Nutzung digitaler Techniken für Planungsaufgaben in schwierigem alpinem Gelände Praxisbeispiele aus Österreich - henry

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Mehlhorn, Susanne; Moser, Markus; Janu, Stefan
Nutzung digitaler Techniken für Planungsaufgaben in
schwierigem alpinem Gelände Praxisbeispiele aus
Österreich
Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen
Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit/Provided in Cooperation with:
Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische
Hydromechanik

Verfügbar unter/Available at: https://hdl.handle.net/20.500.11970/106321

Vorgeschlagene Zitierweise/Suggested citation:
Mehlhorn, Susanne; Moser, Markus; Janu, Stefan (2019): Nutzung digitaler Techniken für
Planungsaufgaben in schwierigem alpinem Gelände Praxisbeispiele aus Österreich. In:
Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik
(Hg.): Komplexe Planungsaufgaben im Wasserbau und ihre Lösungen. Dresdner
Wasserbauliche Mitteilungen 62. Dresden: Technische Universität Dresden, Institut für
Wasserbau und technische Hydromechanik. S. 295-304.

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Technische Universität Dresden Fakultät Bauingenieurwesen
Institut für Wasserbau und Technische Hydromechanik
42. Dresdner Wasserbaukolloquium 2019
 Komplexe Planungsaufgaben im Wasserbau und ihre Lösungen

     Nutzung digitaler Techniken für Planungsaufgaben
            in schwierigem alpinem Gelände
              Praxisbeispiele aus Österreich

                                      Susanne Mehlhorn
                                        Markus Moser
                                         Stefan Janu

     Projektierungen in alpinem, schwer zugänglichem Gelände stellen die Projektan-
     ten und Projektantinnen immer wieder vor große Herausforderungen. Einerseits
     fehlen gute Grundlagendaten und andererseits ist die technische Umsetzung mit
     sehr hohem Aufwand verbunden. Früher wurden Schutzmaßnahmen aus diesem
     Grund in diesen sensiblen Gebieten nur spärlich in Angriff genommen.
     Der Klimawandel sorgt aber im alpinen Raum für eine Erhöhung der Disposition
     für Naturgefahren. Das Schmelzen der Gletscher und die dadurch vermehrte Mo-
     bilisierung von Feststoffen auch aufgrund des Rückgangs des Permafrostes

                                                                                         C1 Saal 3
     sind in den letzten Jahren deutlich sichtbar geworden und erfordern nun auch in
     diesen Gebieten zunehmend entsprechende Schutzmaßnahmen. Die Planung die-
     ser bleibt eine große Herausforderung. Ein Großteil der hierfür notwendigen digi-
     tal vorhandenen Grundlagendaten sind im Digitalen Wildbach- und Lawinenka-
     taster der Österreichischen Wildbach- und Lawinenverbauung gesammelt und ab-
     rufbar. Des Weiteren wird zunehmend auf neueste Techniken zur Erweiterung der
     Grundlagendaten zurückgegriffen. Die Methoden reichen von der Verwendung
     von Wetterradardaten zur Gewinnung von Informationen und Analyse, Diffe-
     renzenmodellen auf Basis von regelmäßigen Laserbefliegungen zur Analyse und
     Quantifizierung der Feststofftransportprozesse bis hin zur Verwendung verschie-
     denster Datensätze aus Satellitendaten des Copernicus-Programms (Sentinel 1 und
     2). In vielen Fällen hat sich die Verwendung digitaler Informationen bereits bes-
     tens in der Praxis bewährt, einige Methoden und Techniken zeigen Potential, ste-
     cken aber noch in den Kinderschuhen. Die verschiedenen Methoden, ihre Anwen-
     dung sowie ihre Vor- und Nachteile sollen anhand von Beispielen aus der Praxis
     der Wildbach- und Lawinenverbauung dargestellt und erläutert werden.
     Stichworte: Planungsaufgaben, digitale Unterstützung, Vorteile, Nachteile

1 Digitale Techniken in der WLV
Basis für alle digitalen Planungsaufgaben in der Wildbach- und Lawinenverbau-
ung (WLV) ist der digitale Wildbach- und Lawinenkataster (WLK). Dieser ist
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ein modular aufgebautes GIS- und Datenbanksystem und umfasst neben Infor-
mationen und Lagedaten zu Wildbach- und Lawineneinzugsgebieten auch Stein-
schlag- und Rutschungsgebiete im Kompetenzbereich. Weiter sind die beste-
henden Gefahrenzonen und Gefährdungsbereiche, sowie die Kenn- und Lageda-
ten der errichteten Schutzbauwerke enthalten.
Des Weiteren finden im Zuge von speziellen Fragestellungen neueste Methoden
und Techniken immer wieder Anwendung, auf die im Folgenden beispielhaft
eingegangen werden soll.

2 Daten aus dem Copernicus Programm
Neben den eigenen erhobenen Daten, wird der WLK ständig durch planungsre-
levante, österreichweit verfügbare Basisdaten erweitert. Diese umfassen z.B.
Informationen zur Hydrologie, Landnutzung, Boden-, Wald-, Gelände- und
Oberflächenbeschaffenheit. Etliche Datensätze, wie die Landnutzung und das
digitale Oberflächenmodell werden mittlerweile vollautomatisch durch Partner-
institutionen und im Zuge von Forschungsprojekten aus Sentinel 1 und 2 Daten
des Copernicus-Programms für Österreich generiert.
Die freie und regelmäßige Verfügbarkeit der Datensätze alle 5 Tage in einer
Auflösung bis zu 10m bietet etliche Möglichkeiten, die sich zum Teil noch in
der Entwicklung befinden und noch bei weitem nicht ausgeschöpft sind. Im Be-
reich der Wildbach- und Lawinenverbauung sind in diesem Zusammenhang vor
allem Fragestellungen im Bereich Monitoring und der Aufarbeitung von Ereig-
nissen von Interesse. Große Massenbewegungen können mit Hilfe der Sentinel 1
und 2 Daten über einen langen Zeitraum kosteneffizient beobachtet werden. Ei-
ne standardmäßige Anwendung wird derzeit in Pilotgebieten mit guten Erfolgen
getestet.
Weiters können nach Ereignissen Prozessbereiche anhand der Bild- und ermit-
telten Bodenfeuchtedaten gut lokalisiert und kartiert werden. Dies eignet sich
besonders für schwer zugängliches Gelände oder großflächige Überflutungsbe-
reiche. Voraussetzung hierfür sind ein guter Einsichtswinkel des Satelliten auf
das jeweilige Gelände und eine geringe Wolkenbedeckung, die Vielfach erst
Tage nach einem Ereignis gegeben ist.
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3 Niederschlagsanalysen in unbeobachteten Einzugsgebieten
3.1 INCA System
Für Ereignisdokumentation sind die Auslösebedingungen mit der Nieder-
schlagsart, -dauer und menge zu bestimmen. Für kleine alpine Einzugsgebiete
ist dies oft aufgrund fehlender Niederschlagsstationsdaten nur durch Schätzung
oder Annahme möglich, in seltenen Fällen stützen sich die Niederschlagswerte
auf Beobachtungen bzw. einfachen Messungen von Ortsansässigen. Eine Mög-
lichkeit der Niederschlagsanalyse liefern die INCA-Daten, die seit 2002 in ei-
nem 1x1 km-Raster, 15-minütig flächendeckend für Österreich zur Verfügung
stehen.
Das INCA System (Integrated Nowcasting through Comprehensive Analysis)
der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird für zeitlich
und räumlich hochauflösende Analysen und für Vorhersagen unter besonderer
Berücksichtigung regionaler und kleinräumiger topographischer Effekte ver-
wendet. INCA liefert Analysen und Prognosen von Temperatur, Luftfeuchte,
Wind, Bewölkung und Niederschlag (Regen und Schnee).
Die Niederschlagsanalyse des INCA Systems ist eine Kombination aus interpo-
lierten, terrestrischen Stationsdaten (Höheneffekte werden berücksichtigt) und
Wetterradardaten. Die Kombination von Radar und Regenmessern nützt die

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Stärken der beiden Niederschlagsbeobachtungen die Genauigkeit der Nieder-
schlagsmessung am Boden und die Erfassung der räumlichen Struktur der Nie-
derschlagsgebiete durch das Wetterradar. Natürlich fließen auch die Schwächen
der Beobachtungsmethoden nicht repräsentative Standorte und geringe Stati-
onsdichte der Regenmesser sowie die Unsicherheit der indirekten Nieder-
schlagserfassung durch ein Wetterradar ein.
Im Rahmen von detaillierten Ereignisdokumentationen der letzten Jahre wurden
diese Daten schon vielfach zur Analyse des räumlich-zeitlichen Wettergesche-
hens und zur Rückrechnung herangezogen.
Mit den INCA-Daten können auch Niederschlagsdaten für unbeobachtete kleine
Einzugsgebiete abgeleitet werden und liefern damit eine deutliche Qualitätsstei-
gerung für die Ereignisdokumentationen und in weiterer Folge auch wichtige
Grundlagen für die Projektierung von Schutzmaßnahmen bzw. die Ausweisung
von Gefahrenzonen.
3.2 INCA Analyse am Beispiel Gumpenbach, Steiermark
Eine weitere Anwendung der INCA-Daten soll hier anhand eines Praxisbeispiels
dargestellt werden: Für das Einzugsgebiet des Gumpenbachs in der Steiermark
wurde im Zuge der Projektplanung als einzige realisierbare Möglichkeit für ein
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Hochwasserrückhaltebecken, ein relativ ungünstiger Standort im Mittellauf er-
mittelt. Zur Evaluierung dieses Standorts wurden die Ereignischronik, sowie die
stärksten Niederschlagstage der umliegenden Niederschlagsstationen ausgewer-
tet. Dabei wurde festgestellt, dass sich sowohl die 10 stärksten Starknieder-
schlagstage als auch die Ereignistage auf den Zeitraum ab dem Jahr 2002 kon-
zentrieren und daher räumliche Niederschlagsdaten als INCA-Datensatz verfüg-
bar sind. Anhand der festgelegten Ereigniszeiträume wurde im nächsten Schritt
die Verteilung der Niederschläge über dem Einzugsgebiet für jedes (Nieder-
schlags-)Ereignis mit Hilfe der INCA-Daten ausgewertet, um mögliche typische
Zug- und Verteilungsmuster zu erkennen.

Ermittlung Bereiche höchster Niederschlagsbelastungen

Abbildung 1: Betrachtung der räumlichen Niederschlagsverteilung der Ereignistage am
             Beispiel des 21. Juni 2012 (links) und Zusammenfassung der Bereiche höchs-
             ter Niederschlagssummen, INCA-Auswertung Stark- und Ereignisnieder-
             schläge 2002 2017 (rechts)
Für jedes betrachtete Niederschlagsereignis wurde hinsichtlich Niederschlags-
summen und -intensität ein Ranking für je         -
lösung) durchgeführt. Aus der Zusammenfassung zeigt sich, dass der mittlere
Bereich des Gumpenbachs tendenziell die meisten Niederschläge erhält und eine
gute Wirkung des Hochwasserrückhaltebeckens in diesem Bereich bestätigt
werden kann.
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4 Monitoring durch regelmäßige ALS-Befliegungen
Laserscanbefliegungen zur Massenbilanzierung nach Ereignissen finden immer
häufiger Anwendung. Mit Hilfe von Differenzenmodellen können Bereiche des
Auf- und Abtrags detektiert und quantifiziert werden. Voraussetzung hierfür ist
ein aktuelles Basismodell und im Idealfall eine regelmäßige Befliegung.
Der Obersulzbach in der Gemeinde Neunkirchen am Großvenediger ist ein stark
geschiebeführender Wildbach mit einer Einzugsgebietsgröße von rund 80 km².
Der ausgeprägte Talboden im Mittellauf zeigt die starke Geschiebetransporttä-
tigkeit mit Umlagerungsstrecken mit stark mäandrierendem Verlauf. Beeinflusst
durch den Gletscher- und Permafrostrückgang, einer starken Geschiebebewe-
gung in diesem Abschnitt und zahlreiche seitliche Einträge im Zuge von größe-
ren Abflussereignissen ist eine Abschätzung der zu erwartenden Geschiebemen-
gen nur schwer möglich. Abbildung 2 zeigt die Möglichkeiten eines Bildver-
gleichs anhand Orthofoto nach Flug vom Mai 2017 und aus historischer Zeit ca.
1952/54. Die Überlagerung der Bachachse vom Mai 2017 (blaue Linie mit Hek-
tometrierung (hm xx)) zeigt die Entwicklung der Bachstatt und eine intensive
Tätigkeit des Baches im betreffenden Abschnitt. Eine Anschätzung der Geschie-
bemengen bzw. deren Ablagerungsbereiche ist dennoch schwer möglich.

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Abbildung 2: Bildvergleich Orthofoto nach Flug Mai 2017 mit Orthofoto aus historischer
             Zeit ca. 1952/54, Abschnitt hm 24 bis 40
Die Analyse von Geschiebetransportraten auf Basis regelmäßiger ALS-
Befliegungen jeweils nach größeren Ereignissen, stellt ein Verfahren zur Ab-
schätzung der Geschiebemengen je Ereignis bzw. innerhalb eines Jahres dar.
Aus dem Vergleich mit vorangegangenen Geländemodellen kann durch die
Analyse der Differenzmodelle die Geschiebemenge hinsichtlich Abtrag und
Auftrag sowie die Mengen aus den seitlichen Flanken ermittelt werden.
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Im Zuge des Monitorings des Obersulzbachs wurde als erster Schritt eine Ist-
Aufnahme im Mai 2017 geflogen, um den aktuellen Stand zu ermitteln. In Zu-
kunft sollen die Laserscanbefliegungen jeweils nach größeren Ereignissen, re-
gelmäßig wiederholt werden.

Differenzenmodell 2012-2017
Das Geländemodell der Ist-Aufnahme wurde mit den Daten des vorhandenen
Modells aus dem Flug 2012 verglichen und daraus das erste Differenzenmodell
für den Zeitraum von 5 Jahren erstellt. Aus den Differenzen wurden Erosions-
und Ablagerungsbereiche ermittelt und zur besseren Interpretierbarkeit erfolgte
dieser Mengenvergleich für jeden Hektometer (hm) separat.

Abbildung 3: Darstellung von Abtrag und Auftrag je Hektometer sowie seitliche Einträge

Die Auswertung der zwei Geländemodelle ergab eine Summe Auftrag von
123.000 m³, eine Summe Abtrag von 241.000 m³ sowie eine Menge von
138.000 m³ aus seitlichen Einträgen. Eine Darstellung im Längenschnitt (Abbil-
dung 3) zeigt deutlich, dass ab hm 45 bachabwärts bis hm 21 die Aufträge
überwiegen, die seitlichen Einträge sind bis ca. hm 40 zu beobachten und ab-
schnittsweise z.B.: hm 40 - 41 mit 180.00 m³ und 110.00 m³ sehr hoch. Begin-
nend vom hm 67 bis hm 55 sind fast keine Aufträge vorhanden, hier sind die
Abtragsmengen mit bis zu 240.00 m³ im hm 54 sehr hoch, zwischen hm 58 und
49 eigentlich immer über 10000 m³.
Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen, Heft 62         42. Dresdner Wasserbaukolloquium 2019
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Evaluierung Geschiebeablagerungsbecken
Mit Hilfe der dargestellten Mengen an Auftrag, Abtrag und seitlichen Einträgen
können geeignete Abschnitte für die Geschiebebewirtschaftung definiert und ein
Vergleich und eine Evaluierung der geplanten Standorte für eine Geschiebebe-
wirtschaftung (Beckenform, -lage und -größe) vorgenommen werden.
Jene Bereiche mit hoher Auftragstendenz zeigen auch günstige Flächen für eine
Geschiebeablagerung an, da hier der Bach hinsichtlich Sohlgefälle und Gerinne-
breite sowie Abflussmengen eine Ablagerung begünstigt, andere Flächen wiede-
rum zeigen hohe Abtragstendenzen und sind für derartige Maßnahmen weniger
geeignet. Für die Lage der Standorte sind auch die seitlichen Einträge entschei-
dend, da diese Einträge dann ebenfalls in den geschaffenen Stauräumen mög-
lichst effizient abgelagert werden können.

Abbildung 4: Darstellung von Abtrag und Auftrag je Hektometer sowie seitliche Einträge              C1 Saal 3
             Darstellung von Abtrag und Auftrag je Hektometer (Abtrag mit hell bis dun-
             kelblau, Auftrag gelb bis rot), sowie seitliche Einträge (grün) und Bereiche
             geplanter Geschiebebewirtschaftung hm 27,54 31,53 sowie 34,00 37,00

Abbildung 4 zeigt für den Bachabschnitt von hm 27 40 den Abtrag und Auf-
trag je Hektometer sowie seitliche Einträge. In diesem Abschnitt sind zwischen
hm 27,54 31,53 sowie hm 34,00 37,00 geschiebebewirtschaftende Maßnah-
men geplant. Im Bereich zwischen hm 27,54 und 31,53 ist der unterste Teil zwi-
schen hm 27 und 29 laut Differenzenmodell durch starke Anlandungstendenzen
geprägt, hier liegen die Vergleichswerte mit der Oberfläche aus dem Jahre 2012
zwischen 4.000 und 11.000 m³. Der unterhalb anschließende Teil bis hm 26
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weist ebenfalls hohe Aufträge mit bis zu 9.000 m³ auf. Zwischen hm 34,00 und
37,00 zeigt das Differenzenmodell Aufträge zwischen 3.500 und 7.500 m³ je
Hektometer. Auch das in diesem Bereich geplante Becken liegt in einem Ab-
schnitt mit sehr starken Anlandungstendenzen.

5 Zusammenfassung
Die vorgestellten Methoden haben sich vielfach sehr bewährt, ihre Anwen-
dungsmöglichkeiten zeigen großes Potential, müssen aber teilweise noch weiter-
entwickelt werden. Dies gilt vor allem für die Verwendung und Anwendungs-
möglichkeiten der Satellitendaten. Trotz leichter Zugänglichkeit bedarf es teil-
weise eines doch erheblichen Nachbearbeitungsaufwandes, der aber derzeit im
Zuge etlicher Forschungsprojekte vereinfacht werden soll.
Die Verwendung der Wetterradar und INCA-Daten für Niederschlagsanalysen
und hydrologische Berechnungen zeigt große Erfolge. Die Niederschlagsintensi-
täten liegen zwar zumeist etwas unter vergleichbaren gemessenen Nieder-
schlagswerten, die räumliche Verteilung und die Niederschlagsdaten in unbeo-
bachteten Einzugsgebieten stellen aber einen großen Mehrwert dar.
Laserscanbefliegungen und daraus erstellte Differenzenmodelle liefern genaue
Informationen über das Gelände und dessen Veränderung über die Zeit. Sie sind
derzeit noch recht kostenintensiv und werden daher in kurzen zeitlichen Abstän-
den nur für ausgewählte, kleinere Gebiete geflogen.
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Tabelle 1        Überblick und Bewertung der vorgestellten Methoden
    Methodik         Anwendungsbereich       Vorteile                         Nachteile
 Satellitendaten Ereignisdokumenta- frei verfügbar,                    derzeit noch teilweise
 (Sentinel 1 und 2) tionen,              relativ hoch                  aufwendiges Postpro-
                    Monitoring,          aufgelöst (5-                 cessing
                    flächendeckende      10m)
                    Grundlagendaten
                    verschiedenster In-
                    halte
    Wetterra-       Räuml.-zeitlich Ana- Hochwertige                   regional Fehler durch
    dar/INCA        lysen des Wetterge- Niederschlags-                 geringe Nieder-
                    schehens,            daten auch für                schlagsstationsdichte
                    Vorhersagen, War- unbeobachtete                    oder Radarabschat-
                    nung                 Einzugsgebiete                tungseffekte
                                         1x1km Raster,
                                         5-15minütig
       ALS/         Projektierungen,     Hohe Auflö-                   kostenintensiv, selten
   Differenzen- Ereignisdokumenta- sung und Ge-                        flächendeckende Flü-
     modelle        tionen,              nauigkeit                     ge (in Österreich alle
                    Massenbilanzen, Ge-                                6 Jahre flächende-
                    schiebetransportra-                                ckend)

                                                                                                    C1 Saal 3
                    ten, Monitoring

6 Literatur
Grillmayer, R., Banke, G., Scholz, J., Perger, C., St, K., Walli, A. & J. Weichselbaum
     (2010): Land Information System Austria (LISA) Objektorientiertes Datenmodell
     zur Abbildung der Landbedeckung und Landnutzung. In: J. Strobl, T. Blaschke und
     G. Griesebner (Hrsg.): Angewandte Geoinformatik 2010 Beiträge zum 22. AGIT-
     Symposium, Salzburg. Wichmann, Berlin/Offenbach, S. 616-621
Haiden T., Kann A., Wittmann C., Pistotnik G., Bica, B., Gruber C. (2011): Integrated
     Nowcasting through Comprehensive Analysis (INCA) System and Its Validation
     over the Eastern Alpine Region, Berichte Geol. B.-A. 88
Haiden, T., Pistotnik G, (2009): Intensity-dependent parameterization of elevation effects
     in precipitation analysis. Adv. Geosci., 20, 33 38.
Mehlhorn S., Janu S. (2018): Niederschlagsauswertung Gumpenbach (unveröffentlicht)
Moser, M., Mehlhorn S. (2017): Differenzenmodell Geschiebe 2012 -2017 Obersulzbach,
     (unveröffentlicht)
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Autor:

Dipl. Geogr. Susanne Mehlhorn                        Dipl. Ing. Stefan Janu

Wildbach- und Lawinenverbauung                       Wildbach- und Lawinenverbauung
Fachzentrum Wildbachprozesse                         Fachzentrum Wildbachprozesse
Sektion Wien, Niederösterreich und                   Gebietsbauleitung Steiermark Nord
Burgenland                                           Schönaustraße 50
Marxergasse 2                                        8940 Liezen
1030 Wien

Tel.:   +43 1 533 06 94 7057                         Tel.:   +43 3612 263 60 15
Fax:    +43 1 533 06 94 7060                         Fax:    +43 3612 263 60 4
E-Mail: susanne.mehlhorn@die-wildbach.at             E-Mail: stefan.janu@die-wildbach.at

DI Markus Moser

Wildbach- und Lawinenverbauung
Fachzentrum Wildbachprozesse
Gebietsbauleitung Lungau
Johann-Löckerstraße 3
5580 Tamsweg
Tel.:    +43 (6474) 22 56 16
Fax:     +43 (6474) 22 56 17
E-Mail: markus.moser@die-wildbach.at
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