Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene

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Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
Naturfreunde und Afrika

Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation
                  auf NGO-Ebene

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Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
Inhalt

    I. HINTERGRUND                                                  3
    II. BEISPIELE FÜR NORD-SÜD-KOOPERATION ZWISCHEN NATURFREUNDEN   5
    III. ‚ZU GAST IN …’ – NACHHALTIGE, PARTNERSCHAFTLICHE
         NATURFREUNDEREISEN NACH AFRIKA                             8
    IV. VERNETZUNG AFRIKANISCHER NATURFREUNDEVERBÄNDE               10
    V. AUSBLICK                                                     11

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Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
I. HINTERGRUND
Erweiterung der Naturfreundebewegung
Die Naturfreunde Internationale (NFI) hat in den letzten Jah-
ren ihren Wirkungsbereich auf neue Regionen ausgeweitet
und dabei auch einen wichtigen Schritt in Länder außerhalb
Europas unternommen. Seit einiger Zeit bestehen vor allem
intensive Kontakte zwischen der NFI und Organisationen in
Afrika, vorwiegend im französischsprachigen Westafrika, die
sich für Umwelt- und Naturschutz engagieren und im sanften
Tourismus tätig sind.

Alle diese Kontakte gehen auf den Wunsch der afrikanischen      europäischen Naturfreundebewegung übereinstimmen: Inter-
Organisationen zurück, Anschluss an die internationale Na-      nationale Solidarität ist seit der Gründung der Naturfreunde
turfreundebewegung zu finden. Sie erhoffen sich davon eine      eines der Grundprinzipien. Die afrikanischen Naturfreunde
Stärkung ihrer Position im eigenen Land und eine erhöhte        engagieren sich in ihrer Arbeit für Natur- und Umweltschutz,
Aufmerksamkeit für ihre Anliegen. Erste Anlaufstelle der        im Kampf gegen Desertifikation, für Erhaltung der Artenviel-
Vereine aus dem französischsprachigen Raum sind meist die       falt, für Umweltbildung, Armutsbekämpfung und sanften und
Naturfreunde Frankreich.                                        sozial verträglichen Tourismus. Ihre Aufforstungsprojekte
                                                                und Schutzprogramme für Mangroven können als Beiträge
Die erste erfolgreiche Nord-Süd-Zusammenarbeit zwischen         zum Klimaschutz gesehen werden. Die Unterstützung ist also
Naturfreunden hat sich mit der heute 25-jährigen Association    keinesfalls eine Einbahnstraße. Diese Aktivitäten haben nicht
Sénégalaise des Amis de la Nature (ASAN) entwickelt. Sie        nur für Afrika Bedeutung, sondern wirken auch positiv auf
betraf die Errichtung des Naturfreundehauses in Petit Mbao      Europa zurück.
bei Dakar (Eröffnung 2004) und die Zusammenarbeit sene-
galesischer und europäischer Naturfreunde bei der Veranstal-    Internationales Engagement für Afrika gewinnt zunehmend
tung natur- und sozialverträglicher Reisen.                     an Bedeutung. Die industrialisierten Länder haben Verant-
                                                                wortung gegenüber den so genannten Entwicklungsländern,
Seither wurden auch intensive Beziehungen mit der togolesi-     und auch europäische Naturfreunde sind dazu aufgerufen,
schen Vereinigung CASE Togo-Amis de la Nature, die 2008         einen Teil dieser Verantwortung für einen Kontinent zu
assoziiertes Mitglied der NFI wurde, und in Marokko mit         übernehmen, der nicht zuletzt durch Ausbeutung in der Ko-
dem Verein Tiwizi Chtouka Ait Baha aufgebaut, der mittler-      lonialzeit, aber auch durch aktuelle globalisierte Wirtschafts-
weile Partnerstatus bei der NFI erlangt hat. Kontinuierliche    praktiken, Ausbeutung von Naturressourcen, Biopiraterie,
Kontakte gibt es ebenso – seit kürzerer Zeit – mit den Verei-   überzogenen Konsum und immer höhere Ansprüche in den
nigungen NAVET in Burkina Faso und ATLED in Algerien,           industrialisierten Ländern Schaden genommen hat.
beide für Natur, Umwelt und sanften Tourismus engagiert und
ebenfalls NFI-Partner. Zuletzt wurde der Verein Association     Die Phasen der Heranführung afrikanischer
d’Appui au Développement des Initiatives à la Base au Mali      Organisationen an die Naturfreundebewegung
(2ADIB-MALI) im November 2008 als Partnerorganisation           Die Initiative zur Annäherung an die Naturfreundebewegung
aufgenommen.                                                    geht immer von den afrikanischen Vereinigungen aus. Die
                                                                NFI wird nicht selbst aktiv. Sie hat den Status der ‚Partner-
Die Naturfreunde – eine internationale, solidarische            organisation’ eingeführt, um in Ländern (nicht nur in Afrika),
Bewegung                                                        in denen es keine Mitgliedsorganisationen gibt, Kontakte zu
Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern bedeutet meist        NGOs zu pflegen und deren Entwicklung mit der Zielsetzung
auch finanzielle Unterstützung für deren Projekte, wobei        zu unterstützen, dass sich aus Partnern möglicher Weise
die Anliegen der afrikanischen Naturfreunde mit denen der       einmal Mitgliedsorganisationen entwickeln. Bevor eine

                                                                                                                                  3
Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
Organisation als Partner aufgenommen wird, wird eine ‚Vor-       Ein wichtiges Element der Nord-Süd-Partnerschaft zwischen
    bereitungsphase’ durchlaufen, während der Informationen          Naturfreunden ist die Unterstützung der Aufbauarbeit der
    ausgetauscht, die Ernsthaftigkeit des Interesses und die Über-   Partner, zum Beispiel: Förderung und/oder Durchführung
    einstimmung mit Zielen der Naturfreunde geprüft werden.          von Maßnahmen zur Qualifizierung der afrikanischen Partner
    Diese Vorbereitungsphase kann mehrere Jahre dauern und           für ihre Arbeitsgebiete; Unterstützung bei der Durchführung
    mündet nicht zwangsläufig in die Kandidatur für eine Part-       eigener Projekte der Partner; Hilfe zur Verbesserung der Ver-
    nerschaft. Kommt es zur Partnerschaft, müssen beide Seiten       bandsstrukturen.
    intensiv daran arbeiten, Kontakte intensivieren, regelmäßige
    Kommunikation aufbauen und – wo möglich – auch gemein-           Kennenlernen durch Reisen – interkulturelles Lernen
    same Projekte umsetzen. Bewährt sich die Partnerschaft über      Parallel zu dieser Aufbauhilfe, manchmal auch schon vorher,
    einige Jahre, kann die betreffende Organisation die Aufnahme     entwickelt sich der Wunsch, einander kennen zu lernen. Die
    als assoziiertes Mitglied beantragen. Diese Aufnahme erfolgt     afrikanischen Organisationen erarbeiten dazu Reiseangebote
    beim alle drei Jahre stattfindenden NFI-Kongress. Verläuft       für europäische Naturfreundegruppen, aber auch europäische
    die assoziierte Mitgliedschaft zufrieden stellend, beantragt     Naturfreunde laden ihre afrikanischen Partner ein.
    im Normalfall die Organisation beim darauf folgenden NFI-
    Kongress die Aufnahme als Vollmitglied.                          Mit den senegalesischen Naturfreunden hat die NFI zum
                                                                     ersten Mal auf Naturfreundeebene in einer Nord-Südkoope-
    Die senegalesischen Naturfreunde (ASAN) haben als bisher         ration ein Modell für nachhaltiges, partnerschaftliches und
    einziger afrikanischer Verband alle Stufen der Beziehungen       solidarisches Reisen geschaffen. Zahlreiche Naturfreunde-
    mit der NFI durchlaufen – vom Partnerstatus über die assozi-     gruppen haben dieses Angebot bereits genutzt. Ein weiterer
    ierte Mitgliedschaft zur Vollmitgliedschaft.                     Schritt konkreter Zusammenarbeit wurde mit der marokkani-
                                                                     schen Partnerorganisation Tiwizi Chtouka Ait Baha gesetzt,
    Unterstützung – Austausch – wechselseitiges Lernen               mit der ebenfalls bereits einige Reisen geplant und durchge-
    Im Kontakt mit Organisationen in Entwicklungsländern be-         führt wurden. Das gleich gilt für Togo, die erste internationale
    deutet Partnerschaft oft Capacity Building, Heranführen an       NFI-Reise fand im November 2008 statt. Erste Reisen (der
    Erfahrungen, Methoden und Strukturen und natürlich auch          französischen Naturfreunde) führten bereits nach Algerien
    finanzielle Unterstützung.                                       und Burkina Faso.

    Die NFI verfügt zur Unterstützung von Projekten von afri-        Beiträge zu lokalen Projekten, außerhalb der
    kanischen (und anderen) Partnerorganisationen über einen         Naturfreunde
    ‚Solidaritätsfonds’, der aus Beiträgen der Mitgliedsorganisa-    Naturfreundereisen sind geprägt von Kontakten zur Bevöl-
    tion der NFI gespeist wird. Die NFI vergibt Mittel aus dem       kerung, von Begegnungen. Reisende NaturfreundInnen sind
    Solidaritätsfonds nur, wenn sie sich von der Seriosität und      offen für die Schönheiten eines Landes, sehen aber auch Pro-
    Verlässlichkeit einer Organisation überzeugen konnte, meist      bleme und sind sensibel für Sorgen und Nöte der Bevölke-
    bei Besuchen vor Ort.                                            rung. Sie haben den Wunsch, vor Ort ‚Nachhaltiges’ zu hin-
                                                                     terlassen, zum Aufbau kleiner lokaler Projekte beizutragen
    Außerdem kann die NFI mit gezielten Spendenaktionen inter-       oder solche zu initiieren. Diese Projekte verschaffen z.B. der
    national Geld für größere Projekte sammeln.                      einheimischen Bevölkerung Zusatzeinkommen, verbessern
                                                                     die Ausstattung von Schulen, etc. Gemeinsam mit den jewei-
    Die Erarbeitung von Projekten erfolgt immer im Austausch         ligen afrikanischen Naturfreunden wird darauf geachtet, dass
    mit den Partnern, der Zugang ist partizipativ, partnerschaft-    den Projekten auch eine Kontinuität gewährleistet wird.
    lich. Afrikanische Naturfreunde lernen von europäischen und
    umgekehrt.

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Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
Naturfreundehaus und Umweltbildungszentrum
   Finanzierung: Deutsches Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, internationale Naturfreunde-Spendenkam-
   pagne; bedeutende Eigenleistung der Mitglieder von ASAN (Mitarbeit bei der Planung, Organisation des Hausbaus, Arbeitseinsätze am Bau).

II. BEISPIELE FÜR NORD-SÜD-
KOOPERATION ZWISCHEN
NATURFREUNDEN
1. Senegal – ASAN (Association Sénégalaise
des Amis de la Nature)

Vom national renommierten Naturschutzverband zu einem
starken Mitglied der internationalen Naturfreundefamilie
                                                                             Baumschule
Bau des Naturfreundehauses und Umweltbildungszent-
                                                                             Finanzierung: Deutsches Bundesministerium für Wirtschaftli-
rums, einschließlich Nebengebäude                                            che Zusammenarbeit und Entwicklung, internationale Natur-
Wirkung intern: Profilierung des Verbandes (Einrichtung einer                freunde-Spendenkampagne; bedeutende Eigenleistung der Mit-
Geschäftsstelle, eines Ökomuseums, einer Bibliothek), Verbes-                glieder von ASAN (Mitarbeit bei der Planung, Arbeitseinsätze).
serung der Angebote im Bereich Umweltbildung, Verfügbarkeit
eines Rahmens für Qualifizierungsmaßnahmen für die eigenen
Mitglieder, Entwicklung einer neuen Aktivität: Unterbringung und
Betreuung von Gruppen, die in Senegal nachhaltig reisen wollen.
Wirkung extern: Die Profilierung von ASAN steigert die Be-
kanntheit der Naturfreundebewegung in Afrika; europäische
Naturfreunde können das Haus und die Betreuungskapazitä-
ten von ASAN für Reisen nutzen.

Errichtung einer Baumschule
Wirkung intern: Die Baumschule ermöglicht kontinuierliche
Aufzucht von einheimischen Arten, die Profilierung von
ASAN als Lieferant von Setzlingen, Saatgut, Pflanzen an
Krankenhäuser, öffentliche Einrichtungen, etc.
Wirkung extern: Biodiversitätsschutz                                         Zusatzausstattungen
                                                                             Finanzierung: gezielte Spenden von Naturfreundeverbänden
Zusatzausstattungen für Haus und Baumschule (Pumpe, Ein-                     oder -gruppen
richtungsgegenstände, Zubehör für Küche und Restaurant)
Wirkung intern: Verbesserung der Leistungen des Hauses und
der Baumschule
Wirkung extern: Erleichterungen für die BenutzerInnen des
Naturfreundehauses, Verbesserung des Outputs der Baum-
schule – Biodiversitätsschutz

Zurverfügungstellung eines Busses für Kleingruppenrei-
sen und ASAN-Aktivitäten
Wirkung intern: Verbesserung des Angebots im Sinne der Be-
nutzerInnen, weniger Abhängigkeit von externen Transporteu-
ren, Erleichterung bei Pflanzaktionen in den Regionen Senegals,
Professionalisierung des Angebots, Steigerung der Reputation
Wirkung extern: Erleichterungen für die BenutzerInnen des                    Kleinbus
Naturfreundehauses                                                           Finanzierung: Firmensponsoring, Spenden von Naturfreunden
                                                                                                                                              5
Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
Seminar Ökotourismus                                          Werbematerial
    Finanzierung: Sponsorenbeitrag, NFI                           Finanzierung: Mittel der Österreichischen Entwicklungszu-
                                                                  sammenarbeit, Spenden von Naturfreunden, NFI

                                                                Erarbeitung von Werbematerial: Leseheft Senegal, Wer-
                                                                bepostkarten, Werbefolder
                                                                Wirkung intern: bessere Information an Zielgruppen
                                                                Wirkung extern: Steigerung der Bekanntheit der Naturfreun-
                                                                de Senegals und der Naturfreunde im allgemeinen

                                                                Seminar ‚Ökotourismus’, April 2001
                                                                Wirkung intern: Capacity Building, Qualifizierung der Mitar-
                                                                beiter von ASAN
                                                                Wirkung extern: Nutzen für Reisende durch Angebotsverbes-
                                                                serung
    Betreuung von PraktikanntInnen und DiplomandInnen
    Finanzierung: Eigenleistung der DiplomandInnen, Sachleis-
                                                                Betreuung von PraktikanntInnen und DiplomandInnen
    tungen durch ASAN                                           Wirkung intern: Capacity Building durch Betreuung von
                                                                Diplomarbeiten über nachhaltigen Tourismus, Entwicklung,
                                                                etc.
                                                                Wirkung extern: Nutzen für Reisende durch Angebotsverbes-
                                                                serung

                                                                Zu Gast in Senegal – Reiseangebote als Beispiel für Nord-
                                                                Süd-Kontakte zwischen Naturfreunden
                                                                Wirkung intern und extern: interkulturelles Lernen im Zu-
                                                                sammenhang mit Reisen, Lernen für Tourismus und Ent-
                                                                wicklung
                                                                Zu den Reisen siehe auch Abschnitt III.

                                                                Afrikanische Naturfreunde besuchen ihre europäischen
                                                                Freunde
    Zu Gast in Senegal – Reiseangebote
                                                                Wirkung intern: Capacity Building durch Kennenlernen euro-
    Finanzierung: Teilnehmergebühren, große Eigenleistung von
    ASAN (ehrenamtliche Erarbeitung der Reiseprogramme, Rei-    päischer Naturfreundeorganisationen, -häuser und -projekte,
    sebegleitung, Gruppenbetreuung)                             durch Besuche bei Einrichtungen, die im Natur- und Umwelt-
                                                                schutz aktiv sind
                                                                Wirkung intern und extern: interkulturelles Lernen

    Afrikanische Naturfreunde besuchen europäischen Freunde
    Finanzierung: Eigenleistung der TeilnehmerInnen von ASAN,
    bedeutende Beiträge der einladenden Naturfreundegruppen
    und -verbände
6
Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
Vorstand von CASE Togo                                       Maßnahmen für die Geschäftsstelle
                                                               Finanzierung: NFI

2. Togo – CASE Togo-Amis de la Nature

Aufbauhilfe zur Qualifizierung für die formelle Mitglied-
schaft bei der NFI

Maßnahmen für die Geschäftsstelle von CASE Togo
Wirkung intern: Verbesserung der Arbeitsmöglichkeiten von
CASE Togo, bessere Basis für Vorbereitung von Pflanzaktio-
nen, Schulbetreuungsprogrammen, etc.
Wirkung extern: Steigerung der Bekanntheit von CASE Togo
und der Naturfreunde insgesamt
                                                               Bäume pflanzen – Flüsse retten
Bäume pflanzen – Flüsse retten: Fünfjahresprogramm             Finanzierung: internationale Spendenkampagne der NFI,
zur Wiederaufforstung an Flussufern (jährliche Work-           Firmensponsoring, Eigenleistung von CASE Togo
camps)
Wirkung intern: Profilierung von CASE Togo als verlässliche
Partner für Gemeinden bei Aufforstungsprojekten
Wirkung extern: Wiederherstellung des natürlichen Zustan-
des von Flussufern, Aufforstung als Mittel zum Klimaschutz,
Biodiversitätsschutz

Umweltbildung – Lernen für die Zukunft: Erarbeitung
von Lehrmaterial für Umweltbildung in Schulen
In Planung
Wirkung intern: Profilierung von CASE Togo als Partner bei
der Umweltbildung
Wirkung extern: durch Umweltbildung zum Umwelt- und
Klimaschutz
                                                               Umweltbildung – Lernen für die Zukunft
                                                               Finanzierung: internationale Spendenkampagne der NFI
Zu Gast in Togo – Reiseangebote als Beispiel für Nord-
Süd-Kontakte zwischen Naturfreunden
Wirkung intern und extern: interkulturelles Lernen im Zusam-
menhang mit Reisen, Lernen für Tourismus und Entwicklung
Details siehe Abschnitt III

                                                               Zu Gast in Togo – Reiseangebote
                                                               Finanzierung: Teilnahmegebühren, große Eigenleistung von
                                                               CASE Togo (ehrenamtliche Erarbeitung der Reiseprogram-
                                                               me, Reisebegleitung, Gruppenbetreuung)
                                                                                                                          7
Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
III. ‚ZU GAST IN …’ – NACHHALTI-
    GE, PARTNERSCHAFTLICHE NATUR-
    FREUNDEREISEN NACH AFRIKA
    Eine Kernkapazität der Naturfreunde war immer und ist
    auch heute der solidarische, natur- und umweltfreundliche
    und sozial verantwortliche Tourismus. Daher besteht ein
    Schwerpunkt der Nord-Süd-Zusammenarbeit zwischen Na-
    turfreunden darin, Modellreisen zu entwickeln, die diesen
    Kriterien entsprechen. Fernreisen nehmen generell zu, auch
    Naturfreunde haben den Wunsch, Länder außerhalb Europas
    zu erkunden – das Modell ‚Zu Gast in …’ ist ein besonderes
    Angebot unter dem Motto ‚Naturfreunde besuchen Natur-
    freunde’.

    Die Reiseprogramme werden von der NFI und ihren Mit-
    gliedsorganisationen in enger Kooperation mit den afrika-
    nischen Naturfreunden entwickelt und durchgeführt; lokale
    Klein- und Mittelbetriebe (Landwirtschaft, Handwerk, Ge-      wird. „Unser gemeinsames Projekt setzt Zeichen für eine
    werbe) werden besucht und klein dimensionierte Tourismus-     neue Zeit der globalen Partnerschaft und nachhaltigen Ent-
    betriebe herangezogen. ‚Zu Gast in …’ hat als Schwerpunkt     wicklung“ (Alioune Diagne Mbor, Präsident von ASAN).
    das gemeinsame Erleben, die sozialen Kontakte. An vielen
    Stellen werden den Reisenden Einblicke in den Alltag der      Zukunftsfähigkeit ist die inhaltliche Zielsetzung aller Aktivi-
    einheimischen Bevölkerung vermittelt.                         täten im Naturfreundehaus in Petit Mbao. Hier wird auch das
                                                                  Grundprinzip der Naturfreundearbeit deutlich: Solidarität zur
    Durch diese Kontakte lernen die Einheimischen ebenso die      Mitwelt und zum Mitmenschen – auch für kommende Gene-
    Bedürfnisse und Lebenswelten der europäischen Gäste ken-      rationen. Die Reisen werden laufend evaluiert.
    nen, wie die Reisenden auch die Probleme und Bedürfnisse
    der Einheimischen erfahren und motiviert werden, konkrete     Bisherige Reisen (Stand November 2008):
    Projekte zu initiieren oder zu unterstützen.                  ca. 25 Reisen nach Senegal (davon 10 von französischen Na-
                                                                  turfreunden, 2 internationale Reisen der NFI und 9 Reisen von
    Für die Reisenden und ihre FreundInnen in afrikanischen       Naturfreudegruppierungen aus Deutschland und Österreich,
    Ländern haben die Begegnungen den positiven Effekt, die ge-   des weiteren aus Griechenland und Belgien), 3 nach Marokko
    genseitige Toleranz und ein besseres Verständnis zu fördern   (Naturfreunde Österreich, NFI, Naturfreunde Frankreich), 3
    und Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen. Naturfreunde-     nach Togo (NFI, Naturfreunde Frankreich), je eine nach Al-
    mitglieder in Afrika und die ortsansässige Bevölkerung, die   gerien und Burkina Faso (Naturfreunde Frankreich).
    an den Begegnungen mit den Reisenden gleichberechtigt teil-
    nimmt bzw. sie mit gestaltet, fühlen sich durch die Besuche   Auskünfte über geplante Reisen bei der NFI und den Na-
    der europäischen FreundInnen ermutigt, ihre Aktivitäten im    turfreunden Frankreich
    Umwelt- und Naturschutz und in der Traditionspflege weiter
    zu führen.

    In Senegal stärken die Naturfreundereisen auch das Natur-
    freundehaus in Mbao, das als ein ‚Haus der Zukunft’ gesehen

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Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
WIRKUNG VON NATURFREUNDEREISEN
Reisende Naturfreunde haben u. a. folgende Projekte in den besuchten Ländern initiiert oder unterstützt und sorgen in Zusam-
menarbeit mit den afrikanischen Naturfreunden für deren kontinuierliche Begleitung.

        Armutsbekämpfung, Stärkung der Rolle der Frauen
Unterstützung einer Frauenkooperative in St-Louis, Senegal – Errichtung eines Ladens, in dem von den Frauen hergestellte
Produkte verkauft werden
Finanzierung von zentralen Hirsemühlen in mehreren Dörfern
Beiträge zur Schaffung von Gemüsegärten in mehreren Dörfern

        Armutsbekämpfung, Unterstützung des sanften Tourismus
Wiedererrichtung einer sanft-touristischen Infrastruktur in einem Dorf am Rande des Nationalparks Djoudj, Senegal, nach
Unwetterschäden. Das Dorf führt vorbildliche Aktivitäten im Sinne nachhaltiger Entwicklung durch und ermöglicht Natur-
freundegruppen und anderen Reisenden Kontakte mit der Bevölkerung

        Bildung
Bau einer witterungsunabhängigen (gemauerten) Schulklasse in einem Dorf am Rande des Nationalpark Djoudj, Senegal.
Das Engagement der Naturfreunde hat Beispielwirkung gezeigt: privates Sponsoring ermöglichte einen weiteren Zubau zur
Schule; der Nationalpark Djoudj wird ‚strategischer Partner’ von ASAN
Bau eines zusätzlichen Klassenraums in einer Dorfschule in Senegal
Sommer-Umweltschule / Kinderfreizeit: eine Ortsgruppe der Naturfreunde hat während 5 Jahren (2004-2008) im Haus der
senegalesischen Naturfreunde eine Sommer-Umweltschule für Kinder aus dem Dorf Petit Mbao, Senegal, finanziert. Leistung
von ASAN: Räumlichkeiten und Pädagogen für jeweils drei Wochen
Bau einer Grundschule in Bémé Toussi, Togo. Bedeutende Eigenleistung des Dorfs und der Naturfreunde Togo (Arbeitsleis-
tung beim Bau der Schule)
EDV-Ausstattung für ein Lycée in Tivaouane, Senegal: Finanzierung der EDV-Geräte, Internetanschluss, verbesserte Startbe-
dingungen von Jugendlichen, Möglichkeit des leichteren Austauschs mit Europa
Finanzierung von Mülleimern im Gelände eines Gymnasiums in Togo, im Rahmen von Umweltbildungsaktivitäten der togo-
lesischen Naturfreunde

        Biodiversitätsschutz, Klimaschutz
Baumpflanzungen in Senegal und Togo; große Eigenleistung von ASAN und CASE Togo – Arbeitsleistung. Aufforstungen im
allgemeinen und von Mangroven im besonderen tragen zur Erhaltung der Biodiversität und zum Klimaschutz bei

        Gesundheit
Bau einer Sanitätsstation samt Einrichtung und jährliche Medikamentenlieferungen: ein bis dahin medizinisch unterversorgtes
Dorf im Osten Senegals verfügt nunmehr über medizinische Grundausstattung und Personal (Hebamme)

        Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen (Burkina Faso)
In Vorbereitung: Errichtung von Dorfmühlen, Baumschulen, Beiträge zur Verbesserung der Gemüsegärten, etc. ermöglichen
die Selbstversorgung der Dörfer und die Erzielung von Zusatzeinkünften durch den Verkauf eines Teils der Ernte

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Naturfreunde und Afrika - Beispiele für erfolgreiche Nord-Süd-Kooperation auf NGO-Ebene
IV. VERNETZUNG AFRIKANISCHER
 NATURFREUNDEVERBÄNDE
                                 Es ist nahe liegend, die afri-    hung der Partnerorganisationen NAVET (Burkina Faso) und
                                 kanischen Mitglieder und          2ADIB (Mali).
                                 Partner der NFI in einem
                                 Netzwerk zusammen zu              Die NFI begleitet diesen Vernetzungsprozess und berät in
                                 führen. So können, abge-          Fragen der Projektplanung und des Projektmanagements, mit
                                 sehen von Nord-Südkoo-            dem Ziel, die Erarbeitung von dem afrikanischen Kontext an-
                                 perationen zwischen Natur-        gepassten Modellen und Lösungen zu unterstützen und so –
                                 freunden, direkt zwischen         im Sinne traditioneller Naturfreundesolidarität – Hilfe beim
                                 afrikanischen       Partnern      Capacity Building zu geben. Auch die finanzielle Unterstüt-
                                 für speziell afrikanische         zung der Naturfreundebewegung für afrikanische Partner und
                                 Probleme im Naturfreun-           Mitglieder hat zum Ziel, über entsprechende Begleitung Hilfe
                                 debereich      (Aufforstung,      zur Selbsthilfe zu geben.
                                 Umweltbildung, Capacity
                                 Building, etc.) speziell afri-    Biodiversität, Klimaschutz, Desertifikationsbekämpfung
 kanische Lösungen vorgeschlagen und diskutiert werden.            als Hauptthemen innerafrikanischer Naturfreundezu-
 Die afrikanischen Naturfreundeorganisationen bzw. -part-          sammenarbeit
 ner haben gemeinsam, dass meist sowohl die materielle             Die konkrete innerafrikanische Zusammenarbeit betraf bis-
 als auch die politische Lage ihrer Länder schwierig ist und       her:
 Umwelt- und Naturschutz politisch keine vordringliche             • Informations- und Erfahrungsaustausch unter Nutzung
 Rolle spielen.                                                       moderner Kommunikationsmittel
                                                                   • Erfahrungsaustausch bei Planung und Durchführung von
 ASAN und CASE Togo-Amis de la Nature haben die Ver-                  Reisen für europäische Naturfreunde
 netzung von afrikanischen Partnern und Mitgliedern der NFI        • Nutzung der Erfahrungen der anderen Netzwerkpartner im
 angeregt und dabei die Federführung übernommen.                      Bereich Umweltbildung und Umweltsensibilisierung
 Beide Organisationen können auf Grund ihrer Strukturen, die       • Teilnahme an Veranstaltungen der anderen Netzwerkteil-
 denen der europäischen Naturfreundeverbände sehr ähnlich             nehmer – wechselseitiger Lernprozess
 sind, und auf Grund ihrer völligen Übereinstimmung mit den        • Sommer 2007: Teilnahme eines beratenden senegalesi-
 Grundwerten der NFI das Naturfreundegedankengut auf dem              schen Experten an den Aufforstungscamps von CASE
 afrikanischen Kontinent kompetent vertreten und für seine            Togo
 Verbreitung sorgen.                                               • Sommer 2008: Netzwerktreffen im Naturfreundehaus in
                                                                      Petit Mbao – Seminar und praktische Arbeit (Pflanzaktio-
 Die technischen Kommunikationsmöglichkeiten, die sich                nen)
 über das Internet eröffnen und zunehmend in Afrika Fuß fas-
 sen, erleichtern kostengünstige innerafrikanische Kontakte
 und Austausch.

 Gründung des Netzwerks im November 2006
 Somit wurde der seit längerer Zeit bestehende rege Ideen-
 und Erfahrungsaustausch zwischen ASAN und CASE Togo
 im November 2006 durch die Gründung des NFI-Netzwerks
 Afrika formalisiert. Eine weitere Etappe betrifft die Einbezie-

10
V. AUSBLICK
Naturfreundepartner- und Mitgliedschaften in Ländern Afri-
kas sind das Ergebnis mehrjähriger Vorbereitungszeit, nicht
jede Partnerorganisation wird auch Mitgliedsorganisation
der NFI. Die Beziehungen mit bestehenden Partnern werden
laufend evaluiert. Die NFI strebt an, bewährte Partner- und
Mitgliedsorganisationen weiter zu unterstützen, vor allem
dort, wo die Unterstützung Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet. In
vielen Gebieten Afrikas sind die Naturfreundeanliegen und
-ideale von staatlicher Seite aus schwer umsetzbar, weil das
wirtschaftliche Überleben im Vordergrund steht. Umwelt-
und Naturschutz sind nicht die vordringlichsten Prioritäten.
Nun können internationale NGOs wie die Naturfreunde nicht
die Rolle von Staaten übernehmen, sie können aber punktuell
unterstützen. Solche Unterstützung stärkt kleine Gemein-
schaften und stärkt die Naturfreunde in Afrika, die sich für
eben diese ‚anderen’ Prioritäten einsetzen. Aktivitäten für
Klima- und Biodiversitätsschutz haben nicht nur in Afrika
positive Folgen, sie wirken auch auf Europa zurück.

Und: Naturfreundepartnerschaften mit Afrika tragen
dazu bei, Vorurteile abzubauen, internationales
Verständnis und Toleranz zu
fördern, Solidarität
zu leben – im Sinne
der mehr als hundert-
jährigen Tradition der
Naturfreundebewe-
gung.
                                                                Spendenkonten für Projekte der afri-
                                                                kanischen Naturfreunde-Verbände:
                                                                Deutschland: Bank für Sozialwirtschaft in
                                                                Karlsruhe, BLZ 660 205 00, Konto Nr. 870 7002
                                                                (Kontoinhaber: NaturFreunde Deutschlands e. V.)
                                                                Spendenquittungen können auf Wunsch erstellt
                                                                werden.
                                                                Österreich: BAWAG Wien, BLZ 14 000, Konto
                                                                Nr. 05610 665 626 (Kontoinhaber: Naturfreun-
                                                                de Internationale)
                                                                Bitte Stichwort „Naturfreunde Afrika“ angeben
                                                                und Absender nicht vergessen!

                                                                                                                  11
Information, Kontakt
     Allgemeine Information und Adressen afrikanischer Naturfreundeorganisationen
     Naturfreunde Internationale (NFI), Adresse siehe unten

     Information über Afrikareisen
     NFI und Union touristique les Amis de la Nature, Michèle Davieau: micheledavieau@wanadoo.fr

     Impressum
     Herausgeber
     Naturfreunde Internationale
     Diefenbachgasse 36, 1150 Wien
     Tel.: + 43 1 8923877
     Fax: + 43 1 8129789
     www.nfi.at | nfi@nfi.at

     Text
     Ingeborg Pint, 2008

     Bildnachweis
     ASAN, Baumgartner, C., CASE Togo, Holzmann, G., Michaeler, J., NF Frankreich, NF Pen-
     zing, NF Rüsselsheim, NFI, Pils, M., Pint, I., Richter, U., Schade, J.

     Grafik
     Florian Rosenberg

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