GESAMTLÖSUNGEN ERARBEITEN - DER VIERKLANG GEOLOGIE, GEOTECHNIK, GEOPHYSIK UND UMWELT - Geotest AG
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UMWELT & TECHNIK BUSINESS PORTRAIT GESAMTLÖSUNGEN ERARBEITEN DER VIERKLANG GEOLOGIE, GEOTECHNIK, GEOPHYSIK UND UMWELT Interview mit Felix Bussmann von Georg Lutz Hinter dem Thema Erdwissenschaften verbergen sich komplexe Herausforderungen. Wer einen Tunnel bohrt, muss wissen, wie die Geologie aussieht, und wer auf einem Baugrund steht, der vermutlich mit Schadstoffen belastet ist, will als Investor Klarheit haben. Wir waren in der jüngsten Filiale der GEOTEST AG in Basel und führten mit dem Geschäftsführer Felix Bussmann ein Interview. Ein schwimmender Temperatursensor wird in ein Sondenrohr eingegeben, um ein exaktes Temperaturprofil des Untergrunds über die gesamte Tiefe der Erdwärmesonde zu ermitteln. Seite 116 // bauRUNDSCHAU
UMWELT & TECHNIK I n den ersten Jahren von GEOTEST Was hat eigentlich dazu geführt, dass beschäftigte Ihr Haus in erster Linie die angesprochenen Umweltthemen in Geologen. Um welche Aufgaben der öffentlichen Wahrnehmung einen felder ging es da? Platz fanden? Die Firmengründung der GEOTEST erfolgte Die wachsende Sensibilisierung der Ge- 1962 und somit in einer Zeit des allgemei- sellschaft. Dabei spielten zumeist aufrüt- nen wirtschaftlichen Aufschwungs. Da zu telnde Schlüsselerlebnisse eine grosse dieser Zeit sowohl in der Schweiz als auch Rolle. Bei Naturgefahren waren solche im Ausland zahlreiche grosse Infrastruktur- Schlüsselerlebnisse beispielsweise das projekte geplant wurden, war die Nachfrage grosse Unwetter im Kanton Uri 1987 oder nach qualifizierten geotechnischen, geo- der Felssturz 1991 in Randa im Kanton physikalischen und geologischen Dienst- Wallis. Es gab eine gesellschaftliche For- leistungen, wie die junge GEOTEST sie derung nach mehr Sicherheit und Risiko- anbot, entsprechend rege. Grössere Pro- minimierung. Die Politik hat reagiert und jekte wurden in der Schweiz unter anderem das revidierte Waldgesetz von 1993 ver- im Bereich Eisenbahn-, Autobahn- und abschiedet. Es entstand eine Pflicht bei Staudammbau begleitet. Aber auch Aus- den Kantonen, das Thema Naturgefahren landsprojekte, vorab im Vorderen Orient, professionell anzugehen, beispielsweise in Nordafrika und Südamerika standen im durch die Erstellung von Naturgefahren- Fokus und wurden mit grossem logisti- karten. Und da kamen wir wieder ins Spiel. schen Aufwand abgewickelt. Dies geschah oft im Auftrag von international tätigen War dieser Prozess der gesellschaftli Schweizer Unternehmen. chen Sensibilisierung auch bei anderen Themengebieten ähnlich? Für die erfolgreiche Umsetzung solch Ja, ein weiteres Beispiel ist die Altlasten anspruchsvoller Infrastrukturprojekte thematik. Oft wurde bis weit in das 20. Jahr- waren fundierte Kenntnisse über den hundert hinein bei der Entsorgung von In- Untergrund sehr wichtig. Kann man dustrieabfällen nicht allzu genau hingeschaut. das als Laie so zusammenfassen? Abfälle, teilweise giftig, wurden in Gewässer Ja, eine Staudammmauer musste und gekippt und im Umfeld von Industriebetrie- muss im wahrsten Sinne des Wortes si- ben abgelagert. Mit einem wachsenden Be- cher stehen. Ein Gründungsziel der jungen wusstsein für Untergrundbelastungen und GEOTEST war es, als erstes Beratungs- den damit verbundenen negativen Auswir- büro in der Schweiz die drei Fachgebiete kungen auf unseren Lebensraum wurde der Geologie, Geotechnik und Geophysik unter risikobewusste Umgang mit Altlasten auch einem Dach zu vereinen. Das gab es in der gesetzlich verankert. So zeigt die Altlasten- Schweiz zu dieser Zeit nicht. verordnung von 1998 beispielsweise auf, wie mit belasteten Standorten in der Praxis Sie konnten also ein Alleinstellungs schadensvorbeugend umzugehen ist. merkmal vorweisen. Warum haben sich Ihre Tätigkeitsfelder dann in den letzten Kommen wir zu den Neunzigerjahren. Jahren derart ausgeweitet? Die GEOTEST konnte sich in den Neunzi- In den Siebzigerjahren war in der Schweiz gerjahren, als die Naturgefahrenthematik die Rezession stark spürbar. Um nicht unter anderem durch das revidierte Wald- ausschliesslich von Auslandsaufträgen gesetz 1993 in einen breiteren Fokus rückte abhängig zu sein, wurde eine Diversifikation und schnell Fahrt aufnahm, von Anfang an des Dienstleistungsangebots angestrebt. einen sehr guten Namen im Zusammenhang Zu Beginn kam also die Diversifikation des mit Naturgefahrenmanagement erarbeiten. Angebots gewissermassen aus einem Auch heute noch stellen Projekte im Zu- wirtschaftlichen Druck heraus. In den sammenhang mit Naturgefahrenprozessen Achtzigerjahren kam es in der Schweiz ein wichtiges Standbein unserer Firma dar. schliesslich zu einem regelrechten «geo- logischen Boom». Themen wie beispiels- Und wie haben sich diese Projekte in weise Naturgefahren, Grundwasserqualität den letzten Jahren verändert? und weitere Umweltthemen rückten immer Es geht heute vermehrt um die Umsetzung stärker in den öffentlichen Fokus. Dazu von Massnahmen und weniger um das mussten parallel immer wieder neue Mess-, Erarbeiten der Grundlagen. Und da können Untersuchungs- und Beurteilungsmethoden wir, aufgrund unserer fachlichen Breite, entwickelt werden. Hier konnten wir an wiederum häufig Gesamtlösungen inklusive vorderster Front mitwirken. Baubegleitung anbieten. Ausgabe 02/2018 // Seite 117
Beurteilung des Untergrundes und Entnahme von Proben im Rahmen eines Aushubs. Können wir ein erstes Zwischenfazit instrument für die kantonalen Behörden. Und wie geht es dann weiter? wagen, was die Tätigkeitsfelder Ihres Ein ehemaliger Tankstellenstandort sollte Wir erstellen zunächst ein Pflichtenheft, Hauses betrifft? im Kataster bereits als Verdachtsfläche also einen Vorschlag, was im Rahmen der Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, eingetragen sein. Bei unserer Arbeit geht folgenden technischen Untersuchung zu dass das Wissen über die Zusammen- es zunächst um die Geschichte des untersuchen ist. Dieses Pflichtenheft kommt hänge unseres täglichen Lebens mit der Standorts. Wir gehen in die staubigen dann zur zuständigen kantonalen Behörde Umwelt in den letzten Jahrzehnten stark Papierarchive. Das ist die historische Unter- zur Prüfung. Bei einem positiven Ent- zugenommen hat. Die staatlichen Institu- suchung. Sie ist der erste Schritt und steht scheid wird die technische Untersuchung tionen haben darauf richtigerweise reagiert vor der technischen Untersuchung. Wir schliesslich realisiert. Beispielweise wer- und den Erbringern von erdwissenschaft- suchen im Rahmen der historischen Unter- den Sondierungen durchgeführt. Die da- lichen Dienstleistungen auf diese Weise suchung Anhaltspunkte, mit was für Belas- raus gewonnenen Boden-, Bodenluft- neue Tätigkeitsfelder eröffnet. Infrastruk- tungen im Untergrund zu rechnen ist. oder Grundwasserproben werden in turprojekte stehen aber auch weiter auf unserer Agenda. Springen wir in die Praxis und noch mals in das Altlastenthema. Ich hebe als Bauherr einen Baugrund aus und stosse plötzlich auf die Hinterlassen schaften einer alten Tankstelle … Das Beispiel mit der Tankstelle sollte so nicht passieren. Wir haben seit 1998 eine Altlastenverordnung. Die Kantone wurden verpflichtet, einen sogenannten Kataster der belasteten Standorte zu erstellen. Eine ehemalige Tankstelle müsste dort als Betriebsstandort erfasst sein. Was ist ein Kataster der belasteten Standorte? Und wie würde die Tank stellengeschichte weitergehen? Der Kataster der belasteten Standorte ist hinsichtlich potenzieller Verschmutzungen Bodenprobe, welche aus einer Sondierung entnommen wurde und die für eine Schadstoffanalyse in im Untergrund ein zentrales Planungs einem Speziallabor chemisch untersucht wird. Seite 118 // bauRUNDSCHAU
UMWELT & TECHNIK spezialisierten Laboren auf Schadstoffe untersucht. Oder aber direkt vor Ort mit «Eine unserer Kommen wir zum jüngsten GEOTEST- Standort in der Schweiz – Basel. Welche eigenen Messgeräten. grossen Stärken Besonderheiten zeichnen ihn für Ihre Tätigkeitsfelder aus? Können Sie uns ein Beispiel für eine Vor-Ort-Messung verraten? ist sicherlich Für unsere Tätigkeit ist es wichtig, dass wir die lokalen Untergrundverhältnisse Wir messen Bodenschadstoffe wie Schwer- metalle zum Beispiel mit portablen XRF- unsere grosse kennen und nahe bei unseren Kunden sind. Deshalb sind wir mit der Niederlas- Geräten. Das sind Röntgenfluoreszenz- Geräte, die wie eine Laserpistole aussehen. fachliche sung Basel vor Ort und beschäftigen Leute, welche die lokalen Verhältnisse Mit solchen Geräten «scannen» wir das Erdmaterial und erhalten Angaben zu ver- schiedenen Schadstoff-Konzentrationen. Bandbreite.» und den lokalen Markt kennen. Das unter- scheidet unsere Branche beispielsweise von einem IT-Unternehmen, bei dem die Mitarbeitenden grundsätzlich irgendwo auf Wie sehen die nächsten Schritte aus? Sie setzen seit einiger Zeit auch Droh der Welt an unterschiedlichen Projekten Es geht dann um eine Klassifizierung. Ist nen als Analysewerkzeuge ein. Sie arbeiten können. der Standort überwachungs- und/oder sa- haben nun den Habichtblick zur Ver nierungsbedürftig. Und es geht selbstver- fügung. Können Sie uns ein Beispiel Was heisst das in der Praxis? ständlich darum, Lösungen aufzuzeigen, verraten? Wie dicht ist der Kies im Untergrund ei- wie beispielsweise ein sanierungsbedürfti- Die Eindrücke aus der Luft ermöglichen uns ner Bauparzelle gelagert? Wie sieht die ger Standort bedarfsgerecht saniert wer- neue Blickwinkel auf eine Situation. Bei- lokale Grundwassersituation aus? Welche den kann. spielsweise geht es um Felsbeurteilungen. Qualität hat der Felsuntergrund – ist er Früher gab es da nur die sehr teure und weich oder hart? Welche Kräfte kann Da geht es um Kosten und Unsicher nicht immer einsetzbare Variante des Hub- man in den Boden abgeben, ohne dass heitsfaktoren? schraubers oder aufwändige Begehungen sich eine Brücke oder ein Gebäude Richtig. Solche Situationen sind oft Gift am Seil. Wir können nun besser, schneller setzt? Zur Beantwortung solcher Fragen für Investoren. Genau aus diesem Grund und unabhängiger eine Schadenplatzbe- braucht es viel lokales Know-how und ist bei grösseren Bauprojekten die früh- urteilung bei Naturereignissen durchführen. einiges an Erfahrung. zeitige Herstellung einer transparenten Situation wichtig. Denn das Ergebnis ei- ner Altlasten-Untersuchung kann einen wichtigen Einfluss auf die weitere Pla- nung eines Bauprojekts haben: Lässt sich zum Beispiel ein Baukörper ver- schieben, damit Entsorgungskosten, die durch den Aushub entstehen, gespart werden können? Wer bezahlt eigentlich die notwendi gen Massnahmen zur Untersuchung, Überwachung und Sanierung belas teter Standorte? Die Kosten trägt in der Regel der Verursa- cher, sofern dieser ermittelt und rechtlich belangt werden kann. Den gibt es aber oft nicht mehr. Was zu kniffligen juristischen Auseinander- setzungen führen kann. Sie machen auch Gebäudeschadstoff analysen. Mit was für negativen Über raschungen haben wir es da zu tun? Mir fällt da zunächst Asbest ein. Asbest ist sicher der bekannteste Schad- stoff in Gebäuden. Es geht aber auch um Polyzyklische Aromatische Kohlenwasser- stoffe (PAK), Polychlorierte Biphenyle (PCB) und kurzkettige Chlorparaffine (SCCP) so- wie um Schwermetalle, zum Beispiel Blei. Entnahme von Oberbodenproben im Rahmen einer Schiessstand-Sanierung. Ausgabe 02/2018 // Seite 119
UMWELT & TECHNIK Welche Eigenheiten stellt die Region Wie sieht Ihre Branche aus. Es gibt si Kunden und die weiteren Projektbeteilig- Basel für Ihre Tätigkeit dar? cher Mitbewerber. Wie positioniert sich ten bietet dieses Vorgehen den Vorteil, Basel ist eine der vier Metropolregionen die GEOTEST AG in ihrem Markt? dass Sie es von unserer Seite mit einer klar der Schweiz. Es gibt eine beständige in- Eine unserer grossen Stärken ist sicherlich definierten Schnittstelle zu tun haben. Das dustrielle Tätigkeit. Diese beinhaltet viele unsere grosse fachliche Bandbreite. Wir führt zu einer höheren Effizienz bei kom- bauliche Grossprojekte und eine anhal- unterstützen die Projekte unserer Kunden plexen Bauvorhaben. tend starke Bautätigkeit. Denken Sie nur mit einem in der Schweiz einzigartig viel- an die ständig wachsenden grossen fältigen Dienstleistungsspektrum, welches Welche Ziele haben Sie sich in den Pharmap layer. Deren Projekte sind oft wir laufend mit innovativen Methoden er- nächsten Jahren in Basel gestellt? sehr komplex; es bedarf hier der ganzen gänzen. Dies erlaubt uns, insbesondere Mein Ziel als Geschäftsführer in Basel ist Palette unserer Dienstleistungen. Wir bei komplexen Projekten die bereits ange- der Aufbau eines Netzwerks von zufrie- können in diesem Rahmen eine «Gesamt- sprochene «Gesamtleistung Geologie» an- denen Kunden, die uns immer wieder leistung Geologie» anbieten. Für Areal- zubieten. Diese Gesamtleistung beinhaltet das Vertrauen schenken. Vertrauen ist entwicklungen und andere anspruchs- auf der einen Seite einen breiten Strauss hierbei ganz zentral, da wir unter ande- volle Bauprojekte ist dies zentral. Wir an massgeschneiderten Dienstleistungen, rem mit Risiken arbeiten. Wir finden für können hier einen Mehrwert für Investo- auf der anderen Seite bieten wir aber ei- und mit unseren Kunden im Rahmen des ren und Bauherren schaffen. Wir können nen «Single Point of Contact», das heisst technisch Möglichen und unter stetiger aus einer Hand sämtliche Fragestellun- einen erfahrenen Projektleiter, der die An- Berücksichtigung von Sicherheit, Wirt- gen rund um Untergrund und Gebäude liegen der verschiedenen Planer aufnimmt schaftlichkeit und Nachhaltigkeit die substanz abwickeln. und bei uns intern weiterverteilt. Für unsere bestmögliche Lösung. Felix Bussmann ist Geschäftsführer der GEOTEST AG in Basel. Eine Drohne ist inzwischen ein wichtiges Arbeitsgerät. Er lässt eine Drohne starten. GEOTEST AG | Freilager-Platz 3 | CH-4142 Münchenstein | Tel. +41 (0) 61 205 87 50 | basel@geotest.ch | www.geotest.ch Seite 120 // bauRUNDSCHAU BUSINESS PORTRAIT
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