Pneumothorax bei COVID-19-Erkrankung - Inzidenz und klinische Merkmale

Die Seite wird erstellt Pernilla Rösch
 
WEITER LESEN
Pneumothorax bei COVID-19-Erkrankung - Inzidenz und klinische Merkmale
ERFAHRUNG AUS DER PRAXIS

                                                     Kompass Pneumol 2021;9:39–46 • DOI: 10.1159/000513501
                                                     Übersetzung aus Respir Res. 2020;21(1):236

Pneumothorax bei COVID-19-Erkrankung –
Inzidenz und klinische Merkmale
Massa Zantah Eduardo Dominguez-Castillo Ryan Townsend Fusun Dikengil Gerard J. Criner
Department of Thoracic Medicine and Surgery, Lewis Katz School of Medicine at Temple University, Philadelphia, PA, USA

Schlüsselwörter
Pneumothorax · COVID-19 · Spontanpneumothorax

Zusammenfassung
Hintergrund: Der Spontanpneumothorax ist eine selten auftre-                nik aufgenommen; von diesen wiesen 902 Patienten einen positi-
tende Komplikation der Viruspneumonie bei COVID-19. Die genaue              ven Nasopharyngealabstrich auf. Es wurden sechs COVID-19-Pati-
Inzidenz sowie die Risikofaktoren sind weiter unklar. In der vorlie-        enten, die einen Spontanpneumothorax entwickelten, identifiziert
genden Arbeit untersuchen wir die Inzidenz und die Outcomes                 (0,66 %). Die Baseline-Bildgebung zeigte bei diesen Patienten dif-
von mehr als 3.000 Patienten mit Pneumothorax, die mit Verdacht             fuse bilaterale Milchglastrübungen und Konsolidierungen, über-
auf COVID-19-Pneumonie in unsere Klinik aufgenommen wurden.                 wiegend in den posterioren und peripheren Lungenregionen.
Methoden: Wir überprüften retrospektiv die Fälle von COVID-                 Vier der sechs Patienten wurden mechanisch beatmet. Bei allen
19-Patienten, die in unsere Klinik aufgenommen worden waren.                Patienten war eine Thoraxdrainage erforderlich. In allen Fällen be-
Zur Berechnung der Inzidenz dieses Ereignisses wurden Patienten             stand kein direkter Zusammenhang zwischen dem Pneumotho-
mit diagnostiziertem Spontanpneumothorax identifiziert und ihre             rax und der Mortalität (66,6%).
klinischen Merkmale wurden umfassend dokumentiert. Es wurden                Schlussfolgerung: Der Spontanpneumothorax ist eine seltene
Daten zum klinischen Outcome erhoben. Die einzelnen Fälle wer-              Komplikation der Viruspneumonie bei COVID-19, die auch ohne
den jeweils in Form einer kurzen Zusammenfassung vorgestellt.               mechanische Beatmung auftreten kann. Kliniker sollten im Hinblick
Ergebnisse: Zwischen 1. März und 8. Juni 2020 wurden 3368 Pa-               auf die Diagnose und Behandlung dieser Komplikation wachsam
tienten mit Verdacht auf eine COVID-19-Pneumonie in unsere Kli-             sein.                                             © 2020 The Author(s)

Einführung                                                                  Die genaue Inzidenz dieser Komplikation ist bislang nicht be-
                                                                            kannt. In einem Bericht von Chen et al. wies 1% (ein Patient) ne-
Der Begriff Spontanpneumothorax bezeichnet das Vorhanden-                   ben anderen radiologischen Merkmalen einen Pneumothorax auf
sein von Luft im Pleuraspalt, das nicht Folge eines Traumas oder            [7]. In einer von Yang und Kollegen veröffentlichten Untersu-
eines anderen erkennbaren Auslösers (Verletzung oder iatrogene              chung von 92 verstorbenen COVID-19-Patienten hatte ein Pati-
Ursache im Zusammenhang mit einem Eingriff) ist. Während                    ent (1,1%) einen Pneumothorax, in dessen Folge er fünf Tage nach
der primäre Spontanpneumothorax ohne klinisch manifeste                     der Erstvorstellung verstarb [8]. Auch bei Patienten mit akuter
Lungenerkrankung auftritt, handelt es sich beim sekundären                  MERS-CoV (Middle East respiratory syndrome corona-virus)-
Spontanpneumothorax um eine Komplikation einer präexisten-                  Infektion war ein Pneumothorax mit einer schlechten Prognose
ten Lungenerkrankung [1, 2]. Bislang wird der Pneumothorax als              assoziiert [9].
Komplikation einer COVID-19-Viruspneumonie nur selten er-                   Man nimmt an, dass der Mechanismus, der dem Spontanpneu-
wähnt, darunter einige wenige Fallberichte [3, 4, 5, 6].                    mothorax bei Patienten mit COVID-19-Krankheit zugrunde

information@karger.com   © 2020 The Author(s)                               Massa Zantah
www.karger.com/kkp       Published by S. Karger GmbH, Freiburg              Department of Thoracic Medicine and Surgery
                                                                            Lewis Katz School of Medicine at Temple University
                                                                            Philadelphia, PA 19140, USA
                                                                            massa.zantah@tuhs.temple.edu
Pneumothorax bei COVID-19-Erkrankung - Inzidenz und klinische Merkmale
liegt, mit den strukturellen Veränderungen im Lungenparen-          Bericht über die Fälle
chym zusammenhängt. Diese umfassen zystische und fibrotische
Veränderungen, die zu einer Ruptur der Alveolen führen, und         Fall 1
treten zusätzlich zum Anstieg des intrathorakalen Drucks durch      Ein 49-jähriger Mann mit morbider Adipositas (BMI: 47,2), koro-
anhaltenden Husten und/oder längere mechanische Beatmung            narer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz stellte sich wegen seit
auf [3, 5, 6, 10, 11].                                              einer Woche bestehendem Fieber, nicht produktivem Husten, Stö-
In der vorliegenden Arbeit untersuchen wir die Inzidenz und die     rung der Geruchswahrnehmung und Kurzatmigkeit vor. Der Pa-
Outcomes von mehr als 3000 Patienten mit Pneumothorax, die          tient hatte nie geraucht und hatte keine pulmonale Grunderkran-
mit Verdacht auf COVID-19-Pneumonie in unsere Klinik auf­           kung. Er benötigte Sauerstoff über eine Nasensonde (SF-Quotient:
genommen wurden. Wir erörtern sechs Fälle von Patienten mit         215). In der Röntgenaufnahme des Thorax (RT) fanden sich bila-
COVID-19-Pneumonie, die einen Spontanpneumothorax entwi-            terale Infiltrate in den peripheren Mittelfeldern sowie basal. Eine
ckelten, und beschreiben ihre klinischen und radiologischen         CT-Aufnahme des Brustkorbs zeigte fleckförmige Milchglastrü-
Charakteristika sowie die Outcomes vor dem Hintergrund ande-        bungen und Konsolidierungen mit peripherer Verteilung in bei-
rer bisher berichteter Fälle.                                       den Lungenflügeln. Sein Nasopharyngealabstrich war positiv für
                                                                    SARS-CoV-2. Bei den Laborbefunden fielen eine Lymphopenie
Methoden                                                            und erhöhte Entzündungsmarker auf. Er wurde ins Krankenhaus
                                                                    aufgenommen und erhielt Antibiotika, Kortikosteroide, Rekonva-
Wir überprüften retrospektiv die Krankenakten der COVID-            leszenten-Plasma und Tocilizumab als Off-Label-Anwendung.
19-Patienten, die zwischen dem 1. März und dem 8. Juni 2020 in      Eine Woche später entwickelte der Patient eine sich zunehmend
unsere Spezialklinik aufgenommen worden waren. In diesem            verschlechternde Hypoxie (PF-Quotient: 65) und erhielt eine
Zeitraum behandelten wir 902 Patienten mit COVID-19. Die            High-Flow-Nasenkanüle (high-flow nasal cannula, HFNC). Zum
Diagnose wurde auf Grundlage von PCR (Polymerase-Ket-               Ausschluss einer möglichen Lungenembolie wurde ein CT-Angio-
tenreaktion)-Testungen von Nasopharyngeal-Abstrichen gestellt.      gramm erstellt, das einen ausgedehnten linksseitigen Pneumotho-
Bei allen Patienten erfolgte bei Aufnahme in die Klinik eine Com-   rax zeigte. Daraufhin wurde bei dem Patienten über einen offenen
putertomographie (CT) des Thorax, und täglich wurden Routine-       chirurgischen Zugang eine Thoraxdrainage gelegt und innerhalb
Röntgenuntersuchungen des Thorax durchgeführt. Die Feststel-        von zwölf Stunden bildete sich der Pneumothorax zurück. Der
lung, ob ein Pneumothorax vorlag oder nicht, wurde anhand der       Krankheitsverlauf wurde durch eine Verschlechterung der Hypo-
klinischen Dokumentation und durch eine Beurteilung der Tho-        xie infolge einer COVID-19-Pneumonie verkompliziert, die die
rax-Röntgenaufnahmen getroffen. Patienten, die zu irgendeinem       Einleitung einer invasiven mechanischen Beatmung und eine
Zeitpunkt während des Krankheitsverlaufs einen Pneumothorax         veno-venösen extrakorporale Membranoxygenierung (extraco-
hatten, wurden einer genauen Überprüfung unterzogen. Bei je-        poreal membrane oxygenation, ECMO) erforderlich machte. Der
dem Patienten wurden die Baseline-Laborwerte dokumentiert,          Patient entwickelte ein Multiorganversagen und verstarb trotz
darunter die Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP),           Wiederbelebungsmaßnahmen.
Laktatedehydrogenase (LDH), Ferritin, D-Dimere, Interleukin-6,
Leukozyten, absolute Lymphozyten- und Neutrophilenzahl.             Fall 2
Für die Beurteilung der Atemfunktion wurde der SF-Quotient          Ein 59-jähriger Mann mit Adipositas (BMI: 32,77) stellte sich we-
herangezogen. Dieser ist definiert als Verhältnis der pulsoximet-   gen seit zehn Tagen bestehender Erschöpfung, Fieber, Husten und
risch gemessenen Sauerstoffsättigung (SpO2) zur inspiratori-        Kurzatmigkeit vor. Bei Aufnahme hatte der Patient Fieber und
schen Sauerstofffraktion (FiO2) im Verhältnis zur Atemfrequenz      eine Hypoxie und er benötigte Sauerstoff mittels HFNC (SF-Quo-
(SpO2/FiO2-Quotient). Anschließend wurde die Inzidenz des           tient: 156). Bei den Laboruntersuchungen fielen eine Lymphope-
Spontanpneumothorax bei COVID-19-Patienten berechnet. Das           nie und erhöhte Entzündungsmarker auf. In der RT fanden sich
Institutional Review Board des Temple University Hospital erteil-   multifokale bilaterale Trübungen in den Lufträumen. Eine CT-
te die Genehmigung für das Protokoll.                               Untersuchung des Thorax zeigte Areale mit Crazy-Paving-Mus-
                                                                    ter, diffuse ausgedehnte gemischte Konsolidierungen und Milch-
Ergebnisse                                                          glastrübungen. Sein Nasopharyngealabstrich war positiv für
                                                                    SARS-CoV-2. Es wurde eine Behandlung mit Antibiotika und
Im Studienzeitraum wurden mehr als 3000 Patienten mit Ver-          Kortikosteroiden eingeleitet. Im weiteren Verlauf erhielt der Pati-
dacht auf eine COVID-19-Pneumonie aufgenommen und behan-            ent zudem Rekonvaleszenten-Plasma und Tocilizumab als Off-
delt; von diesen wiesen 902 einen COVID-19-positiven Nasopha-       Label-Anwendung. Aufgrund einer persistierenden Hypoxie und
ryngealabstrich auf. Sechs Patienten entwickelten einen Pneumo-     erhöhter Atemarbeit unter HFNC-Therapie (PF-Quotient: 61)
thorax und die Inzidenz des Spontanpneumothorax betrug              wurde er zwei Tage später intubiert. Zehn Tage nach der Intuba-
0,66%. Die Patientenmerkmale sind in Tabelle 1 und 2 zusam-         tion entschied man sich für eine perkutane Tracheostomie, da
mengefasst.                                                         eine längere Intubationsdauer absehbar war. Vor dem Eingriff
                                                                    waren die Beatmungseinstellungen wie folgt: Atemfrequenz (AF):

40                    Kompass Pneumol 2021;9:39–46
                      DOI: 10.1159/000513501
Pneumothorax bei COVID-19-Erkrankung - Inzidenz und klinische Merkmale
Tab. 1. Demographische und klinische Merkmale von COVID-19-Patienten mit Pneumothorax

Patient/        CT-Charakteristika bei Baseline                        Risikofaktoren       Zeit bis      Ausmaß        Thorax-      Zeit bis zur        Outcomes
Geschlecht/                                                            für PTX              zum           des PTX       drainage     vollständigen
Alter in Jahren                                                                             Auftreten,                               Rückbildung,
                                                                                            Tage                                     Tage

1/m/49          Fleckförmige Milchglastrübungen und bilaterale         Keine                11            Groß          Ja           0,5                 Verstorben
                Konsolidierungen mit peripherer Verteilung
2/m/59          Fleckförmige Milchglastrübungen, Konsolidierungen      Mechanische          12                          Ja               7–13            Überlebt
                und «Crazy-Paving»-Muster mit bilateraler peripherer   Beatmung
                Verteilung
3/w/81          Ausgedehnte Milchglastrübungen und bilaterale          Keine                    9         Mäßig         Ja               3–14            Verstorben
                konsolidierende Veränderungen mit besonders
                ausgeprägter Konsolidierung im rechten
                Oberlappen
4/w/45          Ausgedehnte bilaterale Konsolidierungen und            Mechanische          1             Klein         Ja               1               Überlebt
                Milchglastrübungen                                     Beatmung
5/w/47          Bilaterale Konsolidierungen und Milchglastrübungen     Mechanische          12            Klein         Ja               1               Verstorben
                                                                       Beatmung
6/w/76          Bilaterale basale Konsolidierungen                     Mechanische          21            Groß          Ja               1               Verstorben
                                                                       Beatmung
                                                                       ILE

                          Tab. 2. Baseline-Laborwerte und -Lungenfunktionsmarker von COVID-19-Patienten mit Pneumothorax

                          Fall                                                          1            2              3          4                5          6

                          Laborwerte/Entzündungsmarker bei Baseline
                          Leukozyten (Tsd./mm3)                                            8,1          8,3           4,3        4,5             11,5         7,4
                          Absolute Lymphozytenzahl (Tsd./mm3)                              0,6          0,8           0,5        0,6               0,5        0,7
                          Absolute Neutrophilenzahl (Tsd./mm3)                             4,5          7,0           3,1        3,4               7,8        6,5
                          CRP (mg/L)                                                     13,1         13,6          11,3       16,2                8,7      16,5
                          LDH (U/L)                                                       331          472           148        200               481        386
                          D-Dimere (ng/mL)                                                695          788           662        993             1’164      6’947
                          Ferritin (ng/mL)                                                676          775           419        268               834        446
                          IL-6 (pg/mL)                                                  80,37        70,39
desivir (im Rahmen einer klinischen Studie). Bald nach ihrer Auf-      (SF-Quotient: 92). Bei den Laborbefunden waren eine Lymphope-
nahme entwickelte die Patientin eine zunehmende Hypoxämie              nie und erhöhte Entzündungsmarker auffällig. Die CT-Angiogra-
und benötigte Sauerstoff über eine HFNC. In den bildgebenden           phie des Thorax zeigte eine Sattelembolie der Lunge, bilaterale
Untersuchungen des Thorax fanden sich vermehrte bilaterale             Konsolidierungen und Milchglastrübungen. Sie erhielt Breit-
Konsolidierungen. Vier Tage später wurde bei ihr ein kleiner           spektrum-Antibiotika, Kortikosteroide, eine kontinuierliche int-
rechtsbasaler Pneumothorax festgestellt, der sich innerhalb von        ravenöse Antikoagulation mit Heparin und im weiteren Verlauf
zwei Tagen vergrößerte. Man entschied, bei der Patientin eine          Tocilizumab als Off-Label-Anwendung. Drei Tage später entwi-
Thoraxdrainage unter CT-Steuerung zu legen. Drei Tage nach             ckelte die Patientin eine zunehmende Hypoxie mit erhöhter Ate-
Rückbildung des Pneumothorax wurde die Thoraxdrainage ent-             marbeit, so dass eine mechanische Beatmung erforderlich war.
fernt. Einige Tage später stieg der Sauerstoffbedarf der Patientin     Die Beatmungseinstellungen waren wie folgt: AF 18/min, TV: 400
erneut an, und eine erneute Röntgenaufnahme des Thorax zeigte          ml, FiO2: 60% und PEEP 10 cm H2O. Der inspiratorische Spitzen-
einen neu aufgetretenen ausgedehnten Pneumothorax auf der lin-         druck betrug 27 cm H2O und der Plateaudruck 23 cm H2O. An
ken Seite und ein kleines Pneumothoraxrezidiv auf der rechten          Tag 12 des Krankenhausaufenthalts wurde festgestellt, dass die
Seite. Es wurde eine linksseitige Thoraxdrainage gelegt, worauf-       Patientin zunehmend hypoxisch war und eine höhere inspirato-
hin sich der Pneumothorax zurückbildete. Bedauerlicherweise            rische Sauerstoffkonzentration bei der Beatmung benötigte. In
verschlechterte sich der klinische Zustand der Patientin an den        der RT fand sich ein bilateraler Pneumothorax, der auf der rech-
folgenden Tagen weiter, und sie verstarb, nachdem Maßnahmen            ten Seite größer war als auf der linken Seite. Daraufhin wurde bei
zur Linderung ergriffen worden waren.                                  der Patientin über einen offenen chirurgischen Zugang rechtssei-
                                                                       tig eine Thoraxdrainage gelegt, woraufhin sich der Pneumotho-
Fall 4                                                                 rax innerhalb von zwei Tagen zurückbildete. Der Krankheitsver-
Eine 45-jährige Frau mit unauffälliger medizinischer Vorge-            lauf wurde durch eine disseminierte intravasale Gerinnung (dis-
schichte stellte sich wegen Kurzatmigkeit und Husten vor. Bei der      seminated intravascular coagulation, DIC), Nierenversagen und
Aufnahme hatte sie Fieber sowie eine Hypoxie mit einer SpO2 von        eine beatmungsassoziierte Pneumonie verkompliziert. Im weite-
80% und sie benötigte 15 l Sauerstoff über eine Nasensonde (SF-        ren Verlauf entwickelte sich ein Multiorganversagen. Die Patien-
Quotient: 133). Bei der Erstuntersuchung des Blutes wurden eine        tin verstarb an einem Herzstillstand als Folge des zunehmenden
Lymphopenie und erhöhte Entzündungsmarker im Blut festge-              akuten Atemnotsyndroms und eines septischen Schocks.
stellt. Der PCR-Test auf COVID-19 fiel positiv aus. Es erfolgte eine
CT-Untersuchung des Thorax, die ausgedehnte bilaterale Konso-          Fall 6
lidierungen und Milchglastrübungen zeigte. Ihr Sauerstoffbedarf        Bei der Patientin handelte es sich um eine 76-jährige Frau mit
stieg rasch auf bis zu 50 l/min und 100% FiO2 über HFNC an. Sie        Lungensarkoidose, Adipositas (BMI: 43,15) und Bluthochdruck
wurde intubiert und die initialen Beatmungseinstellungen waren         in der Vorgeschichte, die sich initial wegen einer progredienten
wie folgt: AF: 18/min, TV: 450 ml, FiO2: 100% und PEEP: 10 cm          Muskelschwäche vorstellte, die auf eine sensomotorische Poly­
H2O, und der daraus resultierende PF-Quotient betrug 148. Die          neuropathie und Myopathie hindeutete. Wegen zunehmender
nach der Intubation erstellte Röntgenaufnahme des Thorax zeig-         Hyperkapnie und Somnolenz sowie der bestehenden Muskel-
te eine Intubation im rechten Hauptbronchus und eine Atelektase        schwäche war eine mechanische Beatmung mit anschließender
des linken Lungenflügels. Daraufhin wurde der ETT bis zur kor-         Anlage einer Tracheostomie erforderlich. Während des Kranken-
rekten Position zurückgezogen und die erneute bildgebende Un-          hausaufenthalts entwickelte die Patientin anhaltendes Fieber so-
tersuchung ergab einen kleinen apikalen Pneumothorax auf der           wie eine Hypoxie (SF-Quotient: 155 und PF-Quotient: 143). In
linken Seite. Bei der Patientin wurde über einen Thorakotomie-         den bildgebenden Untersuchungen des Thorax fanden sich bila-
zugang eine Thoraxdrainage gelegt, woraufhin sich der Pneumo-          terale Konsolidierungen, die an der Lungenbasis besonders aus-
thorax zurückbildete. Am nächsten Tag war kein weiteres Luft-          geprägt waren, sowie atelektatische Veränderungen auf der lin-
leck nachweisbar. Sie erhielt Kortikosteroide, Antibiotika, Rekon-     ken Seite. Der Test auf COVID-19 fiel positiv aus. Der Krankheits-
valeszenten-Plasma und Tocilizumab als Off-Label-Anwendung.            verlauf wurde durch eine bilaterale tiefe Venenthrombose der
Nach Besserung des Zustands und Extubation wurde die Thorax-           unteren Extremität, eine beatmungsassoziierte Pneumonie durch
drainage an Tag 14 entfernt. Schließlich wurde die Patientin von       Pseudomonas, ein Bakteriämie, Fungämie und einen septischen
der Sauerstofftherapie entwöhnt. Sie befindet sich derzeit in einer    Schock verkompliziert. Nach einem längeren Krankheitsverlauf
stationären Rehabilitationsbehandlung.                                 und trotz gleichbleibender Beatmungseinstellungen (AF: 14/min,
                                                                       TV: 450 ml, FiO2: 100% und PEEP: 12,5 cm H2O mit einem beob-
Fall 5                                                                 achteten PIP von 20 cm H2O und einem Plateaudruck von 16 cm
Eine 47-jährige Frau mit einem Meningeom, Diabetes, Hypothy-           H2O) entwickelte die Patientin einen rechtsseitigen Pneumotho-
reose und Adipositas (BMI: 33,6) in der Vorgeschichte stellte sich     rax. Daraufhin wurde über einen offenen chirurgischen Zugang
mit seit zwei Wochen bestehendem trockenen Husten, Fieber und          eine Thoraxdrainage gelegt, was zu einer Expansion der Lunge
Erschöpfung vor. Bei der Vorstellung hatte sie Fieber, Tachypnoe       führte. Leider kam es am folgenden Tag zu einem Herzstillstand.
sowie eine Hypoxie, und sie benötigte Sauerstoff über eine HFNC        Trotz Wiederbelebungsmaßnahmen verstarb die Patientin.

42                     Kompass Pneumol 2021;9:39–46
                       DOI: 10.1159/000513501
Tab. 3. Zusammenfassung der Literaturberichte über Pneumothorax bei COVID-19-Patienten; Daten zum Vergleich der klinischen/radiologischen Merk-
male und der klinischen Outcomes

                    Alter in J./ CT-Charakteristika                Komplikation           Risikofaktoren Zeit bis zum Auftreten,   Thorax- Zeit bis zur   Outcomes
                    Geschlecht                                                                           Tage                      drainage vollständigen
                                                                                                                                            Rückbildung
                                                                                                                                            (Tage)

Zhou et al. [3]     38/m        Bilaterale GGOs und                Pneumomediastinum      Keine           11                                14           Überlebt
                                Konsolidierungen in den
                                Unterlappen
Wang et al. [5]     36/w        Bilaterale fleckförmige GGOs und   Pneumomediastinum      NIV             Tag 0 bis 12 Tage nach                         Verstorben infolge
                                Konsolidierungen                                                          Beginn der Symptome                            ARDS
Sun et al. [6]      38/m        Fleckförmige periphere GGOs        Mediastinales          NIV             Pneumomediastinum:       Keine
                                Progression zu Konsolidierungen    Emphysem, Riesenbulla,                 7 Tage
                                und Bullae                         Pneumothorax                           Bullae: 21 Tage
                                                                                                          PNX: 30 Tage
Aiolfi et al. [4]   56/m        Bilaterale periphere GGOs          Pneumothorax           Invasive        2 und 5 Tage nach        Ja                    Wegen eines
                    70/m                                                                  mechanische     Intubation                                     persistierenden
                                                                                          Ventilation                                                    Pneumothorax
                                                                                          Präexistentes                                                  wurden eine
                                                                                          Emphysem                                                       Thorakotomie und
                                                                                                                                                         Bleb-Resektion
                                                                                                                                                         durchgeführt
Liu et al. [11]     38/m        Bilaterale fleckförmige GGOs und   Pneumothorax           Keine           26                       Keine    5            Überlebt
                                Konsolidierungen, Progression zu
                                zystischen Veränderungen
Wang et al.      62/m           Bilateral Areale mit GGOs in der   Pneumomediastinum      Keine           20                       Keine    16           Überlebt
Wang et al. [10]                Peripherie                         Pneumothorax
                                                                   Subkutanes Emphysem

Diskussion                                                                               Die mechanische Beatmung scheint ein Hauptrisikofaktor für die
                                                                                         Entwicklung eines Pneumothorax bei COVID-19-Pneumonie zu
Eine pulmonale Grunderkrankung ist der primäre Risikofaktor                              sein. Aiodfi und Kollegen berichteten über zwei Fälle von Patien-
für das Auftreten eines sekundären Spontanpneumothorax.                                  ten mit COVID-19-Pneumonie, die unter der mechanischen Be-
Dazu gehören die chronisch obstruktive Lungenerkrankung                                  atmung einen persistierenden Pneumothorax entwickelten [4].
(chronic obstructive pulmonary disease, COPD) mit Emphysem,                              Dagegen berichteten Wang et al. über einen Patienten, der ohne
zystische Fibrose, Tuberkulose, Lungenkrebs, HIV-assoziierte                             mechanische Beatmung einen Spontanpneumothorax, ein Pneu-
Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie (PJP) und andere zystische                               momediastinum und ein subkutanes Emphysem entwickelte [10].
Lungenerkrankungen [1, 2, 12].                                                           Ebenso berichteten Zhou et al. über einen Fall von Spontanpneu-
Bei Patienten mit einer COVID-19-Infektion kann es zu einer                              momediastinum bei einem spontanatmenden COVID-19-Patien-
schweren Pneumonie kommen, die zu einem akuten Atemnot-                                  ten [3]. Man nimmt an, dass die hohe Inzidenz von Pneumotho-
syndrom (acute respiratory distress syndrome, ARDS) führt.                               rax bei mechanisch beatmeten Patienten bei Patienten mit ARDS
Röntgenologisch ist die Erkrankung durch Milchglastrübungen                              sogar noch höher ist und zwischen 14% und 87% beträgt. Es be-
gekennzeichnet, die sich im weiteren Verlauf zu konsolidierenden                         steht eine direkte Korrelation mit der Schwere und Dauer des
Veränderungen und in späteren Erkrankungsstadien zu fibroti-                             ARDS sowie dem Baro- und Volumentrauma, die Folge der me-
schen Veränderungen entwickeln [8, 13]. Man nimmt an, dass                               chanischen Beatmung sind. Diese treten insbesondere in Fällen
beim Spontanpneumothorax ähnliche Veränderungen, darunter                                auf, in denen hohe inspiratorische Spitzendrücke (PIP) (>40–
schwere Lungenschädigungen und diffuse Alveolarschäden, be-                              50 cm H2O), ein hoher positiver endexspiratorischer Druck
teiligt sind, die ein schweres akutes respiratorisches Syndrom (se-                      (PEEP) sowie hohe Tidal- und Atemminutenvolumina vorliegen
vere acute respiratory syndrome, SARS) verkomplizieren [14]. Ne-                         [15, 16, 17]. Darüber hinaus spiegelt das ARDS eine heterogene
ben einer möglichen Überdehnung der Alveolen durch die me-                               Gruppe von Erkrankungen wider, bei denen ein Nebeneinander
chanische Beatmung können diese Veränderungen das Risiko für                             von relativ gesunden Alveolen gemischt mit erkrankten Alveolen
die Patienten, einen Pneumothorax zu entwickeln, erhöhen.                                besteht. Häufig neigen die abhängigen Lungenabschnitte zur
Tabelle 3 enthält eine Zusammenfassung der Literaturberichte,                            Konsolidierung infolge eines interstitiellen Ödems und es handelt
die über Pneumothorax bei COVID-19-Patienten veröffentlicht                              sich um Areale mit verminderter Compliance. Bei Rekrutie-
wurden.                                                                                  rungsmanövern im Rahmen des ARDS-Managements kommt es
In dieser Fallserie identifizierten wir sechs von 902 Patienten mit                      zu einer Überdehnung von «normalen» nicht abhängigen Lun-
COVID-19-Pneumonie, die einen Spontanpneumothorax entwi-                                 genabschnitten mit vergleichsweise höherer Compliance und ge-
ckelten. Damit liegt die Inzidenz (0,66%) niedriger als in den                           ringerem Atemwegswiderstand. Aufgrund der ungleichmäßigen
kürzlich veröffentlichten Berichten [7, 8].                                              Verteilung von Volumen und Druck durch das Beatmungsgerät

                                                                                         Kompass Pneumol 2021;9:39–46                                                    43
                                                                                         DOI: 10.1159/000513501
Abb. 1. Baseline-CT-Aufnahmen des Thorax. Diese zeigen Milchglastrübungen, Konsolidierungen und Crazy-Paving-Muster, über-
                       wiegend bilateral und hauptsächlich in den posterioren und peripheren Lungenregionen. Von links oben: (a) Fall 1, (b)Fall 2, (c)
                       Fall 3, (d) Fall 4, (e) Fall 5, (f) Fall 6.

und die dadurch bedingten erhöhten Scherkräfte können die Al-               ler Komplikationen der mechanischen Beatmung bei diesen Pati-
veolen rupturieren. Vier unserer sechs Patienten (66%) wurden               enten könnte die High-Flow-Sauerstofftherapie darstellen.
mechanisch beatmet. Allerdings wiesen sie eine höhere Compli-               Ein weiterer möglicher auslösender Faktor ist anhaltender Hus-
ance der Lunge auf, was sich in den niedrigeren inspiratorischen            ten, der ein häufiges Symptom der COVID-19-Krankheit ist [7, 19,
Spitzendrücken und Plateaudrücken zeigte. In einem kürzlich er-             20]. Vier von sechs Patienten gaben bei der Erstvorstellung Hus-
schienenen Bericht über Patienten mit COVID-19-Pneumonie                    ten als Hauptsymptom an. Da Husten eine plötzliche Verlänge-
wird die Hypothese aufgestellt, dass eine Untergruppe von Pati-             rung und Verkürzung der Lungengefäße und der zugehörigen
enten eine nahezu normale Compliance hat [18].                              Bronchien während der Respiration verursacht, kann er den
Gattinoni et al. stellten fest, dass die Inzidenz des Pneumothorax          Luftaustritt aus den Alveolen verstärken und den «Train of Bub-
bei ARDS-Patienten, die lange mechanisch beatmet werden, hö-                bles» entlang der Gefäßscheiden weiterbewegen [21].
her ist (87% vs. 30% bei Patienten mit ≥2-wöchiger mechanischer             Bildgebende Untersuchungen bei Baseline können ein Prädiktor
Beatmung bzw. < 1-wöchiger Beatmung). Daneben kam es auch                   für das Auftreten eines Pneumothorax sein. Ein kürzlich veröf-
bei Patienten mit Bullae und niedriger Compliance der Lunge                 fentlichter Artikel berichtete über zwei Patienten mit zystischen
häufiger zu einem Pneumothorax – ein Ergebnis, das auf unsere               Lungenläsionen im Zusammenhang mit COVID-19-Erkran-
Patienten nicht zutrifft [18]. Unabhängig davon ist es entschei-            kung, von denen einer einen Pneumothorax entwickelte [11]. Die-
dend, dass lungenprotektive Beatmungsstrategien mit geringen                ser Fall ähnelt Fällen von Spontanpneumothorax bei HIV-Patien-
Volumina und Druckbegrenzung zum Einsatz kommen, um                         ten und PJP-Pneumonie [22]. Ein anderer Fallbericht beschrieb
Baro- und Volumentraumata zu minimieren. Unserer Ansicht                    einen Patienten ohne pulmonale Grunderkrankung bei Baseline,
nach können diese Maßnahmen auch bei Patienten mit hoher                    der als Folge einer COVID-19-Infektion eine Riesenbulla entwi-
Compliance und schwerer Hypoxämie von Nutzen sein. Zur Be-                  ckelte, die schließlich rupturierte und zu einem Pneumothorax
stätigung dieser Hypothese sind weitere Studien erforderlich, in            führte [6]. Bei unseren Patienten fanden sich unterschiedlich
denen diese spezielle Patientenpopulation und die Effekte protek-           stark ausgeprägte Milchglastrübungen, Konsolidierungsareale,
tiver mechanischer Beatmungsstrategien untersucht werden. Au-               Crazy-Paving-Muster und Atelektasen, was den Angaben in der
ßerdem ist zu berücksichtigen, dass bis jetzt keine eindeutigen             Literatur entspricht [13, 23]. In unserer Klinik erfolgt bei jedem
Leitlinien über den Zeitpunkt und die Einstellungen bei der me-             Patienten mit COVID-19-Krankheit eine CT-Untersuchung des
chanischen Beatmung von Patienten mit COVID-19-Pneumonie                    Thorax bei der Aufnahme (Abb. 1) und täglich wird eine Routine-
existieren. Eine sicherere Alternative zur Vermeidung potenziel-            Röntgenaufnahme des Thorax erstellt; diese dienen als Hilfe für

44                     Kompass Pneumol 2021;9:39–46
                       DOI: 10.1159/000513501
Abb. 2. Interims-Röntgenaufnahmen des Thorax der einzelnen Patienten vor Auftreten des Pneumothorax. Von links oben: (a) Fall 1,
(b) Fall 2, (c) Fall 3, (d) Fall 4, (e) Fall 5, (f) Fall 6.

Abb. 3. Thorax-Röntgenaufnahmen der einzelnen Patienten, die den Pneumothorax zeigen. Von links oben: (a) Fall 1 Groß, links. (b)
Fall 2 nach Pneumothorax-Entwicklung und Anlage von Drainagen. Restbefund eines rechtsseitigen subkutanen Emphysems. (c)
Fall 3 Mäßig, rechts (d) Fall 4. Klein, apikal links (e) Fall 5 Klein, bilateral (f) Fall 6 Groß, rechts.

                                                     Kompass Pneumol 2021;9:39–46                                              45
                                                     DOI: 10.1159/000513501
die klinischen Entscheidungen und das medizinische Manage-             phase einer viralen Pneumonie bei COVID-19 können das Risiko
ment. Bei den meisten Patienten gelang es, die radiologische Pro-      für einen Spontanpneumothorax erhöhen. Eine Überdehnung
gression der Parenchymbefunde vor der Entwicklung eines Pneu-          kann zudem in entzündeten Alveolen (Areale mit Milchglastrü-
mothorax zu erfassen (Abb. 2 und 3).                                   bungen) auftreten. Zwar handelt es sich um eine seltene Kompli-
Ein wichtiges Ergebnis unserer Studie war, dass nahezu alle Pati-      kation bei der Anlage einer Tracheostomie, doch sollte sich der
enten, die einen Spontanpneumothorax entwickelten, eine Lym-           Arzt, der den Eingriff durchführt, darüber im Klaren sein, dass
phopenie und erhöhte Werte für die Entzündungsmarker wie               das Risiko für einen Pneumothorax bei COVID-19-Patienten mit
CRP, LDH, Ferritin, D-Dimere und IL-6 aufwiesen (Tab. 2). Dies         diffuser Lungenparenchymerkrankung potenziell erhöht ist, und
entspricht den Ergebnissen von kürzlich veröffentlichten Studien,      beim Umgang mit den Atemwegen dieser Patienten ist besondere
in denen die möglichen Mechanismen einer COVID-19-induzier-            Vorsicht geboten.
ten Lungenschädigung untersucht wurden. Es wird vermutet,
dass ein Zytokinsturm an der Pathophysiologie der Erkrankung           Schlussfolgerung
beteiligt ist. Diese Form der hyperaktiven und fehlgesteuerten
Immunreaktion kann zu einem hyperinflammatorischen ARDS                Der Spontanpneumothorax ist eine seltene Komplikation der
führen und ist mit einer kritischen Erkrankung und erhöhter            COVID-19-Viruspneumonie, die jederzeit während des Krank-
Mortalität verbunden [24, 25, 26]. Darüber hinaus fanden sich          heitsverlaufs auftreten kann. Bei Patienten mit Milchglastrübun-
Thrombosen und Mikroangiopathien im Lungengewebe von Pa-               gen und Konsolidierungen bei Baseline sowie Patienten, die me-
tienten mit ARDS, die an einer COVID-19-Infektion verstorben           chanisch beatmet werden, scheint ein erhöhtes Risiko zu beste-
waren. Man nimmt an, dass dies bei der Lungenschädigung eine           hen. Kliniker sollten im Hinblick auf die Diagnose und
Rolle spielt; allerdings sind weitere Studien erforderlich, in denen   Behandlung dieser Komplikation wachsam sein.
die Auswirkungen dieser Ergebnisse untersucht werden [27]. So-
                                                                       Zustimmung zur Veröffentlichung
fern keine Kontraindikationen bestanden, erhielten alle Patienten
mit einer COVID-19-Infektion in unserer Klinik eine prophylak-         Eine Einverständniserklärung der Patienten oder der gesetzlichen Vertre-
tische oder therapeutische Antikoagulation. Die Auswahl der Art        ter für die Veröffentlichung der jeweiligen Fallberichte und der dazugehö-
                                                                       rigen Bilder wurde eingeholt.
und Dosis der Antikoagulation erfolgte im Rahmen einer inter-
disziplinären Beratung, an der auch Hämatologen teilnahmen.            Disclosure Statement
Bei der Entscheidung wurden die Entzündungsmarkerwerte, ins-
besondere die D-Dimer-Konzentration, einbezogen.                       Die Autoren erklären, dass keine Interessenskonflikte bestehen.
Und schließlich schlossen wir den Fall eines Patienten ein, bei
                                                                       Lizenzangabe
dem es während der Einbringung einer perkutanen Tracheosto-
miekanüle zu einem scheinbar spontanen bilateralen Pneumo-             Massa Zantah, Eduardo Dominguez Castillo, Ryan Townsend, Fusun Di-
thorax gekommen war. Man nimmt an, dass diese Komplikation             kengil, Gerard J. Criner: Pneumothorax in COVID-19 disease – incidence
                                                                       and clinical characteristics. Respir Res. 2020;21(1):236. (DOI: DOI 10.1186/
durch eine Verletzung der anterioren oder posterioren Tracheal-        s12931–020–01504-y). © 2020 The Authors. (Übersetzung; Abkürzungen,
wand bedingt ist, die zu einer Schädigung der Pleurahöhle führt        Danksagung, Autorenbeiträge, Finanzielle Unterstützung, Verfügbarkeit
[28, 29]. Unser Patient wies keine erkennbaren Trachealrupturen        von Daten und Materialien, Genehmigung durch die Ethikkommission
                                                                       und Einwilligung in die Teilnahme und Zustimmung zur Veröffentlichung
auf. Unserer Ansicht nach handelte es sich bei dem zugrunde lie-       gekürzt), lizensiert unter CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licen-
genden Mechanismus für den bilateralen Pneumothorax höchst-            ses/by/4.0/deed.de).
wahrscheinlich um eine Kombination aus Überdruckbeatmung,
                                                                       Literatur
Schleimretention und entzündetem Lungenparenchym infolge
der COVID-19-Erkrankung. Eine heterogene Überdehnung der               Die Literatur ist unter www.karger.com/Article/Fulltext/513501 abrufbar.

Alveolen durch Schleimretention und/oder die Konsolidierungs-

46                     Kompass Pneumol 2021;9:39–46
                       DOI: 10.1159/000513501
Sie können auch lesen