Pathogene Keime in Lebensmitteln - Berlin, 13. September 2018 Dr. Burkhard Schütze LADR GmbH MVZ Dr. Kramer & Kollegen - my-lab International
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Pathogene Keime in Lebensmitteln Dr. Burkhard Schütze LADR GmbH • MVZ Dr. Kramer & Kollegen Berlin, 13. September 2018 Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Fußballspiel Gefährliches Fußballspiel Verdorbene Bolognese knockt Lüneburger Kicker aus Der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel empfängt am Sonntag 25. September 2016, um 15 Uhr den Lüneburger SK Hansa im Kehdinger Stadion Die Lüneburger hatten nicht nur mit dem Gegner (0:2), sondern vor allem auch mit verdorbenen Mägen zu kämpfen. Die Spieler mussten sich während des Spiels übergeben - Sechs Spieler mussten ins Krankenhaus ■ Drei Spieler mussten bereits vor dem Spiel passen ■ Nur die Spieler, die auf die Sauce verzichtet hatten und sich mit den Nudeln zufrieden gaben, blieben ohne Probleme Auch den Ex-Lübecker Tomek Pauer erwischte die verdorbene Spaghetti Bolognese. www.LADR.de 2
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Fußballspiel Gefährliches Fußballspiel Verdorbene Bolognese knockt Lüneburger Kicker aus Seit zweieinhalb Jahren nehmen wir für unsere Auswärtsspiele immer Nudeln mit Bolognese-Sauce mit. Das ist unser Traditionsessen, damit die Spieler gut gestärkt in die Partie gehen" Normalerweise würden seine Spieler die Nudeln während der Anreise kalt essen, doch dieses Mal sei das Essen ausnahmsweise schon in Lüneburg aufgewärmt worden, berichtete der Trainer. Dabei sei wohl etwas schief gelaufen. ■ Was ist aus mikrobiologischer Sicht passiert beim „Bolognese-Gate“? Verzehrt wurde die Bolognese ca. 2 h vor dem Spiel Bei einigen Spielern traten erste Symptome 30 Minuten nach Verzehr auf www.LADR.de 3
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Leitsymptome Bacillus cereus Leitsymptome Nicht meldepflichtig TEMPERATURMANAGEMENT Lebensmittelvergiftung Lebensmittelinfektion Emetisches Syndrom Enterotoxisches Syndrom Erbrechen nach: Durchfall-Symptomatik: 30 min. – 6 h 6 h – 15 h NHE-HBL- Cereulid Enterotoxinkomplex hitze- und säurestabiles Toxin produziert im Dünndarm Bildung zum Ende des log Wachstums hitzelabile Proteine Quelle: Fagerlund A et al. Microbiology 2008;154:693-704 www.LADR.de 4
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Bacillus cereus Fälle Bacillus cereus Fälle 23.03.2015 28.04.2015 www.LADR.de 5
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Bacillus cereus Fälle Bacillus cereus Sudden Death www.LADR.de 6
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Bacillus cereus Fälle Bacillus cereus Fälle, EU-weit, 2007-2014 Bacillus cereus und Bacillus spp. lebensmittelbedingte Ausbrüche in der EU, 2007-2014 EFSA Journal 2016;14(7):4524 Fälle Hospitalisierung % Kantinenessen, Bufetts 2075 181 8,7% andere Lebensmittel 1240 108 8,7% Fleisch und Fleischerzeugnisse 752 4 0,5% Früchte, Säfte, usw. 520 15 2,9% Cerealien (Reis, Samen, Nüsse) 493 16 3,2% unbekannt 450 3 0,7% Fisch, Fischerzeugnisse 271 3 1,1% Geflügelfleisch und Erzeugnisse 266 9 3,4% Kräuter und Gewürze 242 0 Meeresfrüchte 77 2 2,6% Backwaren 67 2 3,0% Käse, Milch und Milchprodukte 65 3 4,6% Dosenware 62 0 Eier, Eiprodukte 60 6 10,0% Süßigkeiten, Schokolade 10 0 Drinks, abgefülltes Wasser 7 0 6657 352 www.LADR.de 7
Dr. Burkhard Schütze | lebensmittelbedingte Erkrankungen| Fragen Frage Welche sind die häufigsten bakteriellen Erreger lebensmittelbedingter Erkrankungen? www.LADR.de 8
Dr. Burkhard Schütze | Erreger lebensmittelbedingter Erkrankungen| Fragen Fragen Welche sind die häufigsten bakteriellen Erreger lebensmittelbedingter Erkrankungen? ■ Bacillus cereus ■ Campylobacter jejuni/coli ■ Clostridium botulinum Welcher Keim verursacht weltweit die ■ Clostridium perfringens meisten bakteriellen Enteritiden? ■ Cronobacter spp. (sakazakii) ■ EHEC ■ Listeria monocytogenes ■ Salmonella spp. ■ Staphylococcus aureus ■ Yersinia enterocolitica www.LADR.de 9
Dr. Burkhard Schütze | meldepflichtige Erkrankungen| RKI Fallzahlen Meldepflichtige Erkrankungen 2017 2016 2015 Campylobacter-Enteritis 68.551 74.047 69.882 Salmonellose 14.074 12.971 13.784 Yersiniose 2.558 2.773 2.747 EHEC (ohne HUS) 1.987 1.822 1.624 HUS 95 69 69 Listeriose 762 704 659 Norovirus-Erkrankungen 71.963 84.650 89.084 Quelle: Robert Koch Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 3; 18.01.2018 www.LADR.de 10
Dr. Burkhard Schütze | lebensmittelbedingte Infektionen EU 2016| EFSA Lebensmittelbedingte Infektionen EU-weit EFSA Journal – The European Union summary report on dtrends and sources of zoonoses, zoonotic agents and food-borne oudtbreaks in 2016 doi: 10.2903/j.efsa.2017.5077; https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/j.efsa.2017.5077 www.LADR.de 11
Europäisches Sekundärrecht Verordnung: gilt direkt und unmittelbar in jedem Mitgliedsstaat jeweils Nationales Gesetz: Richtlinie: Zielsetzung ist verbindlich setzt Richtlinie konkret um Beschlüsse: Einzelfallentscheidung (dort jedoch verbindlich) Empfehlungen und Stellungnahmen: rechtlich nicht verbindlich Trend geht zur Verordnung: ■ Harmonisierung des Europarechts ■ Abbau von Handelsschranken LADR Ihr Labor vor Ort | foodactive www.LADR.de Geesthacht 07.09.2017 12
Hygienepaket VO (EG) 178/2002: Europäische Lebensmittel-Basisverordnung VO (EG) 852/2004: VO (EG) 853/2004: VO (EG) 854/2004: Amtliche Grundsätze Hygiene Lebensmittel Überwachung der LM Lebensmittelhygiene tierischen Ursprungs tierischen Ursprungs RL 2002/99/EG: VO (EG) 882/2004: Amtliche RL 2004/41/EG: Tiergesundheit LM Futtermittel- und Aufhebungsrichtlinie tierischen Ursprungs Lebensmittelkontrollen www.LADR.de 13
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (1) Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden. [ = explizites Verkehrsverbot! ] (2) Lebensmittel gelten als nicht sicher, wenn davon auszugehen ist, dass sie a) gesundheitsschädlich sind, [ z.B. Nachweis von Pathogenen ] b) für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet sind. [ z.B. mikrobieller Verderb ] www.LADR.de 14
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (3) Bei der Entscheidung der Frage, ob ein Lebensmittel sicher ist oder nicht, sind zu berücksichtigen: a) die normalen Bedingungen seiner Verwendung durch den Verbraucher und auf allen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen sowie b) die dem Verbraucher vermittelten Informationen einschließlich der Angaben auf dem Etikett oder sonstige ihm normalerweise zugängliche Informationen über die Vermeidung bestimmter die Gesundheit beeinträchtigender Wirkungen eines bestimmten Lebensmittels oder einer bestimmten Lebensmittelkategorie. www.LADR.de 15
Sicherheitshinweis für Lebensmittel ALTS-Empfehlung „Vor dem Verzehr vollständig durchgaren. Nicht zum Rohverzehr geeignet.“ ■ Konkretes Risiko benennen ■ Handlungsanweisung erforderlich Foto: rindfleisch.com ■ Produktbezug nötig ■ Aufmachung/Inhalte widerspruchsfrei (Trennung von Serviervorschlag) ■ Leichte Lesbarkeit (Schriftgröße) ■ Hinweise im Hauptblickfeld www.LADR.de 16
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (4) Bei der Entscheidung der Frage, ob ein Lebensmittel gesundheitsschädlich ist, sind zu berücksichtigen a) die wahrscheinlichen sofortigen und/oder kurzfristigen und/oder langfristigen Auswirkungen des Lebensmittels nicht nur auf die Gesundheit des Verbrauchers, sondern auch auf nachfolgende Generationen, b) die wahrscheinlichen kumulativen toxischen Auswirkungen, c) die besondere gesundheitliche Empfindlichkeit einer bestimmten Verbrauchergruppe, falls das Lebensmittel für diese Gruppe von Verbrauchern bestimmt ist. www.LADR.de 17
Auswirkung auf folgende Generationen Foto: bild.de Listeriose ■ werdende Mutter hat leichte Grippe- ähnliche Symptome ■ Kind stirbt im Mutterleib ■ für immungeschwächte: tödlich Wammerl aus kontaminiertem Betrieb 76 erkrankte Folgen für Firma Sieber 8 Todesfälle 2 Fehlgeburten ■ Rückruf und Vernichtung ■ Betriebsschließung (amtliche Anordnung) ■ Verkaufsverbot ■ 10 Mio. € Schaden ■ 900 € Geldbuße (kein Vorsatz, keine Vorstrafen) ■ Insolvenz Foto: LADR www.LADR.de 18
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (4) Bei der Entscheidung der Frage, ob ein Lebensmittel gesundheitsschädlich ist, sind zu berücksichtigen a) die wahrscheinlichen sofortigen und/oder kurzfristigen und/oder langfristigen Auswirkungen des Lebensmittels nicht nur auf die Gesundheit des Verbrauchers, sondern auch auf nachfolgende Generationen, b) die wahrscheinlichen kumulativen toxischen Auswirkungen, c) die besondere gesundheitliche Empfindlichkeit einer bestimmten Verbrauchergruppe, falls das Lebensmittel für diese Gruppe von Verbrauchern bestimmt ist. www.LADR.de 19
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (4) Bei der Entscheidung der Frage, ob ein Lebensmittel gesundheitsschädlich ist, sind zu berücksichtigen a) die wahrscheinlichen sofortigen und/oder kurzfristigen und/oder langfristigen Auswirkungen des Lebensmittels nicht nur auf die Gesundheit des Verbrauchers, sondern auch auf nachfolgende Generationen, b) die wahrscheinlichen kumulativen toxischen Auswirkungen, c) die besondere gesundheitliche Empfindlichkeit einer bestimmten Verbrauchergruppe, falls das Lebensmittel für diese Gruppe von Verbrauchern bestimmt ist. www.LADR.de 20
Säuglingsbotulismus Besondere gesundheitliche Empfindlichkeit einer Verbrauchergruppe ■ Sporen keimen im Darm auf ■ Toxin wird intestinal produziert und resorbiert Kleinkind wird krank: Intensiv- medizinische Behandlung über Monate bis plötzlicher Kindstod „Honig ist naturbelassene Rohkost und für Kinder unter 1 Jahr ungeeignet.“ (freiwillig, aber produkthaftungsrechtlich empfehlenswert) Abbildung: LADR www.LADR.de 21
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (5) Bei der Entscheidung der Frage, ob ein Lebensmittel für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet ist, ist zu berücksichtigen, ob das Lebensmittel infolge einer durch Fremdstoffe oder auf andere Weise bewirkten Kontamination, durch Fäulnis, Verderb oder Zersetzung ausgehend von dem beabsichtigten Verwendungszweck nicht für den Verzehr durch den Menschen inakzeptabel geworden ist. Fotos: Xavier Robin www.LADR.de 22
§ 11 LFGB Vorschriften zum Schutz vor Täuschung (2) Es ist ferner verboten, [...] 2. b) Lebensmittel, die hinsichtlich ihrer Beschaffenheit von der Verkehrsauffassung abweichen und dadurch in ihrem Wert, insbesondere in ihrem Nähr- oder Genusswert [ Zipfel/Rathke: auch leichte sensorische Abweichungen durch hygienische Mängel ] Foto: Umweltbundesamt oder in ihrer Brauchbarkeit [ Zipfel/Rathke: Aufwand, da faulige Teile erst entfernt werden müssen ] nicht unerheblich gemindert sind [...] ohne ausreichende Kenntlichmachung in den Sonderangebot: Verkehr zu bringen. Äpfel mit Wurmstich halber Preis! www.LADR.de 23
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (6) Gehört ein nicht sicheres Lebensmittel zu einer Charge, einem Posten oder einer Lieferung von Lebensmitteln der gleichen Klasse oder Beschreibung, so ist davon auszugehen, dass sämtliche Lebensmittel in dieser Charge, diesem Posten oder dieser Lieferung ebenfalls nicht sicher sind, es sei denn, bei einer eingehenden Prüfung wird kein Nachweis dafür gefunden, dass der Rest der Charge, des Postens oder der Lieferung nicht sicher ist. www.LADR.de 24
Artikel 14 VO (EG) 178/2002 Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit (9) Fehlen spezifische Bestimmungen der Gemeinschaft, so gelten Lebensmittel als sicher, wenn sie mit den entsprechenden Bestimmungen des nationalen Lebensmittelrechts des Mitgliedstaats, in dessen Hoheitsgebiet sie vermarktet werden, in Einklang stehen [...] Beispiel: Vorzugsmilch in Deutschland: Tier-LMHV www.LADR.de 25
VO (EG) 2073/2005 Mikrobiologische Kriterien für Lebensmittel ■ Produktspezifische Kriterien (Prozess und Verkehr) ■ Lebensmittelsicherheitskriterien (in Verkehr gebrachte Erzeugnisse während der Haltbarkeitsdauer) ■ Prozesshygienekriterien 1. Prozesskontrolle 2. Herstellhygiene verbessern 3. Auswahl der Rohstoffe optimieren ■ Analytische Referenzmethoden ■ Probenahme- und vorbereitung ■ Maßnahmen bei unbefriedigenden Ergebnissen www.LADR.de 26
Zwei-Klassen-Plan Legende: n: Umfang der Stichprobe c: zulässige Überschreitungen m/M: Grenzwert ■ In fünf Einzelproben (n = 5) dürfen keine (c = 0) STEC in 25 g nachweisbar (m/M) sein. ■ Unterscheidung: befriedigend und unbefriedigend www.LADR.de 27
Drei-Klassen-Plan Legende: n: Umfang der Stichprobe c: zulässige Überschreitungen (untere Grenze) m/M: unterer/oberer Grenzwert ■ In fünf Einzelproben (n = 5) sind zwei (c = 2) Überschreitungen des unteren Richtwertes (m = 50 KBE/g) noch tolerierbar. Weitere sind nicht akzeptabel. ■ Unterscheidung: befriedigend, akzeptabel, unbefriedigend www.LADR.de 28
Kriterienkatalog für Schnellwarnungen ■ VO (EG) 2073/2005 + ■ Salmonellen ■ Campylobacter jejuni/coli/lari ■ Yersinia enterocolitica ■ enterohämorrhagische Eschericha coli ■ Vibrio cholerae + Kanagawa positive V. parahaemolyticus ■ Shigella spp. ■ Brucella spp. ■ präsumtive toxinbildende Bacillus cereus > 105 KBE/g ■ Clostridium perfringens > 106 KBE/g ■ Nachweis von hitzestabilem Staphylokokken-Enterotoxin ■ Botulinumtoxin ■ Trichinella ■ Giardia, Cryptosporidium ■ Toxoplasma ■ Norovirus, Rotavirus/Hepatitis A Virus (verzehrsfertige Lebensmittel) www.LADR.de 29
DGHM Richt- und Warnwerte www.dghm-richt-warnwerte.de Empfehlungen, kein gesetzlicher Charakter >= Richtwert: verkehrsfähig, aber Hygieneschwachpunkte, schlechte Rohstoffqualität Hygienemaßnahmen, Nachproben nötig (→ amtliche Belehrung, außerplanmäßige Betriebskontrolle) >= Warnwert: gute Hygienepraxis verletzt, Gesundheitsgefährdung nicht auszuschließen (→ verhältnismäßige Sankonierung durch Behörden) Anmerkungen lesen und Besonderheiten beachten z.B.: ■ Feinkost Ende MHD untersuchen ■ reine Richtwertüberschreitung (Hefen/GKZ): Sensorik einbeziehen ■ Starterkultur (Joghurt u.ä.) Keimzahlen nicht beanstanden www.LADR.de 30
DGHM Richt- und Warnwerte www.dghm-richt-warnwerte.de Empfehlungen, kein gesetzlicher Charakter Im Kapitel 2.5. der VO 2073/2005 gelten für E. coli unter 2.5.1 als Prozesshygienekriterium folgende Kriterien: Probenahmeplan Grenzwerte Lebensmittelkategorie Mikroorganismen n c m M Vorzerkleinertes Obst E. coli 5 2 100 KBE/g 1000 KBE/g und Gemüse (verzehrfertig) Die Empfehlungen der DGHM weisen für E. coli 3 folgende Richt- und Warnwerte aus. Richtwert Warnwert E. coli 1,0x101 KBE/g 1,0 x 102 KBE/g 3 DGHM Richt- und Warnwerte für Mischsalate, abgepackte Ware zur Abgabe an den Verbraucher, 2016 www.LADR.de 31
Artikel 19 VO (EG) 178/2002 Verantwortung für Lebensmittel: Lebensmittelunternehmen (1) [...] Wenn das Produkt den Verbraucher bereits erreicht haben könnte, unterrichtet der Unternehmer die Verbraucher effektiv und genau über den Grund für die Rücknahme und ruft erforderlichenfalls bereits an diese gelieferte Produkte zurück, wenn andere Maßnahmen zur Erzielung eines hohen Gesundheitsschutzniveaus nicht ausreichen. www.LADR.de 32
Zoonosen-Überwachungsverordnung § 3 Betriebseigene Kontrollen (2) Im Falle des Nachweises von Zoonoseerregern sind 1. das Untersuchungsergebnis der zuständigen Behörde mitzuteilen, 2. Isolate der nachgewiesenen Zoonoseerreger herzustellen und 3. die Rückstellproben des Probenmaterials und die Isolate a) während eines von der zuständigen Behörde festzusetzenden Zeitraumes, jedoch nicht länger als drei Monate, in geeigneter Weise aufzubewahren und b) der zuständigen Behörde auf Verlangen vorzulegen und auszuhändigen. www.LADR.de 33
Campylobacter Lebensmittel-assoziiert haben folgende drei Spezies, die zur Gruppe Campylobacter jejuni der „thermophilen Campylobacter” gehören, eine Bedeutung: weltweit häufigster Verursacher bakterieller Infektionen Campylobacter coli Campylobacter jejuni Campylobacter lari Fieber, Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe, wässriger bis blutiger Durchfall Campylobacter jejuni ist für den Hauptteil der humanen Krankheitsdauer bis 5 Tage Erkrankungen verantwortlich Campylobacter, korkenzieherförmige, gramnegative, bewegliche (polar begeisselt,) nicht sporenbildend , mikroaerophil wachsende Bakterien Alle medizinisch relevanten Campylobacter-Spezies Katalase- und Oxidase-positiv (Ausnahme in Bezug auf Katalase z. B. C. sputorum, C. concisus) Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 34
Campylobacter Masthähnchen 42,1 % Campylobacter positiv 47 % der gemeldeten Fälle vermutlich durch Hähnchenfleisch zwei Drittel der Infektionen durch mangelnde Küchenhygiene 3 % unzureichendes Erhitzen 35 % fehlerhafte Reinigung von Küchenutensilien 39 % Hände nicht gewaschen Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 35
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen|Campylobacter Campylobacter Lebensmittel-assoziiert haben folgende drei Spezies, die zur Gruppe Campylobacter jejuni der „thermophilen Campylobacter” gehören, eine Bedeutung: weltweit häufigster Verursacher bakterieller Infektionen Campylobacter coli Campylobacter jejuni Campylobacter lari Fieber, Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe, wässriger bis blutiger Durchfall Campylobacter jejuni ist für den Hauptteil der humanen Krankheitsdauer bis 5 Tage Erkrankungen verantwortlich Campylobacter, korkenzieherförmige, gramnegative, bewegliche (polar begeisselt,) nicht sporenbildend , mikroaerophil wachsende Bakterien. Alle medizinisch relevanten Campylobacter-Spezies Katalase- und Oxidase-positiv (Ausnahme in Bezug auf Katalase z. B. C. sputorum, C. concisus). www.LADR.de 36
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen|Campylobacter Campylobacter Masthähnchen 42,1 % Campylobacter positiv 47 % der gemeldeten Campylobakteriose Fälle vermutlich durch Hähnchenfleisch www.LADR.de 37
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen|Campylobacter Campylobacter zwei Drittel der Infektionen durch mangelnde Küchenhygiene Zubereitungshinweis: Geflügel kurz anbraten und bei mittlerer Temperatur in Pfanne oder Backofen fertig garen lassen. Geflügelfleisch sollten Sie niemals roh oder rosa verzehren, sondern nur durchgegart oder -gebraten. 3% unzureichendes Erhitzen 35 % fehlerhafte Reinigung von Küchenutensilien 39 % Hände nicht gewaschen www.LADR.de 38
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen|Campylobacter Campylobacter Vorkommen Weit verbreitet im Darm von Geflügel, aber auch von Rind, Schaf, Schwein, Hund, Katze, Erdboden, Abwasser Betroffene Lebensmittel Unbehandelte Lebensmittel, wie Geflügelfleisch, Fleisch, Rohmilch RISIKOMATERIAL: ungenügend erhitztes Hähnchenfleisch, Auftauwasser von TK-Geflügel Risikomaterial Ungenügend erhitztes Hähnchenfleisch Auftauwasser DELIKATESSE MIT RISKO: ENTENBRUST ROSA GEBRATEN www.LADR.de 39
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen|Campylobacter Campylobacter Gefährdete Personen Alle Altersklassen sind von Erkrankungen durch Campylobacter betroffen Krankheitssymptome Fieber, Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe, wässriger bis blutiger Durchfall Minimal infektiöse Dosis 500 – 104 Keime Inkubationszeit 1 – 5 Tage Krankheitsdauer 3 – 5 Tage Vermehrungstemperatur 30°C – 47°C Minimaler pH-Wert 4,9 Minimaler aw-Wert 0,98 Sauerstoffanspruch Mikroaerophil 5% O2 www.LADR.de 40
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen|Campylobacter Campylobacter BESONDERHEITEN • Bereits die Aufnahme einer geringen Anzahl von Keimen kann zur Erkrankung führen. • 30% -50 % der humanen Campylobakteriosen werden durch Hähnchenfleisch verursacht • Ca. 40% der Masthähnchen sind Campylobacter positiv • Mikroaerophile Lebensweise führt zum schnellen Absterben der Erreger an der Luft • Campylobacter können sich ausschließlich in ihren warmblütigen Wirten und nicht in der Umwelt vermehren. Eine Vermehrung auf oder in dem Lebensmittel findet in der Regel nicht statt. • Als Komplikation der Campylobacteriose kann in seltenen Fällen eine Erkrankung des Nervensystems, das Guillain-Barré-Syndrom auftreten www.LADR.de 41
Campylobacter BESONDERHEITEN • Bereits die Aufnahme einer geringen Anzahl von Keimen kann zur Erkrankung führen. • 30% -50 % der humanen Campylobakteriosen werden durch Hähnchenfleisch verursacht • Ca. 40% der Masthähnchen sind Campylobacter positiv • Mikroaerophile Lebensweise führt zum schnellen Absterben der Erreger an der Luft • Campylobacter können sich ausschließlich in ihren warmblütigen Wirten und nicht in der Umwelt vermehren. Eine Vermehrung auf oder in dem Lebensmittel findet in der Regel nicht statt. • Als Komplikation der Campylobacteriose kann in seltenen Fällen eine Erkrankung des Nervensystems, das Guillain-Barré-Syndrom auftreten Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 42
Clostridum spp. lebensmittelassoziierte pathogene Clostridien • Clostridium botulinum (Lebensmittel bedingter Botulismus) • Clostridium perfringens (gehört zur Erregergruppe des Gasbrands und Gasödems, Clostridium perfringens Typ A Lebensmittelvergifter) lebensmittelassoziierte Verderbnis erregende Clostridien • Käsereischädliche Clostridien Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 43
Clostridium botulinum Säuglingsbotulismus selten aber gefährlich Säuglinge unter einem Jahr sollten keinen Honig bekommen (Schnuller mit Honig o.ä.) Tee mit Bienenhonig gesüßt Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 44
EHEC BfR RKI Berichte Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 45
erste HUS und EHEC Fälle erste Todesfälle, Hinweise auf pflanzliche Lebensmittel Hamburg, EHEC auf Gurken aus Spanien Sprossen sind verdächtig Bockshornkleesamen aus Ägypten verdächtig BfR bestätigt Ägypten als wahrscheinlichen Ursprung des EHEC-Erregers Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 46
EHEC - Enterohamorrhagische E. coli Unter den E. coli gibt es eine Reihe von Varianten, die definierte Virulenzeigenschaften zeigen und zu Erkrankungen führen konnen. Hierzu zahlen: – Enteroinvasive E. coli (EIEC) – Enterotoxische E. coli (ETEC) – Enteropathogene E. coli (EPEC) – Enteroaggregative E. coli (EAggEC) – Shigatoxin produzierende E. coli (STEC) und Enterohamorrhagische E. coli (EHEC) Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 47
STEC→ EHEC Shiga Toxin bildende E. coli → Enterohämorrhagische E. coli (Lebensmittel) (Patienten) Symptome: – Magen-Darm-Entzündung – Hämolytisch Urämisches Syndrom • akuter Nierenschaden – 5-10% der Fälle tödlich Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 48
EU draft guidance Beurteilung des kontaminierten Lebensmittels: Art des Lebensmittels und Etikettierung, Rückverfolgbarkeit, Verzehrsgewohnheiten Lebensmittel Profil 1 Lebensmittel Profil 2 RTE food Lebensmittel die sehr wahrscheinlich vor „ready to eat“ Verzehr einer Behandlung zur z.B. Carpaccio Keimreduktion unterzogen werden (kochen, braten) und für den RTE food Verbraucher Informationen und „ready to eat“ Warnhinweise ersichtlich sind. Ohne ausreichende Behandlung zur Keimreduzierung z.B. Beef-Hack oder Beef-Hacksteak Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 49
EU draft guide Lebensmittel Profil I Lebensmittel Profil II Lebensmittel stx positiv und eae positiv stx positiv nein oder aaiC + aggR ja ja Keine Maßnahmen nötig Bestätigung Bestätigung isolierter nein Serogruppen E. coli-Stamm O157, O111, O26, stx positiv O103, O145, O104 Maßnahmen nötig ja Art. 19 178/2002 ja Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 50
VTEC Serogruppen Da im Zusammenhang mit EHEC-Erkrankungen des Menschen immer noch neue Serogruppen bzw. Serovare ermittelt werden, ist eine Definition humanpathogener STEC gegenwärtig nicht möglich. Aus diesem Grund wird zur Zeit jeder STEC als potenzieller EHEC angesehen. Quelle: (RKI, Erkrankungen durch Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC), Ratgeber für Ärzte, Stand 17.08.2011) Gegenwärtig ist noch nicht bekannt, welche Eigenschaften einen STEC (VTEC) zum EHEC machen, so dass alle STEC (VTEC) aus Gründen der Lebensmittelsicherheit als potentielle EHEC betrachtet werden müssen. Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 51
Salmonella spp. Salmonellose: Kopfschmerzen Bauchschmerzen Fieber Übelkeit Inkubationszeit: 6-72 h Wächst von 7 °C bis 50 °C (30 °C Optimum) www.LADR.de 52
Salmonella spp. Vorkommen: • Verdauungstrakt (Vögel) • Getreideprodukte • Milch und Milchprodukte • Trockenprodukte • Gekochtes Fleisch und Gemüse • Reis, Nudeln, Kartoffeln, Suppen • Jedes 400. Hühnerei (Schale) Tipps: • Küchenhygiene beachten: • Trennung rein/unrein • Vorsicht mit Auftauwasser von TK-Geflügel www.LADR.de 53
Salmonella Prävalenz in Hühnereiern = Packung: 10 Eier = 1 Ei ist Salmonella positiv www.LADR.de 54
Salmonella spp. EU summary report on zoonoses, zoonotic agents and food-borne outbreaks 2016 (p 48) Sankey diagram of the distribution of the EU top-five Salmonella serovars in human salmonellosis acquired in the EU, across different food, animal and meat sectors (broiler,cattle, pig and turkey), by source, EU, 2016 www.LADR.de 55
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Mett Ein Wort zum Mettbrötchen Welcher Drohkeim kann vorkommen? www.LADR.de 56
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Mett Ein Wort zum Mettbrötchen Quelle: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2015 Robert Koch-Institut, Berlin, 2016 ISBN978-3-89606-270-3 www.LADR.de 57
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Mett Ein Wort zum Mettbrötchen Yersiniosen Altersverteilung Risikobetrachtung für Herrn Dr. Kollege Wohnt nicht in Sachsen-Anhalt, Sachsen oder Thüringen und ist > 40 Jahre! Sehr geringes Erkrankungsrisiko www.LADR.de 58
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Mett Ein Wort zum Mettbrötchen Yersinien im Visier Yersinia enterocolitica • Vorkommen Schweine, Wild-, Nutz-, Heimtiere, Erdboden, Oberflächenwasser Akute fieberhafte Darmentzündungen Wässrige Durchfälle, kollikartige Bauchschmerzen • Gefährdete Personen Kinder und Jugendliche sind am häufigsten betroffen, Ältere, Inkubationszeit: 1 - 21Tage Schwangere, Immungeschwächte Klinisch gesunde Schweine sind häufiges • Betroffene Lebensmittel Erregerreservoir Schweinefleisch, Schweinezungen, nicht erhitzte Schweinefleischprodukte (Schweinemett) www.LADR.de 59
Dr. Burkhard Schütze | Fallbeispiele lebensmittelbedingter Erkrankungen| Mett Ein Wort zum Mettbrötchen Yersinien Schweineköpfe Tipps In Schlachtbetrieben sollten vor der Zerlegung der Kopf und Hals von Schweinen gesondert verarbeitet werden, um eine Kontamination des Fleisches zu verhindern Insbesondere sollte auf die derzeit übliche Spaltung des Schweinekopfes verzichtet werden, da dabei die Tonsillen verletzt werden können. Eine alternative Methode hierzu stellt das Abkneifen der ungespaltenen Köpfe vor dem Spalten der Schlachtkörper dar, wodurch eine Kreuzkontamination durch belastete Tonsillen verhindert wird. www.LADR.de 60
Yersinia enterocolitica Besonderheiten Besonders häufig sind Kinder bis zum Alter von drei Jahren betroffen, da das Immunsystem in diesem Alter noch nicht vollständig entwickelt ist. Der größte Risikofaktor für eine Infektion mit Yersinien ist der Verzehr von rohen Schweinefleischerzeugnissen, beispielsweise als Mett oder Hackepeter. Klinisch gesunde Schweine sind häufiges Erregerreservoir und können so in die Lebensmittelkette gelangen. Die Infektion mit Yersinia enterocolitica kann zu langwierigen Arthritiden und anderen chronisch- entzündlichen Zuständen führen. Krankheitsbild kann Blindarmentzündungen ähnlich sein. Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 61
Yersinia enterocolitica Tipps Auf Verzehr von rohem Schweinefleisch verzichten Nur pasteurisierte Milch und Milchprodukte verzehren Händewaschen nach Umgang mit rohem Fleisch unerlässlich, auch die Säuberung der Fingernägel beachten Küchenhygiene beachten unrein von rein trennen Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 62
Yersinia enterocolitica Tipps In Schlachtbetrieben sollten vor der Zerlegung der Kopf und Hals von Schweinen gesondert verarbeitet werden, um eine Kontamination des Fleisches zu verhindern Insbesondere sollte auf die derzeit übliche Spaltung des Schweinekopfes verzichtet werden, da dabei die Tonsillen verletzt werden können. Eine alternative Methode hierzu stellt das Abkneifen der ungespaltenen Köpfe vor dem Spalten der Schlachtkörper dar, wodurch eine Kreuzkontamination durch belastete Tonsillen verhindert wird. Mylab – Berlin - Food Startup Seminar www.LADR.de 13. September 2018 63
Weiterhin Guten Appetit Alte Reiseregel Boil it, cook it, peel it or forget it“ – „Koch es, brat es, schäl es oder vergiß es!“. www.LADR.de 64
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