Neues Instrument für die diagnostische Praxis in der Sozialen Arbeit - Praxis-Tagung 22. Januar 2020 Jeremias Amstutz & Stefan Büchi - FHNW

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Neues Instrument für die diagnostische Praxis in der Sozialen Arbeit - Praxis-Tagung 22. Januar 2020 Jeremias Amstutz & Stefan Büchi - FHNW
Neues Instrument für die diagnostische Praxis in der Sozialen Arbeit

                               Praxis-Tagung
                              22. Januar 2020

                      Jeremias Amstutz & Stefan Büchi
Neues Instrument für die diagnostische Praxis in der Sozialen Arbeit - Praxis-Tagung 22. Januar 2020 Jeremias Amstutz & Stefan Büchi - FHNW
Tagesprogramm

                             Begrüssung & Einführung

                Diagnostik und Auftragsklärung in der Sozialen Arbeit

                                 Einführung PRISM

                             PRISM zur Auftragsklärung

                      Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis

                              Abschluss und Ausblick

Praxis-Tagung                                                      22.01.2020   2
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Diagnostik & Auftragsklärung in der Sozialen Arbeit

                                                                         Professionelles Handeln
                                                                          in der Sozialen Arbeit

                                                                     Fallverstehen (Soziale Diagnostik)

                                                                            Prozessgestaltung

                                                                             Auftragsklärung

(Hochuli Freund/Stotz 2015: 138)

           Praxis-Tagung                                                                  22.01.2020      3
Neues Instrument für die diagnostische Praxis in der Sozialen Arbeit - Praxis-Tagung 22. Januar 2020 Jeremias Amstutz & Stefan Büchi - FHNW
Drei Ebenen von Aufträgen

                                          I: Soziale Arbeit
                Allgemeine Zielsetzung: soziale Gerechtigkeit, Integration, Autonomie

                                          II: Organisation
                           Abgeleitet aus dem Auftrag der Sozialen Arbeit
                    Beschreibt Zielgruppe, Thema, Konzeption der Organisation

                                          III: Klient*innen
                        Beschreibt Fallsituation und allgemeine Zielrichtung
                    Formuliert von Klint*innen selber oder von zuweisender Stelle
                Können widersprüchlich sein => Transparenz & Aushandlungsprozess

                                        (Hochuli Freund/Stotz 2015: 151-155)

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Auftragsklärung & Erstgespräch in der Beratung

                «Die Anfangsphase der Zusammenarbeit von Sozialarbeitern und
                Klienten prägt entscheidend den Verlauf ihrer Beziehung. Insofern
                kommt diesem Anfang eine Schlüsselfunktion für die Qualität der
                beruflichen Praxis in vielen Teilbereichen der Sozialen Arbeit zu.»
                                         (Kähler 2009: 13)

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Auftragsklärung & Erstgespräch in der Beratung

           Gespräche = sozialkommunikative Form methodischen Handelns

                   Gesprächsformen im Problemlösungsprozess
                           Erst- und Zielklärungsgespräche
                        Beratungs- und Begleitungsgespräche
                         Standort- und Evaluationsgespräche
                                   (Widulle 2012: 141)

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Auftragsklärung & Erstgespräch in der Beratung

                                   Herausforderungen
                                  Auftragslage ist oft diffus
                      Klient*innen wollen keine Veränderung/Beratung
                      Rollen und Funktionen in der Beratung oft unklar
                               Hohe Zeit- und Leistungsdruck
          => schnelle, wenig reflektierte Handlungen ohne Ziel- und Auftragsklärung
                                       (Weber/Kunz 2012: 38ff.)

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Danke für die Aufmerksamkeit und Mitarbeit

                                        Kontakt
                        Stefan Büchi: stefan.buechi@hohenegg.ch

                       Jeremias Amstutz: jeremias.amstutz@fhnw.ch

Praxis-Tagung                                                       22.01.2020   8
Workshop Notizen I

      Thematische Bezüge

                                                Schlüsselbegriffe von Therapie

Praxis-Tagung                                         22.01.2020       9
Workshop Notizen II

Praxis-Tagung                         22.01.2020   10
Vor- und Nachteile von PRISM   Workshop Notizen III

Praxis-Tagung                                         22.01.2020   11
PRISM in der Sozialen Arbeit
Praxis Tagung FHNW, 22.1.2020, Muttenz

Prof. Dr. med. Stefan Büchi
Ärztlicher Direktor
Privatklinik Hohenegg Meilen
Lebensqualität
Konzepte
                Modell                  Modell
                Operational             Individualisiert
Mess-           heurist. multidimens.   Individ. Differenz
instrumente     Konstrukt               Soll zu Ist
Theoretischer   Fragebogen              Qualitative
Ansatz                                  Methoden
Einsatz-        Klinische und           Klinische
bereich         epidem. Studien         Praxis
Vorteile        Vergleichbarkeit        Individuelle
                                        Relevanz
Nachteile       Keine Auswahl und       Gruppenvergleiche
                subjekt. Gew.           nicht möglich
Lebensqualität
und Therapieerwartung
Patienten-Lebensqualität (LQ) = f (Therapieerwartung)
Zustand

+                                Therapie-
                                 erwartung
      Neg.LQ

–
                                  Zeit
     Therapeutischer Prozess
Gesundheitsbezogene
Lebensqualität (LQ)
„... es sollten LQ-Instrumente entwickelt
und eingesetzt werden, welche insbesondere
die Prozessqualität medizinischer Leistungen
erfassen und verbessern können.“

Higginson, BMJ 2001
PRISM
Pictorial Representation of Illness and Self Measure

Krankheit

                         SIS
                         Self-Illness Separation

                                                   Selbst
iPRISM – Gratis App
PRISM
Kommentare während Durchführung
                                        kleine SIS
– CP ist Teil von mir ...
  Sie ist mein Zentrum. 1cm
– Sie ist immer da, sie ist nie weg von mir. 2cm
– CP dominiert mein Leben vollständig. Als ich jünger
  war, konnte ich mit der Krankheit besser umgehen.
  Damals hätte ich sie weiter weg von mir gesehen. 3cm
– Meine Krankheit ist Teil meines „ICH“. Sie muss im
  Zentrum stehen. 3cm
PRISM
Kommentare während Durchführung
                                       grosse SIS
– Im Moment ist die Krankheit nicht
  so wichtig für mich. Wenn der Schmerz
  aber sehr stark ist, ist er sehr nah bei mir.
  Dann absorbiert mich der Schmerz und
  liegt ganz auf meinem „ICH“. 9cm
– Ich setze die Krankheit neben mein „ICH“.
  Wenn jemand die Krankheit auf sein „ICH“ legt,
  bedeutet das, dass die Krankheit sein Leben
  vollständig dominiert. 21cm
PRISM in SLE
Qualitatives Assessment
          Beispiele
  ?       – vollständige Immobilität
          – „könnte nicht mehr für Kinder sorgen“
          – Blindheit
          – Verlust der Arbeitsfähigkeit
          – Verlust der Lebens-Kontrolle
          – Abhängigkeit von stationärer Pflege
SIS
qualitative Resultate
– Veränderung der Person durch die Krankheit
– Verlust sozialer Rollen
  (insbesondere Arbeit und Familie)
– Kontrolle über das eigene Leben
Leiden
Definition

Zustand von schwerem Distress
bei bedrohter Intatkheit der Person.

                                  Cassel, (1982) NEJM 306: 639-645
PRISM-aktueller Forschungsstand
- Bisher über 40‘000 wissenschaftlich evaluierte Studienpatienten
- Auf 4 Kontinenten regelmässig eingesetzt
- Einsatzgebiete: K+L-Psychiatrie, Palliative Care,
   Kriseninterventionszentren, Rehabilitationskliniken, Physiotherapie,
   Ergotherapie, Pflegewissenschaften
- Validiert für
   chronisch körperliche Krankheiten (Büchi et al. 2002)
   Vitiligo (Reimer et al. 2004
   Alkohol-Krankheit (Reimer et al. 2005)
   Tod eines Kindes (Büchi et al. 2006)
   chronischer Schmerz (Kassajan. J Pain et al. in press)
   atypischer Gesichtsschmerz (Streffer et al. 2008)
   Suizidalität (Harbauer, Haas et al. 2008)
   Dermatologie (Hofbauer et al. 2009)
- Tinnitus: inkl. EEG ! Visualisierung von Leidensdruck (Meyer 2014)
- Breit einsetzbares Instrumente (Sensky, Büchi 2016)
PRISM – Validierung 2002

INTRA- UND INTERRATER STABILITÄT                      !"
KRITERIUMS-VALIDITÄT (Vergleich mit ‘Gold
Standard’)                                            #"
KONVERGENTE VALIDITÄT (Korrelation mit
Depression (-) and Sense of Coherence (+) )           !"
DIVERGENTE VALIDITÄT (unterschiedl.
Korrelationen mit SF-36 Subskalen bei unterschiedl.   !"
chron. Krankheiten)

SENSITIVITÄT FÜR VERÄNDERUNG                          !"

         Büchi S. et al. Psychother Psychosom 2002
Leiden
als Thema in der Medizin
– Ist kein keyword in Medline
– Ist kein Stichwort in Lehrbüchern der Psychologie
– Wird unkorrekterweise mit Schmerz gleichgesetzt
– Ist ein sehr häufig verwendetes Stichwort
  (200 000 000 hits in Google-Datenbank!)
Aspekte der “PERSON”

          Transzendente                  Persönlichkeit/
            Dimension                      Charakter
                                                              Vergangenheit
           (Spiritualität)
                                                             (Leistungen etc.)
     Zukunft
                                                                   Erfahrungen

“Geheimnisse”                                                     Familie/
                                   PERSON                         Freunde
  Gewohnheiten
                                                              Kultureller
      Aktivitäten                                             Hintergrund

        Beziehung zu sich selbt                    Rollen
           (z.B. Selbstwert)
                                                                             27.01.20

                Cassell EJ (2006) The Nature of Suffering and the Goals of Medicine
                                                                                 15
LEIDEN : beeinflussende Faktoren

                                      SOZOIO-KULTUR.
                                      ANTWORTEN AUF
                               ?      SINN IM LEIDEN
 INDIVID. FÄHIGKEIT
   SINN ZU FINDEN

                      SUCHEN VON
                         SINN

    -
                           -
     BEDROHUNG DER
        “PERSON”       +           LEIDEN
Die beiden zentralen Prozesse bei
Verlusterlebnissen (Davies et al.
1998)
A. Suchen von Sinn (warum?)
   - Qualität: Rumination
   - geht mit Symptomen von Angst und Depression einher
   - Ausmass der Rumination nach 6 Mt.
     ! Vorhersage über langfristige Verarbeitung

B. Suchen von positiven Aspekten (wozu?)
    - neuer Selbst- und Weltbezug
      ! posttraumatische Reifung
                                                 27.01.20

                                                     17
Sinnfragen - kausal und final

     Ursache
                                            Sinn, Zweck
     Warum?
                                              Wozu?
               kausal               final

                          Jetzt
                        Krankheit              t
                                                          27.01.20

                                                              18
Leiden
und Reifung
„Persönliche Reifung von Personen
nach erlebten Krisen und Schicksalsschlägen
ist die subjektive Erfahrung
positiver Veränderungen,
die das Ergebnis der kognitiven und
emotionalen Verarbeitung von
aversiven Ereignissen darstellt.“

A. Maercker, 1991
Posttraumatische Reifung
(nach Tedeschi und Calhoun, 1995)

   - Intensivere Beziehung zu Mitmenschen
   - Wertschätzung des Lebens
   - Persönliche Stärke / Akzeptanz
   - Religiöse Veränderungen
   - Neue Lebensperspektiven
PRISM als therapeutisches
    Instrument: Konzepte
- In Beziehung setzen
- Beziehung schaffen
- Visualisierung und Externalisierung
- In-die-Hand-nehmen und spielend explorieren
- Realitätskonfrontation
- Ressourcenaktivierung
- Selbst-Konzepte                       27.01.20

                                            21
Wissenschaftlich ermittelte Vorteile
von Visualisierung von Gesprächen

Kognitive Vorteile:
   - bessere Problemanalyse (Larkin und Simon, 1987)
   - höhere Erinnerung(Paivio 1986, Eppler Bresiani 2006)
   - verbesserte Kreativität (Hoffmann, Eppler, Bresciani 2011)

Sozio-emotionale Vorteile:
   - Reduktion von interpersonellen Konflikten (Eppler/Mengis 2006)
   - sofortige, gegenseitige überprüfte Gesprächsdokumentation
     (Nunamaker 1996)
   - fördert das aufeinander aufbauen (van der Lugt 200)

                                                                      27.01.20

                                                                          22
Basic effects of PRISM on
   communication
          Outward dimension                                    Inward Dimension
          Introduction of a Tertium                          Network of different aspects

- Emotional relief for the therapeutic relationship   - Introduction of simultaneousness
- Shared focus on outward object                         instead of time series
                                                      -Introduction and acceptance of paradoxes („as
                                                         well as“ instead of „either or“

                                                                                            27.01.20

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PRISM – holistic communication

                 Head / Cognition
                       I think
                     I decide

                 Stomach/Intuition
                     I guess

 Hand / Action                       Heart / Emotion
    I do /                                I feel
    I grasp

                                                   27.01.20

                                                       24
Individuelle Praxis der
Therapiezielsetzung
1. Wie wichtig sind Ihnen Therapieziele?
2. Wie wichtig ist Ihnen der Prozess zu den individuellen
   Therapiezielen zu kommen?
3. Sind sie mit der Durchführung Ihrer Therapiezielsetzung
   zufrieden?
4. Wieviel Zeit investieren Sie für die Therapiezielsetzung?
5. Wie halten Sie die Therapieziele fest?
   Wie ist der Patient über die Therapieziele informiert?
6. Überprüfen Sie die Therapieziele während der Therapie? Wenn
   ja – wie häufig?
7. Wie erfassen Sie bei Austritt/Abschluss der Therapie den
   Therapieerfolg?
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Therapieziele

Def.: Ziele können als elaborierte Repräsentationen davon
  beschrieben werden, was eine Person in ihrer gegenwärtigen
  Lebenssituation erreichen oder vermeiden möchte
  (Brunstein et al. 1998)

Verschiedenen Perspektiven
  Patient
  Therapeut
  Umfeld („Gesellschaft“- z.B. Kostenträger)

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Art von Zielen

   Vermeidungsziele:
    „Ich möchte vermeiden, dass…“
   Annäherungsziele:
    „Ich will, dass…“
Zielorientierung

Vermeidungsziele

Annäherungsziele
Prozess der
Therapiezielfindung

Wer bestimmt die Therapieziele?
Werden Therapieziele verhandelt – falls ja, in welcher Weise?

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Decision making in der Medizin

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Decision making in der Medizin

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Shared decision making –
eine Kommunikation zwischen
Experten
Patient: Experte für sein eigenes Leben, Lebensumstände,
  Orientierung und Ziele
Therapeut: Krankheit, medizinische Behandlung

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