts- Mit den bereits existierenden Lösungen muss der Arbeit- budget für private Zwecke gilt als geldwerter Vorteil, so- geber außerdem die Bereitstellung von Mobilitätsbudgets dass Einkommenssteuer und Sozialabgaben bis zur Bei- mit der Pauschalversteuerung nach § 37b EStG versteuern tragsbemessungsgrenze fällig werden. oder alternativ in eine Einzelsachverhaltsprüfung gehen. Die administrativen Aufwände sind beim Mobilitätsbud- Von der Steuer befreit sind der Sachbezug bis 44 Euro get höher, somit wird die Anwendung und Einführung von je Monat sowie Ausgaben für den ÖPNV, welche bei der Mobilitätsbudgets im Vergleich zu anderen von Arbeitge- Steuererklärung auf die Entfernungspauschale angerech- berseite geförderten Mobilitätsformen nicht erleichtert. net werden. In der Vergangenheit konnte das Mobilitätsbudget mit einer Die administrativen Aufwände, die auch aus der unter- entsprechenden Anrufungsauskunft beim zuständigen schiedlichen steuerlichen Behandlung resultieren, können Finanzamt pauschalversteuert werden. Diese Anrufungs- die Abrechnung der zahlreichen über das Mobilitätsbudget auskunft musste jedoch jedes Unternehmen, welches seinen zugänglich gemachten Mobilitätsangebote für Arbeitgeber Mitarbeitenden ein Mobilitätsbudget anbieten wollte, erschweren und sollten daher reduziert werden. Somit separat stellen. Bei einer Veränderung des Produktes ergeben sich für das Mobilitätsbudget Handlungsbedarfe (zum Beispiel durch Aufnahme weiterer Mobilitätsformen) hinsichtlich der Einführung digitaler Instrumente zur ein- musste eine erneute Anrufungsauskunft gestellt werden. facheren Nutzung und Umsetzung durch den Arbeitgeber, Durch den seit 2020 gültigen § 8 Abs. 1 EstG9 wurden die Potenziale der Digitalisierung zur Angebotsverbesserung Regeln zur Pauschalversteuerung geändert, wodurch diese der Mobilitätsversorgung sowie die Verbesserung der steuerlichen Attraktivität. 1.4 HANDLUNGSBEDARFE UND -EMPFEHLUNGEN Durch digitale Instrumente die Einführung, Nutzung und Anbindung an bestehende HR-Systeme der Arbeitgeber Umsetzung eines Mobilitätsbudgets für Arbeitgeber ver- vereinfachen, eine automatisierte Abrechnung des Mobili- einfachen und incentivieren tätsbudgets ohne Mehraufwand ermöglichen und somit die Annahme solcher Lösungen und Modelle seitens der Zur einfacheren Handhabbarkeit und für eine großflächige Arbeitgeber erhöhen. Implementierung könnte die Umsetzung eines digital für jeden Arbeitgeber verfügbaren Tools (etwa ein platt- Durch die Bundesregierung initiierte Aktivitäten (etwa formbasierter Service o. Ä.) einen entscheidenden Beitrag die des Datenraums Mobilität) sollten daraufhin geprüft leisten. Solch ein Instrument kann vor allem die Schnitt- werden, ob hier digitale Instrumente für ein Mobilitäts- stellen für die teilnehmenden Mobilitätsdienstleister sowie budget-Angebot aufgebaut oder angeschlossen werden die Arbeitgeber und deren Abrechnung deutlich vereinfa- können. Von hier aus sollte auch gegebenenfalls die wei- chen. Standardisierte Schnittstellen zur Übermittlung der tere Entwicklung angestoßen werden. steuerlichen Sachverhalte und Transaktionen würden die 9 „Einnahmen sind alle Güter, die in Geld oder Geldeswert bestehen und dem Steuerpflichtigen im Rahmen einer der Einkunftsarten des § 2 Absatz 1 Satz 1 Nummer 4 bis 7 zufließen. Zu den Einnahmen in Geld gehören auch zweckgebundene Geldleistungen, nachträgliche Kostenerstattungen, Geldsurrogate und andere Vorteile, die auf einen Geldbetrag lauten. Satz 2 gilt nicht bei Gutscheinen und Geldkarten, die ausschließlich zum Bezug von Waren oder Dienstleistungen berechtigen und die Kriterien des § 2 Absatz 1 Nummer 10 des Zahlungsdiensteaufsichtsge- setzes erfüllen.“ Einkommensteuergesetz § 8 Abs. 1. 8
INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT AG 3 Das Mobilitätsbudget für eine datengestützte Mobilitätsbudgets als steuerlich attraktives Optimierung der Mobilitätsversorgung nutzen Zusatzangebot für Mitarbeitende ermöglichen Die digitalisierte Implementierung des Mobilitätsbudgets Heutige Mobilitätsmodelle haben den Vorteil, dass sie un- kann bis heute nicht verfügbare Mobilitätsdaten verfügbar abhängig von der Nutzung versteuert werden können (zum machen. Solche Daten – etwa DSGVO-konforme Bewegungs Beispiel Firmenwagen: 1 %, JobRad: 1 % auf der halbierten daten – lassen sich beispielweise für Angebotsverbesse- UVP, Bahncard: kostenabhängig). Dieser steuerliche Vorteil rungen für alle, je nach Situation denkbaren Verkehrsmittel sollte auch für das Mobilitätsbudget angewandt werden und aktiven Fortbewegungsformen nutzen. Eine in diesem können, um ein Level Playing Field zu schaffen. Die aktuell Sinne datenbasierte Allokation von Mobilitätsbedarfen geltenden Regeln zur Pauschalversteuerung bei Sachzu- und -angeboten kann das Mobilitätsbudget zu einer pass- wendungen stellen ein Zugangshemmnis für die Einführung genauen Lösung je nach Anwendungsregion machen. eines Mobilitätsbudgets dar und sollten mindestens mit dem Ziel eines effektiv vergleichbaren steuerlichen Vor- Ein digitalisiert gemanagtes Mobilitätsbudget kann so teils, wie er für andere den Mitarbeitenden vom Arbeit- auch zum nachfrageorientierten Ausbau der Verkehrsinfra- geber angebotenen Mobilitätsformen besteht, verändert struktur genutzt werden. Mit einem digitalen Analyseins- werden. Dies betrifft unter anderem § 37b EstG, durch den trument kann in Städten vor allem optimiert werden, was die Pauschalversteuerung jeweils von Einzelbewertungen an Mobilitätsangeboten bereits vorhanden ist, in Regionen abhängig ist, sowie darüber hinaus den Umstand, dass mit niedrigerem Mobilitätsaufkommen (beispielsweise aufseiten der Finanzverwaltung bisher keine einheitliche ländliche Regionen) kann der Mobilitätsbedarf besser da- Bewertungsregel für ein Mobilitätsbudget vorgesehen ist. tengestützt ermittelt und über bedarfsgerechte Angebote zukünftig abgedeckt werden. Unternehmen sollte es grundsätzlich ermöglicht werden, ihren Mitarbeitenden ein Mobilitätsbudget als steuerlich Das Angebot eines Mobilitätsbudgets über eine App, die attraktives Zusatzangebot anzubieten. Idealerweise wird eine vernetzte Nutzung von nachhaltigen Verkehrsmitteln dies mit Anreizen zur Verminderung von Emissionen ver- in Verbindung mit monetären Anreizen wesentlich erleich- bunden, die die tatsächliche Nutzung umweltfreundlicher tert, könnte eine tatsächliche Mobilitätsverhaltensänderung Verkehrsmittel sicherstellen. bewirken. NR. HANDLUNGSEMPFEHLUNG VERANTWORTLICH 1 Grundvoraussetzung für funktionierende Mobilitätsbudgets ist die digitale Verfügbar- BMVI keit und Vernetzung der Dienste aller Mobilitätsdienstleister (privat und öffentlich) für möglichst viele Nutzer:innen. Hierzu sind wirksame Anreize gefragt. 2 Datengestützte Angebotsverbesserungen (z. B. in nachfrageärmeren Räumen) Unternehmen sollten unter Einbeziehung auch von Nutzungsdaten der (digital umgesetzten) Mobilitätsbudgets ermöglicht werden. 3 Steuerliche Anreize für die Einführung eines Mobilitätsbudgets sind notwendig. BMF Diese sollten den steuerlichen Vorteilen anderer vom Arbeitgeber angebotenen Mobilitätsformen angepasst werden (zumindest effektiv). Des Weiteren sollte die Besteuerung vereinfacht werden, um das Angebot eines Mobilitätsbudgets, z. B. als steuerlich attraktives Zusatzangebot seitens der Arbeitgeber grundsätzlich zu ermöglichen beziehungsweise mithilfe digitaler Elemente zu vereinfachen. Die Ausgestaltung ist dabei noch genauer zu spezifizieren. 9
AG 3 INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT 2. MASSNAHME DIGITALISIERTES PARKRAUMMANAGEMENT 2.1 PROBLEMSTELLUNG UND ANFORDERUNGEN AUS UNTERSCHIEDLICHEN PERSPEKTIVEN PERSPEKTIVE DER STÄDTE PERSPEKTIVE DER NUTZER:INNEN Begrenzter Parkraum im öffentlichen Straßenraum bei Sicherheit steigendem Verkehrsaufkommen führt zu Parkdruck, Parkraumsuchverkehr und vermehrt zu falsch parkenden Nötig sind zentrale, sichere und geordnete Abstellmöglich- Fahrzeugen, die unter anderem Verkehrsrisiken für keiten an Mobilitätshubs für Klein- und Kleinstfahrzeuge, schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer und (E-)Bikes, (E-)Scooter etc., die Schutz vor Diebstahl und Fußgänger darstellen. Eine der größten Herausforderungen Vandalismus bieten. Zudem sollte bei allen Authentifizie- der Kommunen ist daher, die Ansprüche des ruhenden rungs-, Abrechnungs- und Bezahlvorgängen ein hohes Verkehrs und die anderer Straßennutzungen, einschließlich Maß an Datenschutz und -sicherheit gewährleistet sein. einer sicheren und lebenswerten Straßenraumgestaltung, Leitlinien zum Datenschutz besonders für Privacy by miteinander zu vereinbaren. Design und Privacy by Default sollten mit den nationalen Datenschutzaufsichtsbehörden ausgehandelt und veröf- Ein intelligentes Parkraummanagement in den Kommunen fentlicht werden. Die Nutzenden brauchen zuverlässige und z. B. im Zusammenspiel mit P&R Parkplätzen und Informationen und klare Ansprechpersonen sowie Regeln Mobilitätshubs könnte ferner dabei unterstützen vielseitige im Schadens- oder Störungsfall. Mobilitätsangebote und Ansprüche an den öffentlichen Verkehrsraum innerhalb einer Stadt zu vereinbaren. Zu Transparente Parkraumpreise einem effizienten digitalen Parkraummanagement gehört auch ein Routing, insbesondere auf der ersten und letzten Kund:innen sollten Preisvergleiche für Parkgebühren und Meile zum beziehungsweise vom Parkraum zum eigent- Ladestrom ermöglicht werden. Zusätzliche Preisbestand- lichen Ziel. Eine Kombination aus digitalem Parkraum- teile, die das Park- beziehungsweise Ladeverhalten steuern, management und effizientem Flächenmanagement auf sind möglich, sollten aber transparent ausgewiesen werden. geeigneten Flächen könnte Fehlnutzungen und falsches Ab- stellen von Fahrzeugen in der Stadt reduzieren. Ein digitales Einfache Nutzung und Komfort Parkraummanagement könnte etwa helfen, falsch abge- stellte Fahrzeuge beim Bike-, Scooter- oder Roller-Sharing Nutzende brauchen kombinierte und dynamische Infor- schneller zu identifizieren und zu entfernen. mationen über Preise und Verfügbarkeit von Parkraum ggf. Vorbuchbarkeit und Lademöglichkeiten. Weiterhin wichtig Der Digitalisierung und einem digitalen Parkraummanage- sind komfortable Buchungs- und Bezahlmöglichkeiten im ment im öffentlich gewidmetem Verkehrsraum sind jedoch, Mobilitätssystem ohne Systembrüche oder Wechsel. beispielsweise bei Parkscheinen per App, Grenzen gesetzt, An Ladesäulen wären intelligente und wirtschaftliche Lö- da ein diskriminierungsfreier Zugang vorgeschrieben ist sungen für Konflikte zwischen Nutzungszeit, Ladezeit und und es Parkscheinautomaten mit Bar-Bezahlmöglichkeit Abwesenheit wünschenswert. Auch sind für die optimierte geben muss. Eine ausschließlich digitale Bezahlfunktion, Parkraumbewirtschaftung Informationen z. B. über Mit- die „analoge“ Nutzer:innen ausschließt, sieht die StVO teilungen auf dem Smartphone, dass das Fahrzeug fertig nicht vor. Parkscheinautomaten können aber kontaktlose geladen ist, hilfreich. Parkhäuser können durch Lademög- Zahlungen (z. B. Debit- oder Kartenzahlung) anbieten oder lichkeiten, kontaktlose Ein- und Ausfahrt in das Parkhaus, auf das Handyparken per App hinweisen. automatisierte Bezahlung oder andere Dienstleistungen attraktiver gemacht werden. 10
INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT AG 3 Kapazitäten durch Digitalisierung voll ausschöpfen den Umfang von zusätzlichen Service-Leistungen (zum Beispiel Reservierung). Der gewünschte Umstieg von Pendler:innen auf den (schienengebundenen) Personenverkehr zieht einen Flä- • Mobilitätsanbieter beziehungsweise Anbieter von chenbedarf für Parkmöglichkeiten sowie Abstellmöglich- Sharing-Lösungen stellen sowohl intermodale Mobili- keiten für Fahrräder und Kleinstfahrzeuge an zentralen tät als auch Digitallösungen und Verfügbarkeitsdaten Umsteigepunkten nach sich. Durch automatisierte Park- bereit, sodass die Reisekette auf der ersten und letzten funktionen (wie Automated Valet Parking) könnten Park- Meile zwischen Parkraum und Zielort ermöglicht wird. flächen in Parkhäusern oder an wichtigen Umsteigeknoten am Stadtrand, zum Beispiel Park+Ride, effizienter genutzt • Kommerzielle Content- und Service-Provider, die und damit Flächenverbrauche reduziert werden. Denn bei statische und dynamische Parkdaten und -Dienste für Valet-Parking-Parkhäusern oder -flächen, die also ohne OEMs, Navigationsgeräte-Hersteller und Apps anbieten Fahrer:innen auskommen, können Fahrzeuge enger ge- und damit Einfluss auf die Parkplatzwahl, -suchverkehr parkt und Parkplätze verdichtet genutzt werden. und Ähnliches nehmen. • Digitale Bezahlsysteme, sogenanntes „Handy-Parken“, TECHNISCHE UND UMSETZUNGSPERSPEKTIVE mit dem das Parkticket digital bezahlt und minutenge- nau abgerechnet werden kann – in erster Linie für das Für das Parkraumangebot und damit verbunden das Park- Onstreet-Parken.Anbieter von IT-Infrastruktur sowie raummanagement in einer Kommune sind in der Regel Hard- und Software, die für die Abfertigung des Parkens unterschiedliche Akteure mit verschiedenen Rollen und (zum Beispiel Schranken- und Park(schein)-Automaten) Funktionen verantwortlich, die besser abgestimmt werden und für Parkleit-Systeme Lösungen und damit Daten sollten. Dazu gehören: bieten. • Kommunen mit ihren straßenseitigen Stellplätzen, • Sensor-Hersteller (boden- oder kamerabasierte Systeme) kommunalen Parkplätzen mit Anschluss zum öffent- und deren Services inkl. Reservierungsmöglichkeiten lichen Straßenraum, Parkierungsanlagen und insbe- insbesondere für Stellplätze an E-Ladesäulen. sondere den Mobilitäts- und Umsteigepunkten (Hubs, Park+Ride-Anlagen), die in kommunaler Verwaltung Neben den Herausforderungen, die mit der Abstimmung stehen. In größeren Kommunen sind die Parkierungs- dieser vielfältigen Akteure verbunden sind, kommt dem anlagen in ein Parkleitsystem eingebunden, in dem sta- Daten- und Serviceangebot eine wichtige Funktion zu. Das tische und zum Teil dynamische Anzeigen zur Belegung heutige Daten- und Serviceangebot ist, trotz der Verpflich- für die Wegweisung angezeigt werden. Unter bestimm- tung aus der delegierten VO (EU) 2017/1926 vorhandene ten Voraussetzungen kann der Parkraum bewirtschaftet statische Daten bereitzustellen, fragmentiert und nicht werden, etwa durch Halteverbote, Parkscheibenrege- flächendeckend vorhanden. Dem Nutzenden wird der Zu- lungen, Parken mit Parkscheinen, Sonderparkplätzen gang daher nicht erleichtert und technische Möglichkeiten und Sonderparkberechtigungen. Die Kontrolle der An- bisher selten ausgeschöpft. Die Endkund:innen brauchen ordnung ist als (kommunale) Parkraumüberwachung jedoch für ihre multimodale Reiseplanung möglichst um- eine hoheitliche Aufgabe oder wird begrenzt von beauf- fassende Echtzeit-Informationen zu Parkmöglichkeiten tragten Dienstleistern durchgeführt. und Umsteigeverbindungen. Im Übrigen steht die techni- sche Erneuerung der in die Jahre gekommenen Parkleit- • Private Anbieter von Parkraum in oder auf abgeschlos- systeme in den Städten an, die zukünftig in ein Datenöko- senen Parkflächen, die eigenverantwortlich handeln in system zu integrieren sein werden. Bezug auf die Bewirtschaftung (Höhe der Tarife) oder 11
AG 3 INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT 2.2 DEFINITION, ERLÄUTERUNG UND ZWECK DER MASSNAHME Unter Parkraummanagement versteht man die zeitli- als Teil einer Reisekette verstanden, bei der der Anschluss che und räumliche Steuerung der Parkraumnutzung durch an ein nächstes Mobilitätsangebot gewährleistet werden bauliche, organisatorische und verkehrsrechtliche Maß- muss. nahmen.10 Diese Steuerung soll vorab definierte Ziele er- reichen, bisher vor allem Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Grundvoraussetzung sind dafür verlässliche statische und Verträglichkeit; immer wichtiger werden aber auch Um- dynamische Echtzeitdaten. Über die reine Information welt- und Klimaschutz sowie die Unterstützung von Elekt- hinaus geht es um die Bereitstellung weiterer Dienste, romobilität durch die Zugänglichkeit von Ladesäulen.11 Die vor allem der Buchung/Reservierung und Abrechnung/ Digitalisierung des Parkraummanagements bedeutet, dass Bezahlung. bisher getrennte Prozesse digital verbunden werden und die gesamte Prozesskette12 des Parkens veränderte Aufga- Weiterhin sollte der physische Parkraum auch Teil der ben mit sich bringt.13 Digitalisierung der Infrastruktur sein und in diesem Sinne digital abgebildet werden.14 Daraus ergeben sich dann auf Im Fokus dieses Berichts stehen Parkmöglichkeiten, die Informationsebene Vernetzungsmöglichkeiten, etwa be- die Funktion von Umsteigepunkten im Rahmen einer inter- züglich der Ladeinfrastruktur sowie ihrer bedarfsgerechten modalen Reisekette besitzen. Parken wird nicht nur als und nutzerorientierten Bereitstellung. das Abstellen eines Fahrzeugs gedacht, sondern wird auch 2.3 ÖKOLOGISCHE LENKUNGSWIRKUNG UND REBOUND-EFFEKTE Sofern ein digitalisiertes Parkraummanagement die Suche Eine wesentlich komfortablere und attraktivere Parksitu- erleichtert, kann ineffizienter Parksuchverkehr vermieden ation kann Mehrverkehre, sog. Rebound-Effekte, zur Folge werden, was Energieverbrauch reduzieren kann. Weiterhin haben. Diese Effekte sollten bei der Bewirtschaftung durch ist eine ökologische Lenkungswirkung zu erwarten, sofern eine wirkungsvolle Preissteuerung des Parkraums adres- ein digitalisiertes Parkraummanagement Umsteigewider- siert werden. stände senkt und die Nutzung von intermodalen Reiseketten ermöglicht. 2.4 HANDLUNGSBEDARF UND -EMPFEHLUNGEN Parkinfrastruktur digitalisieren eigens diesem Thema gewidmete und umfangreiche Handlungsempfehlungen vorgelegt.15 Die Empfehlungen Öffentlich zugänglicher Parkraum ist Teil der physischen gelten entsprechend auch für die Digitalisierung des Verkehrsinfrastruktur und sollte im Rahmen ihrer umfas- Parkraums. Sie betreffen über die regulatorischen und senden Digitalisierung digital abgebildet werden (Digital technischen Aspekte hinaus vor allem den datenschutz- Twin). Die AG 3 hat sich in ihrem Zwischenbericht „Maß- konformen Umgang mit Verkehrs- und Verkehrsteilneh- nahmen zur Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur“ merdaten, die Gewährleistung von Cybersicherheit und 10 Vgl. Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) herausgegeben durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Parkraummanagement zur Sicherstellung der Parksituation im städtischen Raum, https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/29145/, Zugriff am 31. März 2021. 11 Vgl. Frauenhofer IAO, Die digitale Transformation des städtischen Parkens, Eine Analyse der Veränderung des kommunalen Parkraummanagements vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Verkehrswende 2019, S. 11. 12 Das Fraunhofer IAO identifiziert 9 Prozessschritte: 1. Flächen- und Infrastrukturbereitstellung, 2. Parkmotivation, 3. Parkplatzbuchung und -reservierung, 4. Anfahren und Finden des Parkplatzes, 5. Ein- und Ausparken, 6. Zahlung und Zahlungsabwicklung, 7. Parkraumnutzung, 8. Parkraumkontrolle, 9. Datenverwertung. 13 Vgl. Frauenhofer IAO (Anm. 8), S. 18 ff. 14 Hierzu gelten also die Empfehlungen in: Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, Arbeitsgruppe 3 Digitalisierung für den Mobilitätssektor, Maßnahmen zur Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur, Vierter Zwischenbericht 2020, https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/2download/massnahmen-zur-digitalisierung-der-verkehrsinfrastruktur/. 15 Vgl. Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, Arbeitsgruppe 3 Digitalisierung für den Mobilitätssektor (Anm. 11). 12
INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT AG 3 die Aktivierung zur Bereitstellung entsprechender Daten Preisinformationen, genaue Zufahrtsmöglichkeiten und im durch Förderprogramme und Verpflichtungen durch die Bereich von Umsteigepunkten auch zum anschließenden Bundesregierung.16 Angebot alternativer Verkehrsmittel (mit Abfahrtszeiten, Verfügbarkeit sowie Buchungsmöglichkeit etc.). Zum an- Flächendeckendes Informations- und Service-Angebot deren gilt Entsprechendes für dynamische Informationen, aufbauen wie Anzahl und aktuelle Belegung freier Stellplätze, ins- besondere für E-Fahrzeuge und Lademöglichkeiten, zum Die Digitalisierung der physischen Verkehrsinfrastruktur Anschluss öffentlicher Verkehrsmittel und aktuelle Verfüg- sollte ergänzt werden durch ein flächendeckendes, den barkeit von Sharing-Fahrzeugen (etwa Scooter, Räder oder Nutzer:innen zur Verfügung stehendes, umfassendes Pkw). digitales Informations- und Serviceangebot für das Parken. Dabei sollte der gesamte Prozess des Parkens von der Dabei sind vor allem auch Daten zu Ladestationen einzu- Information zu verfügbarem Parkraum über die Reservie- beziehen, insbesondere auch halböffentliche Ladesäulen, rungs- und Buchungsdienste bis hin zur Abrechnung und etwa vor Supermärkten, um diese auch zu Ladenschluss- Bezahlung dem Kunden digital integriert zur Verfügung zeiten nutzbar zu machen. stehen (z. B: Belegungsstatus an Ladesäulen). Auf dieser definierten Basis können die Städte ihre kom- Dieses umfassende Informations- und Serviceangebot munalen Datenbestände strukturieren und fortentwickeln.17 sollte durch offene und anbieterneutrale (Daten-)Platt- formen gebündelt werden. Es muss sichergestellt werden, Das Parkraummanagement an Mobilitätshubs priorisieren dass alle Akteure des Parkraummanagements ihre Daten bereitstellen. Diese Daten sind bereits heute oft bei einzel- Dem Parkraummanagement kommt eine herausragende nen Anbietern vorhanden, aber nicht vernetzt und lücken- Bedeutung für die Ermöglichung komfortabler, intermodaler los verfügbar. Es sollte geprüft werden, ob die Aggregation Mobilität und für Anreize zum Verzicht auf motorisierten und Vernetzung dieser Datenhalter über den Datenraum Individualverkehr in den Städten zu. Sinnvoll ist es, den Mobilität organisiert werden kann. Pendlerverkehr im stadtnahen Raum in „Umstiegs-Hubs“ abzufangen. Dort sollte der Individualverkehr die bequeme Anforderungen der zentralen Mobilitätsplattform Möglichkeit erhalten, in den städtischen öffentlichen Ver- nachkommen kehr umzusteigen. Zudem sind an diesen „Umstieg-Hubs“ Verkehrsangebote für die erste und letzte Meile bereitzu- Die vielfältigen Daten sollten digital verfügbar gemacht stellen. Dies erfordert ein hohes Maß an digitalisierter sowie gebündelt und gemanagt werden. In Deutschland Infrastruktur der Hubs, etwa: kann dies über den Nationalen Zugangspunkt (NAP) erfol- gen, welcher mit dem Datenraum Mobilität vernetzt wird. • Ladesäulen für E-Mobile (neben Autos auch Fahrräder Benötigt wird dafür ein gezieltes Schnittstellen-/API- und Scooter) sowie eventuell Induktionsschleifen für Management, welches in enger Zusammenarbeit zwischen kontaktloses Laden der Fahrzeuge den Städten/Kommunen, den Parkraum- und Mobilitäts- anbietern sowie dem Projekt Datenraum Mobilität koordi- • Eine vollständige Digitalisierung der Hubs sollte niert wird. Dabei müssen die vorhandenen DIN-Spezifika- mindestens folgende Services leisten,beziehungsweise tionen angewandt werden, zum Beispiel DIN Spec 91394, durch Digitalisierung in Mobilitätsplattformen inte- welche die Standards sowie Schnittstellen zum Datenaus- grierbar machen: tausch von Parkinformationen beschreibt. › Informieren - etwa über Kosten und Angebote; Wei- Das oben geforderte Angebot sollte zum einen statische terfahrangebote (ÖV, Fahrräder, Scooter, autonome Daten, unter anderem aus dem NAP, enthalten, etwa zur Kleinbusse usw.) ink. der Fahrpläne,beziehungsweise Anzahl von Stellplätzen, gegebenenfalls Öffnungszeiten, Taktdichte, Anzahl und Belegung der Parkplätze etc. 16 Siehe dazu ausführlich: ebd., insbesondere S. 10–17. 17 Vgl. Veronika Prochazka / Melanie Handrich / Bernd Bienzeisler (Hrsg.), Kommunalen Parkraum datengestützt managen, Erfahrungen, Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen, Stuttgart 2021, S. 17 ff. Diese Schritte könnten auch abgestimmt mit den Aktivitäten des DRM einhergehen, Prochazka et al. nennen: 1. Ziele und Anforderungen für das kommunale Parkraummanagement definieren 2. Vorhandene Datenbestände identifizieren 3. Fehlende Datenquellen ermitteln und bei Bedarf nacherheben 4. Datennutzungsstrategie ausarbeiten 5. Datenarchitektur aufbauen und Datenmanagement betreiben 13
AG 3 INTER- UND MULTIMODALITÄT BEFÄHIGEN - MOBILITÄTSBUDGET & DIGITALES PARKRAUMMANAGEMENT › Buchen - vollständiges Buchen aller Produkte im planerische Aspekte berücksichtigt werden. Nötig ist die Voraus sowie Änderung von Buchungen sowohl Einbindung eines digitalisierten Parkraummanagements in multimodal als auch intermodal (komplette Reise- umfassende Mobilitätskonzepte, die das Ziel intermodaler kette am Stück oder Einzelbuchungen). Mobilität und das optimierte Management von Flächen, vor allem in Städten mit hoher Flächenkonkurrenz, verfolgen. › Bezahlen - vollständiges Bezahlen aller Angebote Dies sollte auf der Datenbasis zu Parkangeboten (öffent- digital oder vor Ort. lich, privat), der Parkdauer, Parkraumauslastung, Nutzer- gruppen und Wirtschaftlichkeit aufsetzen. Beeinflusst wird Integration der Hubs in Mobilitätsplattformen, zum Beispiel dies schon jetzt durch das Ausweisen von verschiedenen Switchh, Jelbi usw. Dabei kommt auch der Anschlusssiche- Parkzonen mit unterschiedlicher Parkplatzbepreisung. rung und diesbezüglich aktuellsten Informationen eine große Bedeutung zu. Ziel für Innenstädte sollte es sein, durch optimiertes Park- raummanagement sukzessive Raum des ruhenden Ver- Lenkungswirkungen durch ganzheitliche Mobilitäts- kehrs für andere Nutzungen bereitzustellen z. B. für Fuß- konzepte und Parkraumbewirtschaftung entfalten gänger:innen und Fahrradfahrende und Rebound-Effekte zu vermeiden. Stattdessen sollten Quartiersgaragen, Nicht zuletzt sollte der Einführung eines digitalen Park- zentrale Parkierungsanlagen und Umstiegspunkte in Form raummanagements ein ganzheitliches Mobilitätskonzept, von Mobility Hubs gestärkt und die gegenseitige Ergänzung beziehungsweise eine vorangegangene Potenzialanalyse unterschiedlicher Verkehrsmittel gefördert werden. zugrunde liegen, um zu gewährleisten, dass auch stadt- NR. HANDLUNGSEMPFEHLUNG VERANTWORTLICH 4 Zur Ermöglichung eines flächendeckenden Informations- und Serviceangebots für Wirtschaft ein datengestütztes Parkraummanagement müssen Anbieter und Betreiber von Parkflächen, Parkierungsanlagen, Ladeinfrastruktur sowie Mobilitätsdienstleistungen befähigt werden, ihre statischen und dynamischen Daten in standardisierten Formaten wettbewerbskonform zur Verfügung zu stellen. 5 Relevante Daten (z. B. Standort, Öffnungszeiten, Preise sowie Vorhandensein von BMVI, Ladesäulen) sollen von den Parkflächenbetreibern dem NAP übermittelt werden. Die Parkflächenbetreiber Übermittlung soll über standardisierte Schnittstellen und API-Management erfolgen. Die im NAP gebündelten Parkdaten sollten zur Ermöglichung von neuen Services verfügbar gemacht werden. 6 Die Parkraum- und Mobilitätsdienstleistungsdaten sollen digital zur Verfügung Datengeber stehen (z. B. NAP und DRM). Somit können verkehrsmittelübergreifende intermodale Dienste angeboten werden (inkl. Information, Buchung und Abrechnung), um Umsteigewiderstände zu senken. Gezielte Förderprogramme sollen den Aufbau von digitalen, verkehrsträgerüber- BMVI greifenden Diensten (z. B. Mobility-Hubs – eingebettet in ganzheitliche Mobilitäts- konzepte) unterstützen. 14
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IMPRESSUM VERFASSER Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, Arbeitsgruppe 3 „Digitalisierung für den Mobilitätssektor“, Juli 2021 HERAUSGEBER Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) REDAKTIONELLE UNTERSTÜTZUNG acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften ifok GmbH SATZ UND GESTALTUNG ifok GmbH LEKTORAT Nikola Klein – e-squid text konzept lektorat Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) ist per Kabinettsbeschluss von der Bundesregierung eingesetzt und wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur federführend koordiniert. Sie arbeitet unabhängig, überparteilich und neutral.
WWW.PLATTFORM-ZUKUNFT-MOBILITAET.DE
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