Pharmastandort Europa - Stärkung der Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit Tim Peter, Moritz Fink, Norbert Arnold

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Pharmastandort Europa - Stärkung der Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit Tim Peter, Moritz Fink, Norbert Arnold
Pharmastandort
Europa
Stärkung der Resilienz und
Wettbewerbsfähigkeit

Tim Peter, Moritz Fink, Norbert Arnold

                                         www.kas.de
Pharmastandort Europa - Stärkung der Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit Tim Peter, Moritz Fink, Norbert Arnold
Impressum

Herausgeberin:
Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2023, Berlin

Umschlagfoto: © zhane luk, stock.adobe.com
Icons: S. 3 yellow too, Pasiek Horntrich GbR, eigene Darstellung
Gestaltung: yellow too, Pasiek Horntrich GbR
Satz: Janine Höhle, Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.

Hergestellt mit finanzieller Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland.

Der Text dieses Werkes ist lizenziert unter den Bedingungen von „Creative
Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 inter­
national”, CC BY-SA 4.0 (abrufbar unter: https://creativecommons.org/licenses/
by-sa/4.0/legalcode.de).

ISBN 978-3-98574-139-7
Pharmastandort Europa | 1

Auf einen Blick

Die pharmazeutische Industrie in Europa ist Garant für innovative
und hochwertige Arzneimittel und besticht durch ihre wirtschaft­
liche Bedeutung. Gleichzeitig bestehen kritische Abhängigkeiten,
insbesondere bei bestimmten Generika und Wirkstoffen vor allem
aus China, Indien und verschiedenen südostasiatischen Staaten.

Zur Stärkung der Resilienz sollten Instrumente der Lieferketten­
diversifizierung, Vorratshaltung sowie Notfallproduktionskapazitäten
einer Produktionsrückverlagerung nach Europa vorgezogen werden,
um die erheblichen Mehrkosten für die europäischen Gesundheits­
systeme in Grenzen zu halten.

Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sollte anstelle von Industrie­
subventionen das Ökosystem Pharmaindustrie gestärkt werden.
Das umfasst unter anderem ein exzellentes Bildungssystem für
Fachkräfte, eine florierende Forschungs- und Entwicklungsland­
schaft, eine innovationsfördernde Umsetzung des europäischen
IPCEI Health sowie den Aufbau eines europäischen Gesundheits­
datenraums.
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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung                                         3

2. Stärkung der Resilienz                            5

  Abhängigkeiten bei pharmazeutischen Vorprodukten   7

3. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit                 11

  3.1 Forschung und Entwicklung                      11
  3.2 IPCEI Health                                   13
  3.3 Der Europäische Gesundheitsdatenraum           14

4. Fazit                                             16

Die Autoren                                          21

                                                                                 2
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1. Einleitung

Europas Pharmaindustrie ist sowohl eine innova­     Wert von 347 Milliarden Euro und zählte über
tive, wirtschaftlich bedeutende Branche als auch    835.000 Beschäftigte.2 Gleichzeitig ist sie essen­
wesentlicher Teil der Daseinsvorsorge in geoöko­    ziell für die Arzneimittelversorgung in Europa
nomisch angespannten Zeiten.                        und untermauerte zum Beispiel durch innovative
                                                    Impfstoffentwicklungen in der Covid-19-Pandemie
So exportierte die europäische1 Pharma­             ihre Krisenreaktionsfähigkeit. Die Strahlkraft des
industrie im Jahr 2020 Güter im Wert von etwa       Pharma- und Innovationsstandortes Europa geht
510 Milliarden Euro, importierte Güter im           deutlich über den Kontinent hinaus.

Europas Pharmaindustrie in Zahlen – Wertschätzung für Wertschöpfung

                     Exportierte Güter
                     2020
                     509,828 Mrd. Euro

                     Importierte Güter                     Handelsbilanz 2020
                     2020                                  162,704 Mrd. Euro
                     347,124 Mrd. Euro

     Insgesamt                      122.331 Beschäftigte          F&E-Ausgaben
     835.590 Beschäftigte           in F&E in 2020
                                                                  39,656 Mrd. Euro in 2020
     in 2020
                                                                  2017–2021
                                                                  durchschnittlich 4 % p.a.
                                                                  Wachstum

Eigene Darstellung
Quelle: EFPIA3
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Engpässe4 bei wichtigen Medikamenten treten          bewerbsfähigkeit würde damit nicht gestärkt. Viel­
seit vielen Jahren immer wieder auf. Zu Beginn       mehr ist ein chirurgisch präziser Eingriff geboten,
der Covid-19-Pandemie kam es zu massiven             der zunächst bestimmte Abhängigkeiten bei
Lieferproblemen aufgrund des weltweiten „Nach­       bestimmten Produkten und Vorprodukten genau
frageschocks“, aber auch zum Beispiel durch die      definiert. Und selbst bei diesen ist eine Rückver­
umfassenden Lockdowns in China und anderen           lagerung der Produktion wegen der enormen Kos­
wichtigen Zulieferländern in Südostasien. Die        ten nicht das erste Mittel der Wahl. Zunächst soll­
Abhängigkeit Europas von diesen Produktions­         ten unter anderem eine stärkere Diversifizierung
stätten im Medizin- und Pharmasektor, ins­           von Lieferketten und strategische Notfallkapazi­
besondere im generischen Segment und bei PPE-        täten inklusive Notfallproduktionskapazitäten
Materialien,5 wurde vielen erst durch die Pandemie   geprüft werden.
bewusst. Kommen zu unvorhergesehenen Krisen
auch noch Fertigungsprobleme hinzu, so haben         Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sollte auf
die Interdependenzen mit Fernost unweigerlich –      pauschale Subventionierung unter dem Deck­
zumindest kurzfristig – Auswirkungen auf globale     mantel der Resilienzstärkung verzichtet werden.
Lieferketten und somit auf die Arzneimittelver­      Subventionen verzerren die Effektivität des Mark­
sorgung innerhalb Europas. Verschärfend kam          tes und führen mittel- bis langfristig zu weni­
während der Pandemie hinzu, dass Indien ein          ger Wettbewerb und einer insgesamt sinkenden
Exportverbot von 26 Arzneimitteln, vorrangig         Wettbewerbsfähigkeit. Vielmehr sollte ein unter­
Antibiotika und Arzneimittelbestandteile, ver­       stützender Ordnungsrahmen geschaffen werden,
hängte.6 Diese Entwicklungen haben sowohl in         um das Ökosystem Pharmaindustrie zu stärken.
der Bevölkerung als auch bei Politikerinnen und      Dieser umfasst unter anderem ein exzellentes
Politikern große Besorgnis über einen mög­           Bildungssystem für Fachkräfte, eine florierende
lichen Medikamentenmangel und asymmetrische          Forschungs- und Entwicklungslandschaft, eine
Verflechtungen in den globalen pharmazeuti­          innovationsfördernde Umsetzung des europäi­
schen Lieferketten ausgelöst und neue Initiativen    schen IPCEI Health sowie den Aufbau eines euro­
angestoßen.                                          päischen Gesundheitsdatenraums. Innerhalb die­
                                                     ses Rahmens sollten einzelne Unternehmen, vom
Deshalb muss bei der Stärkung der europäischen       Konzern bis zum Start-up, beste Bedingungen
Pharmaindustrie zweierlei bedacht werden: die        finden, um ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit ent­
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Resi­      wickeln zu können.
lienz bezüglich der gesundheitlichen Versorgungs­
sicherheit. Beide Ziele ergänzen einander, müssen    Im folgenden Kapitel wird zunächst auf die Stär­
aber im Ansatz und der Wahl der Instrumente von­     kung der Resilienz eingegangen sowie zielführende
einander getrennt werden. Beispielsweise würde       Instrumente erläutert. Im darauffolgenden Kapitel
eine pauschale Rückverlagerung großer Teile der      werden die aufgelisteten Bereiche zur Stärkung der
Arzneimittelproduktion nach Europa zu hohen Kos­     Wettbewerbsfähigkeit näher ausgeführt und Wege
ten sowohl für die Arzneimittelhersteller als auch   zu einer umfassenden Unterstützung des Öko­
für das Gesundheitssystem und somit unweigerlich     systems Pharmaindustrie aufgezeigt.
für die Bürgerinnen und Bürger führen. Die Wett­
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2. Stärkung der Resilienz

Bei den Überlegungen zur Stärkung der Resilienz        erfuhr im Rahmen der europäischen Gesundheits­
Europas steht die „Entwicklung einer zukunfts­         union eine Mandatserweiterung, die nun stärker
fähigen Strategie zur Gestaltung einer langfristigen   als zuvor die Überwachung von Lieferengpässen
Versorgungssicherheit“ und zur „Stärkung der           betrifft. Innerhalb der EMA wird eine Behörde, die
pharmazeutischen Produktion“ gegenüber einer           sogenannte „Executive Steering Group on Shor­
Verringerung der Abhängigkeit von wenigen Län­         tages and Safety of Medicinal Products“ (MSSG)
dern und Produktionsstätten im Mittelpunkt.7           eingerichtet, die für die Erstellung einer Liste
Dagegen hat die Forderung nach einer pauschalen        kritischer Arzneimittel verantwortlich ist. Weiter­
Rückverlagerung der Arzneimittelproduktion nach        hin werden von der EMA Empfehlungen zur Ver­
Europa vor allem präventiven Charakter und kann        meidung von Engpässen erarbeitet.10 In der im
kurzfristige Engpässe nicht beheben. Differenzier­     Aufbau befindlichen EU-Gesundheitsunion wer­
ter setzt auch die neu geschaffene EU-Behörde          den die Notfallbehörde HERA und die EMA folg­
für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesund­       lich eng zusammenarbeiten und im Tandem für
heitlichen Notlagen (HERA) an, deren Arbeit sich in    ein verbessertes Frühwarnsystem bei möglichen
„Vorsorge“ und „Krisenreaktion“ unterteilt. Speziell   Arzneimittelengpässen sorgen.
im Bereich der „Vorsorge“ werden die Aufgaben
„Bewältigung der Marktherausforderungen und            In Anbetracht dessen ist eine umfassende Stär­
Stärkung der offenen strategischen Autonomie“          kung der Widerstandsfähigkeit Europas in der
wie auch die „Sicherstellung bei der Bereitstellung    Arzneimittelversorgung geboten. Das beinhaltet
von medizinischen Gegenmaßnahmen“ genannt.             zuvorderst, den Import von kritischen Vor­
Letzteres setzt sich die Beschaffung, Bevorratung      produkten aus China, Indien und verschiedenen
und Verteilung von medizinischen Gütern inner­         südostasiatischen Ländern zu verringern. Bei
halb der EU zum Ziel und will Lieferengpässe           denjenigen Produkten und Grundstoffen, die als
erkennen, bevor diese zu Versorgungsengpässen          besonders kritisch und versorgungsrelevant für
werden.8                                               die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in
                                                       der EU gelten und die in Nicht-EU-Ländern pro­
Denn, so formuliert es das Europäische Parla­          duziert werden, sollte über eine Diversifizierung
ment (EP) in seiner Resolution 2020, „Public           der Lieferketten, den Aufbau von Notfallreserven
health has become a geostrategic weapon that           und Notfallkapazitäten bis hin zu einer komplet­
can bring a continent to its knees“. Nach Angaben      ten Rückverlagerung nach Europa im absoluten
der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat         Ausnahmefall nachgedacht werden. Dabei kann
sich die Zahl der Arzneimittellieferengpässe zwi­      ein entscheidendes Kriterium sein, wie häufig
schen 2000 und 2018 um das 20-fache und seit           ein Arzneimittel in den zurückliegenden Jahren
2008 um das 12-fache erhöht, was in erster Linie       als Liefer- oder sogar Versorgungsengpass ein­
auf anfällige Lieferketten zurückzuführen ist, die     gestuft worden ist; auch die vorhandene Anzahl
mit einer begrenzten Anzahl von Chemikalien­           der Produktionsstätten (Herstellerkonzentration)
herstellern in China verbunden sind.9 Die EMA          für bestimmte Medikamente sollte in die
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Überlegungen eingehen.11 Die WHO-Liste für               verträge wird ergänzend zum Preis das Zuschlags­
besonders versorgungsrelevante Medikamente               kriterium beziehungsweise Los „Anteil der Wirk­
liefert einen ersten Ansatz. Eine sogenannte             stoffproduktion in der EU“ vergeben.16 Aktuell
„Positivliste unverzichtbarer Arzneimittel“ ist aller­   schließen die Krankenkassen mit den günstigsten
dings nicht immer einfach zu realisieren, wie Karl       Herstellern Verträge (teilweise exklusive Rabatt­
Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arznei­        verträge). Apotheken dürfen nur diese Arznei­
mittel und Medizinprodukte (BfArM), anmerkt.             mittel abgeben. Künftig sollen Hersteller berück­
Seiner Auffassung nach haben in Deutschland              sichtigt werden, die in Europa produzieren, was
verschiedene Fachgesellschaften die aus ihrer            wiederum die Produktion in Europa ankurbeln
Sicht wichtigsten und unabdingbaren Medika­              und bessere Verfügbarkeiten von Arzneimitteln
mente genannt, was zu einer langen und somit             gewährleisten soll.17 Dieser Schritt wird zwar von
unbrauchbaren Liste führe.12                             der Industrie begrüßt, jedoch ist mehr als frag­
                                                         lich, ob sich dadurch Lieferengpässe gänzlich ver­
Die EU-Kommission schlägt in ihrem Dokument              meiden lassen. Auch dürfte es mehr als nur die
zum Strukturierten Dialog über die Sicherheit der        Reform der bestehenden Rabattverträge – wohl­
Arzneimittelversorgung vor, kritische Arzneimittel       gemerkt hier nur auf Deutschland bezogen –
anhand ihrer therapeutischen Indikation und der          brauchen, um dadurch die Standortbedingungen
Verfügbarkeit geeigneter Alternativen zu identi­         in Europa für pharmazeutische Unternehmen
fizieren.13 In einem nächsten Schritt sollen für die     weiter zu heben und langfristige Verbesserungen
ermittelten Arzneimittel strategische Abhängig­          in der Versorgungssicherheit herbeizuführen. Eine
keiten und EU-Herstellungskapazitäten offengelegt        Stärkung der Resilienz im Sinne der Versorgungs­
werden. Die mit dem 1. Januar 2023 begonnene             sicherheit muss deswegen zwingend europäisch
schwedische EU-Ratspräsidentschaft räumt dem             gedacht werden.
Thema Arzneimittel Vorrang ein, wie es in ihrem
Programm heißt.14 Dementsprechend solle das              Eine Honorierung der Produktion in Europa oder
umfangreiche Pharmapaket der EU-Kommission,              zumindest Teile der Produktionsschritte von ver­
das bereits für Dezember 2022 datiert war, bald­         sorgungskritischen Wirkstoffen in Europa würde
möglichst vorgestellt werden. Die Änderungen             zumindest eine Einpreisung des „geopolitischen
in der Arzneimittelgesetzgebung sollen nach den          Risikos“ darstellen und die Liefer- beziehungsweise
Worten von EU-Gesundheitskommissarin Stella              Planungssicherheit erhöhen, wobei eine europäi­
Kyriakides Ende März erfolgen. Nach Angaben der          sche Produktion kurzfristig nicht auf Nachfrage­
EMA waren zuletzt in 26 EU-Ländern Liefereng­            schocks reagieren kann.18 Sicherlich würde aber
pässe bei Antibiotika zu registrieren. Frühzeitigere     eine teilweise europäische Produktion von Aus­
und verpflichtende Meldungen von drohenden               gangsstoffen bessere Umwelt- und Arbeitsschutz­
Lieferengpässen bei Arzneimitteln sollen nach            standards miteinbeziehen. Die erheblichen Mehr­
Plänen der Kommission eingeführt werden.15               kosten für die nationalen Gesundheitssysteme sind
                                                         hier zunächst einmal ausgeklammert.
Die oben genannten Maßnahmen können kom­
plementär wirken und sich gegenseitig ver­               Die Eckpunkte aus dem Bundesministerium
stärken. Dazu passt die Ankündigung von Bundes­          für Gesundheit (BMG), die inzwischen in einen
gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die           Referentenentwurf zum „Gesetz zur Bekämpfung
bestehende Praxis bei der Vergabe von Rabattver­         von Lieferengpässen bei patentfreien Arznei­
trägen nach der Logik des niedrigsten Hersteller­        mitteln und zur Verbesserung der Versorgung
preises in Deutschland zu reformieren und künftig        mit Kinderarzneimitteln“ (ALBVVG) übergegangen
Standortberücksichtigungen in die Rabattver­             sind, dürften auch die Debatte nach der auto­
tragsausschreibungen zu integrieren. So sollen           matischen Substitution von Biosimilars anheizen,
Krankenkassen dazu verpflichtet werden, bei Her­         die im Gesetz für mehr Sicherheit in der Arznei­
stellern einzukaufen, die mit teureren Wirkstoffen       mittelversorgung (GSAV) beschlossen- und
produzieren. In den Ausschreibungen der Rabatt­          kurzfristig um ein Jahr nach hinten verschoben
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wurde.19 Dabei geht es um die Verpflichtung           Arzneimittelimporte aufmerksam, wonach 60 bis
vonseiten der Apothekerschaft bei einem bio­          80 Prozent aller API aus China und Indien stam­
logischen Arzneimittel (Biologika), ein möglichst     men.22 Indien erhält (Stand 2020) wiederum selbst
preisgünstiges Präparat abzugeben, sofern dies        70 Prozent seiner Pharmawirkstoffe aus China,
nicht anders von einer Ärztin oder einem Arzt         vor Ort werden dann Generika für den europäi­
gekennzeichnet wurde. Der erhoffte Wettbewerb         schen und globalen Markt gefertigt. Obwohl China
soll hierbei die Kosten für biopharmazeutische        und Indien des Öfteren in einem Atemzug als die
Arzneimittel senken. Die Befürchtung, wonach          Pharmaschwergewichte in Asien genannt wer­
sich im biologischen Arzneimittelbereich ähnliche     den, spielt China aufgrund seiner Produktions­
Zustände wie im generischen (Abhängigkeiten,          kapazitäten von chemischen Vorstoffen und APIs
Herstellerkonzentrationen, Lieferengpässe) ein­       in den globalen Lieferketten eine übergeordnete
stellen können, wird beispielsweise von der           Rolle.23 Nichtsdestotrotz ragt Indien als weltweit
Industrie vorgebracht.20 Diese Überlegungen gilt      größter Anbieter von Generika heraus und stellt
es auch bei der nachgelagerten Frage nach dem         20 Prozent des Weltbedarfs her.24 Diese Ver­
Erhalt und dem Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit        kettung unterstreicht die Dominanz von China bei
zu berücksichtigen.                                   den Wirkstoffen (APIs). Nirgendwo sonst kön­
                                                      nen aktuell derart große Mengen der zugrunde­
Erklärtes Ziel ist die Stärkung des Pharmastand­      liegenden Wirkstoffe für Arzneimittel so billig pro­
ortes Europa sowie eine Diversifizierung der          duziert werden.25 Insgesamt liegen 68 Prozent der
Lieferketten. Denn Diversifizierung erhöht die        Produktionsorte von für Europa bestimmten Wirk­
Versorgungssicherheit. Falls ein Standort ausfällt,   stoffen in Asien, vorrangig in Indien und China.26
auch der eigene in Europa, kann ein anderer dies
kompensieren. Wichtig ist die Übersicht der vor­      Betrachtet man beispielsweise den spezifischen
handenen Anbieter und eine bessere Transparenz        Bereich der Antibiotika, lässt sich festhalten, dass
der Versorgungs- und Lieferstrukturen, sodass         China 80 bis 90 Prozent der globalen Wirkstoff­
nicht mehrere Hersteller unwissentlich vom glei­      mengen (API) für Antibiotika zur Verfügung stellt
chen Produktionsstandort Ware beziehen. Dazu          sowie 42,4 Prozent aller fertigen Antibiotika (Finis­
gehört auch die Abfrage der Industrie, beispiels­     hed Pharmaceutical Products) weltweit exportiert.27
weise in einem Pharmadialog oder im Beirat zu         Die EU bezieht 7,0 Prozent ihrer fertigen Antibiotika
Liefer- und Versorgungsengpässen mit mehreren         aus China.28 In seiner Analyse zur „offenen strategi­
Akteuren beim Bundesinstitut für Arzneimittel und     schen Autonomie der EU im Bereich Arzneimittel“
Medizinprodukte (BfArM) wie am Beispiel Deutsch­      regt Michael Bayerlein von der Stiftung Wissen­
land. Das BfArM soll im Zuge des Referenten­          schaft und Politik an, einen speziellen Fokus auf
entwurfs zum ALBVVG einen Ausbau des gesetz­          Antibiotika-API bei der Betrachtung von Abhängig­
lichen Handlungsrahmens erfahren, indem ein           keiten zu legen. Denn nur die Unterscheidung zwi­
Frühwarnsystem zur Erkennung von drohenden            schen fertigen pharmazeutischen Produkten und
Lieferengpässen eingerichtet werden soll.21           den chemischen Vorprodukten, den Wirkstoffen,
                                                      die zur weiteren Verwendung und Herstellung
                                                      gebraucht werden, mache eine gezieltere Fest­
Abhängigkeiten bei pharmazeutischen                   stellung von Abhängigkeiten im Antibiotikabereich
Vorprodukten                                          sichtbar.29 Außerdem spielen Antibiotika für die
                                                      breite Versorgung in der Bevölkerung und bei
Europa bezieht einen Großteil seiner pharmazeu­       medizinischen Behandlungen eine wichtige Rolle.
tischen Vorprodukte (Engl. Active Pharmaceutical      Wie die Grafik erkennen lässt, besteht eine starke
Ingredients, API) aus China und Indien. Bereits       Importkonzentration als Anteil der zuordenbaren
2020 machte das Europäische Parlament in einer        Gesamtmenge von Antibiotika-API in die EU.
Resolution auf die geopolitische Dimension der
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Import von Antibiotika (API) in die EU
Anteil in Prozent der zuordenbaren Gesamtmenge

Quelle: Stiftung Wissenschaft und Politik30

Zwar ist der monetäre Wert dieser Vorleistungen      Antibiotika aus China. Die Abhängigkeit bei der
insgesamt sehr gering, muss aber nicht unbedingt     Herstellung von Wirkstoffkomponenten und API,
für die importierten Mengen gelten, sodass stra­     über die wiederum Generika gefertigt werden,
tegische Abhängigkeiten bei einzelnen Gene­          betrifft nicht nur Deutschland und Europa, son­
rika wie Antibiotika (zum Beispiel Penecillin) und   dern ist ein globales Phänomen.33
vor allem deren zugrundeliegenden Wirkstoffen
nicht auszuschließen sind.31 Zum Vergleich: Mit      Durch den erheblichen Kostendruck bei gene­
einem Anteil von fast 80 Prozent an den täglich      rischen, also patentfreien Arzneien, und Basis­
benötigten Arzneimitteldosen stellen vor allem       chemikalien wurde in den letzten Jahrzehnten
Generika den überwiegenden Teil der in Deutsch­      die Produktion schrittweise aus Europa weg ver­
land abgegebenen verschreibungspflichtigen           lagert.34 Zwar haben sich in der Pandemie vor
Arzneimittel dar, wobei Generika aber nur 9,3 Pro­   allem diversifizierte Produktions- und Liefer­
zent der Arzneimittelkosten ausmachen.32 Diese       ketten mit Kapazitätsreserven bewährt, nichts­
Generika umfassen zum Beispiel weit verbreitete      destotrotz waren Abhängigkeiten insbesondere
Antibiotika wie Amoxicillin, Schmerzmittel wie       bei niedrigpreisigen Produkten festzustellen.35
Aspirin und Paracetamol. Nach einem Bericht          Als Sofortmaßnahme sollten deswegen Produk­
des Centers for Infectious Disease Research and      tions- und Lieferketten nach Möglichkeit diversi­
Policy der Universität Minnesota stammen nahezu      fiziert werden, um die Versorgungssicherheit zu
100 Prozent des Wirkstoffes für Medikamente wie      erhöhen und strategische Abhängigkeiten von
Penicillin G, Levodopa und Paracetamol und mehr      wenigen Anbietern zu verringern. Zwar sind chi­
als zwei Drittel des Wirkstoffes für andere wich­    nesische Hersteller nahezu konkurrenzlos güns­
tige Medikamente wie Antidiabetika, Blutdruck­       tig, doch gibt es, wie weiter unten geschildert,
senker, antiretrovirale Medikamente und andere       Maßnahmen, die eine Diversifizierung von Liefer­
Pharmastandort Europa | 9

ketten unterstützen. Hier ist beispielsweise           angelegte Subventionen bei Produktionsprozessen
die Marktmacht der Europäischen Union über             (beispielsweise über einen Zuschuss zu den Her­
gemeinsame Einkäufe von Vorteil.                       stellungskosten, um Fix- und/oder variable Kosten
                                                       oder Personal- und Energiekosten zu senken) wir­
Die Produktion beziehungsweise Produktions­            ken zudem innovationshemmend.40
schritte versorgungsrelevanter Wirkstoffe oder
Arzneimittel nach Deutschland oder in andere           Ein weiteres Instrument sind sogenannte
europäische Länder komplett zurückzuver­               Differenzkostenverträge von staatlicher Seite:
langen, erscheint im gegenwärtigen Stadium als         eine europäische Agentur (gemeinsame öffentli­
ein „ungewisses, zeit- und vor allem kostspieliges     che Beschaffung) wie HERA schreibt zum Beispiel
Vorhaben“36. Außerdem ist unklar, wie künftig          die Lieferung von mehreren Tonnen Antibiotika
Produktionsverlagerungen nach China verhindert         beziehungsweise Antibiotika-APIs bei einem nicht
werden sollen, wenn aktuell innovative Arznei­         chinesischen Lieferanten aus und erstattet die
mittel ihren Patentschutz verlieren.37 Einen mög­      Differenz zwischen dem höheren Produktions­
lichen Input liefert dazu die Machbarkeitsstudie       preis und dem auf chinesischem Niveau liegen­
Versorgungssicherheit mit Antibiotika: Wege zur        den Weltmarktpreis. Durch die Ausschreibung
Produktion von Antibiotikawirkstoffen in Deutsch-      würde die EU in die Lage versetzt, den weltweit
land beziehungsweise der EU, erstellt im Auftrag       besten Anbieter auszuwählen, der Weltmarkt
der Generikaindustrie von der Unternehmens­            würde weiter – nur unter Umgehung Chinas –
beratung Roland Berger.38 Sie untersucht am            funktionieren.41 Dieses Instrument könnte vor
Beispiel der Cephalosporine (eine Gruppe von           allem beim Einkauf von APIs in Partnerländern
Breitbandantibiotika, die in der klinischen Praxis     schnell Anwendung finden. Eine Honorierung
häufig zum Einsatz kommen) drei Modelle, wie           über ein Extralos bei den Rabattverträgen hin­
die Wirkstoffproduktion (API) wieder in Europa         sichtlich Standortberücksichtigung trägt dieser
intensiviert werden könnte. Alle drei Szenarien,       Logik ebenfalls Rechnung. Allerdings wäre die­
die von einer Rückverlagerung der Produktion von       ses Vorgehen eher nicht WTO-konform, obwohl
Antibiotikawirkstoffen bei unterschiedlich hoher       aufgrund des nicht funktionsfähigen Streit­
Mengenproduktion ausgehen, wären allerdings            schlichtungsmechanismus formal keine Hand­
nicht wirtschaftlich. Die Gründe hierfür sind offen­   habe besteht, dagegen vorzugehen.
sichtlich: höhere Personal- und Investitionskosten
in Deutschland und Europa sowie generell höhere        Im Rahmen der gemeinsamen rescEU-Reserve
Standards.                                             zur Vorratshaltung und Verteilung unter den
                                                       EU-Mitgliedstaaten ist zudem eine strategi­
Die Autorinnen und Autoren verweisen in ihrer          sche Reserve an medizinischer Ausrüstung
Lösungsskizze auf staatliche Unterstützungs­           und Medikamenten entstanden.42 Neben einer
programme. Zunächst mit i) staatlichen Eingriffen      gemeinsamen öffentlichen Ausschreibung kön­
beim Preis, ii) durch Subventionen (Zuschuss Her­      nen auch Abnahmegarantien einer bestimmten
stellungskosten und Investitionsbezuschussungen        Produktionsfirma bei genannten Produktkate­
zur Reduktion der Abschreibungshöhe), um lokale        gorien in Betracht gezogen werden – ein recht
Produktion wettbewerbsfähig zu halten, und iii)        risikoloses Unterfangen.
durch eine Förderung von Herstellern, die Extra­
kapazitäten für die Produktion bereitstellen.39 Sub­   Einer vom Unternehmen IQVIA durchgeführten
ventionen zur Unterstützung von Innovationen           Umfrage zufolge wären 52 größere Pharma­
und für die Ansiedlung einer europäischen API-         unternehmen beziehungsweise 71 Prozent von
Lieferkette könnten nötig sein: Allerdings gilt bei    ihnen bereit, in die europäische API-Lieferkette
Subventionen wie so oft, dass diese nicht mit der      zu investieren, wenn die „wirtschaftlichen Hinder­
„Gießkanne“ verteilt werden dürfen, sondern nur in     nisse“ (Preis, vorhandene Herstellungskapazitäten)
relevanten beziehungsweise kritischen Bereichen        überwunden werden könnten. Europäische Lie­
wie bei den APIs eingesetzt werden. Zu großzügig       feranten bestechen vor allem in Bezug auf Zuver­
Pharmastandort Europa | 10

lässigkeit und Konformität.43 In den USA ist bereits   gestaltete Diversifizierung von Lieferketten, Auf­
viel Geld investiert worden, um unter anderem die      bau einer Arzneimittelreserve rescEU-Reserve und
Produktion von Basischemikalien ins eigene Land        Bevorratung von Rohmaterialien und pharmazeu­
zurückzuholen. Und auch innerhalb von Europa           tischen Wirkstoffen) braucht. Jedenfalls dürften
sind Tendenzen zu beobachten, die Abhängigkeit         infolge der Überlegungen nach einer Diversi­
von chinesischen Arzneimitteln zu reduzieren. In       fizierung der Lieferketten, beispielsweise über
Österreich gibt es bereits eine spezielle staatliche   die Extrahonorierung einer europäischen API-
Förderung für die Antibiotikaproduktion.44             Lieferkette oder aber einer teilweisen Rückver­
                                                       lagerung von Produktionsstandorten, die finan­
Die Ansiedlung von Forschungs- und Produktions­        ziellen Belastungen der gesetzlichen und privaten
stätten in Europa hängt also im großen Maße von        Krankenkassen aufgrund höherer Medikamenten­
verlässlichen industriepolitischen und regulato­       preise in Deutschland und der EU steigen. Hier­
rischen Rahmenbedingungen ab, die im Kapi­             zulande würde dadurch der Gesundheitsfonds
tel „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit“ auf­           weitere staatliche Zuschüsse benötigen, um den
gegriffen werden. Um diese zu fördern, braucht         Zusatzbeitrag in der Krankenversicherung einiger­
es eine positive Anreizpolitik und keinen Zwang        maßen konstant zu halten. Angesichts multi­
zur Relokalisierung für Unternehmen. Für diese         pler Krisen, einer hohen Inflation und klammen
Fragestellung ist also die Politik verantwort­         öffentlichen Kassen dürfte den Patientinnen und
lich – dabei sollte allerdings festgehalten wer­       Patienten beziehungsweise Bürgerinnen und Bür­
den, dass es bis zu einem gestärkten Pharma­           gern ein weiterer Anstieg der Kassenbeiträge oder
standort Europa auch kurz- und mittelfristige          Zuzahlungen zu den Arzneimitteln schwer zu ver­
Überbrückungsmaßnahmen (zum Beispiel aktiv             mitteln sein.
Pharmastandort Europa | 11

3. Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit

3.1 Forschung und Entwicklung                        Ein weiterer Aspekt mahnt dazu, die F&E-Anstren­
                                                     gungen in der EU nicht zu vernachlässigen: Die
Die Stärken des Pharmastandortes Europa liegen       Pharmaforschung in China und anderen Schwellen­
nicht in pharmazeutischen Vor- und Massen­           ländern steigt rapide an; der Abstand zur EU und
produkten, sondern in hochwertigen F&E-intensi­      zu den USA wird kleiner. Im Zeitraum 2017 bis
ven Erzeugnissen. Damit Europa dauerhaft einen       2020 stiegen die F&E-Ausgaben für Pharma in
Spitzenplatz im globalen Pharmawettbewerb            China durchschnittlich pro Jahr um 12,9 Prozent,
behält, müssen Forschung und Entwicklung für         in den USA dagegen nur um 8,5 Prozent und in
neue und hochwertige Pharmazeutika gefördert         Europa sogar nur um 4 Prozent.48 Von den 2021 im
werden.                                              weltweiten Medikamentenmarkt neu eingeführten
                                                     95 Substanzen stammen 35 aus den USA, 19 aus
Die pharmazeutische Industrie gehört neben der       Europa und immerhin 18 aus China. Damit wird
Automobilindustrie zu den innovationsstärksten       China in Zukunft nicht nur weiterhin ein wichti­
Branchen in Europa. 2020 gab es in der pharma­       ger Lieferant von pharmazeutischen Grundstoffen
zeutischen Industrie 122.000 F&E-Arbeitsplätze       und preiswerten Medikamenten sein, sondern ein
und es wurden 39,7 Milliarden Euro in Forschung      ernsthafter Konkurrent im pharmazeutischen High-
und Entwicklung investiert.45                        Tech-Segment mit einer wachsenden F&E-Leistung
                                                     und einer effektiven Umsetzung in neue Produkte.49
In der Europäischen Union – das heißt, ohne
pharmastarke europäische Länder wie die              Die pharmazeutische Forschung und Entwicklung
Schweiz und das Vereinigte Königreich – wur­         in Europa profitiert von einer guten Forschungs­
den 2019 22,1 Milliarden Euro in die Entwicklung     infrastruktur und einem leistungsfähigen Wis­
neuer Medikamente investiert; das ist mehr als in    senschafts- und Hochschulsystem, das exzellent
Japan, China und Indien zusammen.46 Dies belegt      ausgebildete Wissenschaftlerinnen und Wissen­
die Innovationsstärke der europäischen Pharma­       schaftler auf den Arbeitsmarkt entlässt, und das als
industrie. Dennoch gibt es keinen Grund zur Ent­     Kooperationspartner für forschende Unternehmen
warnung. Der Unterschied zwischen der EU und         zur Verfügung steht. Mit Blick auf die pharmazeuti­
den Vereinigten Staaten als stärkstem Pharma­        sche Industrie gibt es eine Arbeitsteilung zwischen
standort weltweit ist enorm: In den USA wur­         der öffentlich geförderten Forschung an Hoch­
den 2019 58,0 Milliarden Euro in die Entwicklung     schulen und außerhochschulischen Forschungs­
neuer Medikamente investiert, also mehr als          einrichtungen und Unternehmen. In öffentlich
doppelt so viel wie in der EU.47 Außerdem hält die   geförderten Instituten wird hauptsächlich Grund­
Verschiebung von Forschung und Entwicklung           lagenforschung betrieben, etwa Grundstoffe identi­
zugunsten der Vereinigten Staaten weiter an. Der     fiziert, die eine nützliche pharmazeutische Wirkung
Rückstand der Europäischen Union wird größer.        entfalten könnten. Die pharmazeutische Industrie
Pharmastandort Europa | 12

greift vielfach diese Ergebnisse aus der Grund­           Der dringende Bedarf an Forschung für Diagnos­
lagenforschung auf und entwickelt sie weiter und          tika, Impfstoffe, Antibiotika und Pharmazeutika
lässt sie schließlich, im positiven Fall, in die Klini­   wird betont.57
sche Forschung einfließen. Neue Regelungen50 ver­
bessern mit der Einführung des Clinical Trials Infor­     Die Arzneimittelstrategie für Europa setzt eben­
mation System (CTIS)51 die klinische Prüfung neuer        falls einen Schwerpunkt auf die Förderung von
Arzneimittel.52                                           Forschung und Entwicklung „hochwertiger, siche­
                                                          rer, wirksamer und umweltfreundlicherer Arznei­
Die Forschungszusammenarbeit und Aufgaben­                mittel“58. Viele weitere Förderprogramme, wie zur
teilung zwischen Industrie und öffentlich                 Krebs-59 oder Coronaforschung60 oder der euro­
geförderten Einrichtungen sind nicht starr, son­          päische Gesundheitsdatenraum (European Health
dern flexibel gestaltet. Besonders eng verzahnt           Data Space, EHDS)61, machen den Forschungs­
ist sie im Hinblick auf Bio- und Gentechnologie,          standort Europa für die pharmazeutische Indus­
die für die Herstellung neuer Pharmazeutika (Bio­         trie interessant. An der Schnittstelle von F&E zur
pharmaka) immer wichtiger werden; hier lassen             wirtschaftlichen Nutzung übernimmt die Euro­
sich Grundlagenforschung und anwendungs­                  päische Arzneimittel-Agentur (EMA)62 zentrale
orientierte Forschung kaum noch trennen.                  Aufgaben. Durch die weitere Harmonisierung der
Dafür spricht die florierende Biotech-Start-up-           Zulassung neuer Pharmazeutika, zum Beispiel
Szene, besonders in den USA, aber auch in vie­            bei Orphan Drugs, würde der Pharmastandort
len Ländern Europas, die sich vor allem durch             Europa weiter an Attraktivität gewinnen. Auch die
Ausgründungen von öffentlich geförderten                  European Health Emergency Preparedness and
Forschungseinrichtungen speist.                           Response Authority (HERA) entfaltet mit Blick auf
                                                          künftige Pandemiesituationen Forschungsaktivi­
Durch die pharmazeutisch relevante Grund­                 täten, die dem Pharmastandort zugutekommen.63
lagenforschung an Hochschulen und außer­
hochschulischen Forschungseinrichtungen ist               Zusammenfassend wird deutlich, dass die
die öffentliche Hand eng im pharmazeutischen              Pharmabranche in Europa hohe Innovations­
Innovationsgeschehen eingebunden. Darü­                   potenziale hat. Mit einer starken Forschung und
ber hinaus kann sie durch Forschungsförder­               Entwicklung kann sie sich im wissensintensiven
programme die forschende pharmazeutische                  und hochpreisigen Pharmasegment global
Industrie direkt fördern. Und schließlich hat sie,        behaupten. Hauptkonkurrenten sind Pharma­
etwa durch Abbau von bürokratischer Über­                 unternehmen in den USA und zunehmend in
regulierung,53 wie sie zum Beispiel bei der               China. Um den Pharmastandort Europa weiterhin
Genehmigung neuer Produktionsstätten oder                 konkurrenzfähig zu halten, ergeben sich hinsicht­
der Prüfung und Zulassung neuer Medikamente               lich F&E folgende Aufgaben: 1. Schnellere Ver­
auftritt, durch die Einführung forschungsfreund­          fahren und weniger Bürokratie für Forschungs­
licher Rahmenbedingungen und die zügige                   projekte, insbesondere in der klinischen Phase,
Genehmigung von neuen Medikamenten einen                  und für die europaweite Zulassung neuer Phar­
direkten Einfluss auf die Innovativität des               maka. 2. Weitere steuerliche Entlastungen für
Pharmastandortes Europa.54                                Forschung und Entwicklung. 3. Ausbau des Wis­
                                                          senschafts- und Hochschulsystems, insbesondere
Im Rahmenprogramm für Forschung und Innova­               in den Fachbereichen Lifesciences, Gesundheits­
tion „Horizon 2020“ sind zum Forschungsgebiet             wissenschaften und vor allem Bio- und Gen­
Pharmakologie und Pharmazie 2347 Forschungs­              technologie sowie Förderung der Kooperationen
projekte, die in den letzten Jahren durchgeführt          zwischen staatlich geförderter Forschung und
wurden, aufgelistet.55 Auch das neue Förder­              forschenden Unternehmen. 4. Enge Einbindung
programm „Horizon Europe“ unterstützt die                 der F&E-starken Pharmastandorte Schweiz und
gesundheitsrelevante Forschung intensiv. Ins­             Vereinigtes Königreich in das Forschungsnetz­
gesamt sind 8,2 Milliarden Euro vorgesehen.56             werk der Europäischen Union.
Pharmastandort Europa | 13

3.2 IPCEI Health                                      die Behandlung von Antibiotikaresistenzen und
                                                      seltenen Krankheiten sowie die Entwicklung von
Wichtige Vorhaben von Gemeinsamem Europäi­            Gen- und Zelltherapien umfassen.72
schen Interesse (Engl. Important Projects of Com­
mon European Interest, IPCEI) beschreiben trans­      Da staatliche Beihilfen einen erheblichen Ein­
nationale Kooperationen, für die eine Ausnahme        griff in den europäischen Binnenmarkt darstellen,
im EU-Beihilferecht gilt. Grundlage ist Artikel 107   muss eine Förderung streng begründet werden.
(3b) des Vertrags über die Arbeitsweise der Euro­     Laut den aktualisierten Kriterien der Kommission73
päischen Union (VAEU).64 Bisherige IPCEI-Initiati­    müssen IPCEI einen Beitrag zu gemeinsamen,
ven umfassen die Bereiche Wasserstoff, Batterie­      europäischen Zielen, wie dem Green Deal oder
zellen, Chips und die Cloud.65 Am 3. März 2022        der Digitalstrategie, leisten (Ziffer 4). Es werden
haben 16 Mitgliedstaaten66 unter französischer        drei Arten von Vorhaben unterschieden: (i) Vor­
Ratspräsidentschaft die Schaffung eines IPCEI         haben im Bereich Forschung, Entwicklung und
Health bekannt gegeben.67 Deutschland hat sich        Innovation (Ziffer 22), (ii) Vorhaben mit einer ers­
erst gegen Ende des Jahres für eine – geringfügige    ten industriellen Nutzung (Ziffer 23), (iii) Infra­
– Beteiligung entschieden, obwohl die Initiative      strukturvorhaben (Ziffer 25). Unternehmen und
maßgeblich von Bundeskanzlerin Angela Merkel          Forschungsinstitute müssen für eine Förderung
und dem französischen Präsidenten Emmanuel            einen „erheblichen Kofinanzierungsbeitrag“ auf­
Macron auf dem dritten Deutsch-Französischen          bringen (Ziffer 19) sowie eine Finanzierungslücke
Technologiedialog im Mai 2021 ergriffen wurde.68      des Vorhabens aufweisen (Ziffer 33).
So beteiligt sich Frankreich voraussichtlich mit
einem Budget von 1,5 Milliarden Euro, wohinge­        In seiner aktuellen Ausgestaltung setzt IPCEI
gen Deutschland wahrscheinlich nur 185 Mil­           Health bei dieser Finanzierungslücke für For­
lionen Euro beisteuert.69 Mit dem IPCEI Health        schung und Entwicklung und daraus ent­
sollen wichtige Projekte in der Biotechnologie-       stehenden Innovationen an. Positive Externalitä­
und Pharmabranche durch staatliche Zuschüsse,         ten durch Innovationen, unter anderem für die
Kredite und Garantien gefördert werden. Aus­          Gesundheitsversorgung, können so internalisiert
drücklich unterstützte auch die pharmazeutische       werden. Der Anspruch hoher Innovativität zieht
Industrie den Betritt Deutschlands zu IPCEI.70 Laut   sich wie ein roter Faden durch den offiziellen
Manifest71 der 16 Gründerstaaten vom März 2022        Kriterienkatalog für IPCEI. So müssen Forschungs-
verfolgt das IPCEI Health drei Ziele:                 und Entwicklungsvorhaben „sehr innovativ sein“
                                                      (Ziffer 22) und Vorhaben zur industriellen Nut­
(1) Einen wichtigen Beitrag zur Europäischen          zung dürfen keine Optimierung von bereits
    Gesundheitsunion und zur Neuen Industrie­         bestehenden Produkten umfassen (Ziffer 24).
    strategie für Europa zu leisten.                  Daher gilt bei der Umsetzung sicherzustellen,
                                                      dass diese Kriterien eingehalten werden und IPCEI
(2) Die erste industrielle Anwendung von innova­      Health „positive Spill-over Effekte auf den Binnen­
    tiven und nachhaltigen Produktionsprozessen       markt“ (Ziffer 2) bewirkt. Eine Subventionierung
    zu fördern.                                       von bereits bestehenden Industrien ohne inno­
                                                      vativen Charakter wäre hingegen ineffizient und
(3) Neue Produkte und Dienstleistungen mit            würde mittelfristig zu Abstrichen bei der Wett­
    einem hohen Forschungs- und Innovations­          bewerbsfähigkeit Europas führen. Damit wäre
    anteil zu entwickeln.                             IPCEI Health nicht mehr ein Instrument zur Schlie­
                                                      ßung einer Finanzierungslücke für Innovationen,
Gemeinsame Projekte des IPCEI Health kön­             sondern lediglich ein staatliches Subventions­
nen unter anderem innovative und nach­                instrument für ausgewählte Branchen. Auch die
haltige Produktionsprozesse, Innovation für           Einbindung von Kleinen und mittleren Unter­
Pharmastandort Europa | 14

nehmen (KMU) muss trotz der Aktualisierung der     heitsdatenraum sieht dies vor. Damit wird aus
Kriterien durch die Kommission im Vergleich zu     deutscher Sicht zumindest die Grundlage für den
den Kriterien von 201474 weiter verbessert wer­    Anschluss an den EHDS gelegt. Fraglich ist aller­
den. Personell und finanziell können größere       dings, ob der EHDS wie nach Plänen der EU-Kom­
Unternehmen den Beantragungsprozess für            mission ab 2025 operabel sein wird. Vielmehr ist
IPCEI leichter bewältigen. Der innovative Mehr­    von einem „lernenden System“ auszugehen, das
wert von IPCEI Health hängt somit maßgeblich       nach und nach verbessert wird.
von seiner konkreten Umsetzung ab.
                                                   Die Gesundheitssysteme der Mitgliedstaaten
                                                   erzeugen, verarbeiten und speichern bereits
3.3 Der Europäische Gesundheitsdaten-              eine große Menge an Daten. Dennoch ist für
raum                                               viele EU-Bürgerinnen und -Bürger der Zugang zu
                                                   ihren Gesundheitsdaten (digitale Patientenakte,
Der Pharma- und Innovationsstandort Euro­          e-Medikationsplan) noch nicht gewährleistet. Auch
pas soll auch mit dem geplanten europäischen       für die Forschung im zweiten Schritt, nachdem
Gesundheitsdatenraum (EHDS) im Rahmen der          die gesundheitsbezogenen Daten anonymisiert
europäischen Gesundheitsunion aufgewertet          beziehungsweise pseudonymisiert wurden, ist
werden. Die europäische Gesundheitsunion, die      es schwierig, diese Daten zur Verbesserung von
im September 2020 von Kommissionspräsidentin       Diagnose und Behandlung zu nutzen.79 Die EU-
Ursula von der Leyen initiiert wurde, soll die     Kommission beschreibt diesen Umstand in ihrem
Defizite aus den Erfahrungen der Corona-Pande­     Legislativvorschlag folgendermaßen: „EU health
mie adressieren und den „Schutz, die Prävention,   sector is rich in data, but poor in making it work
die Vorsorge und die Reaktion auf Gefahren für     for people and science.“
die menschliche Gesundheit auf EU-Ebene ver­
bessern“75. Der Europäische Gesundheitsdaten­      Mit dem neuen Rechtsrahmen würde laut der
raum kann hier eine gewichtige Rolle spielen,      Kommission den Akteuren (Forschenden, Ent­
wie jüngst Vertreterinnen und Vertreter auf dem    scheidungsträgern, Mitgliedstaaten) Zugang zu
EU-Data Summit der Konrad-Adenauer-Stiftung        elektronischen Gesundheitsdaten ermöglicht
bekräftigten.76                                    werden, um eine bessere Diagnose, Behandlung
                                                   und das Wohlergehen von Patientinnen und
Aktuell ist es um den Zugang von Forschungs­       Patienten zu fördern sowie zu einer besseren und
daten (Secondary Healthcare Data) für die          fundierten Politik zu gelangen. Außerdem soll
industrielle Gesundheitswirtschaft in Deutsch­     der EHDS die Harmonisierung der Vorschriften
land und Europa schlecht bestellt, obwohl          zu einem Binnenmarkt für digitale Gesundheits­
Forschungsdaten für die Erforschung von Tumor­     produkte und -dienste vorantreiben und so die
erkrankungen, seltener Erkrankungen, perso­        Effizienz der Gesundheitssysteme steigern. In die­
nalisierter Medizin, für klinische Studien, neue   sem Kontext ist häufig die Rede von der vielfach
Arzneimitteltherapien und generell für F&E         geforderten europäischen digitalen Souveräni­
gewaltiges Potenzial offenbaren.77 Hierzulande     tät, indem die anonymisierten und pseudonymi­
liegt das einerseits an der fehlenden Antrags­     sierten Daten von EU-Bürgerinnen und -Bürgern
berechtigung für forschende Unternehmen            für die Entwicklung neuer innovativer Ansätze
beim dafür eingerichteten Forschungsdaten­         im Arzneimittelbereich herangezogen werden.
zentrum, aber grundsätzlich auch am nach           Dies bedeutet wiederum, nicht auf Daten oder
wie vor unzureichenden digitalisierten öffent­     KI-basierten Lösungen aus China oder den USA
lichen Gesundheitswesen (ePA, eRezept).78 Die      zurückgreifen zu müssen.
Pharmaindustrie soll nun mit dem geplanten
Gesundheitsdatennutzungsgesetz in Deutsch­         Als positives Beispiel werden insbesondere
land umfassenden Zugriff auf Gesundheitsdaten      Wechselwirkungen mit dem Europäischen
erhalten und auch der Europäische Gesund­          Plan zur Krebsbekämpfung genannt oder aber
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Bestrebungen des EU-weiten „Beyond 1 Mil­
lion Genomes“-Projekts unterstützt.80 Auch der
Auf- und Ausbau von Datenregistern (Tumor­
register, Wirbelsäulenregister, Prostatakrebs)
wird gefördert.81 Durch die Datennutzung könne
beispielsweise das Verständnis sowie die Früh­
erkennung, Diagnose, Behandlung und die Über­
wachung von Krebs verbessert werden, indem
Gesundheitsdienstleister in der EU grenzüber­
schreitend auf Gesundheitsdaten zugreifen und
diese gemeinsam nutzen können. Je mehr qualita­
tiv hochwertige Daten nutzbar sind, desto größer
ist der Gewinn für Forschung und Entwicklung
sowie Diagnose.82 Dies erscheint logisch, denn
Daten von möglichst vielen Patientinnen und
Patienten, beispielsweise bei einer Therapie oder
bei der Verträglichkeit von Arzneimitteln in Stu­
dien, liefern ein umfassenderes Bild der Vor- und
Nachteile.

Der Aufbau des EHDS ist für die Stärkung des
Pharmastandortes Europa unerlässlich. Wie
erwähnt, würden zwar noch die Wirkstoffe und
die Forschung für innovative Biopharmazeutika
etwa für Krebstherapien vorrangig in Europa
und Nordamerika produziert, allerdings ent­
wickelt sich auch in China dieser Sektor.83 Hierzu
schreibt die Europäische Handelskammer in
China: „China befindet sich in einem kritischen
Stadium, denn das Land wandelt sich gerade
vom Generikahersteller zum Anbieter originärer
Medikamente.“84 Die Stärkung der industriellen
Gesundheitswirtschaft und die Wettbewerbs­
fähigkeit des Wissenschafts- und Forschungs­
standortes Europa hängt daher maßgeblich vom
Zugang zu Forschungsdaten im Rahmen des EHDS
ab. Dafür ist der Aufbau von qualitätsgesicherten
Datenbanken, zum Beispiel für Patientendaten
einschließlich genomischer Daten, notwendig.
Dies erfordert eine ausreichende Finanzierung
und Standardisierung sowie gesetzliche Regeln
für datenschutzkonforme und gleichzeitig for­
schungs- und anwendungsfreundliche Zugänge.
Pharmastandort Europa | 16

4. Fazit

Die pharmazeutische Industrie in Europa ist          Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sollte
sowohl eine wirtschaftlich bedeutende Branche        anstelle von Subventionen ein unterstützender
als auch Teil der Daseinsvorsorge. Daher müs­        Ordnungsrahmen geschaffen und ausgebaut wer­
sen zur Stärkung des Pharmastandortes Europa         den. Dieser umfasst unter anderem ein exzellen­
Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz mitgedacht        tes Bildungssystem für Fachkräfte, eine florie­
werden. Für beide Ziele sollten im Ansatz und der    rende Forschungs- und Entwicklungslandschaft,
Wahl der Instrumente voneinander unabhängige         eine innovationsfördernde Umsetzung des euro­
Strategien gewählt werden. Eine pauschale Rück­      päischen IPCEI Health sowie den Aufbau eines
verlagerung der Arzneimittelproduktion würde         europäischen Gesundheitsdatenraums. Mit die­
dagegen hohe Kosten für das Gesundheitssystem        sem unternehmens- und innovationsfreundlichen
verursachen und der Wettbewerbsfähigkeit scha­       Klima würde der Pharmastandort Europa auch für
den. So liegt die Stärke der europäischen Pharma­    künftige Investitionsentscheidungen gestärkt.
industrie nicht in pharmazeutischen Vor- und
Massenprodukten, sondern in hochwertigen F&E-
intensiven Erzeugnissen.

Zur Stärkung der Resilienz sollten präzise Ein­
griffe bei den Produkten unternommen werden,
bei denen kritische Abhängigkeiten bestehen. Ins­
besondere bei pharmazeutischen Vorprodukten
(Engl. Active Pharmaceutical Ingredients, API) im
Bereich Antibiotika ist die Abhängigkeit von China
als kritisch zu bewerten. Bevor jedoch eine Rück­
verlagerung erwogen wird, sollten andere Maß­
nahmen, wie eine Diversifizierung der Lieferketten
sowie ein Vorhalten von strategischen Notfall­
kapazitäten und Notfallproduktionskapazitäten,
ergriffen werden.
Pharmastandort Europa | 17

1    Die Angaben beziehen sich auf die EU-27, Norwegen, die         14   Swedish Presidency of the Council of the European Union
     Schweiz, das Vereinigte Königreich, Serbien, die Türkei und         (2023). https://swedish-presidency.consilium.europa.eu/
     Russland.                                                           media/lltm2xh3/the-swedish-presidency-programme.pdf
2    European Federation of Pharmaceutical Industries and                (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).
     Associations (EFPIA) (2022): The Pharmaceutical Indus­         15   Europäische Union will Medikamentenmangel bekämpfen
     try in Figures – Key Data 2022. https://www.efpia.eu/               (2023). In: Spiegel.de vom 17.1.2023. https://www.spiegel.
     media/637143/the-pharmaceutical-industry-in-figures-2022.           de/wirtschaft/medikamenten-mangel-europaeische-union-
     pdf (zuletzt abgerufen am 13.2.2023).                               will-regeln-verschaerfen-a-77d7a3cf-79cf-458a-adce-
3    Ebd.                                                                f71dbfe2eae5 (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).
4    Ergänzend ist anzuführen, dass in Deutschland bei Arznei­      16   Haarhoff, Heike (2022): Gute Eckpunkte, schlechte Eck­
     mitteln zwischen Liefer- und Versorgungsengpässen unter­            punkte. In: Tagesspiegel.de vom 21.12.2022.
     schieden wird. Mehr Informationen hierzu: Veröffent­                https://background.tagesspiegel.de/gesundheit/gute-
     lichte Lieferengpassmeldungen. In: Pharmanet.bund.de                eckpunkte-schlechte-eckpunkte#:~:text=Knappe%20Fie­
     (o. D.). https://anwendungen.pharmnet-bund.de/liefereng­            bers%C3%A4fte%20f%C3%BCr%20Kinder%2C%20fehlen­
     passmeldungen/faces/public/meldungen.xhtml;jsessio­                 de,Versorgung%20mit%20Arzneimitteln%20verbessern%20
     nid=5F339EC8F3F6AFC99D990EDB741BD0BD?jfwid=5F339E                   will (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).
     C8F3F6AFC99D990EDB741BD0BD%3A0                                 17   Ein „Geschenk für Pharmaunternehmen“? In: Tagesschau.
5    Personal Protective Equipment (PPE)                                 de vom 20.12.2022. https://www.tagesschau.de/inland/
6    Ellis-Petersen, Hannah (2020): India limits medicine exports        lauterbach-kindermedikamente-preise-103.html (zuletzt
     after supplies hit by coronavirus. In: Theguardian.com              aufgerufen am 13.2.2023).
     vom 4.3.2020. https://www.theguardian.com/world/2020/          18   Bethkenhagen, Dana (2022a): Unabhängigkeit hat ihren
     mar/04/india-limits-medicine-exports-coronavirus-parace­            Preis. In: Tagesspiegel.de vom 24.11.2022. https://back­
     tamol-antibiotics (zuletzt abgerufen am 13.2.2023).                 ground.tagesspiegel.de/gesundheit/unabhaengigkeit-hat-
7    Bethkenhagen, Dana (2022b): Lehren aus dem Stresstest               ihren-preis (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).
     Pandemie. In: Tagesspiegel.de vom 16.5.2022, aktuali­          19   Der mittlerweile vorgelegte Referentenentwurf konkreti­
     siert am 19.1.2023. https://background.tagesspiegel.de/             siert die zunächst vorgelegten Eckpunkte. Unter anderem
     gesundheit/lehren-aus-dem-stresstest-pandemie (zuletzt              ist hier eine „Pflicht zur mehrmonatigen Lagerhaltung“ bei
     abgerufen am 13.2.2023).                                            rabattierten Arzneimitteln vorgesehen. Weitere Vorhaben
8    European Commission (2021a): Introducing HERA, the                  sind: „Erhöhte Bevorratungspflichten“ bei Krankenhaus­
     European Health Emergency preparedness Response                     apotheken. Zur den Rabattverträgen findet sich folgende
     Authority, the next step towards completing the Euro­               Passage „[b]ei der Vereinbarung von Rabattverträgen soll
     pean Health Union, 16.9.2021. https://health.ec.europa.eu/          ein möglichst hoher Anteil der Wirkstoffproduktion in der
     system/files/2021-09/hera_2021_comm_en_0.pdf (zuletzt               Europäischen Union oder einem Vertragsstaat der Euro­
     aufgerufen am 13.2.2023) und Europäische Kommission                 päischen Wirtschaftsgemeinschaft berücksichtigt werden“
     (2021): EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion             (mindestens hälftige Vergabe der Fachlose). Im Entwurf
     bei gesundheitlichen Notlagen (HERA): Vorkehrungen für              angedeutete Maßnahmen zur Lieferkettendiversifizierung
     künftige Notlagen im Gesundheitsbereich (Pressemit­                 betreffen allerdings nur onkologische Arzneimittel sowie
     teilung, 16.9.2021). https://ec.europa.eu/commission/               Antibiotika.
     presscorner/detail/de/ip_21_4672 (zuletzt aufgerufen am        20   Bethkenhagen, Dana (2023): Begeht Lauterbach einen
     13.2.2023)                                                          Wiederholungsfehler? In: Tagesspiegel.de vom 16.1.2023.
9    European Parliament (2020): Report on the shortage of               https://background.tagesspiegel.de/gesundheit/begeht-
     medicine – how to address an emerging problem. https://             lauterbach-einen-wiederholungsfehler (zuletzt aufgerufen
     www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-9-2020-0142_                am 13.2.2023).
     EN.pdf (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).                      21   Bundesministerium für Gesundheit (2023): Entwurf eines
10   Europäische Gesundheitsunion (2022): Schutz der Gesund­             Gesetzes zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patent­
     heit der Europäer/innen und gemeinsame Reaktion auf                 freien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung
     grenzüberschreitende Gesundheitskrisen. https://commis­             mit Kinderarzneimitteln. 14.02.2023. https://www.bundes­
     sion.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/            gesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Down­
     promoting-our-european-way-life/european-health-union_              loads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/A/ALBVVG_RefE_
     de (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).                               bf.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.02.2023)
11   Haarhoff, Heike (2022): Unkluge Abhängigkeiten. In: Tages-     22   European Parliament (2020): Report on the shortage of
     spiegel.de vom 20.4.2022. https://background.tagesspiegel.          medicines: how to address an emerging problem
     de/gesundheit/unkluge-abhaengigkeiten (zuletzt auf­                 (2020/2071(INI)). https://www.europarl.europa.eu/doceo/
     gerufen am 13.2.2023).                                              document/A-9-2020-0142_EN.pdf (zuletzt aufgerufen am
12   Haarhoff, Heike (2023): Schlechte Prognose. In: Tages-              20.2.2023).
     spiegel.de vom 10.1.2023. https://background.tagesspiegel.     23   Martuscelli, Carlo (2021). Made-in-China pills come with
     de/gesundheit/schlechte-prognosen (zuletzt aufgerufen am            unwanted side effects for the EU. In: Politico.eu vom
     13.2.2023).                                                         15.4.2021. https://www.politico.eu/article/europe-china-
13   European Commission (2022): Vulnerabilities of the glo­             medicines-drug-imports-health/ (zuletzt aufgerufen am
     bal supply chains in medicine. Structured Dialogue on the           13.2.2023).
     security of medicines supply. https://health.ec.europa.eu/     24   Indian pharmaceuticals – a formula für success (o. D.). In:
     system/files/2022-10/mp_vulnerabilities_global-supply_              Invest India https://www.investindia.gov.in/sector/pharma­
     swd_en.pdf (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).                       ceuticals (zuletzt aufgerufen am 13.2.2023).
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