Resümee des TUM Afrika-Symposiums
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Nachhaltige Entwicklung in Afrika TUM als Partner in Bildung, Forschung & Realisierung Resümee des TUM Afrika-Symposiums Symposium der TUM Emeriti of Excellence am 16. November 2018 in Kooperation mit der TUM School of Governance 54
„Wichtiger, als die Menschen in armen Ländern mit Lebensmitteln zu versorgen, scheint es mir, sie zu inspirieren.“ Francis Kéré 55 56
Mehr als 450 Teilnehmer, darunter Vertreter wissenschaftlicher Einrichtungen, mehrerer afrikanischer Konsulate, bayerischer Staats- ministerien und der interessierten Öffentlich- keit nahmen mit großer Begeisterung am Symposium „Sustainable Development in Africa“ teil. Das Symposium wurde vom Kreis der „TUM Emeriti of Excellence“ in Koope- ration mit der „TUM School of Governance“ anlässlich des 150. Geburtstages der TUM veranstaltet. Die Teilnehmer informierten sich bei den Vorträgen und der begleitenden Pos- terausstellung über aktuelle Afrika-Projekte der TUM. Viele Besucher diskutierten mit, als beim hochkarätig besetzten Round Table die Herausforderungen von „Governance and Education in Africa“ thematisiert wurden. Abstracts und CVs der Referenten: www.tum.de/afrika-symposium 4 5 INTRO
Vorworte Programm Erkenntnisse Fragen und Antworten Abstracts und CVs Speaker Round Table Impressum 6 7 I N H A LT
„Was macht denn die TUM in Afrika?“ „Was macht denn die TUM in Newsletter initiiert. Im November jekten und schon lange existie- Afrika?“ Diese Frage wird uns in 2018 fand im Rahmen unseres renden Kooperationen zwischen letzter Zeit immer wieder gestellt. Engagements in Afrika erstmals den einzelnen Fakultäten beider Insbesondere als Technische sehr erfolgreich eine Veranstal- Universitäten, konnten wir im Universität haben wir uns zum tung mit Vertretern aus Wissen- letzten Jahr die Zusammenarbeit Ziel gesetzt, die Herausforde- schaft, Politik und Wirtschaft mit der KNUST in gemeinsamen rungen in Afrika zu adressieren zum Thema „Sustainable Deve- Projekten weiter intensivieren. und nicht zuletzt durch Bildung lopment in Africa“ statt. Dieses Durch unseren TUM Global In- der jungen afrikanischen Bevöl- Symposium wurde von den TUM centive Fund fördern wir nun die kerung eine bessere Zukunfts- Emeriti of Excellence initiiert und Initiierung von neuen Projekten perspektive in ihrer Heimat zu von ihnen in Kooperation mit der mit der KNUST und haben so die geben. So wollen wir dem „Brain TUM School of Governance Grundlage einer nachhaltig und Drain“ entgegensteuern und mit durchgeführt. breit aufgestellten Partnerschaft dem großen Potential, über das geschaffen. Die Zusammenarbeit Afrika verfügt, einen Mehrwert Ich bin sehr beeindruckt über die der Universitäten haben wir in für die Gesellschaft schaffen. Die engagierte „TUM-Community“, einem offiziellen Dokument be- TUM beschäftigt sich dabei mit Studierende und Wissenschaftler, siegelt und arbeiten jetzt intensiv Problemstellungen auch jenseits Alumni und natürlich auch die an der Umsetzung vieler Ideen des technischen Bereichs und Emeriti of Excellence, die sich sowie der Einwerbung von Dritt- widmet sich ebenso sozialen, in Projekten in Afrika engagieren mitteln. Hier ergeben sich groß- ökonomischen, rechtlichen und und auch den Anstoß für „TUM. artige Chancen für Studierende international-politischen Fragen. Afrika“ gegeben haben. und Wissenschaftler, nicht nur in den Bereichen von Landma- Afrika ist an der TUM auf vielerlei Die Kwame Nkrumah Universi- nagement, Wasser- oder Energie, Weise präsent: über 1000 Studie- ty of Science and Technology sondern auch in Ökonomie, rende aus Afrika studieren hier, (KNUST) im westafrikanischen Verwaltung, Unternehmertum wir haben 10 Partneruniversitäten Ghana ist unser strategischer oder Gesundheit. Wir tragen und mehr als 120 Kooperationen und lokaler Partner, mit dem durch diese Partnerschaft auch auf Lehrstuhlebene. Unser Büro wir weiter zusammenwachsen zum interkulturellen Verständnis in Cairo ist hauptsächlich für möchten. Beide Universitäten zwischen Deutschland und Afrika Ägypten zuständig, unterstützt teilen die Vision, Wissenschaft bei, ein Schlüssel für die Weiter- aber auch bei der Anbahnung und Technologie eng mit Inno- entwicklung der Wissenschaft von Forschungskooperationen, vation und Entrepreneurship zu und Technologie auf beiden Rekrutierung von Studierenden verbinden. Die KNUST ist eine Seiten. In diesem Sinne möchte und Doktoranden sowie der der ältesten und renommiertes- ich mich bei allen Teilhabern an Pflege unseres Alumninetzwerkes ten Hochschulen in Westafrika unserem großen Afrika-Engage- auf dem gesamten Kontinent. und wurde 1952 in Kumasi, der ment bedanken und begrüße mit Um die vielen Aktivitäten an den zweigrößten Stadt Ghanas, ge- offenen Armen neue Unterstützer. verschiedenen Lehrstühlen besser gründet. Sie ist auch eine der zu koordinieren und Synergien zu größten Universitäten des Landes Ihre schaffen, haben wir einen Afrika- mit über 42.000 Studierenden. Prof. Juliane Winkelmann Prof. Juliane Winkelmann Geschäftsführende Vizepräsidentin Internationale Allianzen und Alumni Technische Universität München Roundtable und einen Afrika- Aufbauend auf zahlreichen Pro- VORWORT 8 9
„Afrika ist reich an Chancen.“ Die Motivation der TUM Emeriti of Excellence für ein „Afrika-Symposium“ Afrika ist reich an Chancen: z. B. Bodenschät- sozialpolitische Bezug hergestellt und ze, landwirtschaftliche Nutzflächen, Energie- thematisiert werden. Gezielt wurden für das wirtschaft, das große Potential vieler junger, Symposium afrikanische Studierende zur kreativer Menschen und neuerdings einige Präsentation ihrer Arbeiten im Rahmen einer Länder (z. B. Ghana) mit deutlich steigenden Posterausstellung gewonnen. Den Eröffnungs- Bruttoinlandsprodukten (BIP). Dennoch ist vortrag „Inspired to Build“ hielt der aus Burkina es auch der ärmste Kontinent. Afrika mit Faso stammende, international hoch renom- seinen vielfältigen Kulturen und mit seiner mierte Architekt Prof. Francis Kéré. großen Heterogenität steht mitten in gewal- tigen Umwälzungen. Neue Konstellationen Die Mitglieder des interdisziplinär zusammen- schaffen Unsicherheiten und Probleme, gesetzten Kreises der TUM Emeriti of Excel- gleichzeitig aber auch vielfältige Perspektiven lence blicken auf langjährige Forschungs-, für den Fortschritt. Afrika und Europa brau- Lehr- und Organisationstätigkeiten zurück. chen beiderseits faire politische und wirt- Sie nahmen und nehmen Spitzenstellungen schaftliche Kooperationen. Technologie- und in der Wissenschaft ein, engagieren sich in Bildungsinitiativen, bei denen Afrikanerinnen hohem Maße über das jeweils eigene Fach und Afrikaner die Hauptakteure der Gestaltung hinaus und sind hervorragend national und ihres Kontinents sind, verbinden Afrika und international vernetzt. Die Wahrnehmung die TUM. gesellschaftlicher Verantwortung unter der Perspektive nachhaltiger Entwicklungen Die TUM sieht den afrikanischen Kontinent („Sustainability“) gehört, neben vielen als ein großes Zukunftsfeld und stellt sich mit anderen Aufgaben, zum Ehrenamt der EoE. ihren vielfältigen Kompetenzen dieser Heraus- forderung. Mit ihrer signifikanten Projekterfah- In ihrer unabhängigen Position verstehen sich rung und mit ihrer Expertise kann die TUM die Mitglieder des EoE-Kreises als Impulsge- einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung ber. Sie greifen drängende Fragen und zentrale in Afrika leisten. Themen der Universität und der Gesellschaft auf mit dem Ziel, diese zu Ideen und Initiativen Die TUM Emeriti of Excellence (EoE) nahmen zu bündeln. Dabei ist es die Intention der TUM Prof. Michael Molls Sprecher der TUM Emeriti of Excellence (EoE) den 150. Geburtstag der TUM im Jahr 2018 Emeriti of Excellence, als Brückenbauer und zum Anlass, das Thema „Afrika“ in den Fokus Katalysatoren der Diskussion einen Raum zu zu rücken. Ziel war es, Schwerpunkte des geben und die verschiedensten Institutionen großen Afrika-Engagements der TUM zu der Universität und der Gesellschaft miteinan- bündeln und der Öffentlichkeit zu präsen- der zu vernetzen. tieren. Mit dem Round Table „Challenges of Governance and Education in Africa“ Ihr sollte zusätzlich der gesellschafts- und Prof. Michael Molls VORWORT 10 11
Programm Begrüßung und Eröffnung 13.00 Posterausstellung Referenten bis 14 Uhr am Poster 09.00 Prof. Michael Molls Sprecher der TUM Emeriti of Excellence Mittagspause mit Imbiss im Foyer Prof. Eugénia da Conceição-Heldt Dekanin TUM School of Governance 14.00 Prof. Johannes Kollmann 09.15 Prof. Francis Kéré Biodiversität und Ökosystemmanagement Inspired to build 14.30 Prof. Andrea Winkler Multidisziplinarität als Voraussetzung für globale Gesundheitsforschung Programmausschuss TUM-Projekte in Afrika 15.00 Prof. Juliane Winkelmann TUM Emeriti of Excellence (EoE) Moderation: Prof. Ralf Reichwald Vizepräsidentin Int. Allianzen und Alumni TUM Emeritus of Excellence TUM.Africa-Konzept Prof. Michael Molls 15.30 Sprecher der EoE Prof. Jörg Eberspächer 10.00 Prof. Walter de Vries Kaffeepause Stellvertretender Sprecher der EoE Kooperative Forschung und Ausbildung in verantwortungsvollem Prof. Georg Färber und „smartem“ Landmanagement in und für Afrika Prof. Thomas Herzog Round Table “Challenges Prof. Udo Lindemann 10.30 Prof. Thomas Hamacher of Governance and Macht günstige Photovoltaik Prof. Klaus Mainzer einen Unterschied in Afrika? Education in Africa” Prof. Ralf Reichwald Moderation: Prof. Eugénia da Conceição-Heldt Prof. Jürgen Scheurle 10.45 Dr. Dêlidji Eric Degila Dekanin TUM School of Governance Graduate Institute Geneva Prof. Peter Wilderer The Role of the WHO in Africa 16.00 Prof. Thomas Hofmann TUM School of Governance (GOV) 11.00 Kaffeepause Geschäftsführender Vizepräsident für Forschung und Innovation der Technischen Universität München Prof. Eugénia de Conceição-Heldt Dekanin TUM School of Governance 11.30 Prof. Peter Rutschmann Prof. Chiheb Bouden Universität Tunis El Manar asser des Nils, Lebenselixier W Afrikas – Formen der Nutzung Prof. Francis Kéré TUM und gesellschaftlicher Nutzen Center for Global Health an der TUM Dr. Nathalie von Siemens Siemens Stiftung Prof. Andrea Winkler 12.00 Prof. Markus Lienkamp Prof. Noël Gbaguidi a-Car – ein Fahrzeugkonzept UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechte, Prof. Clarissa Prazeres da Costa für Afrika Nationale Universität Benin Roland Polte TUM Internationale Allianzen und Alumni 12.30 Prof. Annette Menzel Executive Board Member und Head of Human Resources der DRÄXLMAIER Group und Peter Trautwein Prof. Juliane Winkelmann Wasserstiftung Geschäftsführende Vizepräsidentin Trinkwassergewinnung aus Nebel 17.30 Ende der Veranstaltung PROGRAMM 14 15 PROGRAMM
Fast alle afrikanischen Länder Die Nutzung indigenen Erkenntnisse weisen einen hohen Anteil Wissens bei der Entwicklung der Jugendlichen in der technischer Lösungen muss Gesellschaft auf; das Durch- als Voraussetzung für die schnittsalter liegt meist unter Entstehung selbstbestimmten 30 Jahren. Lebens, gesellschaftlicher aus dem Stabilität und wirtschaftlichen Erfolgs verstanden werden. Symposium? ie jungen Menschen in Afrika D sind in hohem Maße weltweit vernetzt über soziale Netz- werke und die Nutzung von digitalen Endgeräten (Smart- Bildungs- und Ausbildungs- anstrengungen erfordern ein koordiniertes Zusammen- phones, Tablets, Laptops). wirken europäischer und afrikanischer Universitäten und Hochschulen unter Ein- beziehung von Handwerks- kammern und kirchlichen Einrichtungen. Die Nutzung moderner Kommunikationstechniken bei der Entwicklung und Implementierung von eigen- ständigen, lokal angepassten technischen Lösungen ist als An der TUM studieren derzeit frika befindet sich im Wandel, A wichtiger Bildungsauftrag zu weit mehr als 1000 junge wobei die einzelnen afrikani- verstehen. Menschen aus Afrika, die einen schen Länder und Regionen akademischen Abschluss, sehr unterschiedliche Aus- meist in den technischen gangssituationen und Ent- oder naturwissenschaftlichen wicklungsstadien besitzen. Fächern anstreben. Dem Aufbau und Erhalt leistungsfähiger und zu- verlässiger Infrastrukturen (Telekommunikation / Internet, Unterschiedlich sind auch Wasserversorgung, Verkehr, Schulische, akademische und der Ressourcenreichtum, das Gesundheitssystem, Energie, vor allem berufliche Bildung Bildungs- und Ausbildungs- Lebensmittel, Bildung ...) bilden Schlüsselfaktoren für niveau und das jeweilige kommt eine zentrale die zukünftige Entwicklung politische System. Bedeutung zu. und den Wandel in Afrika. ERKENNTNISSE 16 17 ERKENNTNISSE
Fragen Antworten Welche Fragestellungen lassen sich aus dem Symposium ableiten? 1. 2. nicht in das koloniale Idyll von „Onkel Toms Hütte“ abzugleiten – so nach der Devise: Betreibt Ihr in Afrika Euer heimisches Hand- werk. High Tech und Künstliche Intelligenz (KI) und Industrie der Welchen Beitrag kann die Welche Rolle spielen die Zukunft entwickeln wir in USA, TUM durch Vernetzung mit Informations- und Kommu- Europa und Asien. Vielmehr muss afrikanischen Universitäten nikationstechnologien für beides miteinander verbunden leisten, damit die Forschung die Entwicklung Afrikas? werden. und akademische Ausbildung Welche Bedeutung haben an Partneruniversitäten lang- die Digitalisierung und das Die Verknüpfung der heutigen fristig unterstützt wird? „Internet der Dinge“ für Afrika? deutschen Industrie mit Informa- tions- und Kommunikationstech- ‹ Der Beitrag von Frau SVP ‹ Frau von Siemens hat in ihrem nologien (IuK) und Künstlicher Juliane Winkelmann zum Thema Beitrag dafür votiert, dass Afrika Intelligenz (KI) zu Industrie 4.0 „TUM.Afrika-Partnerschaft für nicht die klassischen Entwick- (mit den Entwicklungsstufen der Innovation und nachhaltige lungsstufen von Wirtschaft und europäischen Industrialisierung Entwicklung“ hat gezeigt, dass Gesellschaft Europas durch- von der Dampfmaschine bis zum die TUM die Partnerschaft laufen muss, um den heutigen Internet der Dinge) kann hier bei- mit der Kwame Nkrumah Entwicklungsstand führender spielgebend für entsprechende University of Science and Wirtschaftsnationen zu erreichen. „Transformationen“ und Entwick- Technology (KNUST) als strate- Wenn wir uns die heutige Verbrei- lungsschritte der afrikanischen gisches Projekt angelegt hat. tung der Telekommunikation in Wirtschaft und Industrie sein. afrikanischen Staaten anschauen, Deutsche und lokale Partner in wird klar, dass dabei Informa- Das Internet der Dinge lässt sich Ghana (Universitäten, Schulen, tions- und Kommunikations- auf die heutige Lebenswelt in NROs, Unternehmen) sind in technologien eine Schlüsselrolle afrikanischen Staaten direkt an- dieses Projekt einbezogen. spielen und hier große Chancen wenden. Ein Beispiel sind die ein- bestehen. Das heißt übrigens zigartigen Nationalparks und die Partnerschaftsprojekte dieser keineswegs, dass praktisches phantastische Ökologie (Pflanzen Gesundheitszentrum in Léo, Burkina Faso (Kéré Architecture) Art werden auch mit anderen Handwerk und die Verwendung und Tiere), deren Bestände durch Universitäten in afrikanischen gewachsener afrikanischer Sensoren und IT-Netze (auch Ländern angestrebt. Eine der Materialien aufgegeben werden Drohnen) geschützt und gefördert Herausforderungen besteht müssen. Insofern ist das Plädo- werden können. Hinzu kommt dabei darin, dass aus solchen yer während des Symposiums die Notwendigkeit nationaler und gemeinsamen Projekten in der für eine Stärkung der handwerk- globaler Kommunikationsnetze Regel erst mittel- und langfris- lichen Fähigkeiten vor Ort abso- dieses gewaltigen Kontinents – tig Forschungsergebnisse auf lut richtig. Wenn wir allerdings enorm wichtig für die soziale, Exzellenz-Niveau (z. B. heraus- Ausbildung von Handwerk und medizinische, wirtschaftliche ragende Publikationen) entste- Nutzung heimischer Werkstoffe und politische Versorgung und hen können. fordern, müssen wir aufpassen, Entwicklung. FA Q S 18 19 FRAGEN UND ANTWORTEN
Das Internet kann und muss der Berufsausbildung in den auch in anderen afrikanischen das Leben in den Städten teuer und Wertschöpfung vor Ort zu die TUM-Gemeinschaft während auch in Afrika möglichst flächen- afrikanischen Ländern von Ländern an. Mit dem „Marshall- ist. Viel einschneidender ist aber schaffen, muss das schöpferi- der Studienzeit und nach dem deckend verfügbar sein. Lokale besonderer Bedeutung. plan MIT Afrika“ (Bundesminister der Verlust an familiären Bindun- sche Talent der Menschen besser Modell amerikanischer Alumni- bzw. nationale (IuK-)Infrastruk- Gerd Müller) startet das Bundes- gen und gewachsenen Freund- genutzt und gefördert werden. Konzepte würde die nachhal- turen sollten durch Bildung, Hier geht es um die Ausbildung ministerium eine strategische schaften. Die Folge ist eine Die Projektbeispiele beim Sym- tige Bindung der afrikanischen Ausbildung und Investitionen von Fachkräften, Handwerkern Initiative der Berufsausbildung Vereinsamung der Zugewander- posium haben gezeigt, dass es TUM-Absolventen fördern, die seitens der Entwicklungspolitik und Technikern in den diversen für Afrika. Dabei ist Tunesien ten, aus der letztendlich seeli- in den Ländern eine Vielzahl besonders dann von strategischer und der dort ansässigen Unter- Berufsfeldern. Das in Deutsch- neben Ghana und der Elfenbein- sches und körperliches Leid von Problemen und Heraus- Bedeutung wird, wenn sie in die nehmen gestärkt werden, um land etablierte Prinzip der dualen küste Modellpartner des BMZ entsteht, bis hin zu Aggressionen forderungen gibt, die gerade Heimatländer zurückkehren und dadurch die Entstehung eines Berufsausbildung kann dabei als und Muster für die deutsche Wirt- und Kriminalität. Die Erfahrung nicht mit „Standardlösungen“ dort Karriere machen. eigenständigen Innovations- Orientierung dienen. schaft. Für dieses berufsbezoge- zeigt, dass dadurch der Zusam- der entwickelten Welt bewältigt raums Afrika zu fördern. ne Ausbildungsprogramm werden menhalt der Gesellschaft leidet. werden sollten, sondern effektiver, 7. Die Bedeutung der Berufsaus- 1,7 Mrd. Euro bereitgestellt. Wie schwer es ist, den Trug- kostengünstiger und nachhaltiger Afrika wird sich der Digitalisie- bildung für Afrika haben sowohl schlüssen der „zum Umsiedeln mit innovativen lokalen und rung nicht entziehen können. der Eröffnungsvortrag von Francis Die Partneruniversität Tunis El Entschlossenen“ entgegenzu- regionalen Ansätzen (Beispiele: Ob diese für Afrika gut ist, ist Keré, als auch die Beiträge von Manar hat zusammen mit dem wirken, kennen wir aus eigener Wasserwirtschaft). eine offene Frage, weil die Ent- Thomas Hamacher (Photovoltaik), TUM-Campus Straubing ein Anschauung. Umso wichtiger stehung neuer Arbeitsplätze Johannes Kollmann (Biodiversität Projekt beantragt zur Ausbildung ist es, durch kluge Konzepte 6. vermutlich langsamer voran- und Ökosystem-Management), afrikanischer Studenten in den die Attraktivität des dörflichen Welchen Beitrag können schreitet als der Wegfall beste- Annette Menzel und Peter Traut- Studiengängen Biotechnologie / Lebens ins allgemeine Bewusst- wir mit der TUM-Afrika hender infolge verstärkter Auto- wein (Trinkwassergewinnung aus Bioökonomie an den Standor- sein zu rücken. Partnerschaften Strategie leisten, um den matisierung. Genau hier müssen Nebel) als auch der Beitrag von ten Tunis und Straubing. Dabei zwischen Regionen in Europa Wandel in Afrika durch also kreative Köpfe ansetzen, Markus Lienkamp (aCar-Fahr- bildet die Berufsausbildung ein und Afrika könnten dazu einen schulische, akademische um Wertschöpfung zu erzeugen. zeugkonzept für Afrika) eindrucks- komplementäres Programm. Beitrag leisten. und vor allem berufliche Andere Weltregionen haben ge- voll belegt. Ohne Fachkräfte und Wie können wir die hohe Zahl Bildung zu unterstützen? zeigt, dass das geht, auch wenn solide ausgebildete Techniker Um der Abwanderung der länd- an TUM-Absolventen aus 4. man Asien nicht ohne weiteres und Handwerker vor Ort sind lichen Bevölkerung in die Städte Afrika nach deren Rückkehr ‹ Die TUM Afrika-Strategie mit Afrika vergleichen kann. alle vorgestellten Projektideen entgegenzuwirken, ist für eine in ihre Heimatländer länger- TUM.Africa, z. B. die Univer- ohne Zukunftschance vor Ort. gute Verfügbarkeit von Infrastruk- fristig an uns binden als sitäts-Partnerschaft mit der Nicht zielführend wäre, bei den turen (Wasser, Kommunikation, Bestandteil des strategischen Kwame Nkrumah University jungen Afrikanern den Eindruck Die Bedeutung der beruflichen Verkehr, Energie, Lebensmittel- TUM-Afrika-Programms? of Science and Technology zu verstärken, das Heil komme Bildung wurde auch im Round versorgung, Bildungssystem, (KNUST) ist darauf angelegt, nur aus der Software. Das haben Table zum zentralen Thema. Welche Rolle kommt der medizinische Versorgung, Öffent- ‹ Die TUM-Absolventen der Allianzen mit deutschen und viele der Symposiums-Beiträge Es wurde deutlich, welche über- Stärkung des ländlichen liche Verwaltung) zu sorgen. unterschiedlichen Studiengänge lokalen Partnern in Ghana zur verdeutlicht. greifenden Allianzen zwischen Raums in Afrika zu? Funktionierende Infrastrukturen aus afrikanischen Ländern bilden Stärkung des Bildungssystems Industrie, Universitäten, Fach- sind die Voraussetzung für das langfristig die besten Partner in (Universitäten, Schulen, NROs, hochschulen, Kammern und ‹ Die Stärkung des ländlichen Allerwichtigste: die Schaffung den Beziehungen zu Unterneh- Unternehmen) zu bilden (siehe 3. staatlichen Institutionen (GIZ, Raums ist für Afrika außeror- und Erhaltung auskömmlicher men und Verwaltungen vor Ort in Punkt 1). Besonders die Bedeu- Ministerien) notwendig sind, um dentlich wichtig. Anzustreben Beschäftigungsverhältnisse. den afrikanischen Ländern. Mit tung der beruflichen Bildung die Berufsausbildung in afrika- ist eine enge Verzahnung von 467 Studierenden an der TUM ist bildet ein zentrales Thema für nischen Ländern zu realisieren. Entwicklungsprozessen in Tunesien derzeit das am stärks- die Umsetzung von Innovation Frau Nathalie von Siemens hat Städten und Dörfern. ten vertretene Land aus Afrika. und kreative Lösungen vor Ort. 5. die Bedeutung der Fachkräfte- Viele Absolventen planen, in ihre Bildungsinitiativen für die schu- Wie kann die TUM über- entwicklung in Afrika als Förder- Die Abwanderung von Menschen Heimat zurückzukehren, wenn sie lische, akademische und vor greifende Allianzen bilden, schwerpunkt der Siemens-Stif- aus ländlichen Regionen in die dort adäquate Arbeit in Industrie-, allem berufliche Bildung benöti- um den Wandel in Afrika tung herausgestellt. Roland Polte Städte ist ein weltweites Phä- Dienstleistungs- oder Staatsbe- gen Allianzen zwischen Industrie, so zu unterstützen, dass (Drexlmaier) und Chiheb Bouden nomen. Ausgelöst wird diese trieben finden. Diese Absolventen Universitäten, Fachhochschulen, der Anschluss an die hoch (Universität Tunis El Manar) haben Wanderungsbewegung durch Wie kann die Kreativität und sind teilweise in landsmann- Kammern und staatlichen Institu- entwickelten Regionen gleichermaßen die Erfolge der die Vorstellung, in den Städten Umsetzungsfähigkeit der afri- schaftlichen Gruppierungen gut tionen (GIZ, Ministerien). Sie sind und Märkte besser gelingt? Berufsausbildung für den Indus- ein besseres Leben zu finden – kanischen Menschen angeregt organisiert (z. B. TAG Tunesische eine notwendige Voraussetzung, triestandort Tunesien und den konkret: Steigerung des Einkom- und gefördert werden? Akademiker Gesellschaft), nicht um den Wandel in afrikanischen ‹ Neben einer soliden Ausbildung dortigen Arbeitsmarkt belegt. mens, Zugang zu materiellen dagegen innerhalb der TUM. Ländern zu fördern. der jungen Menschen an den Tunesien bietet sich als Brücken- Gütern und Unterhaltung aller ‹ Wenn man die Hauptaufgabe Eine stärkere Einbindung der Universitäten sind Programme kopf für die Berufsausbildung, Art. Übersehen wird dabei, dass angehen will, nämlich Arbeit afrikanischen Studierenden in FRAGEN UND ANTWORTEN 20 21 FRAGEN UND ANTWORTEN
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Abstracts CVs Sustainable Development in Africa Die TUM sieht den afrikanischen Kontinent als eine große Zukunftsaufgabe und stellt sich mit ihren vielfältigen Kompetenzen dieser Herausforderung. Sie ist bereits in unterschiedlichsten Themenfeldern von Forschung und Lehre mit Afrika eng verbunden und kann mit ihrer signifikanten Projekterfahrung und mit ihrer Expertise zur nachhaltigen Entwicklung in Afrika beitragen. Das Symposium Das Afrika-Engagement der TUM wurde in ihrem Jubiläumsjahr mit einem Symposium der Öffentlichkeit präsentiert. Die Initiative kam vom interdisziplinären Kreis der „TUM Emeriti of Excellence“, der hiermit ein Thema aufgriff, das in der europäischen und in der Weltpolitik von allergrößter Relevanz geworden ist. Vorträge und Poster Das weit gefächerte Afrika-Engagement der TUM in den unterschiedlichen Bereichen wurde durch ausgewählte Vorträge abgebildet und durch eine Posterausstellung abgerundet. Round Table Technische Lösungen ohne eine solide Staatsführung und ohne breit angelegte Ausbildung der Jugend vor Ort können in Afrika nur begrenzt hilfreich sein. Bei einem „Round Table“ diskutierten deshalb namhafte Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über das Thema „Challenges of Governance and Education in Africa“. Moderation Prof. Dr. Thomas Hofmann und Prof. Noël Gbaguidia Prof. Michael Molls Prof. Ralf Reichwald Prof. Eugénia da Sprecher der TUM Emeriti TUM Emeritus of Excellence Conceição-Heldt of Excellence Dekanin TUM School of Governance ABSTRACTS UND CVS 24 25 ABSTRACTS UND CVS
09.15 Prof. Francis Kéré BIS 10.00 Lehrstuhl Architectural Design and Participation Technische Universität München Inspired to build Grundschulgebäude in Gando Afrika, ein Riesenkontinent – ein Problemkontinent? Afrika, ein krisengebeutelter Kontinent – ein Ort Professor Kéré hat schon als ohne Zukunft? Afrika, angesichts der fortdauernden Student seinen Schwerpunkt darauf Flüchtlingsströme die schwarze Gefahr für Europa? gelegt wie man klimagerechte, Afrika, ein ewiger Patient der nur von der Hilfe nachhaltige und in die Soziokultur des Westens lebt? Afrika, eine neue Kolonie Chinas? und Sozioökonomie eingebettete Afrika, ein wirklich hoffnungsloser Kontinent? Architektur in seiner Heimat Burkina Faso schaffen kann. All dies sind Fragen die in der Luft schweben, wenn man über Seine Projekte und Konzepte haben den afrikanischen Kontinent redet. zahlreiche internationale Preise erzielt, darunter den Aga Kahn In der Keynote hat Francis Kéré jenseits dieser Kritiken versucht Award, Markus Preis, Schelling anhand von eigenen Projekten und Erfahrungen aufzuzeichnen, Preis, Holcim Award und den Swiss dass es dort möglich ist erfolgreiche Projekte zu realisieren. Architecture Award. Des weiteren hat er erläutert, weshalb Afrika Zukunftschancen bietet und weshalb es gerade jetzt für eine Hochschule wichtig Seit 2005 leitet er das Büro Kéré ist, dort eine dauerhafte Kooperation zu initiieren, um aus diesem Architecture GmbH in Berlin und hat anscheinend problembehafteten Kontinent einen Partner für die an der TU Berlin, GSD Harvard und Zukunft zu machen. der Academia di Mendrisio gelehrt. Seit Oktober 2017 ist er Professor Die TUM, eine der führenden Hochschulen der Welt – heute an der TUM für „Architectural 150 Jahre alt, die ihre Gründung der Vision eines Königs Design and Patrticipation“. verdankt – hat Dank ihrer langjährigen Geschichte und ihrer Erfolge alle Ingredienzien hier eine Pionierrolle zu spielen. Pyramidenförmiger Neubau des Parlamentsgebäudes in Ouagadougou, Burkina Faso SPEAKER 26 27
10.00 Prof. Walter de Vries BIS 10.30 Stadterweiterung in Kigali, Rwanda – März 2018 Lehrstuhl Land Management Technische Universität München Kooperative Forschung und Ausbildung in verantwortungs- vollem und „smartem“ Land- Lehrstuhlinhaber Bodenordnung und Landentwicklung management in und für Afrika Studiendekan Geodäsie und Geoinformation Die negativen Auswirkungen multipler globaler Phänomene wie Program Direktor ‘Landmanagement Klimawandel, Migration und Urbanisierung sind besonders in and Land Tenure‘ Afrika fühlbar. Viele dieser Phänomene stehen im Zusammenhang mit Bodenrechten. Diese müssen neu so gestaltet werden, dass Project Director ADLAND Project sie verantwortungsvoll und intelligent mit den Herausforderungen umgehen können. Universitäten können hierbei eine Schlüsselrolle Längerfristige internationale spielen. Neben der Entwicklung sehr konkreter kollaborativer Erfahrung in Projekten, die sich Forschungsergebnisse wird die gemeinschaftliche Entwicklung mit Landinformationen, Kataster, gleichzeitig die Kapazitäten afrikanischer und europäischer Landreform, Geodateninfrastruk- Forscher stärken und ihre Erfahrung als Zentren für Wissens- turen und Berufsausbildung und entwicklung und -verbreitung stärken. Ausbildung im Land-(Informations-) Management befassen Die Ergebnisse werden die Sichtbarkeit der Forschungszentren in ihren jeweiligen Ländern und auf internationaler Ebene erhöhen. Durch die Aktivitäten rund um das Thema verantwortungsvolles Praktische Übungen zur Landvermessung am INES-Institut in Musanze, Rwanda – Dezember 2017 und intelligentes Landmanagement können zwei Seiten besser miteinander verbunden werden: einerseits die normative, politische und öffentlich-administrative Seite der Bodenpolitik, anderseits die technische und methodologische Seite der Durchführung von Landinterventionen. Teilnehmer des PhD Workskops für Landführung und -politik ADLAND Forschungsentwicklungsworkshop für in Bahir Dar, Ethiopia – Januar 2017 ostafrikanische Forscher im Bereich Landmanagement in Musanze, Rwanda – August 2018 SPEAKER 28 29
Prof. Thomas Kleine tragbare Solarlampen sorgen für etwas Licht auch daheim z. B. für die Bearbeitung 10.30 der Hausaufgaben (Simbabwe, Afrika). Hamacher BIS 11.00 Lehrstuhl Erneuerbare und Nachhaltige Energiesysteme Technische Universität München Macht günstige Photovoltaik (PV) einen Unterschied in Afrika? Thomas Hamacher forscht auf dem Gebiet der Energie- und System- Nach dem zweiten Weltkrieg wurden in vielen Länder Afrikas analyse und neuer Stromnetze. Wasserkraftprojekte als Grundlage der Energieversorgung gebaut. Eine starke Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung blieb aus. Nach seinem Studium der Physik promovierte Thomas Hamacher an „Dezentrale“ Technologien wie die Mobiltelefonie haben sich heute der Universität Hamburg in Physik. in allen Ländern des Sub-Sahara-Afrikas durchgesetzt. Kann die Photovoltaik mit ähnlichen Erfolgen rechnen? Bis heute stehen Seit 1996 arbeitete Prof. Hamacher dem einige Hürden entgegen. Zum einen ist die Finanzierung am Max-Planck-Institut für schwieriger und zum anderen fehlen oft ausgebildete Fachkräfte. Plasmaphysik. Seit 2010 ist Eine Kopplung der Finanzierung an zertifizierte Ausbildungen und Thomas Hamacher an der TUM neue Ausbildungskonzepte könnten diese Hürden überwinden. unter anderem Direktor der Munich School of Engineering (MSE). Sollte sich hier ein Erfolg einstellen, dann ist mittelfristig auch an eine Verbindung der PV an die erheblichen Wasserkraftpotentiale denkbar, die dann nicht nur die Elektrifizierung ländlicher Regionen fördern, sondern auch Industrie und große Städte mit Strom versorgen können. Regelmäßige Reinigung und Wartung einer Photovoltaik-Anlage in Simbabwe (Afrika). Diese neue Verbindung von PV und Wasserkraft stellt für alle tropischen Gebiete eine enorme Chance dar, verlangt aber hier mehr koordinierte Forschung. Elektrische Pumpen für die Bewässerung von Feldern können direkt mit Hilfe einer Photovoltaik-Anlage ohne Batteriespeicher betrieben werden (Simbabwe, Afrika). SPEAKER 30 31 ERKENNTNIS
Dr. Dêlidji Eric “WHO is 11.00 Degila BIS 11.30 Global Migration Centre at The Graduate Institute Geneva doing his The Role of the WHO in Africa best to make health the In recent years, few studies in social sciences have been conducted on Africa as a recipient of specific programmes Senior Researcher at the Graduate in global health policies. One year after the election of a new Institute’s Global Migration Centre Director-General, a key priority of the World Health Organization and a Visiting Professor in the is to promote Universal Health Coverage (UHC), in the context of Department of Political Science most precious achieving Sustainable Development Goals (SDGs) notably Goal 3. and International Relations What are WHO main challenges in Africa and how institutional Specialises in international security reforms initiated by the new leadership of the Organization can and armed conflicts, state-building help to achieve them? How to think and design global health in Africa, diplomacy and global commodity policies in a divided world in terms of gap access to health governance, global health, geo- between the North and the South, especially Africa? politics and African regionalism Regularly serves as a consultant to international organizations such as for all every- the African Union, WHO and several UN agencies where around the world.” Dr. Dêlidji Eric Degila SPEAKER 32 33 ERKENNTNIS
11.30 Prof. Peter Rutschmann BIS 12.00 Schachtkraftwerk im Container, ökologische Mikro-Wasserkraft für dezentrale Energieversorgung. Lehrstuhl Wasserbau und Wasserwirtschaft Technische Universität München Wasser des Nils, Lebenselixier Afrikas – Formen der Nutzung und gesellschaftlicher Nutzen Ordinarius des Lehrstuhls Die Nutzung des Nilwassers durch die Anrainerstaaten ist ein für Wasserbau und grenzüberschreitendes und konfliktträchtiges Thema. Im Vertrag Wasserwirtschaft (TUM) von 1929 haben die Engländer die „historischen Wasserrechte“ Ägyptens festgeschrieben und verfügt, dass die in Ägypten Direktor des Oskar von Miller ankommenden Wasservolumina durch die Oberlieger nicht Instituts und des Dieter Thoma gemindert werden dürfen. Äthiopien anerkennt dieses Vertrags- Labors (TUM) werk nicht und wird mit Fertigstellung des Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) stark in die Abflussverteilung des Leiter des DAAD Netzwerkprojekts Nils eingreifen. NeXus zu Water-Food-Energy mit Partnern aus Afrika Ich ging im Vortrag der Frage nach, welche Wasservolumina sinnvollerweise einer landwirtschaftlichen bzw. energetischen Nutzung im Sinne des Water-Energy-Food Nexus Konzepts (WEF) zugeführt werden sollen. Dazu werden Ausbau-Szenarien mit dem Ist-Zustand verglichen, und verschiedene Pareto- optimale Lösungen mittels einer sozialen Kosten-Nutzen-Analyse verglichen. Die resultierenden Erkenntnisse sind einigermaßen überraschend und offenbaren, dass der Weg zu einer einver- nehmlichen Wassernutzung weit offen ist. Bau des Grand Rennaissance Damms in Äthiopien, der größten Wasserkraftanlage Afrikas. ERKENNTNIS SPEAKER 34 35
12.00 Prof. Markus Lienkamp BIS 12.30 Fahrten auf den Wegen von Kumasi meisterte das aCar problemlos während der Erprobung. Lehrstuhl Fahrzeugtechnik Technische Universität München a-Car – ein Fahrzeugkonzept für Afrika Wissenschaftliche Beteiligung am CREATE Forschungsprojekt Ein Elektroauto für Afrika, das auf die Bedürfnisse der Bevölkerung „Electromobility in Megacities“ zugeschnitten ist, die ländliche Struktur stärkt und die Wirtschaft und „Towards the Ultimate Public ankurbelt. Mobilität gehört zu unserem täglichen Leben. Wir trans- Transportsystem“ (seit 2010) portieren große Lasten, pendeln zur Arbeit und fliegen im Urlaub in ein fernes Land. Für viele Menschen in Afrika ist der Zugang TUM, Ordinarius des Lehrstuhls zu Fahrzeugen dagegen nicht selbstverständlich. Für Bauern, die für Fahrzeugtechnik (seit 2009) weit von den urbanen Zentren entfernt leben, bedeutet das, dass sie keinen direkten Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung VW Konzernforschung und zum politischen Geschehen haben. Um ihren Lebensunterhalt (2002 – 2009) bestreiten zu können, sind sie auf Transportunternehmen angewie- sen, die ihre Erzeugnisse zum Verkauf in die nächste Stadt fahren. VW Konzern, diverse Stationen Viele Menschen verlassen daher die ländliche Umgebung, weil sie (1995 – 2002) in der Stadt auf bessere Lebensbedingungen hoffen. Das aCar ist für den Personen- und Gütertransport konzipiert und aufgrund der Promotion, TU Darmstadt (1995) vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ebenfalls für den europäischen Automobilmarkt interessant. Diplomingenieur Maschinenbau TU Darmstadt (1992) Master Mechanical Engineering Zukünftiges Einsatzfeld des aCars. Cornell University, USA (1991) Während der Erprobung wurde das aCar-Team von jedem Im Sommer 2017 näherte sich Zeichnung für Zeichnung mit Begeisterung empfangen. das Design des aCars dem des aktuellen Prototypen an. SPEAKER 36 37 ERKENNTNIS
12.30 BIS 13.00 Prof. Annette Menzel Ökoklimatologie Technische Universität München Peter Professorin für Ökoklimatologie (TUM), Leitautorin im 5. Assessment Report des IPCC, Forschungs- schwerpunkte im Bereich Klima- Trautwein wandel / Vegetation / Wasser Wasserstiftung Nebelkollektoren mit verschiedenen Netzmaterialien und ausgestattet mit Messgeräten im Anti-Atlasgebirge in Südwestmarokko zur Trinkwassergewinnung. Trinkwassergewinnung aus Nebel Wassergewinnung mit Nebelnetzen ist eine passive und relativ kostengünstige Methode, die nach dem bionischen Prinzip des Nebeltrinker-Käfers in der Namib-Wüste funktioniert, der mit seinen aufgestellten Flügeldecken Nebeltröpfchen aus der Luft filtert. Nebelkollektoren mit feinmaschigen Netzen erlauben Inhaber der Design Agentur so weltweit in regenarmen und schwer zugänglichen Gebieten mit ergon3Design, Ehrenamtlicher hohem Nebelaufkommen ausreichend Trinkwasser zu gewinnen. Mitarbeiter der Wasserstiftung, Untersuchungen der TUM in Kooperation mit der Munich Re Foun- Entwickler des Cloud-Fisher dation und der Wasserstiftung auf dem Mount Boutmezguida im Nebelkollektors Anti-Atlas-Gebirge in Marokko zeigen, dass das dort gesammelte Nebelwasser dem WHO-Standard entspricht, sich die Erträge Weiterhin werden die Effektivität und Windanfälligkeit verschiedener getesteter Netztypen aber deutlich unterscheiden. verschiedener Netzmaterialien ermittelt und die Wasserqualität untersucht. Am 16. Oktober 2018 wurde dort der weltgrößte Nebelkollektor Park eröffnet. Er liefert ausreichend Trinkwasser für 16 Berber- Dörfer mit 1.150 Einwohnern und eine Schule. Die enorme Wasserernte, die in acht Zisternen gesammelt wird, kommt auch dem landwirtschaftlichen Anbau und ca. 7.000 Nutztieren zugute. Tägliche Fußmärsche von 3,5 Stunden, die Frauen und Mädchen bislang zu den im Tal liegenden Brunnen mit ihrem teils nur Zusammen mit lokalen Partnern, der Wasserstiftung und brackigen Wasser zurücklegen müssen, sind heute schon nicht der Münchener Rück Stiftung entwickelt und testet die mehr nötig. Professur für Ökoklimatologie der Technischen Universität München einen robusteren Nebelkollektor. SPEAKER 38 39 ERKENNTNIS
14.00 Prof. Johannes Kollmann BIS 14.30 Lehrstuhl Renaturierungsökologie Technische Universität München Biodiversität und Ökosystemmanagement Sprecher Department Ökologie und Ökosystemmanagement, WZW, TUM Die junge Bevölkerung in Bevölkerungswachstum, Landnutzungsänderungen, invasive vielen Ländern Afrikas birgt Fremdarten und der Klimawandel beeinträchtigen die Biodiversität Leiter Lehrstuhl für Renaturierungs- viele Chancen und Risiken. und das Ökosystemmanagement weiter Teile Afrikas. Dadurch sind ökologie, TUM Strandleben in Cape essentielle Ökosystemdienstleistungen gefährdet, wie zum Beispiel Coast, Ghana die Bodenfruchtbarkeit, Trinkwasserversorgung und Bestäubung Associate Professor, Norwegian von Nutzpflanzen. Institute of Bioeconomy Research, Oslo Anhand aktueller Afrika-Projekte aus dem Department Ökologie und Ökosystemmanagement wird Prof. Kollmann darlegen, welche Forschung und Lehre an den Aktivitäten in Forschung und Lehre sich diesen Herausforderungen Universitäten Freiburg, Cambridge, stellen. Durch Integration der lokalen Bevölkerung werden solche Kopenhagen, ETH Zürich und TUM Projekte erfolgreich und langfristig gesichert. 25-jährige Erfahrung in Forschung und Umsetzung ökologischer Projekte, u.a. in Brasilien, Guatemala, Namibia und Südafrika Der Ökotourismus ist in vielen Gegenden Afrikas ausbaufähig und trägt zur Bewahrung der Biodiversität bei. Hängebrücken im Kakum Nationalpark, Ghana Die Naturressourcen Afrikas sind großen Belastungen ausgesetzt. Degradierter Fluss in Accra, Ghana Degradiertes Küstenmoor bei Manguzi, Südafrika SPEAKER 40 41
Prof Winkler untersucht Kinder im ländlichen Tansania neurologisch, im Bild dargestellt ist eine Prof. Andrea Balance-Untersuchung mittels Romberg-Tests. 14.30 Winkler BIS 15.00 Center for Global Health und Neurologie, Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Kinder spielen mit freilaufenden Schweinen in Sambia. Multidisziplinarität als Voraussetzung für globale Gesundheitsforschung Ko-Direktorin (zusammen mit Frau Prof. Prazeres da Costa) des Centers for Global Health, TUM Durch die zunehmende Vernetzung unserer Welt ist auch Gesund- Neurologin und Leiterin AG Global heit zu einem Thema geworden, das global und multidisziplinär Neurology / Mental Health, TUM betrachtet werden muss. Heute gibt es auf diesem Gebiet viele komplexe Herausforderungen, die sich nicht mit lokalen Ansätzen Lehrstuhl für Global Health und bewältigen lassen. Direktorin des Centres for Global Health an der Universität Oslo Mit dem Ziel, das Thema der globalen Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention multidisziplinär an der TUM anzugehen, 17-jährige Erfahrung in Klinik / haben Prof. Andrea Winkler und Prof. Clarissa Prazeres da Costa Forschung (groß angelegte das Center for Global Health an der medizinischen Fakultät der multidisziplinäre u.a. epidemio- TUM gegründet. Anhand von drei konkreten, Global Health- logische Gesundheitsstudien) relevanten Beispielen hat Prof. Winkler dargelegt, welche wichtige in Subsahara Afrika Rolle Multidisziplinarität sowie das One Health Konzept in Gesund- heitsforschung in Afrika und auf weiterer globaler Ebene spielen: armutsassoziierte vernachlässigte Erkrankungen, neu auftretende Infektionskrankheiten, sowie antimikrobielle Resistenzen. Globale Gesundheitsforschung beinhaltet Bildung von lokalen Gemeinden, vor allem Kinder. Lokales Labor das mit Mitteln einer Nord-Süd Forschungskollaboration finanziert werden konnte, Mozambique. SPEAKER 42 43 ERKENNTNIS
Prof. Scientific Student / staff writing exchange workshops Refresher / summer Joint courses 15.00 fieldwork Juliane BIS Professional 15.30 Research coaching clinics h d arc nte Pr velo Ed fess pme Curriculum De review o se rie uc io nt Design Winkelmann Re ct-o ati na research on l workshops E-Learning pa KNUST- development Im workshop Research TUM development Executive & workshops practitioners Geschäftsführende Vizepräsidentin Internationale Allianzen workshops und Alumni Technische Universität München Entrepreneurship, MakerSpace Start-up Hackatons consultancy Entreprenurial Africa Venture or scientific Program TUM und KNUST setzen zusammen auf die TUM.Africa – Partnerschaft incubators Förderung bestehender und neuer Projektideen, für Innovation und nachhaltige die im Rahmen eines Action Frameworks in den Schlüsselbereichen Lehre, Forschung und Entwicklung Prof. Dr. Juliane Winkelmann Entrepreneurship anzusiedeln sind. begann ihre akademische Karriere am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Gemäß ihrem Grundverständnis als Dienerin der Gesellschaft und aus Verantwortung für nachfolgende Generationen setzt sich Sie ist seit 2015 Inhaberin des die TUM für den afrikanischen Kontinent mit einer strategischen Lehrstuhls für Neurogenetik Partnerschaft für Innovation und nachhaltige Entwicklung ein: und Direktorin des Instituts für Ziel ist die Förderung von Unternehmertum, innovativer Methoden Neurogenomik am Helmholtz und der Einsatz neuer angepasster Technologien vor Ort in enger Zentrum München; zuvor war sie Zusammenarbeit mit der ghanaischen Kwame Nkrumah University Full Professor of Neurology and of Science and Technology (KNUST) unter Einbeziehung weiterer Neuroscience an der Stanford lokaler und deutscher Stakeholder (Universitäten, Schulen, NROs, Universität in Kalifornien, USA. Wirtschaft). Dabei wird ein interdisziplinärer Ansatz rund um die Schwerpunkte Wasser – Energie – Ernährungssicherung – Umwelt – Seit 2017 ist sie Geschäftsführende Infrastruktur – Land – Mobilität – Global Health – Governance Vizepräsidentin für Internationale verfolgt. Allianzen und Alumni an der TUM. Bereits zu 20 afrikanische Staaten Diese Strategie wird von einem fakultätsübergreifenden Afrika- pflegt die TUM Kontakte. Netzwerk an der TUM flankiert. Formate und konkrete Maßnahmen wie die Einberufung eines TUM.Africa Roundtables, Arbeitstreffen mit bundesstaatlichen und bayerischen Akteuren sowie ein TUM.Africa Newsletter helfen dabei, Synergien bei Aktivitäten verschiedener Lehrstühle herzustellen sowie Best Practice Austausch zu ermöglichen. Eine Delegation um Prof. Juliane Winkelmann, Vizepräsidentin für internationale Allianzen und Alumni, besiegelt im Oktober 2018 in Kumasi die strategische Partnerschaft für Innovation und nachhaltige Entwicklung. SPEAKER 44 45 ERKENNTNIS
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“Challenges of Governance and Education in Africa” Prof. Chiheb Bouden National Engineering School of Tunis, Universität Tunis El Manar Dr. Nathalie von Siemens Sprecherin Siemens Stiftung Prof. Dr. Thomas Hofmann Geschäftsführender Vizepräsident für Forschung und Innovation der Technischen Universität München TION RA E D MO Prof. Noël Gbaguidi UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechte, Nationale Universität Benin Prof. Francis Kéré Prof. Eugénia da Conceição-Heldt Lehrstuhl Architectural Design and Participation, Dekanin TUM School Technische Universität München Roland Polte of Governance Board Member, Head of Human Ressources DRÄXLMAIER Group R O U N D TA B L E 48 49 R O U N D TA B L E
Impressum Herausgeber Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang A. Herrmann Präsident der Technischen Universität München Redaktion Projektbüro TUM Emeriti of Excellence V.i.S.d.P. Dr. Birgit Herbst-Gaebel Gestaltung KW NEUN Grafikagentur | www.kw-neun.de Kontakt Dr. Birgit Herbst-Gaebel | TUM ForTe | Projektbüro TUM Emeriti of Excellence Arcisstr. 21 | 80333 München | Tel. +49.89.289.22092 | Fax +49.89.289.25245 E-Mail: herbst-gaebel@zv.tum.de | www.emeriti-of-excellence-tum.de Druck SYLVIA LERCH | Material & Produktion | Schöttlstraße 16 | 81369 München Papier Druck auf FSC-zertifiziertem Papier | Umschlag: Muskat, Innenteil: PlanoJet® Auflage 300 Stück Bildnachweise © Lehrstuhl für Industrial Design / TUM S. 9: © Magdalena Jooss / TUM S. 38: © Astrid Eckert / TUM; S. 11: © Astrid Eckert / TUM © norbert guthier photography S. 12 / 13: © Erik-Jan Ouwerkerk S. 39: © C. Schunk / TUM S. 18: © Kéré Architecture S. 40: © Astrid Eckert / TUM S. 24: © Andreas Heddergott / TUM; S. 41: © Peter Trautwein; © Astrid Eckert / TUM © Johannes Kollmann / TUM S. 25 : © Uli Benz / TUM S. 42: © Fotografie Stephan Rumpf S. 26: © Andreas Heddergott / TUM S. 43: © Andrea Winkler; S. 27: © Siméon Duchoud; © Veronika Schmidt; © Kéré Architecture © Clarissa Prazeres da Costa S. 28: © Astrid Eckert / TUM S. 44: © Andreas Heddergott / TUM S. 29: © TUM S. 45: © TUM International Center S. 30: © Astrid Eckert / TUM S. 46 / 47: © Uli Benz / TUM S. 31: © Stephan Baur / XXX S. 48 / 49: © Andreas Heddergott / TUM; S. 32: © Dr. Dêlidji Eric Degila © Astrid Eckert / TUM; S. 34: © Andreas Heddergott / TUM © Prof. Chiheb Bouden; S. 35: © TUM © Uli Benz / TUM; S. 36: © Astrid Eckert / TUM © Siemens Stiftung; S. 37: © Maximilian Eiba; © DRÄXLMAIER Group Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der Broschüre überwiegend darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in gleicher Weise. IMPRESSUM 57 58
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