Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft

Die Seite wird erstellt Finn Weber
 
WEITER LESEN
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
Nachhaltige Mobilität in der
          Stadtregion Münster
          Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft

                       Unterstützt von:

Nord Westfalen
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
2 | NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER                                                                                                                                                                                                     NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER | 3

  Inhalt                                                                                                                                                                       Vorwort

                                                                                                                                                                               Wirtschaftliche Aktivitäten sind seit jeher untrennbar verbun-
  Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                                      2    den mit der Mobilität von Menschen und Gütern. Die Erreich-
  Vorwort                                                                                                                                                                 3    barkeit der Stadt ist daher für die Wirtschaft auch heute noch
                                                                                                                                                                               einer der bedeutendsten Standortfaktoren. Die Qualität und
  Mobilität in der Stadtregion Münster in Zahlen                                                                                                                     4-5       Zukunftsfähigkeit der Mobilitätssysteme und -angebote
                                                                                                                                                                               beeinflussen in erheblichem Maße die Wettbewerbsfähigkeit
  Herausforderungen im Stadt- sowie Stadt-Umland-Verkehr                                                                                                                  6    der Unternehmen. Eine gute Erreichbarkeit ist für Münster
                                                                                                                                                                               auch zukünftig eine zentrale Voraussetzung, damit die Stadt
  Verkehrsträgerbezogene Ziele                                                                                                                                            7
                                                                                                                                                                               die ihr zufallenden oberzentralen Handels,- Dienstleistungs-
  Systematik der Maßnahmenvorschläge                                                                                                                                      8    und Versorgungsfunktionen für das Umland wahrnehmen
                                                                                                                                                                               kann.
  Kurzfristige Maßnahmen (ca. 1 – 3 Jahre)                                                                                                                           8-9
                                                                                                                                                                               Die seit vielen Jahren steigenden Mobilitätsanforderungen von    Die nachfolgenden Ausführungen verstehen sich als konstruk-
  Mittelfristige Maßnahmen (ca. 3 – 8 Jahre)                                                                                                                            10
                                                                                                                                                                               Wirtschaft und Gesellschaft bringen das Verkehrssystem in der    tiver Diskussionsbeitrag der Wirtschaft in der aktuellen
  Langfristige Maßnahmen (ca. 8 – 15+ Jahre)                                                                                                                             11    Stadtregion Münster zunehmend an seine Grenzen. Angesichts       Debatte um eine stadt- und klimaverträglichere Organisation
                                                                                                                                                                               der Herausforderungen des Klimaschutzes sowie mit Blick auf      der Mobilität in der Stadtregion Münster. Die überregionale
  Finanzierung der Angebotsausweitungen im SPNV/ÖPNV                                                                                                                     12    den zunehmenden Handlungsbedarf zur Sicherung und                Erreichbarkeit der Stadtregion sowie die innerstädtischen
                                                                                                                                                                               Weiterentwicklung der Aufenthalts- und Lebensqualität in der     Liefer- und Wirtschaftsverkehre werden in diesem Diskussions-
  Integrierte Mobilitätsplanung für die Stadtregion                                                                                                                     13     Stadt gilt es, das Mobilitätssystem in der Stadtregion Münster   beitrag bewusst ausgeklammert und bedürfen einer gesonder-
  Welchen Beitrag kann die Wirtschaft leisten?                                                                                                                   14 - 15       sukzessive auf eine nachhaltigere Grundlage zu stellen.          ten Betrachtung.

                                                                                                                                                                               Im Sinne einer umfassenden Definition des Begriffs „Nachhal-     Die IHK Nord Westfalen und die Handwerkskammer Münster
                                                                                                                                                                               tigkeit“ sind die notwendigen Veränderungsprozesse dabei so      bieten gemeinsam mit den Verbänden und Wirtschaftsinitiati-
                                                                                                                                                                               zu gestalten, dass die Anforderungen der im regionalen,          ven an, sich in die Umsetzung der verschiedenen Handlungs-
                                                                                                                                                                               nationalen und internationalen Wettbewerb stehenden              optionen aktiv und konstruktiv einzubringen.
                                                                                                                                                                               Unternehmen und ihrer vielfach aus dem Umland stammen-
                                                                                                                                                                               den Beschäftigten und Kunden berücksichtigt werden. Unter
                                                                                                                                                                               Beachtung realistischer Planungszeiträume und Finanzie-
                                                                                                                                                                               rungswege bedeutet dies, dass sich die „Verkehrswende“ eher
                                                                                                                                                                               als ein über viele Jahre andauernder Veränderungsprozess
                                                                                                                                                                               darstellen wird, in dem eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen
                                                                                                                                                                               bestmöglich aufeinander abzustimmen sind.                        Münster im Februar 2022

    Impressum
                                                                                                                                                                                                                                                Dr. Benedikt Hüffer             Hans Hund
    Herausgeber:                                          Fachliche Beratung: RSC Reinhard Schulte Consult         Hennef und LVM/Andreas Löchte, S. 15: WEICON, nts/
                                                                                                                                                                                                                                                Präsident                       Präsident
    Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen                                                                    www.romanmensing.de und Provinzial/Thomas Klerx                                                                              IHK Nord Westfalen              Handwerkskammer Münster
    Sentmaringer Weg 61 | 48151 Münster                   Bildnachweise: Titelbild (v. l. n. r.): Stadt Münster,
                                                          Stadtwerke Münster/Peter Leßmann, RVM, Stadt             Gestaltung: atelier-oliver-hartmann.de
    Telefon 0251 707-0 | www.ihk-nordwestfalen.de
                                                          Münster/Patrick Schulte, MünsterView/Tronquet,           Alle Angaben wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet und
    Geschäftsbereich Branchen und Infrastruktur           MünsterView/Heiner Witte, S. 3: IHK, HWK S. 6: IMAGO/    zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit
    Joachim Brendel                                       Rüdiger Wölk, S. 7: MünsterView/Witte 2015 und Stadt     des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen
    Telefon 0251 707-209 | E-Mail brendel@ihk-nw.de       Münster/Patrick Schulte, S. 11: Magnus Rogmann, S. 12:   übernimmt die Industrie- und Handelskammer Nord
    Fabian Bannier | Dr. Jana Burchard | Daniel Janning   Stadtwerke Münster, S. 13: RVM,S. 14: LVM/HGEsch,        Westfalen keine Gewähr.               Stand: Februar 2022
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
4 | NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER                                                                                                                                                                                                                     NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER | 5

  Mobilität in der Stadtregion Münster in Zahlen

     Mobilitätsverhalten der Münsteraner Bevölkerung 2019                                                                                                                                                                                                             Berufseinpendler/-innen 2020
                                                                                                         Münster-Nord
               Münster-Mitte                                                                                          10,2 %

                          8,5 %                                                                                                    39,5 %
                                                                                                                                  38,3 %
                                                                                                                                                                                                                                                                           Korridor Nordost
                           23,4 %                                                                                                                                                                          Korridor Nordwest
                                                     52,6 %                                                             11,7%                                                                                                                                                                               16.000
                                14,5 %
                                                                                                                                                                                                                                   19.000
                                                                                                    Sprakel
                                                                      Häger                                                    Gelmer                  Münster-Ost
                                                                                                                                                                   12,2 %
                                                                                                                                                                            44,4 %
                                                                                      Kinderhaus
                                                                                                           Coerde                                                           35,0 %
                                                              Nienberge                                                                Handorf
                                                                                                                                                                    7,7 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Korridor Ost

                                                                    Gievenbeck                       Münster                                                                                                                                                                                                                      13.000
                 Münster-West                                                                        Mitte
                                                          Roxel                                                                                                                                                                                                  Münster
                              12,4 %
                                                                                                                                                                                              Korridor Südwest
                                         37,9 %
                                           39,1%
                                                                    Nienberge                                      Gremmendorf                                                                                       26.000
                            9,7 %                                                                      Berg
                                                         Albachten                                     Fidel                      Angel-         Wolbeck
                                                                                                                                  modde

                                                                                                                Hiltrup                           Münster-Südost
                                              Münster-Hiltrup                                                                                                12,0 %                                                                                           Korridor Süd
                                                            10,5 %                                Amelsbüren                                                                46,9 %

                                                                              46,2 %                                                                               33,3 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                19.000
                                                                  33,8 %                                                                                   7,0 %

                                                          9,1%

    Modal Split gesamtes Stadtgebiet
                                                                                               Auch in der „Fahrradstadt Münster“ ist das Fahrrad nur im inneren                     Über 100.000 Berufspendler/-innen strömen täglich aus dem näheren und weiteren Umland in die Stadt Münster. Nimmt
                            Anteil an              Anteil an zurückgelegten
                            allen Wegen            Kilometern                                  Stadtgebiet dominierend. In den äußeren Stadtbezirken (Ausnahme:                      man die Ausbildungspendler/-innen sowie Einkaufs- und Freizeitfahrten hinzu, ergeben sich pro Tag rund 360.000 Wege über
      Bus & Bahn            10,2 %                 24,6 %                                      Münster-West) werden die meisten Wege hingegen mit dem Auto                           die Stadtgrenze hinweg – die meisten mit dem Pkw (76 Prozent). Busse und Bahnen haben einen Anteil von nur 22 Prozent.
      Pkw                   34,2 %                 58,7 %                                      zurückgelegt. Noch deutlicher ist dieses Verhältnis, wenn man nicht die               Hinweis: Die Karte zeigt nur die Berufseinpendler/-innen aus einem Einzugsgebiet von rund 100 km.
      Fahrrad               43,5 %                 15,1 %                                      Wegeanzahl, sondern die zurückgelegten Kilometer betrachtet. Dann liegt
      zu Fuß                11,5 %                 1,3 %                                       der Anteil des Radverkehrs (deutlich) hinter dem Pkw und ebenso hinter
      Sonstiges             0,6 %                  0,3 %                                       dem von Bussen und Bahnen.
                                                                                                                                                                                                                                                      Quelle: Pendlerrechnung in Nordrhein-Westfalen. Berufseinpendler. IT.NRW. 2022. Eigene Berechnungen.
    Quelle: MOBILITÄTSBEFRAGUNG 2019 zum werktäglichen Verkehrsverhalten der Bevölkerung in Münster. Stadt Münster. Eigene Berechnungen.                                                                                                       Zwischenbericht zum Masterplan Mobilität Münster 2035+ Ergebnisse der Bestandsanalyse. Stadt Münster 2022.
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
6 | NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER                                                                                                                                                                    NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER | 7

  Herausforderungen im                                                                                                                          Verkehrsträgerbezogene Ziele
  Stadt- und Stadt-Umland-Verkehr

  Pendler/-innenverkehre                                         Einkaufsverkehre                                                               Aus den vorstehenden Herausforderungen leiten sich             • Kapazitäts- und preisgesteuertes, dynamisches Parkraum-
                                                                                                                                                vorrangig die nachfolgenden verkehrsträgerbezogenen Ziele        management; sukzessive Umwidmung von Stellplätzen im
  Deutlich mehr Arbeitsplätze und mehr Erwerbstätige bei         Insbesondere an den besucherstarken Samstagen ergibt sich                      ab:                                                              öffentlichen Straßenraum der Altstadt.
  beständig knappem und vergleichsweise teurem Wohnraum          ein ähnliches Bild bezüglich der Einkaufsverkehre. Der hohe
                                                                                                                                                • Schnellstmögliche Planung des Zielkonzepts sowie der         • Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur, insbesondere
  haben zwischen dem prosperierenden Oberzentrum Münster         Anteil der mit dem Pkw anreisenden Kunden/-innen und
                                                                                                                                                  erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen im Zuge der              zwischen den Außenstadtteilen sowie den Außenstadtteilen
  und seinem Umland zu stetig zunehmenden Pendler/-innen-        Besucher/-innen beeinträchtigt sowohl die Erreichbarkeit als
                                                                                                                                                  S-Bahn Münsterland und sukzessive Umsetzung des                und der Kernstadt, ergänzt um nachfragestarke Velorouten
  verkehren und hieraus folgend zu einer regelmäßigen Überlas-   auch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt (Flanieren,
                                                                                                                                                  Betriebkonzepts.                                               in die Stadtregion.
  tung der Verkehrsnetze, insbesondere auf den Haupteinfall-     Verweilen in der Außengastronomie, städtebauliches Erschei-
  straßen geführt.                                               nungsbild).                                                                    • Weiterentwicklung des straßengebundenen ÖPNV zu einem        • Effizientere Nutzung der zur Verfügung stehenden
                                                                                                                                                  innovativen Systemangebot in der Stadt sowie auf den           Querschnitte des Verkehrsraumes. Sukzessive Veränderung
  Aber auch Busse und Bahnen waren in den Hauptverkehrszei-      Negative Folgewirkungen                                                          Stadt-Umland-Relationen (Infrastruktur, Betriebsleistungen     der verkehrsträgerbezogenen Anteile am Verkehrsraum in
  ten und auf den Hauptverkehrsachsen – zumindest vor der        • Stress für die Besucher/-innen bei der Anfahrt und Park-                       und Produkt-Marketing).                                        Abhängigkeit erfolgter, signifikanter Angebotsausweitungen
  Corona-Pandemie – oft an ihrer Kapazitätsgrenze.                 platzsuche.                                                                  • Systematischer Aufbau und gezielte Vermarktung eines           im ÖPNV.
                                                                 • Beeinträchtigung der Attraktivität und Aufenthaltsqualität                     attraktiven P+R-Systems im Bereich der Haupteinfallstra-     • Beseitigung von besonders emissionsinduzierenden
  Negative Folgewirkungen                                          in der Innenstadt.                                                             ßen, soweit möglich an Bahnhaltepunkten oder Haltepunk-        Engstellen im Verkehrsnetz.
  • Verschlechterte Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes.                                                                                            ten hochfrequenter Buslinien.
                                                                 • Möglicher (teilweiser) Verzicht auf Münster-/Innenstadt-
  • Stau und räumliche Beengtheit in Bussen und Bahnen             besuche insbesondere von auswärtigen Besucher/-innen.                                                                                                    Bild oben: Vorbild für weitere Mobilstationen im Stadtgebiet:
    erzeugen Stress.                                             • Umsatzverluste bei Handel, Gastgewerbe, Kultur und                                                                                                                                   die Mobilstation in Münster-Roxel.
                                                                                                                                                                                                                          Bild unten: Freie Fahrt für Fahrradfahrer auf der Bismarckallee.
  • Verlängerte Fahrzeiten gehen zu Lasten der Freizeit.           Dienstleistungen – nicht nur in der Innenstadt.
  • Gefahr für Fachkräfteverluste in Münsteraner Unternehmen,    • In letzter Konsequenz: Geschäftsaufgaben, Leerstände,
    vermehrter Stellenwechsel zu Arbeitgebern im Umland.           „Downgrading“ der Innenstadt.

 Stau vor dem Parkhaus MÜNSTER ARKADEN

                                                                     Vor diesem Hintergrund
                                                                     ergeben sich für eine
                                                                     nachhaltigere Mobilität in der
                                                                     „Stadtregion Münster1“ drei
                                                                     zentrale Herausforderungen:

                                                                    • Sicherung/Verbesserung der Erreich-
                                                                      barkeit der Unternehmensstandorte
                                                                    • Stadt- und klimaverträglichere Ab-
                                                                      wicklung der Pendler/-innenmobilität
                                                                    • Stadt- und klimaverträglichere
                                                                      Abwicklung der Einkaufs- und Besu-
                                                                      cher/-innenverkehre

                                                                 1
                                                                   Der im vorliegenden Diskussionsbeitrag mehrfach verwendete Begriff der
                                                                 „Stadtregion Münster“ ist hier eher im Sinne einer „erweiterten Stadtregion“
                                                                 zu verstehen und geht räumlich über die unmittelbar an die Stadt
                                                                 angrenzenden Städte und Gemeinden hinaus.
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
8 | NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER                                                                                                                                                   NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER | 9

  Systematik der Maßnahmenvorschläge

  Für ein nachhaltiges Mobilitätssystem werden vielfältige         Alternativen und Leistungsausweitungen insbesondere im
  Maßnahmen vorgeschlagen. Mit dem vorliegenden Diskus-            ÖPNV und SPNV einhergehen.                                      Attraktivierung der Tarifstruktur
  sionsbeitrag soll deren Realisierung pragmatisch auf der                                                                         Einführung einer attraktiveren Tarif- und Ticketstruktur,    In Anlehnung an die zum August 2022 geplante Reform des
  Zeitschiene eingeordnet werden. Zugleich werden die jeweili-     Die angestrebten Veränderungen im Mobilitätssystem können       insbesondere für den regionalen SPNV/ÖPNV.                   Job-Tickets im Westfalentarif.
  gen Voraussetzungen für die Umsetzung aufgezeigt.                nur im engen Schulterschluss zwischen der Stadt mit der
                                                                                                                                   Mobilstationen in der Stadtregion (I)
                                                                   angrenzenden Stadtregion beziehungsweise den Münsterland-
                                                                                                                                   Konzeptentwicklung für den Aus-/Neubau von                   Mobilstationen in der Stadtregion richten sich insbesondere
  Hierbei legt der Beitrag besonderen Wert darauf, dass die        kreisen gelingen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die      Mobilstationen einschließlich P+R am Stadtrand bzw. in der   an Berufspendler/-innen und sollten primär „vor der
  schrittweisen Anpassungen im Mobilitätssystem nicht zu           Finanzierung zusätzlicher Betriebsleistungen im straßengebun-   Stadtregion entlang der Haupteinfallachsen                   Stadtgrenze“ an Bahn-/Schnellbushaltepunkten mit (perspek-
  Lasten der Erreichbarkeit gehen. Unter der Voraussetzung, dass   denen ÖPNV zwischen Stadt und Region.                           (A 43, B 54, B 219, B 51, L 793).                            tivisch) engem Takt ausgerichtet werden.
  die Attraktivität von Münster erhalten und die hieraus
  resultierenden Mobilitätsbedarfe von Pendler/-innen,             Vor diesem Hintergrund beinhaltet der vorliegende Diskussi-     P+R/Mobilstationen im Stadtgebiet
  Kunden/-innen und Besucher/-innen grundsätzlich akzeptiert       onsbeitrag auch erste Denkanstöße bezüglich möglicher           Zusätzliche Ausweisung von verkehrsgünstig gelegenen         Zur kurzfristigen Reduzierung des Parkdrucks auf Parkhäuser
  werden, müssen einzelne Beschränkungen für den motorisier-       Weiterentwicklungen der organisatorischen und finanziellen      P+R-Plätzen/Mobilstationen (vgl. Coesfelder Kreuz) an den    im Innenstadtbereich. Mögliche Doppelnutzungen bestehen-
  ten Individualverkehr mit entsprechenden infrastrukturellen      Rahmenbedingungen für den ÖPNV.                                 Haupteinfallstraßen für innenstadtorientierte Einkaufs-      der (Park-)Flächen, z. B. auf Firmengeländen, prüfen.
                                                                                                                                   und Besucher/-innenverkehre sowie Ausweitung auf
                                                                                                                                   weitere/alle Samstage (z. B. im Bereich des                  Leihfahrräder, E-Scooter, E-Bikes an den Mobilstatio-
                                                                                                                                   Hansa-Business-Parks, Hessenweg/Kleimannbrücke,              nen/P+R-Plätzen können den Umstieg vom MIV zum

  Kurzfristige Maßnahmen [ca. 1 – 3 Jahre]                                                                                         Loddenheide, Stapelskotten).                                 ÖPNV/SPNV erleichtern bzw. attraktiver machen.

                                                                                                                                   Dynamisches Parkraummanagement
                                                                                                                                   Zeit- und standortabhängige Differenzierung/Dynamisierung    Preisliche Differenzierung nach Wochentagen
    Maßnahme                                                       Bemerkungen                                                     der Parkgebühren in den Parkhäusern zur verbesserten         (Mo-Fr, Sa, So/Feiertage) und/oder Uhrzeit sowie nach Lage.
                                                                                                                                   Steuerung der Parkraumnachfrage.
    S-Bahn Münsterland (I)                                                                                                                                                                      Beispiele einer räumlichen/preislichen Differenzierung:
    Festlegung des Zielkonzepts der S-Bahn Münsterland durch       Benennung eines politisch legitimierten Projektbeauftragten     Ergänzend/Alternativ:                                        Innerhalb Altstadt, z.B. Stubengasse
    den NWL (Taktdichte und Haltepunkte inkl. Funktion sowie       aus der Region mit der Zielsetzung, die Interessen der Stadt    Lenkung der Parksuchverkehre durch digitale                  Am Altstadtring, z.B. Theaterparkhaus und Schlossplatz
    Reihenfolge der Produkteinführung) sowie politische und        Münster und des Münsterlandes gegenüber den übergeordne-        Parkleit-Systeme, abhängig von der jeweiligen Belegung der   Am Stadtrand: P+R/Mobilstationen
    administrative Unterstützung aus Stadt und Region für          ten Planungs- und Entscheidungsträgern mit Nachdruck zu         Parkhäuser.
    einen zeitnahen Beginn der notwendigen Planungsschritte        vertreten.
    für die Infrastrukturmaßnahmen.                                                                                                Parkplätze im Straßenraum
    Inbetriebnahme der WLE-Strecke als S 8 (Ende 2025).                                                                            Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch schrittweise          Unter Einbeziehung der betroffenen Anlieger-/innen und
                                                                                                                                   Umwidmung ebenerdiger Parkplätze sowie Verringerung von      Gewerbetreibenden.
    Ausweitung des SPNV-Angebotes auf                              Die Ausdehnung der werktäglichen Taktverdichtungen auf          Parksuchverkehren in der Altstadt (z. B. Am Verspoel,
    der vorhandenen Infrastruktur                                  Samstage könnte bei auswärtigen Beschäftigten, Kunden/-in-      Domplatz/Pferdegasse).
    Ausdehnung der werktäglichen Taktverdichtungen auch auf        nen und Besucher/-innen zu einer verstärkten Bahnnutzung
    Samstage (z. B. „Baumbergebahn“ sowie auf der Strecke          führen und die Belastung der Innenstadt durch den MIV           Stärkung des Radverkehrs (I)
    „Münster – Gronau – Enschede“).                                reduzieren.                                                     Schrittweise konkrete Verbesserung der bestehenden           Zunächst Vorrang für die Anbindung einwohnerstarker
                                                                                                                                   Radwegeinfrastruktur im Stadtgebiet, insbesondere auch       Außenstadtteile, um auch im Entfernungsbereich > 5 km den
    Restrukturierung des Stadtbussystems                                                                                           zwischen den Außenstadtteilen                                aktuell noch mäßigen Anteil des Radverkehrs zu erhöhen.
    Schrittweise Einführung eines Metrobussystems auf den          Prüfung notwendiger Anpassungen im Standard-Linienbusnetz       (z. B. Amelsbüren, Albachten, Roxel, Nienberge, Handorf,
    Hauptachsen sowie Ausweitung von On-Demand-Verkehren           der Stadtwerke und Einbeziehung des Taxigewerbes bei der        Wolbeck) und der Kernstadt.
    (LOOP) auf weitere Außenstadtteile (z. B. Handorf/Wolbeck,     Ausweitung der On-Demand-Verkehre (LOOP).
    Kinderhaus/Coerde, Roxel/Gievenbeck).                                                                                          E-Mobilität und CarSharing
                                                                                                                                   Konsequente Umsetzung des Ladesäulen-Konzeptes               Vorrang für öffentliche Ladesäulen-Infrastruktur in Wohn-
    ÖPNV-Beschleunigung (I)                                                                                                        der Stadt Münster. Schrittweise Ausweisung weiterer          quartieren mit wenig immobiliengebundenen, privaten
    Prüfung der Einrichtung zusätzlicher Bus- und Taxi-            Einrichtung von ergänzenden Bus-/Taxi-Sonderspuren durch        CarSharing-Stellplätze.                                      Lademöglichkeiten.
    spuren, zunächst in Ergänzung bestehender MIV-Fahrspu-         eine verbesserte Ausnutzung der vorhandenen Straßenquer-
    ren, z. B. an der Weseler Straße zwischen Heroldstraße und     schnitte.                                                       Zusätzliche BAB-Ausfahrt im
    „Spinne“ oder an der Wolbecker-/Warendorfer Straße.                                                                            Bereich A 1/Weseler Straße (Prüfauftrag)
                                                                                                                                   Ziel: Entlastung des Zubringers vom AK MS-Süd bis „Spinne“   Ermöglicht eine verbesserte Abwicklung von Schnellbuslinien
    Regionales Express- und Schnellbussystem                                                                                       sowie der Weseler Straße zwischen Dingbänger Weg und         (AK MS-Süd – „Spinne“) und Stadt-/Metrobus-Linien auf der
    Neue Expressbusse sowie weitere Taktverdichtungen im           In Anlehnung an das ÖPNV-Zielkonzept 2030+                      „Spinne“.                                                    Weseler Straße (zwischen „Spinne“ und Dingbänger Weg).
    Regional- und Schnellbusverkehr, z. B. 30-Minutentakt          (30-Minuten-Takt) aus dem Endbericht zum Reallabor „Mobiles
    Ahaus - Münster (S70), Freckenhorst - Everswinkel -            Münsterland“. Hierfür sind erhöhte Zuweisungen aus Regionali-   Zusätzlicher ÖPNV-Knoten am Schlossplatz (Prüfauftrag)
    Münster (S20).                                                 sierungs-/Landesmitteln erforderlich.                           Ziel: Entlastung des Hbf. und verbesserte ÖPNV-Anbindung
                                                                                                                                   der westlichen Altstadt.
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
10 | NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER                                                                                                                                                   NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER | 11

   Mittelfristige Maßnahmen [ca. 3 – 8 Jahre]                                                                                       Langfristige Maßnahmen [ca. 8 – 15+ Jahre]

     Maßnahme                                                        Bemerkungen                                                    Maßnahme                                                      Bemerkungen
     S-Bahn Münsterland (II)                                                                                                         S-Bahn Münsterland (III)
     Erste Umsetzung von Infrastrukturprojekten/Taktverdichtun-      Mit der S-Bahn Münsterland sollten nicht nur Angebotsver-       Umsetzung weiterer Infrastrukturprojekte und Taktverdich-
     gen sowie Planung weiterer Bahnhaltepunkte im Stadtgebiet       besserungen, sondern ein völlig neuer Produktauftritt für       tungen der S-Bahn Münsterland.
     (z. B. im Abschnitt Münster – Telgte).                          Triebzüge, Stationen und Fahrgastinformation verbunden sein.

                                                                                                                                     Schienenstrecke Münster-Lünen
     Mobilstationen in der Stadtregion (II)                                                                                          Umsetzung des zweigleisigen Ausbaus der Schienenstrecke      Das Projekt ist Bestandteil der Infrastrukturmaßnahmen zur
     Umsetzung einer ersten großen P+R-/Mobilstation am Stadt-       Prioritär im Bereich:                                           (Realisierungshorizont: 2035+).                              Umsetzung der S-Bahn Münsterland. Zusatznutzen für den
     rand bzw. in der Stadtregion entlang der Haupteinfallachsen.    A 43 (MIV/Schiene/Bus) | B 54/Steinfurter Straße (MIV/Bus)                                                                   DB-Fernverkehr im Zuge der Taktverdichtungen gemäß
                                                                                                                                                                                                  „Deutschlandtakt“.
     ÖPNV-Beschleunigung (II)
     Prüfung und ggf. Umsetzung weiterer Bussonderspuren             Unter der Voraussetzung einer spürbaren Angebots-/Taktver-
     (auch auf den Haupteinfallstraßen, z. B. Steinfurter Straße).   dichtung von Schnellbus-/Metrobus-/Stadtbuslinien sowie er-     Stärkung des Radverkehrs (III)
                                                                     kennbarer Veränderungen im modal split zugunsten des ÖPNV.      Prüfung, ggf. Planung und Umsetzung weiterer Velorouten      Unter Beachtung der Ergebnisse von Potenzial- und
                                                                                                                                     aus der Stadtregion nach Münster sowie einer Ring-Velorou-   Wirtschaftlichkeitsanalysen. Die Ring-Veloroute ist als „äußerer
                                                                                                                                     te am Rande der Kernstadt.                                   Ring“ in Ergänzung zur Promenade zu verstehen.
     ÖPNV-Knoten Hauptbahnhof
     Machbarkeitsstudie/Planung zur Herausnahme des MIV              Mögliche Umsetzung in Abhängigkeit von der Realisierung der
     (Anlieger/Lieferverkehre frei) auf der Bahnhofstraße und        aufgeführten Angebotsverdichtungen im SPNV/ÖPNV sowie           Um-/Ausbau der Bahnunterführungen
     Ausbau des Bahnhofsbereichs zur Mobilitätsdrehscheibe.          einer alternativen Verkehrsführung für den MIV, z. B. durch     im Zuge der Hafenstraße                                      Anbindung der „Kulturmeile“ Hafen/MCC an die Innenstadt
                                                                     Zweirichtungsverkehr auf der Von-Vincke-Straße.                 (Planerische Konkretisierung)                                sowie neue Aufteilung des Verkehrsraums als städtebauliches
                                                                                                                                                                                                  Langfristziel.

     Fortführung Parkraummanagement
     Überprüfung der Lenkungswirkung des dynamischen                                                                                 Machbarkeitsstudie für eine erste Stadtbahnlinie             Als Weiterentwicklung einer bestehenden Metrobus-Linie.
     Parkraummanagements und ggf. Anpassung.

     Parkplätze im Straßenraum (II)
     Fortsetzung der Umwidmung ebenerdiger Parkflächen in der        Unter Beteiligung und in Abstimmung mit den Anlieger/-innen
     Altstadt/am Altstadtrand (z. B. Hörster Parkplatz).             und Gewerbetreibenden.

     Aufenthaltsqualität
     Verkehrsberuhigung/städtebauliche Aufwertung von                Unter Beteiligung und in Abstimmung mit den Anlieger/-innen
     bisherigen Hauptverkehrsstraßen mit quartiersbezogenen          und Gewerbetreibenden.
     Versorgungsfunktionen (z. B. Hammer Straße zwischen
     Geiststraße und Ludgeriplatz; Wolbecker Straße zwischen
     Hansaring und Eisenbahnstraße).

     Beseitigung infrastruktureller Engpässe
     Um-/Ausbau der Engstelle Kolde-Ring.                            Maßnahmen stehen im fachlichen und zeitlichen
     Prüfung der Fahrspurreduzierung zugunsten einer eigenstän-      Zusammenhang. Zielsetzung: Entlastung der Achse Weseler
     digen Bus-/Taxispur zwischen Geiststraße und Moltkestraße.      Straße/Stadtgraben/Schlossplatz vom MIV (Durchfahrtsver-
                                                                     kehr), auch zur Beschleunigung des ÖPNV.

     Stärkung des Radverkehrs (II)
     Umsetzung erster Velorouten zwischen Stadt und Stadtregion
     (z. B. Telgte - Münster).

     Ausbau der B 51 (Münster – Handorf – Telgte)                    Ausbaustandard richtet sich nach der der Planfeststellung
                                                                     zugrunde liegenden Verkehrsprognose, bei der die geplanten
                                                                     Erweiterungen im Bereich SPNV/ÖPNV sowie der Radwege-
                                                                     infrastruktur und hieraus resultierende Veränderungen des                                                                                                    Zielnetzplan S-Bahn
                                                                     modal split zu berücksichtigen sind.
                                                                                                                                                                                                                                    Münsterland 2035
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
12 | NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER                                                                                                                                                               NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER | 13

   Finanzierung der                                                                                                                      Integrierte Mobilitätsplanung
   Angebotsausweitungen im SPNV/ÖPNV                                                                                                     für die Stadtregion

   Ausgangssituation:                                                • Ausbau des regionalen Schnellbusnetzes: Hier fallen nur           Ausgangssituation/Herausforderungen:                              Handlungsoptionen:
                                                                       in kleinerem Maße Infrastrukturkosten an (z. B. Busspuren).
   SPNV (Nah- und Regionalverkehr auf der Schiene):                                                                                      Komplexe ÖPNV-Organisationsstrukturen im Münsterland er-          Die Organisationsstrukturen des regionalen ÖPNV sollten
                                                                       Vorrangig sind die deutlich höheren Betriebskosten und
                                                                                                                                         schweren integrierte Mobilitätsstrukturen „aus einem Guss“ –      stärker auf die Haupt-Pendler/-innen-Relationen zwischen
   Das aktuelle Leistungsangebot ist über Bundes- und Landes-          deren zusätzliche Finanzierung durch die Münsterlandkreise
                                                                                                                                         insbesondere auch in der (erweiterten) Stadtregion Münster:       Stadt und Umland ausgerichtet werden:
   mittel (Regionalisierungsgesetz des Bundes, Gemeindever-            und die Stadt Münster, soweit keine weiteren Bundes- und
   kehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), ÖPNV-Gesetz des Landes             Landesmittel bereitgestellt werden.                               • Doppelzuständigkeiten und der erhebliche Transaktionsauf-       • Etablierung einer neuen Organisationstruktur mit einem
   NRW) weitgehend auskömmlich finanziert.                                                                                                 wand zwischen sieben Aufgabenträgern und diversen                 modernen Projektmanagement unter Beteiligung der in den
                                                                     • Aufbau eines Metrobus-Systems in Münster: Hier fallen
                                                                                                                                           Verkehrsunternehmen erschweren einen integrierten                 Sachfragen entscheidungsbefugten Personen/Institutionen
                                                                       sowohl förderfähige Infrastrukturkosten (Mobilstationen,
                                                                                                                                           Planungsansatz.                                                   (u. a. Bezirksregierung Münster, Stadt Münster, Kommunen
   ÖPNV (Regionalbuslinien/Stadtbusverkehre):                          Haltestellen, E-Schnellladestationen an den Linienendpunk-
                                                                                                                                                                                                             der Stadtregion, Münsterlandkreise, Ministerium für Verkehr
                                                                       ten, zusätzliche Busspuren) als auch erhebliche zusätzliche       • Die Planung des straßengebundenen ÖPNV über Kreis-
   Die Finanzierung fußt deutlich stärker auf Eigenmitteln der                                                                                                                                               NRW, Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, Zweckver-
                                                                       Betriebskosten an, die jedoch durch eine Restrukturierung           /Stadt Münster-bezogene Nahverkehrspläne orientiert sich
   Kommunen. Dies gilt insbesondere für die Betriebskosten, die                                                                                                                                              band Mobilität Münsterland, Verkehrsgemeinschaft Münster-
                                                                       der Betriebsleistungen (Überprüfung des bestehenden                 primär an den eigenen Zuständigkeiten und Interessen der
   nur in Einzelfällen über Bundes-/Landesmittel ergänzt werden                                                                                                                                              land und Wirtschaftskammern).
                                                                       Stadtbus-Netzes) teilweise kompensiert werden könnten.              jeweiligen Gebietskörperschaften.
   (z. B. anteilige Regionalisierungsmittel für Schnellbuslinien).
                                                                     • Ausdehnung des Rufbus-Systems „LOOP“ auf weitere                  • Die ausgeprägten Verkehrsbeziehungen zwischen der Stadt         Mögliche Aufgaben:
                                                                       Stadtteile: Hier geht es ebenfalls um die Finanzierung              Münster und der (erweiterten) Stadtregion bilden sich in          • Erarbeitung eines Stufenplans zur Entwicklung eines
   Herausforderung:                                                    zusätzlicher jährlicher Betriebskosten in Millionenhöhe. Eine       den gegebenen ÖPNV-Organisationsstrukturen nur teilweise            Mobilitätskonzeptes 2040 für die erweiterte Stadtregion
                                                                       erneute, umfängliche Förderung durch Bund/Land dürfte               ab. Hier bedarf es einer stärker auf die Stadt-Umland-Relati-       Münster.
   Eine Stärkung im kommunalen und regionalen ÖPNV, insbe-             fraglich sein, so dass hier optional eine stärkere Kostenbetei-     onen ausgerichteten SPNV-/ÖPNV-Planung sowie entspre-             • Bestandsaufnahme, Zusammenführung und Evaluierung
   sondere auch zur Umsetzung der Ausbauziele im SPNV                  ligung durch die Nutzer/-innen bzw. der Einsatz zusätzlicher        chender Organisationsstrukturen.                                    der bereits geplanten bzw. laufenden Maßnahmen/Projekte
   (S-Bahn Münsterland), setzt eine Erhöhung der finanziellen          kommunaler Mittel zu prüfen wären.                                • Für strategische „Leuchtturm“-Projekte, wie die S-Bahn              bzgl. des Stufenplans, ggf. Überarbeitung und Ergänzung
   Mittel auf Bundes-, Landes- und auf kommunaler Ebene
                                                                     • Ausbau der Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof:                      Münsterland, wäre eine systematische und aus der Region             der Maßnahmen.
   voraus:
                                                                       Finanzielle Förderung primär über GVFG- und ggf. Städte-            politisch legitimierte Interessenvertretung („Kümmernden“)        • Beschreibung von Maßnahmen-Interdependenzen und
   • Projekt S-Bahn Münsterland: Umfangreicher Ausbau der              bauförderungsmittel sowie (ergänzend) aus Haushaltsmitteln          gegenüber der Landesregierung hilfreich.                            Realisierungshorizonten sowie Finanzierungsmöglichkeiten
     Infrastruktur (vorrangig Bundes-/Landesmittel) und zusätzli-      der Stadt Münster.                                                                                                                    • Diskussion und Vorbereitung von Entscheidungen
     che Betriebskosten infolge der Taktverdichtung (bedingt                                                                                                                                                   über ggf. ergänzende kommunale Finanzierungsstruktu-
     erhöhte Zuweisungen aus den Regionalisierungsmitteln des                                                                                                                                                  ren/-instrumente.
     Bundes).                                                        Fazit:                                                                                                                                  • Festlegung von Zuständigkeiten zur Vermeidung von
                                                                     • Vor dem Hintergrund der angespannten Lage vieler kommu-                                                                                 Doppelarbeiten.
                                                                       naler Haushalte sowie des sich verstärkt abzeichnenden                                                                                • regelmäßiges Controlling des Projektfortschritts.
   Auch eine Ausdehnung des LOOP auf weitere Stadtteile
   setzt eine Erhöhung der finanziellen Mittel voraus.
                                                                       Fachkräfte-/Fahrer/-innenmangels stellt insbesondere der
                                                                                                                                         Schnell und komfortabel aus der Region nach Münster und zurück:
                                                                       Ausbau des regionalen und kommunalen Busverkehrs eine             der ExpressBus X90 "Olfen - Lüdinghausen - Senden - Münster"
                                                                       große Herausforderung dar.
                                                                     • Vereinzelte Rufe nach einer deutlichen Absenkung der
                                                                       Fahrpreise im ÖPNV würden den Zuschussbedarf der
                                                                       Kommunen nochmals deutlich erhöhen. Dennoch sind
                                                                       gezielte Maßnahmen, etwa zur Erreichung eines deutlich
                                                                       attraktiveren Regionaltarifs, unabdingbar (vgl. die zum
                                                                       August 2022 geplante Tarifreform des JobTickets).
                                                                     • In Anbetracht der bereits in erheblichem Umfang bestehen-
                                                                       den Steuer- und damit Solidarfinanzierung des SPNV/ÖPNV
                                                                       erscheint die Forderung nach einer zusätzlichen „solidari-
                                                                       schen Finanzierungssäule“ für den kommunalen/regionalen
                                                                       ÖPNV (zusätzliche Abgabe für Autofahrer/-innen bzw. für
                                                                       Unternehmen) zumindest fragwürdig.
                                                                     • Mit einer standort- und zeitabhängigen Dynamisierung von
                                                                       Parkgebühren könnten die Einnahmen aus der Parkraumbe-
                                                                       wirtschaftung erhöht und die entstehenden Überschüsse in
                                                                       verschiedene Projekte zur Stärkung des Umweltverbundes
                                                                       investiert werden.
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
14 | NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER                                                                                                                                                         NACHHALTIGE MOBILITÄT IN DER STADTREGION MÜNSTER | 15

   Welchen Beitrag kann die Wirtschaft leisten?

   Mit verschiedenen Maßnahmen können Unternehmen den             Die IHK und HWK unterstützen aktuell die Einführung und die                   Der Schutz der Umwelt ist fester Bestandteil
   Wandel zu einer nachhaltigeren Mobilität aktiv mitgestalten.   Umsetzung eines systematischen betrieblichen Mobilitätsma-          unserer Unternehmensgrundsätze. Mit Betrieblichem
   Auch in Münster haben sich daher bereits viele Unternehmen     nagements, u. a. durch Beratung, Informationsveranstaltungen,           Mobilitätsmanagement kann ein möglichst hoher
   auf den Weg gemacht, Maßnahmen zu entwickeln und               Webinare und einen speziellen Zertifikatslehrgang.
                                                                                                                                     Einklang zwischen Umweltschutz und Wirtschaftlich-
   umzusetzen, um ihre betriebliche Mobilität nachhaltiger zu
   gestalten und ihren Mitarbeitenden wie auch ihren              Neben der Senkung von Betriebs- und Umweltkosten sowie der          keit erreicht werden. Viele unserer Mitarbeiter*innen
   Kunden/-innen verschiedene Angebote zu machen.                 Gesundheitsförderung können die vorgenannten Handlungsfel-                kommen aus dem Umland und sind auf ihr Auto
                                                                  der zu einer stärkeren Mitarbeitendenbindung beitragen und           angewiesen, weil die ÖPNV-Anbindung nur in Teilen
                                                                  somit die Sicherung bzw. Gewinnung von Fachkräften unter-       funktioniert. Um hier nachhaltiger zu werden, bieten wir
     Vorrangige Handlungsfelder:                                  stützen.                                                           unseren Mitarbeiter*innen u.a. 24 kostenfreie E-Lade-
                                                                                                                                   punkte und die Möglichkeit einer kostenfreien Beratung
     • Anreize zur stärkeren Nutzung des ÖPNV (Einführung                                                                                  zum Einstieg in die E-Mobilität an. Der Anteil der
       und unternehmensinterne Bewerbung von Jobtickets).                                                                          Elektroautos steigt bei uns seitdem kontinuierlich. Auch
     • Unterstützung der Rad-/E-Bike-Mobilität (z. B. Dienst-
                                                                                                                                       unsere Firmenfahrräder werden regelmäßig von den
       radleasing, Rad-Aktionstage, wettergeschützte
       Radabstellanlagen).                                                                                                           Pendler*innen genutzt, um damit zur Arbeit zu fahren.
     • Ergänzung/Umstellung des Fuhrparks auf E-Fahrzeuge                                                                                      Ralph und Ann-Katrin Weidling
       und Herstellung von Ladeinfrastruktur, auch für Fahrzeu-                                                                                     Geschäftsführung WEICON GmbH & Co. KG
       ge von Beschäftigten und Kunden/-innen.
     • Einführung/Weiterentwicklung des mobilen Arbeitens             Die Ausrichtung auf langfristigen wirtschaftli-
       und flexibler Arbeitszeitmodelle.
                                                                  chen Erfolg, die Übernahme sozialer Verantwortung
     • Ernennung eines „Mobilitätsbeauftragten“ als betriebsin-                                                                                                                Wir beschäftigen uns intensiv mit der Verkehrsplanung quer durch das
       ternen „Kümmernden“.                                       und das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz
                                                                  sehen wir als Investitionen in die Zukunft. Unseren                                                      Münsterland und kennen somit die Probleme. Daher sehen wir uns in der Pflicht, im
                                                                  Mitarbeitenden stellen wir deshalb über 750                                                              Betrieblichen Mobilitätsmanagement eine Vorreiterrolle einzunehmen. Zudem bringt
                                                                  überdachte Fahrrad-Abstellplätze zur Verfügung und                                                       die multimodale Mobilität den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem
                                                                  bieten Ihnen ein Leasingmodell für E-Bikes an. Wir                                                       Arbeitgeber einen Zugewinn an Flexibilität. Wir setzen auf Car-Sharing mit eigenem
                                                                  verfügen über Ladeinfrastruktur für Pedelecs und                                                         Pool und auf das Fahrrad. Wir sind als erster „fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ in
   Sicher und trocken abgestellt: die Fahrräder und
                                                                  dienstlich genutzte E-Autos und bieten zudem                                                             Münster vom ADFC zertifiziert worden. Mit der Fahrradförderung stärken wir nicht nur
   E-Bikes im Fahrradparkhaus der LVM.
                                                                  Vergünstigungen bei der Nutzung des ÖPNV an.                                                             die Gesundheit, sondern auch den sozialen Austausch der Mitarbeiterinnen und
                                                                  Fahrzeuge eines regionalen E-Carsharing-Anbieters                                                        Mitarbeiter, da sie oft gemeinsam zur Arbeit fahren.
                                                                  auf unserem Campusgelände, die auch von allen                        Rolf Suhre
                                                                  Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden können,                       Geschäftsführender Gesellschafter
                                                                                                                                       nts Ingenieursgesellschaft mbH
                                                                  runden unser Angebot für die Mitarbeitenden ab.

                                                                                                                                                  Eines unserer Ziele ist es, die „letzte Meile“, also z. B. den Weg zwischen
                                                                                                                                               Bahnhof und Unternehmen, klimafreundlich für unsere Mitarbeitenden zu
                                                                                                                                          gestalten. Hierzu haben wir in Münster das Pilotprojekt „Mobility-Hub“ an den
                                                                                                                                           Start gebracht: Neben einer eigenen Flotte aus Tretrollern und Fahrrädern, die
                                                                                                                                             direkt an den Bahnhöfen sowie der Direktion stationiert sind, steht auch ein
                                                                                                                                               Elektro-Fuhrpark an der Provinzial zur dienstlichen oder privaten Nutzung
                                                                                                                                          bereit. Wer mit dem eigenen Fahrrad oder dem E-Auto in die Direktion kommt,
                                                                                                                                          kann unsere großflächige Fahrradgarage sowie demnächst Ladesäulen nutzen.

                                                                  Dr. Mathias Kleuker                                                                                                                                               Dr. Wolfgang Breuer
                                                                  Vorstandsvorsitzender LVM Versicherung                                                                                                                        Vorstandsvorsitzender der Provinzial
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
IHK Kontakt
Daniel Janning   0251 707-309    janning@ihk-nw.de

HWK Kontakt
Thomas Rohloff   0251 5203-306   thomas.rohloff@hwk-muenster.de
Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster - Ein Diskussionsbeitrag der Wirtschaft
Sie können auch lesen