Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE

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Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE
Universität Duisburg-Essen
Fachbereich Geisteswissenschaften
Fakultät für Kunst und Kunstwissenschaften
Dozenten: Prof. Susanne Weirich und Johannes Buchholz
Veranstaltungen: Stapel stapeln; Die unsichtbaren Städte
WiSe 2020/21

             Portfolio für die Modulprüfung: Modul C
                                             Künstlerische Praxis

                                                                                     Fernanda del Río Soto
                                                                                     Matrikel-Nr.: 2285096
                                                                                     Kunst LA MA Gym/Ge
                                                                                          4. Fachsemester
                                                                    fernanda.del-rio-soto@stud.uni-due.de
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Projekte und Konzepte                                                                                       Fernanda del Río Soto
Stapel stapeln                                                                                                            2285096
Prof. Susanne Weirich                                                                                    Kunst LA Master Gym/Ge
WiSe 2020/21                                                                                           Universität Duisburg-Essen

In der praktischen Übung „Stapel stapeln“ setzen sich die          Meine Stapeltechnik entstand aus der spontanen Sammlung von
Teilnehmer*innen mit der intensiven Untersuchung von Objekten      transparenten Müllabfällen. Diese fanden sich schnell in meinen
und deren Möglichkeiten des Stapelns auseinander. Stapel finden    alltäglichen Gebrauch, von Käseverpackungen bis hin zur Schutz-
sich überall, auch in unserem Alltag, in dem wir kategorisieren,   box der „Coppenrath & Wiese Bunte Sahne Platte Auslese“, welche
an anderen Orten platzieren, übereinanderstapeln, nebeneinan-      die ein-zelnen Kuchenstücke beim Transport schützt. In fast jedem
der hinlegen, chronologisch sortieren, wegräumen oder kombi-       Lebensmittel fand sich dazu die passende Plastikvorrichtung für
nieren. Dieser Aspekt sollte in der Übung erforscht werden und     den Schutz oder den Transport, was mir den eigenen Konsum und
welche Bedeutung das Stapeln für jeden von uns individuell hat.    die gewaltige Menge an Plastik in meinem Alltag vor Augen führ-
Im Kurs wurden dafür Impulsreferate einzelner Künstler*innen       te. Aus diesen unterschiedlichen Formen baute ich meine erste
von den Teilnehmer*innen vorgetragen. Diese dienten als Beispie-   Konstruktion, die sich anfangs allein daraus bestand mit dem Kri-
le zur Veranschaulichung unterschiedlicher Ordnungsprinzipien,     terium der Balance zu arbeiten. Die einzelnen Verpackungen wur-
um ihre künstlerischen Positionen auszudrücken. Aus diesem         de so übereinandergestapelt, dass sich daraus eine Konstruktion
enormen Fundus an Inspirationsquellen wurden in Abständen          ergab, die einem gläsernen Modellbau eines fiktiven Gebäudes
von eins bis zwei Wochen praktische Übungsphasen angebo-           ähnelte. Dabei lag das Stapeln an sich nicht im Vordergrund, son-
ten, in denen sich die Teilnehmer*innen selbst mit der Thematik    dern der Balanceakt und die Konstruktion, mit dem Ziel epheme-
des Stapelns auseinandersetzen und ausprobieren konnten. Die       re Bauten zu erzeugen. Aus dieser ersten Konstruktion entstand
Übungen ermöglichten die individuelle Ideenfindung eines eige-     die Idee, sich bewusst echte Bauten als Vorbild zu nehmen und
nen Projekts durch die eigene Wahl des Materials sowie der Er-     diese mit den einzelnen Transparentverpackungen nachzubauen.
forschung unterschiedlicher Stapelmethoden. Von Lebensmittel       Meine fertige Installation besteht aus sieben ephemeren Bau-
und Gebrauchsgegenständen des Alltags bis hin zu Möbelstü-         ten unter dem gemeinsamen Titel „Claritia, die gläserne Stadt“.
cken waren der Umsetzung keine Grenzen gesetzt. Aus dieser         Dabei staple ich die einzelnen Plastikverpackungen so, dass sie
Bandbreite an Möglichkeiten Objekten zu stapeln, entwickel-        allein durch Balance und Anordnung berühmte Bauten imitier-
te ich so mit der Zeit meine Idee und Umsetzung des Projektes.     ten. Das Stapeln ist somit ein Mittel zum Zweck für den Schaf-

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fensprozess einer architektonischen, ephemeren und fiktiven         nicht mehr existiert. Der Name Clarice erinnerte mich an den Na-
Konstruktion. Hinter einem schwarzen Grund und unterschied-         men Claritia, welches auch dem spanischen Wort „claro“ ähnelt,
lichen Belichtungsquellen kommt ihre Materialität und architek-     was für „Klarheit“ und „Transparenz“ steht. Somit symbolisiert der
tonische Form zum Vorschein und erschafft den Eindruck eines        Name meiner fiktiven, ephemeren Stadt nicht nur den Schaffens-
kristallinen Modellbaus. Alle Bauten sollen zusammen als eine       prozess, sondern auch ihre Materialität auf metaphorische Weise.
fiktive, kristalline Stadt wahrgenommen werden, die in einem        Als Inspirationsquellen für diese Arbeit waren besonders die Ar-
das Gefühl der Klarheit und Zerbrechlichkeit erzeugen soll. Wie     beiten von Arman Pierre Fernandez, des Künstlerduos Winter &
die Vorstellung in meinem Kopf, sind auch diese Bauten in ei-       Höbelt und Do Ho Suh ausschlaggebend. Diese Künstler verfrem-
nem Schwebezustand zwischen ihrer kurzen Entstehungsdauer           den Materialien so um, dass es einen neuen Blick auf einzelnen
und der Neuanordnungen, wobei nur die Fotografie den einzel-        Objekten ermöglicht. Ihre jeweilige Nutzung unterschiedlicher Ma-
nen Stapeln dokumentiert. Die ephemeren Bauten sind fort. Sie       terialien und ihre Neukonstruktionen von architektonischen Ele-
existieren weiterhin in der Fantasie und dank der fotografischen    menten inspirierte meine Arbeit und meinem Schaffensprozess.
Dokumentation. Der Name dieser fiktiven Stadt ist einerseits
durch die Vorstellung des Stadtbildes „Die Städte und der Name
4“, aus dem Werk „Die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino, als
auch von dem spanischen Begriff für Klarheit und Transparenz
inspiriert. Die Stadt aus dieser Erzählung heißt Clarice und sie
zeigt ihr besonderes Muster darin, dass sie immer wieder auf und
abgebaut wird, um die Erstkonstruktion der Stadt nachzubauen.
In der Geschichte gelingt dies den Einwohnern der Stadt nicht,
sodass sie nur die einzelnen Bauteile und Objekte haben, wel-
che immer wieder neuformiert und gestapelt werden, ohne dem
Original nahezukommen. Dieses Motiv des Auf- und Abbauens
und das Nachbauens nach einem Vorbild, um dieses am Ende zu
erfüllen, entspricht ganz der Vorgehensweise meiner Arbeit und
meiner Emotionen beim Bau jedes einzelnen Konstrukts, welches

                                                                                                                                    2
Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE
Inspirationsobjekt „Empire State Building“, Verpackungsmaterial, 80 x 30 x 25 cm

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Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 35 x 28 x 18 cm                                         4
Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE
Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 42 x 26 x 25 cm                                         5
Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE
Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 62 x 23 x 18 cm                                         6
Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE
Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 40 x 23 x 23 cm                                         7
Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE
Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 70 x 45 x 30 cm                                         8
Portfolio für die Modulprüfung: Modul C - Künstlerische Praxis - Uni-DUE
Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 42 x 23 x 36 cm                                         9
Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 42 x 23 x 36 cm
                                                                                      10
Serie: Claritia, die gläserne Stadt

Verpackungsmaterial, Plastik, 42 x 23 x 36 cm
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Projekte und Konzepte                                                                                          Fernanda del Río Soto
Die unsichtbaren Städte                                                                                                      2285096
Johannes Buchholz                                                                                           Kunst LA Master Gym/Ge
WiSe 2020/21                                                                                              Universität Duisburg-Essen

Die Übung „Die unsichtbaren Städte“ befasste sich mit der in-        lichen Perspektiven und entwickelt dabei den Gedanken, dass jede
tensiven Auseinandersetzung des Werkes von Italo Calvino und         Stadt ihre Form durch den Weg erhält, den man zurücklegen muss,
ermöglichte den Teilnehmer*innen die kreative Gestaltung eines       um zu ihr zu gelangen. Aus diesem Impuls habe ich mich gefragt,
eigenen Projekts mithilfe dieser Inspirationsquelle. Das Werk von    wie ich mich bei meinem Projekt mit dem Thema „Wege“ ausein-
Italo Calvino beinhaltet fiktiven Dialogen zwischen Marco Polo       andersetzen kann, die kreuz und quer verlaufen und doch dassel-
und dem Mongolenherrscher Kublai Khan. Dabei soll Marco Polo,        be Ziel verfolgen. Als zweite Inspirationsquelle hierfür erschien
als Weltreisender, dem Herrscher über sein Reich und den unter-      mir die vorgestellte Stadt Ersilia sinnvoll, die mit dem Motiv von
schiedlichen Städten Bericht erstattet. Die Übung bot in wöchent-    Spinnweben arbeitet, um Beziehungsgeflechten Form zu verlei-
lichen Abständen die Möglichkeit jeweils eine der 55 Fantasiestäd-   hen. Aus der Bearbeitung beider Aufgaben entstand daher mein
te vorzustellen und eine Aufgabenstellung daraus zu konzipieren,     Motiv nach der Darstellung von Wegen zu suchen, die ich beschrit-
welches von den Teilnehmer*innen bearbeitet werden sollte. Der       ten habe. Die Personen meiner nächsten Umgebung waren dabei
Fokus lag immer in dem jeweiligen Schwerpunkt der surrealen          relevant, da ich viele Wege beschritten habe, um zu ihnen zu ge-
Thematik der Lektüre und ermöglichte die Umsetzung fiktiver          langen. Somit entstand die Idee in meiner eigenen Arbeit nicht nur
Stadtbilder mit unterschiedlichen Materialien. Dank der bildhaf-     meine, sondern auch die Wege meiner nächsten Beziehungsperso-
ten Fantasiestädte als Vorlage und der tiefgründigen Erforschung     nen in einer Karte einzeichnen zu lassen, welches sich durch ein
einzelner Materialien für die Umsetzungen der praktischen Auf-       Netzgebilde aus einzelnen bunten Fäden widerspiegeln soll. Als
gabenstellungen, entwickelte ich mein Projekt mit Wunsch meinen      Stadt wählte ich dafür die Stadt Essen, in der ich wohne und lebe.
Beziehungsgeflechten als soziales Netzwerk und den gemeinsa-         Somit waren meine Inspirationsquellen nicht nur die kartografi-
men Berührungspunkten der Stadt Essen genauer zu beleuchten.         sche Darstellung von Landkarten - insbesondere der Stadt Essen
Meine Arbeit wurde von der Aufgabenstellung der Stadt Despina        - sondern vielmehr ihre Beziehungsverflechtung und individuellen
„Die Städte und der Wunsch 3“ und der Stadt Ersilia „Die Städte      Wege in meinem Mikrosystem. Dabei sollten vor allem Eckpunk-
und der Tausch 4“ inspiriert. Dabei war die Aufgabenstellung der     te herausgearbeitet werden, wie gemeinsame Routen und Wege
Stadt Despina diejenige, die ich für den Kurs selbst entwickelte.    zwischen mir und den anderen Teilnehmer*innen dieser Arbeit.
Diese Stadt betrachtet ihren Weg zur Stadt aus zwei unterschied-     Das fertige Resultat meines Konzeptes, indem die einzelnen

                                                                                                                                     12
Teilnehmer*innen in eine Faltkarte aus Essen ihre Wege ein-          mitunter die Werke von Theresa Lükenwerk, Matthew Picon,
gezeichnet haben, wurde in einem selbst gebauten Konstrukt           und Canelle Tanc. Diese Künstler*innen haben sich tiefgrün-
aus Lebensmittelnetzen mit eingesprühter, weißer Permanent-          dig mit dem Thema Stadtkarten und Kartografieren auseinan-
farbe verewigt. Dabei wurden alle Wege der Teilnehmer*innen          dergesetzt und sind diesem sowohl zeichnerisch als auch drei-
nach gewebt. Beim Einzeichnen der Faltkarte erhielten alle           dimensional nachgegangen. Dabei verwende sie Techniken
Teilnehmer*innen unterschiedliche Farben zu Identifikations-         wie das Zeichnen, Nachbauen oder Ausschneiden von Stadt-
zwecken und um die einzelnen Strecken ihrer Wege nachver-            karten. Ihre Umsetzungen und ihre intensiven Auseinander-
folgen zu können. Diese wurden für die Netzstruktur der Stadt        setzungen mit Stadtkarten haben meine Arbeit enorm beein-
Essen durch bunte Stickfänden ersetzt und zeigen die einge-          flusst und mich zu der Umsetzung dieser Arbeit motiviert.
webten Beziehungsgeflecht in ihren gemeinsamen oder unter-
schiedlichen Wegen. Es bildet die verflochtene Struktur der Be-
ziehungsgeflechte in meiner Wahlstadt Essen ab, welche durch
die Wahl der Lebensmittelnetze metaphorisch präsentiert wird.
Der Titel der Arbeit „Assindia, die verflochtene Stadt 7“ verweist
somit auf die Beziehungsgeflechte und gemeinsamen Wege al-
ler sieben Teilnehmer*innen. Die Namenswahl dieser eigenen
und fiktiven Stadt mit dem Namen „Assindia“ zeigt einen Bezug
zur Stadt Essen, die erstmals im 9. Jahrhundert als „Asnidh“ er-
wähnt wird. Im Verlaufe der Zeit hat sich ihr Namen vielseitig
geändert und war auch unter den Namen „Assindia“ bekannt,
der sich zu dem heutigen Namen „Essen“ entwickelt hat. Die Na-
mensgebung ist hierbei eine weitere Referenz zu dem Werk von
Italo Calvino, der all den Städten in seinem Werk Frauennamen
verlieh, sodass der Name „Assindia“ ebenfalls einen weiblichen
Klang erzeugt und gut in da Werk von Italo Calvino passen würde.
Künstlerpositionen, die diese Arbeit inspiriert haben, waren

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Konzept: eingezeichnete Karte aller Teilnehmer*innen

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Assindia, die verflochtene Stadt 7

bemalte Lebensmittelnetze mit weißer Permanentfarbe, bunte Stickfäden   15
Assindia, die verflochtene Stadt 7

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Assindia, die verflochtene Stadt 7

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Assindia, die verflochtene Stadt 7 (Ausstellungsobjekt)

61 x 91 cm, Netz mit eingezeichneter Faltkarte der Stadt Essen in Bilderrahmen
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