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Wärmepumpe Potential für den Wärmemarkt mit Ausblick in die ländlichen Regionen Paul Waning, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Wärmepumpe e.V. Hochschule Ingolstadt, 16.06.2021
Persönliche Vorstellung Dipl.-Ing. Paul Waning Studium der Elektrotechnik an der GH Duisburg Berufliche Stationen im RWE Konzern. 1975 – 2001 Dir. der Niederlassungen Essen/Bochum 2001 - 2003 Vorstand der Lechwerke AG in Augsburg. 2003 – 2012 Vorsitzender des Bundesverbandes Wärmepumpe e.V. seit 2004 Bundesverband Wärmepumpe e.V. Hauptstraße 3 10827 Berlin waning@waermepumpe.de mobil: 0177 780 2270 2
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) • Der Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP) ist ein Branchenverband mit Sitz in Berlin. • Unsere Mitgliedschaft deckt die gesamte Wertschöpfungskette rund um die Wärmepumpe ab. • Unsere rund 550 Mitglieder setzten sich zusammen aus: • Handwerkern, Planern, Architekten • Energiewirtschaftliche Unternehmen • Heizungsindustrie • 95 Prozent des deutschen Absatzes an Wärmepumpen von BWP-Herstellern. 3
Gliederung des Vortrags 1. Einordnung Klimaschutztechnologie Wärmepumpe. 2. Aktuelle Klimaschutzpolitik und regulativer Rahmen. 3. Status quo des Wärmepumpenmarkts. 4. Marktpotential (Roadmap Wärmepumpe), auch im ländlichen Raum. 4
Wärmepumpen für vielfältige Einsatzgebiete Wärmepumpe 6 kW für die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasserbereitung. Wärmepumpe 20.000 kW für den Einsatz in Fernwärmeanlagen. 9
Wärmepumpen in Wärmenetzen. 11
Energiewende – Wärme. Durch die Nutzung von Umweltwärme hat die direkt betriebene Wärmepumpe den höchsten Ertrag. 12
Alternative PtG? 13
Monitoring des Fraunhofer ISE: Effizienz im Bestand Quelle: https://wp-monitoring.ise.fraunhofer.de/wp-smart-im-bestand/german/index/ergebnisse.html 14
CO2-Emissionen verschiedener Heizungstechnologien. THG-Emissionsintensität verschiedener Heizungen 400 350 Heizöl 300 Erdgas [gCO2e/ kWhth] 250 200 Strom 150 2018 100 2020 50 2030 0 2050 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 5 JAZ der Wärmepumpe Quellen: BDEW (2017), IINAS (2019) Quelle: PwC Studie (Juni 2020): Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb https://www.pwc.de/de/energiewirtschaft/die-deutsche-heizungsbranche.html 15
Wärmepumpe + PV (& Batteriespeicher) • Durch die Kombination mit einer Dach-PV- Anlage und bestenfalls auch einer Batterie sind Autarkiegrade von ca. 30 bis 60% möglich. • Die über das EEG festgelegte Einspeisevergütung in Deutschland für private Photovoltaikanlagen sinkt kontinuierlich. • Daher ist es zunehmend wirtschaftlicher, den selbst erzeugten Solarstrom durch Eigennutzung zu verbrauchen, anstatt Strom zu höheren Kosten vom Energieversorger zu beziehen. • Außerdem steigt die Attraktivität der Eigenversorgung durch fallende Kosten für PV-Anlagen und Batteriespeicher stark an. Quelle: www.polarstern-energie.de 16
Intelligente WP & Netze Wärmepumpen als schaltbarer Verbraucher • stromgeführte Betriebsweise • Flexibles Ab- und Zuschalten • Lastmanagement als Möglichkeit zur direkten Netzentlastung 17
Anforderungen an Verteilnetzkapazitäten • Agora-Studie (2019) zum erforderlichen Netzausbau für E-Autos, dezentrale Stromerzeugung und Wärmepumpen: • Gegenüber der dezentralen Stromerzeugung (98 GW PV bis 2030) und der Elektromobilität (bis zu 15 Mio. E-Autos bis 2030) bleibt die Leistungsanforderung für Wärmepumpen (13-17 GW) eher bescheiden.. • Wärmepumpe (EFH) max. 6 kWel Ladestation E-Auto mind. 11 kWel • Netzbetreiber müssen allerdings unterschiedliche Gleichzeitigkeiten berücksichtigen. Quelle: Agora (2019): Verteilnetzausbau für die Energiewende https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/studie-verteilnetzausbau-fuer-die-energiewende/ 18
Anforderungen an Verteilnetzkapazitäten Im Gebäudebereich steigt der Strombedarf selbst bei einer hohen Anzahl an Wärmepumpen in der gleichen Größenordnung, in welcher der Verbrauch durch Stromdirektheizungen zurückgehen wird. Grund: Effizienzvorteil Wärmepumpe Wärmepumpen Stromdirektheizungen Quelle: BDI (2018): Klimapfade für Deutschland. https://bdi.eu/artikel/news/studie-zum-klimaschutz- kernergebnisse-der-klimapfade-fuer-deutschland/ 19
2. Aktuelle Klimaschutzpolitik und regulativer Rahmen
Bundes Verfassungsgerichts Urteil: Klimaschutzgesetz von 2019 greift zu kurz. • Urteil vom 24.03.2021: Das Grundgesetz verpflichtet dazu „mit den natürlichen Lebensgrundlagen so sorgsam umzugehen und sie der Nachwelt in solchem Zustand zu hinterlassen, dass nachfolgende Generationen diese nicht nur um den Preis radikaler eigener Enthaltsamkeit weiter bewahren könnten“. • Die Jahresziele des Klimaschutzgesetzes lassen einen zu geringen Handlungsspielraum für die Klimapolitik in der Zeit nach 2030. Es fehlt ein klarer Pfad, wie die dann noch verbleibende Emissionsminderung im Einklang mit den Zielen von Paris erreicht werden können. 21
Bevorstehende Anpassung des Klimaschutzgesetzes Gesetzentwurf vom 12.05.: Die zulässigen Jahresemissionen werden in allen Sektoren angepasst, am stärksten in der Energiewirtschaft, am geringsten im Gebäudesektor. Wert zuvor: 175 140 95 70 58 5 22
Dringender Handlungsbedarf im Gebäudesektor UBA-Emissionsbilanz für 2020 gemäß Klimaschutzgesetz (März 2021): Gebäudebereich verfehlt (als einziger Sektor) seine Ziele Trendfortschreibung: Verfehlung um ca. 40% . Quelle: UBA 2021 23
Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) Preispfad für den nationalen CO2-Emissionshandel in den Sektoren Wärme und Verkehr für Erdöl, Erdgas, Flüssiggas und Kohle 2021 2022 2023 2024 2025 2026 Ab 2027 € € € € € 55- € Marktpreis Effektive Preissteigerung durch den CO2-Preis 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 8 9,6 11,1 14,3 17,5 17,5-20,7 Markt- Heizöl Cent pro Liter (inkl. MwSt.) preis [Umrechnung in kWh: *0,1] EEG- Deckelung auf Absenkung aus CO2-Preis-Einnahmen Umlage 6,5 ct 6 ct 24
Wirkung CO2-Preis am Beispiel eines Einfamilienhauses Konservatives Szenario mit 130 Euro/ t CO2 im Jahr 2030: Ölkessel: fast 900 Euro Mehrkosten pro Jahr gegenüber einer Wärmpumpe : 25
Neue Förderung für Heizungstausch richtet sich besonders auf Ölkesseltausch Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) Bestand Neubau BEG Einzelmaßnahmen (EM) 35% für Wärmepumpe Einzelmaßnahmen inkl. Umfeldmaßnahmen Heizungsmodernisierung werden nicht mehr (z.B. neue Heizkörper) gefördert +10% bei Austausch eines Ölkessels +5% wenn Teil eines Sanierungsfahrplans Errichtung Effizienzhaus BEG Wohngebäude (WG) / Vollsanierung zum Effizienzhaus BEG Nichtwohngebäude (NWG) 26
Förderung: Im Neubau nur noch für Errichtung von Effizienzhäusern ab 1.7.: Neue BEG WG Förderfähige Kosten Effizienzhaus Fördersatz pro WE 55 EE 17,5 % € 55 15 % € 40 EE 22,5 % € 40 17,5 % € 40 Plus 25 % € EE-Klasse erhält 2,5 Prozentpunkte mehr Förderung, bezogen auf eine um 30.000 Euro höhere Maximalsumme pro Wohneinheit. => Effizienzhäuser ohne EE lohnen sich nicht mehr.
Gebäudeenergiegesetz (GEG) • Zusammenführung von EnEV und EEWärmeG zum 1.11.2020 • Fortführung der bisherigen Effizienzstandards, Verschärfung spätestens nach Evaluierung 2023 zu erwarten • Fortführung Nutzungspflicht für EE-Wärme im Neubau • Zentrale Neuerung, auch für den Bestand: Weitgehendes Betriebsverbot für neue Öl- und Kohleheizungen ab 2026 Ausnahmen: • Öl-Hybridheizungen, z.B. in Kombination mit Wärmepumpe oder Solarthermie • wenn kein Gas- oder Fernwärmenetz vorhanden und die (anteilige) Nutzung von EE-Wärme technisch nicht möglich ist 28
3. Status quo des Wärmepumpenmarkts
Wärmepumpenmarkt Markt Absatzentwicklung 2016: +17 Prozent 2017: +17 Prozent 2018: +8 Prozent 2019: +2 Prozent 2020: +40 Prozent 30
Marktentwicklung Wärmepumpe. 31
„W h z B y r ?“ (2019) Bayern ist geprägt von hohen Anteilen älterer Ölheizungen. Q :W z B y ? S „W z ?“ B EW https://www.bdew.de/energie/studie-wie-heizt-deutschland/ 32
Marktwachstum im Neubau Quelle: Eigene Berechnungen aus BWP/BDH-Absatzzahlen und Neubauzahlen (Baufertigstellung ) des Statistischen Bundesamtes. 33
Wärmepumpenmarkt: Neubau vs. Bestand 60000 45.00% 40.00% 50000 35.00% 40000 30.00% 25.00% 30000 20.00% 20000 15.00% 10.00% 10000 5.00% 0 0.00% 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Absatz Wärmepumpe Neubau Absatz Wärmepumpe Renovierung Anteil WP an Wärmeerzeugern Neubau Anteil WP an Wärmeerzeugern Renovierung 34
Heizungsmarkt - Entwicklung Absatz 2020 WP: 120.000 (+ 40%) Biomasse: 54.000 (+ 138%) Gas (Brennwert): 553.500 (+ 7%) Gas (sonst.): 70.000 (+ 1%) Öl (Brennwert): 42.000 (- 15 %) Öl (sont.): 2.500 (- 9%) GESAMT: 842.000 (+ 13%) 35
Deutschland im Vergleich Deutschland bleibt bei Wärmepumpen-Verkäufen hinter den anderen europäischen Ländern deutlich zurück rd. 90% des weltweiten Raumwärme- und Warmwasser- bedarfs könnten mit Wärme- rd. 50% des welt- pumpen weiten Endenergie- klimafreundlicher bedarfs entfällt auf gedeckt werden Wärmebereitstell ung in Haushalten und Industrie Quelle: PwC Studie (Juni 2020): Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb https://www.pwc.de/de/energiewirtschaft/die-deutsche-heizungsbranche.html 36
Deutschland im Vergleich Andere Länder sind beim Vergleich der Energieträgerpreise weiter – dort haben Wärmepumpen bessere Chancen Ausschöpfung des Wärmepumpen-Absatzpotenzials Energiepreisverhältnisse Energiepreisverhältnisse Strom vs. Erdgas Strom vs. Heizöl 69% • Das Verhältnis der Energieträgerpreise in Europa in Europa beeinflusst die Heizungsentscheidung 69% maßgeblich: Je höher der Strompreis 100% 66% im Vergleich zu Erdgas- und Heizölpreis, desto weniger attraktiv ist 54% die Wärmepumpe als Wärmelieferant 8% 2% 7% • Vor allem in den skandinavischen 25% Ländern ist der Strom relativ günstig. Dort haben Wärmepumpen auch einen hohen Anteil am 17% 20% Heizungsmarkt. 1,4 4,2 0,7 3,3 • In Deutschland müssen hohe JAZ erreicht werden, damit eine Quellen: EHPA (2019) Wärmepumpe trotz hohem * im Gegensatz zur vorigen Folie sind hier keine Ermäßigungen bei den Preisen (z.B. für Wärmepumpentarife) berücksichtigt Strompreis attraktiv sein soll Quelle: PwC Studie (Juni 2020): Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb https://www.pwc.de/de/energiewirtschaft/die-deutsche-heizungsbranche.html 37
4. Marktpotenzial (Roadmap Wärmepumpe) gerade auch im ländlichen Raum.
Ag r rg w d : „K r D ch d“ „Nach 2025 werden keine Ölheizungen mehr eingebaut. Dem Rückgang fossiler Wärmeerzeuger steht ein starker Anstieg der elektrischen Wärmepumpen gegenüber. Die Anteile der Wärmepumpen sind insbesondere in kleinen Gebäuden (EZFH) von hoher Bedeutung.“ (S. 80) 39
Ziele für den Wärmepumpen-Ausbau Klimastudien sehen einen recht eindeutigen Korridor Agora Agora 40
Ziele für den Wärmepumpen-Ausbau Bestätigung durch Wahlprogramme von SPD und Grünen Agora 41
Roadmap Wärmepumpe Der Plan der Wärmepumpenbranche zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors 42
Roadmap Wärmepumpe 1. Phase: Fairer Wettbewerb um Klimaschutz, insb. durch Strompreisentlastung. 2. Phase: CO2-Preis entfaltet starke Lenkungswirkung; Wärmemarkt wird vollständig erneuerbar. 3. Phase: Dekarbonisierung des restlichen Gebäudebestands; Beschleunigung bis 2045 möglich. Kernbotschaften der Roadmap: • Konsequente Ausrichtung der Energiepreise und weiterer rechtlicher Standards an einem fairen Wettbewerb um Klimaschutz. Zuvorderst: zeitnahe Entlastung des Strompreises und Planbarkeit beim CO2-Preis. • Politisches Signal (z.B. in einem Koalitionsvertrag), dass der Einsatz von Wärmepumpen unter konkreten Zielvorgaben ausgebaut werden soll. 43
Roadmap Wärmepumpe Potenziale im Gebäudebestand Gebäudebestand nach Wohngebäude und Gebäudebestand nach CO2-Emissionen und Wohneinheiten (FFE 2021) Energieträgern (FFE 2021) Von zentraler Bedeutung ist der Heizungstausch bei Einfamilienhäusern, insbesondere älterer Baujahre und bislang mit Heizöl versorgt. 44
Wärmepumpen im ländlichen Raum. Ländlicher Raum ist geprägt von • (zumeist älteren) Einfamilienhäusern, häufig mit Ölkessel • Hoher Druck zum Ölausstieg (CO2-Bepreisung und GEG) • Zugang zum Gasverteilnetz häufig erschwert, sehr teuer, oder nicht gegeben Chance nutzen: Umstieg zur Wärmepumpe • Mehr Platz = besserer Zugang zu Wärmequellen (Erdwärmebohrung, Standort Luft-Wärmepumpe) • Attraktive Förderung mit Ölausstiegsbonus • Strompreis: Abschmelzen der EEG-Umlage bereits vereinbart, schnellere Senkung durch Union, SPD und Grüne angekündigt Planung mit Fachhandwerker angehen • Erste Orientierung: Vorlauftemperatur auf max. 55 Grad ausrichten • Zumeist ist ein teilweiser Austausch von Heizkörpern ausreichend • Fußbodenheizung ist ein Plus, aber keine Voraussetzung für einen effizienten Wärmepumpenbetrieb! 45
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Paul Waning Bundesverband Wärmepumpe e.V., 46
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