Redfrog-Team - Erhaltung von Reptilien

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Redfrog-Team - Erhaltung von Reptilien
Redfrog-Team
- Erhaltung von Reptilien
        und Amphibien in der
Region Talamanca, Costa Rica
von ?

                 Der Rotaugen-               manca mache ich mich während der            Hier entsteht momentan ein Büro mit
                 laubfrosch                  Regenzeit öfters nach langen Schauern,      einer Informationsstelle für interessierte
                 (Agalychnis                 die diese Frösche zur Eiablage stimulie-    Besucher. Dort informieren wir über lau-
                 callidryas)                 ren, auf die Suche nach den wundervollen    fende Projekte, und Naturfreunde können
                                             Geschöpfen – doch meine Erfolge blieben     bei uns Redfrog-Touren buchen. In einem
Der Rotaugenlaubfrosch ist wohl eines der    anfangs mehr als bescheiden.                Shop bieten wir eigene Artikel an sowie
bekanntesten und auch beliebtesten Foto-       Am Hone Creek befindet sich das Basis-    handgearbeitete Gebrauchsgegenstände
motive Costa Ricas und sogar der Werbe-      camp des Redfrog-Teams, einer privaten      der indigenen Familien und von ihnen
branche auf der ganzen Welt. Man findet      Organisation, die sich für den Erhalt und   erzeugte Bioprodukte wie Bananenessig,
sein Konterfei auf Postkarten, Bildern und   Schutz der Amphibien und Reptilien in       Kakao-Produkte oder Kokosöl. Um unsere
Briefmarken, und er ist sicher berühmter     Costa Rica einsetzt. Die Projekte zur       verschiedenen Artenschutzprojekte zu
als das eigentliche Nationaltier Costa       Arterhaltung kombinieren wir mit solchen    unterhalten, verkaufen wir auch Kakao-
Ricas, die Gilbdrossel (Turdus grayi). In    zur Verbesserung der Lebenslage indige-     blätter als Terrariendekoration. Diese Blät-
der Natur hingegen ist Agalychnis calli-     ner Familien in Talamanca. Das Basiscamp    ter stammen aus rein biologischem
dryas weniger häufig und als Baumbe-         befindet sich noch im Auf- und Ausbau.      Anbau. Sie geben den Terrarien ein natür-
wohner und nachtaktives Tier manchmal                                                    liches Aussehen, bieten Insekten, Amphi-
schwer zu finden.                                                                        bien und Reptilien reich strukturierte
   Hier am Hone Creek in                                                                 Unterschlüpfe und sind eine gute Alter-
der Provinz Limón nahe                                                                   native zu den bereits in der Aquaristik und
Puerto Viejo de Tala-                                                                    Terraristik bekannten Blättern des See-
                                                                                         mandelbaums. Auch in der Futtertier-
                                                                                         zucht werden Kakaoblätter genutzt, z. B.
                                                                                         für Springschwänze. Derzeit laufen auch
                                                                                         Versuche mit den Blättern in der Aquari-
                                                                                         stik und in der Dendrobaten-Zucht.
                                                                                            Auf dem sechs Hektar großen Gelände
                                                                                         der Basisstation soll im Frontbereich eine
                                                                                         Terrarienanlage für Reptilien, Amphibien
                                                                                         und Insekten errichtet werden. Wir beab-
                                                                                         sichtigen, darin bevorzugt die regionalen
                                                                                            Amphibien- und Reptilienarten unter-
                                                                                                 zubringen, die durch die immer
                                                                                                    stärkeren menschlichen Einflüs-
                                                                                                      se in den natürlichen Habita-

                                                                                                        Rotaugenlaubfrosch (keine BU
                                                                                                        vorhanden)?

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Der „Redfrogteam“-Shop                                                Kakaoblätter aus biologischem Anbau eignen sich zur natürlichen Ge-
                                                                      staltung der Terrarien und für die Frosch- und Fischaufzucht

ten in ihrer weiteren Existenz gefährdet
sind.
   Außerdem können Besucher unserer
Anlage die in der Region Talamanca leben-
den Arten aus der Nähe betrachten. Bei
begleiteten Führungen zeigen wir ihnen
die verschiedenen Tiere, berichten über
deren Lebensweise und machen sie auf
die Bedeutung der Erhaltung von Arten
und ihrer Habitate aufmerksam.
   Wir wollen auch mit Schulen und Uni-
versitäten in der Region zusammenarbei-
ten, um mit den Schülern und Studenten
die Tiere in freier Natur zu beobachten.
Dabei möchten wir ihnen den Umgang
mit den Tieren vermitteln sowie über ihre
Ökologie, ihr Verhalten und die Nach-
zucht aufklären, aber auch über die           Das „Redfrog Jungle Camp“
Lebensweise der hier heimischen Men-
schen. Um dies umzusetzen, brauchen           der reichen Flora einen optimalen Lebens-        Amphibien und Reptilien sind hier seltene
wir Unterstützung, und das Redfrog-Team       raum für viele interessante Tiere dar. Das       Vogelarten und Insekten zu beobachten.
bietet dazu Praktikantenstellen an. Prakti-   Stationsgelände selbst ist dicht bewachsen       Nachtaffen, Eichhörnchen und Fleder-
kanten werden in unsere Projekte im           und von einem Bach durchzogen; in                mäuse gehören zu den Dauergästen im
Arten- und Naturschutz eingegliedert. Sie     einem Teich leben Brillenkaimane und             Redfrog-Camp. Jedoch fand ich lange kei-
werden z. B. die Schüler und Studenten        Wasserschildkröten. Neben verschiedenen          ne Rotaugenfrösche auf dem Gelände.
auf gemeinsamen Exkursionen begleiten.
Daneben soll das Redfrog-Camp auch eine       Rotaugenlaubfrosch bei Nacht?
Anlaufstelle für Fotografen sein, dem
Erfahrungs- und wissenschaftlichen Aus-
tausch dienen und z. B. Biologen für Frei-
landforschung zur Verfügung stehen.
   Im Basiscamp am Hone Creek haben
wir mittlerweile zwei Cabañas (Bunga-
lows) und ein Wohnhaus für mehrere Per-
sonen zur Verfügung. Das Gebiet stellt
aufgrund der klimatischen Gegebenhei-
ten, der landschaftlichen Ausprägung und

                                                                                                                                            67
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Gelege von Agalychnis callidryas kurz vor dem Schlupf der Quappen        Plastikflasche für die Rotaugenlaufrösche

Im Dezember 2010 hatte ich jedoch das             zumeist wohl von der Aga-Kröte (Rhinel-         sowie der Entwicklung der Eier sehr inter-
Glück, an einem anderen Ort drei gut ver-         la marina) stammten. Diese sehr groß            essiert war, nahm ich ein Gelege samt
steckte Rotaugenfrösche zu finden. Zwei           werdenden Kröten fressen alles, was sie         Blatt mit zum Redfrog-Camp. Hier bastel-
saßen schlafend auf und unter Baumblät-           bewältigen können, darunter andere              te ich aus einer 6-Liter-Plastikflasche einen
tern, ein Tier an einem Pflanzenstängel.          Amphibien, Insekten und sogar kleine            kleinen Auffangtümpel, bohrte ein Loch
Ganz dicht dabei befanden sich auch eini-         Mäuse. Auch schwammen kleinere Fische           für den Stängel des Blattes hinein und
ge Gelege, anscheinend komplett befruch-          im Tümpel, die wohl alles verspeisen, was       fixierte es über dem Wasser. Der Behälter
tet. Die Eier waren arttypisch an der             an geeigneter Nahrung ins Wasser gelangt.       war 10 cm hoch mit Regenwasser gefüllt,
Unterseite von Blättern angeheftet, die           Da ich hier noch weitere potenzielle Fres-      das ich mit einem Kakaoblatt und einer
direkt über einen Tümpel hingen. Darin            sfeinde wie laich- und froschfressende          kleinen Schwimmpflanze bestückte.
sah ich zahlreiche Kaulquappen, die aber          Schlangen registrierte und am Schutz            Bereits am selben Abend konnte ich beob-
                                                                                                  achten, dass sich die grünlich gefärbten
Rotaugenlaubfroschpärchen?                                                                        Larven im Gelege bewegten. Ab und an
                                                                                                  befeuchtete ich das Gelege leicht. Die
                                                                                                  Wassertropfen glitten aber immer wieder
                                                                                                  vom Blatt in den Behälter.
                                                                                                     In den folgenden Tagen wurden die Lar-
                                                                                                  ven immer größer, die Bewegungen inten-
                                                                                                  siver und ihre Farbe dunkler. Nach dem
                                                                                                  vierten Tag waren die ersten Larven
                                                                                                  geschlüpft und versuchten ins Wasser zu
                                                                                                  gelangen. Ich senkte das Blatt etwas ins
                                                                                                  Wasser, und die Kaulquappen schwammen
                                                                                                  direkt in den Behälter. Kurze Zeit später
                                                                                                  schlüpften auch die restlichen Larven.
                                                                                                  Nach drei Tagen begann ich sie mit Fisch-
                                                                                                  futter zu versorgen, das sie als Nahrung
                                                                                                  sofort akzeptieren. Am Weihnachtsabend
                                                                                                  notierte ich in meinen Aufzeichnungen:
                                                                                                  „Die Quappen sehen alle gut genährt und
                                                                                                  gesund aus. Sie schwimmen umher oder
                                                                                                  hängen sich an das Kakaoblatt.“
                                                                                                     Wir legen immer Kakaoblätter in die
                                                                                                  Aufzuchtbehälter, da wir sie hier auch oft
                                                                                                  in den natürlichen Wasseransammlungen
                                                                                                  finden. Sie sollen für gute Wasserwerte

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Quappenaufzucht des Redfrogteams

und einen geringen Anteil an Krankheits-      Tage komplett trocken. In solchen tem-      in großer Zahl vom Geruch der überall
erregern sorgen. Wissenschaftler sprechen     porären Kleinstgewässern haben die Nach-    vorhandenen überreifen Bananen angezo-
daher sogar von bakteriellen Wüsten in        kommen vieler Amphibien keine allzu         gen. Es genügt daher völlig, ein Stück
den Bächen und Böden Mittelamerikas.          großen Überlebensmöglichkeiten. Wir ent-    Banane ins Terrarium zu legen, und die so
Die tropischen Blätter sorgen mit ihrem       nehmen daher viele der dort lebenden        angelockten Fruchtfliegen können direkt
hohen Gehalt an Huminstoffen für sehr         Kaulquappen rechtzeitig und bringen sie     als Futter genutzt werden. Um die Nah-
niedrige pH-Werte von bis zu 3,5. In          in den leider viel zu wenig zur Verfügung   rung aber abwechslungsreicher zu gestal-
einem solchen Medium haben Bakterien          stehenden Behältern im Camp unter. So       ten, suche ich in der Humusschicht der
wenige Überlebenschancen. Diesen Effekt       ziehen wir momentan neben den Rotau-        Kakaoplantage und zwischen alten Blät-
nutzen wir bei der Aufzucht der Frosch-       genfröschen auch noch Kaulquappen wei-      tern nach kleinsten Bodenlebewesen. Hier
quappen; die lästigen Wasserwechsel las-      terer Froscharten im Redfrog-Camp auf       finden sich z. B. Springschwänze, Asseln,
sen sich durch die Kakaoblätter minimie-      und beobachten ihre Entwicklung, um sie     Termiten und Milben. Ich fülle etwas von
ren. Die Tiere werden nicht gestresst und     später wieder in der Natur auszusetzen      dem Substrat in Schalen und lasse es im
finden zudem noch reichlich Versteck-         und so die Bestände lokaler Populationen    Terrarium antrocknen, dann entweichen
plätze zwischen den Blättern.                 zu unterstützen. Gleichzeitig sammeln       die Futtertiere ins Becken, und die Frö-
   Zu bemerken ist noch, dass es während      wir somit Erfah-                            sche bekommen ein breites Spektrum
der Regenzeit hier relativ kalt war und die   rungen für                                    hochwertiger Nahrung.
Tagestemperaturen zeitweise bei nur 23        eigene ge-                                      Wiederholt konnte ich ein einzelnes
°C lagen. Bei höheren Lufttemperaturen        plante Nach-                                      Tier von Dendrobates auratus, dem
wäre die Entwicklung der Eier und Larven      zuchtprojekte.                                       Goldbaumsteiger, in der Nähe des
sicherlich deutlich schneller verlaufen. Im      Die ersten zwei                                     Bachs am Ende der Bambus-
Januar, am Ende der Regenzeit, änderte        Rotaugenfrösch-                                           brücke beobachten. Leider
sich hier nun endlich das Wetter. Die stän-   chen sind bereits                                           ist auch der Goldbaum-
digen Regenschauer wurden weniger und         Landgänger. Ich habe                                           steiger, der in der Roten
verteilten sich mehr auf die Nächte. Es       sie in einem kleinen                                              Liste der IUCN als
wurde wieder wärmer, doch leider erhöh-       Behälter untergebracht                                              nicht gefährdete
te sich mit der Temperatur auch die           und muss nun für genü-                                                 Art gelistet ist,
Anzahl der Moskitos, sodass ich mein Blut     gend Futter sorgen. Fruchtflie-                                           nicht mehr so
regelrecht verteidigen musste.                gen sind hier zum Glück nicht                                                    häufig
   Trotz des vielen Regens auf der Kari-      das Problem, denn sie werden
bikseite von Costa Rica trocknen aufgrund
der Wärme viele der Wasseransammlun-                Rotaugenlaubfrosch
gen sehr schnell wieder aus. Selbst größe-
re Pfützen sind meist innerhalb weniger

                                                                                                                                   69
Redfrog-Team - Erhaltung von Reptilien
ter darin. Eines Tages konnte ich beob-
                                                                                              achten, wie einer der adulten Frösche das
                                                                                              Wassergefäß verließ. Kurze Zeit darauf
                                                                                              konnte ich endlich auch zwei unter-
                                                                                              schiedlich große Larven darin finden. Nun
                                                                                              ziehen wir die Kaulquappen separat groß
                                                                                              und freuen uns über das gelungene Expe-
                                                                                              riment. Es scheint, als habe sich ein har-
                                                                                              monierendes Paar gefunden, denn ich
                                                                                              fand später zwei weitere Quappen im
                                                                                              Wasserbehälter. Diesmal konnte ich sogar
                                                                                              mitverfolgen, wie zwei Larven auf dem
                                                                                              Rücken transportiert wurden. Hoffentlich
                                                                                              sorgt das Paar für weiteren Nachwuchs.
                                                                                                 Wir haben nun zusätzliche Wasser-
                                                                                              behälter dort aufgestellt und erhoffen uns
                                                                                              erneut Quappen aus nachfolgenden Gele-
                                                                                              gen. Das Redfrog-Team wird hier am Hone
Am Ende der Bambusbrücke lebt Dendrobates auratus                                             Creek ein privates Schutzgebiet für Repti-
                                                                                              lien und Amphibien errichten. Und auch
in der Region Talamanca zu sehen. Noch          vermuten wir, dass sich die Zahl der Fres-    Ersatzhabitate für bedrohte Reptilien und
vor einigen Jahren war er hier keine Sel-       sfeinde der Goldbaumsteiger erhöht hat.       Amphibien sollen möglichst naturnah
tenheit, doch in den letzten drei Jahren        Nach Beobachtungen werden sie – trotz         geschaffen werden.
konnten wir diese Art immer weniger             ihrer Hautgifte – von verschiedenen Vogel-
beobachten. Wir möchten sie sowohl in           arten und größeren Spinnen gefressen.         Danksagung
der Natur als auch auf dem Grundstück              So brachte ich nun an der Stelle, wo ich
unseres Camps erhalten. Als einen mögli-        den einzelnen D. auratus häufiger sah, ein    Ermöglicht werden uns all diese Beob-
chen Grund der Reduzierung vermuten             Wassergefäß an und setzte ein weiteres        achtungen, Projekte und der Aufbau unse-
wir, dass die Frösche nicht genügend            Exemplar hinzu, das ich in der Nähe           res Camps durch etliche Freunde in Costa
geeignete Plätze zum Absetzen ihrer Lar-        gefangen hatte. Einige reife Bananen soll-    Rica und in Deutschland. Viele Tipps, wie
ven finden. Dendrobates auratus nutzt           ten Futterinsekten anlocken und dem           die Anfertigung und die Anschaffung von
dafür gern mit Wasser gefüllte Baum-            Neuling den neuen Wohnort „schmack-           künstlichen Laichplätzen und Wasser-
höhlen, aber auch andere kleinste Was-          haft“ machen. Von Zeit zu Zeit schaute        behältern, haben wir von unserem „alten
seransammlungen reichen ihm zur Unter-          ich in den Wasserbehälter. Es sammelten       Hasen“ K. F. Steffen bekommen. M. Stif-
bringung der Quappen aus. Außerdem              sich immer mehr abgefallene Bambusblät-       ter unterstützt uns vor Ort mit seiner
                                                                                              Kamera und stellt viele seiner hervorra-
Dendrobates auratus beim Transport von zwei Quappen auf dem Rücken                            genden Fotografien zur Verfügung. M.
                                                                                              Streuber und J. Ackermann beraten uns
                                                                                              mit ihren langjährigen Erfahrungen in Ter-
                                                                                              raristik und Aquaristik und stehen uns als
                                                                                              Autoren für die schriftliche Umarbeitung
                                                                                              unserer Erlebnisse, Projekte und Gedan-
                                                                                              kengänge als helfende Freunde zur Verfü-
                                                                                              gung. Ein großer Dank geht an alle
                                                                                              genannten und die vielen hier nicht
                                                                                              erwähnten freundlichen Helfer, die uns
                                                                                              auf unserem Weg der Arterhaltung der
                                                                                              bedrohten Reptilien und Amphibien Costa
                                                                                              Ricas in der Region Talamanca begleiten.
                                                                                                 Wenn Sie Interesse an unseren Projek-
                                                                                              ten oder Produkten haben und mehr über
                                                                                              uns erfahren oder uns unterstützen möch-
                                                                                              ten, finden Sie viele weitere Informatio-
                                                                                              nen auf unserer Homepage www.red-
                                                                                              frogteam.net.

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