Red StackMagazin Jetzt inklusive BUSINESS NEWS - soocs

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Red StackMagazin Jetzt inklusive BUSINESS NEWS - soocs
Red Stack
Nr. 4 | Juni 2020 | ISSN 2366-7915 | www.doag.org

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Jetzt inklusive BUSINESS
                BUSINESS NEWS
                         NEWS

Aus der Praxis                          Im Interview                         BUSINESS NEWS
CI/CD: Theorie meets                    Markus Peppler, Direktor/Abtei­      Smarte Unternehmens­
Praxis                                  lungsleiter für Business Analytics   applikationen für
                                        bei Universal Investment             Industrie 4.0
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Inhalt

     Der grüne Faden für Ihre Digitale Evolution

     Wir bei PROMATIS folgen einem selbst entwickelten grünen Faden:

     Mit professioneller Beratung und innovativen Digitalisierungslösungen schaffen wir exzellente
     Geschäftsprozesse: agil, bedarfsgerecht, intelligent und zukunftssicher. Nachhaltige Qualität und
     Wirtschaftlichkeit sichern wir durch kontinuierliche Verbesserung der eingesetzten Verfahren,
     Produkte und Services.

     Mit unserer Digitalisierungskompetenz und unseren Best Practice-Lösungen begleiten wir Sie auf
     Ihrer Reise in die Oracle Cloud.

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                                           Ettlingen | Hamburg | Berlin | Münster | Wien | Zürich | Denver

2    www.aoug.at • www.doag.org • www.soug.ch
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Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser,
                        DevOps ist zurzeit ein Thema in der IT, an dem keiner vorbeikommt. Auch für Nutzer von Oracle-
                        Produkten, seien es DBAs oder Entwickler, stellt man sich diesem Thema.
                            In dieser Ausgabe wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. So wird das Thema Si­
                        cherheit auch in DevOps-Strukturen eine immer wichtigere Bedeutung finden. Auch die Verwendung von
                        Open-Source-Produkten wird in diesem Bereich eine immer stärkere Beachtung finden. Insbesondere Docker
                        findet hier im Datenbankumfeld großes Interesse. Gerade das Zusammenspiel zwischen diesen unterschied­
                        lichen Produkten und der Oracle-Datenbank wird in Zukunft ein sehr spannendes Aufgabengebiet für einen
                        vielseitigen Oracle-DBA werden können. Dabei spielt es meines Erachtens keine Rolle, ob die Software in der
Christian Trieb         Cloud läuft oder im eigenen Rechenzentrum. Die Aufgaben eines DBA unterliegen schon immer einem steti­
Vorstand Datenbank,     gen Wandel. Insoweit ist und bleibt auch DevOps für DBAs, aber auch für Entwickler, ein sehr spannendes The­
Leitung Datenbank       ma. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen regen Erkenntnisgewinn beim Lesen der Artikel dieser Ausgabe.
Cosmmunity                  Die im Red Stack Magazin enthaltene Business News beschäftigt sich diesmal mit dem Zukunftsthe­
                        ma „Smarte Unternehmensapplikationen für die Industrie 4.0“. Die interessanten Artikel betrachten das
                        Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Hierbei wird die Verbindung zwischen den Geschäftsvorfäl­
                        len und der aktuellen Technik gut beschrieben.
                            Während ich dies hier schreibe, werden täglich neue Meldungen zur Corona-Krise veröffentlicht. Die
                        Prioritäten haben sich inzwischen stark verschoben. In der Hoffnung, dass zum Zeitpunkt ihrer Lektüre
                        das Schlimmste überstanden ist:
                        Bleiben Sie gesund.

                        Christian Trieb

                                                                                                                            Training

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Inhalt

                                               Einleitung                                 Infrastruktur
                                         7
                                               3    Editorial                             57   Hybrid Data Guard mit der OCI
                                                                                               Thomas Rein
                                               5    Timeline
                                                                                          63   Benchmarking
                                               6    Aus der Ferne betrachtet:                  Oracle Cloud Services
                                                    Auf was kommt es bei Dev/Ops an?           Manfred Drozd

                                               7    „Der primäre Treiber der Umset­
                                                    zung der definierten Vision sind      Development
                                                    dann vor allem die Menschen, erst
Interview mit Markus Peppler                        danach kommen die zu definie­
                                                    renden Prozesse und anschlie­         67   Schnittstellenbündelung mit
                                                    ßend die Technologie.“                     GraphQL
                                                    Interview mit Markus Peppler               Philipp Hartenfeller

                                     10
                                                                                          Aktuelles
                                               DevOps                                     70   Benachteiligung von Bestands­
                                                                                               kunden beim Support
                                                                                               DOAG-Redaktion
                                               10   Culture First – Relevanz der Dev­
                                                    Ops-Kultur und ein Ansatz für
                                                    eine nach­haltige Einführung          71   Björn Bröhl ist neuer Vorstands­
                                                    Carsten Wiesbaum & Kevin Steinhagen        vorsitzender der DOAG
                                                                                               DOAG-Redaktion
Neben den technischen Aspekten spielen das
                                               15   CI/CD: Theorie meets Praxis
Mindset der Akteure, deren Arbeitsweise und         Dennis Hoffmann
Ziele jedoch eine weit bedeutendere Rolle.
                                                                                          Smarte Unternehmens­
                                               18   Monitoring mit Prometheus             applikationen für Industrie 4.0
                                     57             Markus Bente & Michael Mühlbeyer
                                                                                               BUSINESS NEWS
                                               24   DevOps in Open Source
                                                    Wolfgang Nast                         73   Smarte Technologien in der
                                                                                               Social Networked Industry
                                                                                               Dietmar Ebel & Lorenz Kiebler
                                               29   DevSecOps aber sicher! Kontinu­
                                                    ierlich sicherer entwickeln
                                                    Frank Pientka                         78   Die Bedeutung von Plattformen
                                                                                               im IoT-Umfeld
                                                                                               Norbert Gronau & Benedict Bender

                                                                                          81   "Vorpreschen und neue Dinge
Mithilfe der OCI lassen sich recht einfach     Datenbank                                       ausprobieren."
                                                                                               Christian Luda sprach mit Dr. Matthias
und schnell DR-Lösungen in der Cloud
                                                                                               Peissner
realisieren.
                                               34   Cyber-Defense mit und in der
                                                    Oracle Cloud
                                                                                          84   Smarte Anlagenüberwachung
                                     73             Michael Fischer
                                                                                               für die Industrie 4.0
                                                                                               Daniel Silter
                                               40   Oracle Database Indexing Best
                                                    Practices – Teil 1
                                                    Randolf Geist
                                                                                          88   Vom Sensor zum Prozess
                                                                                               Falk Wolsky

                                               44   Systematisches Oracle Perfor­
                                                    mance Tuning mit kostenlosen
                                                    3rd Party Tools
                                                    Stefan Koehler
                                                                                          Intern

                                               50   Analyse von ortsbezogenen Daten       93   Termine + Neue Mitglieder
Die Digitalisierung macht es möglich: Smarte        in der Oracle DB
Applikationen steuern zunehmend Anlagen             Karin Patenge                         94   Impressum + Inserenten
und Prozesse in der Industrie 4.0

    4     www.aoug.at • www.doag.org • www.soug.ch
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Timeline
5. Mai 2020                                                            19. Mai 2020
Aufgrund der aktuellen Situation finden die Vorstandssitzungen         An jedem ersten Dienstag im Monat findet eine Telefonkonferenz
derzeit nur virtuell statt. Der Vorstand trifft sich an jedem ersten   statt, in der das Programmkomitee Themen für die DOAG 2020
Dienstag im Monat in einem virtuellen Meetingraum. Ziel der Sit-       Konferenz + Ausstellung im November sucht und mit der Referen-
zung ist, die neuen Vorstandsmitglieder über die derzeitige Arbeit     tenakquise beginnt.
der Communities zu informieren. Ein weiterer Schwerpunkt ist die
Bildung von Programmkomitees für die DOAG 2020 Konferenz +
Ausstellung im November sowie für die CloudLand 2021. Aufgrund
der großen Unsicherheit, wie die Konferenzen in der Corona-Krise       25. Mai bis 19. Juni 2020
dann stattfinden können, hat der Vorstand eine Strategie eines
zweigleisigen Vorgehens beschlossen. Dabei soll die Teilnahme an       Die DOAG 2020 Datenbank findet aufgrund behördlicher Verord-
den Veranstaltungen sowohl vor Ort als auch virtuell stattfinden.      nungen der Stadt Düsseldorf am 25. und 26. Mai leider nicht statt.
Je nach Situation könnten dann zum Beispiel 1.000 Teilnehmer vor       Ein virtuelles und kostenfreies Angebot der Datenbank Community
Ort in Nürnberg teilnehmen und weitere 1.000 virtuell im Netz.         wird daher als Ersatz ins Leben gerufen.
Dabei sollen die beiden Teilnehmergruppen auch miteinander in-
teragieren können. Hierfür werden von der DOAG-Geschäftsstelle         An jedem Werktag werden zwei Remotevorträge des Programms
technische Konzepte erarbeitet. Im Ergebnis soll die Konferenz für     der DOAG 2020 Datenbank angeboten. Die Teilnehmer nehmen
jeden Teilnehmer, ob vor Ort oder virtuell, ein Erlebnis werden.       daran regen Anteil.

                                                                       Das Programm ist unterteilt in die Themenschwerpunkte „Einstei-
                                                                       ger“ (25. bis 29. Mai), „Datenbank“ (2. bis 5. Juni sowie 15. bis 19.
                                                                       Juni) und „Engineered Systems“ (8. bis 10. Juni). Die Keynote “The
5. und 6. Mai 2020                                                     Importance of Failing” hält Frits Hoogland.
Die APEX connect lebt weiter! Am 5. und 6. Mai 2020 findet vir-
tuell über das Internet die APEX connect 2020 [Online] mit redu-
ziertem Programm für 400 Teilnehmer statt – und dies kostenfrei.
Aufgrund der Corona-Krise ist dies ein willkommener Ersatz für die     2. Juni 2020
nicht stattfindende Veranstaltung im Phantasialand.
                                                                       Die DOAG-Vorstandssitzung 2/20 findet online statt. Thema ist
Dank zahlreicher hochkarätiger Referentinnen und Referenten, die       die IT-Strategie, deren Externalisierung und Neuausrichtung. Ein
sich bereit erklärten, ihr Wissen auch online mit den Teilnehmern      wesentlicher Aspekt ist, aufgrund der zunehmenden Komplexität,
zu teilen, bietet die Veranstaltung rund 35 Veranstaltungen zu ei-     mehr externe Experten einzubinden und auf standardisierte Lö-
nem breiten Themenspektrum. Die Vortragsunterlagen stehen an-          sungen zu setzen.
schließend wie gewohnt auch als Download zur Verfügung.

                                                                       12. Juni 2020
                                                                       Das DOAG Datenbank-Webinar “SAP on Oracle Development Up-
                                                                       date” mit Dr. Christian Graf (SAP SE) steht an. Der Vortrag beleuch-
                                                                       tet die aus SAP-Sicht bestehenden Möglichkeiten zum Betrieb von
                                                                       SAP-Systemen auf Basis von Oracle-Datenbanken, so wie sie heu-
                                                                       te bereits bestehen bzw. mittel- bis langfristig aufgesetzt und be-
                                                                       trieben werden können. Hierbei wird sowohl auf die hauseigenen
                                                                       Cloud-Angebote als auch auf die vielen verschiedenen Kombina-
                                                                       tionen von Applikations-, Datenbank- und Betriebssystem-Layer
                                                                       oder die Nutzung von Engineered Systems eingegangen.

                                                                       24. Juni 2020
                                                                       Das DOAG Development Webinar „Test-Driven PL/SQL: Ein prag-
                                                                       matischer Einstieg mit utPLSQL“ steht auf der Agenda.

8. Mai 2020
Das DOAG Datenbank Webinar mit Christian Ballweg zum Thema
“Migration Factory: Oracle to AWS RDS for PostgreSQL” findet on-
line statt. Es beleuchtet exemplarisch die Migration einer Oracle-
Datenbank zum Relational Database Service (RDS) von AWS.

                                                                                                       Red Stack Magazin 04/2020               5
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Timeline

    Aus der Ferne betrachtet:
    Auf was kommt es bei Dev/Ops an?

                             Dr. Dietmar Neugebauer
                             Ehemaliger DOAG-Vorstandsvorsitzender

    Als mir Gedanken zu dieser Frage durch den Kopf gingen, ist       motivieren und um „Suche Unterstützung“ und „Biete Unter­
    mir in Erinnerung gekommen, welche Organisationsformen            stützung“ zusammenzubringen.
    ich in meiner Berufslaufbahn schon miterlebt habe, obwohl
    ich eigentlich immer mit derselben Oracle-Datenbank ge­           Wie sich die Corona-Krise auf die DOAG auswirkt, ist wohl noch
    arbeitet habe. Angefangen habe ich in der zentralen IT und        nicht abzusehen. Aber auch hier wird sicherlich das Engage­
    dort Projekte für die Fachabteilungen gemacht, dann wurden        ment jedes Einzelnen gefragt sein. Sowohl im DOAG Office als
    bei der nächsten Umorganisation beide Abteilungen zur An­         auch bei jedem einzelnen DOAG-Mitglied. Überall wird es Ein­
    wendungs-IT zusammengelegt. Irgendwann kam die Organi­            schnitte geben, dabei ist die DOAG sicherlich gut beraten, hier
    sationsform Plan/Build/Run, da wurde sogar die Datenbank­         für jeden im Einzelfall der jeweiligen Situation angepasste Lö­
    gruppe in Build und Run aufgeteilt. Zum Schluss kann ich mich     sungen zu finden.
    noch an die Aufteilung Infrastruktur, Middleware und Deve­
    lopment erinnern.                                                 Andererseits setzt die DOAG dabei natürlich auch auf die Treue
                                                                      ihrer Mitglieder. Weiter zeigt das zunehmende Angebot von
    Und wenn ich es jetzt aus der Ferne betrachte, wurde bei je­      Wissensvermittlung im Internet auch, dass die DOAG hier in Zu­
    der Neuorganisation alles aufgewirbelt, man hat eventuell ei­     kunft ihre Online-Präsenz noch wesentlich verstärken muss.
    nen neuen Chef bekommen, nach einer gewissen Zeit hat sich
    wieder alles eingerüttelt und man hat wieder mit denselben        Bei all dem sollten wir die Gemeinschaft der europäischen
    Leuten zusammengearbeitet wie vorher. Denn das Entschei­          Usergruppen nicht vergessen. Gerade hier können wir zei­
    dende war ja doch, wie effektiv, kompetent und vertrauens­        gen, dass wir gemeinsam unsere erfolgreiche Zusammenar­
    voll die einzelnen Personen zusammenarbeiten können, um           beit aus den letzten Jahren auch in schwierigen Zeiten fort­
    in den Projekten und in den täglichen Problemstellungen er­       setzen können.
    folgreich zu sein.
                                                                      Lasst uns die Fragen und Probleme, die jeden von uns betref­
    Aber ist die Frage nach Dev/Ops überhaupt zu Zeiten der Coro­     fen, gemeinsam lösen. Gemeinsam sollten wir danach stre­
    na-Krise eine so wichtige Frage?                                  ben, die Orte unseres persönlichen Netzwerkes in den Regi­
                                                                      onalgruppen und auf der DOAG Konferenz so engagiert und
    Beim Schreiben dieses Artikels habe ich einen Bericht über eine   schnell wie möglich wieder zu erreichen. Wie war der Spruch
    junge Lehrerin in der Süddeutschen Zeitung gelesen, die eine      von Lukas Podolski aus dem Jahre 2006: „Doppelpass alleine?
    Idee hatte. Sie fragte die Buchhandlung in ihrer Straße, ob sie   Vergiss es!“
    helfen könnte und eine Monatsmiete übernehmen dürfte. Mit
    großer Freude willigte die Buchhändlerin ein und die junge Frau   …. Gilt sicherlich auch für Dev/Ops
    bastelte gleich noch eine Webseite, um andere auch dazu zu        … Die Webseite heißt übrigens www.helfer-in-der-krise.de

6    www.aoug.at • www.doag.org • www.soug.ch
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„Der primäre Treiber der Umsetzung
der definierten Vision sind dann vor
allem die Menschen, erst danach
kommen die zu definierenden Prozes-
se und anschließend die Technologie.“
Oliver Lemm, DOAG-Themenverantwortlicher DevOps, sprach mit Markus Peppler, Direktor/Abteilungslei-
ter für Business Analytics bei Universal Investment, über den Einsatz von DevOps in Unternehmen.

Was sind Ihre Aufgaben bei Universal-Investment?                         betreuen wir 50 Anwendungen mit knapp 1000 internen und
Die Entwicklungs-Abteilung, die ich leite, nennt sich Business           externen Anwendern.
Analytics & Business Applications Development.                              Für zwei Teams agiere ich als Scrum Master, bin Projektleiter
   Wir sind für die komplette Business Intelligence & Analytics Infra­   eines Cloud-Projektes, Business Relationship Manager für die
struktur in der Universal-Investment Gruppe, deren Weiterent­            Bereiche Portfoliomanagement & Immobilien sowie IT Innova­
wicklung und Instandhaltung zuständig. Sie umfasst eine zentrale         tion Ambassador.
Oracle- Datenbank sowie zahlreiche Satelliten wie SAP, das CRM
(Microsoft Dynamics), unzählige Anwendungsdatenbanken, Share­            In welchem Rahmen sind Sie zum ersten Mal mit dem Thema
points u. v. m. Alles verbunden durch anwendungsbezogene, aber           DevOps konfrontiert worden?
auch eigenentwickelte ETL-Prozesse, Datenbanklinks und APIs.             Im Jahr 2016 haben wir unsere Produktentwicklung auf das
   Darüber hinaus entwickeln wir auf Basis von Oracle APEX für           agile Vorgehensmodell Scrum umgestellt. Dieses basiert auf
alle Unternehmensbereiche Business- Applikationen. Aktuell               Werten und Prinzipen, stellt aber keinesfalls eine präskripti­

                                                                                                       Red Stack Magazin 04/2020            7
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Interview

    ve Methode dar, die vorschreibt, wie der Prozess aussehen               seren Bemühungen hin zu einem agilen Entwicklungsprozess
    soll.                                                                   sehr stark mit dem Thema „Infrastructure as Code“ sowie CI /
        In der Agile Community wurde das Thema DevOps so ab                 CD beschäftigt. Mit den gemeinsamen Erfahrungen haben wir
    2017 mehr und mehr als fester Bestandteil integriert und auf            uns 2019 in ersten Pilotprojekten zusammen dem Thema Dev­
    Events und in den entsprechenden Community-Blogs nahezu                 Ops gewidmet, sind experimentell vorgegangen, haben uns
    gehypt. Da wir uns beginnend 2018 auch mit Cloud-Themen                 gleichzeitig durch Teilnahme an Events und Schulungen theore­
    beschäftigt haben, sind wir endgültig am Thema DevOps nicht             tisch schlaugemacht und Zertifizierungen durchlaufen.
    mehr vorbeigekommen und haben begonnen, uns darüber
    Gedanken zu machen, wie wir davon profitieren könnten.                  Was sind die Schlüsseltreiber, um DevOps erfolgreich einzusetzen?
        Scrum konzentriert sich stark auf das, was während des              Der allererste Schritt sollte sein, zu definieren, was DevOps in
    Sprints geschieht. Scrum sagt dir nicht, wie der Prozess inner­         der eigenen Organisation eigentlich bedeutet und wie die Vision
    halb des Sprints aussehen soll. Außerdem wird lediglich die             aussieht, die man zu erreichen versucht.
    Entwicklungsphase des Application Lifecycle betrachtet.                    Noch vor der Einführung von Technologie und der Änderung
        Wir sind in der Finanzbranche sehr stark reguliert und haben        bestehender Prozesse müssen ein einheitliches Verständnis da­
    hohe Dokumentationspflichten an unsere Entwicklungsprozes­              rüber bestehen und auch klare Grenzen zwischen DevOps und
    se. D. h. wir müssen auch für das „Wie“ im Entwicklungsprozess          den bestehenden strukturierteren Ansätzen für das IT-Service­
    eine Antwort liefern und nachweisen, dass wir uns an diese Vor­         management gezogen werden.
    gaben halten.                                                              Der primäre Treiber der Umsetzung der definierten Vision
        Außerdem sind wir in unserer Einheit nicht nur für die reine Ent­   sind dann vor allem die Menschen, erst danach kommen die
    wicklung zuständig, sondern bedienen auch andere Phasen im Ap­          zu definierenden Prozesse und anschließend die Technologie.
    plication Lifecycle Management (ALM), u. a. das Requirements En­           Bei der Zusammenstellung eines DevOps-Teams sollten Or­
    gineering oder die Business-Analyse. Zuletzt sind wir auch für die      ganisationen Rollen und Verantwortlichkeiten definieren, um
    Maintenance und den Betrieb der Applikationen verantwortlich.           eine größere Effizienz zu erreichen.
        Wir haben bei uns im Haus das Glück der kurzen Wege und                Der DevOps-Prozess muss auch von Anfang an durch defi­
    arbeiten auf dem gleichen Flur wie unsere System- und Daten­            nierte KPIs begleitet werden. Durch diese kann man bewerten,
    bank-Administratoren. Die Kollegen haben sich parallel mit un­          ob die Initiativen erfolgreich sind und ob es Änderungsbedarf
                                                                            gibt. Diese orientieren sich an vereinbarten Zielen, die auf die
                                                                            DevOps-Vision einzahlen und auf dem Weg dorthin als Wegwei­
                                                                            ser dienen sollen.
                                                                               Sehr wichtig ist es auch, sich regelmäßig mit Entwicklern und
                                                                            Systemadministratoren, die nicht zum Team gehören, zu tref­
                                                                            fen und die Ergebnisse objektiv zu bewerten.

                                                                            Welchen kulturellen Problemen sind Sie zum Thema DevOps
                                                                            begegnet?
                                                                            Eine der Herausforderungen für Organisationen, die sich auf Dev­
                                                                            Ops hinbewegen wollen, ist der Kampf der Kulturen zwischen Dev
                                                                            und Ops. Meiner Ansicht nach ist diese Kluft nicht anders als ande­
                                                                            re, die wir in den meisten Organisationen finden, wie z. B. Business
                                                                            vs. IT, agil vs. Wasserfall, On-prem vs. Cloud oder make vs. buy.
       Zur Person: Markus Peppler                                                In der täglichen Praxis gibt es allerdings keine echten, unüber­
                                                                            windbaren Reibungspunkte. Entwicklern ist es – entgegen der Mär
       Markus Peppler ist Abteilungsleiter der Universal IT Services        – nicht egal, ob ihre Software später auch wirklich läuft, und dass
       GmbH, dem Full-Service-IT-Provider der Universal Invest­             Admins sich nicht für neue Technologien interessieren und Ver­
       ment GmbH, der größten unabhängigen Investmentgesell­                ständnis für Entwicklungsprozesse haben, ist auch schlicht falsch.
       schaft im deutschsprachigen Raum. Er ist Diplom-Betriebs­                Die Beteiligten sind es lediglich nicht gewohnt, sich über die­
       wirt und Certified EFFAS Financial Analyst. Nach Stationen           se Themen auszutauschen. Hier liefert meines Erachtens Dev­
       in der Versicherungsbranche und im Asset Management                  Ops auch die Lösung für diese kulturellen Hürden gleich mit.
       wechselte er vor 10 Jahren von der Business- auf die IT-Seite        DevOps fördert eine Denkweise der Kommunikation, Zusam­
       und verantwortet dort verschiedene Entwicklungsteams, die            menarbeit, Integration und Automatisierung zwischen Soft­
       Business Analytics-Lösungen, Quantitiative Pricing-Modelle           wareentwicklern und IT-Abteilungen, sodass es mehr als nur
       sowie Business-Applikationen auf Basis von Oracle Applica­           ein neuer Satz von Werkzeugen ist: Es ist ein kultureller Wandel.
       tion Express (APEX) entwickeln und betreiben.                        Diese Veränderung geschieht nicht sofort oder automatisch,
          Er ist zertifizierter Scrum Master & Product Owner sowie          sondern erfordert bewusste Schritte und Maßnahmen sowie
       EXIN DevOps Master und begleitet und unterstützt als IT In­          kalkulierte Entscheidungen.
       novation Ambassador und Initiatior der #UIDIGIDAYS aktiv                 Worauf man bei der Einführung aber sehr diszipliniert achten
       die digitale Transformation der Universal Investment GmbH.           muss, ist, dass sich – gerade die technikverliebten Entwickler –
                                                                            nicht ausschließlich auf die neuen Tools und technischen Möglich­

8     www.aoug.at • www.doag.org • www.soug.ch
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keiten stürzen. Getreu dem Motto „a fool with tool is still a fool“     crosoft-Cloud-Dienst Azure DevOps Services bietet Entwicklern
gilt es, bei allen Aktivitäten die nötigen organisatorischen und kul­   Unterstützung von Teams bei der Arbeitsplanung, der Zusam­
turellen Änderungen und vor allem die Vision hinter der DevOps-         menarbeit bei der Code-Entwicklung und der Erstellung und Be­
Organisation stets im Fokus zu behalten.                                reitstellung von Anwendungen.
                                                                           Darüber hinaus setzen wir weitere Tools und Frameworks
Wie kann man Vertrauen für das Thema DevOps erzeugen?                   wie beispielsweise Docker, Kubernetes, PowerShell, Selenium,
Der Wandel erfordert vor allem Engagement vom Management.               usw. ein. Diese sind voll in Azure DevOps Services integrierbar
Von Anfang an muss man aus dem Management heraus ein kla­               und kommen in den CI/CD Pipelines für unterschiedliche Aufga­
res Commitment abgeben und auch immerwährend deutlich                   be im Build, Deployment und Test-Prozess zum Einsatz.
den Beteiligten zeigen, dass man selbst mit Eifer bei der Sache
ist und das Team auf die Unterstützung durch das Management             Setzen Sie bereits DevOps in Kombination mit Cloud-Techno-
bauen kann.                                                             logien ein?
    Die agilen Prinzipien und Werte wie „right to fail“, Autonomie,     Wir nutzen zum Verteilen von Open-API-basierten MicroSer­
Selbstorganisation, Initiative, Subsidiaritätsprinzip, Delegation       vices die Azure Container Services, welche z. B. Python-basierte
dürfen keine Lippenbekenntnisse bleiben, sondern müssen von             Algorithmen in der Cloud zur Verfügung stellen.
allen Beteiligten als gelebte Praxis empfunden werden.                     Unsere BI-Infrastruktur haben wir kürzlich um den Cloud Servi­
    „Feiern“ ist eine weitere Möglichkeit, eine Verbindung der Team­    ces Power BI sowie die Azure Analysis Services ergänzt und unse­
mitglieder untereinander und das Vertrauen in das Vorhaben her­         re aktuelle Data Analytics & Data Science-Plattform ist Databricks.
zustellen. Das Feiern gerade anfänglicher, auch kleiner Erfolge so­        All diese Cloud Services sind voll integriert in unsere DevOps-
wie die Wertschätzung des Beitrages am Erfolg jedes einzelnen.          Umgebung und durchlaufen hier sowohl Planung, Entwicklung,
    Dabei ist es wichtig, daran zu denken, als Gesamt-Organisation      Source Code-Verwaltung als auch CI- und CD-Prozesse.
zu feiern, nicht als einzelne Teams. Die Vorstellung, dass die De­         Wir setzen insgesamt auf einen hybriden Ansatz aus On-
vOps-Organisation als Einheit und nicht als einzelne Teams Erfolg       Premises- und Cloud-Modulen und wenden uns verstärkt auch
hat und scheitert, muss Teil der DNA werden.                            Cloud-gehosteten Infrastrukturen zu.
    Dabei muss es nicht immer ein großes Event sein, schon kleine
Aufmerksamkeiten, ein selbstgebackener Kuchen, eine Intranet-           Welche Veränderungen erwarten Sie in den nächsten Jahren im
Meldung zu errungenen Meilensteinen oder ein Kegelabend nach            Bereich DevOps?
dem erfolgreichen Rollout eines neuen Releases.                         Durch die steigende Anzahl an Cloud-Projekten und die Mig­
                                                                        ration ganzer IT-Infrastrukturen in die Cloud wird das Thema
Was umfasst das Thema DevOps bei Ihnen alles?                           DevOps noch stärker in den Fokus geraten. Denn DevOps und
Wie erwähnt ist die DevOps-Initiative bei uns aus den Erfahrun­         Cloud sind eng miteinander verwoben und verfolgen die glei­
gen und dem Ansatz der agilen Software-Entwicklung heraus               chen Ziele und Strategien wie beispielsweise schnellere Bereit­
entstanden. Gestartet sind wir zunächst mit dem Product Ma­             stellung von Anwendungen, um die Bedürfnisse der Geschäfts­
nagement, der Planung der Software nach Scrum und der Ge­               einheiten schneller zu erfüllen, Benutzeranforderungen, die
nerierung von Features aus den Requirements, die wir im Zuge            schnell wieder in die Software einfließen, und niedrigere Kosten
von Sprints in Form von User Stories entwickelt und als Relea­          für Entwicklung, Tests, Bereitstellung und Betrieb.
ses zur Verfügung gestellt haben.                                          Mit der zunehmenden Verbreitung von Cloud-nativen Ansät­
    Nach und nach haben wir diesen Prozess erweitert und ne­            zen rücken Container Images und Registries sowie die passen­
ben der kontinuierlichen Planung auch automatische Testver­             den Werkzeuge wie Kubernetes, Docker, Artifactory etc. stark
fahren, Continuous Integration und zuletzt auch Continuous              in den Fokus der Entwicklungsprozesse und werden mehr und
Delivery aufgenommen. Die Ausprägungen und der Einsatz die­             mehr zentraler Bestandteil der DevOps-Prozesse.
ser Elemente kommt bei uns (noch) nicht flächendeckend in al­              Open-Source erhält immer mehr Aufmerksamkeit, da die
len Projekten zum Tragen, da dies zum einen mit einigen Alt­            Vorteile und die Flexibilität, die es den Entwicklern bringt, im­
systemen mit sehr hohem Migrationsaufwand verbunden wäre                mer mehr Beachtung finden. Gerade im DevOps-Umfeld ge­
und wir andererseits bei diversen Applikationen nur wenige Re­          winnt das Thema auch in großen Unternehmen stark an Bedeu­
leases im Jahr benötigen, sodass der Mehraufwand für den voll­          tung, so auch bei uns.
umfänglichen Einsatz des Prozesses nicht zu rechtfertigen ist.             Durch die zunehmende Automatisierung, die schnelleren
    Unsere Vision ist es dennoch, im Falle der sehr dynamischen         Produktzyklen und nicht zuletzt das Outsourcen von ganzen
Applikationen auch in Zukunft noch einen Schritt weiter zu ge­          Prozessen in die Cloud tritt das Thema Security auch zuneh­
hen und den Prozess bis hin zum Continuous Deployment aus­              mend in den Mittelpunkt und Sicherheit hat im Entwicklungs­
zuweiten, um den Applikations-Lebenszyklus bis auf wenige               lebenszyklus mehr denn je Priorität. Sicherheit wird zur Verant­
Tage verkürzen zu können. Dafür sind aber noch einige Haus­             wortung aller und nicht nur der Sicherheitsexperten.
aufgaben, gerade im Umfeld der automatischen Tests und Qua­                Nicht zuletzt bieten die Automatisierung, Cloud Computing
lity Assurance, zu erledigen.                                           sowie der DevOps-Prozess auch die Möglichkeit, neue Techno­
                                                                        logien in den Entwicklungsprozess zu integrieren und mithilfe
Welche Tools setzen Sie im Bereich DevOps ein?                          von AI-Tests, Fehlerbehebungen und Problemerkennung durch
Zentrales Tool unserer DevOps-Prozesse sind die Azure Dev­              Machine Learning zu unterstützen und damit den Lebenszyklus
Ops Services und das darin integrierte Git Repository. Der Mi­          der Produkte bei höherer Qualität zu verkürzen.

                                                                                                       Red Stack Magazin 04/2020              9
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     Culture First – Relevanz der DevOps-
     Kultur und ein Ansatz für eine nach­
     haltige Einführung
                                                                                     Carsten Wiesbaum, esentri
                                                                                      Kevin Steinhagen, esentri

     Der folgende Artikel gibt eine Einführung in das Thema DevOps mit besonderem Schwerpunkt auf Zusam-
     menarbeit und Kultur. Zunächst wird die Notwendigkeit eines Umdenkens im Bereich der Softwareent-
     wicklung sowie die daraus resultierende agile Arbeitsweise und DevOps-Kultur aufgezeigt. Anschließend
     werden die Ausprägungen einer solchen Kultur vorgestellt und Parallelen zu agilen Werten gezogen.
     Schließlich wird die Frage „Wie kann eine DevOps-Transformation im Unternehmen gelingen?“ erörtert.

10    www.aoug.at • www.doag.org • www.soug.ch
Das Thema DevOps ist nicht erst seit ges­
tern in aller Munde; wer noch nie etwas
davon gehört hat, versteckte sich wohl die
letzten Jahre gekonnt hinter dem Mond.
Im Allgemeinen versteht man darunter
das Aufbrechen der Grenzen zwischen
Softwareentwicklung und Softwarebe­
trieb. Das eigentliche Ziel ist, beide Grup­
pen von Spezialisten zusammenzuführen,
ein gemeinsames Verständnis für die Ar­
beit des anderen zu schaffen und auf eine
gemeinsame Vision hinzuarbeiten. Leider
verkümmert dieses anspruchsvolle Ziel
allzu oft zu einer reinen Tool- und Tech­
nik- Initiative. Die Herausforderungen der
Zusammenarbeit werden häufig vernach­
lässigt. Neben den technischen Aspekten
spielen das Mindset der Akteure, deren Ar­
beitsweise und Ziele jedoch eine weit be­
deutendere Rolle. „Wir müssen unbedingt
DevOps einführen, das machen jetzt alle!“      Abbildung 1: Einführung DevOps (© Anna Klara Cominelli, esentri AG)
(siehe Abbildung 1), „Welche Tools und Li­
zenzen brauchen wir dafür?“ So oder so
ähnlich könnte es in den Chefetagen ei­        neue Wege und Denkweisen. Besonders               tenzen beider Bereiche sind nun schon von
niger Softwareschmieden und Unterneh­          treffend lässt sich die aktuelle Marktsitua­      Beginn eines Software-Projektes gefragt. Es
men mit größeren IT-Abteilungen in den         tion mit dem von Warren Bennis und Burt           liegt nahe, dass Abteilungen mit hoher Kor­
letzten Jahren abgelaufen sein.                Nanus geprägten Akronym VUCA, kurz für            relation möglichst eng zusammenarbeiten
    Die Verschmelzung von Softwareent­         volatile, uncertain, complex, ambiguous,          sollten, um das bestmögliche Ergebnis zu
wicklung – „Dev“ – und Softwarebetrieb –       beschreiben. Als Antwort auf die genann­          erzielen. Dabei stellt sich die Frage, warum
„Ops“ – zu cross-funktionalen Teams mit        ten Herausforderungen führte man iterati­         diese Zweckverbindung nicht ohne weiteres
gemeinsamen Zielen und Werten ist da­          ve Entwicklungsprozesse mit agilen Frame­         Zutun gelingen kann.
bei alles andere als ein Selbstläufer. Mit     works wie SCRUM, Nexus oder SAFE ein,
der Umbenennung von Berufsbezeich­             die schneller zu potenziell einsatzfähigen
nungen, dem Einstellen von Lead DevOps         Software-Versionen führten. Zudem lassen          Darum brauchen wir eine
Engineers und dem Zusammenwerfen               sich unscharfe und häufig ändernde Anfor­         DevOps-Kultur!
von Teams stellen sich in den seltensten       derungen viel effektiver mit agiler Arbeits­
Fällen nachhaltige Verbesserungen und          weise abfedern als durch starre, fest vorge­      John Willis, Vorreiter und Visionär im Be­
Erfolge ein. Warum sollte man sich dann        schriebene Arbeitsschritte. Produktionsreife      reich DevOps, antwortete in einem Inter­
überhaupt mit dem Thema beschäftigen?          Inkremente werden nun in Wochen fertigge­         view auf die Frage, was wohl die größte
                                               stellt und nicht mehr in Monaten oder Jah­        Hürde im Zusammenhang mit DevOps sei,
                                               ren. Beim professionellen Bereitstellen von       mit: Kultur, Kultur, Kultur [1]. Viele Men­
Darum geht es nicht ohne                       Infrastruktur für die Stück für Stück wach­       schen stehen Veränderungen in ihrem
DevOps!                                        sende Software muss der Betrieb die ent­          Arbeitsalltag oft sehr kritisch gegenüber,
                                               scheidende Rolle einnehmen. Die Kompe­            gerade wenn diese von der Führungsebe­
Wer nach wie vor nach dem Wasserfallmo­
dell, dem Rational Unified Process oder tay­
loristischen Ansätzen Software entwickelt,
wird schnell an die Grenzen der Wirtschaft­
lichkeit stoßen. Die rasanten Anforderungs­
änderungen am Markt lassen lange, unfle­
xible Entwicklungsprozesse nicht mehr zu.
Was vor wenigen Jahren, wenn nicht Mona­
ten, noch der neueste Schrei war, ist inzwi­
schen veraltet oder – schlimmer – bereits
zum Sicherheitsrisiko geworden. Zudem
erfordern die stetig steigende Komplexi­
tät und Erwartungshaltung von Kunden in
Bezug auf Umfang, Sicherheit und Qualität      Abbildung 2: Zielkonflikt Development und Operations (© Anna Klara Cominelli, esentri AG)

                                                                                                          Red Stack Magazin 04/2020             11
DevOps

     ne ohne klärende Kommunikation diktiert            jeweils fremde Domäne ist grundlegend          jede Transformation scheitern lassen. Aus
     werden. Es fehlt dann häufig der systemi­          und muss in einem beidseitigen Verständ­       diesem Grund muss die Einführung einer
     sche Zusammenhang oder das Verständ­               nis der Aufgabengebiete münden. Findet         DevOps-Kultur gut geplant und bewusst
     nis, Prozesse zu überdenken, alteingeses­          ein regelmäßiger Wissenstransfer mit kon­      begleitet werden. Nach unserer Erfahrung
     senes über Bord zu werfen und Neues zu             struktiver Kritik und kontinuierlichen Feed­   kann eine Transformation zu einer DevOps-
     akzeptieren. Im Fall von DevOps spielen            backrunden statt, steigt auch die Bereit­      Kultur nur gelingen, wenn das Management
     weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Da           schaft, die eigenen Fähigkeiten auszubauen     es schafft, eine klare Vision der Ziele zu for­
     die Bereiche Entwicklung und Betrieb über          und neue Aufgaben zu übernehmen. Wäh­          mulieren und ein ernsthaftes Interesse bei
     lange Zeiträume hinweg koexistiert haben,          rend des Kulturwandels verschwimmen            den Mitarbeitern zu wecken. Häufig hilft
     wuchsen gedankliche Mauern an den Ab­              die klassischen Entwickler- und Betriebs­      hierbei eine externe Unterstützung, um die
     teilungsgrenzen. Bei Fehlern ist schnell der       rollen immer weiter, bis schließlich cross-    Scheuklappen abzulegen und neue Denk­
     Schuldige außerhalb des eigenen Verant­            funktionale Teams etabliert sind. Von ganz     räume zu öffnen. Wie in Abbildung 3 zu er­
     wortungsbereichs gefunden, der Fokus auf           allein werden sich diese Vorgänge aller­       kennen, kann die Transformation dabei in
     Ursache und Lösung auftretender Proble­            dings nicht einstellen, es bedarf Coaching,    fünf Schritten aufgebaut werden.
     me kann dabei schnell verloren gehen. Das          um Konfliktpotenziale aufzulösen, alte             Im ersten Schritt gilt es alle nötigen
     sogenannte Silo-Denken lässt sich auf kon­         Denkmuster aufzubrechen und neue Ar­           Vorbereitungen für die Transformation
     kurrierende Ziele der Bereiche zurückfüh­          beitsweisen zu identifizieren und zu etab­     zur DevOps-Kultur zu treffen. Dabei geht
     ren. Während Entwickler stetig neue Funk­          lieren. Die wichtigsten Werte und Grund­       es darum, der Transformation einen Rah­
     tionalitäten liefern, also Systeme ändern,         prinzipien einer DevOps-Kultur vereinen        men zu geben, geeignete Bereiche und
     verfolgt der Betrieb den Erhalt von Stabili­       Kernpunkte bestehender Konzepte wie            Mitarbeiter zu identifizieren und benö­
     tät und Sicherheit, ein klassischer Zielkon­       dem Agilen Manifest, Lean Management           tigte Trainings durchzuführen. Für diesen
     flikt, den es zu lösen gilt (siehe Abbildung 2).   und Kaizen. Die Werte Selbstverpflichtung,     Schritt sind etwa 45 Tage einzuplanen.
     Mit Unterstützung der Führungsebene kön­           Mut, Offenheit, Fokus und Respekt werden           Zunächst muss eine Vision mit dem
     nen gemeinsame Ziele eingeführt und An­            durch das Prinzip der Vermeidung über­         Management formuliert werden. Dabei
     passungen der Organisationsstruktur vor­           flüssiger Tätigkeiten und das Streben nach     sollte die Vision unter anderem folgende
     genommen werden. Die Bereitschaft zur              kontinuierlicher Verbesserung ergänzt.         Fragen beantworten können:
     Zusammenarbeit und eine positive inne­             Wie kann eine DevOps-Transformation im
     re Haltung gegenüber der neuen DevOps-             Unternehmen gelingen?                          •   Was sind die Herausforderungen des
     Struktur kann allerdings nur von innen, aus                                                           Unternehmens?
     den Köpfen der Mitarbeiter heraus entste­                                                         •   Wie hat sich die Situation im Vergleich
     hen. Wie kann also eine gemeinsame Ar­             So gelingt die Einführung                          zur Vergangenheit verändert?
     beitskultur aussehen?                              einer DevOps-Transformation                    •   Welche Grundlage dafür gibt es?
                                                        im Unternehmen!                                •   Welche Auswirkungen könnte es für
                                                                                                           jeden einzelnen Mitarbeiter und das
     So kann eine DevOps-Kultur                         Die Umstellung auf eine DevOps-Kultur              gesamte Unternehmen haben, wenn
     aussehen!                                          bedeutet für Firmen, Abteilungen und je­           nicht reagiert wird?
                                                        den Mitarbeiter einschneidende Verän­          •   Wie kann DevOps bei der Bewältigung
     Grundlage für eine neue Kultur sind ge­            derungen im Arbeitsalltag. Generell weiß           der Herausforderungen helfen?
     meinsame Werte, geteilte Verantwortung             jeder von sich selbst: Veränderungen füh­      •   Was ist das konkrete Ziel für die Ein­
     und eine gemeinschaftliche Vision der Ar­          len sich erst einmal unangenehm an und             führung einer DevOps-Kultur?
     beit, ganz nach dem Motto: „You build it,          werden abgelehnt. Versucht man nun per
     you run it!“ Es dürfen, anders als bei der         Diktat eine Veränderung herbeizuführen,        Häufig wird dem Management bei der
     Wortkreation DevOps, nicht nur Teile von           stößt man oft auf starke Gegenwehr und         Formulierung der Vision auch erst klar,
     Development und Operations gestrichen              die erhofften Ziele werden nicht erreicht.     welche Tragweite die Transformation hat,
     und anschließend die Überreste zusam­              Die Erfahrung zeigt hier: Wenn Mitarbeiter     aber auch, welche Potenziale erschlossen
     mengefügt werden. Die Akzeptanz für die            nicht mitgenommen werden, können sie           werden können.

     Abbildung 3: Transformationsprozess (© esentri AG)

12     www.aoug.at • www.doag.org • www.soug.ch
Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die Iden­   es sich bewährt, Werbung für das Vorha­         halb des Zeitraums sollten mindestens
  tifikation geeigneter Projekte oder Produk­      ben im eigenen Unternehmen zu machen            folgende Themen adressiert werden:
  te, die von einer DevOps-Kultur profitieren      und eine offene Einladung durch das Ma­
  werden. Oft wird hierbei der Fehler ge­          nagement auszusprechen. Grundlage hier­         •   Vorstellung der Vision durch das Ma­
  macht, unkritische Bereiche zu nutzen, um        für ist die erarbeitete Vision. Das Ziel ist        nagement
  das unternehmerische Risiko zu minimie­          es, in der verbliebenen Vorbereitungszeit,      •   Vorstellung des begleiteten Transfor­
  ren. Das Problem hierbei ist, dass damit         etwa 30 Tagen, genügend Freiwillige für             mationsprozesses
  zwar das Risiko, allerdings auch der spür­       die Transformation zu gewinnen. Hierfür         •   Vorstellung der zeitlichen Planung &
  bare Effekt eines Erfolges reduziert wird.       muss das Thema omnipräsent und an neu­              Methodik
  Generell lassen sich skeptische Mitarbei­        ralgischen Punkten für die Kollegen sicht­      •   Sammeln von offenen Fragen und Her­
  ter erst dann überzeugen, wenn sie einen         bar sein. Bewährte Techniken hierfür sind           ausforderungen
  Effekt in ihrem Umfeld bemerken können.          Newsletter, Artikel im Intranet, Aushänge in    •   Beantwortung offener Fragen durch
  Daher ist es wichtig, Produkte und Projek­       Korridoren und an Kaffeemaschinen sowie             das Management
  te zu wählen, die genug Aufmerksamkeit           Gespräche unter Kollegen. In der Regel fin­     •   Erarbeitung von Lösungen für Heraus­
  innerhalb der Belegschaft haben.                 den sich in dieser Phase genug motivierte           forderungen durch alle Beteiligten
      Nun existiert eine Vision und ein geeig­     Kollegen, die bereit sind, die Reise auf sich
  neter Bereich für die Umsetzung ist iden­        zu nehmen und als Pioniere für das Unter­       Je nach verwendeter Methode für die Pro­
  tifiziert. Bisher sollten maximal zwei inten­    nehmen voranzugehen.                            duktentwicklung kann sich die konkrete Aus­
  sive Wochen in enger Zusammenarbeit                 Nach der Vorbereitung folgt der zweite       gestaltung der Veranstaltung unterscheiden.
  mit dem Management vergangen sein. Als           Schritt, eine Kick-off-Veranstaltung zum        Es ist oft hilfreich, erfahrene Moderatoren
  Nächstes müssen die Personen, welche die         Start der gemeinsamen Reise hin zur De­         mit an Bord zu haben, damit die Kick-off-Ver­
  Transformation zu einer DevOps-Kultur ge­        vOps-Kultur. Bei diesem Kick-off sollten        anstaltung an die konkreten Rahmenbedin­
  stalten sollen und auch wollen, gefunden         alle Beteiligten gemeinsam an einem Ort         gungen angepasst werden kann.
  werden. Gerade der Aspekt des „Wollens“          zusammenkommen und die Transforma­                 Nach dem Kick-off der Initiative folgt
  ist hier, im Sinne der Motivation und Hand­      tion starten. Für den Kick-off sollten ein      der dritte Schritt, die begleitete Einfüh­
  lungsbereitschaft, sehr wichtig. Hierzu hat      bis zwei Tage eingeplant werden. Inner­         rung der DevOps-Kultur. In dieser ersten,

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DevOps

     etwa 100 Tage andauernden Lernphase             können alle Beteiligten ihre Autonomie ak­     verschiedene Rollen wahrgenommen. Was
     geht es darum, dass sich Abteilungen und        zeptieren und Vertrauen in ihre Methode        mir auf dem Weg früh klar wurde, ist, dass
     Teams selbst ausprobieren und das in den        gewinnen. Nach 30 Tagen können die Coa­        Technologie und Software meist nicht Ur­
     Trainings gelernte Wissen anwenden. Da­         ches zu einzelnen Terminen und Reviews         sache oder Lösung für Probleme in Unter­
     bei entwickeln jeder Mitarbeiter und jedes      zurückkehren. Dabei werden lediglich Ge­       nehmen sind. Ich glaube, dass Menschen
     Team eigene Methoden, die auf die jeweili­      sundheitschecks der Kultur durchgeführt        in ihrem Arbeitsalltag Erfüllung und Selbst­
     ge Zusammenstellung der Charaktere und          und Impulse gegeben. Die entstandene           verwirklichung erreichen können. Hierzu
     die verwendeten Technologien passen.            Organisation soll allein lebensfähig sein.     braucht es jedoch ein neues Denken in Un­
     Bei diesem Prozess ist es wichtig, konstant         Aus Erfahrung ermöglicht das be­           ternehmen, das auf agilem Mindset, Empo­
     über die Methoden und Werkzeuge zu              schriebene Vorgehen eine effektive und         werment und Transparenz basiert. In dieser
     reflektieren. Dies hilft dabei, die DevOps-     nachhaltige Einführung einer DevOps-           Entwicklung unterstütze ich mein eigenes
     Kultur und -Prozesse stetig zu verbessern       Kultur in Abteilungen und Unternehmen.         und andere Unternehmen seit vielen Jahren.
     sowie zu festigen. Zusätzlich fördert der       Dabei verstreichen von der Initiierung bis
     offene Austausch zwischen Dev und Ops           hin zur ersten großen Retrospektive etwa       Kevin Steinhagen
     ein besseres Verständnis für die Bedürf­        145 Tage. Anschließend kann das etab­          Als Programmierer und Software-Berater
     nisse und Fähigkeiten des Gegenübers.           lierte System gefestigt und bei Bedarf im      in verschiedenen IT-Projekten erkannte
     Für die Reflektion während dieser Phase         Unternehmen skaliert werden.                   ich mein Talent bei der Optimierung von
     hat es sich bewährt, auf Methoden aus der                                                      Kommunikation und Zusammenarbeit im
     agilen Werkzeugkiste oder den Liberating                                                       Team. Als Agile Coach liegt mir das Voran­
     Structures [2] zurückzugreifen.                 Fazit                                          bringen der digitalen Kultur und das er­
         Innerhalb dieser drei Phasen wird eine                                                     folgreiche Miteinanderarbeiten besonders
     externe Begleitung der Transformation           Das Thema DevOps ist vielschichtig und         am Herzen. Durch die Erfahrungen als Pro­
     durch erfahrene Coaches empfohlen. Sie          bietet verschiedenste Diskussionsebenen.       grammierer kenne ich die Herausforderun­
     helfen allen Beteiligten dabei, alte Denk­      Gerade im Bereich der Zusammenarbeit           gen eines Entwicklers aus erster Hand. Im
     muster zu verlassen und den Lernprozess         und Arbeitskultur darf dabei nie vergessen     Projektalltag und bei der Arbeit im eige­
     strukturiert zu gestalten.                      werden, dass es um Menschen und deren          nen Unternehmen verbinde ich technische
         So wichtig diese Unterstützung für die      Miteinander geht. Entscheidungen auf           Skills der Softwareentwicklung mit den me­
     Vorbereitung und Einführung der Dev­            Papier prägen sich in der Realität anders      thodischen Anforderungen eines Coaches.
     Ops- Kultur auch ist, irgendwann muss die       aus als erwartet. Genau deshalb ist es so
     Betreuung enden und die neu gebildeten          wichtig, flexibel reagieren zu können, Be­
     Strukturen müssen beweisen, dass sie auto­      teiligte im Prozess abzuholen, Verständnis
     nom existieren können. Den Übergang hier­       zu schaffen und auf ein gemeinsames Ziel
     zu stellt der vierte Schritt dar, eine mode­    hinzuarbeiten. Stimmt die Grundeinstel­
     rierte Retrospektive über die Lernphase der     lung der Beteiligten, kann ein Transforma­
     vergangenen 100 Tage. Wie beim Kick-off         tionsprozess, wie oben beschrieben, ge­
     zuvor kommen für diese Veranstaltung alle       lingen! Die systematische Einführung von
     Beteiligten für einen Tag an einem Ort zu­      DevOps erzeugt eine Aufbruchsstimmung
     sammen. Während dieses Tages sollen Er­         im Unternehmen, die sich nicht nur in ho­
     folge gefeiert, Gelerntes reflektiert und be­   hem Maße auf die Mitarbeiterzufrieden­
     stehende Herausforderungen gemeinsam            heit, sondern auch positiv auf wirtschaftli­
     gelöst werden. Als weiterer Themenpunkt         che Kennzahlen auswirkt. Verschließen Sie
     muss noch einmal klar gemacht werden,           sich deshalb nicht vor Neuem und bleiben
     dass die intensive Betreuung der Coaches        Sie neugierig, denn wer stehen bleibt, hat               Carsten Wiesbaum
     zu diesem Zeitpunkt endet. Diese klare          bereits verloren.                                  carsten.wiesbaum@esentri.com
     Kommunikation stellt ein Übergangsritual
     für alle Beteiligten dar. So wird gewährleis­
     tet, dass ein Umdenken in den Köpfen statt­     Quellen
     findet und die Coaches nicht als Sicherheit     [1] Dawn Foster 28.06.2016: What is Dev-
     immer im Hintergrund stehen.                        Ops? John Willis Explains. Linux.com
         Nach dem Übergangsritual geht die           [2] Holisticon AG 14.03.2020:
                                                         www.liberatingstructures.de
     Transformation über in den fünften und
     letzten Schritt. Dabei handelt es sich um
     einen konstanten Lernzyklus von 100 Ta­
     gen mit anschließender Retrospektive zur        Über die Autoren
     Weiterentwicklung und Festigung der Dev­
     Ops- Kultur. Sämtliche Coaches sollten im       Carsten Wiesbaum
     zweiten Lernzyklus zunächst für 30 Tage         Immer schon fasziniert von Technologie und                 Kevin Steinhagen
     anderen Tätigkeiten nachgehen. Dadurch          Software, habe ich in meinem Berufsleben            kevin.steinhagen@esentri.com

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CI/CD: Theorie meets Praxis
                                                                                                     Dennis Hoffmann, MT AG

In einer immer schnelllebigeren Zeit geht es auch in der IT mehr und mehr darum, flexibler und agiler zu
sein. Ein agiles Projektmanagement (zum Beispiel Scrum oder Kanban) schafft hierfür die Grundvorausset-
zung, um flexibel auf Kundenwünsche und geänderte Projektumstände zu reagieren. Wie aber lässt sich
der entwickelte Code permanent testen und anschließend schnell und automatisch an die Endanwender
ausliefern? Hier hört man immer häufiger von CI/CD. Doch was heißt das eigentlich genau und wie funktio-
niert es in der Praxis?

Dieser Artikel soll eine Brücke zwischen   men? Wie wirkt sich die Einbindung von      Endanwendern als auch dem Entwick­
Theorie und Praxis schlagen. Durch mei­    CI/CD in der Praxis auf den Projekterfolg   lerteam regelmäßig lauffähige Software
ne Erfahrungen aus einem großen Ja­        und vor allem auf die Zeitspanne von der    bereitgestellt wird und alle Phasen der
va-Projekt kann ich beurteilen, wie eine   Entwicklung bis zum produktiven Einsatz     Anwendungsentwicklung automatisiert
optimale Systemumgebung aussehen           aus? Was für Vorteile bringt der Einsatz    ablaufen können.
sollte und welche weiteren Bedingun­       langfristig mit sich?                          „CI“ bedeutet hierbei Continuous In­
gen erfüllt sein müssen. So werden im                                                  tegration, also der Automatisierungs­
Weiteren die folgenden Fragen geklärt:                                                 prozess für das Entwicklerteam. Bei ei­
Welche Voraussetzungen werden für CI/      CI/CD – Was genau ist das                   ner erfolgreichen CI werden durch das
CD benötigt? Wie baue ich eine CI/CD-      eigentlich?                                 Team regelmäßig neue Codeänderungen
Pipeline in meinem Projekt auf? Welche                                                 für die Anwendungen entwickelt, geprüft
Hindernisse und Probleme müssen be­        Es handelt sich bei CI/CD um Metho­         und in einem gemeinsamen zentralen Re­
wältigt werden, um zum Erfolg zu kom­      den, bei denen sowohl den Kunden und        pository zusammengeführt.

                                                                                              Red Stack Magazin 04/2020          15
DevOps

         Bei der modernen Anwendungsent­               von CI schneller und dadurch einfacher             direkt vom Endanwender genutzt werden
     wicklung arbeiten mehrere Entwickler an           beheben.                                           können. Dieser Vorgang soll der Überlas­
     unterschiedlichen Features der gleichen              „CD“ bedeutet Continuous Delivery be­           tung von Ops-Teams bei manuellen Prozes­
     Anwendung. Ohne den Einsatz von Con­              ziehungsweise Continuous Deployment.               sen entgegenwirken, die die Anwendungs­
     tinuous Integration kann die gleichzeiti­         Beide Konzepte sind verwandt und wer­              bereitstellung verlangsamen.
     ge Zusammenführung aller Quellcode-               den im Projektgeschäft teilweise syno­                Da hier der Produktionsphase in der
     Branches an einem Tag (auch bekannt als           nym verwendet. Obwohl es bei beiden                Pipeline kein manuelles Gate mehr vor­
     „Merge Day“) einen hohen Arbeits- und             Konzepten um die Automatisierung wei­              geschaltet ist, müssen beim Continuous
         Zeitaufwand bedeuten. Der Grund da­           terer Phasen der Pipeline geht, unter­             Deployment die automatisierten Tests
     für ist, dass Anwendungsänderungen von            scheiden sie sich tatsächlich aber im Aus­         immer sehr gut durchdacht sein.
     getrennt arbeitenden Entwicklern mitein­          maß der Automatisierung.
     ander in Konflikt treten können, wenn sie            Continuous Delivery bedeutet übli­
     zeitgleich durchgeführt werden.                   cherweise, dass Änderungen eines Ent­              Wie sieht eine solche
         Mithilfe der Continuous Integration           wicklers automatisch auf Bugs getestet             Umgebung in der Praxis aus?
     können Entwickler ihre Codeänderun­               und in ein zentrales Repository hochge­
     gen in einem gemeinsamen „Branch“ der             laden werden, von wo aus sie vom Team              Durch die Praxis bei einem großen Kun­
     Anwendung viel häufiger zusammenfüh­              händisch in einer Live-Produktionsumge­            den habe ich persönlich Erfahrungen mit
     ren, sogar mehrmals täglich. Sobald die           bung verwendet werden können. Dieser               folgenden Systemen machen können:
     Änderungen eines Entwicklers zusam­               Vorgang ist die Antwort auf Transparenz-              Git (Bitbucket), Maven, Jenkins, JFrog Arti­
     mengeführt werden, werden sie in auto­            und Kommunikationsprobleme zwischen                factory, Oracle Database, WebLogic Server.
     matischen Builds und unterschiedlichen            Dev- und Business-Teams. Damit soll si­               Grundsätzlich lässt sich sagen, dass agi­
     Stufen von Automatisierungsprüfungen              chergestellt werden, dass neuer Code mit           le Methoden der Softwareentwicklung prä­
     (normalerweise Unit- und Integrations­            minimalem Aufwand implementiert wer­               destiniert für die Verwendung einer CI/CD-
     tests) validiert. So wird sichergestellt, dass    den kann. Ziel der Continuous Delivery ist         Pipeline sind. Sie haben beide die kurzen
     die Funktionsfähigkeit nicht beeinträch­          eine Codebasis, die jederzeit für die Im­          Intervalle, permanent lauffähige Software
     tigt wurde. Dabei müssen alle Klassen             plementierung in einer Produktionsum­              und schnelle Reaktionszeiten als Ziel.
     und Funktionen bis hin zu den verschie­           gebung bereit ist.                                    Bei jedem Commit im Git-Repository
     denen Modulen der Anwendung getestet                 Continuous Deployment wiederum au­              wird über einen Bitbucket-Hook der ent­
     werden. Wenn die automatische Prüfung             tomatisiert zusätzlich auch noch die Frei­         sprechende Jenkins-Build-Job ausgelöst
     Konflikte zwischen aktuellem und neuem            gabe von Entwickleränderungen vom Re­              und beginnt nun die neue aktuelle, ver­
     Code erkennt, lassen sich diese mithilfe          pository zur Produktionsumgebung, wo sie           änderte Codebasis auszuchecken, den

     Abbildung 1: Zwei Arten von CI/CD-Pipelines (Quelle © https://www.atlassian.com/continuous-delivery/principles/continuous-integration-vs-delivery-
     vs-deployment)

16     www.aoug.at • www.doag.org • www.soug.ch
Code mit Maven zu bauen, Tests zu star­            Ein weiterer unumgänglicher Teil zu         Argument. Die Entwickler, der Kunde und
ten und anschließend die gebauten Jars         einer erfolgreichen Arbeit mit CI/CD be­        auch der Endanwender profitieren unmit­
in das zentrale Artifactory zu deployen.       steht in einem Team, das entsprechend           telbar von der schnellen Reaktionszeit.
    Somit ist es jedem Entwickler sofort       geschult und eingestellt ist. Die Entwickler        Meine Erfahrung im Projekt hat aber
möglich, die neueste Codebasis zu verwen­      müssen mit agilem Projektmanagement             auch gezeigt, dass die Verlagerung dieser
den und seine eigene Entwicklung kom­          vertraut sein und die eingesetzten Tools        ganzen Schritte an einen zentralen Ort auch
patibel zu halten. Das Entwicklerteam ist      sicher beherrschen. Zudem muss ein Be­          einen gegenteiligen Effekt haben kann. Ste­
untereinander möglichst stark synchroni­       wusstsein für die immense Bedeutung der         hen der Jenkins oder das Artifactory aus tri­
siert, dabei arbeiten die einzelnen Entwick­   zu schreibenden Tests geschaffen werden.        vialen Gründen wie Wartung oder auch Aus­
ler aber weiterhin so autark wie möglich.          Ein umfangreiches, über die Jahre ge­       fällen nicht zur Verfügung, kann der einzelne
Dies ist der Kerngedanke der Continuous        wachsenes Projekt auf eine CI/CD-Pipe­          Entwickler einen Großteil der Schritte nicht
Integration.                                   line umzustellen, gestaltet sich hierbei        mehr händisch ausführen.
    Ebenso hat jeder Entwickler durch die      umso schwieriger, da die Anpassungen                Wie zuvor bereits erwähnt, hängt die
automatisierten Builds des Jenkins die Mög­    und Umstellungen im laufenden Projek­           Skalierbarkeit der CI/CD-Pipeline in hohem
lichkeit, seine Implementierung sehr schnell   talltag geschehen müssen.                       Maße vom Einsatz einer cloudbasierten
auf einem Testsystem zu verwenden und                                                          Lösung ab. Gerade in umfangreichen Pro­
Probleme so früh wie möglich zu erkennen.                                                      jekten mit vielen Tests und großen Daten­
    Sollte es im Build-Prozess bereits zu      Wo liegen die                                   mengen stößt man ansonsten schnell an
Fehlschlägen bei Tests kommen, erhält          Schwierigkeiten von CI/CD?                      die Grenzen der Hardware. Durch die flexi­
der Entwickler automatisch eine E-Mail                                                         ble Zuschaltung bei tatsächlich benötigter
dazu. Die Jars landen in diesem Fall na­       Wie alle automatisierten Systeme birgt          Rechenkapazität lässt sich der oft zitierte
türlich auch nicht im Artifactory und be­      auch CI/CD einige Gefahren. So ist die          Bottleneck hier vermeiden. Ganz nebenbei
hindern somit nicht die Entwicklung des        Pipeline nur so gut und sicher, wie ihre        kann man durch Abschaltung nicht benötig­
restlichen Teams.                              Implementierung dies vorgibt. Wenn zum          ter Prozessoren auch noch Kosten sparen.
    Die „Zusatzstufe“, die komplett gebaute    Beispiel ein Fehler in der Testauswertung
Anwendung direkt auf die Produktion zu         besteht und Fehlschläge nicht korrekt be­
deployen, wird aktuell im Projekt meines       handelt werden, besteht die Gefahr, dass        Über den Autor
Kunden nicht verwendet, da ein Großteil        der Code ohne weitere Kenntnis über den
der Qualitätssicherung noch aus per Hand       Fehler in das Artifactory oder sogar auf        Dennis Hoffmann arbeitet seit über drei
durchgeführten Smoketests besteht. Da­         die Produktionsumgebung gelangt.                Jahren als IT-Berater der MT AG im Be­
durch wird der mögliche Geschwindig­               Ebenso hängt die Qualität und Fehler­       reich Oracle Java Development.
keitsvorteil wiederum ausgebremst und          quote in der fertigen Anwendung in ho­              Durch seine Tätigkeit als Berater be­
stellt keine optimale Umgebung dar.            hem Maße von der Quantität und Qua­             gleitet er Firmen in Prozessen der Digita­
                                               lität der Unit-, Integrations- und auch         lisierung und Automatisierung. Die im­
                                               Smoketests ab. Werden zu einem neuen            mer weiter fortschreitende Digitalisierung
Welche Voraussetzungen                         Feature keine ausreichenden Testcases           stellt gerade große Konzerne und mit ih­
benötigt ein Projekt dafür?                    erkannt oder diese nicht richtig imple­         nen historisch gewachsene IT-Projekte vor
                                               mentiert, fallen diese Fehler womöglich         immense Herausforderungen, bei denen
Um CI/CD effektiv und sicher in seinem         erst auf der Produktion auf.                    individuelle, qualitativ hochwertige Lösun­
Projekt einzusetzen bedarf es einigen Zu­          Gerade im Hinblick auf die Qualitätssi­     gen gefordert sind.
satzaufwands. Gerade die Vorabinvestiti­       cherung muss das Team verinnerlichen,               2019 war er als Speaker mit dem vor­
onen sind beträchtlich, da automatische        dass ein beträchtlicher Teil der Entwick­       angegangenen Artikel auf der DOAG-Kon­
Tests für die diversen Prüf- und Release-      lungszeit für das Definieren und Implemen­      ferenz.
Phasen in der CI/CD-Pipeline geschrieben       tieren ausreichender Testszenarien benötigt
werden müssen.                                 wird. Auch im Zuge der Qualitätssicherung
   Ebenso benötigt man die gesamte             der umgesetzten Features muss ein beson­
Infrastruktur für die Jenkins-Instanzen        deres Augenmerk auf den Tests liegen.
und Git-Repositories. Gerade bei um­
fangreichen Projekten braucht man hier
schnell eine große Menge an Rechen­            Welche Grenzen gibt es?
kapazität. Ohne eine virtualisierte Um­
gebung stößt man hier sehr schnell an          Die Vorteile der automatisierten Soft­
Grenzen der technischen Machbarkeit.           wareentwicklung und -auslieferung liegen
   Auch aus meiner Projekterfahrung            auf der Hand. Die Geschwindigkeit, in der
kann ich sagen, dass der vor Kurzem er­        entwickelt, getestet und neue Software aus­
folgte Umstieg in die Cloud das ganze          geliefert werden kann, gerade in großen, de­
Konzept der CI/CD-Pipeline erst skalier­       zentralen Projekten, an denen viele Entwick­              Dennis Hoffmann
bar gemacht hat.                               ler gleichzeitig arbeiten, ist das schlagende        Dennis.Hoffmann@mt-ag.com

                                                                                                        Red Stack Magazin 04/2020              17
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