Open Access Positionen Prozesse Perspektiven - Arbeitsgruppe Open Access in der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen
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Open Access Positionen Prozesse Perspektiven Arbeitsgruppe Open Access in der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen
Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................... 1 Open Access – Konzept und Umsetzung ............................ 3 Der Goldene Weg ..................................................................................................... 4 Der Grüne Weg . ........................................................................................................ 5 Stimmen aus der Wissenschaft . ....................................................................... 6 Berliner Erklärung ................................................................................................. 8 Positionen und Prozesse ..................................................... 11 Europäische Kommission . ............................................................................... 12 Europäischer Forschungsbeirat (EURAB) ............................................... 13 European Research Council (ERC) . ............................................................. 13 European University Association (EUA) ................................................... 14 European Heads of Research Councils (EUROHORCs) ....................... 15 European Science Foundation (ESF) . ......................................................... 16 Fachliche Positionen ........................................................................................... 17 Hochschulen ........................................................................................................... 18 Schwerpunktinitiative Digitale Information . ................... 20 Handlungsfeld Open Access ............................................................................ 22 Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen .................................. 23 Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) .............................................. 24 Fraunhofer-Gesellschaft ................................................................................... 25 Helmholtz-Gemeinschaft . ................................................................................ 26 Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ......................................................... 27 Leibniz-Gemeinschaft ........................................................................................ 28 Max-Planck-Gesellschaft (MPG) .................................................................... 29 Wissenschaftsrat ................................................................................................ 30 Weiterführende Informationen ................................................ 31 Quellen .................................................................................. 32 Impressum ............................................................................. 33
Vorwort... Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht der Wissenschaft neue Chancen im Umgang mit Wissen und Information. Basierend auf der Entwicklung des Internets hat sich in den letzten Jahren für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Mög- lichkeit einer offenen Wissenschaftskommunikation entwickelt, die unter dem Begriff Open Access etabliert ist. Open Access zielt auf die Verbesserung des Zugangs zu den Ergebnissen öffentlich ge- förderter Forschung durch die entgeltfreie Online-Bereitstellung von wissenschaftli- chen Textpublikationen und anderen digitalen Objekten wie z. B. Forschungsdaten. Open Access fördert die Sichtbarkeit der Forschung, ermöglicht eine rasche Diskussion aktueller Erkenntnisse, unterstützt die Interdisziplinarität sowie internationale Zusam- menarbeit und erleichtert den Transfer der Forschungsergebnisse in die Wirtschaft. Um Open Access nachhaltig in der Wissenschaft zu verankern, kooperieren weltweit Wissenschaftseinrichtungen, Bibliotheken und Verlage. Dabei werden innovative Umsetzungsstrategien und Geschäftsmodelle diskutiert. Durch die politisch-legislative Umsetzung von Open Access an den US-amerikani- schen National Institutes of Health (NIH) sowie durch die institutionelle Verankerung von Open Access an der Harvard University oder am Massachusetts Institute of Tech- nology (MIT) und durch die wachsende Bedeutung im europäischen Raum gewinnt das Thema vermehrt an öffentlicher Wahrnehmung. Auch die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen fördert die Umsetzung von Open Access. Diese Broschüre führt in das Thema ein und informiert über Open Access. Dabei werden Positionen und Prozesse in der europäischen Wissenschaftslandschaft be- schrieben und die Perspektiven einiger Partnerorganisationen im Rahmen der Schwerpunktinitiative Digitale Information der Allianz der deutschen Wissenschafts- organisationen vorgestellt. Arbeitsgruppe Open Access in der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen Oktober 2009
Open Access – Konzept und Umsetzung 3 Open Access – Konzept und Umsetzung Open Access beschreibt das Ziel, Wis- Serviceorientierte und nutzerfreund- sen und Information in digitaler Form liche Dienste und Infrastrukturen kön- für den Nutzer ohne finanzielle, techni- nen die Akzeptanz von Open Access för- sche oder rechtliche Barrieren zugäng- dern. In diesem Sinne unterstützen die lich und nachnutzbar zu machen. In der Partnerorganisationen in der Allianz der Umsetzung fokussiert Open Access den deutschen Wissenschaftsorganisationen freien Zugang zu qualitätsgesicherten Open Access auf vielfältige Weise. Textpublikationen und anderen digita- len Objekten wie z. B. Forschungsdaten, die im Rahmen der öffentlich geförder- ten Forschung entstehen. Open Access wird in zwei komplementären Strate gien umgesetzt: dem Goldenen Weg und Vorteile des Open Access dem Grünen Weg. Open Access hat sich in den letzten • Erhöhte Sichtbarkeit Jahren in Abhängigkeit der Disziplinen • Schneller, für die Nutzer entgeltfreier unterschiedlich entwickelt: Während Zugang Open Access in den Naturwissenschaften • Gute Auffindbarkeit über Suchmaschi- deutlich an Bedeutung gewinnt, gibt es nen und Nachweisdienste insbesondere in den Geisteswissenschaf- • Förderung der internationalen und in- ten noch viele Vorbehalte. Herausforde- terdisziplinären Zusammenarbeit rung ist es, die Vorteile von Open Access • Freier Zugang zu öffentlich finanzier- für die differenzierten Publikationskul ten Forschungsergebnissen turen in den jeweiligen Disziplinen her- • Beschleunigte Kommunikation und Dis- auszustellen. kussion von Forschungsergebnissen
4 Open Access – Konzept und Umsetzung Der Goldene Weg Unter dem Goldenen Weg des Open Access Viele Wissenschaftsverlage betrei- wird die Erstveröffentlichung von wis- ben sogenannte hybride Open-Access- senschaftlichen Beiträgen in einem elek- Modelle: Bei der Publikation in einer tronischen Medium, z. B. einer Zeitschrift, subskriptionspflichtigen und somit nicht die gemäß einem Open-Access-Geschäfts- frei zugänglichen Zeitschrift kann ein modell organisiert ist, verstanden. Open- einzelner Artikel durch Zahlung einer Access-Publikationen unterliegen den zusätzlichen Publikationsgebühr Open gleichen Maßstäben der Qualitätssiche- Access publiziert werden. rung wie traditionelle Publikationen. Die Geschäftsmodelle des Goldenen Weges verlagern die Finanzierung: For- schungsorganisationen und Förderer stellen Mittel bereit, um die Publikatio- nen bereits bei der Veröffentlichung im Rahmen sogenannter Publikationsge- bühren zu finanzieren. Eine Vielzahl von Open-Access-Zeitschriften wird als Teil der wissenschaftlichen Aktivitäten ein- zelner Organisationen herausgegeben und finanziert. Bei diesen Zeitschriften werden meist keine Publikationsgebüh- ren erhoben. So fördert der Goldene Weg die perspektivische Entkoppelung des Informationsbedarfs von finanziellen Etatzwängen des Rezipienten.
Open Access – Konzept und Umsetzung 5 Der Grüne Weg Der Grüne Weg widmet sich der Bereit- Die überwiegende Mehrheit der Wis- stellung bereits erschienener Verlags- senschaftsverlage gestattet eine zeit- publikationen und anderer digitaler Ob- verzögerte Publikation der Autorenver- jekte in Repositorien (frei zugänglichen sion eines Artikels in Repositorien. Datenbanken). Unterschieden wird zwi- schen institutionellen und disziplinären Repositorien. Während institutionelle Repositorien die wissenschaftlichen Ak- tivitäten einzelner Institutionen abbil- den, dienen disziplinäre zur Speicherung von Veröffentlichungen einer gesamten Disziplin. Institutionelle Repositorien unterstützen die Sichtbarkeit der For- schung unter der „Marke“ einer Institution.
6 Open Access – Konzept und Umsetzung Stimmen aus der Wissenschaft „Open Access hat sich in der Physik erfolg- reich etabliert. Bestes Beispiel ist das New Jour- nal of Physics (NJP): 1998 als originäre Open- Access-Zeitschrift gestartet, ist es heute eine der renommiertesten Zeitschriften in der Physik. Jeden Monat werden ca. 50 000 Aufsätze im Volltext heruntergeladen. Ein strenges Peer- Review-Verfahren garantiert hochwertigen In- halt und inzwischen einen hohen Impact Factor. Dank Open Access sind die Beiträge weltweit frei zugänglich. Die Sichtbarkeit der Forschung wird so erhöht.“ Prof. Dr. Alexander M. Bradshaw Max-Planck-Institut für Plasmaphysik „Wissenschaftliches Arbeiten basiert wesentlich auf dem fachlichen Austausch. Durch die Umstellung des wissenschaftlichen Publizierens auf elektronische Medien wurde dieser entscheidend erleichtert und beschleunigt. Über die Website des Max-Planck-Institutes für Informa- tik sind beispielsweise die Publikationen der dort tätigen Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler frei zugänglich. Die Potentiale elektro- nischer wissenschaftlicher Kommunikation reichen jedoch wesentlich weiter. Für mich ist das Arbeiten in vernetzten Forschungsumgebungen unverzichtbare Praxis. Open Access bietet die große Chance zur weiteren Entfaltung dieser Arbeitsweise. Es beseitigt nicht nur Effizienz mindernde Schranken in der Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und mit der Öffentlich- keit, sondern ermöglicht auch die Entwicklung innovativer Formen der Auswertung der zugänglichen Forschungsergebnisse, die aufgrund des starken Wachstums an Wissen dringend benötigt werden.“ Prof. Dr. Dr. Kurt Mehlhorn Max-Planck-Institut für Informatik
Open Access – Konzept und Umsetzung 7 „Open Access sollte auch bei Buchreihen neben das gedruckte Buch treten und in einzelnen Bereichen dieses auch ersetzen, da so eine andere Zugänglichkeit zu Litera- tur ermöglicht wird. Dies ist nicht nur für Länder wichtig, die eine schwache Bibliotheksinfrastruktur und damit ei- nen beschränkten Zugang zu internationalen Publikationen haben, sondern auch für die Verbreitung von Wissen über Sprach- und Landesgrenzen hinweg. Bei archäologischer Literatur ist es z. B. nicht immer einfach, an Grabungsbe- richte, die in der jeweiligen Landessprache geschrieben sind und keine internationale Verbreitung finden, zu ge- langen. Manchmal ist es sogar fast unmöglich zu erfahren, dass Bücher publiziert sind. Über die Publikation im Inter- net und die damit verbundenen Suchmöglichkeiten wird eine Verdichtung des Wissensangebotes erreicht.“ Prof. Dr. Friederike Fless FU Berlin, Institut für Klassische Archäologie „Um belastbare Aussagen über das Klima der Zukunft zu gewinnen, bedarf es der Auswertung einer Vielzahl an unterschiedlichsten Forschungs- daten. Die Bereitstellung und der Zugang zu die- sen Daten ist unverzichtbar für den Fortschritt der Wissenschaft. Klimaforschung ist global, wir arbeiten mit einer Vielzahl an internationalen Part- nern. Für uns ist es daher von großer Bedeutung, dass wir und unsere Partner weltweit auf alle wis- senschaftliche Erkenntnisse, ob Forschungsdaten oder Artikel in Journalen, zugreifen können. Open Access als Prinzip ist hierzu der Schlüssel.“ Prof. Dr. Peter Lemke Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
8 Open Access – Konzept und Umsetzung Berliner Erklärung Am 22. Oktober 2003 wurde in Berlin „Wir, die Unterzeichner, fühlen uns verpflich- im Rahmen einer von der Max-Planck- tet, die Herausforderungen des Internets als dem Gesellschaft veranstalteten Konferenz zunehmend an Bedeutung gewinnenden Medi- die Berlin Declaration on Open Access to um der Wissensverbreitung aufzugreifen.“ Knowledge in the Sciences and Humanities (Berliner Erklärung über den offenen Dazu werden in der Berliner Erklä- Zugang zu wissenschaftlichem Wissen) rung folgende Maßnahmen festgehalten: verabschiedet. Die Berliner Erklärung stellt einen „Unsere Organisationen unterstützen die Meilenstein in der Entwicklung des Weiterentwicklung des neuen Open-Access- Open Access dar und schließt an die zu- Paradigmas mit dem Ziel, den größtmöglichen vor veröffentlichte Erklärung der Buda- Nutzen für Wissenschaft und Gesellschaft zu pest Open Access Initiative (2002) und erreichen. Dieses Anliegen wollen wir fördern, das Bethesda Statement on Open Access indem wir Publishing (2003) an. Diese sogenann- • unsere Forscher und Stipendiaten darin be- ten BBB-Definitionen sind Grundlage stärken, ihre Arbeiten entsprechend den der stetig intensivierten Diskussion und Grundsätzen des Open-Access-Paradigmas zu Umsetzung von Open Access. veröffentlichen; die Verwalter von kulturellem Hauptanliegen der Unterzeichner der Erbe ermuntern, den offenen Zugang durch Berliner Erklärung ist es, durch die kon- Bereitstellung ihrer Ressourcen im Internet zu sequente Nutzung der sich dynamisch fördern; entwickelnden Möglichkeiten der digi- • Mittel und Wege zur Evaluierung von Open- talen Kommunikation die wissenschaft- Access-Veröffentlichungen und Online-Zeit- liche Diskussion zu fördern und sie einer schriften entwickeln, damit die Standards möglichst breiten Öffentlichkeit zugäng- wissenschaftlicher Qualitätssicherung und gu- lich zu machen. ter wissenschaftlicher Praxis erhalten bleiben; dafür eintreten, dass Open- Access-Veröffent- lichungen bei der Beurteilung wissenschaftli- cher Leistungen anerkannt werden;
Open Access – Konzept und Umsetzung 9 • dafür eintreten, dass die spezifischen Beiträge Auswahl der deutschen für die Entwicklung einer Open-Access-Infra- Unterzeichner: struktur in Form von Software-Entwicklung, der Bereitstellung von Inhalten, der Metada- • Alexander von Humboldt-Stiftung ten-Erstellung oder der Veröffentlichung ein- • Deutsche Akademie der Naturforscher zelner Artikel allgemein anerkannt werden. Leopoldina Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass der • Deutsche Forschungsgemeinschaft Prozess des Übergangs zu einer Kultur des of- (DFG) fenen Zugangs rechtliche und finanzielle Aus- • Fraunhofer-Gesellschaft wirkungen auf die Wissensverbreitung hat. • Helmholtz-Gemeinschaft Unsere Organisationen unterstützen deshalb • Hochschulrektorenkonferenz (HRK) auch die Weiterentwicklung der bestehenden • Leibniz-Gemeinschaft rechtlichen und finanziellen Rahmenbedin- • Max-Planck-Gesellschaft (MPG) gungen, um die Voraussetzungen für eine • Wissenschaftsrat optimale Nutzung eines offenen Zugangs zu ermöglichen.“ Alle großen deutschen Wissen- schaftsorganisationen, mehrere Hoch- schulen, Akademien und Fachgesell- schaften sowie führende internationale Forschungs- und Kultureinrichtungen haben die Erklärung unterzeichnet. Bis heute wächst die Liste der Unterzeich- ner stetig an. In einem andauernden Prozess the- matisieren die Unterzeichner die He- rausforderungen des Open Access im Quelle: Rahmen einer breiten und offenen Dis- kussion. Dieser Prozess wird durch die • Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wis- senschaftlichem Wissen, 2003 deutschen Wissenschaftsorganisationen maßgeblich mitgestaltet.
Positionen und Prozesse 11 Positionen und Prozesse Über 1 450 frei zugängliche Repositori- Im Folgenden werden einige wichtige en und rund 4 350 streng begutachtete Positionen und Prozesse zu Open Access Open-Access-Zeitschriften belegen die auf europäischer Ebene vorgestellt. stetig steigende Bedeutung des Open Ac- cess. Im europäischen Raum gewinnt Open Access vermehrt an wissenschaftspoliti- scher Aufmerksamkeit. So wurde in der öffentlichen Konsul- tation zum Grünbuch über den Europä- ischen Forschungsraum eine überwäl- tigende Zustimmung zu Open Access deutlich: Über 70 Prozent der Konsul- tanten forderten den freien Zugang zu öffentlich geförderten Forschungsergeb- nissen. Quellen: • Directory of Open Access Journals (DOAJ) • European Commission: Results of the Public Con- sultation on the Green Paper „The European Re- search Area: New Perspectives“, 2008 • Registry of Open Access Repositories (ROAR)
12 Positionen und Prozesse Europäische Kommission 2008 verabschiedete die Europäische „Ein einfacher und entgeltfreier Zugang zu Kommission ein Open-Access-Pilotpro- den aktuellsten Erkenntnissen in strategischen jekt: Begutachtete Publikationen, die Bereichen ist entscheidend für die Wettbewerbs- auf Basis geförderter Projekte entste- fähigkeit der EU in der Forschung. Dieses Open hen, sollen nach einer Sperrfrist von Access-Pilotprojekt ist ein wichtiger Schritt für 6 bis zu längstens 12 Monaten frei zu- die Verwirklichung der „fünften Freiheit“, d. h. gänglich sein. Das Pilotprojekt umfasst dem freien Verkehr von Wissen in den Mitglied- 20 Prozent des gesamten FP7-Budgets staaten, auf Ebene der Forscher und der Unter- und betrifft geförderte Projekte in den nehmen und in der breiten Öffentlichkeit […]“ Bereichen Gesundheit, Energie, Umwelt, Janez Potočnik, EU-Kommissar für Sozialwissenschaften sowie Informa- Wissenschaft und Forschung tions- und Kommunikationstechnologi- en. Über den Open-Access-Pilot hinaus ist es möglich, die Kosten für goldene Open-Access-Publikationen innerhalb von Forschungsprojekten des FP7 er- statten zu lassen. Die Europäische Kommission ist das Exekutivorgan der EU. Sie vertritt und wahrt die Interessen der gesamten EU. Sie erarbeitet u. a. Vorschläge für neue europäi- sche Rechtsvorschriften, die sie dem Europäischen Par- lament und dem Rat vorlegt und ist zudem verantwort- lich für die praktische Umsetzung der EU-Politik. Quellen: • Europäische Kommission: Besserer Zugang zu wis- senschaftlichen Artikeln über EU-finanzierte For- schung, 2008 • Europäische Kommission: Open access pilot in FP7
Positionen und Prozesse 13 Europäischer Forschungsbeirat (EURAB) Bereits 2006 hatte der Europäische For- schungsbeirat (EURAB) Open Access mit Der Europäische Forschungsbeirat (EURAB) ist ein unab- hängiger Beratender Ausschuss, der von der Europäischen den Worten Kommission geschaffen wurde, um Rat zum Entwurf und der Durchführung der EU-Forschungspolitik zu erteilen. “[…] it is the opinion of EURAB that the be- Quelle: nefits to the scientific research system as a whole • European Research Advisory Board (EURAB): Scien of making research results freely available are tific Publication. Policy on Open Access, 2006 overwhelming.“ klar befürwortet und zugleich ange- regt, Forschungsergebnisse aus dem 7. Forschungsrahmenprogramm (FP7) Open Access zugänglich zu machen. European Research Council (ERC) 2007 wurde die Förderung europäischer Spitzenforschung im Programm Ideen Der European Research Council (ERC) fördert eine als des 7. Forschungsrahmenprogramms an Pionierforschung oder auch Frontier Research bezeich- nete grundlagenorientierte Forschung. Die verwalteten eine Open-Access-Richtlinie gekoppelt. Fördermittel des ERC stammen aus dem Programm In dieser werden Projektnehmer des Ideen des 7. Forschungsrahmenprogramms. Das Bud- get des ERC beträgt 7,5 Milliarden Euro. European Research Council (ERC) aufge- fordert, die Veröffentlichungen, welche Quelle: auf Basis geförderter Projekte entste- • European Research Council (ERC): Scientific Council hen, bis sechs Monate nach Publikation Statement on Open Access, 2007 in einem Repositorium frei zugänglich zu machen: „The ERC requires that all peer-reviewed publications from ERC-funded research projects be deposited on publication into an appropriate research repository where available […] and sub- sequently made Open Access within 6 months of publication.“
14 Positionen und Prozesse European University Association (EUA) Seit 2007 beschäftigt sich eine Arbeits- Auf nationaler Ebene empfiehlt die gruppe der European University Associa- EUA den Hochschulverbänden, Open tion (EUA) mit dem Thema Open Access. Access als bedeutenden Faktor zur 2008 veröffentlichte diese Open-Access- Verbesserung der Sichtbarkeit, des Zu- Empfehlungen, welche sich u. a. an die gangs und der Wirkung ihrer Forschung institutionellen Leitungsebenen euro- wahrzunehmen. päischer Hochschulen und an nationale Vereinigungen von Hochschulen richten. Hochschulleitungen wird u. a. emp- fohlen, institutionelle Open-Access-Be- schlüsse zu verabschieden: „Universities should develop institutional policies and strategies that foster the availability of their quality controlled research results (in the form of research papers and other outputs) for the broadest possible range of users, maximising their visibility, accessibility and scientific impact.“ Im Rahmen dieser Open-Access-Be- schlüsse sollen Wissenschaftlerinnen Die European University Association (EUA) ist ein seit und Wissenschaftler über ihre Rechte 2001 bestehender europäischer Verband von einzel- als Autorinnen und Autoren informiert nen Hochschulen sowie von nationalen Rektoren- konferenzen. Der Verband unterstützt Hochschulen, werden. Um eine weite Verbreitung der fördert die Zusammenarbeit und agiert auf wissen- Forschungsergebnisse zu ermöglichen, schaftspolitischer Ebene. sollen frei zugängliche Repositorien zur Quelle: Publikation genutzt werden. In Bezug • European University Association (EUA): Recommen- auf den Goldenen Weg wird empfohlen, dations from the EUA Working Group on Open Finanzierungsmöglichkeiten für Publi- Access, 2008 kationsgebühren zu erproben.
Positionen und Prozesse 15 European Heads of Research Councils (EUROHORCs) Im April 2008 verabschiedete die Ge- Gemeinsam mit der European Sci- neralversammlung der European Heads ence Foundation (ESF) fördern die EURO- of Research Councils (EUROHORCs) eine HORCs die Umsetzung von Open Access Empfehlung an ihre Mitgliedsorganisa- im Europäischen Forschungsraum. Dabei tionen zum Thema Open Access. Diese wird die Verankerung verpflichtender Empfehlung beschreibt Mindeststan- Richtlinien für Einrichtungen der For- dards auf dem Weg zu einem System des schungsförderung gefordert: freien Zugangs zu wissenschaftlicher Information und Wissen. „Incorporating mandatory Open Access (OA) Wissenschaftlerinnen und Wissen- requirements into the conditions for all grants, schaftler werden ermutigt, Forschungs- including banning the transfer of the copyright ergebnisse frei zugänglich zu machen: to third parties without retaining the right to dis- seminate via OA outlets […]“ „When choosing the appropriate means of disseminating scientific information, au- thors should always consider the issue of Open Access.“ Mitgliedsorganisationen der EURO- HORCs wird empfohlen, die Berliner Er- EUROHORCs (European Heads of Research Councils) ist ein seit 1992 bestehender Zusammenschluss euro- klärung zu unterzeichnen. Darüber hin- päischer Forschungsförderer und Forschungsorganisa- aus sollten die Open-Access-Beschlüsse tionen. Zu den Aufgaben von EUROHORCs gehören nach Vorbild der Empfehlungen des Eu- u. a. die Diskussion übergeordneter wissenschaftspoli- tischer Themen sowie die Beratung der Europäischen ropean Research Advisory Board (EURAB) Kommission. verabschiedet werden: Quellen: „It is strongly recommended that when ever • EUROHORCs: EUROHORCs’ Recommendations on Open Access (OA), 2008 possible they adopt the EURAB recommendations • EUROHORCs / European Science Foundation (ESF): or at least a weaker version of it by excluding a EUROHORCs and ESF Vision on a Globally Compe- compulsory limitation of the embargo time to 6 titive era and their Road Map for Actions, 2009 months or less.”
16 Positionen und Prozesse European Science Foundation (ESF) Als Gemeinschaft wissenschaftlicher Ein- „EUROHORCs and ESF Member Organisa- richtungen fördert die European Science tions will promote the awareness of the impor- Foundation (ESF) die europäische Diskus- tance of Open Access amongst researchers and sion rund um Open Access. Im Jahre 2003 administrators. EUROHORCs and ESF Member veröffentlichte eine Arbeitsgruppe der Organisations, together with other national or ESF eine Handreichung zum Thema Open European associations and possibly with other Access. In dieser wurden die bisherigen non-EU research funding organisations, will work Entwicklungen des Feldes festgehalten. with publishers to redefine the responsibility and Darüber hinaus werden Handlungsopti- cost distribution of the publishing system.“ onen für die ESF beschrieben: • „The organisation of seminars for educating researchers and helping them explore oppor- tunities in open access publishing. • Offering moral support to OAI [Open Archives Initiative] by convincing the national funding agencies in Europe of the positive impact that in the long run such an initiative may have on Die European Science Foundation (ESF) wurde 1974 the development of scientific research. “ gegründet. Sie ist eine Vereinigung von 80 europäi- schen Wissenschaftseinrichtungen aus 30 Ländern. Gemeinsam mit den European Heads Die ESF fördert die Zusammenarbeit zwischen wissen- schaftlichen Institutionen in Europa und koordiniert of Research Councils (EUROHORCs) ver- pan-europäische wissenschaftliche Initiativen. öffentlichte die ESF 2008 eine Vision Quellen: des europäischen Forschungsraums, in welcher Open Access ein essentieller Be- • EUROHORCs / European Science Foundation (ESF): EUROHORCs and ESF Vision on a Globally Compe- standteil des Systems Wissenschaft ist. titive era and their Road Map for Actions, 2009 2009 wurde die gemeinsame Vision in • EUROHORCs/European Science Foundation (ESF): einer Roadmap for Actions konkretisiert. The EUROHORCs and ESF Vision on a Globally Competitive ERA and their Road Map for Actions Angekündigt wird die Veröffentlichung to Help Build It, 2008 einer gemeinsamen Richtlinie zu Open • European Science Foundation (ESF): Open Access. Access. Beide Verbände sprechen sich Restoring scientific communication to its rightful owners, 2003 deutlich für die Etablierung von Open Access aus.
Positionen und Prozesse 17 Fachliche Positionen Neben einer Vielzahl von institutionel- mentenserver PubMed Central der Öf- len Beschlüssen zu Open Access gibt es fentlichkeit zugänglich gemacht werden. auch disziplinäre Empfehlungen und Auch die sieben Research Councils im Richtlinien zu Open Access. So ruft z. B. Vereinigten Königreich fördern Open die Gesellschaft für Informatik (GI) ihre Access. Auf Basis eines 2006 veröffent- Mitglieder auf, lichten gemeinsamen Positionspapiers haben die Forschungsförderer fachspe- „[…] ihre Arbeiten nach dem Prinzip des zifische Beschlüsse veröffentlicht. Im offenen Zugangs zu publizieren, zur Qualitäts- Papier des Arts and Humanities Research sicherung der Open-Access-Veröffentlichungen Council (AHRC) heißt es beispielsweise: beizutragen und alle Bestrebungen zu unter- stützen, das elektronisch verfügbare Wissen für „Ideas and knowledge derived from publicly- kommende Generationen verfügbar zu halten.“ funded research must be made available and ac- cessible for public use, interrogation and scrutiny, Weiter haben eine Vielzahl von Fach- as widely, rapidly and effectively as practicable.“ gesellschaften die Berliner Erklärung unterzeichnet, so z. B. die European Geo- sciences Union (EGU) oder der Deutsche Archäologen-Verband (DArV). Auch fachliche Forschungsförde- rer positionieren sich zu Open Access. Prominentes Beispiel sind, neben dem Wellcome Trust, die US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH). Die NIH sind mit einem Budget von 29 Mil- liarden US-Dollar einer der weltweit größten Forschungsförderer im Bereich Quellen: der Lebenswissenschaften. Auf Grundla- • Arts and Humanities Research Council: AHRC Guidance on Access to Research Outputs, o. J. ge eines 2008 verabschiedeten Gesetzes • Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wis- werden alle geförderten Institutionen senschaftlichem Wissen, 2003 zur offen zugänglichen Publikation ihrer • Gesellschaft für Informatik (GI): Positionspapier Forschungsergebnisse verpflichtet: Spä- zum Urheberrecht, 2006 testens 12 Monate nach der Veröffentli- • National Institutes of Health (NIH): NIH Public Access Policy Details, 2008 chung eines Forschungsergebnisses in • Research Councils UK: Access to Research Outputs einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift muss jeder Aufsatz auf den NIH-Doku-
18 Positionen und Prozesse Hochschulen Weltweit fördern Hochschulen Open Die Veröffentlichung von Open Access- Access. Die Unterschrift unter der Ber- Grundsätzen an der Harvard University liner Erklärung, der Betrieb von insti- und am Massachusetts Institute of Techno- tutionellen Repositorien, die Finanzie- logy (MIT) haben weltweit Beachtung er- rung von Publikationsgebühren oder halten. Während Open Access in Harvard die Bereitstellung einer Infrastruktur durch Beschlüsse einzelner Fachbereiche zur Herausgabe von Open-Access-Zeit- verankert ist, verabschiedet das MIT ei- schriften sind nur einige Beispiele für nen campusweiten Beschluss: Aktivitäten im universitären Umfeld. Open Access kann strategische Ziele ei- „Each Faculty member grants to the Mas- ner Hochschule unterstützen. Durch die sachusetts Institute of Technology nonexclusive verbesserte Sichtbarkeit der Forschung permission to make available his or her scholarly kann z. B. ein positiver Beitrag zur Mar- articles and to exercise the copyright in those ar- kenbildung einer Hochschule geleistet ticles for the purpose of open dissemination.“ werden. Massachusetts Institute of Technolo- Die Umsetzung der institutionellen gy, 18.03.2009 Verankerung von Open Access an Hoch- schulen ist divers. Im anglo-amerikani- schen Raum sind verpflichtende Richt- linien verbreitet, die in Deutschland verabschiedeten Beschlüsse haben aus- schließlich empfehlenden Charakter. Quelle: • Massachusetts Institute of Technology (MIT): MIT Faculty Open-Access Policy, 2009
Positionen und Prozesse 19 Auch deutsche Hochschulen haben „Den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen sich zu Open Access in Form einer Poli- und Mitarbeitern der Universität wird empfoh- tik, einer Erklärung oder einer Resoluti- len, sich an der Entwicklung von Open Access zu on positioniert: beteiligen.“ Georg-August-Universität Göttingen, „Das Präsidium und der Akademische Senat Dezember 2005 der Freien Universität Berlin empfehlen daher allen Universitätsangehörigen, ihre Forschungs- „Die TFH Wildau empfiehlt Ihren Mitgliedern ergebnisse und wissenschaftlichen Arbeiten auf und Angehörigen als Autoren und Autorinnen Open-Access-Dokumentenservern zu archivie- der Hochschule nachdrücklich, veröffentlichte, ren oder in Open-Access-Zeitschriften zu veröf- wissenschaftlich referierte Artikel, soweit recht- fentlichen.“ lich zulässig,als Kopie auf den Dokumenten- und Freie Universität Berlin, 23.07.2008 Publikationenserver der Hochschule beim KOBV Berlin-Brandenburg abzulegen.“ „Die Humboldt-Universität empfiehlt des- Technische Fachhochschule Wildau, halb allen Wissenschaftlerinnen und Wissen- 03.07.2007 schaftlern, ihre Beiträge in Open-Access-Jour- nalen einzureichen sowie Monographien und Sammelwerke auf Open-Access-Plattformen zu veröffentlichen.“ Humboldt-Universität zu Berlin, 09.05.2006 „Das Rektorat der Universität Bielefeld for- Quellen: dert die wissenschaftlichen Autoren der Uni- • Freie Universität Berlin: Open Access an der Freien versität nachdrücklich auf, alle veröffentlichten, Universität Berlin, 2008 wissenschaftlich referierten Artikel […] als Kopie • Georg-August-Universität Göttingen: Die Open- auf dem wissenschaftlichen Publikationenserver Access-Politik der Universität Göttingen, 2005 […] der Universität abzulegen, soweit rechtliche • Humboldt-Universität zu Berlin: Open-Access-Erklä- rung der Humboldt-Universität zu Berlin, 2006 Bedenken der Verlage nicht entgegenstehen. […] • Technische Fachhochschule Wildau: Open-Access- Das Rektorat ermutigt und unterstützt die Wis- Politik der TFH Wildau, 2007 senschaftler der Universität Bielefeld zur Publika- • Universität Bielefeld: Resolution zur Unterstützung tion in Open-Access-Zeitschriften.“ von Open Access, 2005 Universität Bielefeld, 07.06.2005
20 Schwerpunktinitiative Digitale Information Schwerpunktinitiative Digitale Information In Deutschland fördern die Partnerorga- Eine integrierte und innovative Infor- nisationen in der Allianz der deutschen mationsversorgung kann am wirksams- Wissenschaftsorganisationen Open Ac- ten im nationalen und internationalen cess durch vielfältige Aktivitäten, welche Kontext aufgebaut werden. Die Allianz- seit 2008 in die Schwerpunktinitiative Partnerorganisationen setzen darauf, die Digitale Information eingebettet sind. Konkurrenzfähigkeit des Wissenschafts- Im Folgenden werden das Leitbild der standortes Deutschland zu steigern, in- Initative und das Handlungsfeld Open dem Kompetenzen und Ressourcen ge- Access sowie die Perspektiven einiger bündelt sowie aktuelle und zukünftige Partnerorganisationen beschrieben. Aktivitäten stärker koordiniert werden. Sie sind insbesondere bereit, ihre politi- Das Leitbild schen und fachlichen Grundentscheidun- gen im Bereich der digitalen Information Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- zu koordinieren, ihre hierfür eingesetz- ler mit der bestmöglichen Informations- ten finanziellen Ressourcen zu bündeln infrastruktur auszustatten, die sie für und, wenn erforderlich, weitere Ressour- ihre Forschung brauchen, ist das Leitbild cen bereitzustellen. der Informationsversorgung. Im digita- len Zeitalter bedeutet das die digitale und für den Nutzer möglichst entgelt- und barrierefreie Verfügbarkeit von Publika- tionen, Forschungsdaten und virtuellen Forschungs- und Kommunikationsumge- bungen. Es gilt daher, eine nachhaltige in- tegrierte digitale Forschungsumgebung zu schaffen, in der jeder Forschende von überall in Deutschland auf das gesamte publizierte Wissen und die relevanten Forschungsdaten zugreifen kann.
Schwerpunktinitiative Digitale Information 21 Die Allianz der deutschen Wissen- Die Allianz-Partnerorganisationen schaftsorganisationen ist daher darin einigen sich darauf, ihre Aktivitäten und überein gekommen, die Aktivitäten der Ressourcen auf folgenden Handlungsfel- einzelnen Partnerorganisationen im Be- dern zu koordinieren und zu bündeln: reich der digitalen wissenschaftlichen Informationssysteme intensiver zu ko- 1. Nationale Lizenzierungen ordinieren und durch eine gemeinsame 2. Open Access Schwerpunktinitiative in den Jahren 3. Nationale Hosting-Strategie 2008 bis 2012 weiter auszubauen, mit 4. Forschungsdaten dem Ziel, 5. Virtuelle Forschungsumgebungen 6. Rechtliche Rahmenbedingungen • den weitest möglichen Zugang zu di- gitalen Publikationen, digitalen Daten und Quellenbeständen zu gewähr leisten, • optimale Voraussetzungen für die Ver- breitung und Rezeption von Publikati- onen aus deutscher Forschung mithilfe der digitalen Medien zu schaffen, • die langfristige Verfügbarkeit der weltweit erworbenen digitalen Medi- en und Inhalte sowie ihre Integration in die digitale Forschungsumgebung sicherzustellen, • netzbasierte Formen des wissen- schaftlichen Arbeitens durch innovati- ve Informationstechnologien zu unter- stützen.
22 Schwerpunktinitiative Digitale Information Handlungsfeld Open Access In diesem Aktionsfeld werden die Akti- Zweites wesentliches Ziel ist es, vitäten der Allianz-Arbeitsgemeinschaft durch ein gemeinsames Vorgehen neben Open Access intensiviert, um den offe- dem Grünen Weg auch den sogenannten nen Zugang zu Texten, Forschungsdaten Goldenen Weg des Open Access weiter- und anderen digitalen Objekten wis- zuentwickeln. Im Vordergrund steht die senschaftspolitisch voranzutreiben und Weiterentwicklung von Geschäfts- und praktisch umzusetzen. Fördermodellen sowie deren gemein- Ein Ziel des Aktionsfeldes ist der Aus- schaftliche Finanzierung. In Modell- bau institutioneller und disziplinärer Re- projekten soll insbesondere verfolgt positorien sowie deren stärkere Vernet- werden, auf welche Weise Subskriptions- zung. Im Rahmen der Allianz-Aktivitäten kosten und Publikationsgebühren kor- werden Anreizkonzepte entwickelt: ers- reliert beziehungsweise umgeschichtet tens – bezogen auf die Wissenschafts- werden können. In Zusammenarbeit mit einrichtungen – die Standardisierung, einzelnen Fachdisziplinen werden Mo- Vernetzung und Qualitätssicherung von delle entwickelt und erprobt, die darauf Publikationsservern vornehmen zu las- abzielen, Kosten für Publikationen als sen und zweitens – bezogen auf die ein- letzten Schritt des Forschungsprozesses zelnen Wissenschaftlerinnen und Wis- zu finanzieren. senschaftler – Publikationen (sekundär) Dabei muss durch geeignete Budge- im sogenannten Grünen Weg des Open tierungsmaßnahmen sichergestellt wer- Access über Publikationsserver verfüg- den, dass die Forschungsmittel dadurch bar zu machen. nicht belastet werden. Das Aktionsfeld Open Access bietet eine Vielzahl von Anknüpfungspunk- ten zu den weiteren Aktionsfeldern der Schwerpunktinitiative Digitale Infor- mation, so z. B. zum Aktionsfeld For- schungsdaten oder zum Aktionsfeld Rechtliche Rahmenbedingungen. Um dem integrativen Konzept der digitalen Informationsversorgung Rechnung zu tragen, wird eng mit allen Arbeitsgrup- pen der Schwerpunktinitiative zusam- mengearbeitet.
Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen 23 Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen Alle großen deutschen Wissenschafts Ziel aller Aktivitäten rund um Open organisationen fördern Open Access. Access ist es, die Nutzung des Internets Über die Berliner Erklärung hinaus ha- – mit seinen vielfältigen Chancen, aber ben einige Institutionen eigene Positio- auch Herausforderungen – im Interes- nen zu Open Access veröffentlicht. Diese se der Disziplinen voranzutreiben, um sind Grundlage der vielfältigen, häufig in den für den Nutzer entgeltfreien Zugang internationale und disziplinäre Initiati- zu Wissen und Information nachhaltig ven eingebetteten Aktivitäten. zu etablieren. Open Access wird als ein Die Förderung des Diskussionspro- grundlegendes Handlungsfeld im Be- zesses zu Open Access, der Aufbau und reich wissenschaftlicher Informations- die Vernetzung von Infrastrukturen versorgung betrachtet, welches enge rund um das wissenschaftliche Informa- Anknüpfungspunkte zu einer Vielzahl tionsmanagement sowie die Bereitstel- von innovativen Themenfeldern wie z. B. lung von Mitteln zur Finanzierung von der Publikation von Forschungsdaten Open-Access-Publikationsgebühren sind oder dem Aufbau virtueller Forschungs- Beispiele für die Aktivitäten in der deut- umgebungen bietet. schen Wissenschaftslandschaft. Darüber Im Folgenden wird Open Access aus hinaus beteiligen sich Wissenschaftsein- der Perspektive verschiedener Partner- richtungen an Forschungsprojekten zum organisationen in der Allianz der deut- Thema Open Access. schen Wissenschaftsorganisationen vor- gestellt.
24 Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Wissenschaftliches Arbeiten findet zu- Im Januar 2006 verabschiedete der nehmend kooperativ über Datennetze Hauptausschuss der DFG Richtlinien, mit statt. Somit sind Forscher darauf ange- denen Projektnehmer der DFG aufgefor- wiesen, Daten, Quellen und Forschungs- dert werden, nach Möglichkeit in Open- ergebnisse möglichst ohne rechtliche, Access-Zeitschriften zu publizieren oder technische und finanzielle Barrieren ihre Publikationen zusätzlich über Re- über das Internet nutzen zu können. In positorien bereitzustellen. Denn die DFG diesem Sinne fördert Open Access nicht nur die internationale Vernetzung der „erwartet, dass die mit ihren Mitteln finan- Wissenschaft, sondern trägt auch zu zierten Forschungsergebnisse publiziert und einer besseren Wahrnehmung europäi- dabei möglichst auch digital veröffentlicht und scher Forschung weltweit bei. für den entgeltfreien Zugriff im Internet (Open Vor diesem Hintergrund unterstützt Access) verfügbar gemacht werden.“ die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Quelle: Verwendungsrichtlinien (DFG) als Erstunterzeichnerin der Berli- Sachbeihilfe). ner Erklärung den entgeltfreien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen durch vielfältige Projekte zum Aufbau und zur Vernetzung zertifizierter Repositori- en, zur Entwicklung von Repositorien- basierten Mehrwertdiensten, durch Anschubfinanzierungen für innovative Open-Access-Zeitschriften sowie durch die Gewährung von Publikationskosten. Zudem förderte die DFG den Aufbau der Informationsplattform Open Access, die als nationale Anlaufstelle sämtliche Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist die Facetten des entgeltfreien Publizierens zentrale Selbstverwaltungseinrichtung der Wissen- schaft zur Förderung der Forschung an Hochschulen umfassend darstellt. Die Aktivitäten auf und öffentlich finanzierten Forschungsinstitutionen nationaler Ebene werden ergänzt durch in Deutschland. Sie dient der Wissenschaft in allen gemeinsame Vorhaben und Projekte im ihren Zweigen durch die finanzielle Unterstützung von Forschungsaufgaben und durch die Förderung europäischen Umfeld, insbesondere mit der Zusammenarbeit unter den Forscherinnen und den Partnern des Knowledge Exchange Forschern. Netzwerks.
Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen 25 Fraunhofer-Gesellschaft Mit Ausnahme der vertraulichen Pro- Die Fraunhofer-Gesellschaft setzt sich jektdaten von Kunden ist der freie und in Kooperation mit den anderen deut- unmittelbare Zugang zu wissenschaft- schen Wissenschaftseinrichtungen dafür lichen Informationen sowohl für die ein, dass im nationalen wie europäischen grundlagen- als auch für die anwen- Rahmen das Open-Access-Publizieren dungsorientierte Forschung essenziell. als öffentliches Interesse wahrgenom- Als öffentlich geförderte Einrichtung men wird und die rechtlichen Rahmen- hat die Fraunhofer-Gesellschaft die Ver- bedingungen entsprechend ausgestaltet antwortung, die Öffentlichkeit über ihre werden. Forschungsaktivitäten zu informieren. Projektpartner aus der Industrie müs- sen zugleich in die Lage versetzt werden, die richtigen Ansprechpartner für ihre Projekte zu finden. Die Fraunhofer-Gesellschaft verfolgt aus diesem Grund das Ziel, uneinge- schränkt das Open-Access-Prinzip zu realisieren und alle Publikationen ihrer Autoren als Volltext frei zugänglich zu machen. Sie unterstützt die Publikation in anerkannten Open-Access-Zeitschrif- ten oder -Plattformen. Publikationen, die in kostenpflichtigen oder der Öffent- lichkeit nicht unmittelbar zugänglichen Publikationsmedien erscheinen, sollen Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende euro- päische Einrichtung für angewandte Forschung mit in Form einer Kopie auf dem institutio- derzeit rund 80 Forschungseinrichtungen an über 40 nellen Repositorium Fraunhofer-ePrints Standorten in ganz Deutschland. Rund 15.000 Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter bearbeiten das jährliche zur Verfügung gestellt werden. Dieses Forschungsvolumen von etwa 1,4 Milliarden Euro, da- orientiert sich an internationalen Stan- von mehr als 1 Milliarde Euro im Leistungsbereich Ver- dards, um den freien Zugang zu den Tex- tragsforschung. Für rund zwei Drittel dieses Leistungs- bereichs erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft ten dauerhaft zu gewährleisten und eine Erträge aus Aufträgen der Industrie und öffentlich enge Vernetzung mit anderen Reposito- finanzierten Forschungsprojekten. rien zu ermöglichen.
26 Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen Helmholtz-Gemeinschaft Entsprechend der Mission der Helm- Wissenschaftlerinnen und Wissen- holtz-Gemeinschaft, Beiträge zur Lösung schaftler der Helmholtz-Gemeinschaft großer und drängender Fragen von Ge- sind als Herausgeberinnen und Heraus- sellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft geber von Open-Access-Zeitschriften zu leisten, hat das Thema Open Access aktiv und speichern Ihre Arbeiten in frei eine signifikante Bedeutung für die zugänglichen Volltextdatenbanken, die Helmholtz-Zentren. von Bibliotheken- und Rechenzentren Der freie Zugang zu wissenschaftli- betrieben werden. Seit 2005 unterstützt chen Erkenntnissen fördert Leistungs- das Helmholtz-Open-Access-Projekt die fähigkeit und Innovation: Open Access Zentren bei der Umsetzung von Open Ac- verbessert die Informationsversorgung cess. Einen Schwerpunkt der Aktivitäten der Wissenschaft weltweit, erleichtert nimmt das Themenfeld Forschungsda- den Transfer von Forschungsergebnis- ten ein. Helmholtz-Zentren stellen sich sen in die Wirtschaft und ermöglicht der der Herausforderung des zeitgemäßen Gesellschaft den einfachen Zugang zu Umgangs mit Forschungsdaten unter Wissen und Information. Berücksichtigung der Nachnutzung und Die Helmholtz-Gemeinschaft gehör- der langfristigen Erhaltung. te 2003 zu den Erstunterzeichnern der Berliner Erklärung. Diese Position wurde durch die Mitgliederversammlung aus- drücklich bestätigt: „Publikationen aus der Helmholtz-Gemein- schaft sollen künftig ohne Ausnahme kosten- Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 28 000 Mitar- los zugänglich sein, soweit nicht ausdrückliche beiterinnen und Mitarbeitern in 16 Forschungszentren Vereinbarungen mit Verlagen und anderen dem und einem Jahresbudget von rund 2,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. entgegenstehen.“ Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturfor- (Beschluss der Mitgliederversamm- schers Hermann von Helmholtz (1821 – 1894). lung vom 27.09.2004)
Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen 27 Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Bei der Umsetzung von Open Access hat Open Access als Thema frühzeitig legt die HRK großen Wert auf die Beach- aufgegriffen und unterstützend beglei- tung der diversen Rahmenbedingungen tet. Grundlage dieses Engagements ist für die einzelnen Hochschulen. Dies gilt die Überzeugung, dass der Kostenent- in besonderer Weise auch für die unter- wicklung in der wissenschaftlichen schiedlichen Fächer: Literaturversorgung begegnet, der In- formationszugang erweitert sowie die „Bei der Förderung von Open Access müs- wissenschaftliche Arbeit in Forschung, sen wir natürlich stets die verschiedenen Publi- Lehre und Studium beschleunigt und ef- kationskulturen der wissenschaftlichen Fächer fizienter gestaltet werden muss. berücksichtigen, aber wir sind sicher, dass grund- Bereits 2002 hat sich die HRK mit den sätzlich alle Fächer profitieren können“, Empfehlungen zur Neuausrichtung des In- betont die HRK-Präsidentin, Profes- formations- und Publikationssystems für sor Dr. Margret Wintermantel. alternative Publikationsformen ausge- sprochen. Dementsprechend ist die HRK einer der Erstunterzeichner der Berliner Erklärung im Jahr 2003. Die HRK-Tagung Hochschulstrategien zu Open Access hat 2006 vielfältige mögliche Hochschulak- tivitäten aufgezeigt, wie z. B. offensive Informationsarbeit, Resolutionen bzw. Empfehlungen sowie die Schaffung und Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist der freiwil- lige Zusammenschluss der staatlichen und staatlich den Ausbau der lokalen und hochschul- anerkannten Universitäten und anderer Hochschulen übergreifenden Infrastruktur. Im Rah- in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der Hoch- men der German e-Science-Conference schulen gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlich- keit. Die Ausgaben der deutschen Hochschulen für 2007 hat die HRK verschiedene Aspekte Forschung und Entwicklung belaufen sich auf jährlich beleuchtet und den Dialog mit Interes- über 9 Milliarden Euro. sengruppen fortgeführt.
28 Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen Leibniz-Gemeinschaft Die Leibniz-Gemeinschaft hat sich zum Wichtige Schritte der Leibniz-Ge- Ziel gesetzt, den freien Austausch qua- meinschaft zur Umsetzung der Berliner litätsgeprüfter und begutachteter For- Erklärung waren die Gründung des Ar- schungsergebnisse in digitaler Form beitskreises Open Access im September (Open Access) stärker zu fördern. Der 2005 und die Verabschiedung der Open- schnelle und direkte Zugang zu dieser Access-Leitlinie in 2007. In die Praxis Information – jederzeit, überall, für umgesetzt wird die Leitlinie durch viel- den Nutzer kostenlos und ohne Barri- fältige Aktivitäten: Mit dem im Aufbau eren – erhöht die Forschungseffizienz, befindlichen Leibniz-Repository sollen unterstützt internationale und inter- die im Open Access verfügbaren Pub- disziplinäre Kooperation, verstärkt die likationen aus den Leibniz-Instituten Sichtbarkeit und Zitierhäufigkeit von zusammengeführt werden. Daneben be- Publikationen und maximiert den Nut- treiben einige Leibniz-Institute fachspe- zen öffentlich geförderter Forschung. zifische Publikationsplattformen, um Durch die Unterzeichnung der Ber- Wissenschaftlern das Publizieren auf liner Erklärung über den offenen Zugang dem Goldenen und Grünen Weg des Open zu wissenschaftlichem Wissen hat sich Access zu ermöglichen. die Leibniz-Gemeinschaft verpflichtet, die dafür notwendigen Rahmenbedin- gungen zu schaffen. Dies geschieht in Abstimmung mit renommierten Wissen- schaftsorganisationen, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und inter- nationaler Initiativen wie der UNESCO. Die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V., kurz Leibniz-Gemeinschaft, vereint unter ihrem Dach 86 Einrichtungen, die Forschung betrei- ben oder wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Rund 6 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- ler arbeiten in den Geistes- und Sozialwissenschaften, den Wirtschafts-, Raumwissenschaften und Lebens- wissenschaften ebenso wie in der Mathematik, den Natur- und Ingenieurswissenschaften sowie der Um- weltforschung. Insgesamt beschäftigen die Leibniz- Institute mehr als 14 000 Menschen bei einem Jahres- etat von über einer Milliarde Euro.
Perspektiven der Wissenschaftsorganisationen 29 Max-Planck-Gesellschaft (MPG) Als gemeinnützige und überwiegend Die konkrete Umsetzung wird in- durch öffentliche Zuwendungen finan- nerhalb der MPG vor allem an den Max- zierte Forschungsorganisation produ- Planck-Instituten (MPIs) geleistet. Mit der ziert die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) im Jahr 2007 gegründeten Max Planck Di- mit ihrer Forschung ein öffentliches Gut, gital Library (MPDL) hat die MPG ergän- das im öffentlichen Interesse genutzt zend eine zentrale Institution geschaffen, werden soll. Sie setzte sich deshalb schon deren Aufgabenspektrum die Förderung früh für den Open-Access-Gedanken ein. des Open-Access-Gedankens und dessen Intern fordert sie in ihren Regeln zur praktische Anwendung einschließt. Dort Sicherung guter wissenschaftlicher Pra- ist auch das Open Access Policy Team an- xis ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter gesiedelt, dessen Aufgabe die Beratung zur Beachtung des Prinzips der Öffent- und Unterstützung der MPIs und die lichkeit der Grundlagenforschung auf. Vertretung der Open-Access-Politik der Damit korrespondierend wurden ihre MPG ist. Durch die Bündelung von Be- Regelungen für das Fachbeiratswesen schaffungsetats an der MPDL wurde die um den Berichtspunkt Open Access er- Voraussetzung geschaffen, Open-Access- gänzt. Publikationsgebühren zentral zu finan- Aus diesem Geist erfolgte im Jahr zieren. Gleichberechtigt wird der Grüne 2003 die Initiierung der Berliner Erklä- Weg durch den Betrieb und die Neuent- rung über den offenen Zugang zu wis- wicklung eines zentralen institutionel- senschaftlichem Wissen, welche sich zu len Repositoriums unterstützt. einem der zentralen Gründungsdoku- mente der internationalen Open Access- Bewegung entwickelte. Durch Unterstüt- Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wis- zung jährlicher Folgekonferenzen sowie senschaften e.V. ist eine unabhängige gemeinnützige durch enge nationale und internationale Forschungsorganisation. Die rund 80 Max-Planck- Institute betreiben Grundlagenforschung in den Kooperationen stärkt die MPG den Open- Natur-, Bio-, Geistes- und Sozialwissenschaften im Access-Gedanken damit auch aktiv au- Dienste der Allgemeinheit. ßerhalb der eigenen Organisation.
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