Onkologische Kosmetik - CSP PRAXIS Basel
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HAUTVERÄNDERUNGEN URSACHEN , ENSTEHUNG, PROGNOSEN UND BEHANDLUNG Onkologische Kosmetik Die kosmetische Behandlung von Tumorpatienten erfordert speziel- le Kenntnisse und Fertigkeiten. Dies nicht nur in fachlicher, sondern auch in psychologischer Hinsicht, weil diese Patienten häufig stark an den medizinischen und psychosozialen Folgen ihrer schweren Er- krankung leiden. Im folgenden Artikel werden die Hautveränderungen nach Chemo- und Strahlentherapie, ihre Pflege, Schutzmassnahmen und Behandlungsmöglichkeiten beschrieben. von Prof. Dr. med. F. S. Lehmann HAUTVERÄNDERUNGEN BEI Zu den pharmakologischen Faktoren gehören die Wahl CHEMOTHERAPIE des Chemotherapeutikums, die verabreichte Dosis, die Die Chemotherapie greift nicht nur Tumorzellen an, Dauer der Behandlung und die allfällige Kombination sondern schädigt auch gleichzeitig gesunde Zellen, die mit Strahlentherapie. Erfreulicherweise führt die neu- ähnlich schnell wachsen. Dazu gehören in erster Linie ere Generation von Chemotherapeutika weniger zu Haut- und Schleimhautzellen, Letztere vor allem im Hautschäden als die klassischen Medikamente. Zu den Verdauungstrakt und im Intimbereich. Insgesamt ge- Faktoren vonseiten des Patienten gehören Alter, Ge- hören Hautveränderungen zu den häufigsten Neben- schlecht, Noxen (Alkohol und Rauchen), Allgemein- wirkungen der Chemotherapie überhaupt. und Ernährungszustand, andere Medikamente (Bsp. Cortison oder Immunsuppressiva) und Vorerkrankun- Die Hautschäden, welche durch die Chemotherapie gen (Diabetes, Auto-Immunerkrankungen). verursacht werden, hängen von zwei Faktoren ab: 1. den pharmakologischen Eigenschaften der einge- Chemotherapie kann zu einer Vielzahl von Hautver- setzten Medikamente änderungen führen. Dazu gehören in erster Line Haut- 2. dem Zustand des Patienten ausschläge, Pigmentverschiebungen, erhöhte Infekt- 20 COSMEDIC BY SGMK NO. 10 | SOMMER 2020
HAUTVERÄNDERUNGEN URSACHEN , ENSTEHUNG, PROGNOSEN UND BEHANDLUNG (Abb. 1): Eine Chemotherapie kann zu einer Vielzahl von (Abb. 2): Auch allergische Reaktionen in Form von juckenden Hautveränderungen führen wie beispielsweise Herpes. Knötchen (Quaddeln), können lokalisiert auftreten anfälligkeit, Sonnenempfindlichkeit, Allergien und als betroffenen Frauen ein grosses Problem und beein- spezielle Form das Hand-Fuss-Syndrom. trächtigt das Selbstwertgefühl. Es sind vor allem die rasch wachsenden Haare, die zuerst ausfallen. Das Insgesamt wird die Haut empfindlicher und anfälliger heisst, Kopfhaare und Augenbrauen/Wimpern fallen für Infektionen. Die Barriere- und Schutzfunktion der schneller aus als die Körperbehaarung. Grundsätzlich Haut sind beeinträchtigt, wodurch die Haut zur Ein- gilt, dass sich der Haarausfall nach der Chemotherapie trittspforte von Keimen wie Bakterien, Viren und Pil- in der Regel wieder zurückbildet, bei Bestrahlung im zen werden kann (Abb. 1). Fällt die Zahl der Immun- Kopfbereich nicht mehr. zellen durch die Therapie unter einen kritischen Wert, ist das Risiko für Infektionen auch im Hautbereich zu- HAUTVERÄNDERUNGEN BEI sätzlich erhöht. Häufig finden sich bei diesen Patien- UND NACH STRAHLENTHERAPIE ten trockene, schuppende, gerötete, rissige oder ju- Hautreaktionen gehören zu den unvermeidlichen Fol- ckende Veränderungen oder dann Pigmentflecken. gen einer Strahlentherapie. Diese beeinträchtigen die Dem Juckreiz ist später ein eigenes Kapitel gewidmet. Lebensqualität oft nachhaltig. Durch optimale Pflege Allergische Reaktionen in Form von juckenden Knöt- und Behandlung der Haut ist es in den meisten Fällen chen, den sogenannten Quaddeln, können lokalisiert möglich, das Wohlbefinden der Patienten zu fördern auftreten oder Stamm und Extremitäten betreffen und Therapieabbrüche zu verhindern. Bei der Strah- (Abb. 2). Beim Hand-Fuss-Syndrom kommt es zu einer lentherapie wird zwischen akuten Hautschäden, wel- schmerzhaften Rötung der Hand- und Fuss-Flächen che in den ersten Wochen auftreten, und Spätschäden mit Schwellung, Überwärmung, Kribbeln und Sensibili- unterschieden. Grundsätzlich gelten die akuten Haut- tätsstörungen respektive Taubheit (Abb. 3). schäden als reversibel, die Spätfolgen als irreversibel. Das heisst, ausschliesslich die primären Hautverände- Die Hautveränderungen sind für die Betroffenen oft rungen bilden sich wieder zurück. belastend, weil sich die Behandlung meist über Mo- nate hinzieht. Gelegentlich sind die Hautveränderun- In Analogie zur Chemotherapie sind die Hautschäden, gen so stark, dass die Dosis der Chemotherapeutika welche durch die Strahlentherapie verursacht werden, reduziert oder die Behandlung sogar ganz abgebro- von zwei Faktoren abhängig: chen werden muss. 1. den spezifischen Eigenschaften der Bestrahlung 2. dem Zustand des Patienten Betroffen sind nicht nur die Haut, sondern auch die Hautanhangsgebilde. So kann es unter der Chemothe- Zu den technischen Parametern gehören vor allem die rapie zu Veränderungen der Nägel kommen sowie verabreichte Dosis, der Bestrahlungstyp, das Zielvolu- auch zu einem inkompletten oder kompletten Haar- men sowie die allfällige Kombination mit Chemothera- verlust (Abb. 4). Der Haarverlust ist vor allem für die pie. Erfreulicherweise führt die neuere Generation von (Abb. 3): Das Hand-Fuss-Syndrom zeigt sich mit Rötungen (Abb. 4): Eine Chemotherapie verändert nicht nur die Haut, der Hand- und Fuss-Flächen mit Schwellungen. sondern auch Hautanhangsgebilde wie Nägel und Haare. COSMEDIC BY SGMK NO. 10 | SOMMER 2020 21
HAUTVERÄNDERUNGEN URSACHEN , ENSTEHUNG, PROGNOSEN UND BEHANDLUNG Mit Bestrah- lungsgeräte der neusten Gene- ration treten Hautschäden viel weniger auf als mit den früher verwendeten Geräten. Bestrahlungsgeräten weniger zu Hautschäden als die frü- schwüre sowie ein bleibender Haarausfall (Abb. 6). Ebenso her verwendeten Geräte. Zu den Faktoren vonseiten des bleibt eine vermehrte Anfälligkeit der bestrahlten Haut für Patienten gehören Alter, Geschlecht, Noxen (Alkohol und mechanische Belastungen und Verletzungen, was wiede- Rauchen), Allgemein- und Ernährungszustand, andere Me- rum das Infekt-Risiko erhöht. dikamente (Bsp. Cortison oder Immunsuppressiva) und Vorerkrankungen (Diabetes, Auto-Immunerkrankungen). HAUTPFLEGE BEI ONKOLOGISCHEN PATIENTEN Bei der Pflege der Haut von Patienten mit Chemo- und Strahlentherapie kann zu einer Vielzahl von Hautverände- Strahlentherapie sind einige wichtige Grundsätze zu be- rungen führen. In den ersten Wochen der Bestrahlung achten: können Rötungen und Schwellungen der Haut auftreten, 1. Verzicht auf Pflegeprodukte mit reizenden Inhaltsstoffen ähnlich wie bei einem Sonnenbrand (Abb. 5). Häufig schält 2. Schutz vor Wärme und Kälte sich dann die Haut im weiteren Verlauf. Zu den akuten 3. Verhinderung von mechanischer Reibung und Druck Hautschäden gehören zusätzlich die Desquamation (Ab- 4. Infektionsschutz stossung der obersten Hautschicht), die verminderte 5. Sonnenschutz Schweissproduktion, die Epitheliolyse (Abhebung des be- 6. Berücksichtigung einer schlechten oder verzögerten deckenden Epithels), und im schlimmsten Fall Ulzerationen Wundheilung im bestrahlten Gebiet (Ausbildung von Geschwüren), Blutungen und Nekrosen 7. Vorsicht vor Austrocknung. (Absterben des Gewebes). Seltener, aber problematischer sind die irreversiblen Spätschäden der Haut nach Bestrah- Pflegeprodukte: Ganz wesentlich ist der Verzicht auf Pfle- lung. Zu diesen gehören die Hyperpigmentierung, Telean- geprodukte mit reizenden Inhaltsstoffen. Dazu gehören giektasien (Erweiterung der kleinen, oberflächlichen Blut- Parfums, Deos, alkoholhaltige Lösungen oder Cremen, gefässe), Hyperkeratosen (Verdickung der Hornschicht), ätherische Öle, alkalische Seifen, Aftershaves, metallhal- Schädigungen der Schweiss- und Talgdrüsen, Austrock- tige Pflegeprodukte, Make-up, Selbstbräuner, aber auch nung der Haut, trophische Störungen, Narben und Ge- gewisse Naturkosmetika. Auf Schwimmen in Pools soll (Abb. 5): In den ersten Wochen einer Strahlentherapie können (Abb. 6) Seltener aber problematischer sind die irreversiblen Spät- Rötungen und Schwellungen der Haut auftreten, ähnlich wie bei schäden der Haut nach einer Strahlentherapie. Zu diesen gehören einem Sonnenbrand. beispielsweise Teleangiektasien. 22 COSMEDIC BY SGMK NO. 10 | SOMMER 2020
HAUTVERÄNDERUNGEN URSACHEN , ENSTEHUNG, PROGNOSEN UND BEHANDLUNG Onkologische Pa- tienten sollten vor allem während der Therapie die Sonne so gut als möglich meiden. Wenn sich eine Sonnen-Ex- position nicht verhindern lässt, ist die Verwendung von Sonnenschutz- cremes mit einem Schutzfaktor von über 30 empfohlen sowie eine Kopf- bedeckung.. verzichtet werden, da es durch das Chlor zur zusätzlichen besondere wenn bereits Hautreaktionen vorliegen. Im Falle Belastung der Haut kommen kann. Besser sollten nur Was- einer Rasur ist die elektrische Rasur der Nassrasur vorzu- ser oder seifenfreie, rückfettende Waschlotionen oder ziehen, da es durch das Messer zu Verletzungen der Haut dann milde, unparfümierte ph-neutrale Seifen oder Dusch- kommen kann. Verzichten sollte man auf Epilationen, Pee- mittel verwendet werden. Milde Shampoos (Bsp. Baby- lings, Auszupfen und Behandlungen mit Wachs. Besonders shampoos) können für die Haarwäsche benützt werden. sollte auf mögliche Verletzungen im Intimbereich geachtet werden. Für einen wirksamen Infektionsschutz werden die Wärme und Kälte: Waschen oder Duschen sollte nur mit Verwendung von frischen Läppchen und Handtüchern so- lauwarmem statt heissem oder eiskaltem Wasser erfolgen. wie der Gebrauch von Einweg-Waschlappen empfohlen. Zudem ist darauf zu achten, dass die Haut durch übermäs- Die Verschleppung von Keimen über Handtücher und siges Waschen nicht aufweicht. Duschen ist zwar täglich Waschlappen kann vor allem zu Hause ein Problem sein. möglich, idealerweise aber nur kurz. Vorsicht auch mit Alternativ kann man die Haut auch mit den Händen statt heissem Föhn, Heizkissen, Wärmeflaschen, Eispackungen einem Waschlappen einseifen. Wichtig ist, dass die Medizi- (cold packs). Insbesondere bestrahlte Haut reagiert sehr nische Kosmetikerin ihre Kundinnen und Kunden über die empfindlich auf zu kalte oder zu warme Temperatur. Pflege zu Hause informiert. Mechanische Reibung und Druck: Zur Verhinderung von Sonne und Licht: Für einen wirksamen Sonnen- und Licht- mechanischer Reibung sollte die Haut nach dem Waschen schutz stehen lockere und weiche Kleidung aus Baum- oder Duschen nur abgetupft statt abgerieben werden. Aller- wolle sowie die Verwendung von Sonnenschutzcremes dings ist ein konsequentes Abtrocknen wichtig, insbeson- mit einem Schutzfaktor von über 30 im Vordergrund, so- dere auch in den Hautfalten, da es sonst zu feuchten Stellen fern sich die Sonnen-Exposition nicht verhindern lässt. und Infekten kommen kann. Dazu gehört auch die Empfeh- Onkologische Patienten sollten vor allem während der lung, dass die Patienten gut sitzende und nicht scheuernde Therapie die Sonne so gut als möglich meiden. Durch die Kleidung tragen sollten. Im Fall einer zu engen Kleidung Chemotherapie respektive durch die Bestrahlung kommt kann es nicht nur zur mechanischen Reibung, sondern auch es zu einer vermehrten Empfindlichkeit der Haut auf UV- zu einem vermehrten Schwitzen kommen, was die Haut auf- Strahlung. Auch auf den Besuch von Sauna und Solarium weicht. Für Frauen empfiehlt sich je nach Behandlungsge- sollte verzichtet werden. biet das Weglassen von BH, engen Reissverschlüssen oder Schmuck. Handschuhe aus Baumwolle können eine mecha- Wundheilung: Vor allem in den bestrahlten Hautarealen nische Reibung an den Händen verhindern, beispielsweise heilen selbst kleinere Verletzungen schlechter ab. Falls bei der Hausarbeit. Insbesondere bestrahlte Haut reagiert ohnehin eine gestörte Wundheilung wie zum Beispiel sehr empfindlich auf Druck. Durch Druckbelastungen kann bei Diabetikern vorliegt, wird diese ungünstige Tendenz es schnell zur Ausbildung eines Druckgeschwürs kommen. zusätzlich verstärkt. Zur Verhinderung von Druckstellen kann es beispielsweise sinnvoll sein, Brillen oder Hörgeräte an den Auflagestellen Behandlung von akuten Hautschäden während der Be- zu polstern. Duschstrahlen, zum Beispiel beim Closomat, strahlung: Hautreizungen können mit Pantothen-haltigen sind nicht direkt auf bestrahlte Hautareale zu richten. Salben behandelt werden. Offene, nässende, infizierte oder übel riechende Hautveränderungen müssen zwin- Infektionen: Bezüglich Infektionsschutz sollte man wäh- gend und unverzüglich der zuständigen Onkologie-Pflege- rend der Behandlung besser auf Rasieren verzichten, ins- fachperson oder dem Arzt/der Ärztin gemeldet werden. COSMEDIC BY SGMK NO. 10 | SOMMER 2020 23
HAUTVERÄNDERUNGEN URSACHEN , ENSTEHUNG, PROGNOSEN UND BEHANDLUNG Nachbehandlung nach abgeschlossener Radiotherapie: kühlung. Die Möglichkeit einer Perücke ist frühzeitig und Auch nach Abschluss der Bestrahlung muss die Haut wei- vorurteilsfrei anzusprechen. Im Einzelfall kann der Verlust ter gepflegt werden. Ein Verlust der Elastizität und ein der Brauen durch Schminken kaschiert werden. Wimpern Austrocknen der Haut können bestehen bleiben. Deshalb könnten wieder eingesetzt werden. Gegenüber den Pati- sollte die Haut mit Hautpflegemitteln auf Wasserbasis wie enten sollte betont werden, dass die Haare nach der Che- Bepanthol oder Excipial U Hydrolotion geschmeidig und motherapie in der Regel wieder nachwachsen. Nach Be- elastisch gehalten werden. Bestrahlte Haut sollte lebens- strahlung der Kopfregion bilden sich die Haare in der Regel lang vor übermässiger Sonneneinstrahlung geschützt wer- nicht mehr zurück, da es durch die Strahlen zu einer irre- den (s. Kapitel «Sonne und Licht»). versiblen Schädigung der Haarwurzeln kommt. Aber be- reits vor ihrem Ausfallen müssen die Haare bei onkologi- Empfehlungen zur Hautpflege: Trotz all dieser Einschrän- schen Patienten speziell gepflegt werden. Dazu gehört der kungen ist die Hautpflege bei onkologischen Patienten Einsatz von weichen Haarbürsten, Verzicht auf Dauerwel- ausserordentlich wichtig. Durch sorgfältige und fachge- len und Haarfärbungen sowie Schutz der Kopfhaut vor rechte Pflege und Behandlung können nicht nur Schäden Austrocknung. Zudem soll nasses Haar trockengetupft, wirksam verhindert, sondern gleichzeitig das Wohlbefin- aber nicht geföhnt werden. den des Patienten verbessert werden. Grundsätzlich sollte die Haut täglich auf Veränderungen hin abgesucht werden. BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN Die Hautpflege sollte zweimal täglich durchgeführt wer- Nachdem im bisherigen Artikel vor allem von den Ein- den, am besten mit rückfettenden Produkten, um der Aus- schränkungen die Rede war, muss klar betont werden, trocknung der Haut entgegenzuwirken. Es lohnt sich da- dass durch die kompetente Behandlung der Medizinischen bei, auf hochwertige Pflegeprodukte zu setzen, welche Kosmetikerin nicht nur eine Verbesserung des Hautzu- dermatologisch getestet sind. standes, sondern auch ein Wohlbefinden des Patienten erreicht werden kann. DIFFERENTIALDIAGNOSE Wichtig ist, dass die Onkologische Kosmetikerin die spezi- Zum Spektrum der ambulanten Behandlungen gehören in fischen Hautveränderungen kennt, welche in Zusammen- erster Linie, aber nicht ausschliesslich hang mit der Chemo- und Strahlentherapie auftreten kön- 1. die sanfte Reinigung nen. Gelegentlich lassen sich diese nur schwer von 2. warme Kompressenwickel anderen Hautveränderungen wie Akne, Sonnenbrand oder 3. Quarkmasken Nagelpilz unterscheiden. 4. Repair-Masken 5. Öl- und Narbenbehandlungen Juckreiz (Pruritus): Juckreiz (Pruritus) ist bei vielen onkolo- 6. Effleurage-Massage bei Gesicht/Hals, Dekolleté, Armen, gischen Patienten ein nicht zu unterschätzendes Problem. Beinen und Rücken Bei Patienten mit Juckreiz ist vor allem darauf zu achten, 7. die Behandlungen des Hand-Fuss-Syndroms dass die Haut nicht durch Kratzen verletzt wird, wodurch es zu Infektionen der Haut kommen kann. Zur Verhinderung Zur Optimierung des Erscheinungsbildes muss im Einzel- von Kratzen müssen die Fingernägel kurz geschnitten res- fall abgeklärt werden, ob durch hautfreundliches Schmin- pektive Baumwollhandschuhe während der Nacht getra- ken eine gesundere Hautfarbe geschaffen werden kann gen werden. Entsprechend sollte die Haut bei diesen Pati- und ob der Ersatz von Wimpern respektive das Nachzeich- enten regelmässig, idealerweise täglich auf Veränderungen nen von Brauen sinnvoll sind. hin untersucht werden. Wärme und übermässige körperli- che Anstrengung können den Juckreiz verstärken und sind Weiterführende Informationen entsprechend zu vermeiden. Der Juckreiz kann erfolgreich Ein ausführliches Interview mit Dr. Alex Dieterle, Facharzt behandelt werden, zunächst durch fettende Cremen, Kälte- für Onkologie FMH zum Thema «Haut und Tumore» ist zu anwendungen oder juckreizstillende Badezusätze. Sollten sehen auf https:// www.caroline-kosmetik.ch/videos/ die vorgeschlagenen, natürlichen Massnahmen nicht zur erfolgreichen Behandlung des Juckreizes führen, müssen von ärztlicher Seite lokale oder systemische Antihistaminika Onkologische Kosmetik: Neu im SGMK-Kursprogramm oder Steroide (Cortison) eingesetzt werden. Die Weiterbildung dauert 2 Tage und wird dual von Prof. Dr. med. F. S. Lehmann und Frau Caroline Pompas, Inhabe- Haare und Haarausfall: Durch Chemo- und Strahlenthera- rin und Dozentin der Medizinischen Kosmetik-Fachschule pie kann es zu einem vorübergehenden oder definitiven CarolineSaintPierre gegeben. Die Weiterbildung wird mit Ausfall der Behaarung kommen. Dies betrifft die rasch einem Zertifikat abgeschlossen. Kursdaten im Magazin auf wachsenden Haare wie das Kopfhaar und Brauen/Wim- Seite XX oder unter www.sgmkverband.ch/weiterbildung pern stärker als die Körperbehaarung. Der Haarausfall kann bei den betroffenen Frauen aber auch Männern zu einer psychischen Belastung und einem beeinträchtigen- den Selbstwertgefühl führen, da Haare einen wesentli- Zum Autor chen Teil der Schönheit ausmachen. Prof. Dr. med. F. S. Lehmann ist Bei Männern kann man empfehlen, die Haare eventuell Spezialist für Magen- und Darm- bereits vor Behandlungsbeginn abzurasieren. Nach dem krankheiten (Gastroenterologie) Haarverlust sollen sich die Patienten vor der Sonnenbe- und Ausbildungs-Verantwortlicher strahlung schützen und im Freien eine Kopfbedeckung CarolineSaintPierre, Medizinische tragen. Eine solche schützt gleichzeitig im Winter vor Aus- Kosmetik-Fachschulen. 24 COSMEDIC BY SGMK NO. 10 | SOMMER 2020
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