Ernährung und ernährungs-bezogener Unterricht in der Schule - kinder umwelt gesundheit

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Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch -
    Gesundheitsschutz 2004 · 47:240–245                       Leitthema:Kinder und Ernährung
    DOI 10.1007/s00103-003-0789-9
                                                             H. Heseker · S. Beer · Universität Paderborn,Paderborn

                                                             Ernährung und ernährungs-
                                                             bezogener Unterricht
                                                             in der Schule

    Zusammenfassung                                          D    ie Bedeutung einer bedarfsgerechten
                                                             Ernährung für die Gesundheit bzw. einer
                                                                                                               erziehung und die gemeinsame Einnah-
                                                                                                               me von Mahlzeiten immer weniger im El-
    Das Ernährungsverhalten manifestiert sich in             ungünstigen Ernährungsweise für die               ternhaus statt [4]. In Bezug auf die Her-
    der Regel bereits im Kindesalter, und einmal             Pathogenese weit verbreiteter chroni-             stellung und Bewertung von Lebensmit-
    erworbene Ernährungsmuster werden oft                    scher Erkrankungen kann heute als gut             teln ist außerdem ein deutlicher Kompe-
    ein Leben lang beibehalten.Daher kommt                   belegt angesehen werden. Ernährungs-              tenzverlust festzustellen. Dies führt u. a.
    einer frühzeitigen, nachhaltigen Vermittlung             bedingte oder -mitbedingte chronische             dazu, dass in neuen Küchen die Mikro-
    von Wissen über die Lebensmittelzusam-                   Krankheiten sind nicht nur bei Erwach-            welle mehr und mehr den Herd ersetzt
    mensetzung und Esskultur, über Ernährungs-               senen weit verbreitet und stellen einen           und Fertigprodukte, so genannte Conve-
    physiologie und die Zusammenhänge zwi-                   wesentlichen Kostenfaktor im Gesund-              nience-Produkte, weiter auf dem Vor-
    schen Ernährung und Gesundheit sowie der                 heitssystem dar. Auch Kinder und Ju-              marsch sind [5]. Die Schule ist daher aus
    Vermittlung von Kompetenzen im Umgang                    gendliche sind in zunehmendem Maße                mehreren Gründen gefordert,sich inten-
    mit Lebensmitteln eine besondere Bedeu-                  von Übergewicht und chronischen Fol-              siver als bisher mit der Gesundheits- und
    tung zu.In der EiS-Studie wurde kürzlich ge-             gekrankheiten betroffen [1].                      Ernährungsbildung auseinander zu set-
    zeigt, dass in deutschen Schulen immer we-                     Bisherige Ansätze zur Verbesserung          zen [4, 6]. Hierzu bestehen im Rahmen
    niger Schüler immer weniger Ernährungsbil-               der Ernährungssituation,hin zu einer ge-          der schulischen Ernährungsbildung und
    dung haben.Gesunde Ernährung wird aber                   sünderen Ernährung, haben diese un-               Schulverpflegung vielfältige Möglichkei-
    nicht nur durch die Vermittlung von Ernäh-               günstige Entwicklung nicht aufhalten              ten. Diese werden bisher nicht in ausrei-
    rungswissen gefördert.Genauso wichtig ist                können [2]. Da sich das Ernährungsver-            chendem Maße genutzt.
    die Förderung einer gesunden Umgebung                    halten in der Regel bereits im Kindesal-               Eine ausgewogene, bedarfsgerechte
    und die Bereitstellung von geeigneten Le-                ter manifestiert und einmal erworbene             Ernährung ist für die geistige und kör-
    bensmitteln in Schulen.Beide Aspekte wer-                Ernährungsmuster oft ein Leben lang               perliche Leistungsfähigkeit und die Ge-
    den daher im folgenden Beitrag ausführlich               beibehalten werden, kommt einer früh-             sundheit unserer Kinder und Jugendli-
    dargelegt und diskutiert.                                zeitigen, handlungsorientierten Vermitt-          chen von hoher Bedeutung. Es ist nicht
                                                             lung von Wissen über die Lebensmittel-            nur wichtig, dass die Kinder vor dem
    Schlüsselwörter                                          zusammensetzung und Esskultur, über               Unterricht zu Hause ein Frühstück ein-
                                                             Ernährungsphysiologie und die Zusam-              nehmen und ausreichend Flüssigkeit
    Ernährungsbildung · Ernährung ·                          menhänge zwischen Ernährung und Ge-               trinken. Genauso wichtig ist, dass in den
    Schulverpflegung · Ganztagsschule                        sundheit eine besondere Bedeutung zu              Schulpausen eine geeignete Zwischen-
                                                             [3]. Ebenso wichtig ist es, die Kompeten-         mahlzeit und bei Ganztags- oder Nach-
                                                             zen in der Lagerung, Verarbeitung und             mittagsunterricht in der Mittagspause
                                                             ZubereitungvonNahrungsmittelnzu ver-              eine schmackhafte, vollwertige Mittags-
                                                             mitteln.                                          mahlzeit eingenommen werden [7, 8].
                                                                   Eltern sind inzwischen nicht mehr
                                                             die zentrale Instanz in Ernährungsfra-                   © Springer-Verlag 2004
                                                             gen. Peergruppen und Vorbilder aus
                                                                                                                      Prof. Dr. H. Heseker
                                                             Fernsehsendungen sind zu wichtigen De-
                                                                                                                      Fachgruppe Ernährung und Verbraucher-
                                                             terminanten des Essverhaltens geworden.                  bildung, Fakultät für Naturwissenschaften,
                                                             Aufgrund veränderter Lebensrhythmen,                     Universität Paderborn,
                                                             Familienstrukturen und Arbeitsbedin-                     Warburger Straße 100, 33098 Paderborn
                                                             gungen finden traditionelle Ernährungs-                  E-Mail: heseker@evb.upb.de

240 |   Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3•2004
Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch -
Gesundheitsschutz 2004 · 47:240–245
DOI 10.1007/s00103-003-0789-9
                                                   Bedeutung der Ernährung                        ◗ Einschränkung der schulischen Leis-
H. Heseker · S. Beer                               im Kindes- und Jugendalter                       tungsfähigkeit, Konzentrations-
                                                                                                    schwäche und Müdigkeit, wenn kein
School nutrition and nutrition lessons           Eine abwechslungsreiche,vollwertige Er-            Frühstück oder Mittagessen einge-
                                                 nährung enthält alle für Wachstum, kör-            nommen wurde;
Abstract                                         perliche und geistige Entwicklung not-           ◗ postprandiale Müdigkeit, z. B. nach
                                                 wendigen Nährstoffe in ausreichenden               einer fett- und kalorienreichen Mit-
Nutrition behavior usually becomes manifest      Mengen [9]. Diese minimiert einerseits             tagsmahlzeit („ein voller Bauch stu-
during childhood and once learned food pat-      das Risiko für eine evtl.Unterversorgung           diert nicht gern“);
terns and eating habits are often maintained     mit lebensnotwendigen Nährstoffen (z.B.          ◗ Zahnschäden (Karies), z. B. bei ho-
for the rest of life.Therefore, imparting        Vitamine, Mineralstoffe) und anderer-              hem Süßigkeitenverzehr in Verbin-
knowledge early about food composition,          seits das Risiko einer evtl. überhöhten            dung mit mangelhafter Mundhygie-
food habits, nutritional physiology, and         Zufuhr an bestimmten Nahrungsin-                   ne;
connections between health and nutrition as      haltsstoffen (z. B. Fett, Cholesterin) oder      ◗ überproportionale Körpergewichts-
well as instilling competence in dealing with    an unerwünschten Nahrungsbegleitstof-              entwicklung/Adipositas, z. B. bei
food are of particular importance.In the EiS     fen (z.B. Acrylamid). Zu den Prinzipien            chronisch positiver Energiebilanz (zu
project, it was recently shown that fewer stu-   einer vollwertigen Ernährung zählen [10]:          viel Fett und zu wenig Bewegung);
dents than ever obtain less and less nutrition                                                    ◗ psychischen und physischen Beein-
education in German schools.Promoting he-        ◗ Abwechslung bei der Lebensmittel-                trächtigungen, wenn zu wenig ge-
althy eating is not only a matter of nutritio-     auswahl,                                         trunken wird.
nal knowledge.It is also very much about         ◗ bevorzugt fettarme Lebensmittel,
creating a healthy environment and provi-        ◗ täglich ballaststoffreiche (Vollkorn-)         Für Kinder im Vorschul- und Grund-
ding proper food, drinks, and meal service in      Getreideprodukte,                              schulalter sind insbesondere 2 physiolo-
schools.Therefore, both aspects will be dis-     ◗ täglich frisches Obst und Gemüse,              gische Besonderheiten, die die Leis-
cussed in the following article.                 ◗ regelmäßig Milch und Milchproduk-              tungsfähigkeit beeinflussen, zu berück-
                                                   te,                                            sichtigen: ein relativ hoher Flüssigkeits-
Keywords                                         ◗ über die Woche verteilt mageres                bedarf und relativ geringe Glykogenre-
                                                   Fleisch, einmal wöchentlich Fisch              serven in Leber und Muskulatur [16].
Nutrition education · Nutrition ·                  und gelegentlich Ei,                           Nicht selten stehen tradierte Schulregeln
Full-time school · School meals                  ◗ schmackhafte und schonende Zube-               mit einer gesundheitsfördernden Er-
                                                   reitung,                                       nährung nicht im Einklang. So gilt z. B.
                                                 ◗ reichlich ungesüßte oder wenig ge-             in den meisten Schulen die gängige Re-
                                                   süßte Getränke.                                gel, dass während des Unterrichts in
                                                                                                  deutschen Schulen nichts getrunken
                                                 Eine vollwertige Ernährung ist am ehes-          werden darf. Beispiele von Schulen, in
                                                 ten zu erreichen, wenn täglich eine war-         denen das Trinken von Wasser während
                                                 me Mahlzeit eingenommen wird, weil               des Unterrichts erlaubt worden ist, zei-
                                                 der Speiseplan dadurch abwechslungs-             gen, dass dies ohne Störungen möglich
                                                 reicher und schmackhafter gestaltet wer-         ist. Da im Grundschulalter die Energie-
                                                 den kann. Studien zur Nährstoffversor-           reserven bei intensiver körperlicher Be-
                                                 gung haben gezeigt, dass Kinder und Ju-          wegung besonders schnell erschöpft
                                                 gendliche heute im Durchschnitt gut ver-         sind, sind kohlenhydratreiche Zwi-
                                                 sorgt sind und bei abwechslungsreicher,          schenmahlzeiten in diesem Alter von be-
                                                 energetisch ausreichender Nahrungsauf-           sonderer Bedeutung.
                                                 nahme keine wesentlichen Defizite in der
                                                 Vitamin- und Mineralstoffversorgung zu              Essen und Trinken in Schulen
                                                 erwarten sind [11, 12, 13, 14].
                                                      Dennoch gibt es Handlungsbedarf.            Verschiedene Untersuchungen ergaben,
                                                 Defizite in der Vitamin- und Mineral-            dass 10–25% der befragten Jugendlichen
                                                 stoffversorgung können u. a. bei einsei-         ohne Frühstück zur Schule gehen und
                                                 tiger Ernährung auftreten (z. B. bei Ver-        häufig auch zu Hause und in den Schul-
                                                 zicht auf Obst und Gemüse) oder wenn             pausen nichts trinken [17, 18, 19]. Das auf
                                                 über längere Zeit energiereduzierte Diät-        dem Weg zur Schule gekaufte Ersatzfrüh-
                                                 formen eingehalten werden [14, 15]. Im           stück ist nur selten ernährungsphysiolo-
                                                 Kindes- und Jugendalter treten zwar nur          gisch ausgewogen. In der gymnasialen
                                                 sehr selten durch Fehlernährung verur-           Oberstufe ebenso wie in den höheren
                                                 sachte, schwerwiegende Gesundheitsstö-           Klassen der Haupt- und Realschulen fin-
                                                 rungen auf, aber ein ungünstiges Ess-            det vielerorts bereits Nachmittagsunter-
                                                 und Trinkverhalten führen nicht selten           richt statt, ohne dass seitens der Schule
                                                 zu erheblichen Problemen wie:                    ein Mittagessen angeboten wird. Beob-

                                                                                 Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3•2004   | 241
Leitthema:Kinder und Ernährung
    achtungen zeigen, dass die Mehrzahl der                  Essensangebot könnte in diesen Fällen       sozialen Schulklimas beitragen. Bei der
    Jugendlichen mitgebrachte Brote isst,                    auch kompensatorisch und präventiv          Planung des Angebots müssen neben
    Angebote des Schulkiosks oder umlie-                     wirken. Fest institutionalisierte, zuver-   den räumlichen Gegebenheiten die
    gender Restaurants bzw. Imbissstuben                     lässige und qualitativ hochwertige Lö-      Wünsche der Eltern und Schüler ebenso
    nutzt [20]. Die Zusammensetzung dieser                   sungen sind eine Aufgabe der Schulträ-      berücksichtigt werden wie das Angebot
    Mahlzeiten ist zumeist kaum geeignet,                    ger [5, 21].                                vor Ort und die personelle Situation.
    die schulischen Leistungen des Nachmit-                                                                   Durch das weitgehende Fehlen ge-
    tagsunterrichts positiv zu beeinflussen                     Essen in der Ganztagsschule              setzlicher Regelungen zur Qualität des
    [17]. Viel eher leiden Aufmerksamkeit                                                                Mittagessens ist die Gefahr groß, dass
    und Konzentrationsvermögen der Schü-                     In den nächsten Jahren werden bundes-       eine pragmatische, aber unter ernäh-
    ler und Schülerinnen durch die eintre-                   weit neue Ganztagsschulen eingerichtet.     rungswissenschaftlichen Gesichtspunk-
    tende postprandiale Müdigkeit.                           Zum Programm einer Ganztagsschule           ten ungünstige Lösung für das Mittages-
                                                             gehört neben den schulspezifischen Frei-    sen gewählt wird (z. B. herkömmliche
                                                             zeit- und Unterstützungsangeboten auch      Fast-Food-Angebote aus dem Schulum-
            10–25% der Jugendlichen                          die Bereitstellung eines attraktiven Mit-   feld).Dies darf nicht als Freibrief verstan-
            gehen ohne Frühstück zur                         tagessens, das den sensorischen und er-     den werden, nach einfachsten und
                    Schule                                   nährungsphysiologischen Erfordernissen      schnellsten Lösungen zu suchen.Die Mit-
                                                             von Kindern und Jugendlichen gerecht        tagsverpflegung in Ganztagsschulen
    In einer Stichprobe von 973 Schülern und                 wird. Schulleitungen, Schulträger, Schul-   kann daher nicht einfach örtlichen kom-
    Schülerinnen wurde von uns im Sommer                     aufsicht, Kollegien, Eltern und Schüler     merziellen Anbietern oder dem Haus-
    2002 das Trinkverhalten von Kindern                      werden daher in zunehmendem Maße            meister überlassen werden. Eine zeitge-
    und Jugendlichen vor und während des                     mit der Umstellung ihrer Schulen auf        mäße Schulverpflegung muss in erster Li-
    täglichen Schulbesuchs mithilfe eines                    Ganztagsschulangebote konfrontiert,         nie ernährungsphysiologisch ausgewo-
    strukturierten Fragebogens untersucht.                   sind aber bisher nur wenig auf die damit    gen, geschmacklich attraktiv und wirt-
    Es zeigte sich, dass 4,5% der Schüler vor                verbundenen Erfordernisse vorbereitet.      schaftlich sein. Neben den bereits ge-
    dem Schulbesuch zum Frühstück zu                         Bei der Einrichtung von Ganztagsschulen     nannten übergeordneten bestehen allge-
    Hause nie und weitere 7,1% nur selten ein                bietet sich durch die Gestaltung und        meine Anforderungen an die Speisen-
    Getränk zu sich nahmen. In den Schul-                    durch die Organisation des Mittagessens     plangestaltung in Ganztagsschulen.Hier-
    pausen tranken 7,1% nie und 16,8% nur                    die Chance, angestrebte Gesundheitszie-     zu zählen [21]:
    selten. Dies bedeutet, dass knapp ein                    le durch die Verknüpfung von Verhältnis-
    Viertel der Schüler während des Schulbe-                 und Verhaltensprävention zu erreichen.      ◗ die Sicherstellung eines ernährungs-
    suchs keine oder nur selten Flüssigkeit                  Es kann nachhaltig Einfluss genommen          physiologisch vorbildlichen Ange-
    zuführte. Während Grundschüler in den                    werden auf die Ernährungs- und Essso-         bots,
    Schulpausen zu 93,5% immer oder häu-                     zialisation der Schüler.                    ◗ die Sicherstellung eines hohen Genuss-
    fig ein Getränk tranken, traf dies nur für                    Schulverpflegung darf nicht nur          wertes bei Speisen und Getränken,
    ca. 75% der Realschüler, Hauptschüler                    „sattmachen“, sondern muss eine voll-       ◗ die Sicherstellung von Abwechslungs-
    bzw. Schüler an einem Berufskolleg und                   wertige Ernährung ermöglichen und             reichtum und Vielfalt im Speisenan-
    für 65% der Gymnasiasten zu. Während                     einen ausreichend hohen Anteil an Obst        gebot,
    beim häuslichen Frühstück Milch,Kakao                    und Gemüse enthalten. Eine gute, ge-        ◗ die Berücksichtigung der Essenswün-
    und andere Milchmischgetränke sowie                      sundheitsfördernde Mittagsverpflegung         sche der Schüler,
    Orangensaft und Mineralwasser domi-                      soll die Leistungsfähigkeit und Gesund-     ◗ die Wirtschaftlichkeit und ein günsti-
    nierten, wurden in den Schulpausen be-                   heit unserer Kinder bzw. Jugendlichen         ger Preis.
    vorzugt Orangensaft, Multivitaminsaft,                   unterstützen und der Entwicklung von
    Apfelsaftschorle und Mineralwasser ge-                   Übergewicht und anderen Ernährungs-         Eine Mittagsverpflegung,die diese Forde-
    trunken. Weniger als 10% der Befragten                   problemen vorbeugen [5]. In einer Zeit,     rungenerfüllen kann,ist mitunterschied-
    tranken in der Schule Milch oder ein                     in der gemeinsame Mahlzeiten in den         lichen Verpflegungssystemen möglich,
    Milchmischgetränk.                                       Familien in kultivierter Atmosphäre         die sich in der Regel an den räumlichen
         Neben einer unzureichenden schu-                    oder die Einnahme eines häuslichen          und sächlichen Gegebenheiten einer
    lischen Versorgung mit Lebensmitteln                     Frühstücks keine Selbstverständlichkeit     Schule orientieren. Aus ernährungsphy-
    und Getränken sind problematische fa-                    mehr sind, bietet die Schulverpflegung      siologischer und sensorischer Sicht be-
    miliäre Ernährungsgewohnheiten weit                      die Möglichkeit und Chance, ein gesund-     stehen erhebliche Unterschiede zwischen
    verbreitet, sodass auch die mitgebrachte                 heitsförderndes Essverhalten zu lernen      den bestehenden Verpflegungsmöglich-
    und angebotene Pausenverpflegung den                     und zu festigen. Gemeinsames Essen          keiten. Das unübersichtliche Angebot
    gewünschten Qualitätsstandards nicht                     motiviert zu einer bewussten Lebensmit-     verschiedenster Verpflegungsmöglichkei-
    entspricht. Dies betrifft vor allem För-                 telauswahl und kann positiv Einfluss auf    ten unterschiedlichster Anbieter er-
    der- und Hauptschulen bzw. Schulen in                    die Esskultur und auf geltende Tischsit-    schwert die Entscheidungsfindung hier-
    Stadtteilen mit einem besonderen Er-                     ten nehmen [22]. Das gemeinsame Mit-        für ganz außerordentlich. Da anfänglich
    neuerungsbedarf. In diesen setzen sich                   tagessen in der Schule ist gleichzeitig     gewählte Schulverpflegungskonzepte
    Elternvertreter seltener für eine ausge-                 eine gute Möglichkeit zur Kommunikati-      meist über längere Zeit in den Schulen
    wogene Verpflegung ein. Ein schulisches                  on und kann zur Förderung eines guten       beibehalten werden, sind unabhängige

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Informationen und Bewertungskriterien               Gleichzeitig wird deutlich, dass in        und der Lernforschung vernachlässigt
für die Entscheidungsfindung dringend         den Familien und Haushalten ein Kompe-           [32]. Eine einseitig kognitive Ernäh-
erforderlich. Von der Deutschen Gesell-       tenzverlust stattgefunden hat. Dieser be-        rungserziehung und eine Überbetonung
schaft für Ernähung (DGE) und aid info-       trifft die qualitative Beurteilung und Aus-      der gesundheitlichen Konsequenzen ei-
dienst wurde ein umfangreicher Ordner         wahl von Lebensmitteln ebenso wie die            ner „falschen Ernährung“ können mög-
zur praktischen Gestaltung des Mittages-      dazugehörige und notwendige Verarbei-            licherweise sogar die Entwicklung von
sens in Ganztagsschulen erstellt [23], der    tungs- und Zubereitungskompetenz.                Essstörungen fördern [33].
auf Veranlassung des Bundesministeri-         Auch in Deutschland dürfte der Anteil der             Ein vermehrtes Angebot an sachlich-
ums für Verbraucherschutz und Land-           Menschen, der nicht mehr in der Lage ist,        argumentativen Ernährungsinformatio-
wirtschaft (BMVEL) den neuen Ganz-            aus Grundnahrungsmitteln schmackhaf-             nen trägt den Erfordernissen nicht Rech-
tagsschulen kostenlos zur Verfügung ge-       te Gerichte selbst herzustellen,inzwischen       nung. Partizipation bei der häuslichen
stellt wird.Zusätzlich fördert das BMVEL      deutlich zugenommen haben. Vielfältige           Speiseplangestaltung und Nahrungszube-
im Rahmen eines Beratungsprojekts der         Kompetenz auf dem Gebiet der Ernäh-              reitung, gemeinsame Nahrungszuberei-
DGE den Aufbau eines Internetangebots         rung hat den Rang einer Kulturtechnik            tung im Kindergarten, in der Grundschu-
zum Thema Schulverpflegung, Informa-          und ist ein unverzichtbares Basisgut.            le und in der Sekundarstufe I wecken die
tionsveranstaltungen für die Entschei-        Nicht von ungefähr wird im Rahmen des            Neugierde, schulen Sinne und Kreativität,
dungsträger und einen kompetenten Be-         viel diskutierten „Literacy-Konzepts“ der        erhöhen die Wertschätzung und die Ak-
ratungsservice vor Ort [24].                  OECD auch von einer „Nutrition literacy“         zeptanz von Speisen.Durch eine reflexive,
                                              gesprochen [29,30].Kinder und Jugendli-          emanzipatorische und handlungsorien-
  Aufgabe und Bedeutung                       che haben einen Anspruch darauf, dass            tierte Ernährungsbildung,die von Alltags-
  der Ernährungsbildung                       ihnen diese Kulturtechnik bestmöglich            situationen der Schülerinnen und Schüler
                                              zugänglich gemacht und vermittelt wird.          ausgeht, die sinnliche Wahrnehmung von
Kinder und Jugendliche stellen eine Be-                                                        Lebensmitteln und Speisen fördert, die
völkerungsgruppe dar, bei der gesund-          In den Familien und Haushalten                  Hintergründe und Zusammenhänge des
heitsgefährdende Verhaltensweisen ent-                                                         eigenen Ernährungsverhaltens bewusst
scheidend geprägt werden und der Auf-
                                                  nimmt das Wissen über die                    macht, wird die Eigenverantwortlichkeit
bau von Gesundheitsressourcen für das            Zubereitung von Nahrungs-                     gestärkt.Das Reflexionsvermögen und die
spätere Gesundheits- und Krankheitsver-                mitteln stetig ab                       Entscheidungsfähigkeit sowie die Hand-
halten eine wichtige Rolle spielt [25, 26].                                                    lungskompetenz werden gefördert [34].
Die Herausbildung gesundheitsfördern-         Analog zu den Entwicklungen in der Ge-           Rein individualisierende,verhaltensorien-
der bzw. -riskanter Verhaltensweisen be-      sundheitserziehung sind in der Ernäh-            tierte Ansätze müssen durch verhältnis-
ginnt frühzeitig in der Kindheit und Ju-      rungserziehung 3 Stufen von Interventi-          orientierte Ansätze ergänzt werden.
gend und steht in engem Zusammenhang          onsmodellen auszumachen, die nicht
mit Problemen der Sozialisation [27].Das      nachhaltig gewirkt haben [31]:                      Ist-Situation der Ernährungs-
Essverhalten des Menschen unterliegt ei-           1. das Risikofaktorenmodell mit bio-           bildung in Deutschland:
ner soziokulturellen Prägung,die mit der      medizinisch abgeleiteten Vorschriften               das EiS-Projekt
Geburt beginnt. Die Entscheidung, was         (z. B. Kalorienverbote, weniger Fett und
gegessen wird, hängt entscheidend vom         Cholesterin,Vernunftappelle),                    Die Praxis der Gesundheits- und auch
Angebot an Nahrungsmitteln,den famili-             2.das Risikofaktorenmodell mit psy-         der Ernährungsbildung in unseren
ären Gewohnheiten, den kulturellen Be-        chologischen Modellerweiterungen (Ab-            Schulen sowie die Berücksichtigung in
dingungen und dem ständig wachsenden          schreckungsdidaktik, Furchtappelle),             den Lehrplänen ist seit Jahren Gegen-
Wissen um eine gesunde Ernährung ab.               3. das Risikofaktorenmodell mit so-         stand der Kritik. Bereits im Ernährungs-
Vorliegende Daten zeigen,dass im letzten      zialenErweiterungen(Anpassungsdruck,             bericht 1972 wurde darauf hingewiesen,
Jahrzehnt die Verbreitung von Überge-         Gruppenbeeinflussung, z.B. beim „Chal-           dass „ein Mangel an einheitlichen und
wicht und Adipositas im Vorschulalter         lenge Day“ oder „Die joggende Gemein-            zweckmäßig aufeinander abgestimmten
stark zugenommen hat. Bei adipösen            de“).                                            Lehrplänen besteht“ [35].
Kindern treten neuerdings vermehrt Dia-            Auch heute präsentiert sich der er-             Im Rahmen des vom BMVEL geför-
betes mellitus (Typ 2), Fettstoffwechsel-     nährungsbezogene Unterricht eher nor-            derten EiS-Forschungsprojekts wurde
störungen und erhöhter Blutdruck auf.         mativ und setzt auf eine kognitive Ver-          an der Universität Paderborn eine um-
Darüber hinaus finden sich mit zuneh-         mittlung von Ernährungswissen durch              fassende Analyse der aktuellen Ernäh-
mendem Alter Essstörungen wie Anore-          verbale und bildliche Präsentation von           rungsbildung in den allgemein bilden-
xia nervosa, Bulimia nervosa und Binge        Informationen über eine gesunde, be-             den Schulen der Bundesrepublik durch-
Eating, die als psychische Probleme gel-      darfsgerechte Ernährung, über ernäh-             geführt [36]. Hierzu wurden in den Jah-
ten und mit Normal-, Über- oder Unter-        rungsabhängige Risikofaktoren und Er-            ren 1999–2001 systematische Lehrplan-
gewicht einhergehen können. Auch der          krankungen [2]. Dieser oft belehrend             analysen vorgenommen, Lehrkräfte so-
bei Kindern und Jugendlichen wieder           wirkende, wissenschafts- und funkti-             wie Schulleitungen befragt und Fort-
verstärkt zu beobachtende Missbrauch          onsorientierte Ansatz ist für Schüler we-        bzw. Weiterbildungsangebote evaluiert.
alkoholischer Getränke (z. B. Alcopops)       nig motivierend und führt kaum zu Ver-           Außerdem wurden mehr als 400 Schul-
stellt eine erhebliche Herausforderung        haltensänderungen, da er wesentliche             bücher mithilfe des neu entwickelten
dar [28].                                     Aspekte der kindlichen Entwicklung               „Paderborner Rasters“ einer eingehen-

                                                                              Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3•2004   | 243
Leitthema:Kinder und Ernährung
    den fachdidaktischen und fachwissen-                        Realität der Ernährungsbildung            nicht möglich. Hinzu kommt, dass auf-
    schaftlichen Analyse unterzogen [37].                                                                 grund der mangelnden Anerkennung be-
    Das „Paderborner Raster“ umfasst:                        Die Lehrpläne, die durchaus breite The-      sonders des Fachs Hauswirtschaft, das
                                                             menspektren vorsehen,stellen in der Rea-     vorrangig für die Vermittlung dieser
    ◗ die Themenanalyse,                                     lität aber ein Auswahlmenü dar, aus dem      Kompetenzen zuständig ist, dieses häufig
    ◗ die Lernzielorientierung,                              sich die Stoffverteilungspläne der Einzel-   um eine angemessene Berücksichtigung
    ◗ die methodisch-didaktische Impuls-                     schule speisen. Selbst die Themen der        kämpfen muss.
      setzung,                                               Stoffverteilungspläne der Einzelschule            Das Schulbuch prägt noch immer
    ◗ den Bereich der Wertevermittlung,                      werden häufig nicht vollständig, bezie-      den Unterricht. Mehr als 53% der befrag-
    ◗ Hinweise zur Verbindung von Fach-                      hungsweise umfassend im Unterricht be-       ten Lehrer stützen ihren Unterricht im-
      kompetenz und Schlüsselqualifika-                      arbeitet. Der Mangel an Fachlehrern, der     mer oder sehr häufig auf dieses Medium.
      tionen im Lernfeld Ernährung.                          bundesweit besteht, spielt hier eine zen-    Mehr als 100 der untersuchten Biologie-
                                                             trale Rolle und verschärft das Problem zu-   bücher weisen nur eine eingeschränkte
        Organisation der Ernährungsbildung                   sätzlich. Im Bereich des hauswirtschaftli-   Themenauswahl auf. Während ernäh-
                                                             chen Unterrichts zeigt eine Schulleitungs-   rungsphysiologische bzw.humanbiologi-
    Es zeigte sich, dass die Institutionalisie-              befragung, dass bei mehr als 25% der be-     sche Themen in den Biologiebüchern
    rung und curriculare Ausgestaltung der                   fragten Schulen ein mehr als 50%iger Un-     fachlich weitgehend richtig dargestellt
    Ernährungs- und Verbraucherbildung                       terrichtsanteil fachfremd erteilt werden     werden, fallen im Bereich der ernäh-
    einerseits und die Aus- und Fortbildung                  muss. Mehr als ein Drittel der befragten     rungswissenschaftlichen, anwendungs-
    bzw. der Einsatz der Lehrkräfte sowie die                Schulleitungen gab an, dass die Versor-      bezogenen Themen häufig Fehler auf. In
    fachdidaktische Konzeptionen anderer-                    gung mit Fachlehrern nicht ausreicht.Die     den Schulbüchern für den hauswirt-
    seits erheblich in Qualität und Quanti-                  Konstruktion der Bildungsgänge und die       schaftlichen Unterricht sind besonders
    tät differieren. Im Gegensatz zu den Not-                differenzierten Anteile und Verankerun-      viele falsche Darstellungen zu finden, die
    wendigkeiten wird der ernährungsbezo-                    gen des ernährungsbezogenen Unter-           populäre Ernährungsirrtümer weiter
    gene Unterricht, der in der Primarstufe                  richts machen eine stärkere Vernetzung       verbreiten. Durch Simplifizierung wer-
    an den Sachunterricht angebunden und                     und fächerübergreifende Kooperation          den die Zusammenhänge zwischen Er-
    in der Sekundarstufe I schwerpunktmä-                    der Unterrichtsfächer Biologie und Haus-     nährung und Gesundheit häufiger fehler-
    ßig im hauswirtschaftlichen Unterricht                   wirtschaft erforderlich. Zwar finden im      haft oder einseitig dargestellt.In der Syn-
    verankert ist, immer weniger zu einem                    Biologieunterricht mehr ernährungsbe-        opse verschiedener Generationen von
    Bildungsangebot, das alle Kinder und                     zogene Themen Berücksichtigung, me-          Schulbüchern scheinen die Fehler von
    Jugendliche erreicht. Ab der Sekundar-                   thodisch-didaktisch dominieren immer         wenigen Bezugswerken immer wieder
    stufe nimmt das Wahlangebot zwar zu,                     noch Paper- and Pencil-Methoden, gelei-      unreflektiert übernommen und tradiert
    der ernährungsbezogene Unterricht                        tet durch die Schulbuchkonzeptionen.         worden zu sein. Ein ernährungswissen-
    steht aber in der Auswahlkonkurrenz                                                                   schaftliches Fachlektorat ist daher drin-
    mit anderen attraktiven Fächern, wie                          In den Schulbüchern für den             gend erforderlich. In den Katalog quali-
    z.B. Informatik. Ist das Fach Hauswirt-                                                               tätssichernder Maßnahmen gehört die
    schaft z.B. in einen Lernbereich einge-
                                                                  hauswirtschaftlichen Unter-             Aktualisierung des Fachwissens im Rah-
    bettet, muss die Unterrichtszeit mit den                         richt finden sich häufig             men von Weiterbildungsmaßnahmen,
    Fächern Technik und/ oder Wirtschafts-                       populäre Ernährungsirrtümer              um den Unterricht auf der Ebene des je-
    lehre geteilt werden. Die Bezeichnung                                                                 weiligen wissenschaftlichen Erkenntnis-
    „Hauswirtschaft“ steht hier stellvertre-                 Die handwerkliche Lebensmittelverarbei-      standes gestalten zu können. Insgesamt
    tend für die verschiedenen Fachtitel in                  tung ist die Domäne des hauswirtschaft-      musste festgestellt werden, dass das reale
    den Bundesländern, u.a. Haushalts- und                   lichen Unterrichts in der Sekundarstufe.     Unterrichtsgeschehen häufig nicht dem
    Arbeitslehre.                                            Diese leidet aber erheblich unter den rea-   Anspruch genügt, der zum Erwerb einer
         In den Bundesländern ist das Lern-                  len Unterrichtsbedingungen und Fach-         Basisqualifikation erforderlich ist.
    feld Ernährung über eine unterschiedli-                  raumdefiziten.Die zweite Stärke des haus-
    che Organisation der Bildungsgänge hi-                   wirtschaftlichen Unterrichts ist die Ver-      Konsequenzen
    naus in der allgemein bildenden Schule                   braucherbildung.In beiden Feldern kann         für die Ernährungsbildung
    mit unterschiedlichen Anteilen und Kon-                  der stattdessen in der Regel angebotene
    zepten vertreten. Innerhalb der gymna-                   Biologieunterricht die Defizite nicht kom-   Der umfassende Forschungsbericht des
    sialen Bildungsgänge bleiben in 8 Bun-                   pensieren. Im Primarstufenbereich wird       EiS-Projekts kommt zu 3 zentralen For-
    desländern hauswirtschaftliche Anteile                   das Defizit an Kompetenzvermittlung im       derungen:
    ganz außen vor. Im Rahmen von Profil-                    Bereich handwerklicher Lebensmittelver-           1. Für das Lernfeld Ernährung ist für
    bildungen oder Wahlpflichtangeboten im                   arbeitung und in der Verbraucherbildung      die Primarstufe und die Sekundarstufe I
    Verlauf der Sekundarstufe I bieten die üb-               grundlegend deutlich.In der Grundschu-       ein aktualisiertes und international an-
    rigen 8 ein eingeschränktes Bildungsan-                  le ist die Schulküche die Ausnahme. Qua-     schlussfähiges Kerncurriculum zu ent-
    gebot im Bereich des Gymnasiums.Aber                     lifizierter Unterricht im Lernfeld Ernäh-    wickeln. Dieses Kerncurriculum be-
    auch in den übrigen Schulformen der Se-                  rung, der das Umgehen mit Lebensmit-         schreibt den Bildungsanspruch junger
    kundarstufe ist der ernährungsbezogene                   teln unabdingbar einschließt, ist so ent-    Menschen in der Ernährungsbildung
    Unterricht nicht kontinuierlich präsent.                 scheidend eingeschränkt oder erst gar        einschließlich der handwerklichen Le-

244 |   Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3•2004
bensmittelverarbeitung und Verbrau-          praktische Umsetzung im Schulalltag. So                         15.   Mensink G (2002) Was essen wir heute? Robert Koch-
                                                                                                                   Institut (Hrsg) Beiträge zur Gesundheitsberichterstat-
cherbildung. Dieser Bildungsanspruch         kann z. B. durch Verbinden von Ernäh-                                 tung des Bundes.Eigenverlag, Berlin
gilt in allen Bildungsgängen.                rungsthemen im herkömmlichen Unter-                             16.   Rost B, Otten A (1998) Ernährung im Kindesalter.
      2. Das Kerncurriculum zur Ernäh-       richt oder in Projekten mit dem schuli-                               WVG Stuttgart
                                                                                                             17.   Kersting M,Clausen S,Sichert-Hellert W,Schöch G
rungsbildung sollte in einen Rahmenplan      schenMittagessen ein engerTheorie-Pra-                                (1995) Mahlzeiten,Lebensmittelverzehr und Nähr-
Gesundheit eingebettet werden. Ernäh-        xis-Bezug hergestellt werden, der sich                                stoffzufuhr von Schülern bei Ganztagsunterricht.
rungsbildung als wesentlicher Bestand-       nachhaltig auf das Ernährungsverhalten                                Ernährungsforschung 40:145–154
                                                                                                             18.   Semmler G, Heinrich PB, Heinzel C (1990) Repräsenta-
teil einer umfassenden Gesundheitsbil-       auswirkt. Es ist wenig hilfreich und nicht                            tiverhebung zum Pausenverpflegungsverhalten von
dung ist eine Gegenwartsaufgabe mit          glaubwürdig, wenn Kindern im Unter-                                   Schülern in der Bundesrepublik Deutschland.Ernäh-
Auswirkungen auf die Zukunftsfähigkeit       richt die Richtlinien einer „gesundheits-                             rungs-Umschau 37:168
                                                                                                             19.   Mast M,Körtzinger I,Müller MJ (1998) Ernährungsver-
des volkswirtschaftlichen Gefüges. Das       fördernden Ernährung“ vermittelt wer-                                 halten und Ernährungszustand von 5- bis 7-jährigen
innovierte Kerncurriculum unterstützt        den,das Angebot am Schulkiosk oder bei                                Kindern in Kiel.Akt Ernähr Med 23:282–288
dabei gesundheitsfördernde schulische        der Mittagsverpflegung dieses aber in                           20.   Pudel V (2000) Essverhalten und Ernährungszustand
                                                                                                                   von Kindern und Jugendlichen – eine Repräsentativer-
Settings. Die personelle und sächliche       keiner Weise widerspiegeln. Wünschens-                                hebung in Deutschland.In:DGE (Hrsg) Ernährungsbe-
Ausstattung muss der Umsetzung des Bil-      wert ist, dass die Mittagsverpflegung in                              richt 2000.Druckerei Henrich,Frankfurt,S 115–146
dungsanspruches genügen.Als besonders        die Schulentwicklungs- und Gesund-                              21.   DGE-Arbeitskreis „Ernährung und Schule“ (2003) Er-
                                                                                                                   nährung in der Ganztagsschule.Teil 2: Institutionali-
hilfreich wird eine Aufnahme der Ernäh-      heitsförderungskonzepte der Schule ein-                               sierung und Möglichkeiten von Schulverpflegung.Er-
rungsbildung in das Schulprogramm ei-        gebunden werden, um zu einer nachhal-                                 nährungs-Umschau 50: B9–B12
ner Schule angesehen.                        tigen Verbesserung der Ernährungssitua-                         22.   Heindl I (2000) Essen und Ernährung im Konzept ge-
                                                                                                                   sundheitsfördernder Schulen.Aktuel Ernähr Med
      3. Die Aus- und Fortbildung von        tion der Schüler zu gelangen.                                         25:20–24
Fachkräften in der schulischen Ernäh-                                                                        23.   DGE/aid (2003) Mittagessen in Ganztagsschulen.Ei-
rungsbildung und die Gesundheitsförde-                                                                             genverlag, Bonn
rung müssen intensiviert werden. Ein         Literatur                                                       24.   Beratungsprojekt „Verpflegung in Ganztagsschulen“.
                                                                                                                   http://ganztagsschule.dge.de
qualifizierter Medienverbund könnte die       1.   Wabitsch M, Kunze D, Keller E et al.(2002) Adipositas     25.   Hurrelmann K (1995) Die gesundheitliche Situation
Ernährungsbildung in Bezug auf den                 bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland.                    von Kindern und Jugendlichen.Prävention 18:99–102
                                                   Fortschr Med 120:99–106                                   26.   Barkholz U, Israel G, Paulus P, Posse P (1997) Gesund-
fachwissenschaftlichen Erkenntnisstand        2.   Methfessel B (1999) Ernährungserziehung, Selbstbe-              heitsförderung in der Schule.– Ein Handbuch für Leh-
undaufdie didaktisch-methodische Um-               wusstsein und Eigenverantwortlichkeit – Forderun-               rerinnen und Lehrer.Landesinstitut für Schule und
setzung entscheidend stützen.                      gen und Überforderungen.In: Dr.Rainer Wild-Stif-                Weiterbildung, Soest, S 319–324
                                                   tung (Hrsg) Gesunde Ernährung zwischen Natur- und         27.   BMGS (2003) Gesundheitsziele.de.Broschürenreihe
      Auch die aktuelle Bildungsdiskussi-          Kulturwissenschaft.Rhema, Münster, S 91–106                     des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale
on erfordert es, die Bildungsziele und        3.   Heindl I (1996) Ernährungserziehung in Schulen – (k)ein         Sicherung, Bonn
Bildungsstandards, die Curricula, die              eigenständiges Fach.Ernährungs-Umschau 43:450–454         28.   Settertobulte W, Bruun Jensen B, Hurrelmann K
                                              4.   Heindl I (2003) Studienbuch Ernährungsbildung – ein             (2001) Drinking among young Europeans.In:WHO
Unterrichtsmaterialien und Fortbil-                europäisches Konzept zur schulischen Gesundheits-               Policy Series (ed) Health policy for children and ado-
dungsprogramme im Bereich der Ernäh-               förderung. Klinkhardt, Bad Heilbrunn                            lescents.Issue 3.WHO Regional Office for Europe, Ko-
rungs- und Verbraucherbildung einer           5.   Spiekermann U (1999) Esskultur heute.Was, wie und               penhagen
                                                   wo essen wir? In: Dr.Rainer Wild-Stiftung (Hrsg) Ge-      29.   Weinert FE (2001) Concept of competence.A concep-
gründlichen Revision und Reform zu                 sunde Ernährung zwischen Natur- und Kulturwissen-               tual clarification.In:Rychen DS,Salganik LH (eds) Defi-
unterziehen. Wie auch in anderen Fä-               schaft.Rhema, Münster, S 41–56                                  ning and selecting key competencies.Theoretical and
chern ist es wichtig, die Inhalte interna-    6.   Baerlocher K,Laimbacher J (2001) Ernährung von                  conceptual foundations.Hogrefe & Huber,Göttingen
                                                   Schulkindern und Jugendlichen.Monatsschr Kinder-          30.   Rychen DS, Salganik LH (2003) Key competencies for
tional anschlussfähig zu machen und an             heilkd 149:25–34                                                a successful life and a well-functioning society.Ho-
die aktuelle wissenschaftliche Entwick-       7.   Kaiser B,Kersting M (2001) Frühstücksverzehr und kog-           grefe & Huber, Göttingen
lung anzupassen. In einem vom BMVEL                nitive Leistungsfähigkeit von Kindern – eine Auswer-      31.   Beer S (2002) Zwischenruf: Gesundheit in der Schule
                                                   tung von Literaturbefunden.Ernährung im Fokus 1:5–13            – Provokationen im Interesse von Schülern und Schü-
in Auftrag gegebenen Kooperationsvor-         8.   DGE-Arbeitskreis „Ernährung und Schule“ (2003) Er-              lerinnen und Lehrern und Lehrerinnen.In: Herzig B,
haben werden daher zurzeit von uns ge-             nährung in der Ganztagsschule.Teil 1: Notwendigkeit             Schwerdt U (Hrsg) Subjekt- oder Sachorientierung in
meinsam mit Institutionen der Bundes-              und Problematik von Schulverpflegung.Ernährungs-                der Didaktik? Aktuelle Beiträge zu einem didakti-
                                                   Umschau 50: B9–B12                                              schen Grundproblem.Lit Verlag, Münster, S 107–124
länder praktikable Vorschläge für eine        9.   DGE,ÖGE,SGE,SVG (2000) Referenzwerte für die Nähr-        32.   Methfessel B (1996) Hauptsache es schmeckt! Mög-
Reform der Ernährungs- und Verbrau-                stoffzufuhr,1.Aufl.Umschau/Braus,Frankfurt am Main              lichkeiten und Grenzen der Beeinflussung des Ernäh-
cherbildung in allgemein bildenden           10.   Forschungsinstitut für Kinderernährung (2002) optimix.          rungsverhaltens von Kindern durch Ernährungserzie-
                                                   Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Ju-              hung.In: Ministerium Ländlicher Raum Baden-Würt-
Schulen (REVIS-Projekt) erarbeitet.                gendlichen.aid und DGE (Hrsg) aid,Bonn                          temberg (Hrsg) Kinderernährung heute.Schneider,
                                             11.   Adolf T,Schneider R,Eberhardt W et al.(1995) Ergebnis-          Baltmannsweiler, S 83–97
  Schlussbetrachtung                               se der Nationalen Verzehrsstudie (1985–1988) über         33.   DGE (1992) Ernährungsbericht 1992.Druckerei
                                                   die Lebensmittel- und Nährstoffaufnahme in der Bun-             Henrich, Frankfurt, S 177–222
                                                   desrepublik Deutschland.In:Kübler W,Anders HJ,Hee-        34.   Methfessel B (2002) Ernährung lehren – Essen lernen.
Schulen haben einen klaren Erziehungs-             schen W (Hrsg) Band XI der VERA-Schriftenreihe.Wis-             Neue Konzepte der Ernährungserziehung.aid Spezial:
und Bildungsauftrag,der zur Mitwirkung             senschaftlicher Fachverlag Dr.Fleck,Niederkleen                 Kinderernährung im Fokus – Zwischen Wunsch und
                                             12.   Alexy U,Sichert-Hellert W,Kersting M (2002) Fifteen-            Wirklichkeit.aid, Bonn, S 16–21
in der Gesundheitsbildung verpflichtet.            year time trends in energy and macronutrient intake in    35.   DGE (1972) Ernährungsbericht 1972.Druckerei Hen-
Eine gesundheitsfördernde Schule um-               German children and adolescents:results of the DO-              rich, Frankfurt, S 186–200
fasst alle Aspekte des Lebens in der Schu-         NALD study.Br J Nutr 87:595–604                           36.   Heseker H,Schneider L,Beer S (2000) Abschlussbericht
                                             13.   Sichert-Hellert W, Kersting M, Alexy U, Manz F (2000)           des Forschungsprojekts„Ernährung in der Schule“.BM-
le. Sie begreift Schule als Lern- und Le-          Ten-year trends in vitamin and mineral intake from              VEL Forschungsprojekt-Nummer: 423-7620-0/135
bensraum. Deshalb zählt zur Gesund-                fortified food in German children and adolescents.        37.   Beer S (2003) Haushaltsbezogene Bildung – Ernäh-
heitsförderung einerseits die Behandlung           Eur J Clin Nutr 54:81–86                                        rungsbezogene Bildung.In:Fröleke H,Sebastian H
                                             14.   Brätter P,Heseker H,Liesen H et al.(2002) Mineralstof-          (Hrsg) Ernährungsbildung im Dialog.Schneider,Balt-
gesundheitsrelevanter Themen im Unter-             fe,Spurenelemente und Vitamine.Bertelsmann Stif-                mannsweiler,S 71–88
richt. Anderseits gehört hierzu auch die           tung,Gütersloh

                                                                                          Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3•2004             | 245
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