PRESS REVIEW Thursday, June 3, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

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PRESS REVIEW Thursday, June 3, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

          Thursday, June 3, 2021
PRESS REVIEW Thursday, June 3, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
PRESS REVIEW                                                         Thursday, June 3, 2021

Jazz SK, PBS
„Love Longing Loss” At home with Charles Lloyd During a Year of the Plague

Der Tagesspiegel
Ein Gespräch mit Jutta Adler und Andreas Schessl über die Zukunft der Klassik und der privaten
Konzertveranstalter nach dem Lockdown

Der Tagesspiegel
Wie geht Kulturpolitik für die Zukunft? Brainstorming bei der „Langen Nacht der Ideen“

Der Tagesspiegel
Ein großes Stück Theatergeschichte: der Briefwechsel zwischen Alfred Roller, Richard Strauss und Hugo
von Hofmannsthal

Berliner Morgenpost
Die Familie Flöz ist im Rahmen des Pilotprojektes in der Komödie im Schiller Theater zu sehen

Berliner Morgenpost
Reif für die Berlinale draußen
PRESS REVIEW Thursday, June 3, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
3.6.2021         Ako saxofonista Charles Lloyd prežíval pandémiu. Nový dokumentárny film Love Longing Loss je možné sledovať zdarma do 11. júna…

                  Ako saxofonista Charles Lloyd prežíval pandémiu. Nový
                  dokumentárny film Love Longing Loss je možné sledovať zdarma
                  do 11. júna.

                  Vytvorené: St, 2. 6. 2021, 08:38, Martin Uherek

                  V novembri 2019 hral saxofonista Charles Lloyd po prvýkrát v sále Pierre Boulez Saal v
                  nemeckom Berlíne. V decembri roku 2020 sa tam mal vrátiť odohrať dva ďalšie koncerty, tie
                  však museli byť zrušené pre pandémiu COVID-19. Kurátor sály sa preto rozhodol pre
                  inovatívne riešenie a poveril Lloydovu manželku, aby vytvorila dokumentárny film o
                  saxofonistovi a jeho živote počas lockdownu. Výsledok má názov Love Longing Loss a je
                  možné ho bezplatne sledovať až do 11. júna.

                  Kurátor priestoru pre improvizovanú hudbu a jazz Piotr Turkiewicz dostal nápad na projekt, ktorý by
                  nejakým spôsobom mohol nahradiť zrušené predstavenia z decembra roku 2020. Poveril manželku Charlesa
                  Lloyda, maliarku a video umelkyňu Dorothy Darr, aby počas lockdownu vytvorila filmový portrét svojho
                  manžela, ktorý dokumentuje jeho čas strávený v izolácii v Santa Barbare v Kalifornii. Výsledok jej práce
                  Love Longing Loss je k dispozícii do 11. júna na bezplatné streamovanie na webových stránkach Boulez
                  Saal.

                  Hodinový film, ktorý sa natáčal v priebehu niekoľkých mesiacov veľmi jednoduchou formou - pomocou
                  kamier iPhone a Lumix a prenosného zvukového nahrávacieho zariadenia Zoom. Love Longing Loss nesie
                  podtitul „Doma s Charlesom Lloydom počas roku pohromy“ a poskytuje dôverný pohľad na Lloydove
                  umenie, vrátane jeho úvah o samote, vzdore, sociálnej nespravodlivosti a vlastnom pôvode, ako aj záznam
                  množstva sólových vystúpení na tenor saxofón a klavír. Diváci majú možnosť vidieť a počuť jednu novú
                  kompozíciu „Sky Valley Doll“, ktorú Lloyd interpretuje na oboch spomínaných nástrojoch.

                  "Bolo to bolestivé, no zároveň to bolo požehnaním," hovorí Lloyd na začiatku filmu o živote v karanténe.
                  "Krásne na tom je, že stále môžeme robiť hudbu."

                  Zdroj: jazztimes.com

https://www.jazz.sk/articles/ako-saxofonista-charles-lloyd-prezival-pandemiu-novy-dokumentarny-film-love-longing-loss-je
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3.6.2021                                       https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476537/20-21

        Donnerstag, 03.06.2021, Tagesspiegel / Kultur

        ZUR PERSON

        „Vielleicht kommen wieder goldene Zwanziger“
        Nach dem Verkauf der Berliner Konzertdirektion Hans Adler: Ein Gespräch über die
        Zukunft der Klassik und der privaten Konzertveranstalter nach dem Lockdown mit
        Jutta Adler und Andreas Schessl

        Frau Adler, Herr Schessl, wie sind die privaten Kulturveranstalter durch die Krise gekommen?

        ADLER: Der gesamten Branche hat die Möglichkeit zur Kurzarbeit sehr geholfen. Dadurch mussten wir
        niemand aus dem Team entlassen.

        SCHESSL: Mit unserem Sozialsystem, das Instrumente wie die Kurzarbeit kennt, geht es uns wesent-
        lich besser als beispielsweise unseren Kollegen in den USA. Dort ist sogar ein großer Player wie die
        Agentur Cami in den Konkurs gegangen. Gleichzeitig waren wir aber auch enttäuscht davon, dass sich
        die Politik in Deutschland in der Pandemie weniger für die Kultur interessierte, als wir uns das erhofft
        hatten.

        Zudem konnten die privaten Veranstalter in der kurzen Phase im Spätsommer und Herbst 2020,
        als die staatlichen Institutionen mit minimaler Platzauslastung gespielt haben, keine Konzerte
        anbieten – weil sich das für sie finanziell einfach nicht gerechnet hätte.

        ADLER: In der Tat fand das letzte Konzert, das wir veranstaltet haben, am 3. März 2020 in der Philhar-
        monie statt. Im Herbst haben wir zwei Auftritte mit dem Freiburger Barockorchester durchgeführt –
        für die hatte das Orchester aber Fördergelder aus seiner Heimat mitgebracht.

        SCHESSL: In München mussten wir im letzten Frühjahr wegen des Lockdowns einen Zyklus der Beet-
        hoven-Sinfonien mit den Wiener Philharmonikern nach dem zweiten Abend abbrechen, das war ex-
        trem bitter. Seitdem haben wir fast weitere 800 internationale Konzerte abgesagt. Mir war allerdings

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        gleich klar, dass es lange dauern würde. Wir haben uns damals darauf eingestellt, 18 bis 20 Monate lang
        nicht spielen zu können.

        Sie planen die Wiederaufnahme Ihrer Berliner Konzerte im November. Sind Sie sicher, dass dann
        eine 100-prozentige Platzauslastung der Säle erlaubt sein wird?

        ADLER: Es sieht im Moment ganz gut aus. Wir müssen spätestens im August wissen, wie die Vorgaben
        von Seiten der Behörden sind. In der Vorschau, die wir gerade an unsere Kunden verschickt haben,
        sind darum auch nur die Künstler und Konzertdaten genannt, die Angaben zu den Veranstaltungsorten
        und zu den Preisen fehlen noch. Erst wenn wir wissen, wie viele Zuschauer zugelassen sind und wie
        hoch die Saalmiete ist, können wir kalkulieren.

        Werden die Preise steigen?

        SCHESSL: Nein. Wir wollen ja, dass unser Publikum wiederkommt. Ganz wichtig aber ist für uns das
        Programm von Finanzminister Olaf Scholz, dass er im Januar angekündigt hat und das jetzt beschlos-
        sen wurde: ein Ausfallfonds, der uns Planungssicherheit gibt. Für den Fall, dass ein Saal aufgrund be-
        hördlicher Vorgaben nicht voll besetzt werden darf oder das Konzert abgesagt werden muss, wird der
        Staat finanziell helfen.

        Ich bin überrascht, wie geduldig die private Veranstaltungswirtschaft darauf gewartet hat, dass
        Scholz seine Ankündigung endlich wahr macht. Ich dachte, da müsste viel mehr Wut sein …

        ADLER: Die haben wir auch, im Bauch! Denn Sie müssen ja bedenken, dass die Einschränkungen nicht
        nur die Künstler betreffen, sondern dass am Konzertbetrieb ein ganzer Wirtschaftszweig hängt, ange-
        fangen von Werbefirmen, Hotels, den Technikern, bis hin zu jenen, die abends die Tickets
        kontrollieren.

        Werden die Leute denn wiederkommen, sobald es möglich ist? Was hören Sie von Ihren Abonnen-
        ten?

        ADLER: Viele rufen uns an und wollen wissen, wie es uns geht und wann es weitergeht. Viele Kunden
        haben 2020 Gutscheine akzeptiert, die sie in der kommenden Saison einlösen werden. Unser Publikum
        war wirklich hilfsbereit, wir bauen auf die Treue unserer Abonnenten.

        SCHESSL: Ich bin sehr optimistisch. Vielleicht erleben wir ja sogar wieder goldene Zwanzigerjahre.

        Frau Adler, 2018 konnten Sie das 100. Gründungsjubiläum der Konzertdirektion feiern, jetzt
        aber haben Sie die Firma verkauft. War Corona schuld daran?

        ADLER: Nein, nicht nur. Meinem Mann und mir war es wichtig, die Zukunft der Firma zu sichern. Er
        feiert im Juli seinen 93. Geburtstag und ich werde auch nicht jünger, wir haben keine Nachfolger direkt
        in der Familie, und weil wir mit Herrn Schessl und Herrn Söll von „First Classics“ schon lange gut zu-
        sammenarbeiten, schien uns der Zusammenschluss sinnvoll.

        SCHESSL: In den 103 Jahren ihres Bestehens hat die Konzertdirektion Adler Berliner Musikgeschichte
        geschrieben, davor habe ich großen Respekt. Seit Reinhard Söll und ich mit „First Classics“ 2010 in
        Berlin aktiv wurden, hatten wir viel Zeit, das Ehepaar Adler kennenzulernen. Schritt für Schritt wurde
        die Kooperation immer enger und wir haben gemerkt: Es funktioniert zwischen uns gut, wir brauchen
        nicht viele Worte, um uns zu verstehen. Frau Adler bringt ihre unglaubliche Erfahrung auf dem Berli-
        ner Markt ein, wir können in manchen technischen Dingen und im Marketing unsere Expertise bei-
        steuern. Wir wollen keinen Wechsel, sondern eine harmonische Fortentwicklung. Das Tagesgeschäft
        und die Betreuung der von der Konzertdirektion Adler vertretenden Künstlern liegt weiter in den Hän-
        den von Jutta Adler.

        ADLER: Für unsere Kundinnen und Kunden ändert sich nichts. Die Konzertdirektion trägt den be-
        kannten Namen, alle Mitarbeiter sind noch da und für mich gilt: Solange ich Lust habe, mache ich wei-
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        ter - und ich habe noch Lust!

        Der Berliner Markt gilt als schwierig für private Klassikveranstalter. Es gibt drei Opernhäuser
        und sieben Orchester, die alle staatlich gefördert werden und darum günstige Preise anbieten
        können…

        ADLER: … und die Berliner Philharmoniker, das Konzerthaus oder die Staatsoper betätigen sich zudem
        auch noch selbst als Veranstalter, bieten eigene Konzertreihen an, zu denen sie Künstlerinnen und
        Künstler einladen, deren Berlin-Auftritte wir auch veranstalten könnten.

        SCHESSL: Der Berliner Markt ist sehr stark subventioniert. Das hat den Vorteil, dass sich hier wirklich
        jeder eine Eintrittskarte leisten kann. Das macht es für uns aber auch schwierig, weil wir kostende-
        ckend arbeiten müssen. Ich sage immer: Die privaten Veranstalter sind das Salz in der Suppe, wir bie-
        ten das Außergewöhnliche, bringen Orchester aus dem Ausland hierher, ebenso wie die wichtigsten
        Kammermusikformationen. Wer darauf neugierig ist, der ist auch bereit, bei uns einen etwas höheren
        Preis zu bezahlen.

        Die Vorschau, die Sie jetzt veröffentlicht haben, liest sich wie ein „Who is who“ der Klassikszene.
        Was aber passiert mit jenen Künstlern, die keinen international bekannten Namen haben oder
        die gerade erst am Anfang ihrer Karriere stehen?

        SCHESSL: Die trifft es am härtesten. Denn natürlich werden wir privaten Veranstalter uns im ersten
        Jahr nach der Pandemie zunächst auf die zuverlässigen Zuschauermagneten konzentrieren müssen,
        damit wir in Zukunft wieder junge Künstler einladen können. Das haben wir in der Geschichte unserer
        Firmen immer getan und wollen es auch weiterhin tun.

        Wenn die Kulturmetropolen der Welt jetzt alle gleichzeitig dieselben Stars engagieren wollen,
        werden dann in den mittleren und kleinen Städten Kapazitäten frei für jüngere und weniger be-
        kannte Künstler?

        ADLER: Das war schon immer so. Auch jetzt habe ich schon mitbekommen, dass Kammermusikverei-
        nigungen, die von der Bürgerschaft getragen werden, bereits jetzt Konzerte im kleinen Rahmen veran-
        stalten. Das ist momentan wichtiger denn je für noch unbekanntere Künstler.

        Die Hoffnung liegt also auf der Provinz?

        SCHESSL: Nicht nur, natürlich auch auf den subventionierten Orchestern. Es ist den jungen Künstle-
        rinnen und Künstlern zu wünschen, dass sie überall Auftrittsmöglichkeiten erhalten, denn wir haben
        einen grandiosen Nachwuchs, der auf unglaublich hohem künstlerischem Niveau spielt.

        Das Gespräch führte Frederik Hanssen.

        Die Konzertdirektion Hans Adler wurde 1918 in Berlin gegründet. 1948 übernahm Witiko Adler die
        Firma. Ab 1985 bildete Jutta

        Adler zusammen mit

        ihrem Mann die

        Geschäftsführung.

        Andreas Schessl kommt aus einer Musikerfamilie, seine Konzertagentur „München Musik“ gibt es seit
        1984. 2010 wurde er zusammen mit Reinhold Söll auch auf dem Berliner Markt aktiv, mit der Firma
        „First Classics“.

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        Donnerstag, 03.06.2021, Tagesspiegel / Kultur

        Wie geht Kulturpolitik für die Zukunft?
        Brainstorming bei der „Langen Nacht der Ideen“
        Von Rolf Brockschmidt

        Pandemie, Klimakrise, Populismus und Nationalismus in vielen Teilen der Welt sind neben der Digita-
        lisierung die großen Herausforderungen unserer Zeit, denen sich auch die Auswärtige Kultur- und Bil-
        dungspolitik (AKBP) stellen muss. „Wie bald ist morgen?“, fragt das Forum „Menschen bewegen“ bei
        der sechsten „Langen Nacht der Ideen“, die das Auswärtige Amt mit seinen Partnern aus Bildung und
        Kultur in der Malzfabrik in Schöneberg am 7. Juni veranstaltet.

        Die Veranstaltung wird überwiegend digital stattfinden, allerdings mit einem veränderten Konzept.
        Drei Tage vorher diskutieren die Partner des Auswärtigen Amtes jeweils einen Tag lang die Themen
        „Divers. Digital. Nachhaltig“, um dann die Ergebnisse in einer öffentlichen Schlussrunde im Kachel-
        haus der Malzfabrik via Livestream zu präsentieren. Einleitend wird Michelle Müntefering, Staatsmi-
        nisterin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, die Konferenz eröffnen (ab 18 Uhr) . Da-
        nach diskutieren Friederike Fless, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts, Lars-Chris-
        tian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, Zahra Nedja-
        bat von der Deutschen Welle und die SPD-Abgeordnete Ulla Schmidt live die Ergebnisse. Per Video zu-
        geschaltet werden Carola Lentz, Präsidentin des Gothe Instituts, und Jaybrato Mukherjee, Präsident
        des DAAD.

        Danach gib es zwei Möglichkeiten, die „Lange Nacht der Ideen“ auf dem Sofa am Laptop zu erleben:
        Entweder lässt man sich durch die Moderatoren und Andreas Görgen, den Leiter der Kulturabteilung
        des Auswärtigen Amtes, mit Musik, Liveschalten und Clips bis 1 Uhr durch die Nacht führen, oder man
        stellt sich sein eigenes Programm zusammen und bewegt sich per Mausklick zwischen den Projekten
        der Partner hin und her. Da man sich bei manchen Events anmelden muss, empfiehlt es sich, vorher
        das Programm zu studieren, um sich einen Fahrplan für die Lange Nacht zusammenzustellen.

        Unter anderem präsentiert der „Deutschland-Express“ des Goethe Instituts Moskau deutsche und rus-
        sische Künstler mit ihren Werken. Die Martin Roth Initiative für gefährdete Kunstschaffende stellt in
        Videos drei gefährdete Künstler:innen aus Libyen, Bangladesh und Indien vor, die hier in einem ge-
        schützten Raum ihre künstlerische Arbeit fortsetzen können. Das Deutsche Archäologische Institut
        berichtet davon, wie gefährdete Kulturgüter mittels der „KulturGutRetter“ und dem THW geschützt
        werden können. Rolf Brockschmidt

        Alle Infos zum Programm und

        Livestream: menschenbewegen2021.de

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        Donnerstag, 03.06.2021, Tagesspiegel / Kultur

        Der Pelzmantel der Marschallin
        Ein großes Stück Theatergeschichte: der Briefwechsel zwischen Alfred Roller, Ri-
        chard Strauss und Hugo von Hofmannsthal
        Von Sybill Mahlke

        Vor 100 Jahren waren sie ein einflussreiches Künstlertrio, der Dichter Hugo von Hofmannsthal, der
        Komponist Richard Strauss und der Bühnenbildner Alfred Roller. Doch während das Verhältnis von
        Strauss zu Hofmannsthal zu den Lieblingen der Forschung gehört, ist Roller in Vergessenheit geraten.
        Was sicher damit zu tun hat, dass die szenische Kunst auf der Bühne vergänglich ist.

        Als zentrale Persönlichkeit des deutsch-österreichischen Theaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts
        aber nimmt er in der Entstehungsgeschichte der Werke des Trios zweifellos die Position eines Mit-Ur-
        hebers ein. Der 1864 in Brünn geborene Roller, Gründungsmitglied der Wiener Secession und deren
        Präsident seit 1901, Redakteur der Zeitschrift „Ver Sacrum“, Professor an der Wiener Kunstgewerbe-
        schule und Ausstattungschef der Wiener Oper wurde von seinen beiden Gefährten innig bewundert.
        Den „genialen Mitschöpfer des Rosencavalier“ nennt ihn Strauss in einer Widmung.

        „Mit dir keine Oper zu lang“: So haben Christiane Mühlegger-Henhapel und Ursula Renner ihre Edition
        betitelt, die den Briefwechsel zwischen Hofmannsthal und Roller beziehungsweise Roller und Strauss
        erstmals vollumfänglich erfasst (Verlag Benevento, 464 Seiten. 58 €). In den Schriftstücken wird nie-
        mals geduzt, es bleibt förmlich bis zum Ende: „Hochverehrter Herr Doktor“, „Verehrter Herr von Hof-
        mannsthal“ und „in herzlicher Ergebenheit der Ihre“. Umfangreich präsentiert die Bilddokumentation
        den Maler Alfred Roller in seinen kreativen Bühnenbildentwürfen mit ihren dunklen Räumen wie aus
        Träumen und unzähligen Kostümfigurationen.

        „Jedes Kunstwerk trägt das Gesetz seiner Inszenierung in sich“, postuliert Roller, und in diesem Geist
        bringt das Trio die Opern „Elektra“ (Wien 1909), „Rosenkavalier“ (Dresden/Wien 19011), „Die Frau ohne
        Schatten“ (Wien 1919), „Josephs Legende“ (Wien 1922) und „Die Ägyptische Helena“ (Wien 1928) auf den
        Weg. Vorausgegangen waren gemeinsame Projekte Hofmannsthals mit Roller. Der Dichter bedankt
        sich mit Widmungen seines Dramas „Ödipus und die Sphinx“ sowie seiner Komödie „Cristinas Heim-
        reise“, beide uraufgeführt am Deutschen Theater unter Max Reinhardt.

        Eine „unmaßgebliche Anregung“ Hofmannsthals zum „Rosenkavalier“ zeigt, welche Aufmerksamkeit
        im Detail, in der Kostümierung der Figuren steckt: „Ihre Gedankenverknüpfung mit Helene Fourment
        wunderte mich ein wenig: ich dachte für die Marschallin nicht an Pelzmantel, sondern an geblümten
        Brocat mit schmalem Pelzbesatz.“

        Den Begriff „Bühnenbildner“ empfindet Roller als unzutreffend, er versteht sich als „Theaterarbeiter“,
        zuständig für die Theaterwerkstatt. Selbst als es um den Werktitel „Rosenkavalier“ und die Stellung
        der Autorennamen im Druck geht, berät man sich mit Roller. Plötzlich hat es „brennende Eile mit dem
        Regiebuch“, das er zusammen mit Hofmannsthal erstellt. Strauss schickt „diese schöne Arbeit“ an
        mehrere Theater, damit sie ihre Aufführungen danach richten. „Ihr Regiebuch ist Reinhardts helle Be-
        wunderung“, schreibt der Komponist an Roller, „er erklärte es als Modell und einfach meisterhaft“.

        In Hofmannsthals Kopf gedeiht ein neues Stück. Er schickt 1910/11 Auflistungen der Figuren an Roller,
        „damit Ihre Phantasie sich damit beschäftigen kann“. Trotz überstürzter Proben wird die Urauffüh-
        rung des „Jedermann“ 1911 in Berlin ein Erfolg.

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        Der Erste Weltkrieg lässt Korrespondenz und gemeinsame Projekte stocken. Roller hat „Verdienstar-
        beit“ gefunden und führt kriegsbedingt keine Theaterarbeiten aus. Dennoch ist es ihm schon 1917
        darum zu tun, „die Skizzen der Frau ohne Schatten zum Abschluss zu bringen“. Man staune über die
        Akkuratesse, die Roller auf das Studium des Krappfärbeverfahrens verwendet, da es im Stück um das
        Handwerk des Färbers Barak gehen soll.

        „Seit Wochen Ungewissheit und hilfloses Herumgelaufe“ (Roller) in Salzburg und Wien: Die Inflation
        frisst die Salzburger Festspiele. 1920 wird mit „Jedermann“ eröffnet, 1922 folgt unter Reinhardt und
        Roller „Das Salzburger Große Welttheater“ von Hofmannsthal. Um „von Ihnen richtig verstanden zu
        werden“, analysiert der Dichter dazu in einem seiner empfindsamsten Briefe sein Anliegen, „eine my-
        thische Welt vor die Seele zu bringen“: „Sie würden manche dieser Gestalten am liebsten in heutigen
        Kleidern sehen. Ich pflichte Ihnen durchaus bei. Der Anachronismus ist das Lebenselement der Poesie.
        Sie nimmt die Gegenwart so hoch so weit so tief, dass alle Vergangenheiten in ihr lebendig sind.“

        Unterdessen sind Strauss und Roller damit beschäftigt, die Millionen-Beträge von Kronen abzuschät-
        zen, die als Ausstattungskosten „mit Fundusbenützung“ einzelner Opern anfallen. Die Salzburger Fest-
        spiele fallen 1923/24 der Wirtschaftskrise zum Opfer.

        Im „Neuen Wiener Journal“ erscheint im Mai 1929 ein Artikel über „Die neueste Richard-Strauß-Oper“.
        Es ist „Arabella“, zu deren erstem Akt Strauss dem Dichter Glückwünsche telegrafiert. Sie erreichen
        Hofmannsthal nicht mehr, er stirbt am 15. Juli. Roller bleibt mit Strauss in Verbindung, die Korrespon-
        denz wird sparsamer. 1934 trifft der Musiker seinen Theaterarbeiter noch einmal in Bayreuth. Schon
        an Krebs erkrankt, stattet Alfred Roller bei den Festspielen auf Empfehlung Hitlers den „Parsifal“ aus,
        den Richard Strauss dirigiert. Sybill Mahlke

https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476537/20-21                                                  2/2
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           KULTUR                                                                                     SEITE 10 | DONNERSTAG 3. JUNI 2021

           Das Drama spielt hinter der Bühne
           Die Familie Flöz ist im Rahmen des Pilotprojektes in der Komödie im Schiller Theater zu sehen

           SCHMACHTEN UND ROSEN: Jede Figur hat ihre ganz eigenen Marotten. Familie Flöz Gabriele Zucca

           Von Ulrike Borowczyk

           Es ist wie verhext. Der Kopfputz will einfach nicht auf dem Haar der Ballerina hal-
           ten. Kein Problem für Bühnenarbeiter Bernd. Dann werden die weißen Federn eben
           angetackert. Backstage muss es schließlich schnell gehen, damit die Show vorne rei-
           bungslos läuft. Als sich Bernd bei all dem Trubel nebenher noch in die Tänzerin ver-
           guckt, liegt fast schon ein Happy End in der Luft. Doch die flüchtige Romanze hält
           nur, bis der Vorhang fällt. Dann ist es Aus mit Bühnenillusionen und hochfliegenden
           Träumen.
           Wer glaubt, auf der Bühne findet die ganze Action statt, liegt falsch. Die wahren
           Dramen erlebt man hinter den Kulissen. Zumindest bei der Familie Flöz und ihrem
           bezaubernden Stück „Teatro Delusio“. Die Inszenierung ist nun im Rahmen des Ber-
           liner Pilotprojekts „Perspektive Kultur“ in der Komödie im Schiller Theater zu se-
           hen. Eine sinnige Wahl nach dem Lockdown. Zeigt die Produktion doch alle Befind-
           lichkeiten, Eitelkeiten und großartigen Momente, die das Theater ausmachen. Und
           die sowohl Künstler als auch Zuschauer sieben Monate lang schmerzlich vermisst
           haben.
           Die Schauspieler schlüpfen in rund 30 Rollen
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           Zehn Jahre lang war das 2004 in der Regie von Michael Vogel uraufgeführte Stück
           in Berlin nicht zu sehen. Jetzt entpuppt es sich als zeitloser Klassiker. Mit allen Zuta-
           ten, die das Maskentheater der international gefeierten Company so berühmt ge-
           macht haben. Die Spieler Andrès Angulo, Johannes Stubenvoll und Thomas van Ou-
           werkerk schlüpfen mittels spitznasiger Charakter-Masken in rund 30 Rollen. Allein
           mit ihrer Körpersprache erwecken sie die Figuren zum Leben. Ohne Worte erzählen
           Masken (Hajo Schüler) und Kostüme (Eliseu R. Weide) dabei ganze Biographien.
           Die Geschichte ist so einfach wie genial: Drei Bühnenarbeiter versuchen, hinter der
           Bühne das Chaos aus Kabelknäueln und verlegten Requisiten zu bändigen. Derweil
           findet die Aufführung hinter einer Stellwand statt. Während das Saallicht in der Ko-
           mödie erlischt, erklingt auf der anderen Seite das erwartungsvolle Gemurmel eines
           unsichtbaren Publikums. Bald schon hört man Arien-Geschmetter, heldenhaftes Sä-
           belgerassel und Orchester-Donner.
           Hinter den Kulissen kommt davon nur ein schwacher Abglanz an, in dem sich Ivan,
           Toby und Bernd trotzdem sonnen. Ihre Fantasie galoppiert dabei mehr als einmal da-
           von. Wird zur Bühnenmagie und zerplatzt dann stets wie eine Seifenblase. Muskel-
           protz Toby lässt sich etwa vom abgehobenen Regisseur als Tänzer entdecken, nur
           um wenig später eiskalt fallengelassen zu werden. Denn sein plötzliches Lampenfie-
           ber hat der vorher hüftschwingende und nun auf einmal stocksteif agierende Büh-
           nenarbeiter nicht eingepreist. Doch der unterbeschäftigte und ehrgeizige Toby gibt
           nicht auf. Für einen Auftritt ist er bereit zu kämpfen, über Leichen zu gehen. Und
           jeden niederzumetzeln, der seinen fünf Sekunden Ruhm im Weg steht. Angefangen
           beim wankelmütigen Regisseur.
           Viel Slapstick und wendungsreiche Einfälle
           Dann ist da noch der dicke Ivan, der am liebsten zum Nichtstun in seinem Pförtner-
           kabuff verschwindet. Nur, wenn sich die Operndiva blicken lässt, wird er aktiv. Und
           schmachtet sie vergeblich an. Der sensible Bernd indes liest sich am liebsten in an-
           dere Sphären und wird immer wieder gnadenlos zurückgeholt auf den Boden der
           Realität. Vor allem von den Künstlern, die über die Hinterbühne stolpern. Wie der
           senile Geiger, der mitten in seinen Bewegungen einschläft. Oder der Triangel-Spie-
           ler, der den Weg zur Bühne nicht findet. Der Paukist taucht gedankenverloren mit
           nur einem Schlägel auf und die Maskenbildnerin legt mit exorbitantem Haarspray-
           Verbrauch einen bühnenreifen Auftritt hin.
           Es ist ein eigenwilliges Panoptikum, das sich im schäbigen Backstage-Bereich ein
           Stelldichein gibt. Ein jeder mit speziellen Marotten und Schrullen. Von Glamour und
           Star-Appeal keine Spur. Bei den Begegnungen entspinnen sich in Windeseile Dra-
           men, die mindestens so spannend sind wie die auf der anderen Seite der Bühne, die
           dem Zuschauer verborgen bleiben. Das Theater im Theater überrascht hier mit viel
           Slapstick und wendungsreichen Einfällen. Ein so hochkomischer wie anrührender
           Abend.

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           Komödie im Schiller Theater, Bismarckstr. 110, Charlottenburg, Tel. 88 59 11 88,
           3.-5.6. um 20 Uhr, 6.6. um 16 Uhr. Besuch nur mit negativem Testergebnis und
           FFP2-Maske und bis zum 4.6. mit personalisiertem Ticket.

           Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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           Reif für die Berlinale draußen
           Am 9. Juni startet das Sommer-Special des Festivals. Heute beginnt der Vorverkauf. Es gibt nur 60.000 Ti-
           ckets – ein Fünftel des üblichen Angebots

           Die Berlinale findet auch hier statt: Im Sommerkino am Kulturforum mit Blick zum Potsdamer Platz, sonst das Berlinale-
           Zentrum. PA/Berlinale/Montage: BM/Schoor

           Von Peter Zander

           Berlinale Goes Kiez heißt die Initiative,
           die der damalige Festivalchef Dieter
           Kosslick 2010 eingeführt hat, um auch
           die kleinen Kinos jenseits vom Potsda-
           mer Platz in die Berlinale einzubinden
           und das Festival in die ganze Stadt zu
           bringen. Gedacht war das nur als Zu-
           satz. Dieses Jahr aber ist es das einzige
           Angebot. Wegen Corona können die 71.
           Filmfestspiele von Berlin nicht wie üb-
           lich stattfinden. Deshalb wurden sie auf-
           gesplittet in den Branchentreff, der be-
           reits im März parallel zum Europäi-
           schen Filmmarkt stattfand, und dem
           Sommer-Event fürs Publikum vom 9.
           bis 20. Juni. Wieder geht die Berlinale
           also in die Kieze. Aber diesmal nur in die Kieze: Der Berlinale-Palast bleibt zu. Vor-
           führungen finden ausschließlich draußen statt.

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           Von Zehlendorf bis Reinickendorf, von Charlottenburg bis Friedrichshagen machen
           insgesamt 16 Spielstätten mit, auch kinofremde Orte wie die Museumsinsel, wo das
           Festival am Mittwoch mit „The Mauritanian“ eröffnet wird, oder das Schloss Char-
           lottenburg, das erstmals als Open-Air-Kino genutzt wird. Aber auch das Sommer-
           kino Kulturforum ist dabei, von dem aus man einen wundervollen Blick auf den
           Potsdamer Platz hat und nur einen Steinwurf entfernt ist vom üblichen Berlinale-
           Zentrum.
           Der Vorverkauf beginnt am heutigen Donnerstag um 10 Uhr. Warteschlangen gibt es
           nur vor Testzentren, nicht mehr an Vorverkaufsstellen. Die Tickets gibt es online.
           Auf der Website des Festivals wird man automatisch auf die der Kinos weitergelei-
           tet. Und über die Bedingungen informiert: Ein negativer Corona-Test ist Pflicht.
           Picknickkörbe dürfen nicht mitgebracht werden. Und gespielt wird in jedem Fall. Es
           bleibt also zu hoffen, dass das Wetter mitspielt. Aber der Sommer scheint ja nun
           endlich aufgewacht, die Wetterprognosen stimmen zuversichtlich. Etwas Wetterfes-
           tes sollte man aber schon einpacken.
           Es gibt nur 193 Vorführungen – 2020 waren es noch 1103
           Natürlich ist das Angebot schmerzlich reduziert. Hat die Berlinale im vergangenen
           Jahr, kurz bevor die Pandemie auch Deutschland erreicht hat, 330.000 Tickets ver-
           kauft, können diesmal nur 60.000 angeboten werden, etwas mehr als ein Fünftel. Es
           werden auch nur 100 Langfilme gezeigt, 2020 waren es noch 260, und die werden
           maximal dreimal gezeigt und nicht wie sonst fünf- bis sechsmal. 2020 gab es noch
           1103 Filmvorführungen (allerdings inklusive Pressevorführungen, die diesmal aus-
           fallen), in diesem Jahr sind es gerade mal 193 - nicht mal ein Sechstel. Es wird auch
           keine Unabhängigen Jurys geben wie sonst, also auch keine Leserjury der Berliner
           Morgenpost. Während diese sonst über den Publikumsfavoriten im Wettbewerb ent-
           scheidet, soll diesmal einmalig das gesamte Publikum abstimmen.
           Alle Festivals gehen anders mit der Pandemie um. Eine Zweiteilung, wie sie die
           Berlinale vorgenommen hat, ist bislang einmalig. Und ganz durchdacht ist es auch
           nicht: Der Branchentreff fand ganz unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Da
           fühlten sich Berlinalefans ausgeschlossen. Nun werden auch nicht alle Filme, die im
           März auf dem Programm standen, im Juni gezeigt. Der übliche rote Teppich entfällt,
           das Staraufgebot weitestgehend auch. Einige Willige dürfen nicht kommen, etwa Be-
           nedict Cumberbatch, weil die Einreise aus Großbritannien wegen der indischen Co-
           rona-Mutante drastisch eingeschränkt wurde. Für Stars aus Hollywood wie Jodie
           Foster lohnt das Kommen nicht. Aber selbst die Französin Céline Sciamma, deren
           Film „Petite Maman“ im Wettbewerb läuft, will vorsichtshalber nicht reisen.

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           Auch auf Pressekonferenzen wird komplett verzichtet. Weil eben nicht alle Filme
           repräsentiert werden können und das zu einem Ungleichgewicht geführt hätte. Die
           Sommer-Berlinale ist also ein reiner Publikums-Event, wie der Publikumstag, der
           sonst die Berlinale beschließt, nur verlängert über die Dauer des ganzen Festivals.
           Und sogar einen Tag länger: Sonst beginnt das Festival erst am Donnerstag, nun
           schon Mittwoch. Das übliche Festivalfieber entfällt auch. Die Internationale Jury hat
           schon im März getagt und ihre Preise bereits bekannt gegeben. Die werden auch
           nicht zum Ende des Festivals, sondern schon am ersten Sonntag verliehen. Man weiß
           also schon, wer gewonnen hat. Und kann da nicht mitfiebern. Man weiß aber auch,
           wer nichts gewonnen hat. Solche Filme stehen plötzlich wie Verlierer da. Möglicher-
           weise sind Tickets für diese Filme nun gar nicht so begehrt.
           All das aber ist ein Testlauf. Auch für die Berlinale ein einmaliger Ausnahmezu-
           stand. Besonders bitter: Erst am Dienstag hat der Berliner Senat aufgrund der stetig
           sinkenden Inzidenz-Werte neue Lockerungen verkündet. Wer in den Biergarten will,
           braucht keinen Test vorzuweisen. Wer Berlinale gucken will, aber schon. Denn die
           Berlinale läuft im Rahmen des Berliner Pilotprojekts. Daher ist es möglich, etwa im
           Filmtheater Friedrichshain 800 bis 900 Plätze anzubieten, während Open Air Kinos
           bislang nur 250 anbieten durften und ab Freitag bis 500. Nun rächt es sich auch, dass
           nie ein Plan C oder D verfolgt wurde, kurzfristig Indoor-Kinos einzubinden. Das
           aber, sagt Mariette Rissenbeek, die Geschäftsführerin der Berlinale, sei einfach nicht
           planbar gewesen: „Wir waren j ede Woche mehrfach mit dem Senat im Kontakt“,
           sagt sie, „dass es Lockerung geben könnte, wurde aber erst Ende letzter Woche deut-
           lich. Das war viel zu knapp für uns.“ Das möge wie eine Ausrede klingen, sei aber
           keine. Auch mit Kinobetreibern sei man im ständigen Austausch gewesen. Indoor-
           Kinos bräuchten aber zwei bis drei Wochen, um den Spielbetrieb wiederaufzuneh-
           men, und könnten dies nicht von heute auf morgen tun. „So mussten wir schweren
           Herzens schon zu einem früheren Zeitpunkt beschließen, ausschließlich bei Open
           Air zu bleiben.“
           Ganz kurz sah es ja sogar so aus, dass nicht mal diese Variante hätte stattfinden kön-
           nen. Rissenbeek gesteht, dass ihr von vielen Seiten nahegelegt wurde, die Berlinale
           doch besser ganz ausfallen zu lassen. Sie ist nun, wie sie zugibt, heilfroh, nicht dar-
           auf eingegangen zu sein. „Ich wollte bis 7. Mai mit der Entscheidung warten. “ Und
           dann gingen die Infektionszahlen ja, auch dank der langsam greifenden Impfwelle,
           spürbar zurück.

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           Es wird eine seltsame Berlinale. Es ist noch schwerer, an die wenigen Karten zu
           kommen, und noch mühevoller beim Einlass. Aber seien wir froh, dass das Festival
           überhaupt stattfindet. Und dass es endlich wieder losgeht mit dem Berliner Kulturbe-
           trieb. Und vielleicht wird die Ausnahme-Berlinale ja auch ein ganz besonderes Er-
           lebnis. Seit das Festival 1978 vom lauen Juni in den bitterkalten Februar verlegt
           wurde – ein notwendiger Schritt, um gegen die Cannes-Konkurrenz zu bestehen und
           den Europäischen Filmmarkt einzubinden –, lamentieren die, die es noch so kennen,
           wie schön das Festival im Sommer war. Nun können das alle einmal ausprobieren.
           Kartenvorverkauf ab 3. Juni, 10 Uhr unter www.berlinale.de/de/programm/ticket-
           info.html

           Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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