Open Test Archive Repositorium für Open-Access-Tests - Repositorium für Open-Access-Tests

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Open Test Archive
Repositorium für Open-Access-Tests

Verfahrensdokumentation:

GHB-56
General Health Behavior Scale – (Gesundheitseinstellungsskala)

Kaiser, F. G. & Kibbe, A. (2021)

Kaiser, F. G. & Kibbe, A. (2021). GHB-56. General Health Behavior Scale –
(Gesundheitseinstellungsskala) [Verfahrensdokumentation, Fragebogen deutsch und englisch,
Auswertungssyntax]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4543

        Alle Informationen und Materialien zu dem Verfahren finden Sie im Testarchiv unter:
                           https://www.testarchiv.eu/de/test/9008198

Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID)
Universitätsring 15
54296 Trier

www.leibniz-psychology.org
Seite 2

Inhaltsverzeichnis

1. Testkonzept............................................................................................................................................. 3
   1.1 Theoretischer Hintergrund ............................................................................................................... 3
   1.2 Testaufbau ........................................................................................................................................ 3
   1.3 Auswertungsmodus .......................................................................................................................... 4
   1.4 Auswertungshilfen ............................................................................................................................ 4
   1.5 Auswertungszeit ............................................................................................................................... 4
   1.6 Itembeispiele .................................................................................................................................... 4
   1.7 Items ................................................................................................................................................. 4
2. Durchführung .......................................................................................................................................... 6
   2.1 Testformen ........................................................................................................................................ 6
   2.2 Altersbereiche ................................................................................................................................... 6
   2.3 Durchführungszeit ............................................................................................................................ 6
   2.4 Material ............................................................................................................................................. 6
   2.5 Instruktion ......................................................................................................................................... 7
   2.6 Durchführungsvoraussetzungen ....................................................................................................... 7
3. Testkonstruktion ..................................................................................................................................... 7
4. Gütekriterien ........................................................................................................................................... 8
   4.1 Objektivität ....................................................................................................................................... 8
   4.2 Reliabilität ......................................................................................................................................... 8
   4.3 Validität ............................................................................................................................................. 8
   4.4 Normierung ....................................................................................................................................... 9
5. Anwendungsmöglichkeiten .................................................................................................................... 9
6. Kurzfassung ............................................................................................................................................. 9
       Diagnostische Zielsetzung ................................................................................................................... 9
       Aufbau ................................................................................................................................................. 9
       Grundlagen und Konstruktion ............................................................................................................. 9
       Empirische Prüfung und Gütekriterien ................................................................................................ 9
7. Bewertung ............................................................................................................................................. 10
8. Literatur ................................................................................................................................................ 10

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1. Testkonzept

1.1 Theoretischer Hintergrund
Die Gesundheitseinstellung wird als persönliche Neigung verstanden, die eigene Gesundheit zu
schützen (Byrka & Kaiser, 2013; Kibbe, 2011). Die Grundidee hinter der verwendeten Art der
Einstellungsmessung stammt von Donald T. Campbell (1963). Er schlug vor, individuelle
Einstellungen mittels Verhaltenskosten zu erfassen. Entsprechend wird im Campbell-Paradigma
die individuelle Einstellung über die von einer Person in Kauf genommenen Verhaltenskosten
bestimmt (Kaiser, Byrka & Hartig, 2010; Kaiser & Wilson, 2019). Dabei wird davon ausgegangen,
dass sich hinter der Gesundheitseinstellung, wie hinter jeder anderen Einstellung, grundsätzlich
ein Einstellungsziel (die eigene Gesundheit schützen) verbirgt. Die Ausprägung individueller
Einstellungen zeigt sich dann erwartungsgemäß in den Verhaltensmitteln, die Personen
einsetzen, um das mit der Einstellung verbundene Ziel zu erreichen.

Verhaltensmittel, die dem Ziel dienen, die eigene Gesundheit zu schützen, unterscheiden sich
in den Kosten, die bei ihrer Umsetzung getragen werden müssen. So ist das Lesen von
Nährwerttabellen von Lebensmitteln mit wenig Verhaltenskosten (sprich: Aufwand) verbunden,
während die Mitgliedschaft in einem Sportverein mit deutlich mehr (auch finanziellen) Kosten
verbunden ist. Verhaltenskosten umfassen alles, was Verhalten für Akteure grundsätzlich
erschwert oder erleichtert. Es können dies Aufwand, Zeit, finanzielle Kosten und vieles mehr
sein, aber auch soziale Normen, kollektive Erwartungen und kulturelle Praktiken, die mit einem
Verhalten einhergehen (Kaiser & Wilson, 2019). Je mehr und je kostspieligere Verhaltensmittel
jemand auf sich nimmt, um das Einstellungsziel zu realisieren, desto ausgeprägter ist die
entsprechende Einstellung einer Person.

1.2 Testaufbau
Der Test besteht aus insgesamt 56 Selbstberichten von Verhaltensweisen, mit deren Hilfe
Menschen ihre Gesundheit schützen. 28 dieser 56 Verhaltensselbstberichte erfordern Auskunft
über die Häufigkeit ihres Auftretens. Antwortmöglichkeiten sind hierbei „nie“, „selten“,
„gelegentlich“, „oft“ und „sehr oft“. Die anderen 28 Selbstberichte erfordern eine Ja-/Nein-
Aussage. 10 der 56 Verhaltensselbstberichte sind invers formuliert (siehe unter „Items“). Der
Verzicht auf diese Verhaltensweisen entspricht gesundheitsschützendem Verhalten,
beispielweise der Verzicht aufs Rauchen.
Wenn ein Verhalten auf die Lebenssituation des Probanden nicht zutrifft, z. B. die Frage, ob
man Fleisch vor der Zubereitung wäscht, kann von einer Person, die nie Fleisch isst (z. B. ein
Vegetarier bzw. eine Vegetarierin) und somit auch nie zubereitet, mit „Keine Angabe“ („KA“)
beantwortet werden. Die erfragten Verhaltensweisen lassen sich in fünf Handlungsbereiche zu
jeweils 11 bzw. 12 Verhaltensselbstberichten gruppieren:
(1) Ernährung (i = 11),
(2) Hygiene (i = 11),
(3) Stressprävention (i = 11),
(4) Risikovermeidung (i = 12),
(5) Fitness (i = 11).

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1.3 Auswertungsmodus
Bei der Anwendung als Bleistift-und-Papier-Test werden die Antworten manuell kodiert (von 0
= nie bis 4 = sehr oft; 0 = nein und 1 = ja; 8 = keine Angabe und 9 = fehlender Wert). Die
Häufigkeitsantworten werden vor der Analyse dichotomisiert. Dabei werden die Antworten
„nie“ (0), „selten“ (1) und „gelegentlich“ (2) in nicht gesundheitsschützendes Verhalten mit
dem Wert 0 und die Antworten „oft“ (3) und „sehr oft“ (4) als gesundheitsschützendes
Verhalten mit 1 umkodiert. Auch die 10 invers formulierten Verhaltensselbstberichte müssen
vor der Auswertung umkodiert werden. Der Verzicht auf gesundheitsschädliches Verhalten (0)
wird hier zum gesundheitsschützenden Verhalten (1). Während gesundheitsschädliches
Verhalten (1) zum nicht gesundheitsschützenden Verhalten (0) wird. Die
Gesundheitseinstellung wird als eine Rasch-Skala kalibriert.

1.4 Auswertungshilfen
Für die Auswertung wurde ein kommentiertes R-Skript entwickelt, das auf https://osf.io/trpn5
(Stand: 6.1.2021) frei zur Verfügung steht. Das für die Analyse genutzte Paket ist eRm (Mair,
Hatzinger & Maier, 2020).

1.5 Auswertungszeit
Nach Aufbereitung der Datensätze dauert das Durchlaufen des R-Skripts etwa 10-20 Minuten.

1.6 Itembeispiele
Im Folgenden werden drei Items vorgestellt.
„Ich kaufe Bio-Produkte.“
„Ich wasche Fleisch vor der Zubereitung.“
„Ich praktiziere Entspannungstechniken (Yoga oder Meditation, o. ä.).“

1.7 Items
Die Items der Gesundheitseinstellungsskala werden nach Verhaltensbereichen gruppiert
aufgeführt.

Ernährung
1. Ich zähle Kalorien.
2. Ich kaufe Bio-Produkte.
3. Ich vermeide Zucker.
4. Ich vermeide salzige Speisen.
5. Ich lese Nährwerttabellen von Lebensmitteln.
6. Ich vermeide Fastfood.
7. Ich esse nach 21 Uhr.
8. Ich esse täglich Obst und Gemüse.
9. Ich überprüfe das Haltbarkeitsdatum von Lebensmitteln.
10. Das Einnehmen meiner Mahlzeit dauert mindestens 10 Minuten.
11. Ich trinke mindestens 2 Liter pro Tag. *

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Hygiene
12. Ich wasche Fleisch vor der Zubereitung.
13. Ich reinige Konservendosen, bevor ich sie öffne.
14. Ich benutze mindestens zweimal wöchentlich Zahnseide.
15. Ich dulde Haustiere in meiner Küche.
16. Ich heize so viel, dass ich keinen Pullover tragen muss.
17. Ich spüle mein benutztes Geschirr noch am gleichen Tag.
18. Ich lüfte meine Wohnung ausgiebig.
19. Ich wasche mir nach dem Toilettengang die Hände.
20. Ich wasche meine Hände vor dem Kochen oder Essen.*
21. Ich esse nur gewaschenes Obst und Gemüse.
22. Ich putze mir mindestens zweimal täglich die Zähne.

Stressprävention
23. Ich praktiziere Entspannungstechniken (Yoga oder Meditation, o.ä.).
24. Ich gehe vor 22 Uhr ins Bett.
25. Ich verbringe Zeit an der frischen Luft.
26. Ich leiste Überstunden.
27. Ich mache während der Arbeit ausreichend Pausen.
28. Ich nehme mir Zeit, mich zu entspannen.
29. Ich verbringe Zeit damit, meine sozialen Kontakte zu pflegen.
30. Ich arbeite zusätzlich abends oder am Wochenende zu Hause.
31. Ich schlafe mindestens 7 Stunden pro Nacht.
32. Ich nutze Wellnessangebote (z. B. Sauna, Massage).*
33. Ich habe ein Hobby.

Risikovermeidung
34. Ich untersuche mich selbst regelmäßig auf Anzeichen von Krebs.
35. Ich überquere bei Rot die Straße.
36. Ich benutze Sonnencreme.
37. Ich gehe mindestens zweimal im Jahr zur Zahnvorsorgeuntersuchung.
38. Ich trinke täglich mehr als ein Glas Wein oder ein kleines Bier.
39. Ich betrinke mich.
40. Vor dem ersten Gebrauch lese ich den Beipackzettel von Medikamenten.
41. Ich rauche.
42. Ich schnalle mich im Auto an.
43. Ich kleide mich dem Wetter entsprechend.
44. Ich trage einen Fahrradhelm.*
45. Ich schütze mich vor sexuell übertragbaren Krankheiten (z. B. durch Kondome,
    Impfungen).*

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Fitness
46. Ich mache Tageswanderungen.
47. Ich besitze ein Fitnessvideo/DVD mit Fitnessübungen.
48. Ich führe ein Trainingstagebuch.
49. Ich treibe täglich mindestens 15 Minuten Sport.
50. Ich bin Mitglied in einem Sportverein/Fitnessstudio.
51. Ich benutze eher den Aufzug als die Treppe.
52. Ich gehe mindestens 15 Minuten täglich spazieren.
53. Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit/Schule oder gehe zu Fuß.
54. Ich besitze Sportgeräte/ -kleidung/ -ausrüstung.
55. Ich trainiere regelmäßig (Fußball, Schwimmen, o. ä.).
56. Ich besitze eine Fitness-Spielekonsole oder Fitness-Computerspiele (Wii-Fit, Eye Toy Kinetic
    etc.).*

Kursive Items repräsentieren gesundheitsschädigende Verhaltensweisen. Unterstrichene Items
sind Verhaltensweisen, die dichotom mit Ja/Nein beantwortet werden. Mit Sternchen (*)
versehene Items wurden von Kibbe (2011) neu hinzugefügt.

2. Durchführung

2.1 Testformen
Die Testadministration erfolgt mittels digitalen oder mittels Bleistift-und-Papier-Verfahren.
Auch adaptiv ist die Erfassung grundsätzlich möglich.

Durch die Raschhomogenität der Items und die damit verbundene spezifische Objektivität von
Rasch-Skalen lässt sich der Test in eine beliebige Zahl von überlappenden Parallelformen
aufteilen (für mehr Details zur spezifischen Objektivität siehe Kaiser, Merten & Wetzel,, 2018).
Mit diesen kürzeren Parallelformen kann die Bearbeitungszeit des Tests verringert werden
(Beispiele dieses Vorgehens aus einem anderen Bereich der Einstellungsforschung finden sich in
Kaiser & Byrka, 2011; Roczen, Kaiser, Bogner & Wilson, 2014).

50 der 56 Items der niederländischen Originalversion der Skala lagen in englischer Übersetzung
vor (siehe Byrka & Kaiser, 2013) und wurden von Kibbe (2011) ins Deutsche übersetzt.

2.2 Altersbereiche
Die Skala zur Gesundheitseinstellung ist für Personen ab 18 Jahren geeignet.

2.3 Durchführungszeit
Die Durchführungszeit beträgt 5-10 Minuten.

2.4 Material
Neben der Verfahrensdokumentation liegen als Materialien der Fragebogen auf Deutsch und
Englisch sowie eine Auswertungssyntax vor.

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Eine Kopie der aktuellsten deutschen Gesundheitseinstellungsskala findet sich auch hier:
http://www.ipsy.ovgu.de/ipsy_media/persoenlichkeitspsychologie/forschung/GHB_50+%28dt%
29-p-3294.pdf (Stand: 6.1.2021)
Eine englische Gesundheitseinstellungsskala findet sich hier:
http://www.ipsy.ovgu.de/ipsy_media/persoenlichkeitspsychologie/forschung/GHB_50+%28eng
%29-p-3296.pdf (Stand: 6.1.2021)

Die Auswertung kann mit Software durchgeführt werden, die geeignet ist, Rasch-Modelltests
durchzuführen. QUEST 2.1 (Adams & Khoo, 1996) und das Paket eRm in R (Mair et al., 2020)
sind zwei Beispiele. Eine Auswahl von geeigneter Software findet sich auch hier:
www.rasch.org/software.htm

2.5 Instruktion
Die Instruktion erfolgt in der Regel schriftlich und standardisiert.

Für Verhaltensselbstberichte, die Häufigkeitsantworten erfordern, lautet die Instruktion wie
folgt: „Die folgenden Aussagen beziehen sich auf Ihr alltägliches Verhalten. Bitte geben Sie an,
wie häufig Sie diese Handlungen ausführen. Kreuzen Sie „Keine Angabe“ (KA) dann an, wenn
eine Frage auf Ihre momentane Lebenssituation nicht zutrifft (beispielsweise können Sie keine
Angaben darüber machen, ob Sie Fleisch vor der Zubereitung waschen, wenn Sie als Vegetarier
bzw. Vegetarierin kein Fleisch zubereiten).“

Für Verhaltensselbstberichte, die Ja/Nein-Antworten erfordern, gibt es eine eigene Instruktion.
Sie lautet: „Bei den folgenden Handlungen ist nicht die Häufigkeit gefragt; es geht vielmehr
darum, was eher für Sie zutrifft. Kreuzen Sie „Keine Angabe“ (KA) dann an, wenn eine Frage auf
Ihre momentane Lebenssituation nicht zutrifft (beispielsweise können Sie keine Haustiere in der
Küche dulden, wenn Sie keine Haustiere besitzen).“

2.6 Durchführungsvoraussetzungen
Da der Test auch ohne Versuchsleiter und damit selbständig durchgeführt werden kann, sind
für die Durchführung keine Fachkenntnisse erforderlich. Die Auswertung erfordert Kenntnisse
in probabilistischer Testtheorie und elektronischer Datenverarbeitung.

Für die Bearbeitung sind entsprechende Sprachkenntnisse und Lesefähigkeit Voraussetzung.
Probanden sollten über ihr Verhalten im Alltag in hohem Maße selbst bestimmen und sich ihres
Verhaltens erinnern können.

3. Testkonstruktion

50 der 56 Verhaltensselbstberichte wurden von Byrka und Kaiser (2013) in niederländischer
Sprache an einer niederländischen Stichprobe getestet. Weitere 6 Verhaltensselbstberichte
wurden von Kibbe (2011) hinzugefügt und gemeinsam mit den 50 ins Deutsche übertragenen
Originalitems an einer deutschen Stichprobe getestet.

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Wie bei Einstellungsskalen im Rahmen des Campbell-Paradigmas üblich, werden die
Häufigkeitsantworten nachträglich dichotomisiert (siehe z. B. Kaiser et al., 2018, Appendix I in
den Supplementary data des Artikels). Eine solche Reduktion der Antwortoptionen mittels
Dichotomisierung zur Messfehlervermeidung verfügt in der Einstellungsforschung über eine
lange Tradition (siehe Matell & Jacoby, 1971; Peabody, 1962). Es gilt zu beachten, dass die
Reduktion der Antwortoptionen (um die Antworten vergleichbarer und verlässlicher zu
machen) vor der Messinstrumentkalibrierung unterschieden werden muss von der methodisch
inakzeptablen Praxis, Messwerte nach der Kalibrierung zu dichotomisieren, z. B. mittels
Halbierung am Median oder am Mittelwert (siehe DeCoster, Iselin & Gallucci, 2009; MacCallum,
Zhang, Preacher & Rucker, 2002).

4. Gütekriterien

4.1 Objektivität
Durchführungsobjektivität ist durch die standardisierte Befragung mittels Fragebogen und die
dadurch mögliche versuchsleiterunabhängige Abfrage gewährleistet.

Auswertungsobjektivität ist durch die Auswertung mittels Maximum-Likelihood-Methode
gegeben (für Details siehe z. B. Embretson & Reise, 2000).

Interpretationsobjektivität ist durch die Verwendung des Rasch-Modells gegeben. Im Rasch-
Modell lässt sich jeder Personenkennwert relativ zu den im Messinstrument verwendeten
Itemkennwerten interpretieren (siehe z. B. Embretson, 2006).

Rasch-Skalen haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie nicht an eine bestimmte, vorgegebene
Auswahl von Items gebunden sind, solange Items als Indikatoren ein und desselben Konstrukts
bestätigt sind (Rasch, 1977). Diese als spezifische Objektivität bezeichnete Eigenschaft hat zur
Folge, dass die Erfassung der Gesundheitseinstellung auch mit bislang nicht berücksichtigten
Items erfolgen kann, solange diese Items mit den etablierten Items zusammen kalibriert
werden können (siehe Kaiser et al., 2018).

4.2 Reliabilität
Die gefundenen Separationsreliabilitäten der Personenkennwerte variieren zwischen rel = .70
(Kibbe, 2011) und rel = .76 (Byrka & Kaiser, 2013).

4.3 Validität
Um die externe Validität der Skala zu beurteilen, wurde die Gesundheitseinstellung mit dem
Body-Mass-Index (BMI) von Personen in Zusammenhang gebracht. Personen mit einem BMI im
Normbereich hatten im Vergleich zu Menschen mit einem BMI im problematischen Bereich
eine signifikant höhere Gesundheitseinstellung: F(1, 380) = 6.08, p < .05, η² = 2% (Byrka &
Kaiser, 2013). Kibbe (2011) fand an ihrer vergleichsweise jungen Stichprobe zudem einen
negativen korrelativen Zusammenhang zwischen der Gesundheitseinstellung und der
Wahrscheinlichkeit, an einer chronischen Krankheit zu leiden (r = -.19): Je höher die
Gesundheitseinstellung, desto unwahrscheinlicher eine chronische Erkrankung. Außerdem

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konnten die in der Literatur berichteten positiven Zusammenhänge von Alter und Bildung mit
Gesundheitseinstellung repliziert werden (Byrka & Kaiser, 2013; Kibbe, 2011).

4.4 Normierung
Durch das modellbasierte Messen im Rahmen des Rasch-Modells lassen sich die Personenwerte
relativ zu den verwendeten Verhaltensselbstberichten bedeutsam interpretieren, ohne dass die
Personenwerte an irgendwelchen Alterskohorten oder anderen Referenzkohorten normiert
werden müssten (siehe Embretson, 2006).

5. Anwendungsmöglichkeiten

Neben der Anwendung in der Forschung (insbesondere bei gesundheitspsychologischen
Fragestellungen) ist die Gesundheitseinstellung auch in der gezielten Verhaltenssteuerung von
praktischer Bedeutung (siehe z. B. Kaiser, Arnold & Otto, 2014).

6. Kurzfassung

Diagnostische Zielsetzung:
Die Gesundheitseinstellungsskala ist ein Messinstrument, welches in der Forschung und bei der
Verhaltenssteuerung Einsatz finden kann, aber bislang noch selten findet.

Aufbau:
Der Test besteht aus zwei Teilen mit insgesamt 56 Items aus den Handlungsbereichen (1)
Ernährung, (2) Hygiene, (3) Stressprävention, (4) Risikovermeidung und (5) Fitness. Der erste
Teil enthält 28 Aussagen über die Häufigkeit von gesundheitsschützenden Verhaltensweisen
und die anderen 28 Items erfordern eine Ja-/Nein-Aussage.

Grundlagen und Konstruktion:
Die Gesundheitseinstellungsskala geht aus der, aus 50 Items bestehenden, niederländischen
Version von Byrka und Kaiser (2013) hervor.

Empirische Prüfung und Gütekriterien:
Reliabilität: Die Separationsreliabilität der Personenkennwerte lag bislang im Bereich von rel =
.70 und rel = .76.
Validität: Hinweise zur Konstruktvalidität liegen vor. Die externe Validität konnte in
Untersuchungen an Willkürstichproben aus der Normalbevölkerung nachgewiesen werden.
Normen: Eine Normierung ist aufgrund der Eigenheit des Verfahrens, welches auf dem Rasch-
Modell basiert, nicht nötig.

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7. Bewertung

Die Vor- und Nachteile des Rasch-Modells lassen sich auch auf die Gesundheitseinstellungsskala
übertragen. Zu den Vorteilen gehören die spezifische Objektivität (bezüglich Items und
bezüglich Personen) und die konfirmatorische Prüfung der äußerst sparsamen
Modellannahmen (z. B. die Eindimensionalität: siehe z. B. Embretson & Reise, 2000).

Geplante Verbesserungen der Gesundheitseinstellungsskala betreffen die Reliabilität und die
Verbreiterung des Datenpools (u. a. durch Einbinden von manifestem Verhalten).

8. Literatur

Adams, R. J., & Khoo, S.-T. (1996). QUEST: The interactive test analysis system. Acer.
Bond, T. G. & Fox, C. M. (2007). Applying the Rasch model: Fundamental measurement in the
        human sciences (2nd ed.). Erlbaum.
Byrka, K. & Kaiser, F. G. (2013). Health performance of individuals within the Campbell
        paradigm. International Journal of Psychology, 48, 986-999.
        http://dx.doi.org/10.1080/00207594.2012.702215
Campbell, D. T. (1963). Social attitudes and other acquired behavioral dispositions. In S. Koch
        (Ed.), Psychology: A study of a science (vol. 6, pp. 94-172). McGraw-Hill.
        https://doi.org/10.1037/10590-003
DeCoster, J., Iselin, A.-M. R., & Gallucci, M. (2009). A conceptual and empirical examination of
        justifications for dichotomization. Psychological Methods, 14, 349-366.
        https://doi.org/10.1037/a0016956
Embretson, S. E. (2006). The continued search for nonarbitrary metrics in psychology. American
        Psychologist, 61, 50-55. https://doi.org/10.1037/0003-066X.61.1.50
Embretson, S. E., & Reise, S. P. (2000). Item response theory for psychologists. Erlbaum.
Kaiser, F. G., Arnold, O., & Otto, S. (2014). Attitudes and defaults save lives and protect the
        environment jointly and compensatorily: Understanding the behavioral efficacy of
        nudges and other structural interventions. Behavioral Sciences, 4, 202-214.
        https://doi.org/10.3390/bs4030202
Kaiser, F. G., & Byrka, K. (2011). Environmentalism as a trait: Gauging people's prosocial
        personality in terms of environmental engagement. International Journal of Psychology,
        46, 71-79. https://doi.org/10.1080/00207594.2010.516830
Kaiser, F. G., Byrka, K., & Hartig, T. (2010). Reviving Campbell's paradigm for attitude research.
        Personality and Social Psychology Review, 14, 351-367.
        https://doi.org/10.1177%2F1088868310366452
Kaiser, F. G., Merten, M., & Wetzel, E. (2018). How do we know we are measuring
        environmental attitude? Specific objectivity as the formal validation criterion for
        measures of latent attributes. Journal of Environmental Psychology, 55, 139-146.
        https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2018.01.003
Kaiser, F. G., & Wilson, M. (2019). The Campbell paradigm as a behavior-predictive
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