Richtlinie: Integrierte, bewegliche Systeme im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG-IS) für Architekten, Planer und Verarbeiter
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BF-Merkblatt 011 /2012 – Änderungsindex 1 – Februar 2020 Richtlinie: Integrierte, bewegliche Systeme im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG-IS) für Architekten, Planer und Verarbeiter 1
Richtlinie: Integrierte, bewegliche Systeme im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG-IS) Inhaltsangabe 1.0 Vorwort n Multifunktion in einem Gewerk n Keine zusätzlichen Reinigungskosten für das Behangsystem 1.0 Vorwort......................................... 2 Diese Richtlinie beschreibt Planung, Kons- n Wartungsfreiheit truktionskriterien, Herstellung, Anwendung n Geschützt gegen Vandalismus 2.0 Grundlagen................................... 2 n Keine lästigen Windgeräusche 2.1 Produkttypen.................................. 2 und Nutzung von Systemen im Mehrschei- ben-Isolierglas. Sie stellt bei Beachtung n Einfache Integrierbarkeit bei denkmal- 2.1.1 Was ist ein Jalousiesystem?........... 2 2.1.2 Was ist ein Rollosystem?............... 3 und bestimmungsgemäßem Gebrauch geschützten Gebäuden 2.1.3 Was ist ein Plisseebehang?............ 3 einen langjährigen und störungsfreien n Einbindung in Gebäudeautomation 2.2 Farbpalette.................................... 3 Einsatz sicher. (BUS-Systeme, Smart-Home, etc.) 2.3 Zusätzliche Funktionen................... 3 Das Dokument ist somit eine Grundlage zur Realisierung von MIG-IS für Planer, 2.1. Produkttypen 3.0 Bauphysik..................................... 3 Verarbeiter und Sachverständige. 2.1.1 Was ist ein Jalousiesystem? 3.1 Sommerlicher Wärmeschutz........... 4 3.1.1 g-Wert des MIG .............................. 4 Die Planungshilfe wurde erstellt vom Ar- Unter Jalousiesystem ist ein Behang zu 3.1.2 Gesamtenergiedurchlassgrad g tot.......4 beitskreis Systeme im SZR des Bundesver- verstehen, der aus verstellbaren Aluminium- 3.1.3 Abminderungsfaktor FC.................. 5 band Flachglas e. V. lamellen besteht, deren Verstellung die Re- 3.1.4 Wirksamkeit von MIG-IS................. 6 gelung des Lichteinfalls und eingehender Solarstrahlung ermöglicht. Die Lamellen 4.0 Produkteigenschaften von MIG-IS.... 6 4.1 Glasaufbau.................................... 6 2.0 Grundlagen sind hierbei mit den Funktionen Heben, Senken und Wenden versehen. Die Funk- 4.2 Statik............................................ 6 4.3 Randverbund Ausführung............... 7 tionen Beschattung und Sichtschutz sind Durch die Integration eines Sonnenschutz- somit nach Bedarf regelbar. 5.0 Verglasung von MIG-IS.................. 9 systems in eine Isolierglaseinheit ergeben 5.1 Forderungen.................................. 9 sich zusätzliche positive Effekte gegenüber 5.2 Glasfalzausbildung......................... 9 den Einzelsystemen. 5.3 Klotzung........................................ 9 MIG-IS werden in verschiedensten Aus- 5.4 Kabelverlegung im Rahmensystem... 9 führungen seit über 30 Jahren erfolgreich 6.0 Lagerung, Transport, Einbau, eingesetzt und haben sich bereits grund- Prüfung......................................... 9 sätzlich im Dauerbetrieb in 2- und 3-fach 6.1 Lagerung und Transport................. 9 Isolierglas bewährt. 6.2 Einbau und Prüfung....................... 9 6.3 Inbetriebnahme............................. 9 Vorteile sind: n Variabler Sicht-, Blend- und Sonnen- 7.0 Grundsätzliche Bedien- möglichkeiten und schutz, Lichtlenkung Steuerungskonzepte................... 10 n Problemloser Einbau in Fenster- , 7.1 Bedienmöglichkeiten.................... 10 Fassaden- und Trennwandsysteme 7.2 Komponenten.............................. 10 n Kombinierbarkeit der Verglasungsein- 7.3 Schnittstellen .............................. 11 heit mit zusätzlichen Funktionen wie z. B. 7.4 Abnahme und Funktionskontrolle... 11 Brandschutz, Schallschutz 2
BF-Merkblatt 011 /2012 – Änderungsindex 1 – Februar 2020 2.1.2. Was ist ein Rollosystem? 2.2 Farbpalette 3.0 Bauphysik Unter Rollosystem ist ein auf- und abwi- Neben Standardfarben der jeweiligen ckelbarer Stoff-/Folienbehang zu verste- Hersteller sind Sonderfarben möglich. hen, der je nach verwendetem Material un- Der Farbeindruck wird durch die Glas- Die Energieeinsparverordnung (EnEV) terschiedliche Sonnenschutzmöglichkeiten eigenfarbe und Beschichtungen auf regelt die Einhaltung von Grenzwerten für bietet. Dieses Behangmaterial wird über dem Glas beeinflusst. den winterlichen und sommerlichen Wär- eine sichtbare oder in einem Kopfprofil In der Außenfassade kommen ausschließ- meschutz. Die Komplexität der Thematik integrierte Welle gewickelt. Die Verglasung lich helle Farbtöne mit geringer solarer macht eine verständliche Erläuterung für mit Rollo ist sowohl in der Vertikalen als Absorption zum Einsatz. den Planer notwendig, da der Spielraum auch im Überkopfbereich möglich. des Energieeintrages durch beweglichen 2.3 Zusätzliche Funktionen Sonnenschutz (Abschirmung im Sommer – Entsprechende Aufbauten des Isoliergla- Öffnung im Winter) am größten ist. ses ermöglichen folgende zusätzlichen Beim winterlichen Wärmeschutz ist ein Fuktionen: möglichst hoher Gesamtenergiedurchlass- n Modellscheiben (Sonderformen) grad (g-Wert) für hohe solare Wärmege- n Glaskombinationen mit Funktions- winne gewünscht, beim sommerlichen schichten (z. B. Wärme- und Sonnen- Wärmeschutz dagegen ein den Bedürfnis- schutz) sen angepasster (reduzierter) g-Wert zur n Bedruckte und oberflächenbehandelte Optimierung der Raumtemperatur. Gläser Variable regulierbare Sonnenschutzsyste- n Schallschutz me können individuell auf die bauphysika- n Sicherheits- und Angriffsschutz lischen Verhältnisse und nutzerbezogenen 2.1.3 Was ist ein Plisseebehang? n Brandschutz Anforderungen angepasst werden. Unter Plisseebehang ist ein Stoff-/Folien- n Laser- und Strahlenschutz behang zu verstehen, dessen Material hori- zontal vorgefaltet ist und ziehharmonika- artig zu einem Paket zusammengefaltet und geöffnet wird. Die Sonnenschutzwir- kung hängt vom verwendeten Material ab. 3
Richtlinie: Integrierte, bewegliche Systeme im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG-IS) 3.1 Sommerlicher Wärmeschutz 3.1.1 g-Wert des MIG 3.1.2 Gesamtenergiedurchlassgrad g tot Ob ein Raum oder ein Gebäude im Som- Die Kenngröße zur Berechnung des Der Gesamtenergiedurchlassgrad der Ver- mer noch als behaglich empfunden wird, Gesamtenergieeintrags durch eine Ver- glasung einschließlich Sonnenschutz g tot hängt nicht nur von der Temperatur der glasung ist der g-Wert. Der g-Wert gibt kann vereinfacht nach folgender Gleichung Raumluft ab sondern auch von: den Anteil der einfallenden Sonnenstrah- berechnet werden. n Direkter Sonnenbestrahlung des lung an, der durch die Verglasung in das Aufenthaltsbereiches Rauminnere gelangt und wird ermittelt g tot = g * FC n Der Luftfeuchte sowie der Luftge- nach EN 410 bzw. EN ISO 52022. schwindigkeit g = Gesamtenergiedurchlassgrad der n Der Bauweise und Gestaltung Der g-Wert (Tabelle 1, Seite 8) ist definiert als: Verglasung n Der Oberflächentemperaturen der g = te + qi umgebenden Flächen n Dem Nutzerverhalten te = Strahlungstransmissionsgrad g tot = Gesamtenergiedurchlassgrad der qi = sek. Wärmeabgabegrad innen Verglasung einschließlich Sonnenschutz (Literatur: EN ISO 7730) g = Gesamtenergiedurchlassgrad FC = Abminderungsfaktor für Sonnen- schutzvorrichtungen nach DIN 4108-2 Die auf ein transparentes Bauteil auftref- fende Strahlung wird zum Teil reflektiert und zum Teil in Form direkter und diffuser te = 48 % Ein beweglicher Sonnenschutz bietet Sonnenstrahlung hindurchgelassen. die Möglichkeit, variable g tot-Werte zu erreichen, die zwischen dem g-Wert der Für den sommerlichen Wärmeschutz muss qi = 12 % Isolierglasscheibe und dem g tot-Wert des die gesamte solare Sonnenstrahlung als Gesamtsystems liegen. g = 60 % Grundlage genommen werden. Für die Bewertung sind die solare Trans- Bild 1: Gesamtenergiedurchlass mission, Reflexion und Absorption wichtig. Entscheidend für den sommerlichen Wärmeschutz sind drei Begriffe: Transmission Reflexion Absorption Strahlungstransmissionsgrad Strahlungsreflexionsgrad Strahlungsabsorptionsgrad Transmission - e Reflexion - e Absorption - e Wie viel Solarstrahlung tritt durch ein Bau- Wie viel Strahlung wird durch ein Bauteil Wie viel Strahlung wird aufgenommen und teil hindurch. 0 bis 100 % oder 0 bis 1. zurückgeworfen. 0 bis 100 % oder 0 bis 1. erwärmt das Bauteil. 0 bis 100 % oder 0 bis 1. Bild 2: Sommerlicher Wärmeschutz 4
BF-Merkblatt 011 /2012 – Änderungsindex 1 – Februar 2020 3.1.3 Abminderungsfaktor FC Beispiel: In DIN 4108-2 finden sich in Tabelle 8 Der FC-Wert gibt das Verhältnis zwischen 2-fach Wärmedämmglas: FC-Werte für zwischenliegende Systeme dem Gesamtenergiedurchlassgrad eines g-Wert Verglasung = 0,60 von 0,65 bis 0,90 je nach Farbe und MIG mit und ohne Sonnenschutz an. Der FC-Wert* gemäß DIN 4108-2 = 0,8 Transparenz. Diese Werte liegen extrem auf Abminderungsfaktor FC kann zwischen 0 g tot = 0,60 x 0,8 = 0,48 der sicheren Seite und sind als Maximal- (theoretisch bester Sonnenschutz) und werte zu verstehen. Unter der Fuß- 1 (kein Sonnenschutz) schwanken. Je * Alternativ kann der FC-Wert (g tot/g) note b dieser Tabelle wird die Empfehlung kleiner FC, desto wirksamer ist der Son- ermittelt werden ausgesprochen, bei zwischen den Schei- nenschutz, desto geringer der Energieein- ben liegenden Sonnenschutzvorrichtungen g tot 0,12 trag. Ein für ein MIG-IS ermittelter FC-Wert FC = = = 0,20 eine genaue Ermittlung durchzuführen, da g 0,60 variiert auf Grund des Beschichtungstyps sich erheblich günstigere Werte ergeben und dessen Position im Mehrscheiben-Iso- Beispiel: können (siehe Bild 4, 5, 6 und 7, Seite 6). lierglas. Für die Berechnung/Abschätzung 3-fach Wärmedämmglas: des g tot-Wertes müssen FC-Werte nach g-Wert Verglasung 0,60 DIN 4108-2 verwendet werden. g tot-Wert 0,08 g tot 0,08 FC = = = 0,13 g 0,60 Bild 3: Diagramm „Höhenwinkel“ 5
Richtlinie: Integrierte, bewegliche Systeme im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG-IS) 3.1.4 Wirksamkeit von MIG-IS Die Wirksamkeit des Sonnenschutzes hängt 4.0 Produkteigenschaften Der große Vorteil von beweglichen Son- in diesem Beispiel von der gewählten Lamel- von MIG-IS nenschutzsystemen ist, es den solaren lenstellung ab, also vom entsprechenden Energieeintrag und den Tageslichtanteil zu Nutzerverhalten (Bild 4 und 5). 4.1 Glasaufbau beeinflussen. Unter gebrauchsüblichen Einsatz-Bedin- Kontrollierte Tageslichtlenkung verringert Zum Anderen verändern sich die Werte gungen muss gesichert sein, dass der den Einsatz von Kunstlicht. Für die Praxis mit dem Lauf der Sonne und dem damit Behang ungehindert gehoben und gesenkt ergibt sich deshalb eine komplexere Be- verbundenen Strahlungseinfallwinkel bzw. der Behang in jeder gewünschten trachtung: (Bild 6 und 7). Position gewendet werden kann. Eine Berührung zwischen Sonnenschutz- system und den Scheiben der Isolier- glaseinheit kann nicht in jedem Fall ausgeschlossen werden. Durch geeignete Beispiel: g tot = 0,36 Beispiel: g tot = 0,12 Maßnahmen z. B. Glasdimensionierung, bei horizontaler Lamellenstellung bei geschlossener Lamelle Steuerung usw. ist eine Beschädigung des Sonnenschutzsystems auszuschließen. Bei Einsatz von beschichteten Gläsern sind dessen produktspezifischen Eigen- schaften zu beachten, damit in der Kombination mit der Systemeinheit eine optimale Wirkung erreicht werden kann. 4.2 Statik Grundlage aller Glasdickenberechnungen ist die DIN 18008 Teile 1 + 2. In dieser werden u. a. Glasarten, Rechenverfahren Bild 4 Bild 5 und zulässige Durchbiegungen für die ver- schiedenen Anwendungsfälle vorgegeben. Aufgrund der besonderen bauphysikali- schen Gegebenheiten von Isolierglas mit Beispiel: g tot = 0,33 bei 0° Sonnenwinkel Beispiel: g tot = 0,08 bei 60° Sonnenwinkel Einbauten im Scheibenzwischenraum sind Lamelle silber; Winkel 45° Lamelle silber; Winkel 45° zusätzliche Einflussgrößen zu den Klimalas- ten zu berücksichtigen, die systembedingte Durchbiegungsbegrenzungen erfordern. Unter bestimmten Lastfällen verformen sich die Scheiben nach innen und/oder außen, was die Funktion der beweglichen Elemente beeinträchtigen kann. Bild 6 Bild 7 6
BF-Merkblatt 011 /2012 – Änderungsindex 1 – Februar 2020 Unterdruck Überdruck Wind- Wind- druck sog Bild 8: Auswirkung von Klimalasten und Windlasten bei 2-fach und 3-fach MIG Auswirkung von Klima- und Windlasten davon unberührt. Zu berücksichtigen ist durch eine entsprechende Bemessung Die Klimalast entsteht durch Druckdifferen- auch vertikaler oder horizontaler Einbau. (siehe DIN EN 1279-1 6.1 Dauerhaftigkeit zen zwischen dem SZR und der umgeben- Durch die Erwärmung der Sonnenschutz- von Mehrscheiben-Isoliergläsern) anzupas- den Atmosphäre. systeme können zusätzliche Klimalasten sen. Das Glasfalzsystem ist auf die daraus Zu beachtende Einflussfaktoren für die entstehen. Bei der Glasbemessung ist resultierenden Randverbundabmessungen Klimalasten sind beispielsweise: die erhöhte Temperaturdifferenz nach DIN abzustimmen. n Luftdruck 18008 - 1, Tabelle 4 für das System zu n Temperatur berücksichtigen. Das Merkblatt des BF bietet weiterfüh- n Scheibenformat rende Informationen zu MIG-IS n Isolierglasaufbau 4.3 Randverbund Ausführung n BF-Merkblatt 007/2010 Das Randverbundsystem des MIG muss „Richtlinie zur Beurteilung der visuellen Welche Grenzwerte der Scheibendurchbie- DIN EN 1279 Teil 1–6 Glas im Bauwesen – Qualität für Systeme im Mehrscheiben- gung, Lasten und Überlagerungen für die Mehrscheiben-Isolierglas entsprechen. Isolierglas“ Funktionsfähigkeit des eingebauten Sys- Kommt es durch Klimalasten zu Be- tems zugrunde gelegt werden, ist bei der lastungen, die im System zu höheren Glasbemessung festzulegen. Die baurecht- Beanspruchungen führen, sind die auf den lichen Vorgaben der DIN 18008 bleiben Randverbund wirkende Zugbeanspruchung Einscheibensicherheitsglas Wärmedämmbeschichtung Sonnenschutzsystem Gasfüllung Bild 9: Aufbau eines MIG-IS 7
Richtlinie: Integrierte, bewegliche Systeme im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG-IS) Beispielhafte herstellerunabhängige Funktionswerte System Jalousie Plissee Rollo Größe/Fläche * Min. Breite 400 400 400 400 350 350 350 350 Min. Höhe 400 400 400 400 400 400 400 400 Max. Fläche 4,5 m2 4,5 m2 4,5 m2 4,5 m2 2,4 m2 2,4 m2 2,4 m2 2,4 m2 Max. Breite 2500 2500 2500 2500 1300 1300 1300 1300 Max. Höhe 3000 3000 3000 3000 3000 3000 2700 2700 Funktionen ** Heben / Senken n n n n n n n n Drehen / Wenden n n Technische Eigenschaften Ug-Wert nach EN 673, in W/m2K 1,2 0,7 1,2 0,7 1,1 0,6 1,2 **** 0,7 **** n Wärmedämmschicht 0,03 Sonnenschutz oben g-WertGlas nach EN 410 0,60 0,50 0,60 0,50 0,60 0,50 0,55 0,47 n Wärmedämmschicht 0,03 Sonnenschutz oben gtot-Wert *** nach EN 52022-3, Jalousie ge- 0,12 - 0,08 0,08 - 0,06 schlossen, Lamellenfarbe silber, abhängig vom Sonnenhöhenwinkel gtot-Wert *** nach EN 13363-2 0,12 - 0,03 0,11 - 0,03 0,12 - 0,03 0,11 - 0,03 Folie geschlossen, abhängig vom Folientyp gtot-Wert *** nach EN 13363-2 0,12 - 0,07 0,09 - 0,07 Plissee geschlossen abhängig vom Plisseestoff * Die produktspezifischen Minimal- und Maximalabmessungen sind projekt- und herstellerbezogen abzustimmen ** In Abhängigkeit von Größe und Seitenverhältnis können sich systembedingte Einschränkungen in der Funktion ergeben *** In Abhängigkeit des verwendeten Materials können sich systembedingte Abweichungen in den Werten ergeben **** Werte sind abhängig vom Neigungswinkel Alle Werte und Eigenschaften vom MIG-IS sind herstellerbezogen anzugeben Tabelle 1: Funktionswerte
BF-Merkblatt 011 /2012 – Änderungsindex 1 – Februar 2020 5.0 Verglasung von MIG-IS 5.4 Kabelverlegung im Rahmensystem 6.0 Lagerung, Transport, Kabel werden vorzugsweise im nicht Einbau, Prüfung sichtbaren Bereich von Glasfälzen verlegt 5.1 Forderungen und werden über die Tragkonstruktionen 6.1 Lagerung und Transport Bei Verglasungen ist das BF-Merkblatt 022 (Pfosten-Riegel) an die Elektroinstallatio- Lagerung und Transport (vertikal und hori- „Verglasungsrichtlinie“ zu beachten. nen im Gebäude weitergeführt. Bohrungen zontal) sind systembezogen und nach den und Öffnungen in den Rahmensystemen Vorgaben des Herstellers durchzuführen. Diese und abweichende Verglasungssys- und Durchdringung von Dichtebenen Grundsätzlich darf der Behang nur in der teme, z. B. Structural Glazing, geklebte dürfen die Eigenschaften des Fenster- und vom Hersteller vorgegebenen Transport- Fenstersysteme, Ganzglasecken und Glas- Fassadensystems nicht beeinträchtigen position bewegt werden. Siehe auch stöße usw. sind mit dem Systemhersteller und sind nur in Abstimmung mit dem Fens- BF-Merkblatt 002/2008 „Richtlinie zum abzustimmen. Die Entscheidung über die ter-/Fassadenhersteller festzulegen. Umgang mit Mehscheiben-Isolierglas“. Wirksamkeit und Eignung der gewählten Konstruktion kann nur durch den Planer/ Sämtliche Durchbohrungen, Aussparungen, 6.2 Einbau und Prüfung den ausführenden Fenster- und Fassaden- Kanten, Ecken, usw., durch oder über die Die Isolierglaseinheiten mit MIG-IS sind in hersteller beurteilt werden, da diese die Kabel verlegt werden, müssen so gestaltet der Regel funktionsgerecht einzubauen. Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems sein, dass eine Kabelverletzung bei Mon- Nach der Montage in Flügel- oder Festver- Glas (MIG-IS) und Konstruktion sicher- tage und Nutzung ausgeschlossen ist. Es glasungen ist nach dem Einstellen und Aus- stellen müssen. sind geeignete Kabeldurchführungen einzu- richten der Isolierglaseinheit eine system- setzen. Es ist darauf zu achten, dass keine bezogene Funktionsprüfung durchzuführen. 5.2 Glasfalzausbildung Zuglasten in die Kabel eingebracht werden. Beschädigungen und Veränderungen der Bei der Bemessung des Glasfalzes ist zu Kabel sind mittels Verlängerungskabel und Kabel, Kabelanschlüsse und -verbindungen berücksichtigen, dass sich die Gesamt- Stecker- oder Quetschverbindung fachge- sowie sonstigen Systemkomponenten, die glasdicke und die Randverbundhöhe von recht zu verbinden. Die Verbindung ist vor sich am oder außerhalb des Isolierglasele- üblichen Glassystemen unterscheidet. Feuchtigkeit zu schützen. mentes befinden, sind nicht zulässig. Diese Elemente sind bei Lagerung, Transport und 5.3 Klotzung Die Kompatibilität der verwendeten Bauteile Einbau fachgerecht zu schützen. Jedes MIG- Generell ist auf eine Verklotzung zum lot- (Stecker, Kabel, Steuerelemente, Antriebe, IS ist im Zuge der Bauabwicklung gegebe- rechten Einbau der Verglasung auszufüh- usw.) ist zu prüfen und gegebenenfalls nenfalls mehrfach auf seine Funktion hin zu ren. Bei bestimmten MIG-IS ist im Glasfalz durch den Systemgeber zu bestätigen. überprüfen. Die Vorgaben des Herstellers Raum für Kabelführung oder systemspezi- sind zu beachten. Dies schließt neben einer fische Komponenten vorzusehen. Dennoch Die Anordnung der Fensterkontakte und Überprüfung der Elemente an sich auch die muss eine funktionsfähige und regelkonfor- -übergänge sind z. B. bei Dreh- bzw. herstellerspezifische Funktionsprüfung des me Klotzung des Glaselementes sicherge- Dreh-Kipp-Elementen vorzugsweise band- MIG-IS ein. stellt werden. (siehe auch BIV TR 3) seitig vorzunehmen. Die MIG-IS sollten so angesteuert werden, dass bei Öffnungs- 6.3 Inbetriebnahme und Schließvorgängen sowie im gekippten Eine Prüfung und Inbetriebnahme von be- Zustand, das Verfahren der Behänge weglichen MIG-IS ist unter den Randbedin- verhindert wird. gungen einer gebrauchsüblichen Nutzung durchzuführen. Dem Endkunden sind systembedingte Bedienerhinweise zu über- geben. Dem Endnutzer sind „Nutzungs- und Gerbrauchshinweise“ zu übergeben. 9
Richtlinie: Integrierte, bewegliche Systeme im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG-IS) 7.0 Grundsätzliche Abfahrten sowie Lamellenwinkeleinstel- 7.2 Komponenten Bedienmöglichkeiten und lung), die Nutzungsdauer der komplexen 1. Netzteil (Trafo) mit einer Ausgangs- Steuerungskonzepte mechanischen und elektrischen Kompo- niederspannung (i.d.R. 24 Volt DC) nenten. Eine von der gebrauchsüblichen 2. Steuergerät, durch dessen Auslegung 7.1 Bedienmöglichkeiten Nutzung stark abweichende Handhabung die Funktionen der Steuerung bestimmt Die Bewegung der Lamellen ermöglicht kann bei jeder Art von Sonnenschutzsys- werden einen raschen Wechsel von Verschattung tem zu erhöhtem Verschleiß an Antrieb 3. MIG-IS bei geneigter Lamellenstellung bis zur und Material und somit zu verkürzter völligen Raumerhellung bei horizontaler Lebensdauer führen. Das System besteht mindestens aus Netz- Lamellenstellung. Es gibt zahlreiche teil, Bedienelement und MIG-IS Möglichkeiten für die Ansteuerung des Art und Umfang der Steuerbefehle sind 1. Das Netzteil regelt aus dem Spannungs- Jalousiesystems, die im Wesentlichen bereits in der Planungsphase mit netz des Gebäudes (230 Volt AC) auf zwei Kategorien zurückgeführt werden Systemherstellern abzustimmen. auf die erforderliche Gleichspannung können: elektrisch und manuell. Durch einfache Bedienung zum Beispiel 24 Volt DC. Die genaue Auslegung, in über Taster kann der Raumnutzer direkt Bezug auf Leistung und Größe der Netz- Die manuelle Betätigung erfolgt über Einfluss auf die Funktionalität des Sys- teile, ist abhängig von Leistung und Schnur, Stab, Kette, Kurbel usw. Die tems nehmen. Zusätzlich oder alternativ Größe der eingesetzten MIG-IS. elektrische Betätigung kann z. B. über kann über eine Gebäudeautomation die 2. a) Einfachste Bedienung per Taster folgende Varianten erfolgen: Einzel- oder Funktionseinstellung des Behanges/der b) Bedienung per übergeordneter, Gruppensteuerungen, Infrarot-Fernsteue- Folie (MIG-IS) erfolgen. automatischer Steuerung rungen, Temperatur- oder Sonnenwächter, Je nach Planungskonzept kann die Steu- c) Einbindung in ein Gebäudeleit- Zeitschaltuhren und BUS-Systeme. Unter- erung der MIG-IS aus Einzel-, Gruppen- system (GLT) in Verbindung mit Licht, schiedlichste Schaltungen und Kombinati- oder einer Zentralsteuerung bestehen. Klimatisierung, Lüftung oder Anbindung onen sind möglich. Steuerungsmöglichkeiten können manuell an „smart home“ Systeme. nach Zeit, Klima, Sonne, Temperatur, usw. 3. Je nach System z. B. Rollo, Jalousie, Grundsätzlich beeinflusst das Bediener- durch ein BUS-Steuerung z. B. KNX/Smart Screen. verhalten, insbesondere die Häufigkeit Home erfolgen. und Intervalle der Steuerbefehle (Auf- und Beispiel einer Gebäudeautomation Glasbruchmelder Leuchte Temperatursensor Helligkeitssensor °C Bus-System mit GLT (Gebäude- leittechnik) Taster Heizung / Klima Alarmanlage Türkontakt Bild 10: Gebäudeautomation 10
BF-Merkblatt 011 /2012 – Änderungsindex 1 – Februar 2020 Schematische Darstellung Grundanschluss 230 V A B C AC 1 2 3 A: 230 V Zuleitung 1: Netzteil / Transformator B: 24 V Gleichstromzuleitung 2: Steuergerät C: Geschaltete Leitung zum MIG-IS 3: MIG-IS Bild 11: Darstellung Grundanschluss 7.3 Schnittstellen 7.4 Abnahme und Funktionskontrolle Die Übergänge (Schnittstellen) zum Die Funktionsfähigkeit ist in den einzelnen Anschluss an das hauseigene Steue- Verarbeitungsschritten zu kontrollieren rungssystem sind nach projektbezogenen und zu protokollieren. Funktionskontrollen Anforderungen festzulegen. Die Planung (Abnahmeprotokoll o. ä.) haben nach Mon- der Übergabepunkte muss durch ein LV tage in die Rahmenkonstruktion sowohl an festgelegt werden. Die Schnittstellen sollten der MIG-IS Einheit als auch an den Schnitt- vorzugsweise raumseitig, montagefreund- stellen zum Elektrogewerk zu erfolgen. lich, leicht zugänglich und z. B. in den folgenden Bereichen angeordnet sein: Die einzelnen Funktionskontrollen sind zu n Brüstungskanal protokollieren. Die baurechtlichen Bestim- n Abgehängte Decken mungen zur Bauabnahme (z. B. VOB, BGB) n Hohlraumboden sind zu beachten. n Unterputz-/Aufputzdosen Für eine Funktionsprüfung mit visueller Regelwerke Kontrolle ist eine Schnittstelle in unmit- Die Gebrauchstauglichkeit von MIG-IS ist telbarer Nähe des Verglasungselements nach den normativen Vorgaben und An- erforderlich. forderungen sowie der Prüfrichtlinie VE 07 (aktuelle Fassung) des ift-Rosenheim nach- gewiesen. 11
BF-Merkblatt 011 /2012 – Änderungsindex 1 – Februar 2020 Dieses Merkblatt wurde erarbeitet von: Arbeitskreis ‘Systeme im SZR’ beim Bundesverband Flachglas e.V. · Mülheimer Straße 1 · D-53840 Troisdorf © Bundesverband Flachglas e. V. Einem Nachdruck wird nach Rückfrage gerne zugestimmt. Ohne ausdrückliche Genehmigung ist es jedoch nicht gestattet, die Ausarbeitung oder Teile hieraus nachzudrucken oder zu vervielfältigen. Irgendwelche Ansprüche können aus der Veröffentlichung nicht abgeleitet werden. Bundesverband Flachglas e.V. Mülheimer Straße 1 www.bundesverband-flachglas.de 53840 Troisdorf 12
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