Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie

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Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Bill Laurance               Es muss grooven                Perfect Day
Der Alleskönner am Klavier     Kinga Głyk am Jazz Bass     Konzert mit Tom Gaebel auf
   gibt sein Solo-Debüt      lässt Herzen höher schlagen        philharmonie.tv

                                                                                 NR. 1
                                                                        MRZ / APR 2019
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Editorial

Frühjahrsauktionen 2019
                                                                                                                                                                                  Liebe Besucherinnen und Besucher,
20. März                 Gemälde 15. – 19. Jh.                                                                                                                                    liebe Freundinnen und Freunde der
                                                                                                                                                                                  Kölner Philharmonie,
29./30. März             Antiquarische Bücher, alte und moderne Graphik
06. April                Preußen-Auktion (Lempertz Berlin)                                                                                                                          in Zeiten zunehmender Digitalisierung ist
06. April                The Twinight Collection II (Lempertz Berlin)                                                                                                               immer wieder davon die Rede, dass alle
                                                                                                                                                                                    Lebensbereiche ergriffen werden. Das gilt
09. April                Art of Africa and Oceania (Lempertz Brüssel)                                                                                                               auch für den Konzertbetrieb. Schon heute
16./17. Mai              Schmuck, Kunstgewerbe                                                                                                                                      wird eine holographische 3-D-Animation
18. Mai                  Alte Kunst und 19. Jh.                                                                                                                                     nicht nur im Web als Popstar verehrt, son-
                                                                                                                                                                                    dern die Projektion dieses perfekt gestyl-
31. Mai                  Photographie                                                                                                                                               ten Körpers in Mädchengestalt auch von
31. Mai                  Moderne Kunst                                                                                            Hunderttausenden einer jugendlichen Anhängerschar in Arenen auf der Bühne, so auch in
01. Juni                 Zeitgenössische Kunst                                                                                    Köln, bejubelt. In der Welt der Klassik ist das noch lange keine Option.

07./08. Juni             Asiatische Kunst                                                                                         Jedes Jahr aufs Neue kommen gut ausgebildete Musikerinnen und Musiker in die Kölner
                                                                                                                                  Philharmonie, viele von ihnen aus vergangenen Spielzeiten alte Bekannte, die sich stetig
Einladung zu Einlieferungen                                                                                                       weiterentwickeln und sich immer neue Ziele stecken. Zu den Neuentdeckungen gehören
                                                                                                                                  im Programm der nächsten zwei Monate etliche, die ihre Karriere schon jung begannen,
                                                                                                                                  und nun zwischen 20 und 30 Jahre alt sind. Der usbekische Pianist Bezhod Abduraimov,
                                                                                                                                  auf den man auch durch internationale Wettbewerbe aufmerksam geworden ist, gibt bei
                                                                                                                                  uns ein Recital. Unterstützt wird das Konzert dankenswerterweise durch die Hans Imhoff
                                                                                                                                  Stiftung, die eine zehnjährige Förderung besonderer Klavierabende beinhaltet. Abdurai-
                                                                                                                                  mov ist der zweite Künstler, der nach der Italienerin Beatrice Rana im letzten Jahr ausge-
                                                                                                                                  wählt wurde.

                                                                                                                                  Was im Bereich der Klassik die Wettbewerbe für einen Künstler bedeuten, ist in anderen
                                                                                                                                  Genres wie Jazz und Pop die Aufmerksamkeit, die er bei einem breiten Publikum über
                                                                                                                                  YouTube hervorruft. Eine junge Gitarristin aus Polen mit einem Fender Jazz Bass wurde
                                                                                                                                  durch ihre unnachahmliche Interpretation eines Eric-Clapton-Hits auf dem beliebten Vi-
                                                                                                                                  deokanal entdeckt. Das Konzert mit der heute 23-jährigen Kinga Glyk, die schon seit dem
                                                                                                                                  12. Lebensjahr mit ihrem Vater auf Tournee geht, gehört zu den Höhepunkten der Spielzeit.

                                                                                                                                  Das Novus String Quartet, dessen Karriere begann, nachdem es beim traditionsreichen
                                                                                                                                  Internationalen Mozart Wettbewerb in Salzburg 2014 den ersten Preis erhielt, verriet sein
                                                                                                                                  Erfolgsrezept: »Man sollte sich die ursprüngliche Liebe zur Musik stets bewahren.« Ob
                                                                                                                                  die vier Koreaner es einzulösen vermögen, wird die Zukunft zeigen. Bei Altmeistern wie
                                                                                                                                  den Dirigenten René Jacobs und Trevor Pinnock, die sich mit ihren Aufsehen erregenden
                                                                                                                                  Interpretationen in historisch-informierter Aufführungspraxis einen Namen gemacht und
                                                                                                                                  bewahrt haben sowie den charismatischen Pultstars Teodor Currentzis und Valery Gergiev
                                                                                                                                  ist das schon keine Frage mehr. Gleiches gilt für Doppelbegabungen als Komponist und
                                                                                                                                  Dirigent wie George Benjamin oder Jörg Widmann, die auch bald in der Kölner Philhar-
                                                                                                                                  monie zu erleben sind. Allen gemeinsam ist die tiefe Auseinandersetzung mit Werk und
                                                                                                                                  Komponist, die stets neue Sichtweisen und überraschende Hörerlebnisse hervorbringt.

                                                                                                                                  Freuen Sie sich wieder auf authentische Künstlerinnen und Künstler, die mit viel Herzblut
                                                                                                                                  ihre Begabung in den Dienst des Publikums stellen.

                                                                                                                                  Ihr
      Meister der Weiblichen Halbfiguren. Weite Landschaft mit der Bekehrung des Heiligen Paulus. Öl auf Holz, 30,5 x 43,9 cm
                                                     Ergebnis: € 409.000

                                                                                                                                  Louwrens Langevoort
Neumarkt 3 50667 Köln T 0221-92 57 29-0 Berlin T 030-27 87 60 80 Bruxelles T +32 2 514 05 86 info@lempertz.com www.lempertz.com   Intendant
                                                                                                                                                                                                                                       Das Magazin   3
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
MÄRZ / APRIL 2019
                        Überblick

                             6 TITELTHEMA                                                         06	Musik ist für mich eine große Reise                       43	Meister des Cello
                                                                                                      Die Bassistin Kinga Głyk ist kein Geheimtipp mehr             Jean-Guihen Queyras mit Haydns erstem Cellokonzert

                             Musik ist für mich
                                                                                                  10	Die Kraft der Inspiration                                 44	Zwei Alleinunterhalter tun sich zusammen
                                                                                                      Chamber Orchestra of Europe und Pierre-Laurent Aimard         Akkordeon und Orgel: Richard Galliano trifft auf Thierry Escaich

                             eine große Reise
                                                                                                  12	Wahre Kirchenmusik – überlebensgroß                       45	Erst die Musik, dann die Worte
                                                                                                      Das Freiburger Barockorchester mit René Jacobs                Trevor Pinnock mit Händels »Messiah«
                                                                                                  14	Anouar Brahem »Blue Maqams«
                                                                                                      Westliche und orientalische Improvisationskultur
                             Wer weiß, wie die Karriere von Kinga Głyk verlaufen wäre, wenn
                             sie ihre Interpretation des Eric-Clapton-Hits mit dem Fender Jazz
                             Bass nicht auf YouTube präsentiert hätte? Dass die 23-Jährige seit
                             dem 12. Lebensjahr mit der Band ihres Vaters tourt, hat sich auf
                             jeden Fall ausgezahlt: Sie ist schon heute eine hochprofessionelle
Kinga Głyk
                             Musikerin.

                                                                                                          Valery Gergiev
                             18 PORTRÄT

                             Schillernde Fabel
                                                                                                                                                                        Tom Gaebel
                                                                                                  16	Von der Gleichzeitigkeit des Unvereinbaren
                                                                                                      Die Münchner Philharmoniker mit Valery Gergiev
                                                                                                  18	Schillernde Fabel                                         46	A Perfect Day
                             Eine Doppelbegabung zeichnet George Benjamin aus. Als Dirigent           Das Ensemble Modern und George Benjamin                       Tom Gaebel präsentiert sein neues Album
                             und Komponist erleben Sie ihn in gleich zwei Konzerten: mit dem      19	Konzert für Kinder ab 10                                  48	50 Jahre Bundesjugendorchester
                             Musiktheaterstück »Into the little Hill«, in dem er die Geschichte       Junges Orchester aus Kolumbien mit »Frühlingsopfer«           Ingo Metzmacher dirigiert Werke von Strauss und Varèse
                             vom »Rattenfänger von Hameln« neu ausdeutet und am gleichen          20	Wildes Amerika                                            50	Wahre Persönlichkeit
                             Tag in einem weiteren vielseitigen Programm, in dem er prägen-           Andrés Orozco-Estrada und Roberto Villazón                    Die Trompeterin Yazz Ahmed
                             den Weggefährten und Vorbildern seine Reverenz erweist.              22	Jasmin Toccata                                            52	Ein Phänomen, das süchtig machen kann
George Benjamin
                                                                                                      Persisch-barockes Cross-over mit Jean Rondeau                 Für Grigory Sokolov gibt es auf dem Podium nur die Musik
                                                                                                  24	Gern ein Botschafter…
                                                                                                      Behzod Abduraimov gibt sein Köln-Debüt
                             20 NICHT VERSÄUMEN                                                   25	Ordnung muss sein!
                                                                                                      Karnevalsshow mit Helge Schneider

                             Wildes Amerika
                              Der Kolumbianer Andrés Orozco-Estrada gehört zu den gefrag-
                              ten Dirigenten. Im Moment ist er in Houston und in Frankfurt als
                              Chef-, beim London Philharmonic Orchestra als Gastdirigent unter
                              Vertrag, ab der Spielzeit 2021/22 wird er Chefdirigent der Wiener
                              Symphoniker. Dass er auch erfolgreich mit jungen Talenten arbei-            Isabelle Faust                                                Valer Sabadus
                              tet, zeigt er in der Kölner Philharmonie mit dem Jugendorchester
Andrés Orozco-Estrada         seines Heimatlandes in zwei Konzerten.
                                                                                                  26	Rau, kühl und saftig                                      54	Expedition in neue Gefilde
                                                                                                       Isabelle Faust mit Kurtágs »Kafka-Fragmenten«                Valer Sabadus singt Arien von Mozart und Lieder von Schubert
                                                                                                  28	Rätsel                                                    56	Die Chemie stimmt
                                                                                                       D'r Rhing erop – d'r Rhing eraf                              Das Novus String Quartet aus Südkorea
                             38 IM FOKUS                                                          37	CD-Tipps                                                 57	Round #3

                             Konzerte in der
                                                                                                       Gemeinsamkeiten: Kinga Głyk und Jean Rondeau                 Podium mit elektronischer Musik: Jan Jelinek
                                                                                                  38	»So bist du doch mein Zuversicht …«                       58	Exklusiv: Vorteile für Abonnenten
                                                                                                       Tenebrae – Barockmusik in der Nacht vor Karfreitag           Mit Bestellcoupon

                             Passionszeit                                                         39	Rising Stars – die Stars von morgen
                                                                                                       Der Cellist Kian Soltani
                                                                                                  40	Der Alleskönner am Klavier
                                                                                                                                                                59	Plus
                                                                                                                                                                    Kombipreis George Benjamin – Blickwechsel Musik u. Kochkunst
                                                                                                                                                                60	Tief gefühlt
                             Lassen Sie sich die Zeit zwischen Karneval und Ostern nicht lang          Bill Laurance gibt einen Soloabend                           Jörg Widmann und die Junge Deutsche Philharmonie
                             werden. Wer die Passionszeit stimmungsvoll begehen will, findet      41	Ausgezeichnet                                             61	Visionär
                             im Programm der Kölner Philharmonie Johann Sebastian Bachs                Zett Emm erhielt 2018 den »Junge Ohren-Publikumspreis«       Raphaël Pichon und sein Ensemble Pygmalion mit Bach
Raphaël Pichon               Messe h-Moll (7.3.), eine Aufführung von Georg Friedrich Händels     42	Sonderling der Extraklasse                                62	Infos zum Kartenkauf – Impressum – Bildnachweis
                             Messiah (14.4.) und die festlichen Tenebrae (18.4.).                      Teodor Currentzis dirigiert Verdi                            Kontaktdaten und Sitzplan
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Titel

             Musik ist
             für mich eine
             große Reise
             Die Bassistin Kinga Głyk ist kein Geheimtipp mehr

             Im Original ist »Tears In Heaven« eine wehmütige, klagende
             Ballade, die Eric Clapton in Erinnerung an seinen auf tragische
             Weise tödlich verunglückten Sohn geschrieben und gesungen
             hat. Dass es kein Sakrileg ist, wenn auch andere die musika-
             lische Trauerarbeit des legendären englischen Gitarristen und
             Sängers als virtuoses Kabinettstückchen darbieten, das hat
             2016 die E-Bassistin Kinga Głyk in einem Youtube-Video de-
             monstriert. In einem Dachzimmer, im Schneidersitz auf einem
             Bett sitzend, hatte die 1997 im südpolnischen Rydultowy süd-
             westlich von Katowice geborene Głyk ihren Fender Jazz Bass
             auf dem Schoß und interpretierte diese anrührende Ballade
             mehrstimmig als rasante Solonummer auf dem E-Bass. Und
             nachdem ein amerikanisches Bass-Magazin dieses Video ent-
             deckt und auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hatte, ging
             Głyks gut zweiminütige Fassung dieser Ballade »viral«: Millio-
             nenfach wurde ihr Video gesehen und gehört, der Name der
             damals gerade 19 Jahre alten Polin war daraufhin in aller Mun-
             de.

             Ursprünglich war es der Plan ihres Vaters Irek, ein in Polen
             bekannter Jazzschlagzeuger und Vibrafonist, seine Tochter
             ganz klassisch zu sozialisieren: Sie sollte Geige, Klavier oder
             Konzertgitarre lernen. Doch die Tochter hatte schon als Kind
             ihren eigenen Kopf. Sie war fasziniert vom tief grummelnden
             Klang des Basses, des elektrischen wohlgemerkt, auf dem man
             gleichermaßen grooven wie den harmonischen Verlauf skiz-
             zieren oder melodisch abschweifen kann. In der Plattensamm-
Kinga Głyk   lung des Vaters entdeckte sie irgendwann Aufnahmen von

                                                                                 Das Magazin   7
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Konzerttermin
                   Freitag 29.03.2019 20:00
                        Kinga Głyk Band
                          Kinga Głyk e-b
                        David Haynes dr
                    Paweł Tomaszewski p
                       Andrzej Gondek g

                                              Jaco Pastorius (1951–1987), der das Spiel auf dem E-Bass revolutio-
                                              niert hatte. Als sie als Teenager selbst mit dem Bassspielen anfing,
                                              wurden ihr Pastorius’ Experimentierfreude und Spiellust zum Vor-
                                              bild. Der Vater erkannte ihr untrügliches Gespür für den passenden
                                              Groove in der Musik und mit dem daraufhin gegründeten Familien-
                                              Trio P.I.K. wurden die Głyks zuerst in ihrer Heimat Polen bekannt,
                                              bevor Kinga mit ihrer Solofassung von »Tears In Heaven« weltweit
                                              Beachtung fand.

                                              Nach zwei Alben, die im Eigenverlag erschienen sind, »Registra-
                                              tion« 2015 und die Liveaufnahme »Happy Birthday« 2016, ist der
                                              Branchenriese Warner Music auf die junge Polin aufmerksam ge-
                                              worden, hat sie unter Vertrag genommen und im Herbst 2017 ihr
                                              Labeldebüt veröffentlicht. Mit der Besetzung – unter anderem
                                              mit dem Keyboarder und Pianisten Nitai Hershkovitz und dem
                                              Schlagzeuger Gregory Hutchinson – hat sie eine Traumband um
                                              sich versammelt, weshalb sie dann auch ihr Album mit »Dream«
                                              überschrieben hat. In den Songs dieser CD schlägt sie sich mehr
                                              als nur wacker gegenüber diesen international bekannten Jazz-
                                              Fusion-Cracks. Mehr noch: Ihr gelingt es, die unterschiedlichen
                                              Spielansätze dieser Musiker unter einen Hut zu bringen und des-
                                              halb ihre Stücke polyglott und stilistisch divers klingen zu lassen.
                                              Głyk selbst zieht die Aufmerksamkeit ihrer Hörer sofort auf sich: mit
                                              ihrem variantenreichen, so raffiniert gesetzten Spiel auf der elekt-
                                              rischen Bassgitarre, mit dem sie das rhythmische Fundament ihrer
                                              Jazzmusik stets unter Spannung zu setzen versteht.

                                              Apropos Hut: Den hat sich Głyk als Bandleaderin nicht nur im über-
                                              tragenen Sinne aufgesetzt. Ein breitkrempiger Hut gehört tatsäch-
                                              lich auch zu ihrem Bühnen-Outfit. Den nimmt sie nur dann ab,
                                              wenn sie ihr Publikum begrüßen oder verabschieden will. Dann ist
                                              da noch die Wahl ihres Instrumentes: ein Fender Jazz Bass. Der          Kinga Głyk
                                              besitzt alle akustischen Eigenschaften, die Głyk vor allem für ihre
                                              Bühnenauftritte braucht. In der tiefen Lage geht der brummelnd-
                                              grummelige Sound regelrecht unter die Haut, die Mitte klingt warm
                                              und lebendig wie die menschliche Stimme und die Höhen haben             »Musik ist für mich mehr als nur ein Klang«, erläutert die E-Bas-     die Podien in Europa und darüber hinaus zu bespielen. Erst dieses
                                              ein knackig-präzises Klangspektrum, um weite melodische Bögen           sistin ihr Konzept. »Ich versuche, mit den Menschen ganz andere       Umfeld garantiert ihr echte Sicherheit: einerseits weil die engen
                                              schlagen zu können. Mit dem Plektrum gespielt besitzt der Fender        Sachen zu teilen als nur das Spielen von langsamen und schnellen      Bande zwischen den Musikern ihrer Gruppe ein dichtes Netz span-
                                              Jazz Bass diesen pumpenden Rocksound, pizzicato mit den Fin-            Noten. Wenn ich schreibe, will ich etwas mitteilen. Musik ist für     nen, andererseits weil Głyk so alle Freiheiten bekommt, um mit ih-
                                              gern geschlagen lassen sich die Arpeggi variantenreich über das         mich eine große Reise.« Diese Einstellung ist der Grund dafür, dass   ren harmonischen, melodischen und rhythmischen Exkursionen
                                              Griffbrett schieben, und mit dem Daumen geslappt bekommt der            Głyk nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, mit den Jazzstars        auf ihrem Fender Jazz Bass bis in die entlegensten Winkel einer
                                              Klang einen tief im Boden verwurzelten Groove, wie er den afro-         ihres Albums »Dream« auf Tournee geht. Ihr ist es viel wichtiger,     zeitgenössischen Jazz-Fusion vorzudringen.
                                              amerikanischen Gattungen Funk und Soul eigen ist.                       mit dem gewohnten Umfeld um ihren Vater Irek am Schlagzeug            Martin Laurentius

8   Das Magazin                                                                                                                                                                                                                             Das Magazin     9
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Die
Kraft
der
Inspiration                                                                                                                                                                                                        Konzerttermin
                                                                                                                                                                                                                   Sonntag 10.03.2019 20:00
Starke musikalische Momente
                                                                                                                                                                                                                   Pierre-Laurent Aimard Klavier
mit dem Chamber Orchestra of Europe und                                                                                                                                                                            Chamber Orchestra of Europe
Pierre-Laurent Aimard                                                                                                                       Pierre-Laurent Aimard                                                  Werke von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Elliott Carter

Das Chamber Orchestra of Europe bietet »Klangereignisse, die           Proben gestartet. Es gibt skeptische Stimmen, die Zweifel am         wie Haitink Ehrenmitglied, komplettieren die lange Reihe großer        auch Elliot Carters Epigrams, die 2013 mit Mitgliedern der Birming-
sprachlos machen«, lobt die Presse, nennt sein Können »außer-          Gelingen des Projekts anmelden, aber viel mehr Begeisterte. Der      Namen, die das Ensemble bis heute prägen. Und auch bedeuten-           ham Contemporary Music Group auf dem Aldenburgh Festival dar-
ordentlich«, und die BBC kürte es zum »besten Kammerorchester          Prominenteste: Claudio Abbado. Er wird Mentor des neuen Cham-        de Spuren im Studio hinterließen. Über 250 mehrfach mit Gram-          bot. Mit ihren jähen Stimmungswechseln sind diese 12 Skizzen den
der Welt«. Worin liegt die Magie seiner Kunst, die mitzugestalten      ber Orchestra of Europe und führt dessen Jungferntour durch          mys und Gramophone Awards ausgezeichnete Einspielungen, u. a.          literarischen Epigrammen der Antike nachempfunden – transfor-
Ehrendirigent Bernard Haitink zu einem der »größten Geschen-           Europa 1982 zum Triumph. Das COE erobert die Konzertsäle des         bei Deutsche Grammophon und dem eigenen Label COE Records,             miert in die Tonsprache der Moderne. Umrahmt wird Carters letztes
ke der späten Phase meiner Karriere« erklärte? Die instrumentel-       Kontinents, setzt im Studio Akzente, knüpft Kontakte zu weltweit     setzen richtungsweisende Akzente. Dass man dabei den künstleri-        Werk von Klassikern, die ihrerseits Neuland beschritten. Haydns
le Meisterschaft jedes Einzelnen, das breitgefächerte Repertoire?      gefragten Solisten und Dirigenten, die das Repertoire erweitern,     schen Nachwuchs nicht vergisst, spricht für sich: Die 2009 gegrün-     siebte Sinfonie (1761) bewegt sich formal zwischen alter Suite und
Die Kunst, Stil, Gestaltungskraft, Inspiration und Individualität in   den Erfahrungsschatz der 60 hochmotivierten Mitglieder berei-        dete COE-Akademie vergibt jährlich Stipendien an hochbegabte           neuer Sonatensatzform. In Mozarts Klavierkonzert Nr. 15 B-Dur fun-
der musikalischen Interaktion zu bündeln, zu einem fantastischen       chern. Nikolaus Harnoncourt ist einer von ihnen. Er bringt mit dem   Studenten und Musiker.                                                 gieren die Bläser erstmals als Melodieinstrumente. Der Komponist
Klangkörper zu verbinden? Und damit Visionen wahr werden zu            COE seine Vision der Sinfonien Beethovens in einem weltweit be-                                                                             tat damit einen ersten Schritt auf dem Weg zur sinfonischen Anla-
lassen?                                                                achteten Zyklus auf die Bühne und ins Studio. Bis zu seinem Tod      Beim Konzert in der Kölner Philharmonie präsentiert das COE            ge des 1786 vollendeten 25. Konzerts C-Dur. Dessen monumentale
                                                                       2016 steht er dem Ensemble nahe. Mit Paavo Berglund (verst. 2012)    mit Pierre-Laurent Aimard einen seiner wichtigsten solistischen        Form, die kompositorische Dichte, die große Besetzung, der opu-
Schon die Basis im Gründungsjahr 1981 ist vielversprechend: Als        taucht man ein in Sibelius’ sinfonischen Kosmos, und ab 2008 ent-    Impulsgeber. Der in Köln und Paris als Musikprofessor lehrende         lent angelegte Hauptsatz und die strahlende Eleganz der Themen
einige Musiker des European Community Youth Orchestra das              steht eine enge künstlerische Freundschaft mit Bernard Haitink,      61-jährige Franzose gilt als Schlüsselfigur der Moderne. Ligeti,       verleihen dem 35-minütigen Meisterwerk seine Erhabenheit.
Mitgliederhöchstalter von 21 erreichen, müssen sie ausscheiden –       der mit dem Kammerorchester u. a. Beethoven- und Schumann-           dessen gesamtes Klavierwerk er einspielte, nannte ihn »den welt-       Cyrill Stoletzky
doch die Lust am gemeinsamen Musizieren bleibt. Warum also             Zyklen erarbeitet. Weitere wichtige Beziehungen u. a. zu Vladimir    besten Pianisten«, der seine Musik besser kenne als er selbst. Zahl-
nicht ein eigenes Ensemble gründen? Förderer werden gesucht,           Jurowski, Antonio Pappano und Yannick Nézet-Seguin, letzterer        reiche Werke brachte er als Widmungsträger zur Uraufführung, so

10   Das Magazin                                                                                                                                                                                                                                                       Das Magazin      11
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Wahre
Kirchenmusik –
überlebensgroß
Das Freiburger Barockorchester und der RIAS Kammerchor
unter der Leitung von René Jacobs

War der späte Beethoven »nicht mehr ganz richtig im        Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für Beethovens
Kopf«? Das vermuteten viele seiner Zeitgenossen, un-       Vorgehensweise bietet im abschließenden »Agnus Dei«
ter ihnen ein Rezensent der »Missa solemnis«, die kurz     der Abschnitt »Dona nobis pacem«. Selbst sein Kollege
nach dem Tod des Komponisten im Druck erschien.            Ignaz von Seyfried konnte sich nicht erklären, was darin
Der Autor argwöhnte, »der Meister möge sich selbst         »die wunderliche Trompeten-Fanfare, das eingemeng-
wohl nicht verstanden – nicht mehr geistig stark ge-       te Rezitativ, der fugierte, den Ideenfluss nur störende
nug gewesen sein zur Konzeption und kunstgerechten         Instrumentalsatz« oder »die dumpfen, unrhythmischen,
Ausführung eines solchen Werkes.« Ein anderer Kritiker     bizarren Pauken-Schläge im Grunde bedeuten sollen«.
wurde konkreter, beklagte die »oftmaligen, doch wohl       Dabei liegt die Antwort doch auf der Hand: Beethoven
gar zu häufigen, unmotivierten Wechsel des Zeitma-         notierte über der Passage die Worte »Bitte um innern
ßes, der Ton- und Taktarten«, einen »Mangel an Einheit«    und äußern Frieden«. Für ihn war äußerer Friede keine
und eine »bloß rhapsodische Behandlungsweise«. Da-         Selbstverständlichkeit, sondern musste erst gewonnen
gegen hielt Beethoven selbst die 1823 abgeschlossene       werden. Deshalb unterbricht dreimal eine Schlachten-
Messe für sein »größtes Werk« und das »gelungenste         musik die Friedensbitte: Man hört zunächst Kriegs-
meiner Geistesprodukte«. Er hatte vor der eigentlichen     trompeten, dann ein aberwitziges Orchester-Fugato
Kompositionsarbeit, die fast vier Jahre währte, Sakral-    (»Fuga« heißt auf lateinisch »Flucht«) und schließlich
musik von der Gregorianik über Palestrina, Bach und        noch den fernen Kanonendonner der Pauken. Die Stel-
Händel bis zu Haydn studiert, musiktheoretische Trak-      le macht deutlich, warum Beethoven mit seiner »Missa
tate gelesen, sich mit den alten Kirchentonarten be-       solemnis« die Hörer irritierte und bis heute irritiert: weil
schäftigt und die aktuelle Debatte um das Wesen der        er den altehrwürdigen liturgischen Text genauer las als
»wahren Kirchenmusik« genau verfolgt.                      andere und ihn radikal ernst nahm.

Um diese akribische Vorbereitung zu verstehen, muss        Gleiches ist im Übrigen von den Beteiligten der bevor-
man wissen, dass es sich beim römisch-katholischen         stehenden Aufführung zu erwarten: vom Dirigenten
»Ordinarium missae« wohl um den weltweit am häu-           René Jacobs, der nicht umsonst Philologie und Gesang
figsten vertonten Text handelt. Im Lauf der Jahrhun-       studierte, bevor er über die sogenannte Alte Musik und
derte waren zahllose Konventionen entstanden, die          die historisch informierte Aufführungspraxis den Weg
Beethoven beachten, abwandeln oder durch eigene            auch zu Vokalwerken des 19. Jahrhunderts fand. Vom
Lösungen ersetzen, aber nicht von vornherein ignorie-      Freiburger Barockorchester, das sich in ganz ähnlicher
ren konnte. Für ihn zählte jedes Wort, jedes hatte seine   Weise ein breites Repertoire erschloss. Und natürlich
Bedeutung, der musikalisch nachzugehen war. So ent-        von einer hochkarätigen Solistenriege sowie einem der
stand eine gleichsam überlebensgroße Messe, viel zu        weltweit besten Vokalensembles, dem RIAS Kammer-
schwierig und zu lang für den liturgischen Gebrauch.       chor. Jürgen Ostmann
Doch auch das Publikum der Konzertsäle fühlte sich
durch Beethovens Detailversessenheit und Ausdrucks-
wut, seine eigenartige Mischung aus Strenge und Frei-      Konzerttermin
                                                           Sonntag 28.04.2019 20:00
heit im Umgang mit dem liturgischen Text überwältigt
                                                           Johanna Winkel Sopran
und überfordert.
                                                           Sophie Harmsen Alt
                                                           Sebastian Kohlhepp Tenor
                                                           Johannes Weisser Bass
                                                           RIAS Kammerchor
                                                           Freiburger Barockorchester
                                                           René Jacobs Dirigent
                                                           Ludwig van Beethoven Missa solemnis D-Dur op. 123
                                                           für Soli, Chor, Orchester und Orgel                            René Jacobs   Das Magazin   13
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Anouar Brahem

     »Blue Maqams«
             Das Projekt schlägt mit westlicher und orientalischer
             Improvisationskultur eine Brücke in die Zukunft

             In Zeiten globaler Schollenverschiebungen, Völ-           In dem Projekt »Blue Maqams«, bei dem ursprüng-
             kerwanderungen und gesellschaftlicher Erschütte-          lich Jack DeJohnette Schlagzeug spielte, kommen ja
             rungen bedarf die Welt beherzter Architekten, die         nicht nur Musiker von drei Kontinenten mit variieren-
             zwischen scheinbar unvereinbaren Ufern Brücken            den persönlichen Erfahrungshintergründen zusam-
             bauen. Der tunesische Oud-Spieler Anouar Brahem           men, sondern auch verschiedene Traditionen, die in
             hat seit jeher belastbare Viadukte zwischen Konti-        den Instrumenten selbst stecken. Die arabische Musik
             nenten, Traditionen und Kulturen gebaut. Gemein-          ist viel älter als der Jazz, und die Oud blickt auf we-
             sam mit Pianist Django Bates, Bassist Dave Holland        sentlich mehr Jahrhunderte zurück als Kontrabass,
             und Schlagzeuger Nasheet Waits, also einem Briten,        Klavier und Schlagzeug zusammen. Anouar Brahem
             einem britischen Amerikaner und einem Amerikaner          hat das Gedächtnis seines Instruments verinnerlicht,
             hat der Nordafrikaner mit seinem Projekt »Blue Ma-        was seinen Dialog mit den ungleich jüngeren west-
             qams« ein Gleichnis aus Poesie und Menschlichkeit         lichen Instrumenten umso spannender macht. »Das
             geschaffen.                                               ist ja selbst für mich ein Mysterium«, gesteht Brahem
                                                                       ein. »Ich war ja niemals ein Jazzmusiker, aber Jazz
             Das Konkrete und das Abstrakte liegen oft nah bei-        hat mich von Anfang an fasziniert. Für mich gehörten
             einander. Der Weg, auf dem aus einem abstrakten           Jazzmusiker einer anderen Kultur an. Als ich zu kom-
             Bedürfnis eine konkrete Idee wird, ist bei Brahem         ponieren begann, erkannte ich erstaunt, dass ich für
             jedoch immer gleich. »Wenn ich komponiere, lasse          meine Musik mit Jazzmusikern arbeiten musste. Das
             ich die Ideen zunächst einmal kommen, ohne über           war keine bewusste Entscheidung, sondern ich hörte
             Form oder Instrumentierung nachzudenken. Ich ver-         es in meiner Musik. Aber ich konnte mich mit die-
             suche, innere Freiheit zu erlangen. Diesmal bestand       sem Gedanken und dem damit verbundenen Risiko
             die Grundidee darin, das Klavier einzubeziehen. Ich       schnell anfreunden.«
             bin kein Pianist, aber ab und an sehne ich mich nach
             einem anderen Sound als dem der Oud. Als das Ma-          Der Unterschied zwischen den 1970er Jahren, in de-        Konzerttermin
             terial sich verdichtete, kam die Idee hinzu, dass ich     nen sich Anouar Brahem mit Jazz sozialisierte, und        Samstag 23.03.2019 20:00
             auch einen Bass und Schlagzeug benutzen könnte.           der heutigen Zeit mag darin bestehen, dass es da-         Anouar Brahem – »Blue Maqams«
             Ganz langsam entwickelte sich das Eine aus dem an-        mals wichtig war, woher man kommt, und heute              Anouar Brahem Ûd
             deren, und ich begann, nach den besten Spielern für       drauf ankommt, wohin man geht. Nebeneffekte der           Dave Holland doublebass
                                                                                                                                 Django Bates piano
             meine Musik zu suchen.«                                   Migration. Auf dem Weg von Nordafrika nach Europa         Nasheet Waits drums
                                                                       verlieren jedes Jahr Tausende ihr Leben. Für Anou-
             Anouar Brahem hat die integrative Kraft, aus den vier     ar Brahem ist seine Musik ein bewusster Beitrag der
             Individualisten eine komplexe Einheit zu schaffen, die    Musik, um der globalisierten Trägheit ein Schnipp-
             mit unterschiedlich beschaffenen Saiten bespannt          chen zu schlagen.
             ist. Selbst das Schlagzeug scheint in diesem Kontext      Wolf Kampmann
             zu einem ganz sanften Zupfinstrument zu werden.
             Eine der wesentlichen Eigenschaften eines Musikers
             ist für ihn die Kapazität des Zuhörens. Interaktion, so
             Brahem, entstehe durch gemeinsame Resonanz.

14   Das Magazin                                                                                                                                                 Das Magazin   15
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Wie gelangt man von Richard Wagner zu Dmitrij Schostakowitsch?
                                                                                                                                                                        NEU!
                                                                                            Vom Trauermarsch aus der »Götterdämmerung« zum Triumphmarsch
                                                                                            auf den Sozialismus, mit dem Schostakowitsch im Finalsatz seiner 5.
                                                                                                                                                                        Das Piano-Center jetzt im
                                                                                            Sinfonie einen eigentlichen Todesmarsch getarnt haben wollte, als Re-
                                                                                            aktion auf die Große Stalinistische Säuberung in der jungen Sowjet-
                                                                                                                                                                        MUSIC STORE in Köln-Kalk!
                                                                                            union der 1930er Jahre?

                                                                                            Um zwei derart entfernte Programmpunkte zu verbinden, braucht es
                                                                                            schon einen tragfähigen Übergang, und der kündigt sich bei Wolfgang
                                                                                            Rihms brandneuer Komposition bereits im Titel an. Mit »Transitus III«,
                                                                                            dem Mittelteil im Konzert der Münchner Philharmoniker unter ihrem            Ab sofort finden Sie unsere riesige Auswahl an Flügeln und
                                                                                            Chefdirigenten Valery Gergiev, setzt Rihm eine kleine Reihe von Or-          Klavieren im MUSIC STORE Hauptgeschäft in Köln-Kalk!
                                                                                            chesterstücken fort, die er 2012 begonnen hat. Der Übergang, das viel-
                                                                                            fach unbeachtete Zwischen- und Durchgangsstadium, wird hier zum                                                      YAMAHA B1E PE
                                                                                                                                                                                                                 Piano mit hervorragender Yamaha Qua-
                                                                                            zentralen Thema, auch das kommt durch die prominente Stellung im                                                     lität und einer ausgezeichneten Perfor-

                                                                                                                                                                                                                 3.190,-
                                                                                                                                                                                                                 mance. 109 cm, schwarz poliert.
                                                                                            Programm noch einmal zusätzlich zum Ausdruck Und ist damit nicht                                                     PIA0000776-000

                                                                                            zugleich ein kennzeichnendes Merkmal der Musik definiert? Musik als
                                                                                            Kunst in der Zeit kennt keinen stationären Zustand, kein Ankommen,                                                   Günstig ab 61,29 € mtl. finanzieren!
                                                                                            kein Innehalten. Als Konsequenz daraus schwebt Rihm das Ideal einer                                                  Sprechen Sie uns an!
                                                                                            »musique fleuve« vor, einer Musik, die aus sich selbst entsteht, »sich                                               Yamaha B1e SC2 PE Silent-System

                                                                                                                                                                                                                 5.190,-
                                                                                                                                                                                                                 PIA0002325-000
                                                                                            von selbst ergibt«, wie er einmal zu Transitus I vermerkte. »Eines wächst
                                                                                            aus dem anderen, alle Ereignisse führen weiter in jene Unabschließ-
                                                                                            barkeit, die das Grundrauschen jeder Musik ist.«                                                                 YAMAHA GB 1 K
                                                                                                                                                                         Der schöne GB1 mit dem außergewöhnlichen Design-Konzept
                                                                                                                                                                          der begehrten Yamaha C-Serie erzeugt einen super Klang
                                                                                            Die Bedeutung des Übergangs wird dort am deutlichsten, wo man ihn                            über den gesamten Dynamikbereich.

                                                                                                                                                                                   9.490,-
                                                                                                                                                                                           Schwarz poliert, 151cm, 3 Pedale.
                                                                                            schmerzlich vermisst. So mag es Schostakowitsch vor der Arbeit an                                      PIA0002124-000

                                                                                            seiner 5. Sinfonie ergangen sein. Die offizielle Wertschätzung des noch
                                                                                            jungen, außerordentlich talentierten und produktiven Komponisten
                                                                                            fand ein Jahr zuvor ein jähes Ende. Seine Oper »Lady Macbeth von            YAMAHA GB1K SC2 PE SILENT-SYSTEM
                                                                                                                                                                                               Schwarz poliert, 151cm.

                                                                                                                                                                                             13.690,-
                                                                                            Mzensk« hatte in den zwei Jahren seit der Uraufführung große Erfol-                                     PIA0002325-000

                                                                                            ge gefeiert. Doch nach einem Besuch Stalins wollte ein Rezensent der
                                                                                            Prawda, dem bestimmenden Staats- und Parteiorgan, darin »Chaos
                                                                                            statt Musik« gehört haben, ein Urteil, das seinerzeit nahezu zwangs-

       Von der
                                                                                            läufig von einem Berufsverbot, vielleicht sogar der Verbannung gefolgt
                                                                                            war. Den kaum 30-jährigen Schostakowitsch muss diese Kritik ohne
                                                                                            Vorwarnung getroffen haben. Er hatte, wie viele andere Künstler, mit                                                 BÖSENDORFER PIANINO 130
                                                                                                                                                                                                                 Viele sagen ihm den Klang eines Flügels
                                                                                            der gesellschaftlichen Revolution die Aussicht auf experimentelle Frei-                                              nach, manche sehen in ihm das beste Piano

                                                                                                                                                                                                                 41.050,-
       Gleichzeitigkeit
                                                                                            heit in der Kunst verbunden, sah sich aber im real etablierten Sowjet-                                               der Welt: das Bösendorfer Modell 130 CL.
                                                                                                                                                                                                                 PIA0000030-000
                                                                                            staat zum linientreuen, grundkonservativen Sozialistischen Realismus
                                                                                            zwangsverpflichtet. Mit der 5. Sinfonie gelingt ihm dann die kaum für
                                                                                            möglich gehaltene Rehabilitation, wenn auch um den Preis einer politi-
                                                                                            schen Vereinnahmung. Als »schöpferische Antwort eines Sowjetkünst-

       des Unvereinbaren
                                                                                            lers auf gerechte Kritik« wurde das Werk von der Propaganda gefeiert
                                                                                            und brachte Schostakowitsch unter Regiekritikern den langlebigen                          SCHIMMEL
                                                                                            Vorwurf ein, sich allzu willfährig der Obrigkeit angedient zu haben.                       C 120 EM
                                                                                                                                                                          „Elegance Manhattan“120cm,

                                                                                                                                                                        12.690,-
                                                                                                                                                                                       schwarz poliert.
                                                                                            Aber die staatlichen Zensoren hatten nicht genau hingehört. Der Tri-                     PIA0002241-000

                                                                                            umphgestus im eingangs erwähnten Finalsatz klingt pompös und
        Die Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Valery Gergiev                    pathetisch, erfasst wie im Taumel alle Orchesterstimmen. Die Musik
                                                                                            weist aber auch eine subversive Unterströmung auf. Die oberflächli-
        mit Schostakowitschs 5. Sinfonie                                                    che Begeisterung wird konterkariert, wirkt zunehmend gehetzt und er-
                                                                                            zwungen, als sei sie mehr von Angst als von lebhafter Überzeugung
        Konzerttermin                                                                       befeuert, womit der Komponist recht exakt seine prekäre Situation zur
                                                                                            Zeit des Stalinismus zum Ausdruck brachte.
        Donnerstag 28.03.2019 20:00
        Münchner Philharmoniker
        Valery Gergiev Dirigent                                                             Unter totalitären Verhältnissen muss sich ein tieferer Sinn in der Kunst
        Werke von Richard Wagner, Wolfgang Rihm und                                         oft konträr zum äußeren Anschein behaupten. Vielleicht ist ja diese
        Dmitrij Schostakowitsch                                                             Gleichzeitigkeit des Unvereinbaren, die Ironie des Sowohl-als-auch
        Dieses Konzert wird live auf takt1.de übertragen.                                   nichts anderes als die komprimierteste und radikalste Form des Über-
        Abonnentinnen und Abonnenten der KölnMusik erhalten exklusiv
        die Möglichkeit, diesen Livestream kostenlos zu verfolgen                           gangs. Ein Übergang im Augenblick.
                                                                                                                                                                        Wir bieten Ihnen die Möglichkeit des Mietkaufs und einer
        (ein Gutschein-Code wird über den Abo-Serviceletter zugesandt).    Valery Gergiev   Manfred Müller                                                              individuellen Finanzierung. Wir würden uns freuen, Sie in
                                                                                                                                                                        unserem Hause begrüßen zu dürfen. Ihr Pianoteam im MUSIC STORE.
16   Das Magazin                                                                                                                                                        MUSIC STORE professional GmbH · Istanbulstr. 22-26 · 51103 Köln
                                                                                                                                                                        Tel: 0221 8884 3380 · www.musicstore.de · piano@musicstore.de · info@musicstore.de
Perfect Day Bill Laurance - Kölner Philharmonie
Im Fokus

     Schillernde Fabel
                 »Into the Little Hill« im Doppelkonzert mit dem
                    Ensemble Modern und George Benjamin

                                                        Es ist ein märchenhafter Auftakt, mit dem das
                                                        Ensemble Modern und sein Dirigent George
                                                        Benjamin das Programm ihres zweiteiligen
                                                        Konzertauftritts in Köln eröffnen. »Into the Little

                                                                                                                                                                                                                                             Konzert für
                                                        Hill«, Benjamins erste Opernkomposition, ba-
                                                        siert auf der Geschichte des Rattenfängers von
                                                        Hameln. Ähnlich wie die Kinder an der Weser
                                                        den Flötentönen des berühmten Kammerjä-

                                                                                                                                                                                                                                             Kinder ab 10
                                                        gers werden die Konzertbesucher dem betö-
                                                        renden Reiz in der Musik des Briten erliegen.
                                                        Die beiden Gesangssolistinnen erzählen die
                                                        Geschichte und verkörpern zugleich die han-
                                                        delnden Figuren, die auch in einer rein kon-
                                                        zertanten Aufführung plastisch werden vor der                                                            Sir George Benjamin
                                      Anu Komsi
                                                                                                                                                                                                                                             Junges Orchester aus Kolumbien
                                                        lebendigen, tief gestaffelten Klangkulisse. Mit
                                                        einer »Klaue im Samthandschuh« verglich der                                                                                                                                          gestaltet das »Frühlingsopfer«
                                                        Komponist seine Musik. Sie kommt weitge-
                      Konzerttermine                    hend sachte daher, weist aber unterschwellig          Der Gedanke der Überschreibung, der zeit-          Klavier, dieser Inbegriff weltlich romantischer Virtuosenmusik, mit acht    Igor Strawinskys »Le Sacre du printemps« hat bei seiner Urauffüh-
                           Samstag 09.03.2019 17:00     durchgehend bedrohliche Züge auf.                     lichen Schichtung und konservierenden              abgrundtiefen Streichern und einem Holzklotz konkurrieren muss?             rung vor über 100 Jahren einen Skandal heraufbeschworen. Heute
                                 Anu Komsi Sopran                                                             Überlagerung führt zugleich ins Zentrum des                                                                                    ist es wohl das populärste Werk, wenn es darum geht, gerade jun-
                                 Helena Rasker Alt      Auch der Abschluss des zweiten Konzerts am            Abendprogramms hin zu vier der wichtigs-           Und dann ist da natürlich ein Olivier Messiaen, mit seiner überwältigen-    gen Menschen den Reichtum musikalischer Sprache zu vermitteln.
                                 Ensemble Modern        späteren Abend mit einer weiteren Kompositi-          ten und markantesten Vertreter einer George        den Farbigkeit, seiner spirituellen Tiefe und seinen unschätzbaren Ver-     Der kolumbianische Dirigent Andrés Orozco-Estrada, der in Köln zu-
                      Sir George Benjamin Dirigent
                                                        on Benjamins lässt sich metaphorisch ausdeu-          Benjamin vorangegangenen Komponisten-              diensten als Pädagoge. Messiaen war einer der wichtigsten Lehrer und        letzt im November mit einem anderen jungen Orchester, dem Mahler
                George Benjamin Into the Little Hill
                                                        ten. Der Titel »Palimpsests« ist ein eigentlich       generation, Künstler, deren Einfluss weit über     Förderer George Benjamins. Als der erst 15-jährige Brite Mitte der 1970er   Chamber Orchestra zu erleben war, ist für die Vermittlung geradezu
Lyrische Erzählung in zwei Teilen für Sopran, Alt und
                15 Spieler – konzertante Aufführung     in der Archäologie gebräuchlicher Begriff. Er         ihr eigenes Werk und ihre persönliche Le-          Jahre zur Ausbildung nach Paris übersiedelte, erkannte Messiaen so-         prädestiniert. Wegen seiner überschäumenden Energie und seinem
     Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.      bezeichnet antike Schriftstücke, die in spä-          bensspanne hinaus reicht. Was wäre die zeit-       gleich dieses schon im jugendlichen Alter hoch entwickelte Talent. Mit      starken Gestaltungswillen sorgte er für viele positive Kritikerstim-
                                                        teren Zeiten mit neuen Texten überschrieben           genössische Musik ohne einen György Ligeti,        keinem Geringeren als Mozart soll er seinen jungen Studenten vergli-        men. Für die Aufführung von Strawinskys Ballettmusik bringt er nun
                          Samstag 09.03.2019 20:00
                                                        wurden. Aber die ältere Schicht ist nicht ganz        der in so beispielloser und beispiellos vielfäl-   chen haben. Und das war sicher nicht als oberflächliches Kompliment         sein Orchester Filarmónica Joven de Colombia mit, das seit 2010
                                  Ueli Wiget Klavier
                                                        ausgelöscht. Die Inhalte lassen sich rekonstru-       tiger Weise musikalische Komplexität auf eine      gedacht.                                                                    besteht und junge Talente im Alter von 16 bis 24 Jahren fördert. Die
                                 Ensemble Modern
                      Sir George Benjamin Dirigent
                                                        ieren, sind überhaupt erst durch die Wieder-          sinnlich eingängige Form gebracht hat? Um                                                                                      Musikerinnen und Musiker werden die tänzerischen Elemente des
        Werke von Pierre Boulez, Olivier Messiaen,
                                                        und Weiterverwertung des Trägermediums                wie viel ärmer wäre in der zweiten Hälfte des      Doch nicht nur im übertragenen Sinn sind die »Palimpsests« als Reve-        »Frühlingsopfers« auf eine besondere Art und Weise umsetzen: Sie
                Galina Ustwolskaja, György Ligeti       erhalten geblieben. Nach diesem Vorbild sind          20. Jahrhunderts der Diskurs um den weiteren       renz Benjamins vor seiner Vorbild- und Lehrergeneration zu verstehen.       folgen in einer Choreografie der Musik, huldigen ihren Instrumenten
                            und George Benjamin         die Orchesterstücke Benjamins angelegt. Eine          Gang der Musikgeschichte verlaufen ohne den        Ihre Uraufführung war Pierre Boulez anvertraut und das erste der Stücke     und schrecken auch nicht davor zurück, diese zu Mittänzern zu ma-
               Kombirabatt für zwei Konzerte € 39,–     Klangschicht wird von einer weiteren bedrängt         scharfsinnigen Intellekt und den bezwingen-        ihm persönlich zu seinem 75. Geburtstag gewidmet.                           chen. Nicht zuletzt Strawinsky hätte seine Freude daran gehabt! km
               Weitere Informationen siehe Seite 59     und überlagert. Dramatische Kontraste und             den kompositorischen Esprit eines Pierre Bou-      Manfred Müller
                                                        wechselseitige Durchdringungen resultieren            lez? Oder ohne den radikalen Purismus einer
                                                        daraus und stellen an die Musiker höchste An-         Galina Ustwolskaja? Ist der Zorn Gottes jemals                                                                                 Konzerttermin
                                                        sprüche in Dynamik, Flexibilität und Transpa-         urgewaltiger über die Menschheit hereinge-                                                                                     Sonntag 31.03.2019 17:00 Konzert für Kinder ab 10

                                                        renz.                                                 brochen als in ihrer Komposition Nr. 2, wo ein                                                                                 Filarmónica Joven de Colombia
                                                                                                                                                                                                                                             Andrés Orozco-Estrada Dirigent
                                                                                                                                                                                                                                             Igor Strawinsky Le Sacre du printemps
18   Das Magazin                                                                                                                                                                                                                             Bilder aus dem heidnischen Russland in zwei Teilen
Konzerte 2019
                                                                                                               Nicht
                         März/April                                                                         versäumen
                         —
                         Mittwoch I 13.3.2019 I 20 Uhr | Komponistenportrait
                         Jan Müller-Wieland | Jan Philip Schulze, Klavier
                         sowie Stipendiaten der Studienstiftung
                         des deutschen Volkes
                         Werke von J. Müller-Wieland und L. v. Beethoven

                                                                               Wildes
                         —
                         Freitag I 29.3.2019 | 20 Uhr | Liederabende
                         Anna-Lucia Richter, Sopran
                         Michael Gees, Klavier
                         Lieder von F. Schubert, G. Mahler, H. Wolf,
                         R. Strauss u.a.

                                                                               Amerika
                         —
                         Freitag | 5.4.2019 | 20 Uhr | Aspekte: Jazz
                         Marialy Pacheco, Klavier/Gesang
                         Omar Sosa, Klavier/Gesang
                         Duets

                         —
                         Kammermusiksaal
                         Bonngasse 24-26 | 53111 Bonn
                                                                               Andrés Orozco-Estrada und Roberto Villazón
                         www.beethoven.de                                              lassen die Funken sprühen                                                                                      Rolando Villazón

                                                                                                                            Vom Radio montierte er die Antenne ab und erfand so seinen eigenen        beim Antrittskonzert mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich,
                                                                                                                            Taktstock: Schon als Kind war Andrés Orozco-Estrada nach eigenem          das ihn 2007 zum Chef ernannte. Der war er in seiner Jugend auch als
                                                                                                                            Bekenntnis »ganz verrückt aufs Dirigieren«. Wenn er heute am Pult         Fußballer, hütete das Tor und behielt als Kapitän gern den Überblick.
                                                                                                                            steht, schwingt der 41-Jährige ein Stöckchen aus Fiberglas, das ab
20 JAHRE                                               2018/2019                                                            und zu ins Publikum fliegt. »Ein gutes Zeichen; es bedeutet, dass ich     Über den Tellerrand seines Fachs blickt auch Rolando Villazón, der
                                                                                                                            nicht verspannt bin.«                                                     nicht nur als Sänger, sondern längst auch Opernregisseur und Autor
FORUM ALTE MUSIK KÖLN                                                                                                                                                                                 sein Multitalent beweist. Und an diesem Abend mit dem kolumbiani-
                      SONNTAGSKONZERTE 17 H                                                                                 Seine Leidenschaft jedenfalls überträgt sich auf Orchester und Publi-     schen Team ein Garant dafür ist, dass der Funke Lateinamerikas ins
                                                                                                                            kum. »Ein begnadeter Motivator« sei der Kolumbianer, urteilte jüngst      Publikum überspringt. Das verspricht auch die Mischung aus Kompo-
                                             m+k e.V.                                                                       ein Kritiker. Er strahle enorme Autorität aus, ohne ein Zuchtmeister zu   sitionen von Astor Piazzolla, von Jimmy Lopéz, der das »Wilde Ame-
10.02.19 17H TRINITATISKIRCHE                                                                                               sein, beherrsche jedes Detail im Ablauf, ohne wie ein Kontrollfreak       rika« beschwört (»América Salvaje«) und José Pablo Moncayo Garcia,
cantus cölln                                                                   Konzerttermin                                zu wirken. Dazu seine ansteckende Energie – da ist es kein Wunder,        dessen schwungvoller »Huapango« 1941 zur inoffiziellen Nationalhym-
LEITUNG: konrad junghänel                                                      Sonntag 31.03.2019 20:00                     dass der Dirigent weltweit bei renommierten Ensembles gefragt ist,        ne Mexikos avancierte. Mit dieser Mariachi-Musik ist der aus Mexiko-
„ERSCHALLET, IHR LIEDER“                                                       Rolando Villazón Tenor                       zum Beispiel beim Gürzenich-Orchester Köln, das ihn 2014 gern zum         Stadt stammende Villazón ebenso innig vertraut wie mit Mozart oder
KANTATEN VON JOHANN SEBASTIAN BACH                                             Filarmónica                                  Generalmusikdirektor gekürt hätte. Der Kandidat winkte zwar ab und        Verdi, durch den er als Alfredo weltberühmt wurde: »La Traviata« an
                                                                               Joven de Colombia
24.03.19 17H MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST                                       Andrés Orozco-Estrada                        ging nach Texas, um dort die Sinfoniker von Houston zu übernehmen,        der Seite Anna Netrebkos 2005 in Salzburg war für den Tenor mit dem
sequentia                                                                      Dirigent                                     parallel zum Hessischen Rundfunk-Sinfonieorchester. Doch kehrt er         einschmeichelnden, farbenreichen Timbre Auftakt zu einer Weltkarri-
LEITUNG: benjamin bagby                                                        Werke von                                    immer wieder gern zu Gastspielen in die Domstadt zurück, nun mit          ere. Eine Laufbahn, die ihn durch Krankheit und Stimmkrisen führte,
„MONKS SINGING PAGANS“                                                         Jimmy Lopéz,                                 dem Jugendorchester seines Heimatlandes. Dort spricht die Filarmó-        seine Musikalität aber weiter vertiefte. Den sieben spanischen Volks-
MITTELALTERLICHE LIEDER VON HELDEN,                                            Giuseppe Verdi,
                                                                               José Pablo Moncayo Gar-                      nica Joven de Colombia durch szenische Choreografien, Lichtdesign         liedern von Manuel de Falla zum Beispiel, die Villazón in Köln singen
GÖTTERN UND STARKEN FRAUEN
                                                                               cía, Astor Piazzolla und                     und innovative Vermittlungsprogramme auch ein junges Publikum an,         wird, verleihe der 47-Jährige mit bittersüßem Klang einen »sanften
12.05.19 17H MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST                                       Manuel de Falla
                                                                                                                            das mit Klassik wenig vertraut ist.                                       Zauber«, lobte jüngst ein Kritiker. »Jede Nuance wird bleistiftfein ab-
andreas staier        – HAMMERFLÜGEL                                           Sonntag 31.03.2019
                                                                               12:00 und 15:00
                                                                                                                                                                                                      gebildet«. Seine Lust an der Kommunikation und sein mitreißendes
„SCHUBERT – ZWEI LETZTE SONATEN“                                               Kochfabrik                                   Ähnlich ging es auch dem Heranwachsenden Orozco-Estrada, der –            Temperament machen den Sänger zum Entertainer, der sein Publikum
FRANZ SCHUBERT, SONATEN A-DUR D959 UND
B-DUR D960                                                                     Blickwechsel                                 wie er sagt – »aus einer ganz normalen Familie in Medellín« stammt.       spielend um den Finger wickelt. »Ich liebe es, ein Clown zu sein; das
                                                                               Musik und Kochkunst:                         Im Elternhaus wurde Folklore gehört, der Junge spielte Violine und        macht uns frei«, bekannte Villazón, als er in Köln seinen zweiten Ro-
26.05.19 17H WDR-FUNKHAUS                                                      »Schätze Lateinamerikas«.
                                                                                                                            trommelte. Kein Stipendium, kein Mentor oder Wettbewerb ebneten           man »Lebenskünstler« vorstellte – mit viel Humor und Selbstironie. Da
midori seiler – VIOLINE                                                        Siehe »Plus« auf Seite 59.
                                                                                                                            ihm den Weg. Als Musikstudent wechselte er bald von Bogotá nach           berichtete er auch, wie er auf Motivsuche Menschen in der U-Bahn
concerto köln                                                                                                               Wien, nahm viele Jobs an, um das Studium zu finanzieren. So ver-          oder im Biergarten beobachtet. Nicht ausgeschlossen also, dass seine
„VENEZIA – LONDON – VENEZIA“
CONCERTI VON VIVALDI, GEMINIANI U. A.                                                                                       kaufte er im Mozart-Kostüm Konzertkarten an Touristen. »Zu mei-           Zuhörer aus dem Konzertsaal ihm demnächst im Café wiederbegeg-
                                                                               Andrés Orozco-Estrada
                                                                                                                            nem ersten Weihnachten in Wien habe ich mir eine Taschenpartitur          nen, wo der Geschichtenerzähler ihre Gespräche belauscht, um Stoff
Einheitspreis je Konzert 20 EUR (ermäßigt 12 EUR ) mspering@hotmail.com                                                     von Mahlers erster Sinfonie gekauft und daraus gelernt. Die besitze       für einen neuen Roman zu sammeln.
Info und Tickets: 0221 552558 | www.forum-alte-musik-koeln.de
                                                                                                                            ich heute noch«, erinnert sich Orozco-Estrada. Dieses Werk spielte er     Annette Schroeder

                                                                                                                                                                                                                                                         Das Magazin      21
Jasmin ToccataPersisch-barockes Cross-over mit dem Cembalisten Jean Rondeau

Prachtvolle Akkord-Kaskaden, furiose Ar-
peggien-Kunst sowie ein spektakulär fun-
                                               Schon lange ist man sich in der Alte-Mu-
                                               sik-Szene einig, dass der in Paris geborene
                                                                                              Das Projekt »Jasmin Toccata« geht auf den
                                                                                              in der Provence geborenen Percussionisten
                                                                                                                                               »Der 27-jährige
kelndes Passagenwerk – all das hat einst,      27-Jährige ein Glücksfall, ein Ereignis ist.   zurück. »Als ich zum ersten Mal mit einem       Cembalist ist ein
im 18. Jahrhundert, ein gewisser Joseph-
Nicolas-Pancrace Royer für das Cembalo
                                               Doch der Gewinner des prestigeträchtigen
                                               Cembalo-Wettbewerbs in Brügge unter-
                                                                                              Barockensemble spielte, fühlte ich mich in
                                                                                              eine neue Welt katapultiert«, so Chemirani.
                                                                                                                                                  Glücksfall.«
aufgeboten. Irr- und wahnwitzig schwer ist     scheidet sich nicht nur in Bezug auf seine     »Ich war nicht nur von der unglaublichen
diese Pièce daher auch zu spielen. Dies gilt   bisweilen klangkulinarische Musizierkunst      Wärme der Barockinstrumente fasziniert.
nicht, so scheint’s, für Jean Rondeau. Mit     von den meisten Kollegen. Optisch wirkt        Mit ihrer Kunst der Verzierung erinnerte
schmetterlingsgleicher Leichtigkeit lässt      er mit seiner Wallemähne und mit seinem        mich die Barockmusik an die Ornamentik
er seine Hände über die beiden Cembalo-        Rauschebart fast wie ein Aussteiger. Zu-       in der orientalischen Musik. Diese beiden
Manuale fliegen. Zwischendurch langt er        dem ist er musikalisch nicht nur auf Bach      musikalischen Traditionen miteinander zu
richtig zu und macht sein zartbesaitetes       abonniert. Der studierte Organist, Pianist,    verschmelzen war denn auch die Wurzel
Instrument zu einer wild donnernden Fu-        Cembalist, Chordirigent und Jazzmusiker        von Jasmin Toccata.« Mit Thomas Dunford
rie. Schließlich, so Monsieur, darf man das    ist etwa Mitglied der Band »Note Forget«,      und Jean Rondeau konnte Chemirani zwei
Cembalo auch mal »richtig rannehmen.«          die bereits mit dem renommierten Preis         Musiker begeistern, die keine Berührungs-
Und dass Rondeau dies grandios gelingt,        »Trophées du Sunside« des Pariser Jazz-        ängste kennen. Nun öffnet das Trio seine
wurde ihm gerade wieder offiziell bestätigt:   Clubs dekoriert wurde.                         musikalische Schatzkiste mit Stücken von
Für das Album »Vertigo« mit Werken fran-                                                      Chemirani sowie Noten von Henry Purcell
zösischer Barockkomponisten à la Royer         Seit 2017 ist Rondeau auf weltmusikali-        und Girolamo Kapsberger, die allesamt
wurde er 2018 mit dem OPUS KLASSIK in          schen Pfaden unterwegs. »Jasmin Toccata«       zur gemeinsamen Improvisation einladen.
der Kategorie »Solistische Einspielung des     lautet das Trio-Projekt. Mit zwei absoluten    Spätestens wenn Chemirani mit seinen
Jahres« ausgezeichnet.                         Top-Musikern feiert er die Gemeinsamkei-       Schlägeln über die Saiten seiner Zither wir-
                                               ten zwischen der Barockmusik und der tra-      belt, steht zweifelsfrei fest: Cembalo, Laute
                                               ditionellen persischen Musik. An der Laute     und Santur sind aus dem demselben Holz
                                               ist der Franzose Thomas Dunford zu erle-       geschnitzt. Guido Fischer
                                               ben, der seine längst weltweit auf Hochtou-
                                               ren laufende Karriere in William Christies
                                               Ensemble Les Arts Florissants begann. Sei-     Konzerttermin
                                                                                              Montag 01.04.2019 20:00
                                               nen Ruf als »Eric Clapton der Laute« (BBC
                                                                                              Keyvan Chemirani Zarb, Daf, Santur
                                               Music Magazine) hat er in zahlreichen Pro-
                                                                                              Jean Rondeau Cembalo
                                               grammen mit u. a. Bobby McFerrin, Isabel-      Thomas Dunford Theorbe und Laute
                                               le Faust und natürlich auch mit Kumpel         Jasmin Toccata
                                               Rondeau untermauert. An der persischen
                                               Trommel Zarb sowie am orientalischen
                                               Hackbrett Santur gibt sich Keyvan Chemi-
                                               rani erneut in der Kölner Philharmonie die
                                               Ehre. Wie sich so mancher erinnern wird,
                                               hatte sich Chemirani 2017 mit dem Cellisten
                                               Jean-Guihen Queyras spannenden musi-
                                               kalischen Brückenschlägen gewidmet.                                                                     Jean Rondeau

22   Das Magazin                                                                                                                                                      Das Magazin   23
Die Imhoff Stiftung fördert
zehn Jahre lang ausgewählte
Klavierkonzerte in der Kölner
Philharmonie mit dem »Hans
Imhoff Konzert«, dessen
Namensgebung auf den
Stifter und Klavierliebhaber
zurückgeht.

»Mein Vater liebte das Kla-
vierspiel. Und ich liebte das
Klavierspiel meines Vaters.
Die Welt schien stillzuste-
hen, wenn die Musik seine
Emotionen spiegelte, die
in jeden Winkel drangen.
Diese Momente übten einen
prägenden Einfluss auf meine
Kindheit aus.
                                                                                                                                                                                                                                    Helge Schneider
Mein Vater, Ehrenbürger der
Stadt Köln, hat im Jahr 2000
die Imhoff Stiftung gegründet

                                                                                                                                                                                                                                 Ordnung
und dort einen großen Teil

                                    Gern ein Botsc hafter …
seines Vermögens einge-
bracht. Sein Wille war, seiner
Heimatstadt und den Men-
schen, die dort leben, etwas
Gutes zu tun.

                                                                                                                                                                                                                                 muss sein!
In Gedenken an den Stifter
und an dessen Liebe zum
Klavierspiel hat die Imhoff
Stiftung im Jahr 2017, damals
unter dem Vorsitz meiner
Mutter Gerburg Klara, ge-             Behzod Abduraimov gibt sein Köln-Debüt
meinsam mit Herrn Louwrens
Langevoort die Idee zu der
10-jährigen Reihe ›Hans                                                                                                                                                                                                          Karnevalsshow mit Helge Schneider
Imhoff Konzerte‹ entwickelt.

Die Imhoff Stiftung ist stolz,                                                                                                                                                                                                   Schon als 4-jähriger Knirps steckte sich Helge Schneider ein Kissen
dieses wunderbare Projekt zu                                                                                                                                                                                                     unter den Schlafanzug und ging als dicker Mann mit Krückstock vor
                                                                                                                                                                                                                                 dem Wohnungsbauhaus seiner Siedlung spazieren, um Aufmerk-
                                 Auf die berühmte Frage, was er tun würde, wenn er ei-      Studien fortsetzte. Kein Wunder, dass er in den USA         mischer Verläufe einfach wunderbar. Das klingt nie zu pathetisch,        samkeit zu erregen. Bis heute hat sich an seinem Zustand nichts
                                 nen Tag lang König sein dürfte, antwortete er einmal:      inzwischen bekannter ist als in Europa. Die Wurzeln         aber mit der Farbe wird nicht gespart.« Treffender kann man die zent-    geändert. Er ist nur etwas faltiger geworden, kein Wunder, isst er ja
                                 »Allen Kindern klassische Musik nahebringen.« Eine         zu seiner Heimat sind unterdessen geblieben. »Wann          ralen Zutaten für packendes Klavierspiel kaum zusammenfassen.            gerne auch mal Hummerersatzpaste oder geht zum Stall von Kartof-
                                 solche Idee wird wohl für immer Illusion bleiben, aber     immer ich kann, fliege ich nach Usbekistan«, gesteht                                                                                 felsalat Dachlatte die 16., seinem Huhn, um mit ihm über das letzte
                                 sie verrät, wie Behzod Abduraimov tickt. Alles bei ihm     er. Also ein musikalischer Botschafter seiner Heimat?       Behzod Abduraimov fühlt sich im romantischen Repertoire pudel-           von ihm selbst gemalte Bild von Caspar David Friedrich zu fachsim-
                                 dreht sich um Musik. So weit wie möglich, so tief wie      »Das wäre ich gern, ja«.                                    wohl, vor allem in der russischen Musik. Tschaikowsky, Prokofjew,        peln.
                                 möglich.                                                                                                               Rachmaninow, Mussorgsky, Schostakowitsch – das sind Komponis-            Helge Schneider macht möglich, dass wir nicht nur lachen, sondern
                                                                                            Noch gilt Behzod Abduraimov, der 2009 als 18-Jäh-           ten, die ihm liegen, deren Botschaften er mit spielerischer Sicherheit   dass sich unser Herz zu einem saftigen Steak weitet, wenn er uns
                                 Er spricht mit tiefer Stimme, sein Englisch wirkt manch-   riger überraschend den Klavier-Wettbewerb »Lon-             zu vermitteln weiß. Gerade bei Prokofjew gelingt es Abduraimov im-       die Katze Orangutanklaus vorstellt samt ihrer rührenden Lebens-
Susanne Imhoff
                                 mal ein wenig verschluckt. Umso deutlicher klingt          don International« gewinnen konnte, hierzulande als         mer wieder, Motorik und Herbheit, Präzision und Erzählfluss, Humor       geschichte. Seit über 40 Jahren auf der Bühne zuhause hat Helge
                                 er, wenn er Töne sprechen lässt. Dann gewinnt sein         Geheimtipp. Kein Wunder, der Mann ist noch keine            und Strenge in eine gelungene Balance zu bringen.                        Schneider es zur ausgereiften Pflaume gebracht.
                                 Ausdruck eine eigene Plastizität, für alle verständlich,   30! Seine Auftritte im Rahmen der »Junge Wilde«-                                                                                     Lyrik, Poesie, Jazz, Kunst, Quatsch, all das bietet uns ein aus der Haut
ermöglichen. Den jungen          auch in großen Sälen. Seit seinem fünften Lebensjahr       Konzerte in Dortmund haben ihn zumindest in NRW             Als er einmal nach den beeindruckendsten Künstlern (außerhalb der        gefahrener Endsechziger an seiner wimmernden Hammondorgel.
Pianisten fühlen wir uns auf
ganz besondere Weise ver-        sitzt er am Klavier. Abduraimov stammt aus Taschkent       stärker bekannt gemacht. Nun gastiert Abduraimov            Musik) gefragt wurde, nannte er zwei Namen: den Maler Delacroix          Mit Riesenschritten tritt der Künstler ins Rampenlicht des Lebens,
bunden.                          in Usbekistan. »Dort haben wir eine großartige Schule      erstmals in der Kölner Philharmonie.                        und den Schriftsteller Dante. Behzod Abduraimov blickt über den Tel-     bist du dabei? Klar! Hier noch eine Zeitungskritik: »... und entwickelt
Ich weiß, wenn ich dieses        – und eine enge Verbindung zur russischen Musikaus-                                                                    lerrand hinaus. Daher möchte er auf die berühmte einsame Insel auch      plötzlichen Heißhunger, als ihm der Duft von gebratenen Würstchen
Jahr am 11. März in der Kölner   bildung. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das          Sein Spiel hat etwas Fesselndes, Perkussives. Das ver-      unbedingt ein Tablet mitnehmen – mit vielen Partituren und mit vie-      in die Nase steigt.«
Philharmonie sitze und das       Konservatorium im damaligen Leningrad evakuiert            rät eine gewisse Geradlinigkeit. Denn halbe Sachen          len Büchern … Christoph Vratz
Klavierrecital von Behzod
Abduraimov genießen darf,        und nach Taschkent ausgelagert.« Eine Reihe von            sind nicht seins. Als er Ende Januar bei einem Klavier-                                                                              Konzerttermin
bin ich meinem Vater beson-      namhaften Musikern blieb anschließend in Taschkent,        abend in München Liszts h-Moll-Sonate spielte, hieß                                                                                  Freitag 01.03.2019 20:00
ders nah.«                                                                                                                                                                                                                       Samstag 02.03.2019 20:00
                                 weil es ihnen dort so gut gefiel. Das hat den Nährbo-      es anschließend in der Presse: »Wie kräftig er sich der
                                 den für die Ausbildung der neuen Generationen be-          Klaviatur entgegenneigt, schnauft und schnaubt, wie         Konzerttermin                                                            Sonntag 03.03.2019 20:00
                                                                                                                                                                                                                                 Ordnung muss sein!
                                 reitet. »Wir haben neben dem Konservatorium zwei           dezidiert muskulär er spielt, dient gewiss nicht dem        Montag 11.03.2019 20:00
                                                                                                                                                                                                                                 Helge Schneider Showmaster
                                 besondere Musikschulen«, erzählt Abduraimov. Er            körperlich heilsamen Spannungsabbau. Doch wirkt             Hans Imhoff Konzert                                                      Henrik Freischlader Blues-Gitarre
                                 selbst war Schüler am staatlichen Uspenski-Musik-          diese vollgriffige Herangehensweise bei Abduraimov          Behzod Abduraimov Klavier                                                Ira Coleman Kontrabass
Susanne Imhoff,                                                                                                                                                                                                                  Peter »Petze« Thoms Beat und Jazz-Schlagzeug
Vorstandsvorsitzende der         gymnasium von Taschkent, bevor er am International         authentisch. Sein Ton ist satt, die Interpretation in den   Werke von Franz Liszt, Modest Mussorgsky und Sergej Prokofjew
                                                                                                                                                                                                                                 Carlos Boes Saxophon
Imhoff Stiftung                  Center for Music at Park University, Kansas City, seine    Effekten energisch, die sukzessive Gestaltung dyna-         19:00 Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz                    Sergeij Gleithmann Body-Dance

24    Das Magazin                                                                                                                                                                                                                                                                   Das Magazin       25
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