Neuerungen in der überarbeiteten WU- Richtlinie - Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann
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Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton Industrie- & Handelsvertretung Neuerungen in der überarbeiteten WU- Robert Smyczek Richtlinie Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 1 Einleitung Änderungen bei der Definition der Bean- Die Planung und Bauausführung von Weißen Wannen spruchungsklassen ist eine anspruchsvolle Aufgabe für den Planer und die Verdeutlichung und Präzisierung der Entwurfs- Bauausführenden. 2018 ist die WU-Richtlinie [1] neu grundsätze erschienen. Welche Konsequenzen haben diese neuen Regelwerke für Planer und Bauausführende? Verschärfung der Anforderungen bei Entwurfs- Welche Neuerungen sind bei der Planung und grundsatz bbb mit Selbstheilung (zusätzliche Bauausführung zu beachten? Was ist bei der Abhängigkeit vom Wasserdruck unabhängig von Zusammenarbeit von Bauherrn, Planer, Fachplaner der Bauteildicke und Begrenzung auf eine und Ausführenden zu bedenken? Der Beitrag gibt maximale Wasserdruckhöhe von 10 m) Antworten auf diese und weitere Fragen. Nennung von beispielhaften Maßnahmen (konstruktiv, betontechnologisch, ausführungs- technisch) zur Umsetzung der Entwurfsgrund- 2 Überarbeitete „neue“ WU-Richtlinie sätze Im Dezember 2017 ist die überarbeitete Richtlinie Deutlicherer Hinweis, dass die Zugänglichkeit zu „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“ des luftseitigen Oberflächen der WU-Konstruktion DAfStb („WU-Richtlinie“) [1] erschienen, die die WU- bereits in der Planung zu berücksichtigen ist. Richtlinie aus 2003 [2] ersetzt. Was hat sich gegen- über der alten WU-Richtlinie geändert? Die WU- Übersichtlichere Strukturierung der Nachweise Richtlinie wurde redaktionell überarbeitet, wobei die entsprechend Nutzungsklassen und Entwurfs- Struktur und die Lesbarkeit deutlich verbessert grundsatz wurden. Inhaltliche Änderungen betreffen u.a. Erhöhung der Anforderungen bei WU-Element- folgende Punkte: wänden (Mindestrauigkeit, lichter Abstand Berücksichtigung der Auslegungen und zwischen der Bewehrung in der Ortbeton- Berichtigungen zur WU-Richtlinie, Ausgabe ergänzung) 03/2006 Präzisierung von Kommunikations-/ Dokumen- Deutlichere und ausführlichere Darstellung der tations- und Prüfpflichten Planungsaufgaben als Leitfaden für erforder- Verbesserung der Lesbarkeit und Verständ- liche Planungsschritte lichkeit Einfügen eines informativen Anhangs mit einer Der Kommentar zur neuen WU-Richtlinie wird Checkliste zur Abstimmung der Zuständigkeit voraussichtlich 2020 erscheinen. In [7] geben die bei der Planung und der Ausführung von WU- Autoren Alfes, Fingerloos und Flohrer Hinweise und Betonbauwerken als Orientierungshilfe für die Erläuterungen zur Neuausgabe der DAfStb-Richtlinie Baubeteiligten „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“. Erweiterung des Anwendungsbereiches auf Weiterführende Hinweise sind auch im Anhang A1 WU-Dächer und Aufnahme von Regelungen für zu finden. WU-Dächer © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 1
2 .1 Anwendungsbereich der WU-Richtlinie entfällt, da sich die Unterscheidung zum drückenden Wasser als schwierig und missverständlich erwiesen Die WU-Richtlinie gilt für hat. WU-Wanne (d.h., teilweise und vollständig ins Beton mit hohem Wassereindringwiderstand ist der Erdreich eingebettete wasserundurchlässige Überwachungsklasse 2 zuzuordnen, d.h., neben der Bauwerke und -bauteile aus Beton, auch weiße Eigenüberwachung durch die ständige Beton- Wannen) prüfstelle des Bauunternehmens ist auch eine WU-Dächer (d.h., Decke und Dächer des Fremdüberwachung durch eine anerkannte Über- allgemeinen Hoch- und Wirtschaftsbaus) (neu), wachungsstelle erforderlich. Abweichend davon liegt bislang aber die Überwachungsklasse 1 vor, die nach folgenden Regelwerken geplant und wenn der Baukörper maximal nur zeitweilig ausgeführt wurden: aufstauendem Sickerwasser ausgesetzt ist und wenn DIN EN 1991-1-1 in Zusammenwirken mit DIN in der Projektbeschreibung keine andere Fest- EN 1991-1-1/NA und legung getroffen worden ist. In diesem Fall wäre nur eine Eigenüberwachung des Bauunternehmens DIN 206-1 in Zusammenwirken mit DIN 1045-2 ausreichend. und Hier zeigt sich eine Diskrepanz zur neuen WU- DIN EN 13670 und DIN 1045-3, ggf. auch Richtlinie [2], die auch den Lastfall „zeitweise DIN 1045-4 drückendes Wasser“ (= „zeitweise aufstauendes Die Richtlinie gilt nicht für Bauwerke der ZTV-ING, der Sickerwasser“) der Beanspruchungsklasse 1 ZTV-W und Behälter. Die Regelungen der WU-Richt- (drückendes Wasser) zuordnet. Nach der Definition linie gelten aber im übertragenen Sinn auch für der neuen WU-Richtlinie wäre somit zukünftig auch andere wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton, der Lastfall „zeitweise drückendes Wasser“ als wie z.B. Becken, unterirdische Ingenieurbauwerke, Lastfall der Beanspruchungsklasse 1 der Über- Stützmauern, u.ä. , siehe WU-Richtlinie, Absatz 1 (2). wachungsklasse 2 zuzuordnen. 2.2 Begriffe 2.2.2 Nutzungsklasse 2.2.1 Bemessungswasserstand und Zur Beschreibung der Nutzung des Bauwerks wird in Beanspruchungsklasse der neuen WU-Richtlinie [1], wie schon in der alten WU-Richtlinie [2], der Begriff „Nutzungsklasse“ ver- Zur Beschreibung der Beanspruchung durch Wasser wendet, siehe auch Tabelle 1. wird in der WU-Richtlinie [1] der Begriff „Beanspruchungsklasse“ eingeführt. Die neue WU- Nutzungsklasse A: Bei Bauwerken oder Richtlinie [1] unterscheidet wie bisher zwischen den Bauteilen der Nutzungsklasse A sind Beanspruchungsklassen 1 und 2. Feuchtstellen auf der luftseitigen Bauteil- oberfläche als Folge von Wasserdurchtritt Beanspruchungsklasse 1: Ständig oder nicht zulässig. zeitweise drückendes Wasser (Hinweis: Bei WU-Dächern gilt stets die Nutzungsklasse B: Bei Bauwerken oder Beanspruchungsklasse 1) Bauteilen der Nutzungsklasse B sind Feuchtstellen auf der luftseitigen Bauteil- Beanspruchungsklasse 2: Bodenfeuchte und oberfläche als Folge von Wasserdurchtritt an der Wand ablaufendes Wasser zulässig (feuchtebedingte Dunkel- Im Vergleich zur alten WU-Richtlinie [2], bei der die färbungen, gegebenenfalls auch die Bildung Beanspruchungsklasse 1 drückendes, nicht- von Wasserperlen, aber kein Wasserdurch- drückendes Wasser und zeitweise aufstauendes tritt, der zum Ablaufen oder Abtropfen von Sickerwasser umfasste, versteht die überarbeitete Wassertropfen oder zu Pfützen führt). WU-Richtlinie [1] unter Beanspruchungsklasse 1 ständig oder zeitweise drückendes Wasser. Der frühere Begriff „zeitweise stauendes Sickerwasser“ © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 2
Tabelle 1: Nutzungsklassen nach WU-Richtlinie [1] Nutzungsklasse Wasserdurchtritt Anwendungsbeispiele A nicht keine Feuchtestellen durch Wasserdurchtritt 1), 2), 3) Standard für den zulässig keine wasserführenden Risse und Fugen (auch nicht Wohnungsbau zeitweise) Lagerräume mit hochwertiger Nutzung B begrenzt Feuchteflecken (Dunkelfärbungen) zulässig Einzelgaragen, Tiefgaragen zulässig zeitweise, bis zur Selbstheilung wasserführende Risse4) Installations- und Risse mit längerfristig feuchten Rissufern, jedoch keine Versorgungsschächte Wasseransammlung auf der wasserabgewandten Lagerräume mit geringen Bauteilseite1) Anforderungen 1) Bei Wassertropfen auf der Bauteiloberfläche muss geprüft werden, ob es sich um Oberflächentauwasser handelt. 2) Unterhalb einer innenseitig vorgesehenen Dampfbremse kann sich infolge der Wasserdampfdruckverhältnisse eine hohe Ausgleichsfeuchte des Betons ausbilden, welche die Betonoberfläche dunkel erscheinen lässt, wenn die Dampfbremse entfernt wird. Der Grund hierfür ist die verhinderte Abführung der Baufeuchte und hängt nicht mit der gewählten Art der Abdichtung des Bauwerks zusammen. 3) Mit dem „Löschblatttest“ kann zuverlässig festgestellt werden, ob es sich bei dunklen Flecken um Feuchtstellen handelt. Ein lose auf die Betonoberfläche aufgelegtes Löschblatt oder saugfähiges Zeitungspapier darf sich nicht infolge Feuchteaufnahme dunkel färben. 4) Der Zeitpunkt des Abschlusses der Selbstheilung muss mit den Nutzungsanforderungen des Bauwerks vereinbar sein. Bei der Nutzungsklasse A handelt es sich um eine Diese Lücke wird durch das DBV-Merkblatt hochwertige Nutzung (Wohnungsbau, Lagerräume „Hochwertige Nutzung von Räumen in Unter- mit hochwertiger Nutzung), bei der Nutzungsklasse B geschossen“ [6] geschlossen. Hierin wird zwischen um eine untergeordnete Nutzung, wie sie z. B. bei den Nutzungsklassen A***, A**, A* und A0 Einzelgaragen, ggf. Tiefgaragen, Installations- und unterschieden, wobei A0 der Nutzungsklasse B in [1] Versorgungs-schächten vorliegt. zuzuordnen ist. Ein Überblick über die Nutzungs- klassen A***, A**, A* und A0, die raumklimatischen In der WU-Richtlinie [1] wird nicht auf bau- Anforderungen, Raumbeispiele und die erforder- physikalische und raumklimatische Fragestellungen lichen Maßnahmen wird in Tabelle 2 gegeben. sowie die besonderen Anforderungen an Planung, Baukonstruktion und Ausführung der „Weißen Wanne“ in Abhängigkeit der Nutzung eingegangen. Tabelle 2: Nutzungsklassen nach [6] Nutzungsklasse Raumnutzung Raumklima Beispiele Maßnahmen2) A*** anspruchsvoll warm, sehr geringe Archive, Bibliotheken, Technikräume mit Wärmedämmung, Luftfeuchte, geringe feuchteempfindlichen Geräten (Labor, Heizung, Zwangs- Toleranz der Server usw.), Lager für stark feuchte- lüftung, Klimaanlage Klimadaten oder temperaturempfindliche Güter (Luftentfeuchtung) A** normal warm, Räume für dauerhaften Aufenthalt Wärmedämmung, geringe Luftfeuchte, von Menschen, wie Versammlungs-, Heizung, Zwangs- mäßige Büro-, Wohn-, Aufenthalts- oder lüftung, ggf. Toleranz der Umkleideräume, Verkaufsstätten; Lager Klimaanlage Klimadaten für feuchteempfindliche Güter; Technikzentralen A* einfach warm bis kühl, Räume für zeitweiligen Aufenthalt von Wärmedämmung, normale Luftfeuchte, wenigen Menschen; ausgebaute ggf. ohne Heizung, große Kellerräume, wie Hobbyräume, natürliche Lüftung Toleranz der Werkstätten, Waschküche im Einfamili- (Fenster, Licht- Klimadaten enhaus, Wäschetrockenraum; schächte, ggf. Abstellräume nutzerunabhängig) A0 1) untergeordnet keine Anforderungen einfache Technikräume 1) Einordnung in Nutzungsklasse B möglich 2) Baukonstruktive Anforderungen an Zugänglichkeit der umschließenden Bauteile sind immer erforderlich © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 3
2.2.3 Feuchtetransport und Feuchtemodell 2.3 Planungsaufgaben bei wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton Bei wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton nach WU-Richtlinie [1] wird davon ausgegangen, dass Planung im Sinn der WU-Richtlinie [1] ist das kein Kapillartransport durch die Bauteildicke hindurch koordinierte Zusammenwirken der Verantwort- (unabhängig vom hydrostatischen Druck und vom lichen für die verschiedenen Planungsbereiche. Die Schichtenaufbau der Bauteile) erfolgt und dass die technischen Verantwortlichkeiten der Baube- Wasserdampfdiffusion vernachlässigbar ist. Die teiligten für die einzelnen Teilbereiche der Planung Begrenzung des Wasserdurchtritts in einer unge- (Entwurf und Ausführung), der Koordinierungs- rissenen WU-Konstruktion erfolgt so, dass kein bedarf bzw. Informationsaustausch sind festzulegen. Wasser durch Kapillartransport oder durch In der Baupraxis hat es sich bewährt, dass die WU- Permeation die der Beaufschlagung abgewandte Fachplanung durch einen fachkundigen Tragwerks- Bauteilseite erreicht. Dies wird sichergestellt durch planer erfolgt. die in der WU-Richtlinie [1] geforderte Betonqualität Folgende wesentlichen Aufgaben sind bei der und durch empfohlene Mindestbauteildicken. Dabei Planung von WU-Bauwerken durchzuführen: wird in der WU-Richtlinie [1] in Hinblick auf den Wasser- und Feuchtetransport durch ungerissene Ermittlung des Bemessungswasserstandes und Betonbauteile mit einem hohen Wassereindring- Festlegung der Beanspruchungsklasse; ggf. widerstand von der in Bild 1 dargestellten Modell- Berücksichtigung angreifender Wässer und vorstellung ausgegangen. Böden. Festlegung des Entwurfsgrundsatzes (Risse vermeiden, Rissbreiten begrenzen oder Einzel- risse zulassen und abdichten), ggf. bauteils- pezifisch, Festlegung der rechnerischen Riss- breite, falls der Entwurfsgrundsatz bbb (Riss- breitenbegrenzung) oder Entwurfsgrundsatz ccc (planmäßige Trennrissbildung) angedacht ist. Aufklärung des Bauherrn über Konsequenzen aus dem Entwurfsgrundsatz Festlegen der konstruktiven, beton- technischen und ausführungstechnischen Bild 1: Arbeitsmodell für Feuchtebedingungen in einem Bauteilquerschnitt aus Beton (B 35 WU, w/z ≤ 0,55) Maßnahmen zur Umsetzung der Entwurfs- unter einseitiger Beaufschlagung mit drückendem grundsätze Wasser (nach [1] Festlegung von Betoneigenschaften, die der Bemessung zugrunde liegen, Festlegung Betondeckung / Expositionsklasse / Mindest- Bei Beaufschlagung durch drückendes Wasser ist festigkeitsklasse des Betons lediglich eine bis zu 25 mm dicke Schicht durch Permeation mit Druckwasser gefüllt. Aufgrund Wahl von Bauteilabmessungen und der kapillarer Effekte findet ein Wassertransport bis zu Lagerungsbedingungen einer Schichtdicke von 70 mm statt (Kapillarbereich). Planung der Bewegungs- und Arbeitsfugen Auf der raumseitigen Bauteiloberfläche erfolgt eine sowie der Sollrissquerschnitte einschließlich Abgabe der Stofffeuchte an die Raumluft. An diesem der erforderlichen Qualitätssicherungs- Austauschprozess ist aber lediglich eine bis zu 80 mm maßnahmen dicke raumseitige Schicht des Betonbauteils beteiligt (Diffusionsbereich). Der Austritt dieser Ausgleichs- Bemessung und Planung der Bewehrungs- feuchte beeinflusst das Raumklima nur unwesentlich führung (Tragwerksplanung) und ist zeitlich begrenzt. Planung des (geschlossenen) Fugen- Allerdings kann bei drückendem Wasser ein abdichtungssystems unter Berücksichtigung Wasserdurchtritt durch Trennrisse, Störungen im fehlstellenfreier Ausführbarkeit; Planung von Betongefüge, undichte Fugen oder Durchdringungen Stößen, Anschlüssen und Formteilen, erfolgen. Diese sind entsprechend abzudichten. Bewehrungsanpassung Planung sämtlicher Einbauteile (Abstandhalter, bzw. Hüllrohre) und Durchdringungen (Rohr- durchführungen, Kabeldurchführungen, u.a.), © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 4
Prüfen der besonderen Eignung für WU- Abdichtungskonzept für alle planmäßigen und Bauwerke; Bewehrungszulagen abschätzen unplanmäßigen Trennrisse, Planung der Instandsetzung bei auftretenden Undichtig- Planung von Bauablauf, Betonierabschnitten keiten, Planung der Zugänglichkeit für und Arbeitsfugen Abdichtungsarbeiten während der Nutzung Festlegung / Planung der bauphysikalischen Dokumentation aller relevanten Festlegungen und klimatischen Maßnahmen entsprechend und Entscheidungen in der Planung sind nach der Nutzung (Wärmedämmung, Heizung, WU-Richtlinie [1] zu dokumentieren Lüftung, Klimatisierung, Planung verträglicher Oberflächenbeläge / Beschichtungen). Der Eine Orientierungshilfe für die Zuständigkeiten bei Objektplaner und der TGA-Planer müssen eine der Planung und Bauausführung von hochwertig ggf. erforderliche Zugänglichkeit zur Ober- genutzten Untergeschossen aus Beton findet sich in fläche der WU-Bauteile planerisch ermög- der Tabelle 3. lichen. Tabelle 3: Orientierungshilfe für die Zuständigkeiten bei der Planung und Bauausführung von hochwertig genutzten Untergeschossen aus Beton [1) © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 5
Von Seiten der WU-Fachplanung besteht eine 2.4 Konstruktion und Konstruktionsgrundsätze Informations- und Aufklärungspflicht. Der Objekt- 2.4.1 Bauteildicke planer oder idealerweise der WU-Fachplaner sollte den Bauherrn möglichst frühzeitig die zur In der WU-Richtlinie [1] sind in Abhängigkeit von der vorgesehenen Nutzung passenden möglichen Beanspruchungsklasse Mindestdicken von Bauteilen Ausführungsvarianten einer WU-Konstruktion mit angegeben (Tabelle 4). Bei Ausnutzung der in Tabelle den jeweiligen Vor- und Nachteilen erläutern, 4 angegebenen Mindestdicken ist nach WU-Richtlinie insbesondere in Hinblick auf planmäßige und [1], Absatz 16.1 (5) bei Beanspruchungsklasse 1 ein unplanmäßige Risse und den Umgang damit sowie Beton mit einem (w/z)eq ≤ 0,55 und bei Wänden ein ggf. erforderliche Zugänglichkeit des Bauteils von Größtkorn von ≤ 16 mm zu verwenden. Von dieser innen. Regelung darf abgewichen werden, wenn die Mindestbauteildicken um 15 % erhöht werden. Tabelle 4: Mindestdicken von Bauteilen nach der WU-Richtlinie (in mm) [1] Bauteil Beanspruchungs- Ausführungsart klasse Ort- Elementwände oder Fertigteile beton Elementdecken mit Ortbetonergänzung 1 240 240 (120b) 200 Wände 2 200 240a (120b) 100 1 250 - 200 Bodenplatte 2 150 - 100 Dächer ohne Wärmedämmung 1 200 240 (180b) 180 Dächer mit Wärmedämmung 1 180 220 (160b) 160 a Unter Beachtung besonderer betontechnologischer und ausführungstechnischer Maßnahmen ist eine Abminderung auf 200 mm möglich. b Mindestwerte für die Ortbetonergänzung. Für den Beton gilt WU-Richtlinie, Abschnitt 7.1 (2). Bei Zulagebewehrung und innenliegenden Fugenabdichtungen sind ggf. auch zusätzliche Anforderungen an die lichten Innenmaße (b w,i) gemäß WU- Richtlinie, Abschnitt 7.2 (3) zu beachten. Um den fachgerechten Einbau von innenliegenden 2.5 Rauigkeit der Fertigteilplatten bei Fugenabdichtungen und deren sattes Einbinden in Elementwänden den Beton bei dünnen Bauteilen, bei engen Damit sich ein Verbund und eine hohlraumfreie Bewehrungsabständen oder hoher Bewehrungs- Verbindung zwischen dem Ortbeton und den dichte zu ermöglichen, werden in der WU-Richtlinie Fertigteilplatten einstellen und sich ein monolithisch [1] Mindestmaße für den lichten Abstand bw,i wirkendes Bauteil bilden kann, muss die Innen- zwischen den Bewehrungslagen und bei Element- oberfläche der Fertigteilplatten eine ausreichende wänden ohne Bewehrung in der Ortbetonergänzung Rauigkeit besitzen. Die WU-Richtlinie [1] fordert eine für das lichte Maß zwischen den Innenflächen der vollflächige kornraue Verbundfläche, deren mittlere Fertigteilplatten in Abhängigkeit vom Größtkorn Rautiefe Rt mindestens 1,5 mm betragen muss. In angegeben. Für das lichte Innenmaß bW,i gilt nach [4]: der WU-Richtlinie 2003 [2] war nur eine mittlere bei Dmax = 8 mm: bW,i ≥ 120 mm Rauigkeit von 0,9 mm gefordert. bei Dmax = 16 mm: bW,i ≥ 140 mm Die mittlere Rautiefe muss an den Innenoberflächen der äußeren und der inneren Elementwandplatten bei Dmax = 32 mm: bW,i ≥ 180 mm bzw. der Oberfläche der Elementdecken am Diese Mindestmaße sind in Bild 2 aufgeführt. erhärteten Beton bestimmt werden. Nach [4] ist die Rauigkeit der Elementwände in der laufenden Produktion durch Sichtprüfung und Vergleich mit der Referenzplatte zu kontrollieren und je Lieferung zu dokumentieren. Im Zweifelsfall ist die Rauigkeit im Werk, z.B. nach dem Sandflächenverfahren, zu prüfen. © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 6
Auf der Baustelle ist die Rauigkeit stichprobenartig somit die Rissgefahr innerhalb des Bauteils zu durch Sichtprüfung bei Anlieferung zu prüfen und zu reduzieren. dokumentieren. Auch hier ist die Rauigkeit im Zweifelsfall zu prüfen, z. B. nach dem Sandflächen- verfahren. Elementwände mit nicht ausreichender 2.5.1.2 Anschlussmischung Rauigkeit sollten nicht verwendet werden. Bei Wänden muss nach der WU-Richtlinie [1] bei freien Fallhöhen von mehr als 1 m eine Anschluss- mischung mit einem Größtkorn von 8 mm verwendet werden, um einen fehlstellenfreien Betoneinbau am Fußpunkt sicherzustellen. Die Höhe der Anschluss- mischung sollte mindestens 30 cm betragen. Für Elementwände mit Mindestwanddicke fordert die WU-Richtlinie [1] prinzipiell eine entsprechende Anschlussmischung. 2.6 Entwurfsgrundsätze Wesentliches Konstruktionselement von wasser- undurchlässigen Bauwerken aus Beton ist das Rissweitenmanagement. Dieses spiegelt sich im Entwurfsgrundsatz wider. Für die Konstruktion von wasserundurchlässigen Bauwerken hat der Planer die Wahl zwischen den drei folgenden Entwurfs- Bild 2: Lichte Innenmaße bw,i zwischen den Fertigteil- grundsätzen. platten bzw. der Bewehrung bei Elementwänden (bei Mindestwanddicke) Entwurfsgrundsatz aaa Verhindern von Trennrissen durch die 2.5.1 Beton Vermeidung bzw. Reduzierung von Zwangs- spannungen (Grundsatz: Vermeidung von 2.5.1.1 Wasserzementwert, Größtkorn und Trennrissen) Konsistenzklasse Entwurfsgrundsatz bbb Nach WU-Richtlinie [1] sind neben den Anforderungen, die sich aus den für das Bauteil Begrenzung der Trennrisse auf ein Maß, das zutreffenden Expositionsklassen nach DIN 1045 keinen Wasserdurchtritt ermöglicht oder ergeben, die Anforderungen an den Beton mit hohem auf Risse, die sich durch Selbstheilung Wassereindringwiderstand nach DIN EN 206-1 und schließen (Grundsatz: Zulassen von Trenn- DIN 1045-2 einzuhalten. rissen mit begrenzter Rissbreite) Bei Bauteildicken ≤ 40 cm gilt: Entwurfsgrundsatz ccc (w/z)eq ≤ 0,60 Trennrissbreiten, die in Kombination mit Dichtungsmaßnahmen die Anforderungen Mindestdruckfestigkeit C 25/30 an die Wasserundurchlässigkeit erfüllen Bei Ausführung der in der WU-Richtlinie [1] ange- (Grundsatz: Zulassen von Trennrissen und gebenen Mindestbauteildicken ist bei Beanspruch- deren planmäßiges Abdichten) ungsklasse 1 ein Beton mit (w/z)eq ≤ 0,55 zu Die unterschiedlichen Entwurfsgrundsätze sowie verwenden. Zusätzlich ist bei Wänden das Größtkorn mögliche Maßnahmen zur Umsetzung des Entwurfs- auf ≤ 16 mm beschränkt. grundsatzes sind in Kapitel 2.7 beschrieben. In den Neben den Anforderungen an den Beton mit hohem Bildern 3 und 4 ist die Anwendung der ver- Wassereindringwiderstand sind die sich aus der für schiedenen Entwurfsgrundsätze bei den Bean- das Bauteil zutreffenden Expositionsklassen nach DIN spruchungsklassen 1 und 2 grafisch dargestellt. Neu 1045-2 ergebenden Anforderungen einzuhalten. ist, dass stärker herausgestellt wird, dass der Damit eine ausreichende Verarbeitbarkeit des Betons Entwurfsgrundsatzes bbb bei Weißen Wannen für gegeben ist, sollte die Konsistenzklasse F3 oder Nutzungsklasse A und Beanspruchungsklasse 1, aber weicher gewählt werden. Ggf. ist die Verwendung von auch für Weiße Decken nicht geeignet ist. Zementen mit niedriger Hydratationswärme- entwicklung günstig, um die Zwangsspannungen und © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 7
Zur Vermeidung von Haftungsrisiken sollte der Objektplaner bzw. der WU-Fachplaner den Bauherrn über das zur Diskussion stehende WU-Konzept, den zugehörigen Entwurfsgrundsatz, dessen Vor- und Nachteile sowie über Konsequenzen aus dem gewählten Entwurfsgrundsatz aufklären. Dieser sollte die Erläuterung dokumentieren. Auch bei fachgerechter und regelkonformer Planung sowie sorgfältiger Bauausführung können aber wasserführende Trennrisse entweder unplanmäßig (Entwurfsgrundsatzes aaa) oder mit unplanmäßig großer Rissbreite (Entwurfsgrundsatzes bbb) systembedingt nicht ausgeschlossen werden. Gemäß der WU-Richtlinie [1], Abschnitt 7 (5) sind daher planmäßige Dichtmaßnahmen nach WU- Richtlinie [1], Abschnitt 12 für diese unerwartet entstandenen Trennrisse vorzusehen. Hierzu muss bereits in der Planungsphase die Bild 3: Anwendung der Entwurfsgrundsätze bei Zugänglichkeit der Bauteile in der Bau- und in der Beanspruchungsklasse 1 (nach [7]) Nutzungsphase mit verhältnismäßigem Aufwand gewährleistet werden. Hier sind der Objektplaner und der TGA-Planer gefordert, die dies schon in der frühen Planungsphase bedenken sollten. Ist dies nicht möglich oder / und sind erhöhte bau- physikalische Anforderungen an die Nutzung von Räumlichkeiten im Untergeschoss erforderlich, müssen ggf. zusätzliche Maßnahmen zur Abdichtung (z.B. Sekundärabdichtung mit einem Frischbeton- verbundsystem) getroffen werden. 2.6.1 Anmerkung zu Entwurfsgrundsatz aaa Entwurfsgrundsatz aaa hat das Ziel, Risse durch Vermeidung bzw. Reduzierung von Zwangs- spannungen zu verhindern. Insbesondere wegen der Eigenschaften des Werkstoffs Stahlbeton (Schwinden, Hydratation) ist dies besonders anspruchsvoll. Auch bei fachgerechter Planung und Ausführung ist keinesfalls eine Rissfreiheit zuge- sichert. Mögliche konstruktive, betontechnologische Bild 4: Anwendung der Entwurfsgrundsätze bei und ausführungstechnische Maßnahmen zur Beanspruchungsklasse 2 (nach [7]) Umsetzung des Entwurfsgrundsatzes sind in Kapitel 2.7 angegeben. jeder Entwurfsgrundsatz ist für jedes Bauwerk, Bauteil, Nutzung und Beanspruchungsklasse geeignet, siehe auch Bild 3. Prinzipiell sollten die Entwurfsgrundsätze in Abhängigkeit der objekt- spezifischen Randbedingungen, ggf. auch bauteil- spezifisch gewählt werden. © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 8
2.6.2 Anmerkung zu Entwurfsgrundsatz bbb Allerdings ist die Selbstheilung kein planmäßig zuverlässig auftretender Prozess. Trennrisse, die Bei Entwurfsgrundsatz bbb wird die zulässige nicht selbst heilen, müssen planmäßig verpresst Trennrissbreite auf eine Rissweite begrenzt, bei der werden. Bei Einhaltung der in Tabelle 6 der Wasserdurchtritt durch Selbstheilung begrenzt angegebenen zulässigen Rissweiten kann davon werden soll. Die Selbstheilung beruht auf folgenden ausgegangen werden, dass der anfängliche Wasser- Vorgängen: durchtritt mit der Zeit durch Selbstheilung der Risse Zusetzen des Risses mit losen Partikeln des stark reduziert wird. Bis zum Abschluss der Betons und Feinststoffanteilen Selbstheilung sind die Risse aber wasserführend (begrenzter Wasserdurchtritt). Bildung von Calciumcarbonat (CaCO3) Auch zum späteren Zeitpunkt, nach Abschluss der Wann kann mit der Selbstheilung von Rissen Selbstheilung, können Feuchtstellen auf der gerechnet werden? Voraussetzungen für eine Betonoberfläche oder dunkel verfärbte Rissufer Selbstheilung sind: allerdings nicht mit Sicherheit ausgeschlossen Begrenzte Rissbreite. Risse dürfen in werden. Abhängigkeit des Wasserdrucks die in Tabelle 6 angegebenen Rissbreiten nicht übersteigen, Der Entwurfsgrundsatz b ist bei wenn der Wasserdurchtritt durch Selbst- Nutzungsklasse A und Beanspruchungsklasse 1 heilung begrenzt werden soll. nach WU-Richtlinie [1] nicht anwendbar. Stetiger Wasserdurchtritt durch die Risse mit und geringer Durchflussgeschwindigkeit im Riss (Druckgefälle ist begrenzt, siehe Tabelle 6). Der Entwurfsgrundsatz b darf bei WU- Bei den Rissen darf keine Bewegung auftreten. Dächern nicht angewendet werden. Grundwasser darf z. B. kein kalklösendes Im Vergleich zur alten WU-Richtlinie, bei der die kohlensäurehaltiges Wasser enthalten bzw. zulässige Trennrissbreite, wenn der Wasserdurchtritt Wasser mit kalklösender Kohlensäure ≤ 40 mg/l durch Selbstheilung begrenzt werden soll, nur vom und / oder pH ≥ 5,5 (Grundwasser- und Druckgefälle abhängig war, ist diese nach der neuen Bodenanalyse erforderlich!) WU-Richtlinie [1] vom Druckgefälle und zusätzlich Kohlendioxid CO2 muss an den Riss gelangen noch vom Wasserdruck unabhängig von der können. Bauteildicke abhängig. Dabei wird die maximale Wasserdruckhöhe auf 10 mWS begrenzt, siehe Tabelle 5. Tabelle 5: Zulässige Trennrissbreiten, wenn der Wasserdurchtritt durch Selbstheilung 1) begrenzt werden soll (nach [1]) Druckgefälle Maximale Rechenwert der Rissbreite h Druckhöhe i w wK h hw b mWS/m mWS mm ≤ 10 3,0 0,20 > 10 bis ≤ 15 6,0 0,15 > 15 bis ≤ 25 10,0 0,10 1) Für angreifende Wässer mit > 40 mg/l CO2 (kalklösende Kohlensäure) und pH < 5,5 darf die Selbstheilung der Risse nicht in Ansatz gebracht werden. hw = Druckhöhe des Wassers in m hb = Bauteildicke in m © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 9
2.6.3 Anmerkung zu Entwurfsgrundsatz cc Begrenzung der Verformungswege durch Begrenzung der Größe und Abmessungen der Ziel des Entwurfsgrundsatzes c ist es, die Anzahl der Betonierabschnitte Risse zu minimieren, d. h., weniger aber dafür Diagonale Bewehrungszulagen bei ein- breitere planmäßige Risse als beim Entwurfs- springenden Ecken, Aussparungen, Schächten, grundsatz b zu erhalten und diese nachträglich etc. durch eine planmäßige Abdichtungsmaßnahme (z.B. Injektion) vor Ausbau- und Nutzungsbeginn …. bei Wänden: abzudichten. Anordnung von Sollrissfugen Der Entwurfsgrundsatz cc ist insbesondere dann Entkopplung der Wand vom Baugrubenverbau sinnvoll, wenn das Bauwerk noch im Rohbau vor Anordnung von Hydratationsgassen dem Ausbau dem Bemessungswasserdruck ausge- Vorspannung setzt wird und die Betonflächen für eine Begrenzung der Wandabschnitte nachträgliche Abdichtung zugänglich sind. Da die Diagonale Bewehrungszulagen bei ein- Wasserhaltung häufig erst nach Beginn oder springenden Ecken und Aussparungen Abschluss der Ausbauarbeiten abgestellt wird, ist das Erkennen und Abdichten von planmäßig zugelassenen Trennrissen z. T. schwierig und nur mit 2.7.2 Betontechnische Maßnahmen zur Umsetzung hohem Aufwand möglich. der Entwurfsgrundsätze Mögliche konstruktive, betontechnologische und Festlegung von Betonrezepturen mit niedriger ausführungstechnische Maßnahmen zur Umsetzung Hydratationswärmeentwicklung des Entwurfsgrundsatzes sind in Kapitel 2.7 Verwendung von hydratationswärmeredu- angegeben. ziertem Massenbeton Kühlung des Frischbetons Betonage mit möglichst niedrigen Frisch- 2.7 Maßnahmen zur Umsetzung der betontemperaturen Entwurfsgrundsätze In der WU-Richtlinie, Kapitel 6.2 werden beispielhaft Maßnahmen zur Reduzierung von Zwangs- 2.7.3 Ausführungstechnische Maßnahmen zur spannungen aufgeführt, die einzeln oder in Kombi- Reduzierung von Verformungen nation umgesetzt werden können. Unterschieden Frühzeitig einsetzende Nachbehandlung wird dabei zwischen konstruktiven, betontechno- Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung logischen und ausführungstechnischen Maß- Wahl des richtigen Betonierzeitpunktes nahmen. Wahl von günstigen Betoniertaktfolgen Verlängerung der Ausschalfrist Wärmehaltende Nachbehandlung nach Über- 2.7.1 Konstruktive Maßnahmen zur Umsetzung der schreiten des Temperaturmaximums Entwurfsgrundsätze … … bei Bodenplatten: 2.8 Dichten von Rissen und zur Instandsetzung von Verminderung der Reibung durch geglättete Fehlstellen Sauberkeitsschicht Anordnung von Trennlagen oder Gleit- Neben den planmäßigen Rissen, die dem Entwurfs- schichten unter der Bodenplatte grundsatz bb und cc geschuldet sind, kann es bei Vermeidung von Festhaltepunkten durch allen Entwurfsgrundsätzen prinzipiell auch zur ebene Unterseiten Bildung von unplanmäßigen Rissen kommen. Vermeidung von Bauteilversprüngen oder Bau- Hinweise zum Dichten von Rissen und zur teildicken, z.B. Bodenplatte Instandsetzung von Fehlstellen werden in der WU- Anordnung von Hydratations- / Temperatur- Richtlinie [1] in Abschnitt 12 behandelt. Um den gassen entwurfsmäßig festgelegten Anforderungen an eine Anordnung von Weichlagen (Mineralwolle- Nutzungsklasse zu genügen, kann es je nach Lage, platten) zur Reduzierung der Verformungs- Ort und Ursache des Wasserdurchtritts im Bauwerk behinderung bei Unterfahrten, Rinnen, etc. erforderlich sein, eine abdichtende Injektion in Vorspannung mehreren Durchgängen durchzuführen bzw. nach Vermeidung von einspringenden Ecken einem angemessenen Zeitraum zu wiederholen. Anordnung von Fugen und Sollrissfugen Dabei ist ein mehrmaliges Injizieren nach [1] kein (müssen ggf. in Wänden übernommen werden) Mangel. © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 10
Damit die „Weiße Wanne“ für Inspektionen und [7] Alfes, C., Fingerloos, F., Flohrer, C.: Hinweise Rissverpressung zugänglich ist, sollten TGA- und Erläuterungen zur Neuausgabe der Komponenten, wie z.B. Heizung, Schaltkästen, Rohr- DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige leitungen, u.a. so angeordnet sein, dass die raum- Bauwerke aus Beton“. In: Betonkalender seitigen Oberflächen der Außenwände von „Weißen 2018, Ernst & Sohn GmbH & Co. KG, Berlin, Wannen“ zugänglich sind. Beispiele für günstige und 2018, S. 174 – 226 ungünstige Anordnungen zeigt Bild 5. [8] Becker, H.-R.; Filusch, S.; Frisch, J.; Hohmann, R.; Horstmann, M.; Kiltz, D.; Krell, J.; Krause, J.; Zitzelsberger, T.: Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton - Empfehlungen für die Zusammenarbeit von Bauherr, Planer, Fach- planer und Ausführenden. 2018 Hinweis Der Beitrag enthält Textpassagen aus diversen Publikationen des Autors. Zum Autor Bild 5: Anordnung von TGA-Komponenten [6] a: ungünstig: die Zugänglichkeit der „Weißen Wanne“ für Inspektionen und Rissverpressung ist eingeschränkt b: günstig: die Zugänglichkeit der „Weißen Wanne“ für Inspektionen und Rissverpressung Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann ist Professor für ist gegeben Bauphysik an der Fachhochschule Dortmund. Er ist u.a. Mitglied im Unterausschuss des DAfStb „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“ (WU- 4 Literatur Richtlinie) und Obmann im DIN-Ausschuss der DIN 18197 „Abdichten von Fugen in Beton mit Fugen- [1] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton: bändern“ und der DIN 18541 „Fugenbänder aus Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke thermoplastischen Kunststoffen zur Abdichtung von aus Beton (WU-Richtlinie). 12/2017 Fugen in Beton“. Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann ist [2] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (Hrsg.): Autor zahlreicher Fachpublikationen u.a. zum Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke Themen der Abdichtung von Bauwerken und aus Beton (WU-Richtlinie). Berlin: Beuth 2003 Fachreferent zu dem genannten Themenbereich. [3] DIN 7865, Elastomer-Fugenbänder zur Abdichtung von Fugen in Beton. 02/2015 [4] DIN 18197, Abdichten von Fugen in Beton mit Fugenbändern. 01/2018 [5] DIN 18541, Fugenbänder aus thermoplasti- schen Kunststoffen zur Abdichtung von Fugen in Beton. 11/2014 [6] Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. -DBV-, (Hrsg.): Hochwertige Nutzung von Untergeschossen - Bauphysik und Raum- klima. In: DBV-Merkblatt-Sammlung. Berlin: Selbstverlag, 2009 © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 11
2 Zuständigkeiten bei der Planung und der Anhang A1 Ausführung Entscheidend für den Erfolg eines WU- Wasserundurchlässige Betonbauwerkes ist, dass die Zuständigkeiten für die Bauwerke aus Beton - einzelnen Planungsaufgaben und die Ausführung von Anfang an klar geregelt sind. Der Objektplaner sollte Empfehlungen für die daher zu Projektbeginn in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn die Zuständigkeiten für die einzelnen Zusammenarbeit von Bauherr, Planungsaufgaben und die Ausführung klären und Planer, Fachplaner und vertraglich festlegen. Eine Orientierungshilfe zur Abstimmung möglicher Zuständigkeit bei der Ausführenden1 Planung und der Ausführung von wasserundurchlässigen Betonbauwerken enthält Becker, H.-R.; Filusch, S.; Frisch, J.; Hohmann, R.; die Tabelle A.1 im Anhang A der WU-Richtlinie 2017 Horstmann, M.; Kiltz, D.; Krell, J.; Krause, J.; [1]. Zitzelsberger, T. 3 Bauherr 1 Einführung und Motivation Koordination und Planung von WU-Beton- In das Erdreich eingebettete Bauteile können mit bauwerken einer hautförmigen Abdichtung auf der Wasserseite Bei WU-Betonbauwerken sollte so früh wie gegen eindringendes Wasser abgedichtet werden möglich, spätestens jedoch in der Leistungsphase (Schwarze Wanne)1 oder als wasserundurchlässiges Entwurfsplanung ein WU-Koordinator benannt Betonbauwerke (WU-Wanne bzw. Weiße Wanne) ausgeführt werden. Bei den langjährig bewährten werden. Gemäß [1] obliegt die WU-Koordination dem Objektplaner. WU-Betonbauwerken übernimmt die tragende Betonkonstruktion auch gleichzeitig die Die einzelnen Planungsaufgaben für WU- Abdichtungsfunktion. Die Planung und Ausführung Betonbauwerke ergeben sich aus [1], vgl. auch von WU-Betonbauwerken ist in der WU-Richtlinie Abschnitt 4 dieser Empfehlungen. Nach [1] ist die [1, 2] des DAfStb geregelt. Für ein funktionierendes Planung von WU-Betonbauwerken vom Objekt- WU-Betonbauwerk ist eine besonders hohe planer unter Beteiligung von Fachplanern (z. B. Planungs- und Ausführungsqualität unabdingbar Tragwerksplaner, TA-Planer) durchzuführen. Die und eine Überwachung der Ausführung WU-Koordination und die weiteren Planungs- erforderlich. Die Planung gemäß WU-Richtlinie aufgaben erfordern über das Übliche hinausge- erfordert die Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, hendes Fachwissen und Erfahrung. Objektplaner, Tragwerksplaner, TA-Planer, Eine Orientierungshilfe zur Abstimmung möglicher Sachverständigen für Geotechnik und Bauphysiker. Zuständigkeit bei der Planung enthält [1], Tabelle Auch Decken und Dächer des allgemeinen A.1. Gute Erfahrungen liegen vor, wenn die WU- Hochbaus können als WU-Betonbauwerke geplant Koordination und weitere Planungsaufgaben bei und ausgeführt werden. WU-Decken bzw. WU- WU-Betonbauwerken (vgl. Abschnitt 4) von einem Dächer werden in diesem Leitfaden jedoch nicht Tragwerksplaner übernommen werden, der über betrachtet. die übliche Tragwerksplanung hinausgehendes Die vorliegenden Empfehlungen spiegeln die Fachwissen besitzt. Der Tragwerksplaner muss für Erfahrung von in der Praxis tätigen Fachleuten2 diese Planungsleistungen jedoch explizit wider und basieren auf der WU-Richtlinie, Ausgabe beauftragt werden, vgl. Abschnitt 2. Dezember 2017 [1]. Ziel des Leitfadens ist, Hinweise Im Folgenden wird nur noch einheitlich der Begriff und Hilfestellungen für Bauherren, Planer und »Planer« verwendet. Damit ist entweder der Bauausführende in kompakter Form für die Planung, Objektplaner oder einer der Fachplaner (Trag- Ausführung und Überwachung von WU- werksplaner, TA-Planer, etc.) gemeint, dem die Betonbauwerken insbesondere bei drückendem jeweilige Planungsaufgabe zugeordnet bzw. Wasser (Beanspruchungsklasse 1) und hochwertiger beauftragt wurde. Nutzung zu geben. 1 alle kursiv geschriebenen Wörter verweisen auf den entsprechenden Begriff im Glossar © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 12
Baugrundgutachten als Planungsgrundlage Maßgebend für die WU-Betonbauwerke sind 4 Planer insbesondere der während der gesamten Grundlagen der Planung Nutzungsdauer zu erwartende höchste Wasserstand (Bemessungswasserstand), die Art der Wasserbe- Die Betonkonstruktion übernimmt im Zusammen- anspruchung (Beanspruchungsklasse), sowie die wirken mit einem geschlossenen Fugen- chemische Zusammensetzung des anstehenden abdichtungssystem und ggf. planmäßigen Dicht- Wassers. Diese Informationen gehen aus einem maßnahmen die Sicherstellung der Wasserun- qualifizierten Baugrundgutachten hervor, das vom durchlässigkeit. Bauherrn vorzulegen ist. Entwurf und Ausführungsplanung eines WU-Beton- bauwerkes erfolgen nach der WU-Richtlinie [1], [2]. Bauherr legt mit Unterstützung des Planers die Nutzung als Planungsgrundlage fest Die Konzeption des WU-Betonbauwerkes wird durch die Beanspruchungsklasse, den Bemessungs- Die entscheidende Grundlage für die Planung eines wasserstand und die Nutzungsklasse bestimmt. WU-Betonbauwerkes ist die vorgesehene Nutzung mit den zugehörigen Anforderungen an das Der Bemessungswasserstand und die Angaben Raumklima (ggf. für Teilbereiche oder einzelne zur Beanspruchungsklasse sind dem vom Räume des Untergeschosses unterschiedlich), die Bauherrn vorzulegenden Baugrundgutachten vom Bauherrn festgelegt werden muss zu entnehmen. (Bedarfsplanung). Der Planer unterstützt den Liegt kein Baugrundgutachten vor, fehlen die Bauherrn dabei und legt auf dieser Planungs- Grundlagen der Planung. grundlage die jeweilige Nutzungsklasse nach WU- Richtlinie [1] bzw. dem DBV-Merkblatt Die Nutzungsklasse nach WU-Richtlinie [1], [2] »Hochwertige Nutzung von Unter-geschossen« [3] bzw. dem DBV-Merkblatt »Hochwertige fest. Nutzung von Untergeschossen« [3] ergibt sich aus der vorgesehenen Nutzung und ist mit dem Bauherrn nach erfolgter eingehender Beratung Informations- und Aufklärungspflicht des Planers zu vereinbaren. Künftige Nutzungsänderungen Der Planer soll dem Bauherrn sehr frühzeitig die sind hierbei einzubeziehen. Die Nutzungsklasse zur vorgesehenen Nutzung passenden möglichen A** nach [3] (normale Raumnutzung) stellt den Ausführungsvarianten eines WU-Betonbauwerkes üblichen Fall im Wohnungsbau dar. darlegen und die jeweiligen Vor- und Nachteile Es muss der Zeitpunkt vereinbart werden, ab (z. B. mögliche Undichtigkeiten infolge Rissbildung dem die geplante Wasserundurchlässigkeit während der Nutzung, ggf. erforderliche ständige hergestellt sein muss. Das ist in der Regel der Zugänglichkeit des Bauteils von innen) erläutern. geplante Nutzungsbeginn bzw. der Beginn der Der Planer soll den Bauherrn auch über das Risiko Ausbauarbeiten. und den Umgang mit unplanmäßigen Undichtigkeiten informieren und aufklären. Wei- tere Hinweise dazu siehe Abschnitt 4. Aufgaben des Planers In der WU-Richtlinie [1] sind die Aufgaben der Fachunternehmer und Überwachung bringen Planung sowie insbesondere die erforderlichen Sicherheit Planungsschritte beschrieben: WU-Betonbauwerke erfordern – wie jede Art der Festlegung eines zur vorgesehenen Nutzung Abdichtung gegen Wasser – besondere Sorgfalt bei passenden und geeigneten Entwurfsgrund- der Ausführung. Es hat sich bewährt, dass das im satzes (EGS) hinsichtlich Trennrissen, Detail geplante WU-Betonbauwerk von Konstruktion unter Berücksichtigung der Fachunternehmen ausgeführt wird. Wasserbeanspruchung, der vorgesehenen Bei der Ausführung sind insbesondere die für die Nutzung und des Entwurfsgrundsatzes Wasserundurchlässigkeit wesentlichen Arbeiten, z. hinsichtlich Trennrissen, B. der Einbau von Fugenabdichtungssystemen und Festlegung von ausreichenden Bauteildicken, die Betonarbeiten zu überwachen. Es hat sich bewährt, dass die Überwachung im Rahmen der Planung sämtlicher Fugen und Leistungsphase 8 nach HOAI vom Planer Durchdringungen inkl. deren Abdichtung / durchgeführt wird. Weitere Hinweise siehe Abdichtungs-systemen, Abschnitt 5. Planung von Bauablauf, Betonierabschnitten © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 13
und weiterer ausführungstechnischer planmäßige Risse, die mit planmäßigen Maßnahmen Maßnahmen gemäß festgelegtem abzudichten sind. Der Planer muss seinem Entwurfsgrundsatz, Auftraggeber die Vor- und Nachteile der zur Diskussion stehenden WU-Konzeption und des Vorgabe der erforderlichen Eigenschaften des zugehörigen Entwurfsgrundsatzes erläutern, vgl. WU-Betons, insbesondere des maximalen w/z- Tabelle A.1 in [1], insbesondere hinsichtlich Kosten, Wertes, der Festigkeitsentwicklung, des Risiken, Zugänglichkeit und zu erwartender maximalen Größtkornes, der Wasserundurchlässigkeit bei Nutzungsbeginn. Nur Expositionsklassen, der Druckfestigkeitsklasse so kann er vermeiden, isoliert für einzelne Nachteile sowie ggfs. weiterer betontechnologischer seiner Planung selbst dann zu haften, wenn diesen Maßnahmen, Nachteilen vom Bauherrn gewünschte Vorteile Planung von Abdichtungsmaßnahmen für gegenüberstehen. Es hat sich bewährt, dass der planmäßige und unplanmäßige Rissbildung, Planer zur Vermeidung von Haftungsrisiken diese z. B. Injektionsmaßnahmen, Erläuterung dokumentiert. Nach Festlegung des Ent- wurfsgrundsatzes sind Maßnahmen zur Umsetzung Planung weiterer Details und Übergänge falls des Entwurfsgrundsatzes zu planen. Bei den EGS a erforderlich wie z. B. Kellerabgänge, und c bedeutet dies vor allem, Maßnahmen zur Lichtschächte oder Anschluss an Minderung von Zwangsbeanspruchungen zu Bestandsgebäude, planen. Dies kann insbesondere durch konstruktive Dokumentation der durchgeführten Beratung Maßnahmen (Reduzierung der Verformungs- und der Planung inklusive möglicher behinderung in Verbindung mit betontechnischen Einschränkungen während der Nutzung. und ausführungstechnischen Maßnahmen zur Reduzierung von Verformungen erreicht werden. Je nach Beanspruchungs- und Nutzungsklasse sieht die WU-Richtlinie [1], Kapitel 6 drei Entwurfs- Es sind Betone mit hohem grundsätze (EGS) hinsichtlich Trennrissen (Risse, Wassereindringwiderstand einzusetzen. Risse in WU-Betonbauwerk, Entwurfsgrundsätze) Die WU-Richtlinie [1] enthält Empfehlungen zu vor: Mindestbauteildicken, die für Beton mit den EGS a : Vermeidung von Trennrissen durch die Anforderungen der WU-Richtlinie (WU-Beton) Festlegung von konstruktiven, beton- gelten, siehe [1], Abschnitt 7.1. Eine technischen und ausführungstechnischen vorgesehene Unterschreitung dieser Maßnahmen Mindestbauteil-dicken sollte vorab durch den Planer mit allen Beteiligten abgestimmt EGS b : Bauweise mit Trennrissen, Festlegen werden. Bei Beanspruchungsklasse 1 sind nach von Rissbreite (viele kleine Risse mit geringen [1] zusätzliche Anforderungen an das lichte Rissbreiten), sodass Wasserdurchtritt durch Innenmaß bw,i zu beachten. Selbstheilung begrenzt werden kann. Der EGS b ist bei der Kombination von Nutzungsklasse A Bei Ausnutzung der Mindestbauteildicken nach und Beanspruchungsklasse 1 nicht oder nur mit WU-Richtlinie [1] ist bei Beanspruchungsklasse Sondermaßnahmen anwendbar 1 ein WU-Beton mit einem (w/z)eq < 0,55 und bei Wänden zusätzlich ein Größtkorn der EGS c : Bauweise mit Trennrissen, Festlegen Gesteinskörnung < 16 mm zu verwenden. von Rissbreite (wenige breite Risse) in Kombi- Diese zusätzlichen Anforderungen sind in die nation mit planmäßigen Dichtmaßnahmen Ausschreibung und in die Ausführungs- Bei allen drei Entwurfsgrundsätzen kann nicht unterlagen aufzunehmen. vollständig ausgeschlossen werden, dass trotz Das Fugenabdichtungssystem ist als fachlich richtiger regelkonformer Planung und geschlossenes Abdichtungssystem für Arbeits-/ qualitätsvoller Ausführung wasserführende Sollriss- / Dehnfugen im Detail zu planen. Trennrisse auftreten. Diese Risse sind systemimma- Gleichermaßen sind Abdichtungen von nent und können auch erst zu einem späteren Durchdringungen wie z. B. Rohrdurch- Zeitpunkt auftreten. Gemäß der WU-Richtlinie [1] ist führungen, Schalungsankern, Erdungsanker zu daher die Abdichtung wasserführende Trennrisse planen. Der Abstand zwischen der Bewehrung bei allen Entwurfsgrundsätzen zu planen und und dem Fugenabdichtungssystem ist so zu auszuschreiben (Injektion). planen, dass ein vollständiges Einbetonieren Bei EGS a sind dies unplanmäßige Risse und bei des Fugenabdichtungssystems möglich ist, vgl. EGS b planmäßige Risse mit unplanmäßig großer auch [9], [10], [13]. Rissbreite (Risse), die sich nicht selbst heilen Bei WU-Betonbauwerken ist das nachträgliche (Selbstheilung). Bei EGS c handelt es sich um Abdichten von Rissen oder anderen © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 14
Undichtigkeiten von der Luftseite her relativ abdichtungssystem und eine Anschluss- einfach möglich, wenn die Bauteilinnenflächen bewehrung liegen. Zur Sicherstellung der zugänglich sind. Die Zugänglichkeit zu den Betonierbarkeit und des fachgerechten Bauteil-innenflächen (Wände und Sohlplatte) Einbaus von innenliegenden Fugenab- des WU-Betonbauwerkes ist bei der Planung dichtungen gelten nach WU-Richtlinie [1] von TA-Anlagen und Wand- / Bodenaufbauten besondere Anforderungen an die lichten zu berücksichtigen. Zur Herstellung der Innenmaße bw,i (zwischen den Bewehrungs- Zugänglichkeit kann die bereichsweise lagen und bei Elementwänden ohne Entfernung eines (durchfeuchteten) Aufbaus Bewehrung zwischen den Innenflächen der erforderlich werden. Fertigteilplatten). Bei Elementwänden führen diese lichten Innenmaße bw,i in vielen Fällen zu Unter bestimmten Randbedingungen (z. B. dickeren Bauteilen als die Mindestdicken nach Zugänglichkeit zur Betonkonstruktion nicht WU-Richtlinie [1]. dauerhaft sichergestellt, Rissbildung während der Nutzung konzeptionell nicht auszuschlie- Bei der Verwendung von Elementwänden ßen, Wasserwechselzone, Undichtigkeiten vor werden die Elementstoßfugen in der Regel als Nutzungsbeginn wegen fehlendem Wasser Sollrissfugen mit Dichtelement ausgebildet. Die nicht erkennbar) kann die Verwendung von Möglichkeit, eine einreihige Anschlussbeweh- Frischbetonverbundsystemen (FBV-Systeme) rung vorzusehen oder sogar auf eine in Kombination mit einem WU-Betonbauwerk Anschlussbewehrung zu verzichten, sollte mit als vorsorglicher Schutz zur Abdichtung dem Ziel einer besseren Betonierbarkeit planmäßiger, unplanmäßiger, nicht geprüft werden, vgl. lichte Innenmaße bw,i. erkennbarer oder nicht zugänglicher Trennrisse in Erwägung gezogen werden, vgl. 5 Bauausführende [5, 6, 7, 8]. Die 2017 [1] noch der DIN 18533 [20] geregelt und entspricht demnach derzeit WU-Betonbauwerke erfordern – wie jede Art der nicht den anerkannten Regeln der Technik. Abdichtung gegen Wasser – besondere Sorgfalt bei Darüber müssen alle Beteiligten von Seiten des der Ausführung. Das im Detail geplante WU- Planers aufgeklärt werden. Die Konzeption des Betonbauwerk soll deshalb von Fachunternehmen WU-Betonbauwerkes sowie die Detailplanung, ausgeführt werden. insbesondere der Übergänge und Vor der Bauausführung müssen die ausführbaren Durchdringungen, muss auf die Verwendung Planunterlagen mit allen für das WU-Betonbauwerk eines FBV-Systems abgestimmt sein relevanten Details vorliegen. Noch vorhandene (ganzheitliche Planung). Der Nachweis der Unklarheiten oder fehlende Detailplanung wie z. B. Verwendungseignung und der Verträglichkeit der Hinweis auf Ausführungsplänen »Arbeitsfugen aller eingesetzten Komponenten inkl. der nach Festlegung des bauausführenden Übergänge ist durch aussagekräftige Unternehmens« sollten bei WU-Betonbauwerken Unterlagen, z. B. allgemeine bauaufsichtliche nicht akzeptiert und eine vollständige und plausible Prüfzeugnisse (abP), zu belegen. Hinweise zur Planung eingefordert werden. Ausführung von WU-Betonbauwerken mit FBV- Systemen können Kapitel 5 entnommen Sind im Leistungsumfang des Bauausführenden auch werden. Leistungen für die Planung von WU- Betonbauwerken enthalten, sollte der Es hat sich bewährt, dass der Planer die Bauausführende einen geeigneten Planer Bauausführung aller für die Wasser- beauftragen, um das Haftungsrisiko für die Planung undurchlässigkeit wesentlichen Arbeiten des abzugeben. WU-Betonbauwerkes nach dem qualitäts- sichernden Vier-Augen-Prinzip überwacht Werden vom Bauunternehmen Änderungen (Leistungsphase 8 nach HOAI). vorgeschlagen (z. B. Verwendung von Element- wänden anstatt der vorgesehenen Ortbeton- Hinweise beim Einsatz von Elementwänden: konstruktion), muss die Planung durch einen Einfluss Die Entscheidung für den Einsatz von auf die Planungskosten, die Bauzeit und die Elementwänden muss so früh wie möglich (i. d. Risikoübernahme sind zu berücksichtigen. R. in der Entwurfsplanung) getroffen werden, Empfohlen wird ein Betonstartgespräch. Ausführende vgl. dazu auch die Hinweise im Abschnitt 5. und Betontechnologen sollten spätestens jetzt die Bei der Verwendung von Elementwänden ist sich aus dem Entwurfsgrundsatz und der Konstruktion aus Gründen einer besseren Betonierbarkeit ergebenden ausführungs- und betontechnischen eine Mindestdicke von 30 cm zu empfehlen, Maß-nahmen abstimmen und einen Betonierplan wenn in der Ortbetonergänzung ein Fugen- erstellen. Aus betontechnischer Sicht bedeutet dies, © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 15
dass die Vorgaben der WU-Planung hinsichtlich einer Bewehrung zu Fugenabdichtungssystemen ist Unterlage für die WU-Bodenplatte zu achten (Vorgabe der Planung). (Sauberkeitsschicht, Dämmung, Gleitschicht etc.), der Expositionsklassen, der WU-Eigenschaften des Schalung Betons, der Betondruckfestigkeitsklasse, der vorgegebenen Festigkeitsentwicklung, der Die Dichtigkeit der Schalung verhindert das Auslaufen Hydratationswärmeentwicklung und des Schwindens von Zementleim. Insbesondere im Anschlussbereich in entsprechende Betoneigenschaften umzu-setzen Boden – Wand kann durch auslaufenden Zementleim sind. Der Betonierplan umfasst im Wesentlichen die Dichtigkeit des WU-Betonbauteils (Einbindung Vorgaben zu Betonierabschnitten, zur Höhe der Fugenabdichtung) beeinträchtigt werden. erforderlichen Anschlussmischung (Beton mit reduziertem Größtkorndurchmesser), zur Höhe der Fugenabdichtungssysteme Schüttlagen, zur Fallhöhe (bzw. Länge der Fallrohre Alle Elemente des Fugenabdichtungssystems oder Einbauschläuche), zu Einfüll- und müssen gegen Verschieben und Umknicken Rüttelöffnungen, zu Art und Anzahl der sowie gegen Beschädigungen vor, während Verdichtungsgeräte (Rüttler), zur erforderlichen und nach der Betonage gesichert werden. Rütteldauer, zum Zeitpunkt des Nachverdichtens und zur Art und Dauer der Nachbe-handlung. Die Arbeitsfugen und Fugenabdichtungssysteme logistischen Randbedingungen, die Bauteildicke und sind vor und nach dem Betonieren sorgfältig die während der Ausführung zu erwartenden zu säubern und zu kontrollieren. Witterungseinflüsse sind in die Überlegungen mit Mörtelanreicherungen sind unmittelbar nach einzubeziehen. der Betonage zu entfernen. Besonders zu berücksichtigen ist das Entstehen und Abfließen von Hydratationswärme, insbesondere Betoneinbau bei massigen Bauteilen (z. B. dicken Bodenplatten), vgl. hierzu DAfStb-Richtlinie »Massige Bauteile aus Der Beton muss so eingebaut und verdichtet Beton« [14]. werden, dass ein monolithisches und dichtes Betongefüge ohne Fehlstellen entsteht. Eine Fugenabdichtungssysteme (z. B. Fugenbleche, auf die Konsistenz abgestimmte Verdichtung (in Fugenbänder, Injektionsschlauchsysteme), andere der Regel durch Rütteln) gewährleistet, dass Abdich-tungen (z. B. streifenförmige außenliegende insbesondere in Fugenbereichen die Fugenabdichtungen) oder Bewehrung und Fugenabdichtungssysteme Frischbetonverbundsysteme gemäß WU-Planung dicht umschlossen werden. Die Vernadelung sind fachgerecht lagerichtig und stabil einzubauen. der einzelnen Betonierlagen (ca. 50 cm pro Die für das wasserdichte Verbinden von Lage) muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet Fugenabdichtungen geltenden Regelungen aus sein, um unplanmäßige »kalte« Fugen allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnissen, auszuschließen, hierbei ist unter Umständen Normen und der WU-Richtlinie sind zu beachten. der Einsatz eines Betonverzögerers sinnvoll. Die Nachbehandlung ist Teil des Betonierplans. Der Beton darf nicht übermäßig Bluten, damit Insbesondere in der kalten Jahreszeit oder bei dicken »Wassersäcke« unter horizontaler Bewehrung Bauteilen kann zudem eine auf die Planung oder Mörtelanreicherungen an Fugen- abgestimmte thermische Nachbehandlung, z. B. abdichtungskonstruktionen vermieden wer- durch Auflegen von Wärmedämmmatten den. Ein übermäßiges Bluten kann durch erforderlich werden. Die thermische Begrenzung der Blutwassermenge, z. B. auf 6 Nachbehandlung (Zeitpunkt Auflegen und Entfernen kg/m3 (Bluteimerverfahren nach DBV- der Wärmedämmmatten) muss sorgfältig in Abstim- Merkblatt »Besondere Verfahren zur Prüfung mung mit dem Planer geplant werden. von Frischbeton« [15] vermieden werden. Dies Insbesondere sind bei der Ausführung zu beachten: muss vertraglich mit dem Betonlieferanten vereinbart werden. Eine Blutwassermenge Bewehrungsarbeiten kleiner als 6 kg/m3 wird üblicherweise bei einem Beton der Druckfestigkeitsklasse C30/37 Geeignete Abstandshalter für WU- mit einem maximalen Wassergehalt von 175 Betonbauwerke verwenden. Diese müssen der kg/m3 eingehalten. Vorgabe des Planers entsprechen. Die freie Fallhöhe des Betons sollte 100 cm möglichst nicht übersteigen (Verwendung von Auf einen ausreichenden Abstand der Einbaurohren oder -schläuchen, die erst © Prof. Dr.-Ing. Rainer Hohmann 2019 16
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