Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch

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Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Projekt-
patenschaften
2021

         Unsere Kleinsten und Verletzlichsten
         nicht vergessen – gerade in Krisenzeiten:
         Das ist der Motor unserer Arbeit.
         Unermüdlich handeln wir im Interesse
         der Kinder und sorgen nachhaltig
         für ihr gesundes Aufwachsen.
                         Bettina Junker, Geschäftsleiterin
                         UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Liebe UNICEF Freunde
            D
                  ie zurückliegenden Monate haben uns                   Keines dieser gefährdeten Kinder lassen wir im
                  alle geprägt. Wir leben in einer Zeit voller          Stich. Davon lesen Sie auf den folgenden Seiten.
                  Unsicherheiten rund um das Virus, von                 Damit dies gelingt, braucht es einen langen
            dem die ganze Welt betroffen ist. Die Folgen                Atem. Menschen wie Sie erlauben UNICEF
            sind für die Jüngsten am gravierendsten: Kinder,            dranzubleiben, auf Bewährtem aufzubauen und
            die monatelang nicht zur Schule können und                  immer wieder nach neuen Wegen zu suchen.
            denen damit auch ihre einzige täglich sichere               Wir danken allen unseren Projektpaten von
            Mahlzeit fehlt. Kranke Babys, deren Mütter                  Herzen für ihre Treue. Sie ist in unsicheren Zeiten
            den Gang zum Gesundheitszentrum nicht mehr                  wie der gegenwärtigen wichtiger denn je.
            wagen. Ihre Hilfe ist dringend nötig.

            Dank flexiblen Anpassungen rund um COVID-19
            stand die Programmarbeit von UNICEF nie still.
            Neue Wege wurden gefunden, um besonders
            schutzbedürftige Kinder zu erreichen: Mädchen,
            denen Beschneidungen drohen; Kleinkinder, die
            chronisch mangelernährt sind; Kinder, die zu Hause Bettina Junker
            misshandelt werden oder schwere Arbeiten verrich- Geschäftsleiterin
            ten müssen, statt lesen und schreiben zu lernen. UNICEF Schweiz und Liechtenstein

            Inhalt                                                                09         Gleiche Entwicklungschancen
                                                                                                                             15
                                                                                             für alle Kinder in Bolivien
                                                                                             Sechzehn Prozent der unter Vier­
                                                                                             jährigen leiden aufgrund chronischer
                                                                                             Mangelernährung an Entwicklungs-
                                                                                             verzögerungen

                                                                                                                                    FOTOS: © UNICEF/UN0280936; © UNICEF/UN0299026/KANOBANA; © UNICEF/UN0225945/LIBORIO; © UNICEF/Vyhnalkova
            03                                      Bildung für benachteiligte               18
            Programme gegen                         Kinder in Ruanda
            Mädchenbeschneidung                     Aufgrund der Schulschliessungen ist in
            In Guinea kam es trotz Ausbruch von     Ruanda die kontinuierliche Schulbil-
            COVID -19 zu keinem neu registrierten   dung von 3 Millionen Kindern gefährdet
            Fall einer Mädchenbeschneidung

                                                    12
                                           06                                                Verbesserung der Unterrichts-
                                                                                             qualität in Bhutan
                                                                                             Mehr als 2500 Kindermönche und
                                                                                             -nonnen profitieren von verbesserten
                                                                                             Hygienemassnahmen

                                                                                                                              21
                                                    Bildung und Schutz für                   Für eine Welt ohne Polio
            Mädchenbildung in Indien                Kinder in Brasilien                      Unmittelbar nach der viermonatigen
            1,5 Millionen Kinder konnten in         Über 52 Millionen Buben und              Kampagnen-Pause konnten in
            Bihar mit Bildungsprogrammen via        ­Mädchen konnten während des             Afghanistan mehr als 1,1 Millionen
            Radiosender neu erreicht werden          Lockdowns nicht zur Schule gehen        Kinder immunisiert werden

2 — Projektpatenschaften 2021
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Programme gegen Mädchenbeschneidung

                                    Damit Körper und Seele
                                    unversehrt bleiben

                                    Dank flexiblen Anpassungen an die
                                    Situation rund um die COVID-19-
                                    Pandemie stand UNICEFs Programm-

                                                                             S
                                    arbeit gegen Mädchenbeschneidung
                                                                                  ie hat einen Entscheid gefällt und ihre
                                    nie still. Neue Wege wurden gefunden,
                                                                                  scharfen Messer zur Seite gelegt. Makema
                                    um Mädchen vor Verletzungen an ihrer          Traore hat Hunderte von Mädchen be­
                                    sensibelsten Körperstelle zu bewahren:   schnitten. Sie hatte in angsterfüllte Augen von
                                    vor Schnitten, die sie für ihr Leben     Kindern geblickt, denen der schmerzhafte
                                    zeichnen. In Guinea beispielsweise,      Eingriff bevorstand. Während sie ihre Arbeit
                                                                             verrichtete, hatte sie Tränen und Schreie igno-
                                    einem besonders betroffenen Land,
                                                                             riert. Doch das zählt nun zu ihrer Vergangen-
                                    kam es trotz Ausbruch von COVID-19
FOTO: © UNICEF/UNI211412/Brembati

                                                                             heit. Die Frau im langen roten Gewand legt
                                    zu keinem neu registrierten Fall einer   einen Arm um ihre achtjährige Tochter und
                                    Mädchenbeschneidung.                     sagt: «Dank UNICEFs Sensibilisierungsarbeit
                                                                             wurde mir klar, welche schädlichen Konse­
                                                                             quenzen die Praxis der Beschneidung für junge
                                                                             Mädchen hat.»

                                                                                                            UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 3
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Schwerste Kinder- und Menschen­-
          rechts­verletzung
          Die ehemalige Beschneiderin Makema Traore
          stammt aus der Stadt Nionsomoridou in Guineas
          Südosten. 97 Prozent der 15- bis 49-jährigen
          Mädchen und Frauen in Guinea sind beschnit-
          ten. Tiefgreifende soziale Normen sind der
          Hintergrund der noch immer weit verbreiteten
          schädlichen Praxis, körperliche und seelische
          Wunden oft die lebenslangen Begleiter der betrof-
          fenen Mädchen. Unermüdlich engagiert sich
          UNICEF in Ländern wie Guinea mit Sensibilisie-
          rungsmassnahmen gegen die tief eingreifenden
          Kinder- und Menschenrechtsverletzungen:
          Gesundheitsmitarbeitende suchen das Gespräch
          mit Beschneiderinnen und wichtigen Entschei-
          dungsträgern in Gemeinden. In Schulen werden
          Lehrpersonen wie auch Kinder informiert.
          Radio- und Fernsehprogramme klären über das
          Thema auf. Der weltweite Erfolg spricht für sich:
          In den 30 Ländern mit der höchsten Anzahl an
          Mädchenbeschneidungen ist heute noch 1 von          Deklarationen von Gemeinschaften erwiesen.
          3 Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren be-         Es ist ein nachhaltiges Zeichen von Stärke, wenn
          schnitten; 1980 war es noch jedes 2. Mädchen.       sich ganze Dorfgemeinschaften überzeugt
                                                              gegen die schädliche Praxis wenden. Im letzten
                                                              Jahr haben sich beispielsweise in den afrikani-
          Deklarationen gegen Mädchen-                        schen Ländern Djibouti, Gambia, Guinea, Guinea-
          beschneidung sind wirksam –                         Bissau, Mali, Mauretanien, Senegal und Somalia
                                                              mehr als 8000 Gemeinschaften öffentlich gegen
          aktuell via Radio.                                  das Beschneiden von Mädchen ausgesprochen.

          Nachhaltige Zeichen von Stärke                      Angepasste, wirksame Sensibilisierungs-
          Doch weltweit sind noch immer 68 Millionen          massnahmen
          Mädchen in Gefahr, den schmerzhaften Eingriff       UNICEF engagierte sich in den zurückliegenden
          über sich ergehen lassen zu müssen. Um diese        Monaten dafür, dass diese wichtigen Signale
          Mädchen wirksam zu schützen, hat UNICEF             auch in Zeiten von COVID-19 umsetzbar sind.
          die Anstrengungen nochmals intensiviert. Das        In Guinea beispielsweise haben sich im letzten
          Kinderhilfswerk setzt alles daran, die nachhal-     Jahr 116 Gemeinschaften zu Deklarationen
          tigen Entwicklungsziele Realität werden zu          gegen Mädchenbeschneidung entschieden und
          lassen. So gezielt auch das fünfte Entwicklungs-    weitere 31 gemeinsame Manifestationen ange-
          ziel: Gleichstellung der Geschlechter und somit     kündigt – beides übers Radio. In Zeitungen
          Selbststimmung für jedes Mädchen und jede           wurden mit UNICEFs Hilfe Inserate platziert
          Frau. Dazu zählt selbstverständlich auch die        zu einem überarbeiteten Gesetz, das Mädchen-
                                                                                                                 FOTO: © UNICEF/UNI212928/Mazboudi

          körperliche und seelische Unversehrtheit von        beschneidung und Frühehen verbietet. Weiter
          heranwachsenden Mädchen.                            konnte der Grundstein für eine Zusammenarbeit
                                                              mit der nationalen Anwaltskammer gelegt wer-
          Als besonders wirksam in der Überwindung der        den, um eine Beratungsstelle für Kinderrechts-
          sozialen Normen, die den Boden für Mädchen-         verletzungen einzurichten. Zudem gelang es,
          beschneidungen legen, haben sich öffentliche        280 Mädchen aus 13 Gemeinden des Landes

4 — Programme gegen Mädchenbeschneidung
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Als besonders wirksam in der Überwindung der sozialen Normen
                                                                                                                      haben sich öffentliche Deklarationen von Gemeinschaften erwiesen.

                                                                                           darin zu trainieren, ihre Kolleginnen über die
                                                                                           schädliche Praxis der Mädchenbeschneidung
                                                                                                                                                             97 Prozent
                                                                                           und ihre Folgen aufzuklären. In zahlreichen                      der 15- bis 49-jährigen
                                                                                           WhatsApp- und Facebook-Gruppen tauschen                       Mädchen und Frauen in Guinea
                                                                                           sich die Jugendlichen über ihre Sorgen und                         sind beschnitten.
                                                                                           Erfahrungen aus. Insgesamt sind mehr als 3000
                                                                                           10- bis 19-jährige Mädchen involviert. Darüber
                                                                                           hinaus hat UNICEF unterstützend dabei mit­ge-
                                                                                           wirkt, dass im Juni letzten Jahres das neu
                                                                                           gebildete Ministerium für die Rechte und die
                                                                                           Ermächtigung der Frauen seine Arbeit aufneh-
                                                                                           men konnte: Ein deutliches Zeichen dafür, dass
                                                                                           die Regierung Guineas erkannt hat, wie wichtig
                                                                                           es ist, die Rechte von Kindern und Frauen zu res-
FOTO: © UNICEF/DSC01963/Guinea* / *Dieses Bild ist vor der COVID-19-Pandemie entstanden.

                                                                                           pektieren – dazu zählt auch die Überwindung der
                                                                                           schädlichen Praxis der Mädchenbeschneidung.

                                                                                           Selbstbestimmte, erfüllte Zukunft
                                                                                           Makema Traore zieht ihre Tochter näher zu sich                                  Burkina
                                                                                                                                                                           Faso
                                                                                           und lächelt. Stolz erzählt sie, sich gemeinsam                   Guinea
                                                                                           mit anderen ehemaligen Beschneiderinnen dafür
                                                                                           einzusetzen, dass Mädchen aus ihrem Dorf und
                                                                                           der Umgebung unversehrt bleiben. «UNICEF
                                                                                           hat mir Mut gemacht, mich für unsere Mädchen
                                                                                           einzusetzen», sagt sie und schliesst überzeugt
                                                                                           an: «Ich möchte, dass auch meine Tochter eine
                                                                                           emanzipierte Frau werden kann und ein erfülltes
                                                                                           Leben vor sich hat.»

                                                                                                                                                                         UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 5
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Mädchenbildung in Indien

Die verletzlichsten
Mädchen nicht
im Stich lassen

 UNICEF engagiert sich für die Mädchen in Indiens ärmstem
 Bundesstaat, Bihar, denn für sie sind die Folgen der COVID-19-Krise
 besonders verheerend. Während des Lockdowns haben viele die
 Schule ­abgebrochen. 13 Millionen Mädchen sind noch stärker
der Gefahr ausgesetzt, allzu früh verheiratet zu werden. Mit flexiblen
­Lerntechniken und intensiver Aufklärungsarbeit setzt sich UNICEF
 auch während des Lockdowns unermüdlich dafür ein, marginalisierte
 Mädchen der untersten Kasten zu stärken.
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Z
                                           u Hause mithelfen zu müssen, nicht in         war, bekam Pratibha einen ersten Zugang zu
                                           die Schule zu dürfen, früh verheiratet zu     Schulbildung. Ihre Neugierde und ihr Interesse
                                           werden – mit dieser Perspektive hatte sich    wurden geweckt, und als das mobile Lernzen-
                                    die 15-jährige Pratibha abgefunden. Sie würde        trum aufgrund des Lockdowns nicht weiter nach
                                    damit das Schicksal Millionen anderer teilen:        Maksudpur kommen konnte, war der Boden
                                    27 Prozent der jungen Frauen in Indien werden        bereits gelegt: Pratibha traf sich mit gleichaltri-
                                    vor dem gesetzlich festgelegten 18. Lebensjahr       gen anderen Mädchen und lernte schnell, wie
                                    verheiratet. Schulabbrüche und allzu frühe           die Online-Learning-Programme funktionieren.
                                    Schwangerschaften sind zwei der gravierendsten
                                    Folgen, ein weiterer Abstieg in der Armuts-          Wirksame Programmarbeit auch während
                                    spirale ist die wahrscheinliche Konsequenz.          des Lockdowns
                                                                                         UNICEFs breit abgestütztes Vorgehen in enger
                                    Pratibha stammt aus dem kleinen Dorf                 Zusammenarbeit mit dem nationalen Bildungs-
                                    Maksudpur in Indiens ärmstem Bundesstaat,            ministerium und lokalen Behörden erwies sich
                                    Bihar. Die Auswirkungen von COVID-19 sind            gerade in den von COVID-19 überschatteten
                                    hier besonders bitter – speziell für Kinder tiefer   Monaten als äusserst hilfreich. Gemeinsam
                                    Kasten. Pratibhas Vater starb, als sie ein Baby      gelang es, innovative Lösungen für besonders
                                    war. Das Mädchen wuchs in prekären Verhält-          marginalisierte Mädchen zu finden. Während
                                    nissen auf. Von klein auf musste Pratibha zu         der landesweiten Schulschliessungen wurden
                                    Hause mithelfen. In den zurückliegenden Mona-        nicht nur in Bihar Hunderttausende Buben und
                                    ten wuchs die Hoffnung ihrer Mutter, nach            Mädchen weiter unterrichtet. Insgesamt erreich-
                                    Pratibhas Eheschliessung von den grössten            ten neue, via Fernsehen und über digitale Me-
                                    finanziellen Nöten befreit zu sein.

                                    Mädchen aus tiefen Kasten sind oft in Gefahr
                                    Auf die Nöte solch stark benachteiligter Mäd-
                                    chen geht UNICEFs breite Programmarbeit ein.
                                    Sie fusst auf mehreren, sich ergänzenden Pfei-
                                    lern: Eltern von Mädchen, die besonders gefähr-
                                    det sind, werden informiert und sensibilisiert;
                                    den Mädchen wird ein auf sie zugeschnittener
                                    Zugang zu Bildung ermöglicht und es wird ein
                                    sicherer Rahmen geschaffen, in dem sie sich zu
                                    selbstbewussten Frauen entwickeln können.

                                           Flexible Bildungsmassnahmen                                                         Bihar
                                           für marginalisierte Mädchen                                            Indien

                                           sind zentral.

                                    So suchten Mitarbeitende von UNICEF auch
                                    Pratibhas Mutter auf, erläuterten, welch tiefe
FOTO: © UNICEF/UNI355820/Panjwani

                                    Zäsur das Ausbleiben der Schulbildung und eine
                                    frühe Eheschliessung für den künftigen Lebens-
                                    weg ihrer Tochter bedeute und welche Konse-
                                    quenzen der illegale Schritt der Frühehe nach
                                    sich ziehen könne. Dank UNICEFs mobilem
                                    Lernbus, der in 100 Dörfern im Distrikt Patna

                                                                                                                                Mädchenbildung in Indien — 7
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
dien lancierte Schulprogramme 40 Millionen
           Kinder aus 16 Bundesstaaten. Mehr als die
           Hälfte von ihnen sind Mädchen.

           Neue, flexible Ansätze
           Wirksame Bildungsmassnahmen für besonders
           marginalisierte Mädchen – das ist einer der Kern-
           punkte, über den UNICEF laufend nachdenkt
           und reagiert. Denn die Geschlechterunterschiede
           beim Zugang zu Bildung sind gravierend – wie
           sich auch bei digitalen Lernplattformen zeigt.
           Beispielsweise hat in Bihar nur knapp jede dritte
           Frau Zugang zum Internet, allzu viele Mädchen
           bleiben somit ausgeschlossen. Doch die meisten
           Familien haben ein Radio, womit Mädchen wie
           Buben erreicht werden können. Gemeinsam
           mit dem Bildungsministerium in Bihar hat sich
           UNICEF dafür stark gemacht, dass der grösste
           Radiosender Bildungsprogramme ausstrahlt.
           1,5 Millionen Buben und Mädchen konnten
           auf diese Weise neu erreicht werden. Parallel
           dazu wurde eine neue Mobile-App eingeführt,          UNICEF bleibt dran: Auf innovativen Wegen
           die breit genutzt wird. Auf diese Weise erhielten    wird dafür gesorgt, dass die Kommunikation zu
           10 000 Lehrpersonen ein Online-Training zu           Kindern und ihren Eltern nicht abbricht.
           einem angepassten Lehrplan. Schliesslich
           wurden im Hinblick auf die Schul­öffnungen
           nach dem Lockdown die Hygienebedingungen
           in mehr als 10 000 Schulen deutlich verbessert
           und die Areale gründlich desinfiziert.

                                                                                                                FOTOS: © UNICEF/UNI346440/Panjwani; © UNICEF/Photo2India2020* / *Dieses Bild ist vor der COVID-19-Pandemie entstanden.
           Hartnäckiges Dranbleiben
           UNICEF bleibt dran – während Zeiten des Lock-
           downs wie danach. Das grösste Ziel ist, auf
           innovativen Wegen dafür zu sorgen, dass die
           Kommunikation zu Kindern und ihren Eltern
           nicht abbricht, dass die Schule zu den Kindern       Dank UNICEFs mobilem Lernbus erhalten
           kommt und dass vor allem Mädchen integriert          Mädchen aus tiefen Kasten einen ersten Zugang
           werden. Im zurückliegenden Programmjahr              zu Schulbildung.
           wurden knapp 700 Lehrpersonen darin unter-
           stützt, spezielle Lernzentren für Mädchen auf-
           zubauen, die bisher nicht zur Schule gingen.
           Auf diese Weise werden ihnen Fähigkeiten und
           Fertigkeiten beigebracht, die eine spätere Ein-
           gliederung in die öffentliche Schule ermöglichen.

                                                                           13 Millionen
           Der Programmteil richtet sich gezielt an Mädchen,
           die in Gefahr sind, zu früh verheiratet zu werden.
           Mithilfe dieser Massnahme konnten bereits mehr
                                                                  Mädchen sind noch stärker der Gefahr aus-
           als 1700 Mädchen erreicht werden – so auch              gesetzt, allzu früh verheiratet zu werden.
           Pratibha und ihre Freundinnen.

8 — UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
Bildung für benachteiligte Kinder in Ruanda

                                    Damit Schulen nicht lange
                                    ­pausieren

                                                          Die Schule zu den Kindern bringen – zum Beispiel via Lernprogramme über Radiosender.

                                                                                      E
                                    Es ist eines der weltweit ärmsten Länder                  s wird geformt, gemalt, gestaltet. Zehn
                                    und hat grosse Anstrengungen unter-                       kleine Hände und zwei grosse tauchen
                                    nommen und viel erreicht. Vor ­Ausbruch                   Papier in Klebemasse, verzieren Papier-­
                                                                                       körbe, bemalen Blumentöpfe, bringen nasse
                                    der COVID-19-Krise lag die Einschulungs-           Papierstreifen in Buchstabenform. Jean Claude
                                    quote in Ruanda bei knapp 98 Prozent.              ­Rukundo und seine fünf Söhne sind beschäf-
                                    Doch nun sind 3 Millionen Kinder in                 tigt. «Während der Schulschliessung möchte
                                    Gefahr, den Anschluss zu verlieren.                 ich, dass meine Buben nicht tatenlos zu Hause
FOTO: © UNICEF/UNI319826/Kanobana

                                    ­UNICEFs Programmarbeit erreicht beson-             sind», sagt Rukundo, Mitarbeiter von UNICEF
                                                                                        Ruanda. Morgens verfolgen seine schulpflichti-
                                     ders schutz­bedürftige Kinder: Über wirk-
                                                                                        gen Söhne am Fernseher Lernprogramme,
                                     same Wege während des Lockdowns                    die UNICEF gemeinsam mit der staatlichen
                                     und mit vorausschauenden Massnahmen                Erziehungskommission lanciert hat. Und nach-
                                     zur Öffnung der Schulen.                           mittags wird auf dem Innenhof gewerkt. «Ich

                                                                                                                           UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 9
Projekt-patenschaften 2021 - unicef.ch
bin glücklich, dass wir etwas tun können», sagt                    sungen seien Geschwister, Eltern, Grosseltern
            der 13-jährige Ethan und zeigt stolz auf sein                      und Nachbarn zu Lehrern geworden; «doch
            volles Aufgabenheft und den bunt verzierten                        ohne die Lernimpulse von UNICEF wie bei-
            Papierkorb, der gerade entstanden ist. Wäh­                        spielsweise täglich neue Aufgabenstellungen
            renddessen formt einer seiner kleineren Brüder                     wären wir verloren gewesen».
            konzentriert eine Papierschlange zum ersten
            Buchstaben seines Namens.
                                                                                        Kinder dürfen nicht
            Die Schule zu den Kindern bringen                                           unter Unterbrüchen in der
            Aufgrund der COVID -19-bedingten Schul-
            schliessungen ist in Ruanda die kontinuierliche
                                                                                        Bildung leiden.
            Schulbildung von 3 Millionen Kindern gefähr-
            det. Umso wichtiger sind UNICEFs Anstren-                          Bildungsnotfall
            gungen, die Schule zu den Kindern zu bringen –                     Mit Besorgnis beobachtet UNICEF die vielen
            via Lernprogramme über verschiedene                                Kinder, denen die notwendigen Geräte zum
            Fernseh- und Radiosender, E-Learning-Platt-                        Lernen über Distanz fehlen. Weltweit sind
            formen sowie über Streaming-Dienste. Die                           während Lockdowns mehr als 460 Millionen
            Anzahl Nutzer nahm auf allen Kanälen konti-                        Buben und Mädchen vom Lernen ausge-
            nuierlich zu. Waren im Frühling 2020 beispiels-                    schlossen, da sie über digitale Wege nicht zu
            weise täglich erst 5000 Besucher auf den                           erreichen sind. UNICEFs Generaldirektorin
            neuen E-Learning-Plattformen, waren es im                          Henrietta Fore spricht in diesem Zusammen-
            Sommer bereits mehr als 50 000 Besucher.                           hang von einem «Bildungsnotfall»: Werde
            «Die Lehrer im Bild vor mir zu sehen, hilft mir                    nicht umgehend etwas unternommen, blieben
            sehr», sagt etwa die 15-jährige Yvette. Und                        die ökonomischen und sozialen Folgen über
            ihre Mutter ergänzt, während der Schulschlies-                     Jahrzehnte gravierend.

                                                                                                          Ruanda

                                                           Die Schule
                                                     zu den Kindern bringen
            Nicht tatenlos zu Hause
            sein: Jean Claude Rukundo
            mit zwei seiner Söhne
            beim Werken im Innenhof.
                                                                                                                               FOTOS: © UNICEF/UNI354462/Kanobana; © UNICEF/UNI354465/Kanobana

                                                   Aufgrund der COVID-19-bedingten
                                                           Schulschliessungen
                                                    ist in Ruanda die kontinuierliche
                                                            Schulbildung von

                                                        3 Millionen
                                                          Kindern gefährdet.

10 — Bildung für benachteiligte Kinder in Ruanda
Damit gerade die am stärksten marginalisierten      Wiedereröffnung verantwortbar ist. Dabei wird
                                                                                                Buben und Mädchen keinen längerfristigen            alles darangesetzt, Kinder wie Lehrpersonen
                                                                                                Unterbruch in ihrer Bildung erfahren, müssen        umfassend zu schützen, zusätzliche Waschmög-
                                                                                                die Schulen möglichst schnell wieder geöffnet       lichkeiten zu installieren, die Hygienestandards
                                                                                                werden. Denn je länger ein Unterbruch dauert,       zu verbessern und dafür zu sensibilisieren, wie
                                                                                                umso grösser ist die Gefahr für besonders           man sich vor dem ansteckenden Virus schützt.
                                                                                                verletzliche Kinder, nicht zur Schule zurückzu-     Für die Aufteilung der Klassen in kleine Gruppen
                                                                                                kehren. Buben und Mädchen aus sehr armen            wurde das Symbol sicherer Blasen oder Kreise
                                                                                                Familien bleiben der Schule fünfmal häufiger        entwickelt, die so lange sicher bleiben, wie sie
                                                                                                fern als Kinder, die ohne grosse ­Sorgen auf-       sich wirklich nicht berühren.
                                                                                                wachsen. Allzu oft sind ihre Eltern auf jede
                                                                                                helfende Hand angewiesen. Je drängender             Bei vielen Kindern hat die lange Phase des
                                                                                                die finanziellen Nöte, umso stärker werden          Lockdowns für grosse Lücken gesorgt. Es gilt,
                                                                                                Kinder Opfer von Gewalt und Über­griffen; und       Verpasstes aufzuholen, Vergessenes aufzufri-
                                                                                                oftmals fehlt ihnen auch die täglich einzige        schen. Die Herausforderungen für die Lehrper-
                                                                                                sichere Mahlzeit, die sie in der Schule erhalten.   sonen sind gross. Umso wichtiger sind die auch
                                                                                                                                                    während der COVID-19-Krise von UNICEF
                                                                                                Massnahmen gegen folgenschwere                      ausgebildeten Schulmentoren, welche für die
                                                                                                Lernlücken                                          Einführung des im vergangenen Programm­
                                                                                                Deshalb hat sich UNICEF in den zurückliegen-        jahres überarbeiteten, neuen Lehrplans sorgen.
                                                                                                den Monaten mit grosser Energie für die mög-        «Unsere Massnahmen greifen», sagt Sara
                                                                                                lichst schnelle und sichere Öffnung der Schulen     McGinty, Leiterin von UNICEFs Bildungspro-
                                                                                                Ende letzten Jahres eingesetzt. Das Kinderhilfs-    grammen in Ruanda. «Wir erreichen alle Kinder
                                                                                                werk unterstützt das ruandische Bildungsminis-      Ruandas – gerade auch die speziell Benach­
                                                                                                terium in der Entscheidfindung, wann eine           teiligten und Verletzlichsten.»
FOTO: © UNICEF/UN0283110/Rudakubana* / *Dieses Bild ist vor der COVID-19-Pandemie entstanden.

                                                                                                                  Ein Mentoring-Programm sorgt dafür, dass Lehrpersonen die nötige Unter-
                                                                                                                  stützung erhalten, um ihre pädagogischen Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern.

                                                                                                                                                                                 UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 11
Bildung und Schutz für Kinder in Brasilien

Hunderttausende Kinder
­erfasst und begleitet

UNICEFs in Brasilien etabliertes «School
Active Search»-Programm erweist sich in
Krisenzeiten wie der COVID-19-Pandemie
als besonders nützlich. Die gut ausge-
baute digitale Plattform widmet sich
Kindern und Jugendlichen, die durch alle
Maschen fallen. Sie sichert ihren Zugang
zu Bildung weiter ab. Das System
wird laufend angepasst, damit auch die ­
gefährdetsten Kinder geschützt werden
und eine Chance auf Bildung erhalten.
M
                                                                                                      orgens aufwachen und nicht wissen,                                   Über
                                                                                                      was der Tag bringt – vielleicht Hunger
                                                                                                      und Langeweile, vielleicht Schläge oder
                                                                                           Arbeit zu Hause. Unsicherheiten wie diese plagen                       52 Millionen
                                                                                           in Brasilien Millionen Kinder – die COVID-19-Krise             Buben und Mädchen konnten während des
                                                                                           hat ihre Not verstärkt. Über 52 Millionen Buben                   Lockdowns nicht zur Schule gehen.
                                                                                           und Mädchen konnten während des Lockdowns
                                                                                           nicht zur Schule gehen; fast 5 Millionen von
                                                                                           ihnen fehlte die Möglichkeit, dem Unterricht von
                                                                                           zu Hause aus via Fernlernprogramme zu folgen.
                                                                                           Doch nicht nur das: Seit Pandemie-Ausbruch
                                                                                           haben knapp 10 Prozent der von Armut betroffe-
                                                                                           nen Familien kein Geld für Grundnahrungsmittel
                                                                                           und Hygieneartikel. Für viele Kinder entfällt
                                                                                           zudem die einzige gesicherte Mahlzeit, die sie
                                                                                                                                                                           Brasilien
                                                                                           üblicherweise in der Schule erhalten.

                                                                                           In Brasilien, das bislang weltweit am drittmeis-
                                                                                           ten COVID-19-Todesfälle verzeichnet, leiden die
                                                                                           Jüngsten am stärksten unter den Folgen der
                                                                                           Pandemie. Diese verletzlichen Buben und Mäd-
                                                                                           chen erfasst UNICEFs etablierte «School Active
                                                                                           Search»-Strategie. Die gemeinsam mit dem
                                                                                           brasilianischen Bildungsministerium lancierte
                                                                                           digitale Plattform fokussiert auf Kinder, die am
                                                                                           Rande der Gesellschaft stehen, nie zur Schule
                                                                                           gegangen sind oder diese abgebrochen haben.
                                                                                           Gerade während Krisenzeiten erweist sich
                                                                                           die flexible Gestaltung des computerbasierten
                                                                                           Systems als besonders wertvoll.

                                                                                           3160 Gemeinden aus 16 Bundes-                        «…noch viel Platz im Kopf, um zu lernen»
                                                                                           staaten involviert                                   Eines der zahlreichen Kinder, die von der Platt-
                                                                                           Während des landesweiten Lockdowns wurden            form profitieren, ist der 10-jährige Rodolfo
                                                                                           Prozesse optimiert, um Tausende Kinder, Lehr-        Ramirez Gimenez, dessen Familie aus Venezuela
FOTO: © UNICEF/Ramirez1/Brasil* / *Dieses Bild ist vor der COVID-19-Pandemie entstanden.

                                                                                           personen und Gemeindemitarbeitende zu                fliehen musste. Sein Lachen ist breit und die
                                                                                           ­erreichen. Bereits in den ersten Monaten der        beiden grossen Zahnlücken werden gut sichtbar,
                                                                                            Schulschliessungen hatten sich mehr als 3160        wenn Rodolfo von seinen Schulerfahrungen in
                                                                                            Gemeinden aus 16 Bundesstaaten der Strategie        den zurückliegenden Monaten erzählt: «Ich habe
                                                                                            angeschlossen. Dadurch gelang es, über die          noch viel freien Platz in meinem Kopf, um neue
                                                                                            schwierigen Sommermonate hinweg mehr als            Sachen zu lernen.» Gemeinsam mit weiteren
                                                                                            100 000 Kinder und Jugendliche direkt zu beglei-    667 Kindern aus Boa Vista, der Hauptstadt des
                                                                                            ten. Mehr als 60 000 von ihnen konnten neu          Bundesstaates Rorima, wurde Rodolfo Teil von
                                                                                            oder wieder ins Schulsystem aufgenommen             UNICEFs Initiative: Kinder, bei denen sich Bil-
                                                                                            werden. Die Massnahmen greifen breit. Sie           dungslücken auftun, wieder einzuschulen. Nach
                                                                                            umfassen nicht nur Bildungsprojekte, sondern        der mehrmonatigen Schulpause erleben die
                                                                                            auch Zugang zu Sozialhilfe-, Gesundheits- sowie     Eltern den positiven Wandel ihres Sohnes deut-
                                                                                            Schutzdiensten – in Zeiten von COVID-19 ist         lich: «Rodolfo fühlt sich wieder lebendig, seitdem
                                                                                            dies besonders wertvoll.                            er wieder lernen kann», sagt seine Mutter.

                                                                                                                                                                          Bildung und Schutz für Kinder in Brasilien — 13
Neuer, zielführender Leitfaden entwickelt
           Die COVID-19-Pandemie hat die Herausforde-
           rungen, besonders verletzliche Kinder zu finden
           und ihnen Schutz und Bildung zukommen zu
           lassen, noch grösser gemacht. Umso hilfreicher
           ist es, auf der «School Active Search»-Plattform
           aufbauen und sie flexibel anpassen zu können.
           In den zurückliegenden Programm-Monaten
           wurde ein neuer Leitfaden aufgeschaltet. Mit­
           hilfe von wenigen Worten, eindringlichen Film-
           sequenzen und weiterführenden Links fasst er
           zusammen, wie das Recht auf Bildung auch in
           Krisenzeiten eingehalten werden kann. Alleine
           zwischen Ende Juni und Anfang Oktober letzten
           Jahres wurde er von mehr als 4000 Personen
           aus dem Bildungsbereich abgerufen. Da wäh-            Eines der zahlreichen Kinder, die von der
           rend der COVID-19-Pandemie die Anzahl Schul-          Plattform profitieren, ist der 10-jährige Rodolfo
           abbrüche in die Höhe schnellt, wurde eine neue        (rechts), dessen Familie aus Venezuela fliehen
                                                                 musste.
           Monitoring-Funktion entwickelt, um gefährdete
           Kinder erfassen zu können. Im ersten Halbjahr
           2020 wurden knapp 7000 Kinder wieder einge-
           schult. Neu konzipiertes Videomaterial richtet
           sich an Lehrpersonen, informiert und unterstützt
           sie im Vorgehen gegen die COVID-19-bedingten
           Schulabbrüche. Knapp 7000 Lehrpersonen
           haben an den Videokonferenzen teilgenommen.

           Neue Monitoring-Formen
           erfassen besonders gefährdete

                                                                                                                     FOTOS: © UNICEF/Ramirez2/Brasil*; © UNICEF/UN0225950/Libório* / *Dieses Bild ist vor der COVID-19-Pandemie entstanden.
           Kinder.
                                                                 Die gut ausgebaute digitale Plattform widmet
                                                                 sich Kindern und Jugendlichen, die durch alle
           Damit kein Kind verloren geht                         Maschen fallen.
           Zahlreiche Rückmeldungen zeigen, wie wertvoll
           die Plattform ist. «Mir wurden die Augen geöffnet,
           dass es nicht genügt, Schüler einfach zu erfassen»,
           schreibt etwa die Lehrerin Monica Carvalho;
           «vielmehr müssen wir einen Plan haben, der
           garantiert, dass Kinder wirklich in der Schule
           bleiben und uns nicht verloren gehen.» Und ihre
           Kollegin Mariana Mendes Pedruzzi, Koordinatorin
           für Kinder, die nicht mehr in der Schule sind,             Seit Pandemie-Ausbruch haben knapp
           schreibt: «Die von UNICEF angebotenen Kurse
           sind für uns ein wichtiges Fundament. Sie er-
           weitern die Aussichten, die Kinder aus Brasilien
                                                                               10 Prozent
           vor den zusätzlichen Herausforderungen rund            der von Armut betroffenen Familien kein Geld
           um die COVID-19-Pandemie zu schützen.»                 für Grundnahrungsmittel und ­Hygieneartikel.

14 — UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Gleiche Entwicklungschancen für alle Kinder in Bolivien

                                   Sicherer Start ins Leben
                                   Gesundheitsfachleute leisten in Bolivien seit Ausbruch
                                   der COVID-19-Krise unschätzbare Sondereinsätze: Sie gehen
                                   von Tür zu Tür und k  ­ ümmern sich um Kleinkinder von
                                   ­besonders vulnerablen Familien. UNICEFs angepasste
                                    ­Programmarbeit erreichte in den zurückliegenden Monaten
                                     Tausende Buben und Mädchen mit geschwächtem Immun­
                                     system. Ihre Mütter wurden informiert und sensibilisiert und
                                     die Kinder mit lebenswichtigen Vitaminen sowie Spuren­
                                     elementen versorgt.

                                   B
                                        olivien ist ein junges Land; knapp die Hälfte
                                        der gut 11 Millionen Bewohner ist unter
                                        18 Jahre alt. Doch gerade die Kleinsten
                                   starten allzu häufig auf unsicherem Boden ins
                                   Leben: Sechzehn Prozent der unter Vierjährigen
                                   leiden aufgrund chronischer Mangelernährung
                                   an Entwicklungsverzögerungen – oft mit lebens-
                                   langen Folgen. Zahlreiche Mütter wissen nicht,
                                   wie wichtig es ist, ihre Kinder, wenn immer
                                   möglich, zu stillen und ihnen Vitamine sowie
                                   Spurenelemente zukommen zu lassen. Deshalb
                                   liegt UNICEFs Schwerpunkt des laufenden
                                   Programms auf einer ausgewogenen Ernäh­-
                                   rung der Kleinkinder – ist dies doch die Basis
                                   für eine gesunde weitere Entwicklung.

                                   Mit Ausbruch von COVID-19 verschärfte
                                   sich UNICEFs Sorge um Boliviens Kleinkinder.
                                   Während des Lockdowns verliessen viele
                                   Mütter ihr Zuhause nicht mehr, Besuche in
                                   Gesundheitszentren fielen aus, vielen Kinder
                                   drohte neben mangelnder Ernährung auch
                                   ein ungenügender Impfschutz. Gemeinsam
                                   mit dem Gesundheitsministerium entschied
                                   UNICEF, die Anstrengungen zu erhöhen und
FOTO: © UNICEF/UNI335562/Andrade

                                   die Überwachung der Schwächsten zu inten­
                                   sivieren. Seit Monaten gehen Mitarbeitende
                                   sogenannter «Gesundheits-Brigaden» von
                                   Tür zu Tür, besuchen Mütter und ihre Kinder,         Folgen von COVID-19: Viele Familien erhalten
                                   klären auf, wie auch in Zeiten von COVID-19          nicht die nötige medizinische Unterstützung.
                                   die nötigen Untersuchungen und Impftermine

                                                                                                                 UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 15
Trotz COVID-19 stand UNICEFs
             Ernährungsprogramm nie still.

             wahrgenommen werden können, und geben
             wichtige Mikronährstoffe und Vitamine ab.

             Helfen, wo die Not am grössten ist
             Trotz den grossen Herausforderungen rund um
             COVID-19 stand UNICEFs breit angelegtes
             Ernährungsprogramm nie still. Vielmehr wird
             es laufend angepasst und setzt gezielt dort an,
             wo die Not am grössten ist. Die Resultate
             sprechen für sich: Allein zwischen April und
             September des letzten Jahres erhielten landes-
             weit 36 Prozent aller Kinder im Alter zwischen
             6 und 59 Monaten Vitamin A und 30 Prozent
             aller unter Einjährigen konnten mit der Gesamt-
             dosis an Eisen versorgt werden. In den Departe-
             menten Pando, La Paz, Potosí und Oruro gelang
             es, trotz den erschwerten Abläufen fünfzehn
             neue Gesundheitszentren als «Babyfreundliches
             Spital» zu zertifizieren. Überdies erhielten
             144 Gesundheitsfachleute aus La Paz und El Alto
             eine Spezialausbildung rund um die Abgabe
             von Mikronährstoffen und Vitaminen. Schliess-
             lich konnten knapp 4000 Mütter direkt sensibili-
             siert werden. Sie wurden zur Wichtigkeit
             des Stillens sowie zur regelmässigen Abgabe
             ­lebenswichtiger Spurenelemente und
              Vitamine an ihre Kleinsten aufgeklärt.
                                                                          Unschätzbare Sondereinsätze: «Gesundheits-
             «Mein Baby begann zu wachsen                                 Brigaden» gehen von Tür zu Tür und versorgen
             und nahm zu»                                                 Kleinkinder mit geschwächtem Immunsystem.
             Die Sorge um Raul begleitete Ivania Villca Poma
             seit Geburt ihres Sohnes. «Mit 3 Monaten wog
             mein Baby nur 3 Kilo», sagt die 19-jährige Ivania.
             Sie suchte ein Gesundheitszentrum auf. Dort
             wurden Zeichen von Mangelernährung festge-
             stellt und Ivania informiert, wie wichtig es ist,
             ihr Kind zu stillen und ausgewogen zu ernähren.      Stärkung des Immunsystems
             Kurz vor dem Lockdown wurde Raul erneut              Seither hat Ivania das Haus kaum mehr verlas-
             untersucht. Inzwischen ass er zerquetschte           sen. Und mit ihr Tausende anderer Mütter,
             ­Bananen und Papayas – dazu mischte Ivania           die befürchten, sich beim Besuch eines Gesund-
              sogenannte «Sprinkles», von UNICEF abge­            heitszentrums mit COVID-19 anzustecken.
              gebene Mikronährstoffe in Streusel-Form. «Mit       Umso wichtiger ist, dass geschulte Fachleute
              dieser Zusatzdiät begann mein Baby zu wachsen       zu den Kindern kommen. Mayra Zapata Poma
                                                                                                                         FOTO: © UNICEF/Bolivia_Image2/2020

              und nahm zu.» Dankbar denkt Ivania Villca           zählt zu einer seit Monaten besonders intensiv
              Poma an die Pakete mit Sprinkles und Vitamin A      arbeitenden Gesundheits-Brigade, deren Ein­sätze
              zurück, die ihr beim letzten Besuch im              von UNICEF unterstützt werden. Um fünf Uhr
              ­medi­zinischen Zentrum übergeben worden            steht die junge Ärztin auf. Sie zieht in den
               waren: «Sie retteten uns über die letzten          ­folgenden Stunden von Tür zu Tür und sucht
               Monate hinweg.»                                     besonders gefährdete Kinder auf. «COVID-19

16 — Gleiche Entwicklungschancen für alle Kinder in Bolivien
unter 18
                                                                                                                                                                                                   Jahre alt

                                                                                                                                                                                      Bolivien ist ein junges Land;
                                                                                                                                                                                  knapp die Hälfte der gut 11 Millionen
                                                                                                                                                                                    Bewohner ist unter 18 Jahre alt.
FOTOS: © UNICEF/UNI335563/Andrade; © UNICEF/UNI7807/Pirozzi* / *Dieses Bild ist vor der COVID-19-Pandemie entstanden.

                                                                                                                                                                                          16 Prozent
                                                                                                                                                                                  der unter Vierjährigen leiden aufgrund
                                                                                                                                                                                      chronischer Mangelernährung
                                                                                                                                                                                    an Entwicklungsverzögerungen –
                                                                                                                                                                                       oft mit lebenslangen Folgen.
                                                                                                                         hat dazu geführt, dass viele Familien nicht die
                                                                                                                         nötige medizinische Unterstützung erhalten»,
                                                                                                                         sagt die Ärztin. «Das Immunsystem vieler Kinder
                                                                                                                         ist geschwächt, die Gefahr einer Erkrankung ist
                                                                                                                         gross.» Dutzende von Familien hat Mayra Zapata                                          Brasilien
                                                                                                                         Poma in den letzten Monaten mit Sprinkles,               Peru
                                                                                                                         ­Folsäure und Zink versorgt. Sie hat Mütter er­mutigt,
                                                                                                                                                                                              La Paz
                                                                                                                          unter Einhaltung der Hygiene- und Sicherheits-
                                                                                                                          massnahmen wieder Gesundheitszentren                                     Bolivien
                                                                                                                          aufzusuchen und ihre Kinder regelmässig
                                                                                                                          unter­suchen zu lassen. «Ansonsten ent­stehen
                                                                                                                        ­gefährliche Impflücken und werden Mangel-                                              Paraguay
                                                                                                                                                                                           Chile
                                                                                                                         und Fehlernährung nicht rechtzeitig erkannt.»

                                                                                                                                                                                                          UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 17
Verbesserung der Unterrichtsqualität in Bhutan

Zentrale Kinderschutzmassnahmen
für kleine Mönche und Nonnen

                                            In Bhutan blieben die traditionellen
                                            ­Klosterschulen während der COVID-19-
                                             Krise offen. UNICEFs Programmarbeit
                                             rund um Kindermönche und -nonnen
                                             konnte fortgesetzt werden – in enger
                                             ­Zusammenarbeit mit der Kommission
                                              für Klosterangelegenheiten und dem
                                              nationalen Bildungsministerium. Mehr
                                              als 2500 Kindermönche und -nonnen
                                              profitieren von verbesserten Hygiene­
                                              massnahmen, Sportmöglichkeiten und
                                              Englischunterricht – neuerdings auch
                                              Online-Englischunterricht.

                      Sport für Körper und Geist: Seit Einführung der neuen Fächer hat sich
                      der Alltag der jungen Mönche und Nonnen stark verändert.
P
                              ro Familie ein Kind in eine Klosterschule      und die Klöster mit Material ausgerüstet. Ein
                              zu schicken, entsprach über lange Zeit         weiterer Programmschwerpunkt liegt in der Ver-
                              der Tradition in Bhutan. In den letzten        besserung der Hygiene und im Installieren sani-
                         Jahren hat sich das geändert. Heute leben vor       tärer Einrichtungen – Massnahmen, auf die mit
                         allem Kinder aus armen Familien, Waisen oder        Ausbruch der COVID-19-Krise nochmals mehr
                         Kinder mit Behinderungen hinter Klostermauern.      Gewicht gelegt wurde. 1745 Mönche aus 7 Dis-
                         Oft sind es stigmatisierte Buben und Mädchen,       trikten erhielten unter anderem neue Toiletten und
                         die in den öffentlichen Schulen wenig Chancen       280 Mönche sowie 120 Nonnen aus 9 Kloster-
                         haben.                                              schulen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

                         Der harte Alltag von Bhutans rund 9000 Kinder-
                         mönchen und -nonnen steht gegenwärtig unter                Mehr Bewegung hilft
                         anderem im Fokus von UNICEFs Programm-                     Kindermönchen, sich besser
                         arbeit. Denn in allzu vielen Klöstern verhindern
                         ungenügende Hygieneverhältnisse, harte Stra-
                                                                                    zu konzentrieren.
                         fen, bitterkalte Winter und verbreitete Krankhei-
                         ten ein gesundes Aufwachsen, und der Lehrplan       «Bewegung nährt Körper und Geist»
                         beschränkt sich vielerorts auf das Vermitteln       Mitunter fliegen die zinnoberroten Gewänder im
                         religiöser Inhalte. Doch die meisten jungen         Wind, verrutscht ein Tuch, sitzt eine Schärpe
                         Mönche und Nonnen treten heute nach Ende der        schräg. Wenn die Kindermönche der Kloster-
                         Schulzeit aus den Klöstern aus. Damit fehlt den     schule Dorshong Goenpa am späteren Nachmit-
                         meisten das Rüstzeug für ein säkulares Leben.       tag jeweils ihre Schulbücher beiseitelegen und
                                                                             mit Fussballspielen beginnen, werden aus
                         Respektvolle Unterstützung
                         In den letzten Jahren hat sich UNICEFs Erfah-
                         rungshorizont laufend verbreitert, wie den
                         Kindermönchen und -nonnen auf nachhaltige
                         und respekt­volle Weise geholfen werden kann.
                         Dazu arbeitet das Kinderhilfswerk eng mit der
                         Kommission für Klosterangelegenheiten und
                         dem Bildungsministerium Bhutans zusammen.
                         Gemeinsam wurden Massnahmen definiert,
                         die dafür sorgen, dass die Kinderrechte nicht
                         vor den Klosterpforten haltmachen.
                                                                                                                               Bhutan
                         Eines der Hauptaugenmerke liegt in der Erweite-
                         rung der Unterrichtsfächer. 90 Lehrpersonen aus
                         75 Klöstern absolvierten Trainings, um künftig
                         Englisch und Mathematik zu unterrichten. Damit
                         lernen erstmals in der Geschichte Bhutans mehr
                         als 2500 junge Mönche und Nonnen diese fürs
                         Leben wichtigen Fächer. Gemeinsam mit der
                         Kommission für Klosterangelegenheiten wurde
                         zudem der Lehrplan rund um den Sportunter-
                         richt weiterentwickelt. Neben dem traditionellen
FOTO: © UNICEF/Bhutan1

                         Maskentanz, Joga und Meditieren stehen neu
                         auch Sportarten wie Fussball, Volleyball oder
                         Badminton auf dem Stundenplan. 50 Schulleiter
                         aus 26 Klöstern wurden entsprechend geschult

                                                                                                    Verbesserung der Unterrichtsqualität in Bhutan — 19
Der harte Alltag von Bhutans rund

              9000 Kindermönchen
                 und -nonnen
              steht gegenwärtig unter anderem im Fokus
                    von UNICEFs Programmarbeit.

           disziplinierten kleinen Mönchen ausgelassene
           Buben. «Sie lieben es, sich zu bewegen», sagt
           der leitende Mönch Sonam Gyaltshen. Er legt
           grossen Wert darauf, dass die Kinder gesund
           aufwachsen und auch in säkularen Fächern wie
           Englisch unterrichtet werden.

           Zwei Lehrpersonen sind mit UNICEFs Unterstüt-
           zung darin ausgebildet worden, den 33 jungen
           Mönchen die englische Sprache beizubringen.
           Mit Ausbruch der COVID-19-Krise haben die
           Lehrer zudem begonnen, online zu unterrichten.
           «Wir Mönche dürfen zwar keine Mobiltelefone
           verwenden», erklärt Sonam Gyaltshen, «aber die
           Kinder müssen diese neuen Kommunikations-
           möglichkeiten kennenlernen.»

           Volleyball, Badminton, Fussball, Seilspringen
           Mit Einführung der neuen Fächer hat sich der
           Alltag der jungen Mönche und Nonnen stark
           verändert. Vorgängig sassen sie stundenlang
           auf kalten Lehmböden und lernten Gebete
           auswendig. «Wir haben gemerkt, dass die
           Kinder inaktiv sind, wenn sie sich nicht genü-
           gend bewegen», so Sonam Gyaltshen. Seit
           Einführung der Sportmöglichkeiten beobachtet
           der leitende Mönch, dass die Kinder ruhiger
           geworden und in den Schulstunden deutlich
           aktiver sind.
                                                             FOTOS: © UNICEF/BhutanMonks/2; © UNICEF/Yeshey/Bhutan

           Ein weiterer Schultag neigt sich dem Ende zu.
           Auch heute springen die Kinder ausgelassen
           ihrem Ball nach und vergnügen sich. Sonam
           Gyaltshen blickt auf die Schar Kinder mit dem
           kurzgeschnittenen Haar und den langen roten
           Gewändern. Er erklärt, wie wichtig es ist, dass
           die Kinder physisch fit bleiben. «Bewegung
           nährt unseren Körper und auch den Geist, das
           hilft beim Lernen.»

20 — UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Für eine Welt ohne Polio

                           Intensivierter Einsatz für
                           jedes Kind
                           UNICEFs mitgetragene Massnahmen gegen Kinderlähmung zeigen
                           Wirkung: Afrika wurde frei von Polio erklärt. Nach viermonatigem
                           Impfstopp wegen COVID -19 stehen Pakistan und Afghanistan im
                           Fokus, wo die Pandemie die Lage verschärft. Fachleute wie Bibi
                           Malika gehen wieder von Haus zu Haus, um alle Kinder mit den
                           lebensrettenden Tropfen zu versorgen. Denn Polio ist erst besiegt,
                           wenn alle Kinder immunisiert sind.

                           I
                                 m Kampf gegen Kinderlähmung kam es
                                 jüngst zu einem historischen Moment:
                                 Nachdem Afrikas bevölkerungsreichstes
                           Land, Nigeria, vor vier Jahren als letzter Staat
                           des Kontinents eine Infektion mit dem Virus
                           gemeldet hatte, erklärte die Weltgesund-
                           heitsorganisation Ende August 2020 ganz
                           Afrika als frei von der wilden Polio. Damit ist
                           ein weiterer bedeutender Meilenstein in der
                           Ausrottung der Kinderlähmung erreicht – einer
                           heimtückischen Erkrankung, die vor allem
                           bei Kleinkindern zu irreversiblen ­Lähmungen
                           führen kann. Dass es dank dem unermüdlichen
                           Einsatz von UNICEF und seinen Partnern
                           ­gelungen ist, in ehemals stark betroffenen
                            Ländern und Regionen wie Indien oder Afrika
                            lückenlos alle Kinder gegen Polio zu schützen,
                            ist ein grosser Mutmacher.

                           Viren kennen keine Grenzen
                           Nun, in der Mitte der intensivierten «Polio End-
                           game Strategy 2019–2023», ist das erklärte Ziel    UNICEF setzt alles daran, das Impfprogramm
                           der Weltgemeinschaft, wirklich alle Kinder zu      effektiv auszudehnen und die ­Massnahmen
                           immunisieren. Denn ein einziges ungeschütztes      lückenlos weiterzuführen.
                           Kind genügt, damit sich Polio wieder verbreiten
                           kann. UNICEFs präzises Vorgehen in Nigeria
                           beweist, dass Übertragungsketten ein für alle
FOTO: © UNICEF/UNI356259

                           Mal durchbrochen werden können: Hier rückten
                           in enger Absprache mit den lokalen Behörden
                           mobile Impfteams in die entlegensten Gebiete
                           aus. Sie scheuten keine Mühe, von Haus zu

                                                                                                      UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 21
Haus zu gehen, konsequent über die hocheffek-            Mutige Frauen sind in Impfkampagnen
            tiven Tropfen aufzuklären und alle geimpften             unverzichtbar
            Kinder in Karten zu erfassen. Sie spüren Familien        Wenn Bibi Malika durch die Strassen ihres
            auf, die kein festes Zuhause haben oder auf der          Dorfes in Afghanistans Süden geht, muss sie
            Flucht sind.                                             gegen vieles gewappnet sein. Es ist eine Region,
                                                                     in der die Taliban an der Macht sind, die politi-
            Auch in Afghanistan und Pakistan leben Tausende          sche Situation angespannt ist, Frauen keiner
            schwer erreichbarer Kinder. Umso mehr ist UNICEF         Tätigkeit ausser Haus nachgehen dürfen und die
            besorgt, wie stark sich nach der COVID-19-               eigenen Wände nur mit Bewilligung des Ehe-
            bedingten Immunisierungspause das Virus                  manns verlassen können. «Manchmal fürchte
            ausbreiten konnte. Zwischen Januar und Mitte             ich, abends nicht lebendig heimzukommen»,
            September 2020 wurden 116 Fälle gemeldet,                sagt die 35-Jährige, die mit 16 Jahren erstmals
            2019 waren es im gleichen Zeitraum 78 Fälle.             Mutter wurde. Dennoch ist die von UNICEF
                                                                     ausgebildete Polio-Spezialistin unermüdlich
            50 Millionen Kinder unter 5 Jahren verfügen in           im Einsatz.
            den beiden Ländern nicht über den notwendigen
            Impfschutz. «Wie wir gegenwärtig allzu gut               50 Millionen Kinder sind in Gefahr
            sehen, kennen Viren keine Grenzen», sagt Jean            Mutige, kompetente Frauen sind in Afghanistan
            Gough, UNICEFs Regionaldirektor für Südostasien.         und Pakistan, den beiden letzten Ländern, in
            «Kein Kind ist sicher vor Polio, wenn nicht alle         denen die wilde Polio endemisch vorkommt,
            Kinder geschützt sind. Doch wir stehen kurz              unverzichtbar. «Vergleiche ich die Resultate in
            vor dem Ziel und werden nicht aufgeben, bis wir          meiner Gruppe, kommen die Frauen viel öfter
            es erreicht haben.»                                      zum Ziel.» Auch Studien belegen, dass Mütter

                                            Zwischen Januar und
                                        Mitte September 2020 wurden

                                              116 Fälle
                                         gemeldet, 2019 waren es im
                                          gleichen Zeitraum 78 Fälle.
                                                                                          Afghanistan

                                                                                                   Pakistan

                                             Unmittelbar nach der
                                       viermonatigen Kampagnen-Pause
                                                                                                                         FOTOS: © UNICEF/UN0353278/Shah; © UNICEF/UN0353292/Bukhari

                                            konnten in Afghanistan
                                       knapp 8000 Spezialisten mehr als

                                           1,1 Millionen
                                            Kinder aus 3 Provinzen
                                                immunisieren.

22 — Für eine Welt ohne Polio
Seit Juli sind UNICEFs Impfteams wieder im Einsatz und ziehen
                                                                      in Afghanistan sowie Pakistan von Haus zu Haus.

                                   eher anderen Müttern aus der Region trauen       Im Fokus stehen vulnerable Kleinkinder
                                   und gegenüber Männern skeptisch sind. Bibi       Seit Juli sind UNICEFs Impfteams wieder
                                   Malikas Team wurde in den letzten Monaten        im Einsatz und ziehen in Afghanistan sowie
                                   speziell geschult, wie die COVID-19-Vorsichts-   Pakistan von Haus zu Haus. Ein spezielles
                                   massnahmen strikt einzuhalten sind. Unter        Augenmerk richten sie auf vulnerable Klein­
                                   Wahrung des notwendigen Abstands kann die        kinder, deren Eltern schlecht informiert und
                                   Schluckimpfung ohne Berührung verabreicht        verunsichert sind. «Gerade bei ihnen ist unser
                                   werden.                                          Dranbleiben so wichtig», sagt Bibi Malika.
                                                                                    Unmittelbar nach der viermonatigen Kam­
                                                                                    pagnen-Pause konnten in Afghanistan knapp
                                          Am ehesten trauen                         8000 Spezialisten mehr als 1,1 Millionen Kinder
                                          Mütter anderen Müttern                    aus 3 Provinzen immunisieren, und in Pakistan
                                                                                    stehen neben den bekannten kritischen Regionen
FOTO: © UNICEF/UN0353292/Bukhari

                                          aus der Region.                           jene Gebiete im Fokus, die vor dem COVID-19-
                                                                                    Ausbruch keine Polio-Fälle mehr verzeichnet
                                                                                    hatten. UNICEF setzt alles daran, das Impf­
                                                                                    programm effektiv auszudehnen und die Mass­
                                                                                    nahmen lückenlos weiter­zuführen.

                                                                                                                 UNICEF Schweiz und Liechtenstein — 23
n
                                                                                                     Herzlich!e
                                                                                                       Dank

Autorität, Wissen,                                            Projektpatenschaften in Kürze

                                                                                                                        Gedruckt auf umweltschonendem Papier. / FOTO COVER: © UNICEF/UNI355816/Panjwani / FOTO: © UNICEF/BhutanMonks/2007 / Satz und Bildbearbeitung: Marjeta Morinc / 100121
Erfahrung für Kinder.                                         Mit einem monatlichen Beitrag von 30 Franken und
                                                              mehr unterstützen Sie ein ganz bestimmtes Projekt,

Weltweit.
                                                              das die Lebensaussichten von Kindern dauerhaft ver-
                                                              bessert, ohne dass einzelne Kinder privilegiert werden.
                                                              Sie schaffen Strukturen, die eine nachhaltige Entwick-
                                                              lung ermöglichen. Und Sie beteiligen sich an einem
Komplexe Probleme erfordern vielschichtige Lösungen.          Projektkonzept, das die Probleme in ihrer ganzen Kom-
Als Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen besitzt            plexität angeht. UNICEF Schweiz und Liechtenstein
                                                              finanziert derzeit Projekte in verschiedenen Ländern.
UNICEF die Autorität, gemeinsam mit Regierungen
                                                              Wählen Sie Ihr Projekt und unterstützen Sie Dienst-
Lösungen zu initiieren, die der Not von Kindern nachhal-      leistungen zum Wohle der Kinder dieser und der
tig entgegenwirken. Lösungen auch, die darin münden,          nachfolgenden Generation. Über den Fortgang Ihres
dass der Staat übernimmt, was Sie als Spenderin und           Projekts werden Sie regelmässig informiert.
Spender begonnen haben.

Ohne Daten kein Fortschritt. Daten zu erheben, ist wenig      Unterstützen Sie UNICEF,
attraktiv. Dennoch muss diese Arbeit gemacht werden.          indem Sie:
UNICEF verfügt als einziges Kinderhilfswerk über detail-
liertes Spezialwissen, das täglich gebraucht wird, um
Kindern in aller Welt effizient, kostengünstig und nachhal-
tig zu helfen. Ein Wissen übrigens, an dem UNICEF
unzählige Hilfsorganisationen weltweit teil­haben lässt.      einmalig           Mitglied           Global Parent
                                                              spenden            werden             werden
Spendengeld ist kostbar, denn mit jeder Spende verbin-
det sich eine Hoffnung. UNICEF ist sich dessen bewusst
und geht entsprechend sorgfältig mit Spendengeld um.
Dabei ist es hilfreich, dass UNICEF über 75 Jahre Erfah-
rung hat. Mit einer Spende an UNICEF finanzieren Sie          eine Projekt-      ein Legat          eine Firmen-
zugunsten von Kindern in Not Unterstützungsleistungen,        patenschaft        überlassen         partnerschaft
die erprobt sind und funktionieren.                           übernehmen                            eingehen

Komitee für UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Pfingstweidstrasse 10, 8005 Zürich
Telefon +41 (0)44 317 22 66
projektpaten@unicef.ch, www.unicef.ch/patenschaften
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