Online-Pressegespräch "Lage der deutschen Wirtschaft im 2. Quartal 2021"
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wissen.nutzen. Wiesbaden, 13. Juli 2021 Online-Pressegespräch „Lage der deutschen Wirtschaft im 2. Quartal 2021“ Ausgangslage: Erneuter Rückgang der Wirtschaftsleistung zum Jahresbeginn 2021 durch Corona-Krise – BIP im 1. Quartal 2021 noch 5,0 % unter Vorkrisenniveau Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 1. Quartal 2021 gegenüber dem 4. Quartal 2020 – preis-, kalender- und saisonbereinigt – um 1,8 % gesunken. Nach der Erholung der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2020 führten die Maßnahmen zur Bekämpfung der anhaltenden Corona- Pandemie zum Jahresbeginn 2021 zu einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung. Im Vergleich zum 4. Quartal 2019, dem Quartal vor der globalen Corona-Krise, war das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP im 1. Quartal 2021 um 5,0 % niedriger. Im Folgenden blicken wir auf den konjunkturellen Verlauf in den Folgemonaten April, Mai und Juni und hier jeweils einerseits auf den Vormonatsvergleich, um die kurzfristige Entwicklung einschätzen zu können, und andererseits auf den Vergleich zum Februar 2020, um einen Vergleich mit dem Vorkrisenniveau zu ziehen. Die hier präsentierten Ergebnisse hat das Statistische Bundesamt bereits veröffentlicht. Wir führen sie nun zu einem Konjunktur-Update zusammen, das wir um geeignete Indikatoren aus Wirtschaft und Wissenschaft ergänzen. Wir betrachten zunächst die produktionsnahen Bereiche, anschließend die konsumnahen Bereiche. Danach stellen wir kurz die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt vor. Abschließend präsentieren wir die neuesten Daten zu Insolvenzen und geben ein Fazit zur aktuellen gesamtwirtschaftlichen Lage.
wissen.nutzen. Seite 2 Produktion im Mai 2021 um 0,3 % gegenüber April 2021 leicht gesunken und 5,0 % unter Vorkrisenniveau – Lieferengpässe bremsen die Produktion in verschiedenen Bereichen aus Die Produktion im Produzierenden Gewerbe war im Mai 2021 nach vorläufigen Ergebnissen preis-, kalender- und saisonbereinigt 0,3 % niedriger als im April 2021. Im Verlauf des Jahres 2020 war die Produktion während der ersten Phase der coronabedingten Einschränkungen in den Monaten März und April 2020 mit knapp -9 % beziehungsweise gut -18 % stark gegenüber dem jeweiligen Vormonat gesunken. Danach hatte sich die Produktion stetig erholt, ist aber zu Beginn des Jahres 2021 wieder leicht gesunken und blieb seitdem etwa auf diesem Niveau. Dies ist zum Teil auf Lieferengpässe zurückzuführen, die zum Beispiel in der Automobilindustrie bei Halbleiterprodukten oder im Baugewerbe bei Holzmaterial auftraten. Gegenüber Februar 2020 lag der Rückstand der Industrieproduktion im Mai 2021 bei 6,6 % und im Produzierenden Gewerbe insgesamt bei 5,0 %. Die Bauproduktion startete wegen eines Rückpralleffekts durch das Ende der Mehrwertsteuersenkung etwas zögerlich in das neue Jahr. Auch der Kälteeinbruch im Frühjahr hat die Bauproduktion zunächst beeinträchtigt. Im Mai 2021 zeigte sie sich jedoch wieder krisenresistent und ist um 1,3 % gegenüber April gestiegen. Das Produktionsniveau im Baugewerbe lag im Mai um 1,8 % über dem Wert des Februars 2020. Die Energieerzeugung lag im Mai dagegen 2,1 % niedriger als im April. Die Industrieproduktion ist im Mai 2021 leicht um 0,5 % gegenüber April 2021 gefallen. Allerdings gab es in der Industrie deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen: So ist die Produktion in der größten Industriebranche, der Automobilindustrie, nach der Erholung Ende 2020 in den darauffolgenden Monaten immer weiter gefallen: zuletzt im Mai um 7,2 % gegenüber April 2021. Sie konnte den Aufwärtstrend des Jahres 2020 somit nicht fortsetzen und lag im Mai
wissen.nutzen. Seite 3 27,9 % unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020. Nach Angaben des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA) liegt dies vor allem an weiterhin bestehenden Zuliefer-Engpässen bei wichtigen Autobauteilen, vor allem bei Halbleiterkomponenten. So blieb die Pkw-Produktion der vergangenen Monate hinter den Erwartungen zurück, so dass der VDA erst kürzlich seine Produktionsprognose für das Jahr 2021 von ursprünglich 4 Millionen Einheiten auf 3,6 Millionen Einheiten reduziert hat. Im Maschinenbau fiel die Produktion im Mai gegenüber April um 1,7 %. Damit liegt der Maschinenbau mit 2,1 % unter dem Vorkrisenniveau. Auch hier nennt der Branchenverband VDMA Lieferengpässe, die die Produktion ausbremsen. In der chemischen Industrie stieg die Produktion dagegen um 2,9 % gegenüber April und lag im Mai 1,7 % über dem Vorkrisenniveau.
wissen.nutzen. Seite 4 Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe seit Oktober 2020 über Vorkrisenniveau Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe lassen trotz der seit Jahresanfang eher fallenden beziehungsweise stagnierenden Produktionszahlen nicht auf eine länger andauernde Abwärtsbewegung in der Industrie schließen. Sie deuten vielmehr eine weitere Erholung an, sobald die aktuellen Hindernisse der Produktion überwunden sind und der hohe Auftragsbestand abgearbeitet werden kann: Der Auftragseingang ist zwar im Mai 2021 real, kalender- und saisonbereinigt 3,7 % gegenüber dem Vormonat gefallen, blieb aber damit immer noch 6,2 % über dem Wert des Februars 2020. Damit lagen die Auftragseingänge seit Oktober 2020 durchgängig über dem Vorkrisenniveau. Im Vergleich zum sehr stark von der Pandemie beeinträchtigten Vorjahresmonat Mai 2020 gab es kalenderbereinigt einen Anstieg um 54,3 %. In der größten Branche des Verarbeitenden Gewerbes, der Automobilindustrie, ist der Auftragseingang – nach einem starken Anstieg im April – im Mai wieder um 9,6 % gesunken. Der Auftragseingang lag dennoch um 2,3 % über dem Wert des Februars 2020. Im Maschinenbau sind die Auftragseingänge im Mai um 0,8 % gegenüber April gestiegen. Damit wurde im Maschinenbau das Vorkrisenniveau um 16,1 % übertroffen. In der chemischen Industrie fiel der Auftragseingang im Mai im Vergleich zum April um 1,5 %, lag aber nur 0,1 % unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020.
wissen.nutzen. Seite 5 Lkw-Maut-Fahrleistungsindex im Juni 2021: +0,7 % zum Vormonat Da die Fahrleistung der mautpflichtigen Lastkraftwagen in engem Zusammenhang mit der Industrieproduktion in Deutschland steht, gibt der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex frühe Hinweise zur Konjunkturentwicklung. Der vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG), dem Statistischen Bundesamt und der Bundesbank errechnete Lkw-Maut-Fahrleistungsindex ist im Juni 2021 saison- und kalenderbereinigt um 0,7 % gegenüber Mai gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2020, als der kalenderbereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex noch von der Corona-Krise beeinträchtigt war, lag der Index um 7,7 % höher. Der Index hatte im Dezember 2020 den höchsten Wert seit Einführung der Lkw-Maut im Jahr 2005 erreicht. Nach dem Tiefpunkt im April 2020 – zu Beginn der Corona-Krise – war der Lkw-Maut- Fahrleistungsindex von Mai bis Dezember 2020 genau wie die Produktion im Produzierenden Gewerbe kontinuierlich gestiegen, sank aber Anfang des Jahres 2021 und ist erst jetzt im Juni wieder leicht angestiegen. Im Vergleich zum Februar 2020 lag der Index im Juni 2021 kalender- und saisonbereinigt um 0,9 % höher. Allerdings war die Lkw-Fahrleistung im Februar 2020 außergewöhnlich hoch. Vergleicht man den aktuellen Wert mit dem 12-Monats-Durchschnitt vor Krisenbeginn (März 2019 bis Februar 2020), so lag die Fahrleistung im Juni 2021 saison- und kalenderbereinigt sogar um 3,8 % höher.
wissen.nutzen. Seite 6 Für den Lkw-Maut-Fahrleistungsindex liegen zusätzlich tägliche Daten vor, sodass ein Blick auf die Entwicklung annähernd bis zum aktuellen Rand möglich ist. In der Grafik unten sind die kalender- und saisonbereinigten Tagesdaten und die daraus berechneten gleitendenden 7-Tages- durchschnitte bis zum 3. Juli 2021 abgebildet. Die Fahrleistung war an den Tagen vom 27. Juni bis 3. Juli 2021 zwar leicht abfallend, aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, das seit Mitte Februar oberhalb des Niveaus vor der Krise liegt.
wissen.nutzen. Seite 7 Außenhandel: Exporte und Importe im Mai 2021 gegenüber April gestiegen – Exporte noch 0,3 % unter, Importe 9,4 % über Vorkrisenniveau Die Warenexporte sind zuletzt im Mai 2021 gegenüber April 2021 kalender- und saisonbereinigt um 0,3 % gestiegen, die Warenimporte legten um 3,4 % zu. Die Exporte lagen damit kalender- und saisonbereinigt noch 0,3 % niedriger, die Importe nun aber 9,4 % höher als im Februar 2020. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2020 legten die Exporte um 36,4 % und die Importe um 32,6 % zu. Dieser Anstieg begründet sich vor allem durch einen Basiseffekt, also durch das niedrige Außenhandelsniveau im Vergleichsmonat Mai 2020. Je nach Handelspartner nahm der Außenhandel im Vorjahresvergleich unterschiedlich stark zu: Während Warenexporte in die Volksrepublik China im Mai 2021 um 17,1 % gegenüber Mai 2020 stiegen, legten die Exporte in die Vereinigten Staaten sogar um 40,7 % zu. Der Anstieg der Exporte in die EU-Mitgliedstaaten fiel mit 43,3 % sogar noch etwas stärker aus. In die Staaten außerhalb der Europäischen Union (Drittstaaten) wurden 28,7 % mehr Waren exportiert als im Mai 2020. Die meisten Importe kamen auch im Mai 2021 aus der Volksrepublik China nach Deutschland. Es waren aber dennoch 4,4 % weniger als vor einem Jahr. Die Importe aus den Vereinigten Staaten stiegen dagegen im Mai 2021 um 32,6 % gegenüber Mai 2020. Noch etwas stärker war der Zuwachs von Importen aus den EU-Mitgliedstaaten um 38,1 %. Aus den Drittstaaten außerhalb der EU wurden insgesamt 26,5 % mehr Waren importiert als ein Jahr zuvor.
wissen.nutzen. Seite 8 ifo Geschäftsklimaindex erreicht deutlich höhere Werte als vor der Krise Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich laut ifo-Institut seit Jahresbeginn deutlich verbessert. Der Geschäftsklimaindex ist nun nochmals von 99,2 Punkten im Mai auf 101,8 Punkte im Juni 2021 gestiegen und erreichte damit den höchsten Wert seit November 2018. Die Unternehmen schätzten sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Geschäftserwartungen an die kommenden Monate erheblich optimistischer ein als im Mai. Im Vergleich werden die Geschäftserwartungen besser als die aktuelle Geschäftslage eingeschätzt. Die Einschätzungen variierten jedoch nach Branchen: Im Verarbeitenden Gewerbe zeigten sich die Unternehmen deutlich zufriedener mit den laufenden Geschäften als im Vormonat. Allerdings blicken viele Unternehmen mit Sorgen auf die zunehmenden Lieferengpässe bei Vorprodukten, sodass ihre Erwartungen weniger optimistisch ausfielen. Im Handel und im Dienstleistungssektor machte der Stimmungsindikator einen Sprung nach oben, was vor allem auf die Geschäftsöffnungen im Zuge sinkender Inzidenzen zurückzuführen ist. In beiden Bereichen fallen sowohl die aktuelle Lageeinschätzung als auch die Erwartungen an die kommenden Monate optimistischer aus als noch im Mai. Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima hingegen nur leicht verbessert. Die Geschäftserwartungen sind weiterhin pessimistisch, wenn auch nicht mehr so stark wie im Vormonat. Hier bereitet die Materialknappheit den Unternehmen weiterhin große Sorgen.
wissen.nutzen. Seite 9 ifo Exporterwartungen im Juni 2021 im Aufschwung Wie bei den Unternehmen insgesamt hat sich im Juni 2021 auch die Stimmung unter den deutschen Exporteuren merklich verbessert. Laut ifo-Institut sind die Exporterwartungen der Industrie gegenüber Mai von 22,5 auf 26,0 Punkte gestiegen. Der Optimismus ist bemerkenswert: Die Erwartungen erreichten damit den höchsten Wert seit Januar 2011. Durch die weltweiten Nachholeffekte der Corona-Krise rechnen nahezu alle Branchen mit steigenden Aufträgen aus dem Ausland: In der Automobilindustrie und bei Herstellern von Nahrungsmitteln erholten sich die Exporterwartungen von ihren Rückschlägen im Vormonat. Auch die Elektrobranche und der Maschinenbau rechnen in den nächsten Monaten mit steigenden Exporten. In der chemischen Industrie sowie der Möbelbranche steigen die Auslandsaufträge ebenfalls, jedoch mit geringeren Zuwächsen als noch im Vormonat. Einzig die Bekleidungshersteller erwarten rückläufige Auslandsumsätze.
wissen.nutzen. Seite 10 Einzelhandelsumsatz im Mai 2021 um 4,2 % gegenüber April gestiegen und 3,9 % über Vorkrisenniveau – mit deutlichen Zuwächsen nach Ende der Bundes-Notbremse Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland haben im Mai 2021 preis-, kalender- und saisonbereinigt 4,2 % mehr umgesetzt als im April. Im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar 2020 liegt das Umsatzniveau des Einzelhandels um 3,9 % höher. In der Betrachtung der einzelnen Branchen setzte der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren im Mai 3,4 % mehr um als im April 2021. Deutliche Steigerungen gab es im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln. Hier waren die realen Umsätze im Mai 6,7 % höher als im Vormonat. Der besonders von den Geschäftsschließungen durch die Bundes-Notbremse betroffene Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren verzeichnete ein Umsatzplus von 72,1 % gegenüber April 2021. Nach ersten Zeichen des Aufschwungs für diesen Bereich im Februar und März brach der Umsatz im April 2021 durch die Pandemie-Einschränkungen erneut um 37,1% ein. Trotz des Anstiegs im Mai 2021 liegt diese Einzelhandelsbranche im Vergleich zum Februar 2020 weiterhin um 37,6 % unter dem Vorkrisenniveau und ist somit im Vergleich mit den anderen Einzelhandelsbranchen noch am weitesten vom Niveau des Jahres 2019 entfernt. Eine deutliche Umsatzsteigerung erzielte ferner der Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf mit einem Plus von 9,6 % gegenüber April und der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser) mit +15,3 %. Dennoch liegt hier der Umsatz noch 19,6 % unter dem Wert des Vorkrisenmonats Februar 2020. Diese Entwicklung in
wissen.nutzen. Seite 11 Branchen mit stärker stationären Geschäften dürfte mit der bundesweit sinkenden Corona-Inzidenz und den damit verbundenen Lockerungen der Bundes-Notbremse zusammenhängen. Weiterhin bestehen die nach wie vor sehr hohen Zuwächse im Internet- und Versandhandel mit einem Umsatzplus von 45,1 % im Mai 2021 gegenüber Februar 2020. Im März 2021 hatte der Versand- und Internethandel einen Umsatzrekord erzielt, von dem er – nach einem kurzen Rückgang im April – auch im Mai nicht weit entfernt lag. Erste Hinweise darauf, ob sich die Menschen wieder stärker den Geschäften in den Innenstädten zuwenden, geben Passantenzahlen, die aus Mobilitätsmessungen in den Einkaufsstraßen der fünf größten deutsche Städte verfügbar sind. Diese Daten bezieht das Statistische Bundesamt von dem Unternehmen hystreet.com für die Standorte Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München. Die Passantenzahlen nähern sich demnach wieder dem durchschnittlichen Niveau des Vorpandemiejahres 2019 an. Eine vergleichbare Entwicklung gab es bereits im Sommer 2020. Am 11. Juli 2021 lagen die Passantenzahlen im Schnitt noch 24,1 % unter dem durchschnittlichen Niveau von 2019. Die Zahl der Passanten kann als Frühindikator für den Besuch des stationären Einzelhandels und damit für Teile des privaten Konsums interpretiert werden. Vor allem während der Corona-Pandemie ist hier ein gewisser Zusammenhang deutlich geworden: Sinkende (bzw. steigende) Passantenzahlen im Vergleich zum Vorjahr gingen einher mit sinkendem (bzw. steigendem) Umsatz des stationären Einzelhandels im Vergleich zum Vorjahr (dargestellt ist der „Einzelhandel mit sonstigen Gütern in Verkaufsräumen“). Nachdem beispielsweise im Sommer
wissen.nutzen. Seite 12 2020 Lockerungen in Kraft traten, stiegen sowohl die Passantenzahlen als auch der Umsatz der stationären Einzelhändler wieder deutlich an. Eine ähnliche Entwicklung ist seit März 2021 erneut zu beobachten. Übernachtungszahlen im Mai 2021 um 29,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, aber weit unter Vorkrisenniveau Im Mai 2021 zählten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 14,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Das waren zwar 29,4 % mehr Übernachtungen als im von der Corona-Krise stark beeinträchtigten Mai 2020, aber nur etwa ein Drittel der Übernachtungen vom Mai des Vorkrisenjahres 2019 (-67,8 %). Daran ist zu erkennen, dass sich die Branche aufgrund der Einschränkungen noch immer tief in der Krise befindet. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland stieg im Mai 2021 im Vergleich zum Mai 2020 um 27,8 % auf 13,3 Millionen. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland erhöhte sich um 55,6 % auf 1,0 Millionen. Im Vergleich zum Mai 2019 war die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland allerdings 63,8 % geringer. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland lag gegenüber dem Mai 2019 um 86,6 % niedriger. Insgesamt betrachtet haben die Lockerungen im Mai 2021 erwartungsgemäß zu einem deutlichen Plus bei den Übernachtungszahlen gegenüber dem Vormonat geführt. Unter der Voraussetzung, dass die Öffnungen bestehen bleiben oder sogar ausgeweitet werden können, dürfte sich diese Belebung in den kommenden Monaten fortsetzen.
wissen.nutzen. Seite 13 Fluggastzahlen im Juni 2021 gegenüber den Vormonaten deutlich gestiegen, aber immer noch 78 % unter Vorkrisenniveau Um die gegenwärtige Situation in der Luftfahrtbranche möglichst aktuell abzubilden, greifen wir auf Angaben der Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) zurück. Die amtlichen Statistiken zum Luftverkehr liegen derzeit lediglich bis Mai 2021 vor. Nach aktuellen Angaben der ADV haben sich die Passagierzahlen an deutschen Flughäfen im Juni 2021 deutlich erholt. Es wurden etwa 4,9 Millionen Fluggäste gezählt, das waren 70 % mehr als im Mai 2021. Allerdings lag die Zahl der Fluggäste damit noch immer etwa 78 % unter dem Vorkrisenniveau von Juni 2019. Ein leichter Anstieg der Fluggastzahlen war auch bereits im Mai 2021 in den Zahlen des Statistischen Bundesamtes erkennbar. Etwa 3 Millionen Passagiere starteten oder landeten im Mai 2021 auf den 23 größten Verkehrsflughäfen in Deutschland. Das waren fast achtmal mehr Fluggäste als im Mai 2020 (0,4 Millionen Passagiere). Im Vergleich zum Niveau vor Ausbruch der Corona- Pandemie (hier Mai 2019 mit 20,2 Millionen Passagieren) bedeutet dies jedoch einen drastischen Rückgang von gut 85 %. Seit März 2020 sind die deutschen Flughäfen massiv von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 fehlten der Branche etwa 75 Millionen Fluggäste im Vergleich zum Vorkrisenniveau (Januar bis Mai 2019). Das entspricht einem Rückgang von etwa 89 %.
wissen.nutzen. Seite 14 Anzahl der über OpenTable vermittelten Restaurantgäste im Juni 2021 wieder stark ansteigend Eine der besonders stark von den Corona-Einschränkungen betroffenen Branchen ist das Gastgewerbe. Um die aktuelle Situation in dieser Branche darzustellen, greifen wir erstmals auf Online-Tischreservierungen als neuen Indikator zurück, da die amtlichen Statistiken zur Konjunkturentwicklung im Gastgewerbe derzeit lediglich bis April vorliegen. Online reservierte Restaurantbesuche geben frühe Hinweise zur Konjunkturentwicklung im Gastronomiebereich, da ein enger Zusammenhang mit dem Umsatz in der Gastronomie besteht. Dazu werden Daten von OpenTable – der weltweit größten Plattform für Restaurant-Reservierungen – herangezogen, um die täglichen Gästezahlen in deutschen Restaurants mit einem entsprechenden Referenztag des Jahres2019 vergleichen zu können. Demzufolge sind die Restaurantbesuche während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 und mit dem zweiten Lockdown seit November 2020 nahezu komplett eingebrochen und annähernd auf Null (-100%) zurückgegangen. Lockerungen der Coronamaßnahmen in einigen Bundesländern hatten bereits in der ersten Maihälfte 2021 steigende Gästezahlen zur Folge. Mit dem bundesweiten Absinken der Inzidenzwerte und den damit verbundenen weitreichenden Gastronomieöffnungen seit Mitte Mai ist auch die Zahl der Restaurantgäste sehr schnell angestiegen. Im Juni 2021 liegen die Online-Reservierungen durchschnittlich 6 % über dem Niveau des letzten Corona- unbeeinflussten Juni 2019. Ob damit auch das Umsatzniveau der Vorkrisenzeit wieder erreicht wird, werden erst die amtlichen Ergebnisse zum Gastgewerbe zeigen.
wissen.nutzen. Seite 15 GfK-Konsumklimastudie zeigt deutliche Erholung der Konsumerwartungen im Juni 2021 Die Verbraucherstimmung hat sich seit Jahresbeginn, abgesehen von einem kurzen Dämpfer im Mai, deutlich aufgehellt. Im Juni 2021 sind besonders die Konjunkturerwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher, also die Einschätzungen zur Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage, deutlich angestiegen. Daneben nahm auch die Einkommenserwartung spürbar und die Anschaffungsneigung moderat zu. Das Marktforschungsinstitut GfK prognostiziert deshalb für Juli 2021 ein Konsumklima von -0,3. Das sind nochmals 6,6 Punkte mehr als im Juni und der höchste Wert seit Sommer 2020. Damit ist das Konsumklima zwar noch deutlich schlechter als vor der Krise, als der Wert bei knapp +10 Punkten gelegen hatte, aber es hat schon fast wieder das Zwischenhoch von August 2020 erreicht, als der Wert bei -0,2 lag.
wissen.nutzen. Seite 16 Besondere Einflüsse lassen die Inflationsrate auf deutlich über 2 % steigen Im Verlauf des ersten Halbjahres 2021 sind die Inflationsraten fast kontinuierlich angestiegen. Nachdem die Inflationsrate − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – im gesamten 2. Halbjahr 2020 die Null-Linie nicht überschritten hatte, startete das Jahr 2021 mit einer Inflationsrate von 1,0 % im Januar 2021 und erreichte im Mai 2,5 % − den höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Im Juni 2021 betrug die Inflationsrate 2,3 %, gegenüber Mai stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 %. Diese Preisentwicklung war vor allem geprägt vom Preisanstieg für Energie. Energieprodukte verteuerten sich von Juni 2020 bis Juni 2021 um 9,4 %. Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im gleichen Zeitraum um 1,2 %. Gründe für die gestiegenen Inflationsraten sind besondere Einflüsse wie ein Basiseffekt für Mineralölprodukte aufgrund des Preisabsturzes zu Beginn der Pandemie: Die niedrigen Preise für Rohöl vor allem in der Phase ab April 2020 haben zu niedrigen Indexständen für Kraftstoffe und Heizöl geführt. Das hat zur Folge, dass die Inflationsraten seit April 2021 vom großen Preisabstand zum Vorjahr für Mineralölprodukte beeinflusst sind. So betrug die Vorjahresveränderung der Preise für Heizöl und Kraftstoffe im Juni 2021 + 26,4 %. Auch wurde zu Jahresbeginn 2021 die CO2- Bepreisung im Kontext des Klimaschutzes eingeführt. Die CO2-Abgabe wirkte sich in erster Linie bei Kraftstoffen und Heizenergie preiserhöhend aus. Es ist davon auszugehen, dass die Inflationsrate im 2. Halbjahr 2021 einen weiteren kräftigen Schub erhält. Zwar wird sich der beschriebene Basiseffekt durch die Mineralölprodukte in den kommenden Monaten leicht abschwächen. Hinzu kommt ab Juli 2021 allerdings ein weiterer, ebenfalls preiserhöhender Basiseffekt aufgrund der temporären Mehrwertsteuersenkung im Vorjahreszeitraum. Beide Basiseffekte werden die Inflationsrate bis zum Dezember 2021 beeinflussen.
wissen.nutzen. Seite 17 Erwerbstätigkeit im Mai leicht im Plus – Kurzarbeit geht weiter zurück Im Mai 2021 waren rund 44,5 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Im Vergleich zum April 2021 stieg die Erwerbstätigenzahl saisonbereinigt um 25 000 Personen. Damit waren im Mai saisonbereinigt noch 1,6 % oder 706 000 Personen weniger erwerbstätig als vor der Krise im Februar 2020. Aufgrund der sinkenden Corona-Infektionszahlen und der verringerten Beschränkungen haben die Unternehmen nun weniger Kurzarbeit in Anspruch genommen. Nach vorläufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit wurde im Juni für rund 59 000 Personen Kurzarbeit angezeigt. Das waren etwa halb so viele wie im Mai und deutlich weniger als zu Beginn der Corona-Krise: Im April 2020 war mit über 8 Millionen geprüften Anträgen der Höchststand verzeichnet worden. Nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit erhielten im April 2021 etwa 2,3 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. Da Kurzarbeitende als Erwerbstätige zählen und nicht als Erwerbslose, stützt Kurzarbeit die Erwerbstätigenzahlen. Andererseits schlägt sich eine sinkende Zahl der Kurzarbeitenden nicht in der Erwerbstätigenzahl nieder, sondern nur in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden.
wissen.nutzen. Seite 18 Deutlich sinkende Insolvenzzahlen in der Pandemie Die deutschen Unternehmen standen durch die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen des Wirtschaftslebens vor großen Herausforderungen. Ganze Branchen mussten über Monate hinweg geschlossen werden. Unter diesen Rahmenbedingungen konnte mit einem sprunghaften Anstieg der Unternehmensinsolvenzen gerechnet werden. Dieser blieb im Jahr 2020 allerdings aus. Vielmehr verstärkte sich der langjährige Trend zu rückläufigen Insolvenzzahlen nochmals. Neben unterschiedlichen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen spielte hierbei die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht eine große Rolle. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland 15 841 beantragte Unternehmensinsolvenzen, knapp 16 % weniger als im Jahr 2019. Das war der niedrigste Stand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Von diesen 15 841 beantragten Verfahren des Jahres 2020 wurden 11 063 eröffnet, die restlichen Verfahren wurden mangels Masse abgewiesen, das heißt die Unternehmen wurden ohne Insolvenzverfahren geschlossen. Eine Abweisung mangels Masse bedeutet, dass nicht genügend Kapital vorhanden ist, um zumindest die Kosten des Insolvenzverfahrens zu tragen. Auch im Jahr 2021 setzte sich diese Entwicklung fallender Insolvenzzahlen fort. Für die Monate Januar bis April liegen tief gegliederte Daten zum Insolvenzgeschehen in Deutschland vor. In allen vier Monaten lag die Zahl der angemeldeten Unternehmensinsolvenzen unter denen des jeweiligen Vorjahresmonats, zuletzt im April um 9 %. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitpunkt vor Beginn der Pandemie im April 2019 waren es im April 2021 sogar 21 % weniger. Dies macht deutlich, wie niedrig die Insolvenzzahlen im Zeitraum der Corona-Pandemie in Deutschland waren und auch weiterhin sind. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen dämpfen Insolvenzzahlen Vom 1. März bis zum 30. September 2020 waren diejenigen Unternehmen von der Insolvenzantragspflicht befreit, deren Insolvenzreife auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie beruhte und die Aussichten darauf hatten, eine bestehende Zahlungsunfähigkeit zu beseitigen. Seit dem 1. Oktober 2020 ist ein Insolvenzantrag bei Zahlungsunfähigkeit wieder verpflichtend, bei Überschuldung galt die Befreiung weiterhin bis Jahresende 2020. Für Unternehmen, bei denen die Auszahlung der seit dem 1. November 2020 vorgesehenen staatlichen Hilfeleistungen noch ausstand, war die Insolvenzantragspflicht bis Ende April 2021 weiterhin ausgesetzt. Erst seit Anfang Mai 2021 gilt die Insolvenzantragspflicht nun wieder vollumfänglich. Baugewerbe und Handel mit den höchsten Insolvenzzahlen im April 2021 Die aktuellsten Daten zum Insolvenzgeschehen in einzelnen Branchen liegen für den April 2021 vor. Insgesamt wurden 1 333 Unternehmensinsolvenzen mit einer voraussichtlichen Forderungssumme
wissen.nutzen. Seite 19 von knapp 2,5 Milliarden Euro und 6 599 betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beantragt. Die Forderungssumme liegt damit knapp 22 % niedriger als im April 2020 und es sind fast 44 % weniger Beschäftigte von Insolvenzen betroffen. Die am stärksten betroffenen Branchen sind das Baugewerbe mit 215 und der Handel mit 195 Fällen. Auch im stark von den Einschränkungen durch die Corona-Krise betroffenen Gastgewerbe war die Zahl mit 131 beantragten Insolvenzverfahren überdurchschnittlich hoch. Zur Einordnung muss hier aber auch wieder der zeitliche Vergleich gezogen werden. So sind die Zahlen im Kontrast zum April 2020 auch für diese aktuell relativ stark betroffenen Branchen um 13 bis knapp 18 % gesunken. Vergleicht man mit dem April 2019, also vor der Corona-Pandemie, so liegen die Rückgänge in diesen Branchen sogar zwischen 23 % im Baugewerbe und über 30 % für Handel und Gastgewerbe. Es gibt aber auch Branchen, die seit April 2019 einen Anstieg der Insolvenzzahlen erlebt haben. Hierzu zählen besonders die Energieversorgung, Erziehung und Unterricht und das Gesundheits- und Sozialwesen. Diese Anstiege bewegen sich allerdings auf einem absolut gesehen niedrigen Niveau, in dem auch einzelne Fälle schon große Auswirkungen auf die Veränderungsraten haben können. Zum Beispiel stieg die Zahl der Insolvenzanträge im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen innerhalb der zwei Jahre von 2019 bis 2021 um über 30 %, jedoch nur von 36 auf 47 Fälle. Stagnation bei angemeldeten Regelinsolvenzen im Juni 2021 Die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der Amtsgerichte in Deutschland erlauben einen ersten Blick in die Zeit nach April 2021. Frühe Hinweise auf die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen gibt die Zahl der angemeldeten Regelinsolvenzverfahren, zu denen in erster Linie alle Verfahren von Unternehmen zählen. Enthalten sind weiterhin Personen, die wirtschaftlich tätig sind. Diese
wissen.nutzen. Seite 20 Angaben sind vorläufig, da sie durch Doppelmeldungen und andere Qualitätseinschränkungen betroffen sein können, und liegen nicht im gleichen Detailgrad wie die Zahlen der amtlichen Statistik vor. Aktuell liegt die Entwicklung der Regelinsolvenzen für den Juni vor. Es stellt sich die Frage, ob mit dem endgültigen Wiederinkraftsetzen der Insolvenzantragspflicht für angeschlagene Unternehmen die zu Beginn der Krise erwartete Welle von Pleiten über Deutschland hereinbricht. Die bisherige Entwicklung spricht noch nicht dafür, wohl aber für ein Abflachen der bisher nach unten zeigenden Kurve. So nahm die Zahl der Regelinsolvenzen im Vergleich zum Juni 2020 um 1 % ab und auch im Vergleich zum Mai 2021 sank sie bloß um gut 2 %. Allerdings können hier auch administrative Effekte eine Rolle spielen. So spiegeln die Zahlen der Insolvenzbekanntmachungen den Zustand bei Entscheidung über die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wider, der eigentliche Antrag ist aufgrund der Bearbeitungszeit bei Gericht oftmals einige Tage bis mehrere Wochen eher eingegangen, sodass hier noch nicht alle Anträge seit Anfang Mai enthalten sein können. Es könnte sich also nach der aktuell sichtbaren Stagnation der Regelinsolvenzzahlen in den nächsten Monaten eine Trendumkehr in den Insolvenzen einstellen, die dann im Herbst deutlicher zu Tage treten würde. Allerdings spielt sich diese Entwicklung dann noch immer auf einem Niveau deutlich unter dem vor der Pandemie ab.
wissen.nutzen. Seite 21 Fazit zur gesamtwirtschaftlichen Lage im Mai und Juni 2021 Zusammenfassend kann zur wirtschaftlichen Entwicklung im 2. Quartal 2021 Folgendes festgestellt werden: Die anhaltende Corona-Pandemie führte im 1. Quartal 2021 zu einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung. In den verschiedenen Wirtschaftsbereichen zeichnen sich sehr unterschiedliche Entwicklungen ab, die einerseits von hoher Nachfrage, andererseits teilweise von einer Angebotsknappheit durch Lieferengpässe geprägt sind. Die Produktion insgesamt zeigt nach der schnellen Erholung im Jahr 2020 im Moment eher eine Seitwärtsbewegung. Auffällig ist die Entwicklung in der Autoindustrie, die der hohen Nachfrage aufgrund der Lieferengpässe vor allem bei Halbleitern nicht nachkommen kann. Auch die Produktion im Maschinenbau ist durch Lieferengpässe ausgebremst. Ebenso sinkt die Energieerzeugung, während die Produktion im Bau – trotz Engpässen und Preissteigerungen bei einigen Vorprodukten – und der Chemischen Industrie steigt. Auch das anhaltend hohe Niveau der Auftragseingänge lässt auf eine hohe Nachfrage schließen. Dies scheint auch durch Nachholeffekte nach der krisenbedingten Zurückhaltung und den Produktionseinschränkungen begründet zu sein. Ob die Aufträge dieses Niveau halten werden, bleibt abzuwarten: Zuletzt sind sie gegenüber dem Vormonat wieder etwas zurückgegangen, am deutlichsten in der Autoindustrie mit einem Minus von knapp 10 %. Ein Trend lässt sich anhand der Geschäftserwartungen der Unternehmen laut ifo Geschäftsklimaindex abzeichnen. Sie schätzten sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Erwartungen an die kommenden Monate erheblich optimistischer ein als noch im Mai. Sorgen bereiten im Verarbeitenden Gewerbe und im Bauhauptgewerbe die angesprochenen Lieferengpässe bei den Vorprodukten. Stationärer Einzelhandel und Dienstleistungen leiden noch immer stark unter den Einschränkungen; die Öffnungsschritte der vergangenen Monate wirken sich aber nun positiv auf die Umsätze aus. Die Branchen des Einzelhandels, die am stärksten von der Krise betroffen waren, haben im Mai teils deutliche Steigerungen verbucht, sind aber noch teils deutlich vom Vorkrisenniveau entfernt. Internet- und Versandhandel steigern ihre Umsätze weiterhin und sind deutliche Gewinner der Corona-Pandemie. Handel und Dienstleistungssektor schätzen laut ifo ihre aktuelle Lage und die Erwartungen an die kommenden Monate im Juni optimistischer ein als im Mai. Dafür spricht auch das laut GfK deutlich verbesserte Konsumklima unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern, die ihre wirtschaftliche Situation deutlich besser einschätzen und wieder mehr Anschaffungen planen.
wissen.nutzen. Seite 22 Beherbergung und Reisetätigkeit sind nach wie vor stark eingeschränkt. Ihre Situation stellt sich zwar leicht besser dar als im 1. Quartal 2021, jedoch liegen die Übernachtungszahlen im Mai bei nur einem Drittel des Vorkrisenniveaus von Mai 2019, die Fluggastzahlen bei nur 15 %. Für Juni sind Steigerungen erkennbar. Ähnliches gilt für das Gastgewerbe, dessen Umsätze im April bei gut 30 % des Vorkrisenniveaus lagen. Seitdem Restaurants wieder öffnen dürfen, deutet die hohe Nachfrage nach Tischreservierungen auf eine schnelle Erholung hin. Wie groß diese bei den Umsätzen ausfällt, werden erst die amtlichen Ergebnisse zum Gastgewerbe zeigen. Die Inflationsrate liegt im Moment höher als vor der Krise und rechnerisch über dem Inflationsziel der EZB von 2 %. Die gestiegenen Inflationsraten lassen sich vor allem auf Basiseffekte, z.B. aufgrund des Preisabsturzes von Mineralölprodukten im 1. Halbjahr 2020, zurückführen. Aufgrund der durch die Mehrwertsteuersenkung bedingten niedrigen Preise im 2. Halbjahr 2020 ist ab Juli mit weiteren Steigerungen zu rechnen. Der Arbeitsmarkt zeigt sich gesamtwirtschaftlich in stabiler Verfassung. Die Zahl der Erwerbstätigen hat im Mai 2021 sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch zum Vorjahresmonat leicht zugenommen, auch wenn noch 1,6 % weniger Personen erwerbstätig waren als vor der Corona-Pandemie im Februar 2020. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Kurzarbeitenden deutlich reduziert, was sich nicht in der Zahl der Erwerbstätigen niederschlägt, sondern nur in den geleisteten Arbeitsstunden. Der erwartete sprunghafte Anstieg der Insolvenzzahlen im Zuge der Pandemie ist bisher ausgeblieben. Auch als Effekt staatlicher Unterstützungen und des Aussetzens der Insolvenzantragspflicht setzte sich hingegen der langjährige Trend sinkender Insolvenzzahlen sogar verstärkt fort. Im April 2021 lag die Zahl der angemeldeten Unternehmensinsolvenzen 9 % unter dem Vorjahreswert und sogar 21 % unter dem Wert für April 2019. Im besonders von der Pandemie betroffenen Gastgewerbe meldeten zwar mehr Unternehmen Insolvenz an als in anderen Branchen, jedoch immer noch weniger als in den Vergleichsmonaten der Jahre 2020 und 2019. Bei den angemeldeten Regelinsolvenzen zeigte sich im Juni 2021 im Vorjahresvergleich eine Stagnation, die in den Folgemonaten zu einer Trendumkehr werden könnte. Diese würde sich dann allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau abspielen als vor der Pandemie.
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