Nachhaltiges Konsumenten-verhalten vor, während und nach Corona - die dritte Messung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nachhaltiges Konsumenten- verhalten vor, während und nach Corona – die dritte Messung Wie kann der im Lockdown entstandene Nachhaltigkeitsschub langfristig genutzt werden? Bericht Ergebnisse nach der dritten Messung im Oktober/November 2020
Repräsentative Befragungen von Konsumenten/-innen in der gesamten Schweiz Erhebungszeitraum erste Messung: 9. bis 16. April 2020 (während des Lockdowns) Erhebungszeitraum zweite Messung: 19. bis 26. Juni 2020 (nach dem Lockdown) Erhebungszeitraum dritte Messung: 21. Oktober bis 2. November 2020 (Beginn der zweiten Welle) Mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz, des LINK Instituts sowie der Abteilung Marketing & Kommunikation der Hochschule Luzern und des Instituts für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern – Wirtschaft
3 Inhaltsverzeichnis IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 1. Wesentliche Ergebnisse im Überblick 4 2. Einleitung 6 3. Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung 7 4. Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung 10 5. Einblicke in das Verhalten der Bevölkerung in den Bereichen Arbeit und Finanzen 18 6. Einblicke in konkrete ökologisch nachhaltige Aktivitäten der Bevölkerung 20 7. Wie weiter? 22
4 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 1. Wesentliche Ergebnisse im Überblick Das Konsumentenverhalten in seinen verschiedenen rückgegangen ist, oder sich auf dem neuen Niveau etab- Facetten des Konsums, der Freizeit und der Arbeit hat liert hat. Schliesslich differenzieren wir auf der dritten durch den Beginn der Corona-Krise und dem damit ver- Ebene danach, ob aus Sicht der Befragten eine zukünf- bundenen Lockdown einschneidende Veränderungen tige Veränderung denkbar ist oder nicht. Beispiele für erfahren. Dies konnten wir in unserer ersten Erhebung die resultierenden Kategorien sind: vom April dieses Jahres 2020 aufzeigen. Besonders zu – Homeoffice hatte im Lockdown zugenommen und ist nennen sind Arbeiten im Homeoffice, Nutzung von Vi- seit Juni wieder auf dem früheren Niveau. Es ist anzu- deokonferenzen, mehr Zeit mit der Familie verbringen, nehmen, dass dieser Wert kurz nach Abschluss der regionale Produkte kaufen. Diese Veränderungen be- Befragung wieder gestiegen ist. deuteten auch einen Schub in Richtung ökologischer – Einkaufen in Bauernhofläden hat sich seit dem Lock- Nachhaltigkeit, teilweise natürlich erzwungen durch down auf einem höheren Niveau etabliert und kann die Reiserestriktionen und veränderten Einkaufsbedin- zukünftig noch weiter ausgebaut werden. gungen. – Regionales Einkaufen hat sich seit dem Lockdown auf einem höheren Niveau etabliert, auf dem es auch zu- Nach Aufhebung der grössten Restriktionen Mitte Juni künftig bleiben soll. veränderten sich gewisse Verhalten wieder und Ge- – Die Nutzung des Fahrrads auf dem Weg zur Arbeit ist wohnheiten nahmen den Stand von vor Corona wieder seit vor dem Lockdown gleich geblieben, eine Nut- ein (z. B. Homeoffice), andere pendelten sich auf dem zungssteigerung ist für die Befragten vorstellbar. neuen Niveau ein im Vergleich zu vor dem Lockdown – Geldspenden an wohltätige Organisationen sind seit (z. B. regionale, saisonale Produkte einkaufen). In un- vor dem Lockdown konstant, und eine Veränderung serer zweiten Messung im Juni 2020 konnten wir auf- ist nicht geplant. zeigen, dass dieses «New Normal» sehr differenziert zu betrachten ist, und kaum pauschale Aussagen getrof- Die hinter dieser Grafik stehenden Zahlen bzw. Mittel- fen werden können. werte sind den einzelnen folgenden Kapiteln zu entneh- men. In dieser nun vorliegenden dritten Messung vom Ok- tober/November 2020 zeigt sich, dass das Konsumen- Die nächsten drei Folgemessungen im Halbjahresab- tenverhalten in den meisten Bereichen seit mehreren stand – im April und im Oktober 2021, sowie im April Monaten auf diesem sogenannten «New Normal» 2022 – haben zum Ziel zu untersuchen, wie sich das «New konstant bleibt. Der von vielen erwartete Jo-Jo-Effekt Normal» des Konsumentenverhaltens über einen länge- in sämtlichen Bereichen des Konsumentenverhaltens ren Zeitraum entwickelt. Und es wird untersucht, wie ist bis anhin nicht eingetreten. Entsprechend ist auch 1. positive Entwicklungen im Bereich der Nachhaltig- das Verhalten im Bereich ökologische Nachhaltigkeit keit konserviert werden können. immer noch auf einem höheren Niveau als vor Corona. 2. Potenziale im Bereich der Nachhaltigkeit bei Kon- Dies zeigt auch der Nachhaltigkeitsindex, der seit der sumentinnen und Konsumenten noch besser aus- letzten Messung auf dem gleichen Niveau von 31 geschöpft werden können. Punkten geblieben ist. Gleichzeitig planen die Befrag- ten Verhaltensänderungen, die in ihrer Summe zu ei- Neben dem «Tracking» des nachhaltigen Konsumen- ner Erhöhung des Nachhaltigkeitsindexes um neun tenverhaltens über nun drei Zeitpunkte haben wir für Punkte (also ca. 30%) führen würden. diese dritte Erhebung als Fokusthemen zwei gesell- schaftlich relevante Entwicklungen durch Corona her- Die genannten differenzierten Entwicklungen können in ausgegriffen: Abbildung 1 nachvollzogen werden. Auf der ersten Stufe (1) Auseinanderdriften der Gesellschaft erfolgt eine Unterscheidung danach, ob Verhaltenswei- (2) Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung sen sich im Lockdown verändert haben oder nicht. Hat ein bestimmtes Verhalten zugenommen, wird in der Bezüglich des Auseinanderdriftens zeigt sich, das je- zweiten Stufe unterschieden, ob es nach dem Lockdown, der dritte Befragte das Gefühl hat, durch die Corona- also von Juni an bis heute, auf das Ursprungsniveau zu- Krise nicht gut genug in die Gesellschaft integriert zu
5 Wesentliche Ergebnisse im Überblick Entwicklung von Verhaltensweisen im Zeitablauf Veränderungen im Lockdown? Veränderung Gleichbleiben des des Verhaltens Verhaltens Veränderungen seit Lockdown bis heute? Wieder auf Auf neuem Ausgangsniveau Niveau etabliert • Home Office • (Zunahme im Lockdown) Zukünftige Veränderung geplant? Zukünftige Veränderung geplant? • Per ÖV zur Arbeit • (Abnahme im Lockdown) Zunahme Keine Veränderung Zunahme Keine Veränderung angestrebt prognostiziert angestrebt prognostiziert • Bauernhofläden • Regionale, saisonale Produkte • Fahrrad auf dem • Geldspenden an • Sich der Familie widmen • Arbeitsweg • wohltätige Institutionen • Zeit in der Natur verbringen • Nutzung kleiner • Sorgen um Finanzen • Zu Fuss in der Freizeit • Online-Anbieter • Produktiv arbeiten • Mit dem Auto zur Arbeit • Wertschätzung der • Videokonferenz • Arbeitstätigkeit • Arbeit in Co-Working-Spaces • Abbildung 1: Einteilung von Konsumentenverhaltensweisen nach ihrer Veränderung während der Corona-Krise sein und sich einsam fühlt. Ein noch deutlicheres Bild wollen sich dabei in gesundheitsfördernden Lebens- zeichnet sich bei der Beurteilung ab, ob die Befragten welten bewegen. Dies im privaten Kontext, z. B. durch das Gefühl haben, dass sich die zwischenmenschliche erhöhtes Risikobewusstsein und Achtsamkeit gegen- Distanz seit der Corona-Krise vergrössert hat. Hier ha- über Mitmenschen, oder auch im Arbeitskontext, z. B. ben 73% der Befragten das Gefühl, dass sich die zwi- mittels erhöhter Achtsamkeit für eine geregelte Work- schenmenschliche Distanz seit der Corona-Krise ver- Life-Balance. Die gesundheitsfördernden Lebenswel- grössert hat und knapp 60% haben das Gefühl, dass ten werden jedoch auch im Konsumentenkontext ge- die Gesellschaft durch die Krise auseinanderdriftet. sucht, z. B. mittels erhöhtem Konsum von regionalen Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund interes- und Schweizer Produkten, sowie ökologisch nachhalti- sant, dass noch im Frühling von einer grossen Welle gen und fair gehandelten Produkten. Zu guter Letzt der Solidarität gesprochen. gilt dies sogar für den gesellschaftlichen Kontext, z. B. durch eine erhöhte Spendenbereitschaft für wohltä- Beim Gesundheitsbewusstsein beobachten wir im tige Institutionen oder ein erhöhtes Engagement für Zeitablauf einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu soziale und gesellschaftliche Themen und eine er- vor Corona. Dieses erhöhte Niveau konnte bereits in höhte Achtsamkeit für die Umwelt. der ersten Folgemessung, nach dem Lockdown im Juni, verzeichnet werden und ist seither unverändert In dieser nun dritten Auflage der Erhebung zum nach- auf diesem erhöhten Niveau. Jede/-r Zweite gibt dabei haltigen Konsumentenverhalten können wir also ers- an, seit der Corona-Krise gesundheitlich deutlich acht- tens die Verhaltensänderungen seit Corona differen- samer umzugehen und mehr als jede/-r dritte Befragte zierter als bisher analysieren. Zweitens haben wir mit gibt sogar an, sich seit Corona intensiv mit ihrer, seiner dem Auseinanderdriften und dem Gesundheitsbe- Gesundheit zu befassen. Dieses neue erhöhte Gesund- wusstsein zwei Fokusthemen vertieft betrachtet, die heitsbewusstsein hängt dabei auch stark mit der stärker im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit ange- Sorge um sich selbst zusammen. siedelt sind. In den Folgemessungen werden wir die Entwicklung des nachhaltigen Verhaltens weiter beob- Dabei zeigt sich nun, dass dieses erhöhte Gesund- achten und Rückschlüsse auf mögliche Massnahmen heitsbewusstsein als ein Synonym für ein bewussteres durch Politik und Nachhaltigkeitsinitiativen ziehen. und achtsameres Leben in allen Bereichen des tägli- Zunächst wünschen wir aber eine anregende vertie- chen Lebens steht. Gesundheitsbewusste Menschen fende Lektüre zur aktuellen Messung.
6 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 2. Einleitung Eine erste Erhebung hatte das Ziel, die Auswirkungen Der vorliegende Studienbericht gibt Einblicke in das ak- der Corona-Krise auf das Verhalten der Bevölkerung tuelle Verhalten der Schweizer Bevölkerung in den fol- unter besonderer Berücksichtigung des Aspekts der genden Bereichen: Nachhaltigkeit zu erfassen. Die repräsentative Erhe- bung wurde im Zeitraum vom 9. bis 16. April 2020 wäh- – Einkaufsverhalten rend des Lockdowns bei 1003 Personen in der gesam- – Sozial- und Umweltverhalten ten Schweiz durchgeführt. – Gesundheitsverhalten – Privates und berufliches Mobilitätsverhalten Bei der zweiten Messung wurde ein Zwischenstand erho- – Reiseverhalten ben und analysiert, ob und wenn ja, inwieweit sich das – Arbeits- und Finanzverhalten Verhalten der Bevölkerung in der ersten Phase nach dem – Ökologische Nachhaltigkeit des Konsumenten- Lockdown unter besonderer Berücksichtigung des As- verhaltens pekts der Nachhaltigkeit verändert hat. Diese repräsen- tative Befragung fand im Zeitraum vom 19. bis 26. Juni Der Fokus liegt auf einer Analyse der Veränderungen 2020 mit insgesamt 1004 Probanden in der Gesamt- des Verhaltens der Bevölkerung zwischen der Phase schweiz statt. In dieser zweiten Messung wurde der As- des Lockdowns (April 2020), der Nach-Lockdown-Phase pekt der ökologischen Nachhaltigkeit des Verhaltens (Juni 2020) und der aktuellen zweiten Welle (Oktober/ der Bevölkerung vertieft. Es wurde im Detail analysiert, November 2020). Einzelne Analysen beleuchten darü- in welchen Bereichen ein ökologisch nachhaltigeres Ver- ber hinaus auch die Unterschiede des Verhaltens zu halten der Bevölkerung zu beobachten bzw. für die Zu- zwei weiteren, d. h. insgesamt fünf Zeitpunkten: kunft geplant ist. Neu aufgenommen in die Untersu- chung wurde in diesem Zusammenhang die Frage nach 1. Verhalten vor der Corona-Krise (rückwirkende eventuell bestehenden «Attitude-Behaviour-Gaps». Die Erhebung des Verhaltens vor der Corona-Krise in Basis dazu bildet die Hypothese, dass bei vielen Men- der ersten Messung während der Corona-Krise) schen grundsätzlich eine Bereitschaft zu einem nachhal- 2. Verhalten im April 2020 (während des Lockdowns) tigeren Verhalten existiert, gleichzeitig jedoch Barrieren 3. Verhalten im Juni 2020 bestehen, diesen Wandel zu realisieren. (nach den grössten Lockerungen) 4. Verhalten im Oktober/November 2020 In der nun vorliegenden dritten Messung bei 1027 Per- (zweite Welle) sonen liegt der Fokus insbesondere auf der Betrachtung 5. Verhalten in der Zukunft (Erhebung des geplanten der Verhaltensweisen im Zeitverlauf. Im Juni wurde Verhaltens in sechs Monaten) von diesem Forschungsteam ein «New Normal» propa- giert, das sich deutlich unterscheidet vom Konsumen- Die Untersuchung wurde mit Unterstützung der Stif- tenverhalten vor Corona. Einer der Ansprüche dieses tung Mercator Schweiz, des Marktforschungsinstituts Berichtes ist aufzuzeigen, inwiefern dieses «New Nor- LINK, der Abteilung Marketing & Kommunikation der mal» weiter Bestand hat. Hochschule Luzern sowie des Instituts für Kommunika- tion und Marketing der Hochschule Luzern – Wirtschaft Ausserdem wurden aufgrund aufgestellter Hypothesen durchgeführt. drei Konstrukte hinzugefügt. In einem Block geht es um die soziale Nachhaltigkeit in Bezug auf (1) das Ausein- anderdriften der Gesellschaft durch die Corona-Krise und (2) um Veränderungen in der sozialen Eingebun- denheit durch die Corona-Krise. In einem weiteren Block wurden die (3) Einflüsse der Corona-Krise auf das eigene Gesundheitsverhalten erhoben. Dies unter der Annahme, dass eine stärkere Orientierung auf die eigene Gesundheit zu ökologisch nachhaltigerem Ver- halten führt.
7 Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung 3. Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung Befragungsinhalte zentin, also beim Bauernhofladen, einzukaufen. So er- geben sich inzwischen Werte für fünf Zeitpunkte. Die Im ersten Teil des Fragebogens wurden insgesamt Häufigkeit vor Corona, jene im April während des Lock- 1027 Schweizerinnen und Schweizer aus der Deutsch- downs, im Juni nach den Lockerungen, jetzt im Okto- schweiz, der französischsprachigen und der italie- ber/November während der zweiten Welle und die Ein- nischsprachigen Schweiz zu ihrem Einkaufsverhalten schätzung zum Verhalten in der Zukunft. befragt. Dabei ging es einerseits um die Einkaufshäu- figkeit in verschiedenen Einkaufskanälen, den durch- schnittlichen Wert des Warenkorbs in den einzelnen Gewählte Einkaufskanäle Kanälen sowie die relevanten Kriterien beim Einkauf von Gütern des täglichen Bedarfs. Die Ergebnisse zeigen über alle Kanäle hinweg einen sehr ähnlichen Verlauf. Ein Knick während des Lock- downs, während dessen viele Leute weniger häufig Erhebungsmethodik/Information zum dafür umso grössere Warenkörbe eingekauft haben. Lesen der Grafiken Danach folgt ein Anstieg, der gleich hoch oder sogar höher liegt als vor dem Lockdown. Der Blick in die Zu- Die Frage nach der Einkaufshäufigkeit nach Kanal kunft lässt erahnen, dass die Befragten vorhaben, wurde wie viele weitere Aspekte des Konsumentenver- häufiger in Bauernhofläden (Mittelwert aktuell: 40; haltens auf einer bewährten Viererskala erhoben. Zukunft: 55), bei Quartierläden (48/55) und bei On- Man konnte angeben, ob man etwas häufig, ab und zu, line-Anbietern (grosse Lieferdienste: 10/21; kleine Lie- selten oder nie tut. Um die Ergebnisse zwischen ver- ferdienste: 9/28) einzukaufen. Wir haben nicht nach schiedenen Kanälen und im Zeitverlauf verdichtet in den Gründen gefragt, aber weitere Resultate in dieser einer einzigen Abbildung vergleichen zu können, wur- Studie und Beobachtungen lassen erahnen, den die vier Werte zunächst transformiert (häufig = – dass man einerseits das lokale Gewerbe unterstüt- Wert 100, ab und zu = Wert 67, selten = Wert 33, nie = zen möchte, Wert 0) und danach Mittelwerte berechnet. Es geht da- – und dass positive Erfahrungen bei digitalen Einkäu- bei nicht um die Einkaufsmenge, sondern um die Häu- fen in anderen Branchen zu einem Carry-over-Effekt figkeit der Einkäufe. Die in Abbildung 2 dargestellten beim Einkauf von Lebensmitteln führen dürften. Werte sind wie erwähnt Mittelwerte, womit ein Wert nahe bei 100 bedeutet, dass praktisch alle Befragten Da das Einkaufsverhalten in der Regel jedoch ziemlich dort häufig einkaufen. Ein Wert um die 30 als weiteres stabil ist, ist davon auszugehen, dass nur ein kleiner Beispiel heisst, dass im Durchschnitt über die mehr als Teil dieser Personen mit Änderungsabsicht diese auch 1000 Schweizer/innen selten dort eingekauft wird. In- wirklich umsetzen werden. teressanter als der eigentliche Mittelwert ist bei dieser Abbildung jedoch der Unterschied zwischen den Kanä- Beim Wert des geschätzten durchschnittlichen Wa- len und dies insbesondere im Zeitverlauf. Wir haben renkorbs pro Einkaufskanal fällt auf, dass der Betrag bei der ersten Erhebung im April gefragt, wie das Ein- bei den Supermärkten (CHF 111.–) und bei den gro- kaufsverhalten vor Corona war. Zudem haben wir für ssen Online-Lieferdiensten (CHF 125.–) nicht nur ausgesuchte Kanäle auch gefragt, wie häufig die Be- deutlich höher als bei den anderen Kanälen liegt, son- fragten denken, dass sie in etwa einem halben Jahr dern mit über CHF 100.– auch absolut sehr hoch ist. dort einkaufen werden. Bei diesem abgefragten zu- Mit deutlichem Abstand folgen die kleinen Online- künftigen Verhalten spielen verschiedene Einflussfak- Lieferdienste (CHF 50.–) und die Metzgereien (CHF toren eine Rolle. In der aktuellen Situation ist es u. a. 47.–). Ganz am Ende liegen die Tankstellenshops (CHF die Erwartung, wie sich die Corona-Krise entwickeln 18.–) und die Bäckereien (CHF 15.–). Gefragt wurden wird. Zusätzlich fliesst hier aber häufig noch die Ab- nur diejenigen, die mindestens selten über den ent- sicht mit ein, sein Verhalten in eine bestimmte Rich- sprechenden Kanal einkaufen. Da diese Frage zum tung verändern zu wollen. Beispielsweise indem man ersten Mal gestellt wurde, fehlt hier noch ein Zeitver- vorhat, mehr direkt beim Produzenten, bei der Produ- gleich.
8 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Zeitreihe Zeitreihe seitseit Corona: Corona: Einkaufsorte Einkaufsorte für diefür diedes Güter Güter desBedarfs täglichen täglichen Bedarfs Wie häufig Wie werden häufig werdenin in Ihrem Haushalt Ihrem aktuell Haushalt diedie aktuell Güter desdes Güter täglichen Bedarfs täglichen anan Bedarfs folgenden folgendenOrten Orteneingekauft? eingekauft? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 96 96 Supermarkt (z. B. Coop, Migros, 90 Denner usw.) 86 80 Bäckerei 79 70 Quartierladen 60 55 57 55 50 46 Bauernhofladen 45 48 38 42 40 38 39 40 38 38 35 32 Metzgerei 30 29 28 28 27 24 22 21 20 12 Tankstellenshop 13 10 10 10 12 11 9 9 0 Online-Lieferdienst gross (z. B. Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 Geplantes Verhalten Coop@home) («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) n=1’027 Online-Lieferdienst klein (z. B. n=594 n=594 n=1’004 n=1’027 *Häufigkeit erhoben Direktlieferung Bauer) bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung. 2: Einkaufsorte und -kanäle bei Gütern des täglichen Bedarfs im Zeitverlauf der Corona-Krise Grösse des Einkaufskorbes nach Kanal in CHF Grösse des Einkaufskorbes nach Kanal in CHF Oktober/November 2020 140 (Während Verschärfungen) 125 n=1’027 120 111 100 80 60 47 50 33 29 40 15 18 20 0 Supermarkt Bäckerei Quartierladen Bauernhofladen Metzgerei Tankstellenshop Online-Lieferdienst Online-Lieferdienst klein gross Abbildung 3: Grösse des Einkaufskorbes in CHF nach Einkaufskanal Einkaufskriterien der Regionalität und Schweizer Herkunft durch die Corona-Krise noch einmal verstärkt wurde. Dies war Die Abbildung 4 vergleicht die Relevanz verschiede- nicht nur während des Lockdowns (Mittelwert «aus ner Einkaufskriterien bei Gütern des täglichen Be- der Schweiz» vor Corona: 77, während Lockdown: darfs über fünf verschiedene Messzeitpunkte hinweg. 81/«aus der Region» vor Corona: 72, während Lock- Als zentrale Erkenntnis kann festgehalten werden, down: 77) der Fall: Nach den grössten Lockerungen dass der seit mehreren Jahren festzustellende Trend haben sich diese Werte sogar auf einem noch höhe-
9 Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung Zeitreihe Zeitreiheseit seitCorona: Corona: Relevante Kriterien Relevante Kriterien beim Einkauf beim Einkauf Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Häufigkeitsindex: Wie häufig treffenMittelwert ausAussagen die folgenden Antworten nieauf aktuell (=0), Sie selten (=33), persönlich zu?ab und zu (=67), häufig (=100) Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 90 88 Aus der Schweiz 90 81 84 85 85 86 77 83 82 81 80 81 74 77 76 Saisonal 72 74 70 72 71 68 68 65 66 60 In Aktion 50 Regionale Herkunft 40 30 Günstiger Preis 20 10 Ökologisch nachhaltig 0 Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 Geplantes Verhalten Fairer Handel («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) n=1’027 n=594 n=594 n=1’004 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 4: Auswahlkriterien beim Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs im Zeitverlauf der Corona-Krise ren Wert eingependelt («aus der Schweiz»: 90/«aus so bleiben wird («aus der Schweiz»: 86/«aus der Re- der Region»: 84). Auf diesem hohen Niveau verharren gion»: 81). Eine weitere Zunahme ist derzeit hingegen sie weiterhin («aus der Schweiz»: 88/«aus der Region»: nicht zu erwarten. 82), und ein Blick in die Zukunft lässt erahnen, dass es
10 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 4. Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeit verhalten der Bevölkerung Befragungsinhalte während des Lockdowns, die sich aber in den letzten Monaten stabilisiert haben (vgl. Abbildung 5). So hat In diesem Befragungsblock wurde eine Vielzahl ver- sich z. B. der Mittelwert zu «widme mich meiner Fami- schiedener Aspekte rund um das Verhalten ausser- lie» deutlich nach oben verändert; wenig überra- halb des Konsums erhoben. Zunächst einmal geht es schend während des Lockdowns (Mittelwert von 71 um das eigene Sozial- und Umweltverhalten, das ei- auf 81), da viele zuhause bleiben mussten. Aber dieser gene Mobilitätsverhalten und das Reiseverhalten. An- Trend hat sich sogar noch weiter gesteigert, als man schliessend wird darauf eingegangen, um welche Mit- nach dem Lockdown auch ältere, nahe Familienmit- menschen man sich besonders Sorgen macht. Es folgt glieder wieder treffen durfte (89). Man hätte durch- der Einfluss von Corona auf die Gesellschaft, und ob aus vermuten können, dass dieser Wert im Anschluss die Krise zu einem Auseinanderdriften der Gesellschaft wieder etwas zurückgeht, was in der aktuellen Mes- und zu Veränderungen in der sozialen Verbundenheit sung jedoch nicht der Fall ist (ebenfalls 89). Auch die führt. Abgeschlossen wird das Kapitel mit den Blöcken Erwartung für die Zukunft lässt die Annahme aufstel- Gesundheitsverhalten und Gesundheitsbewusstsein. len, dass diese stärkere Familienorientierung auf- Zur Interpretation der im Folgenden dargestellten grund der Corona-Krise erhalten bleibt (89). Mittelwerte siehe «Erhebungsmethodik/Information zum Lesen der Grafiken» auf Seite 7. Die restlichen Werte sind im Vergleich zum Juni eben- falls auf einem sehr ähnlichen Niveau. Etwas tiefer liegt der Wert bei den Treffen mit Verwandten, Sozial- und Umweltverhalten Freunden/-innen und Kollegen/-innen (Mittelwert von 77 auf 73), was durch das Wegfallen vieler Veranstal- Beim Sozial- und Umweltverhalten zeigen sich teil tungen begründet werden kann. weise massive Verschiebungen gegenüber vor und Zeitreihe seit Corona: Sozial- und Umweltverhalten Zeitreihe seit Corona: Sozial- und Umweltverhalten Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Wie häufig treffen Häufigkeitsindex: die folgenden Mittelwert Aussagen aus Antworten aktuell nie (=0), auf Sie selten (=33), ab persönlich und zu (=67),zu? häufig (=100) Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 widme mich meiner Familie 89 89 83 89 84 85 84 80 81 81 … achte bewusst auf die 81 78 71 77 73 76 Umwelt 60 62 58 nutze Technologien, um in 55 54 55 Kontakt mit Familie und 56 53 Freunden zu bleiben 41 42 40 39 treffe mich mit Verwandten, 34 33 Freunden und Kollegen 31 28 26 28 20 … mache mir Sorgen um die Ausbildung von Kindern 0 engagiere mich für soziale/ Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 Geplantes Verhalten gesellschaftliche Themen («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) n=1’027 n=594 n=594 n=1’004 n=1’027 bin einsam *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 5: Sozial- und Umweltverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
11 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung Privates Mobilitätsverhalten Ebenfalls gestiegen ist der Wert jener, die angeben, zu Fuss unterwegs zu sein. Dieser Wert ist seit dem Die Analyse des privaten Mobilitätsverhaltens zeigt, Lockdown im Frühling äusserst stabil (Mittelwert Ap- dass unter den Fortbewegungsmitteln das Auto einer ril: 82; Juni: 81; Oktober/November: 80) und dürfte vor der «Gewinner» der Corona-Krise ist (vgl. Abbildung allem auf in der Stadt lebenden Menschen zutreffen. 6). Zwar wurde während des Lockdowns deutlich weni- ger Auto gefahren (Mittelwert: 48, im Vergleich zu vor Corona: 56), dieser Wert hat nach den Lockerungen Reiseverhalten im Juni jedoch deutlich zugenommen (65) und ver- bleibt bei der aktuellen Messung im Oktober/Novem- Die unsichere Entwicklung während der letzten Wo- ber 2020 auf diesem hohen Wert (65). Auch bei der chen und Monate hat dazu geführt, dass die Schwei- Frage nach dem zukünftigen Verhalten in einem hal- zerinnen und Schweizer bezüglich Reiseplänen gegen- ben Jahr zeigt sich dasselbe Bild (65). Einerseits lässt über dem Sommer deutlich zurückhaltender gewor- sich daraus schliessen, dass doch einige auf das Auto den sind (vgl. Abbildung 7). So geben während der z. B. für den Arbeitsweg umgestiegen sind, weil sie die aktuellen Messung im Oktober/November 2020 47% öffentlichen Verkehrsmittel meiden wollen. Anderer- an, dass sie keine Ferien geplant haben bzw. ihre seits lässt der stabile Ausblick vermuten, dass viele Reise storniert haben. Das ist deutlich mehr als noch davon ausgehen, dass sich die aktuelle Situation mit direkt nach dem Lockdown im Juni (31%). Wenn Rei- dem Abstandhalten und dem Maskentragen nicht so sen geplant sind, dann ist dies noch immer am häu- rasch verändern wird. figsten in der Schweiz der Fall. Zeitreihe seit Corona: Privates seit Zeitreihe Mobilitätsverhalten Corona:Privates Mobilitätsverhalten Wie häufig Wie häufig treffen diefolgenden treffen die folgenden Aussagen Aussagen aktuellaktuell auf Sie persönlich auf Sie persönlich zu? zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert Häufigkeitsindex: Mittelwertausaus Antworten nie (=0), Antworten nieselten (=0),(=33), seltenab (=33), und zu ab (=67), und häufig (=100)häufig (=100) zu (=67), 100 90 bin in meiner Freizeit zu 82 81 84 Fuss unterwegs 80 80 70 70 65 65 65 nutze in meiner Freizeit das 60 Auto 56 56 48 50 54 50 52 49 47 39 nutze in meiner Freizeit den 40 39 35 öffentlichen Verkehr 30 20 16 nutze in meiner Freizeit das 10 Fahrrad 0 Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 Geplantes Verhalten ("Vor Lockdown"*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) n=1’027 n=594 n=594 n=1’004 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 6: Privates Mobilitätsverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
12 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Reisepläne der Schweizer Bevölkerung Während Lockdown : In welcher Region / welchen Regionen werden Sie dieses Jahr Ihre Ferien verbringen, sofern die Reiserestriktionen wieder aufgehoben werden? Nach Lockdown der Reisepläne : In Schweizer welcher Region bzw. in welchen Regionen haben Sie Ferien geplant in den nächsten Bevölkerung 12 Monaten? Während Lockdown: In welcher Region/welchen Regionen werden Sie dieses Jahr Ihre Ferien verbringen, sofern die Vergleich während Lockdown (n=1‘003), nach Lockdown (n=1‘004) & zweite Welle (n=1027); wieder aufgehoben werden? Nach Lockdown: In welcher Region bzw. in welchen Regionen haben Reiserestriktionenmöglich Mehrfachantworten Sie Ferien geplant in den nächsten 12 Monaten? Vergleich während Lockdown (n=1’003), nach Lockdown (n=1’004) und zweite Welle (n=1027); Mehrfachantworten möglich Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) 80% n=594 n=1’004 n=1’027 70% 59% 60% 54% 47% 50% 42% 39% 40% 33% 30% 31% 30% 20% 14% 10% 10% 7% 10% 0% In der Schweiz In Europa Ausserhalb Europas Keine Ferien geplant/ Reise storniert Abbildung 7: Reisepläne der Schweizer Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise Sorgen um Mitmenschen Sorge um Menschen, die in Spitälern (69) oder im öf- fentlichen Verkehr (57) arbeiten, im Frühjahr noch am Insgesamt wurde für 17 Personengruppen erhoben, wie grössten war, lag dieser Wert bei den beiden Folgeerhe- häufig man sich um sie Sorgen macht (vgl. Abbildung bungen im Juni (Spitäler: 53/öffentlicher Verkehr: 44) 8). Diese Liste war im Frühjahr noch etwas kürzer (14 und aktuell im Oktober/November (Spitäler: 60/öffent- Personengruppen) und wurde im Verlauf der Erhebun- licher Verkehr: 45) deutlich tiefer. Allerdings stieg der gen ergänzt. Die aktuellen Erhebung zeigt neu auch, Wert für Angestellte in Spitälern stärker an, was ein Zei- inwiefern man sich auch um sich selbst Sorgen macht. chen dafür sein dürfte, dass das erhöhte Risiko, dem Auch hier wurde gefragt, ob man sich häufig, ab und zu, diese Personengruppe bei der Arbeit ausgesetzt ist, selten oder nie um die entsprechenden Personengrup- noch immer wahrgenommen wird. pen Sorgen macht. Deutlich anders sieht es für Selbstständige aus: Die Sor- Übergeordnet kann gesagt werden, dass sich der «Sor- gen in der Bevölkerung um diese Menschen nahm seit gen-Index», das ist der Mittelwert über 14 Personen- dem Lockdown im April stetig ab (April: 64; Juni: 50; Ok- gruppen hinweg, über die verschiedenen Messzeit- tober/November: 46). Im April wurde in den Medien in- punkte deutlich verändert hat. Im April war er sehr hoch tensiv diskutiert, wie man mit den fehlenden Einnah- (57), ist im Anschluss stark gesunken (48) und in der men von Selbstständigen umgehen soll, während für letzten Messung wieder leicht angestiegen (50). Das Angestellte mit der Kurzarbeit bereits eine Lösung exis- deutet darauf hin, dass man sich um die meisten Mit- tierte. Die Werte zeigen: Diese Diskussion und damit die menschen zum aktuellen Zeitpunkt weniger Sorgen Sorge um die finanzielle Sicherheit von Selbstständigen macht, als während der ersten Messung während des ist inzwischen in den Hintergrund geraten. Lockdowns im April, aber dass die Verschärfung der Si- tuation doch spürbar ist. Im Gegenzug hat die Sorge um die eigene Familie nicht abgenommen. Auch in der Zeit nach dem Lockdown Innerhalb der einzelnen Personengruppen ergeben sich blieb dieser Wert unverändert auf einem hohen Niveau im Zeitverlauf grosse Verschiebungen. Während die (April: 72; Juni: 72; Oktober/November: 74).
13 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung Zeitreihe seit Corona: Sorgen Zeitreihe seit Corona: Sorgen Wie häufig machen Sie sich um die folgenden Personen sorgen? WieHäufigkeitsindex: häufig machen Sie sichaus Mittelwert umAntworten die folgenden nie (=0),Personen sorgen? selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) meine Familie 100 90 ältere Menschen 80 73 72 Angestellte in Spitälern 72 74 70 68 61 63 69 61 60 64 60 kranke Menschen 57 57 55 53 50 50 50 48 46 44 mich selber 40 45 39 43 44 30 Selbständige 20 Angestellte im öffentlichen 10 Verkehr 0 junge Menschen Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) Sorgen-Index n=594 n=1’004 n=1’027 *Häufigkeit erhoben (gebildet aus 14 Gruppen) bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 8: «Sorgen-Index» Einfluss der Corona-Krise auf das Auseinanderdriften der Gesellschaft und Zusammenleben soziale Verbundenheit Auf die Frage, inwieweit die Ereignisse rund um CO- Aufgrund der subjektiven Einschätzung der Forschungs- VID-19 das Zusammenleben der Schweizer Bevölke- gruppe, dass seit Frühjahr eine zunehmende zwischen- rung beeinflussen, zeigen sich insbesondere im Zeit- menschliche Distanz in der Schweizer Bevölkerung fest- verlauf spannende Verschiebungen. Während im April zustellen ist, wurden in dieser Erhebung erstmals zwei 2020 noch 87% (63% voll und ganz + 24% mehrheit- Konstrukte zu den Themen «Auseinanderdriften der lich) der Aussage zugestimmt hatten, dass die aktuel- Gesellschaft» und «Soziale Verbundenheit» abgefragt. len Ereignisse das Zusammenleben beeinflussen, ist Ein Grossteil der Bevölkerung empfindet, dass sich die dieser Wert im Juni auf 69% (36% + 33%) gesunken. zwischenmenschliche Distanz seit Corona vergrössert Aktuell ist er wieder auf 77% (47% + 30%) gestiegen. hat (vgl. Abbildung 10). Sehr viele, d. h. drei von vier Dies ist insofern erstaunlich, weil noch im Juni nur Befragten (73%), stimmen der Aussage mehrheitlich 42% (16% + 26%) davon ausgingen, dass Corona oder voll und ganz zu, dass sich die zwischenmensch- auch das zukünftige Verhalten beeinflussen wird. liche Distanz aufgrund der Corona-Krise vergrössert Dies zeigt, dass die aktuelle zweite Welle viele Schwei- hat. Auch bei weiteren Empfindungen wird diese Ten- zerinnen und Schweizer überrascht hat. Dies führt denz deutlich. Mehrheitlich oder vollständig zuge- auch dazu, dass im Vergleich zum Juni viel mehr Be- stimmt wird den Aussagen, dass fragte davon ausgehen, dass das Zusammenleben – ... sich die zwischenmenschliche Distanz vergrössert der Schweizer Bevölkerung auch in Zukunft beein- (73%). flusst wird (61% vs. 42%). – ... die Gesellschaft aufgrund der Corona-Krise ausei- nanderdriftet (57%). – ... die Menschen weniger miteinander reden (50%). – ... die Menschen weniger tolerant miteinander um- gehen (50%).
14 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Einfluss COVID-19 auf Zusammenleben der Bevölkerung Einfluss COVID-19 auf Zusammenleben der Bevölkerung Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Die aktuellen Ereignisse rund um das Corona-Virus beeinflussen aktuell das Zusammenleben der Die Schweizer aktuellenBevölkerung Ereignisseimrund um das Corona-Virus beeinflussen aktuell das Zusammenleben der Schweizer Alltag. Erwartung im Bevölkerung Zukunft: DieErwartung Alltag. Ereignisse rund um dieDie Zukunft: Corona-Krise Ereignissewerden runddas zukünftige um die Corona-Krise Zusammenleben werden das zukünftige der Schweizer Bevölkerung im Alltag beeinflussen. Zusammenleben Vergleich während der Schweizer Bevölkerung Lockdown (n=1’003), im Alltag beeinflussen. nach Lockdown (n=1‘004), zweite Welle (n=1’027) und Erwartung Zukunft Vergleich während Lockdown (n=1’003), nach Lockdown (n=1’004), zweite Welle (n=1’027) und Erwartung (n=1’027) Zukunft (n=1’027) 1% 1% 3% 1% 2% 100% 4% 3% 2% 10% 4% 4% 90% 8% 8% 10% 1=Trifft überhaupt nicht zu 16% 80% 19% 13% 24% 23% 2 70% 60% 30% 33% 33% 3 50% 32% 40% 4 30% 63% 26% 47% 20% 36% 5 29% 10% 16% 0% 6=Trifft voll und ganz zu Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Erwartung Zukunft Oktober/November Erwartung Zukunft (Während (Nach Lockdown) (Nach Lockdown) 2020 n=1’027 Lockdown) n=1’004 n=1’004 (Zweite Welle) n=594 n=1’027 Abbildung 9: Einfluss der Corona-Krise auf das aktuelle Zusammenleben im Zeitverlauf der Corona-Krise Auseinanderdriften der Gesellschaft Auseinandergriften der Inwieweit stimmen Sie denGesellschaft folgenden Aussagen zu? Die Corona-Krise führt dazu, dass… Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Die Corona-Krise führt dazu, dass… 0% 20% 40% 60% 80% 100% sich die zwischenmenschliche Distanz vergrössert 35% 38% 18% 7% 3% die Gesellschaft auseinanderdriftet 24% 33% 28% 12% 4% die Menschen weniger tolerant miteinander 23% 28% 29% 16% 5% umgehen die Menschen weniger miteinander reden 19% 31% 25% 18% 7% die Menschen sich weniger vertrauen 17% 31% 28% 18% 5% die Menschen weniger friedlich zusammenleben 17% 31% 26% 20% 7% 5 - trifft voll und ganz zu 4 3 2 1 - trifft überhaupt nicht zu Abbildung 10: Einfluss der Corona-Krise auf das Auseinanderdriften der Gesellschaft im Oktober/November 2020
15 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung – ... die Menschen sich weniger vertrauen (48%). Gesundheitsverhalten – ... die Menschen weniger friedlich miteinander um- gehen (48%). Im Rahmen der Aspekte rund um die Gesundheit zeigt sich bei den Corona-spezifischen Verhaltenswei- Auf sich selber bezogen ist dieses Auseinanderdriften sen, wie zu erwarten, die grösste Veränderung. Wäh- noch etwas weniger stark festzustellen, d. h. man rend das Tragen der Maske vor Corona noch auf ei- fühlt sich besser sozial eingebunden, als wenn man nem Wert von 16 und während des Lockdowns bei 21 die Gesellschaft als Ganzes wahrnimmt. Aber auch lag, als man noch zu wenig Masken hatte und deren hier ist es doch immerhin jede/-r Dritte (32%), die/der Wirksamkeit bezweifelt wurde, stieg dieser Wert nach der Aussage mehrheitlich oder voll und ganz zu- den grössten Lockerungen auf 41 und hat sich in den stimmt, dass sie/er sich von den Menschen distanziert letzten vier Monaten mehr als verdoppelt (85). Dies fühlt (vgl. Abbildung 11). ist sicher auch auf die Maskenpflicht zurückzuführen, die inzwischen in der ganzen Schweiz beim Einkaufen Dieses soziale Auseinanderdriften ist insofern er- und im öffentlichen Verkehr gilt. staunlich, als dass man noch im Frühling von einer grossen Welle der Solidarität gesprochen hat, die im Ein schönes Abbild des Verhaltens der Gesellschaft Land spürbar ist und die Leute zusammenschweisst. zeigt die Verhaltensweise «halte im Alltag bewusst Dieses Bild eines Bruches, zeigt sich auch in den Ana- Abstand zu anderen». Dieser Wert sank nach dem lysen. Hier findet sich kein Zusammenhang zwischen Lockdown massiv (von 70 auf 50), ist aktuell aber wie- solidarischen und allgemeinnützigen Engagements der auf 79 angestiegen. Es ist davon auszugehen, oder Tätigkeiten und der wahrgenommenen sozialen dass bei den Schweizern/-innen im Sommer langsam Verbundenheit. Offensichtlich hat sich seit dem Früh- Ermüdungserscheinungen bezüglich des Abstandhal- jahr in der Wahrnehmung der Bevölkerung etwas ver- tens auszumachen waren. Aufgrund der inzwischen ändert. Der (sich entwickelnde) Zusammenhalt ist ei- aber massiv gestiegenen Fallzahlen befolgt die Bevöl- ner grösseren Distanz gewichen. Exemplarisch hat kerung die Anweisungen von Bund und Kantonen wie- eine Studie aus England bei Pflegekräften eine «ge- der deutlich besser. lernte Hilflosigkeit» seit Beginn der Corona-Krise fest- gestellt. Soziale Verbundenheit Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Soziale Verbundenheit Durch die Corona-Krise… Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Durch die Corona-Krise... 0% 20% 40% 60% 80% 100% fühle ich mich von den Menschen distanziert 11% 21% 27% 23% 19% fehlt mir das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit 10% 18% 23% 26% 23% Kollegen/-innen fehlt in meinem Freundeskreis das Gefühl von 8% 17% 24% 26% 25% emotionaler Verbundenheit fühle ich mich von meiner Umwelt isoliert 7% 14% 24% 28% 27% habe ich das Gefühl von gesellschaftlicher 7% 12% 23% 30% 28% Zugehörigkeit verloren 5 - trifft voll und ganz zu 4 3 2 1 - trifft überhaupt nicht zu Abbildung 11: Einfluss der Corona-Krise auf die soziale Verbundenheit im Oktober/November 2020
16 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Zeitreihe seit Corona: Gesundheitsverhalten Zeitreihe seit Corona: Gesundheitsverhalten Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Wie häufig treffen Häufigkeitsindex: die folgenden Mittelwert Aussagen aus Antworten aktuell nie (=0), selten auf Sie (=33), abpersönlich und zu (=67),zu? häufig (=100) Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 trage eine Gesichtsmaske 90 84 85 oder Schutzhandschuhe 83 86 81 83 82 80 80 80 77 81 73 74 79 achte bewusst auf meine 70 68 Gesundheit 70 63 60 50 verbringe Zeit in der Natur 50 40 41 koche oder backe 30 30 21 20 16 halte im Alltag bewusst 10 Abstand zu anderen 0 Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 Geplantes Verhalten («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) n=1’027 n=594 n=594 n=1’004 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 12: Gesundheitsverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise Ebenfalls spannend ist die Entwicklung von grund- Jede/-r zweite Befragte (50%) gibt dabei an, seit der sätzlich nachhaltigen Tätigkeiten, wie «verbringe Zeit Corona-Krise deutlich achtsamer in Bezug auf die ei- in der Natur» und «koche und backe selbst». Während gene Gesundheit zu sein, und mehr als jede/-r dritte des Lockdowns hat der Mittelwert bei der Zeit, die Befragte (34%) gibt sogar an, sich seit der Corona- man in der Natur verbringt, zugenommen (von 68 auf Krise intensiv mit ihrer/seiner Gesundheit zu befassen. 74). Dieser Wert ist im Juni gestiegen (84), mitunter Die Ergebnisse sind in Abbildung 13 ersichtlich. wahrscheinlich saisonal zu begründen. Allerdings ist dieser Wert Ende Oktober/Anfang November nach Als relevante Stellschrauben zur Erklärung der Unter- wie vor auf demselben Niveau wie im Sommer (83). schiede und Zusammenhänge im Gesundheitsbe- Auch die Erwartung hinsichtlich zukünftigen Verhal- wusstsein zeigten sich das Alter, der Bildungshinter- tens lässt hier auf eine nachhaltig positive Verände- grund und die gesellschaftliche Verbundenheit. Be- rung durch die Corona-Krise schliessen. züglich des Bildungs- und Berufsabschlusses zeigt sich, je höher dieser ist, desto stärker ist das Gesund- heitsbewusstsein der Befragten ausgeprägt. Ausser- Gesundheitsbewusstsein dem steigt das individuelle Gesundheitsbewusstsein mit zunehmendem Alter. Detailliert zeigen sich keine Über die verschiedenen Erhebungszeitpunkte zeigt sich, Unterschiede im Gesundheitsbewusstsein bei den dass die Corona-Krise das Gesundheitsbewusstsein för- verschiedenen Altersgruppen (16 bis 60-Jährige). Je- dert. Dabei zeigt sich aus heutiger Sicht ein Anstieg des doch hebt sich die Gruppe der über 60-Jährigen signi- Gesundheitsbewusstseins im Vergleich zu vor dem Lock fikant von allen anderen Altersgruppen ab. Weiter down. Dieses erhöhte Niveau konnte bereits in der zwei- zeigt sich, dass ein Gefühl von gesellschaftlicher Iso- ten Messung direkt nach dem Lockdown verzeichnet lation die Relevanz von Gesundheitsthemen und den werden und ist seither unverändert auf diesem erhöhten damit verbundenen Sorgen der Befragten steigert. Niveau. Aufgrund dieser Beobachtungen wurden weitere Fragen, die sich vertieft auf das Gesundheitsbewusstsein Somit hat die Corona-Krise insbesondere bei älteren der Bevölkerung beziehen, in die Befragung integriert. Personen, bei Personen mit einem niedrigen Bildungs-
17 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung und Berufsabschluss und bei Personen, die sich gesell- zuwenden. Dieses Solidaritäts- und Engagementmus- schaftlich isoliert fühlen, zu einem erhöhten Gesund- ter führt sich auch im gesellschaftlichen Kontext fort. heitsbewusstsein geführt. Je mehr eine Person dabei So zeigt sich bei gesundheitsbewussten Befragten über die eigene Gesundheit nachdenkt, desto höher eine erhöhte Spendenbereitschaft für wohltätige Ins- ist ihre gesundheitliche Verunsicherung und gesund- titutionen, ein grösseres Engagement für soziale und heitliche Risikoeinschätzung. Mut macht in dieser Sor- gesellschaftliche Themen und eine höhere Achtsam- genkette, dass ein Gefühl von gesellschaftlicher Zuge- keit für die Umwelt. Das Gesundheitsbewusstsein im hörigkeit die Sorgen um die Gesundheit regulieren Arbeitskontext hängt mit einer erhöhten Achtsamkeit kann. Das bedeutet z. B. für ältere Menschen, dass ein für eine geregelte Work-Life-Balance, trotz der neuen starkes Gefühl von gesellschaftlicher Zugehörigkeit und veränderten Arbeitsbedingungen im Zusammen- ihre gesundheitlichen Sorgen reduzieren kann. hang mit Homeoffice, zusammen. Im Konsumenten- kontext zeigt sich ein Zusammenhang des Gesundheits- Weiter zeigt sich, dass das erhöhte Gesundheitsbe- bewusstseins mit einem nachhaltigkeitsorientierten wusstsein als Synonym für ein bewussteres und acht- Konsumverhalten. Gesundheitsbewusste Konsumen- sameres Leben in allen Bereichen des täglichen Le- tinnen und Konsumenten achten insbesondere dar- bens steht: Im privaten Kontext zeigt sich ein positiver auf, regionale und Schweizer Produkte einzukaufen, Zusammenhang zwischen dem Gesundheitsbewusst- und entscheiden sich häufiger für ökologisch nach- sein und einer erhöhten Sorge um Mitmenschen so- haltige und fair gehandelte Produkte. wie dem Bedürfnis, sich der eigenen Familie mehr zu- Gesundheitsbewusstsein Gesundheitsbewusstsein Inwieweit Inwieweit stimmenSie stimmen Sieden den folgenden folgenden Aussagen Aussagenzu?zu? Durch die Corona-Krise… Durch die Corona-Krise… 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ... bin ich allgemein achtsamer, wie ich 19% 31% 24% 16% 10% mich gesundheitlich fühle. ... denke ich viel über meine Gesundheit nach. 14% 20% 28% 24% 15% ... befasse ich mich intensiv mit meiner Gesundheit. 13% 21% 30% 22% 15% ... überwache ich ständig meinen Gesundheitszustand. 10% 16% 25% 26% 23% ... bin ich verunsichert, wenn es um 8% 15% 26% 29% 23% meine Gesundheit geht. 5 - trifft voll und ganz zu 4 3 2 1 - trifft überhaupt nicht zu Abbildung 13: Einfluss der Corona-Krise auf die eigene Gesundheit, Oktober/November 2020
18 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 5. Einblicke in das Verhalten der Bevölkerung in den Bereichen Arbeit und Finanzen Befragungsinhalte auch generell in interaktionsorientierten Berufen (z. B. Präsenz-Business-Meetings, Gastronomie). Sorgen Neben Arbeit und Finanzen behandelt dieses Kapitel um die eigenen Finanzen oder die Sicherheit bei der zusätzlich das berufliche Mobilitätsverhalten. Arbeit werden sehr selten geäussert. Zur Interpretation der im Folgenden dargestellten Mittelwerte siehe «Erhebungsmethodik/Information zum Lesen der Grafiken» auf Seite 7. Berufliches Mobilitätsverhalten Im Bereich Arbeit betrachten wir als gesondertes Arbeit und Finanzen Thema das berufliche Mobilitätsverhalten (vgl. Abbil- dung 15). Hier sind die auffälligsten Schwankungen Im Bereich Arbeit und Finanzen sind die meisten Ver- und gleichzeitig auffälligsten Unterschiede beim «Ar- haltensweisen äusserst stabil (vgl. Abbildung 14). beiten/Studieren zu Hause» («Homeoffice») und bei Selbst während des Lockdowns im April hatte es we- der Nutzung von Videokonferenzen bei der Arbeit nig Änderungen gegeben. Die Menschen schätzen festzustellen. Homeoffice hatte im Lockdown zuge- ihre Arbeit/Ausbildung (Mittelwerte zwischen 79 und nommen (Mittelwert von 60 vs. 45), dann im Juni aber 88) und arbeiten produktiv (zwischen 77 und 82). Ge- wieder genauso stark abgenommen (48) und ist auf wisse Schwankungen – auf geringem Niveau – sind diesem Niveau geblieben (aktuell: 44, Zukunft: 49). beim Kriterium «mache mir Sorgen, bei der Arbeit/ Die Nutzung von Videokonferenzen hat im Lockdown beim Studium zu erkranken». Hier gab es eine Steige- wesentlich zugenommen (45 vs. 31 vor Corona) und rung von 27 vor Corona (leichter Anstieg unter «sel- ist in etwa auf dem neuen Niveau verblieben (Werte Zeitreihe ten») bis aufseit 47 Corona: aktuell (zwischen «selten» und «ab zwischen 38 und 44). Kontinuierlich selten werden das Arbeit und & Finanzen zu»). Dies könnte speziell auf Personen in Risiko- Fahrrad für den Weg zur Arbeit und Co-Working- berufen (z. B. Wie häufig im Gesundheitsbereich) treffen zutreffen, die folgenden Aussagen aktuell aber auf Sie Spaces zum Arbeiten genutzt. persönlich zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) Zeitreihe seit Corona: Arbeit & Finanzen Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 schätze meine Arbeit/meine Ausbildung 85 87 88 82 arbeite produktiv 80 79 75 80 77 76 70 72 72 achte auf meine Work-Life- 67 69 64 68 64 Balance 60 66 versuche jeden Monat, Geld 43 43 47 auf die Seite zu legen 44 45 43 40 41 42 39 36 mache mir Sorgen, dass ich 35 36 35 bei der Arbeit/beim Studium 27 33 erkranke 25 20 mache mir Sorgen um meine Finanzen 0 spende Geld an wohltätige Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 Geplantes Verhalten Institutionen («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) n=1’027 mache mir Sorgen um die n=594 n=594 n=1’004 n=1’027 *Häufigkeit erhoben Sicherheit meiner Arbeit bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 14: Arbeits- und Finanzverhalten der Bevölkerung vor, während und nach der Corona-Krise
19 Einblicke in das Verhalten der Bevölkerung in den Bereichen Arbeit und Finanzen Zeitreihe seit Corona: Berufliches Mobilitätsverhalten Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) Zeitreihe seit Corona: Berufliches Mobilitätsverhalten Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 nutze Auto für den Weg zu Arbeits-/Ausbildungsort 90 80 arbeite/studiere von zu Hause aus 70 60 nutze Videokonferenzen bei 60 57 57 der Arbeit 53 50 45 48 49 45 44 44 nutze ÖV für den Weg zu 40 45 44 40 41 Arbeits-/Ausbildungsort 37 38 32 35 32 30 31 24 21 24 25 nutze Fahrrad für den Weg 20 zu Arbeits-/Ausbildungsort 16 14 16 15 13 10 8 arbeite/studiere in Co- 7 5 0 Working Spaces Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 Geplantes Verhalten («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Während Verschärfungen) n=1’027 mache geschäftliche n=594 n=594 n=1’004 n=1’027 Flugreisen *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 15: Berufliches Mobilitätsverhalten der Bevölkerung vor, während und nach der Corona-Krise
20 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 6. Einblicke in konkrete ökologisch nachhaltige Aktuelle und zukünftige Neigung zu Aktivitäten der Bevölkerung nachhaltigem Verhalten: Top 1 bis 13 Viele Menschen nehmen sich vor, sich nachhaltiger zu verhalten. Bei welchen der folgenden Aktivitäten • haben Sie ihr Verhalten bereits vor der Corona-Krise in Richtung mehr Nachhaltigkeit verändert, • haben Sie ihr Verhalten während des Lockdowns durch die Corona-Krise in Richtung mehr Nachhaltigkeit verändert, • würden Sie Ihr Verhalten gerne in Zukunft in Richtung mehr Nachhaltigkeit verändern n=1‘004; erhoben in der 2. Juni-Hälfte 2020, d.h. nach den wesentlichen Lockerungen am 15.6.2020 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% eigene Tasche 49% 3% 4% Regional 44% 8% 7% Saisonal 45% 5% 8% Recycling 43% 1% 6% selber kochen 36% 7% 5% Langlebigkeit 39% 4% 11% regionale Unternehmen 32% 9% 12% Food Waste 37% 3% 11% weniger Müll 37% 3% 13% Leitungswasser 37% 2% 6% Videokonferenz 4% 34% 6% Energie 34% 3% 12% Bio 33% 3% 6% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% reparieren 33% 3% 11% Homeoffice 5% 31% 7% weniger konsumieren 24% 9% 12% Kaffeebecher 31% 2% 7% Ökolabels 28% 3% 9% Einweggeschirr 26% 2% 6% Wärmeenergie 26% 1% 11% Dig. Fussabdruck 24% 3% 17% Fleisch 23% 4% 9% Handy 25% 2% 7% Gebraucht kaufen 24% 3% 9% Fast Fashion 24% 3% 9% Warmwasser 24% 2% 11% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% Strohhalme 24% 2% 6% Fliegen privat 13% 12% 5% Upcycling 21% 3% 12% soz. Engagement 19% 3% 10% Fahrrad 16% 5% 12% Tier. Prod. 17% 3% 8% Ausleihen/Teilen 16% 3% 12% Auto privat 12% 6% 7% Kaffeekapseln 15% 2% 7% Auto gesch. 9% 6% 5% Fliegen gesch. 5% 5% 2% Vor Corona verändert Während Corona verändert In Zukunft verändern Offensichtlich exogen Änderungswunsch bei beeinflussbare Verhalten Bevölkerung vorhanden Abbildung 16: Konkrete nachhaltige Aktivitäten der Bevölkerung
Sie können auch lesen