Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst

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Pferde
auf Schweizer Bauernhöfen
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P        ferde                                       Die Rückkehr auf den Bauernhof
                                                                                                                   Schon das Urpferd
                                                         Seit den 90er Jahren nimmt die Anzahl Pferde
             in der Schweiz                              wieder zu. Reiten und Fahren als Hobby wurde der          war hier heimisch
    vom Arbeitstier zum Freizeitpartner                  breiten Masse zugänglich. Das Pferd verschwand
                                                                                                                   In der Schweiz lebten schon immer
                                                         als Arbeitstier von den Feldern, um nur wenige
    Pferde gab es in der Schweiz seit eh und je. Sie     Jahre später als Freizeitpartner zurückzukehren.          Pferde, das beweisen zahlreiche
    wurden für alles Mögliche gebraucht: Sie zogen                                                                 Funde. Doch nicht immer sahen
    Kutschen und transportierten so Menschen und         Im Jahr 2016 lebten wieder über 100’000 Pferde            Pferde so aus, wie wir sie heute
    Güter. Als Reittiere trugen sie Soldaten in die      in der Schweiz. Das weiss man, weil jeder Be-             kennen. Der Vorfahre sämtlicher
    Schlacht. Und eine grosse Anzahl von Pferden         sitzer seine Pferde registrieren muss. Das Pferd          Pferde war der Eohippus. Er lebte
    lebte auf Bauernhöfen.                               hat die Schweiz in den letzten 30 Jahren regel-
                                                                                                                   vor rund 50 Millionen Jahren.
                                                         recht zurückerobert und seit wenigen Jahren ist
    Pferdestärke gegen Traktoren-PS                      der Bestand an Eseln und Pferden stabil. Rund             Der Eohippus unterschied sich stark von den heutigen Pferden.
    Bevor die Bauern in der Schweiz mit grossen          70 Prozent der Pferde sind auf Bauernhöfen unter-         Er war nur etwa 20 cm gross. Vorne hatte er vier, hinten drei
    Traktoren ihre Felder bearbeiteten, wurden die       gebracht. Doch nur ein kleiner Teil von diesen ge-        kleine Zehen, die es ihm ermöglichten, sich in seinem Lebensraum,
    Maschinen von Pferden gezogen. Pferde waren          hört den Bauern selbst und die wenigsten werden           dem Sumpf und dem Wald, gut zurecht zu finden.
    eine wichtige Hilfe. Sie zogen den Pflug, die Egge   bei uns noch als Arbeitstiere eingesetzt, z.B. im
    und die Sämaschine über die Felder, transportier-    Wald bei Holzerarbeiten. Viele Bauern verdienen
    ten die Ernte zwischen Feld und Hof und dienten      Geld damit, indem sie für Pferde anderer Personen
                                                                                                                   Ein Pferd auf 25 Rinder
    den Bauern bei der Arbeit im Wald. Dementspre-       sorgen. Natürlich gibt es auch noch Bauern, die
    chend hoch war die Anzahl dieser Arbeitstiere: Im    mit ihrer eigenen Pferdezucht Geld verdienen.             Heute schätzt man, dass weltweit über 100 Millionen Equiden, also
    Jahr 1945 lebten in der Schweiz über 150’000                                                                   Pferde, Esel und Maultiere leben. Das klingt im ersten Moment nach
    Pferde. Doch mit fortschreitender Technik ver-                                                                 viel, ist im Vergleich zu anderen Nutztierarten aber eher wenig:
    schwanden die Pferde von Feldern. Immer mehr
                                                            Bestand an Equiden*
    Traktoren wurden eingesetzt. Mit ihnen konnte
    man schneller grössere Felder bearbeiten als mit                                   105 058                     Esel 0,9%                                              Pferde 1,3%
    einem Pferdegespann. So kam es, dass der Pferde-                                                               43 553 894                                               59 048 194
                                                            100 000
    bestand auf 50’000 Pferde schrumpfte.                                 72 394                                   Ziegen 21,2%
                                                              75 000                                                                                                     Rinder 31,2%
                                                                                                                   1 002 810 368                                         1 474 887 717
                                                              50 000
                                                              25 000                                               Schafe 24,8%                                       Schweine 20,7%
                                                                    0                                              1 173 353 790                                          981 797 339
                                                                            2002         2016                      Quelle: Fao Stat, Jahr 2016
                                                                 Pferde         Andere Equiden

                                                            *Equide = Sammelbegriff für Pferd, Esel und Maultier
                                                            Quelle: Bericht Pferdeobservatorium                    Früher PS – heute KW
                                                                                                                   Die Motorleistung wurde früher mit Pferdestärken (PS) angegeben.
                                                                                                                   PS bezeichnet die durchschnittliche Leistung eines Arbeitspferdes.
                                                                                                                   Ein Pferd kann aber kurzzeitig über 20 PS leisten, beispielsweise
                                                                                                                   im Galopp. Heute wird die Leistung mit Kilowatt (KW) bezeichnet.
                                                                                                                   1 KW = 1.36 PS.
                                                         Früher alltäglich, heute eine Seltenheit:
2                                                        Pferde als Zugtiere in der Landwirtschaft.                                                                                      3
Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst
ausgehen. «Wichtig ist, dass man klar kommu-               Zuchtbetrieb                                                  Pensionspferdehaltung
    Zu Besuch bei
                                                         niziert wie wir es handhaben», erklärt Bernhard            Neben den rund 20 fremden Pferden halten                      in Rubigen BE
    Familie Wüthrich                                     Wüthrich seinen Umgang mit den Pferdemen-                  Wüthrichs rund 10 Zuchtstuten, alles Freiberger.
                                                         schen. Man müsse sich bewusst sein, dass es                In der Zucht legt Bernhard Wert auf sportliche                ■■ 38 ha landwirtschaftliche
    Pferde gab es auf dem Betrieb der Familie            sich um Kunden handelt. «Aber wir machen keine             Pferde mit viel Gang und Ausdruck. Für gewöhn-                   Nutzfläche
    Wüthrich in Rubigen schon immer. So zahlreich        Einzelbetreuung. Alle Pferde werden gleich be-             lich behält er rund vier Jungtiere. Diese bildet er
    wie heute waren sie aber noch nie. Der Grund         handelt.» Das scheint ein erfolgreiches Konzept            selbst aus. Für ihn geht Qualität vor Quantität.              ■■ 25 Milch-Kühe
    findet sich schnell. Landwirt Bernhard Wüthrich      zu sein. Diverse Pensionäre haben ihr Pferd schon          Auch in der Hengstzucht ist er erfolgreich. Am
                                                                                                                                                                                  ■■ 20 Pensionspferde
    hat – wie auch bereits sein Vater – viel Freude an   seit vielen Jahren der Familie Wüthrich anvertraut.        Kürzel «BW» im Namen seiner Pferde erkennt
    Pferden. Vor 13 Jahren hat er den landwirtschaft-                                                               man Wüthrichs Freibergerzucht.                                ■■ rund 10 Zuchtstuten
    lichen Familienbetrieb übernommen. Die Milch-        Klare Aufgabenteilung
    kühe, Pferde und den Ackerbau hat er beibehalten.    Auch die Aufgabenteilung ist klar geregelt:                Fahren als Ausgleich                                          ■■ Ackerbau: Mais, Weizen, Gerste
    Neu dazugekommen ist die Pensionspferdehal-          Bernhard ist für den fachlichen Teil verantwort-           Obwohl auf dem Betrieb immer genug zu tun ist,
    tung. Letzteres hilft der Familie, ein stabiles      lich. Seine Frau Christina für den Sozialen. «Ich          hat Bernhard ein grosses Hobby. Eigentlich ist es             Die Familie Wüthrich im Internet:
    und sicheres Einkommen zu erwirtschaften. Die        schätze die Kontakte mit den Menschen», sagt               eher eine Leidenschaft. Bernhard ist ein versierter
                                                                                                                                                                                  www.freibergerzuchtbw.ch
    Familie, das sind: Christina und Bernhard mit        die Bäuerin, die erst durch Bernhard mit dem               Gespannfahrer. Und was ihn besonders freut,
    ihren Söhnen Michael (Jg. 2002) und Mathias          Pferdevirus infiziert wurde. Eine wichtige Hilfe           unterdessen sind auch seine beiden Söhne er-
    (Jg. 2006).                                          bei der täglichen Arbeit im Pensionsstall ist die          folgreich im Fahrsport unterwegs. Von April bis
                                                         grosse Infotafel. Dort können die Pensionäre an-           September sind somit viele Wochenenden verplant
    Standbein Pensionspferdehaltung                      schreiben, wann beispielsweise der Hufschmied              mit Turnieren. Dabei macht er beste Werbung für
    Rund 20 Pensionspferde sind bei der Familie          für ihr Pferd kommt. Das erspart Bernhard viele            seine Zucht. «Es ist schön, wenn man das Hobby
    Wüthrich zu Hause. Das bedeutet gleichzeitig         Anrufe oder Nachrichten auf seinem Handy.                  mit dem Beruf verbinden kann» erklärt er.
    viele Menschen, die auf dem Betrieb ein- und

                                                                   Die geteilte Leidenschaft von Vater und Söhnen
                                                                  für den Fahrsport bietet einen guten Ausgleich
                                                                                          zum Alltag auf dem Hof.

                                                         Bernhard Wüthrich legt Wert auf sportliche Freiberger
4                                                        mit viel Gang und Ausdruck.                                v.l.n.r.: Michael, Christina, Bernhard und Mathias Wüthrich                                       5
Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Doch er stellt klar: Hätte er keine Pferdenärrin wie   Chantal ist im Vorstand und Mitglied der Ge-               Freibergerzucht und
    Zu Besuch bei
                                                                 Chantal geheiratet, hätte sich sein Betrieb auch in    schäftsleitung des Schweizerischen Freiberger-             Ausbildung
    Familie Juillard-Pape                                        eine andere Richtung entwickeln können.                verbandes, um sich auch dort für die Züchter und           in Damvant JU
                                                                                                                        den Erhalt der Freiberger einzusetzen.
    Die Familie Juillard-Pape hat sich mit Leib und              Die Milchkühe haben Guy und Chantal von Guys                                                                      ■■ 70 Hektar Grünland
    Seele den Freibergern verschrieben. Auf ihrem                Vater übernommen. 50 Mastmunis kamen dazu.             Erfolge in der Hengstzucht
                                                                                                                                                                                   ■■ 30 Hektar Getreide
    Betrieb in Damvant an der Grenze zu Frankreich               Auf einem Drittel der 100 ha grossen Betriebs-         «Mal ist man erfolgreicher, mal weniger», sagt
    züchten sie mit viel Engagement Freiberger-                  fläche wird Getreide (Raps, Weizen, Gerste, Hafer      Guy schulterzuckend, wenn man ihn auf seine Er-            ■■ 80 Pferde
    hengste.                                                     und Silomais) für die Fütterung der Tiere angebaut.    folge anspricht. Bereits mehrere Male konnten sie
                                                                 Die restliche Fläche wird je zur Hälfte als Weide      an bedeutenden Zuchtanlässen sehr gute Resul-              ■■ 25 Milchkühe
    Ein Leben in der Herde                                       genutzt und zur Heuproduktion verwendet.               tate erzielen. Ein Rezept für den Erfolg ausser der
                                                                                                                                                                                   ■■ 50 Mastmunis
    Auf dem Hof «Le Clos Virat» im kleinen Dörfchen                                                                     Leidenschaft gebe es aber nicht. «Il faut aimer»,
    Damvant leben rund 100 Pferde. Die verschiede-               Faszination Freiberger                                 ergänzt seine Frau Chantal, man muss es lieben.
    nen Pferdeherden bestehen aus 10 Zuchtstuten,                Eine andere Rasse als die einzige Schweizer Rasse,     Und wie lautet das Geheimnis der Zucht «Le Clos        Deutschland und in die Schweiz verkauft. Die
    55 eigenen Hengstfohlen und 25 Pensionspferden               der Freiberger, kommt für die Familie nicht in         Virat»? «Wir ziehen beide am gleichen Strang»,         beste Werbung für die Pferde von Clos-Virat, und
    und -fohlen. Die Pferde leben in verschiedenen               Frage. Chantal ist vor allem von der Vielseitigkeit    sagt das Ehepaar. Auch die drei Kinder Arnaud,         darin sind sich die beiden einig, sind zufriedene
    Gruppen je nach Alter und Geschlecht zusammen.               des Freibergerpferdes fasziniert. «Der Freiberger      Xavier und Isaure unterstützen ihre Eltern. Alle       Kunden.
    Guy ist überzeugt von dieser Haltung: «Das Pferd             hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von            drei nehmen Aufgaben rund um den Pferde-
    ist ein Herdentier, es braucht Artgenossen.» Die             einem Bauernpferd hin zu einem modernen Frei-          betrieb wahr, sei es in der Ausbildung, Vorstellen     «Reich wird man mit der Pferdezucht nicht», stellt
    grossen Juraweiden sorgen dafür, dass sich die               zeitpartner entwickelt», sagt Chantal. Ein wirt-       der Pferde oder in der Werbung.                        Guy klar. Deshalb hätte sich die Familie auch ent-
    Halbstarken genügend austoben können. Bereits                schaftliches, solides und gesundes Pferd mit einem                                                            schlossen, die anderen Standbeine wie die Milch-
    der Vater von Guy hielt neben den Milchkühen                 guten Charakter, fasst sie zusammen.                   Ausbildung und Verkauf                                 produktion aufrecht zu erhalten, als Sicherheit.
    einige Freibergerstuten. Guy lernte das Handwerk                                                                    Die Hengste, die den Anforderungen in der Zucht        Chantal träumt davon, auch noch in zehn Jahren
    der Pferdezucht also bereits von Kindesbeinen an.                                                                   nicht genügend, werden ausgebildet und dann            erfolgreich Freiberger züchten zu können.
                                                                                                                        verkauft. Chantal übernimmt das Einreiten der
                                                                                                                        Pferde, Guy ist ein leidenschaftlicher Fahrer. Die
                                                                                                                        Familie Juillard-Pape hat Glück: Ihre gute Zucht
                                                                                                                        hat über die Jahre hinweg dazu geführt, dass
                                                                                                                        sie viele Kontakte aufbauen konnten. Heute wer-
                                                                                                                        den ihre Pferde hauptsächlich nach Frankreich,

                                                                                                                        Die Ausbildung der jungen Pferde übernimmt Chantal.

    v.l.n.r.: Arnaud, Guy, Isaure, Chantal und Xavier sind die                                                                        Zahlreiche Freibergerhengste stammen
6   Menschen hinter der Pferdezucht «Le Clos Virat».                                                                                          aus dem Hause «Le Clos Virat».                                                        7
Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Pferderassen                                         Warmblut
                                                                                    Als Warmblüter wer-
                                                                                                              Der Traum                                                   Kosten
    in der Schweiz                                                                  den Pferde bezeich-       vom eigenen Pferd                                           ■■ Kauf: ein gut ausgebildetes
                                                                                    net, die sich in ihrem
    Wie viele Pferderassen es auf dieser Welt gibt,                                 Temperament und           Viele Jugendliche träumen von einem eigenen                    Pferd – ab 6000 Franken
    weiss niemand so genau. Alleine im kleinen Land                                 ihren Eigenschaften       Pferd. Doch ein Kauf will gut überlegt sein. Der
                                                                                                                                                                          ■■ Unterhalt: Füttern und Misten –
    Schweiz sind über 180 Rassen registriert. Also un-                              ähneln. Warmblüter        Käufer übernimmt die Verantwortung für ein
    gefähr gleich viel, wie Länder auf der Welt. Die     kamen in Mode, als das Interesse am Pferd als        Lebewesen, welches viele Ansprüche an seinen                   ab 700 Franken pro Monat
    Vielfalt scheint grenzenlos. Die einzige verblie-    Reit- und Sportpferd zunahm und die Pferde nicht     Besitzer stellt.
                                                                                                                                                                          ■■ Hufschmied: alle 6 bis
    bene Schweizer Rasse ist der Freiberger.             mehr vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt
                                                         wurden. Warmblüter eignen sich durch ihre athle-     Vor dem Kauf ist es lohnenswert, sich ein paar Ge-             8 Wochen – rund 200 Franken
    Freiberger                                           tischen Körper und ihrem Temperament vor allem       danken zu machen: Weiss ich genug über Pferde?
                                                                                                                                                                          ■■ Tierarztkosten: Je nach
                                  Der Freiberger ist     für den Einsatz im Sport.                            Bin ich als Reiter gut genug? Was will ich über-
                                  das ideale Freizeit-                                                        haupt für ein Pferd? Welche Rasse passt zu mir?                Gesundheitszustand des
                                                         www.swisshorse.ch                                                                                                   Pferdes – rund 100 Franken
                                  pferd. Rund ein                                                             Wo kann ich es unterbringen? Wie viel Zeit kann
                                  Fünftel der in der                                                          ich dafür aufbringen? Habe ich genug Geld?                     pro Monat
                                                         Ponys und Kleinpferde
                                  Schweiz lebenden
                                                                                      Als Ponys werden
                                  Pferde sind Freiber-                                                        Eine gute Alternative zum eigenen Pferd ist ein             ■■ Ausrüstung: Sattel, Zaumzeug,
                                                                                      Pferde mit einem
    ger. Der Ursprung der Rasse befindet sich auf dem                                                         Pflegepferd. Viele Pferdebesitzer sind froh, wenn              Decken, Reitkleider usw. – ab
                                                                                      Stockmass        (vom
    Hochplateau der Freiberge im Kanton Jura. Der                                                             sich jemand ein- bis zweimal pro Woche um ihr                  5000 Franken
                                                                                      Boden bis zum
    Freiberger zeichnet sich neben seiner Vielseitig-                                                         Pferd kümmert. So kommen der «Pferdenarr» oder
                                                                                      höchsten Punkt der
    keit auch durch seinen ausgezeichneten Charak-                                                            die «Pferdenärrin» zu ihrem fast eigenen Pferd,             ■■ Weiterbildung: Reitstunden,
                                                                                      Schulter) von unter
    ter aus. Sein umgängliches Wesen macht ihn zum                                                            ohne aber dafür die volle Verantwortung überneh-               Kurse …
                                                         1,30 m bezeichnet. Das kleine Shettland-Pony ist
    idealen Freizeitpartner für Familien und Kinder.                                                          men zu müssen.
                                                         in der Schweiz besonders häufig vertreten.
    www.fm-ch.ch                                         Pferde über 1,30 m und unter 1,48 m werden
                                                         als Kleinpferde bezeichnet. Besonders bekannte
                                                         Kleinpferderassen in der Schweiz sind der Isländer
                                                         und der Haflinger aus Österreich.

               Rassen (Stand Ende 2016)
                 Rasse                                       Anzahl              in %
                 Warmblut                                   41 531                 40
                 Pony                                       26 344                 25
                 Freiberger                                 18 115                 17
                 Esel, Maultier, Maulesel                     7 954                  8
                                                                                                              Das eigene Pferd – ein nicht ganz billiger Traum.
                 Andere                                       6 767                  6
                 Vollblut                                     4 347                  4
                 Total                                     105 058                100
                                                                                                                           Pferde sind beliebte Freizeittiere. Sie sind
8                                                                                                                        aber auch mit grossem Aufwand verbunden.                                              9
Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Mein Stundenplan –

     Tagesablauf eines Pferdes                                                                         11.30 Uhr: Mach mal Platz!
                                                                                                       In einer Pferdeherde herrscht Ordnung. Es gibt einen Chef.
                          10.45 Uhr: Kratz mich mal!                                                   Wenn er einen Platz in Anspruch nimmt, müssen die anderen
                          Das Pferd ist ein Herdentier. Am liebsten ist es daher mit seinen            zur Seite gehen. Doch die Ränge sind nicht in Stein gemeisselt.
                          Artgenossen zusammen. Pferde brauchen soziale Kontakte, um                   Rangtiefere Pferde versuchen, in der Hierarchie aufzusteigen.
                          sich zu pflegen, zu raufen und zu spielen. Wichtig ist dabei                 Das gibt dann Gerangel und auch gröbere Raufereien in der

                                                                                                  12
                          die gegenseitige Fellpflege. Wenn ein Pferd ein anderes                            Herde, die aber nur selten zu Verletzungen führen.
                          mit den Zähnen zu kratzen beginnt, sieht das grob
                          aus, ist es aber nicht. Das Pferd zeigt damit
                          dem anderen, dass es auch gerne gekratzt
                          werden möchte.
                                                                                        11             1              11.45 Uhr: Ui, das war knapp!
                                                                                                                         Pferde sind Fluchttiere und daher sehr
                                                                                                                            schnell. Wenn irgendwo Gefahr droht,
                                                                                                                              rennen sie weg. So haben sie ihr Über-

                                                                       10                                            2
                          10.00 Uhr: Raus auf die Weide!                                                                        leben gesichert.
                          Pferde wollen sich bewegen kön-
                          nen. Sie stehen nicht gerne                                                                               12.00 Uhr: Endlich
                          den ganzen Tag in einer Box.                                                                               Mittagspause!
                          Ein grosser Auslauf oder eine                                                                               Pferde sind Meister im Kräfte
                          Weide sind ideal, um dem                                                                                    sparen. Obwohl sie noch auf-

                                                                  9                                                        3
                          Bewegungsdrang freien Lauf                                                                                   recht stehen, schlafen sie
                          zu lassen.                                                                                                   beinahe. Man nennt das Dö-
                                                                                                                                       sen. Richtig schlafen können
                          8.00 Uhr: Her mit den                                                                                       Pferde aber wie die Menschen
                          Körnern!                                                                                                    auch nur dann, wenn sie ablie-
                          Je nachdem, wie viel ein Pferd                                                                             gen.
                          leisten muss, erhält es zusätz-
                          lich zu Heu und Stroh noch ener-
                          gie-reiches Kraftfutter. Dabei han-           8                                           4               14.00 Uhr: Lass uns die
                                                                                                                                   Gegend unsicher machen!
                          delt es sich meistens um Getreide,                                                                     Viele Pferdebesitzer bewegen ihre
                          wie zum Beispiel Hafer.                                                                              Pferde fast täglich. Zuerst wird das
                                                                                                                            Pferd geputzt und die Hufe ausgekratzt.
                          7.00 Uhr: Endlich Frühstück!
                                                                                              7        5                 Die tägliche Pflege des Pferdes ist gleichzei-
                          Ein ausgewachsenes normal grosses Pferd
                          braucht bis zu 8 Kilogramm Heu. Zusätzlich erhält
                          es noch etwas Stroh. Das Pferd stammt ursprünglich aus
                                                                                                  6                  tig eine Kontrolle: Ist das Fell schön glänzend?
                                                                                                                 Hat es eine Wunde? Sind die Hufeisen noch gut?
                                                                                                           Sattel und Zaumzeug korrekt anlegen und einem Ausritt
                          der Steppe. Sein Magen ist eigentlich gewöhnt, während einer                 steht nichts mehr im Wege.
                          langen Zeit kleine Mengen karges Steppengras aufzunehmen.
                          Ideal für ein Pferd wäre demnach, während des Tages immer                    16.30 Uhr: Erst einmal im Dreck wälzen!
                          wieder kleine Mengen zu füttern. Das würde aber bedeuten,                    Hin und wieder juckt auch die Haut der Pferde. Da gibt es
                          dass ein Pferdehalter zu nichts anderem käme als zur Fütte-                  nichts Genüsslicheres, als sich auf den Boden zu liegen und
                          rung der Pferde. Deshalb wird die Heumenge auf zwei bis drei                 hin und her zu wälzen.
                          Mal pro Tag verteilt. Wichtig ist ein ständiger Zugang zu Was-
                          ser. Ein Pferd kann bis zu 50 Liter Wasser an einem Tag trinken.             18.00 Uhr: Feierabend!
10                                                                                                                                                                        11
Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Verschiedene Haltungsarten
     Pferdeberufe
     Für viele ist die Arbeit mit Pferden nicht nur ein
     Hobby, sondern ein Beruf. Rund ums Pferd gibt es
     verschiedene Berufsausbildungen.

                                                                                                                 Boxenhaltung
     n Pferdewart / Pferdewartin                             n Spezialist / in mit eidg. Fachausweis FA
     mit eidg. Berufsattest EBA                              Berufsbegleitend gibt es verschiedene Weiterbil-    Bei der Boxenhaltung hat jedes Pferd seine eigene Box. Während
     Pferdewartinnen und Pferdewarte helfen mit bei          dungsmöglichkeiten. Sie werden vor allem für Per-   des Tages kann es dann für gewöhnlich auf einen Auslauf, oft
     der täglichen Arbeit im Stall. Sie helfen mit bei der   sonen, die selbstständig sind (z.B. Pferdepension   auch zusammen mit anderen Pferden.
     Pflege der Pferde und der Anlagen. Auch stellen         oder Reitschule) empfohlen.
     sie die Pferde für den Reitunterricht bereit.

     n Pferdefachmann / Pferdefachfrau                       n Hufschmied / Hufschmiedin EFZ
     mit eidg. Fähigkeitszeugnis EFZ                         Neben anstatt auf dem Pferd, ist der Hufschmied.
     Pferdefachpersonen kümmern sich um alles rund           Er kommt alle 6 bis 8 Wochen vorbei und be-
     um das Pferd. Sie können zwischen sechs ver-            schlägt die Hufe der Pferde mit Eisen oder ande-
                                                                                                                 Gruppenhaltung
     schiedenen Fachrichtungen wählen: Pferdepflege,         ren Materialien, welche die Hufe vor Abnutzung
     Westernreiten, Gespannfahren, Pferderennsport,          schützen.                                           Bei der Gruppenhaltung leben alle Pferde Tag und Nacht zu-
     Gangpferdereiten und klassisches Reiten.                                                                    sammen. Es gibt einen Liegeplatz und einen Fressplatz. Die Tiere
                                                                                                                 können sich frei bewegen und selbst auswählen, an welchem Ort
     Weitere Berufe, die mit Pferden zu tun haben:                                 Mehr Infos unter:
                                                                                                                 sie gerade sein möchten.
     n Sattler / Sattlerin        n	 Tierarzt / Tierärztin                         www.pferdeberufe.ch
     n Wagner / Wagnerin n Experte / Expertin mit eidg. Diplom

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Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Wildpferde – ein freies                            Zum Beispiel durch das Trennen der Hengste
                                                        von der Herde. Nicht alle dieser frei lebenden
                                                                                                              Pferden
     Leben in der Herde                                 Pferde waren seit jeher wild. Bei den Mustangs in     begegnen
                                                        Amerika handelt es sich um Nachfahren derjeni-
     Obwohl die Menschen immer mehr Lebensraum          gen Pferde, die von den Spaniern nach Amerika
     beanspruchen, gibt es noch frei lebende Pferde-    gebracht wurden. Ursprünglich zahm, verwilder-
     herden. Und das fast überall auf der Welt. Nicht   ten sie wieder. In der Schweiz gibt es keine wilden
     alle Herden werden sich selbst überlassen. Teil-   Pferdeherden mehr.
     weise wird der Bestand geregelt.

              Die bekanntesten wilden Pferdeherden sind:
                                                                                                              n Pferderennen                                       n CSIO – Concours de Saut
                                                                                                              Es gibt verschiedene Arten von Pferderennen:         International Officiel
                                                                                                              Flach-, Hindernis- und Trabrennen. Am meisten        Der CSIO findet jährlich in St. Gallen statt. Bei
                                                                                                              Rennen finden auf den Pferderennbahnen in            dem internationalen Springturnier delegieren die
                                                                                                              Avenches und in Frauenfeld statt. Laut Schät-        nationalen Pferdesportverbände vier Reiter, die
                                                                                                              zungen werden in der Schweiz rund 450 Galopp-        jeweils eine Gruppe bilden. Sie kämpfen gemein-
                                                                                                              rennpferde und etwa gleich viele Traber trainiert.   sam um den Nationenpreis.
                Mustangs                    Camargue Pferde                Dülmener Pferd                     Gesunde Pferde laufen bis zu 10 Rennen pro Jahr.
                in Amerika                  in Frankreich                  in Deutschland                                                                          www.csio.ch
                                                                                                              www.horseracing.ch

                                                                                                              n Equus Helveticus                                   n Marché-Concours
                                                                                                              Das Equus Helveticus ist ein vielfältiges Pferde-    Am zweiten Wochenende im August findet in
                                                                                                              festival. Durchgeführt wird es beim Nationalgestüt   Saignélegier, im Herzen des Jura, der Marché-
                                                                                                              in Avenches. Familien, Reiter, Fahrer und Züchter    Concours statt. Und dieses Ereignis hat Tradi-
                                                                                                              treffen sich dort jedes Jahr, um an zahlreichen      tion: Seit 120 Jahren organisieren die Züchter
                                                                                                              Aktivitäten aus dem Reich der Pferde teilzuneh-      des Freiberger Pferdes diesen einmaligen Anlass.
                                                                                                              men. Während des Festivals finden Fahr- und          Viele originelle Darbietungen, grosse Paraden und
                                                                                                              Springturniere aber auch Rennen und Geschick-        spannende Rennen machen den Marché-Concours
                                                                                                              lichkeitsprüfungen statt.                            besonders sehenswert.

                       Namibisches Wildpferd               Brumby                                             www.equus-helveticus.ch/de                           www.marcheconcours.ch/de
                       in Namibia                          in Australien

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Pferde auf Schweizer Bauernhöfen - Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Inhalt
Pferde in der Schweiz – vom Arbeitstier zum Freizeitpartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Zu Besuch bei Familie Wüthrich  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Zu Besuch bei Familie Juillard-Pape  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Pferderassen in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Der Traum vom eigenen Pferd  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Mein Stundenplan – Tagesablauf eines Pferdes  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Pferdeberufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Verschiedene Haltungsarten  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Wildpferde – ein freies Leben in der Herde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Pferden begegnen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Impressum

Konzept und Herausgeber:
LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst, Bern
Ausgabe: 06.19.10’
Text: Julia Overney
Gestaltung: atelierQuer, Rena Witschi, Steffisburg
Fotos: LID, BauernZeitung, Pixelio, Julia Overney
Druck: Vögeli AG, Langnau

                 TM

                         Drucken, wie es die Natur tun würde:
                         Nach dem Cradle to Cradle®-Prinzip
                         werden ausschliesslich Substanzen
                         verwendet, die sicher in den biologischen
                         Kreislauf zurückgeführt werden können.

Diese Broschüre ist kostenlos erhältlich bei:

LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Weststrasse 10 | 3000 Bern 6
Tel. 031 359 59 77 | Fax 031 359 59 79
E-Mail: info@lid.ch | Internet: www.lid.ch

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