Rund um den Beruf Telematikinfrastruktur und elektronische Patientenakte - Dr. Andreas Meißner
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Rund um den Beruf Telematikinfrastruktur und elektronische Patientenakte Zentrale Datenspeicherung von Patientendaten unsicher Während bis zum 31. März 2019 die Telematikinfrastruktur bestellt sein muss, um Honorarabzug zu vermeiden, geht die elektronische Patientenakte in Vorbereitung. Ein kürzlich von einem IT-Spezialisten gehaltener Vortrag zu diesem Thema wirft viele Fragen auf. B is Ende März 2019 sollen Ärzte und Psychotherapeuten die Soft- und Hardware für die Installation der Tele- ße Skepsis stößt, wirft der Vortrag eines IT-Spezialisten Ende Dezember 2018 viele Fragen zur Sicherheit schon verfüg- vor auch eine Umfrage von MEDI erge- ben. Die Kassenärztliche Bundesvereini- gung war im Oktober noch davon aus- matikinfrastruktur (TI) bestellt haben, barer elektronischer Gesundheitsakten gegangen, dass bis zum Jahresende sonst droht ab dem 1. Juli 2019 der im auf. Ende November waren laut einer maximal ein Drittel der rund 150.000 eHealth-Gesetz verankerte und nun im Umfrage des Bayerischen Facharztver- Arzt-, Zahnarzt- und Psychotherapeu- Plegestärkungsgesetz terminlich neu ge- bands 79 % der 826 Praxen, die geant- tenpraxen an die TI angeschlossen sein regelte Honorarabzug von 1 %. Zudem wortet hatten, noch nicht an der Telema- würden. Über die Hälfte der Praxen sollen im jetzt vom Gesetzgeber berate- tikinfrastruktur angeschlossen [1]. scheint also noch zu zögern oder die TI nen Terminservice- und Versorgungsge- ganz abzulehnen. setz (TSVG) die gesetzlichen Kranken- Weiter Widerstand gegen TI Die Initiative „Freiheit für 1 %“, die kassen dazu verpflichtet werden, spätes- 18 % wollten demnach die Installation sich gegen den Zwang zur Installation tens zum 1. Januar 2021 eine elektroni- komplett verweigern, 55 % noch abwar- der TI ausspricht, konnte Ende Novem- sche Patientenakte anzubieten, die dann ten. 45 % der bereits angeschlossenen ber in Berlin 1.000 Unterschriften von auch ohne Gesundheitskarte nutzbar Praxen berichteten von Problemen mit Ärzten und Psychotherapeuten an Ge- wäre. Während die TI weiterhin auf gro- dem System. Ähnliche Quoten hatte zu- sundheitsminister Jens Spahn überge- Angesichts zahlreicher Datenschutz- skandale und Cyberangriffe ist vielen Kolle- gen weiterhin die zentrale Datenspeiche- rung auf Servern der gematik nicht ©© Coloures-pic / Fotolia geheuer. NeuroTransmitter 2019; 30 (3) 17
Rund um den Beruf Telematikinfrastruktur und elektronische Patientenakte ben. Insbesondere viele Psychiater, Psy- von 17 untersuchten Staaten gelandet Spahn hatte zeitgleich auf einer Podi- chotherapeuten und Kinderärzte sind war. Die Aussagekraft der Studie relati- umsdiskussion in Düsseldorf gar damit weiterhin sehr skeptisch, was den Um- viert sich allerdings alleine schon da- gedroht, dass derjenige im Jahr 2025 gang mit den sensiblen Patientendaten durch, dass die Bertelsmann-Tochter Ar- nicht mehr dabei sein werde, der wolle, angeht. Aber auch andere Fachgruppen vato die Server bei der gematik stellt. dass alles noch so sei wie in 2009 [7]. Sein beteiligen sich am Widerstand gegen die Übersehen hat Bär bei ihrer Äußerung Ziel ist demnach sogar, dass künftig al- TI. So wurde eine von der IG Med zum offenbar überdies, dass Datenschutz les biometrisch laufe, „weil wir schon Jahreswechsel initiierte Online-Petition spätestens seit Wirksamwerden der Da- jetzt zu viele Karten mit uns rumschlep- innerhalb weniger Wochen von über tenschutzgrundverordnung europaweit pen“. Diese und ähnliche Zukunftsvisi- 16.000 Praxisinhabern und Patienten un- geregelt ist und Deutschland hier keine onen gilt es im Blick zu behalten, wenn terstützt. Auch die Freie Ärzteschaft Ausnahme darstellt. Die Diskussion nun im TSVG die Krankenkassen zum lehnt die TI weiterhin ab. über Datenschutz mag hierzulande aus- Angebot einer elektronischen Patien geprägter sein, was angesichts zahlrei- tenakte spätestens ab 2021 verpflichtet Fragwürdiger Umgang mit Daten cher Datenschutzskandale in der Ver- werden. In etlichen bisher schon ver Gerade angesichts zahlreicher Daten- gangenheit jedoch nicht übertrieben er- fügbaren Gesundheitsapps bestehen je- schutzskandale und Cyberangriffe ist scheint. doch deutliche Sicherheitslücken, wes- vielen Kollegen weiterhin die zentrale Tino Sorge wiederum, Mitglied des halb ausführlicher darauf einzugehen Datenspeicherung auf Servern der ge Bundestags und Berichterstatter der ist, auch wenn es vielleicht nur Anfangs- matik nicht geheuer. So waren Mitte No- CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Digi- fehler sein mögen. vember Hunderte Computer am Kreis- talisierung und Gesundheitswirtschaft krankenhaus Fürstenfeldbruck in Ober- (also nicht im Gesundheitswesen!), hat Sicherheitslücken bei „Vivy“ und bayern über zwei Wochen durch einen am 10. Dezember 2018 gar ein Positions- anderen Gesundheitsapps Trojaner lahmgelegt, was zur Umleitung papier vorgelegt, unter dem Titel „Da- Die versprochene Verwaltung der eige- etlicher Notfallpatienten in andere Häu- tenspender könnten die Organspender nen Krankheitsdaten über Tablet und ser und zu vermehrter schriftlicher Hand- des 21. Jahrhunderts werden“ [5]. Er Smartphone erscheint fortschrittlich arbeit führte [2]. schlug ein „digitales Testament“ sowie und modern, wenngleich bisher Patien- Am 4. Januar 2019 wurden Telefon- einen „Datenspendeausweis“ vor, beides ten wohl nur in seltenen Fällen nach die- nummern, Chatverläufe, Kontoverbin- dann bei den Krankenkassen hinterlegt, ser Möglichkeit nachfragen. Sechs Wo- dungen und andere Daten von über 100 um wissenschaftliche Forschung zu ver- chen, nachdem im Herbst die Gesund- Prominenten und Politikern publik. bessern. Ebenso möchte er den Kran- heitsapp „Vivy“ mit genau diesen Mög- Dies veranlasste Wolfgang Krombholz, kenkassen weitergehende Zugriffsrechte lichkeiten von mehreren Krankenkassen Vorsitzender der Kassenärztlichen Ver- auf Versichertendaten einräumen: „Da- insgesamt 13,5 Millionen Versicherten einigung Bayerns (KVB), sich noch am rum sollte Krankenkassen die zusam- angeboten worden war, wurde bereits selben Tag mit einem offenen Brief an mengeführte Auswertung bislang ge- über Sicherheitslücken berichtet [8]. Gesundheitsminister Jens Spahn zu trennter Routinedaten in Zukunft er- Martin Tschirsich von der schweize- wenden. „Was hier mit den Daten ausge- laubt werden. Zudem sollten die bisher risch-deutschen IT-Sicherheitsfirma wählter, im Licht der Öffentlichkeit ste- zu kurzen Datenlöschfristen mindestens Modzero führte diese in einem Vortrag hender Personen passiert ist, könnte auf die volle Lebenszeit des Versicherten beim Chaos-Computer-Club am 27. De- auch mit den intimen Gesundheitsinfor- ausgeweitet werden.“ zember 2018 näher aus [9]. Über einen mationen unserer Patientinnen und Pa- Passend dazu meinte Gesundheitsmi- einfach zu hackenden Zugangslink zur tienten geschehen“, so Krombholz [3]. nister Jens Spahn auf der KBV-Dialog- Vivy-Daten-Cloud ließen sich demnach Nicht einmal zwei Tage vorher jedoch veranstaltung im Januar, dass es nicht Metadaten des Patienten wie Name und hatte die Digitalisierungsbeauftragte der darum gehe, dass der Patient zuallererst Adresse sowie auch Name und Speziali- Bundesregierung, Dorothee Bär (CSU), seine Patientenakte steuere. Bisher aller- täten des behandelnden Arztes rekons Abstriche beim Datenschutz gefordert, dings hatte die Forderung etwa des Spit- truieren. Die Einsicht in die Dokumente um die Digitalisierung im Gesundheits- zenverbandes der Gesetzlichen Kran- an sich, also die eigentlichen Daten, war wesen voranzutreiben. Deutschland hät- kenkassen gelautet, der Patient solle wiederum nur über eine vierstellige PIN te demnach mit „die strengsten Daten- Herr seiner Daten sein. Der SPD-Ge- möglich, was aber ebenso kein großes schutzgesetze weltweit“, was Entwick- sundheitsexperte Karl Lauterbach hatte Hindernis darstellt. Sicherungen beim lungen im Gesundheitswesen blockiere. zuvor bereits vorgeschlagen, dass Patien- Austausch von Dokumenten zwischen Deshalb, so Bär, müsste man „an der ei- ten, die ihre Daten freigäben oder auch Versicherten oder dem Versicherten und nen oder anderen Stelle abrüsten, einige ihre Suchverläufe im Internet, dann An- dem Arzt waren ferner überwindbar. Ins- Regeln streichen oder lockern“ [4]. gebote von Krankenkassen oder Dritt gesamt hätten sich über 15 Befunde ho- Verwiesen wurde dabei auch auf eine anbietern bekommen könnten, zum Bei- her Unsicherheit gezeigt. Studie der Bertelsmann-Stiftung, wo- spiel zu möglichen Betreuungsange Vor Veröffentlichung des technischen nach Deutschland bei der Digitalisie- boten, Zusatzuntersuchungen, Hilfsmit- Berichts fanden Gespräche mit den Ver- rung des Gesundheitswesens auf Platz 16 teln und Medikamenten [6]. antwortlichen von Vivy statt. Dennoch 18 NeuroTransmitter 2019; 30 (3)
Telematikinfrastruktur und elektronische Patientenakte Rund um den Beruf wurde dann von Vivy der Öffentlichkeit konnte Tschirsich etliche Sicherheits die Daten dann eben langfristig in der mitgeteilt, dass ein reales Risiko für die lücken finden. So stellte beispielsweise Welt und auch langfristig von Wert sei- Sicherheit der Gesundheitsakten der eine sechsstellige PIN für den Zugang zu en. Zugleich seien gesellschaftlich rele- Nutzer zu keinem Zeitpunkt bestanden Dokumenten kein großes Hindernis dar. vante Folgen möglich, wie etwa Einrei- hätte. Tschirsich berichtete weiter, dass severbote von Ländern für HIV-Infizier Vivy – im Übrigen zu 70 % im Besitz der Datensicherheit ein te. Er erinnerte dabei an die zukünftig Allianz-Versicherung – zudem allen On- Wettbewerbsnachteil? vielleicht gegebene Möglichkeit, se- line-Berichterstattern die Veröffentli- Das Fazit des Vortrages von Tschirsich, quenzierte Genom-Daten auf Apps zu chung falscher Meldungen vorgeworfen, dass es vollständige Sicherheit nicht ge- speichern. Ein Problem sei des Weite- dafür auch in zahlreichen Redaktionen ben kann, ist so banal wie folgenreich. In ren, dass keine kontinuierlich sicheren angerufen und eine Rücknahme der Be- den USA waren von 2014 bis 2017 jähr- Datenspeicher existieren würden. Zur richte gefordert hätte, was von anderer lich rund 30 Millionen Patientenakten Frage, was Ärzten zum Datenaustausch Seite wiederum aufgedeckt worden sei. von Cyberangriffen betroffen, in Norwe- denn sonst für die nächsten zehn Jahre Einige Fehler seien mittlerweile beho- gen drei Millionen Patientenakten allein angeboten werden könne, empfahl ben, dennoch bestünden weiter angreif- im Jahr 2018. In Dänemark wiederum, Tschirsich ein möglichst dezentrales bare Zugangsmöglichkeiten zu Gesund- so Tschirsich weiter, seien 2016 verse- Vorgehen, nicht über zentrale Daten- heitsdokumenten. Wie Tschirsich beton- hentlich zwei CD mit fast allen medizi- speicher wie aktuell vorgesehen. Dafür te, ist Vivy offenbar ein Testballon der nischen Daten der Bevölkerung bei der könne er nichts empfehlen. Das nüchter- Krankenkassen für die Akzeptanz der chinesischen Visumsstelle in Kopenha- ne Fazit eines IT-Spezialisten: „ausdru- elektronischen Patientenakte, die nun gen gelandet. Strengere Prüfungen, Nor- cken und mitnehmen“. bis spätestens 2021 von den Krankenkas- men und Zertifikate, wie sie daher zu sen angeboten werden soll, ebenso über fordern wären, hätten bei den genannten Drohung für die Zukunft die TI läuft, und daher von den Ärzten Apps das Problem nicht beheben kön- Die elektronische Gesundheitsakte, ab- genutzt werden muss. Allerdings wür- nen. So habe Vivy etwa vor Veröffentli- seits der Gesundheitskarte, wird also den auch Konkurrenzangebote etliche chung der Lücken ein Datenschutzgut- kommen. In einem Zeitungsbeitrag wur- Sicherheitsmängel aufweisen. So erfüllt achten mit Gütesiegel bekommen sowie de sie bereits angemahnt: „Wer sich der das seit 2011 existierende „vitabook-Ge- eine Sicherheitsprüfung mit TÜV-Zerti- elektronischen Gesundheitsakte bei er- sundheitskonto“ von Microsoft auch fikat, was sich als wenig hilfreich erwie- folgreicher Implementierung trotz jegli- 2018 nicht das Versprechen von „Daten- sen habe. Und hätten er und sein Vorge- cher Sicherheitsvorkehrungen verwei- sicherheit, Datenschutz und Compliance setzter die Mängel bei Vivy nicht veröf- gert, sollte zwar zunächst keinen spür- auf höchstem Niveau“. Bei einer wieder- fentlicht, hätte niemand etwas davon er- baren Qualitätsverlust der Behandlung um von einem Hausarzt erstellten Lö- fahren, denn eine Meldepflicht an per se erleiden, käme aber auch nicht in sung unter www.meinarztdirekt.de ließ Aufsichtsbehörden bestehe nicht. den Genuss eines schnelleren und be- sich eine Rechnung zwar nicht öffnen, Sicherheit sei ein Wettbewerbsnach- quemeren Behandlungsablaufs. Länger- aber drucken, was somit ebenso den Zu- teil, so Tschirsich weiter. Die Patienten- fristig muss man allerdings damit rech- gang zum Dokument ermöglichte. akte, deren Spezifikationen jetzt von der nen, dass mangelndes Vertrauen mit Die „TeleClinic“, angeboten von doc- gematik erstellt würden, sei zwar viel- Einbußen in der Behandlungsqualität direct, verspricht zwar über ein vierstu- leicht sicher. Dies sei aber für Anbieter vergolten wird“ [10]. Mit Blick auf diese figes Sicherheitssystem „die höchste Da- nicht relevant. Denn diese könnten ge- Zwangsdigitalisierung lohnt sich auch tensicherheit Deutschlands“, so Tschir- nauso gut eine Gesundheitsakte anbie- weiterhin eine kritische Bewertung der sich, dennoch ließ sich hier von außen re- ten, die diese Normen umgehen würde gegenwärtigen Allheilserwartungen an lativ einfach ein Passwort ändern und und zudem wohl mehr nachgefragt wer- Internet und Elektronik. somit ein Zugang ermöglichen. Bei „TK- de, da sie für Patienten über Smartpho- Safe“ wiederum, angeboten von der ne einfacher nutzbar sei als eine Patien- Techniker Krankenversicherung und tenakte mit Zugang über die elektroni- noch in der Beta-Phase, bestehe zwar sche Gesundheitsakte. Fazit: „Die sicher AUTOR richtigerweise eine End-zu-End-Ver- spezifizierte Akte wird niemand nutzen“. schlüsselung. Um aber noch Zugang zu Die gematik wird daher bis Ende März Dr. med. Andreas den Daten nach einem etwaigen Verlust Spezifikationen für eine Nutzung der Meißner des Handys und damit des Sicherheits- elektronischen Patientenakte ohne die schlüssels zu haben, werde man aufgefor- Versicherungskarte erstellen. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie dert, diesen zu exportieren und als QR- Ein grundlegendes Problem sei weiter, Tegernseer Land- Code in der Galerie zu speichern. Diese dass Gesundheitsdaten nicht mit Bank- straße 49 wiederum ist öffentlich und beispielswei- daten gleichzusetzen seien. Es entstün- 81541 München se auch für Google zugänglich. Auch bei de nicht unbedingt ein finanzieller E-Mail: psy.meissner@ Profis, die lange im Geschäft seien, wie Schaden, aber ein langfristiger sowie ge- posteo.de etwa der CGM mit der App „CGM Life“, sellschaftlich relevanter Schaden, weil NeuroTransmitter 2019; 30 (3) 19
Rund um den Beruf Literatur 1. Schneider K. Umfrage des BFAV. 79 Prozent haben noch keinen TI-Anschluss. Auf www. aend.de, 20.11.2018. 2. k.A. Klinik schränkt nach Virusattacke Be- trieb ein. In: Süddeutsche Zeitung, 16.11.2018. 3. Knoop S. Offener Brief nach Hackerangriff. KVB-Chef fordert Spahn zu „Umkehr und Neubesinnung auf“. Auf www.aend.de, 04.01.2019. 4. Kaiser T. Elektronische Patientenakte. Doro- thee Bär will Datenschutz für Patienten lo- ckern. In: WELT online, 23.12.2018. 5. Sorge T. Positionspapier „Datenspender könnten die Organspender des 21. Jahrhun- derts werden“, auf: www.tino-sorge.de, ab- gerufen am 06.01.2019. 6. k.A. Trotz Groko-Krise: Lauterbach will jetzt erst recht durchziehen. Auf www.aend.de, 06.11.2018. 7. Schwarz T. Spahn: „2025 wird ärztliches Tun anders aussehen“. Auf www.aend.de, 01.11.2018. 8. Schwinn M., Tanriverdi H. Patientendaten in Gefahr. In: Süddeutsche Zeitung, 31.10.2018. 9. Tschirsich M. All Your Gesundheitsakten Be- long To Us. „So sicher wie beim Online-Ban- king“: Die elektronische Patientenakte kommt – für alle. Vortrag beim Chaos Com- puter Club, 27.12.2018, auf: https://media. ccc.de/v/35c3-9992-all_your_gesundheits- akten_are_belong_to_us#t=52, 10. Abuba C. Elektronische Gesundheitsakte: Angst vor Datenmissbrauch hemmt Fort- schritt im Gesundheitswesen. In: WELT on- line, 26.11.2018. NeuroTransmitter 2019; 30 (3)
Rund um den Beruf Sie fragen – wir antworten! Der Arzt als Arbeitgeber Haben Sie in Ihrer Praxis ein wenig zufriedenstellend gelöstes oder gar ungelöstes Problem, das auch in ande ren Praxen relevant sein könnte? Wir Das ändert sich in versuchen, uns kundig zu machen, und publizieren einen entsprechenden – nicht rechtsverbindlichen – Lösungs steuerlicher Hinsicht 2019 vorschlag. Eine Haftung ist ausge schlossen. Auf Wunsch sichern wir Der Gesetzgeber hat 2019 einige Änderungen bei den Arbeitgeber jedem Ratsuchenden auch Anonymität zu. Schreiben Sie mit dem Betreff leistungen beschlossen. Nicht zuletzt um als Arbeitgeber attraktiv „Praxisprobleme“ an: zu bleiben, sollten Sie erwägen, ob Ihre Angestellten von den neuen bvdn.bund@t-online.de Regelungen profitieren könnten. D er Anteil von teilzeitbeschäftigten Mitarbeiterinnen unter den medizi- nischen Fachangestellten nimmt immer günstigung gilt auch für Privatfahrten im öffentlichen Nahverkehr. Die steuer- freien Leistungen der bisherigen Job- Förderung eines Dienstfahrrades Der Arbeitgeber kann seit dem 1. Januar 2019 dem Arbeitnehmer ein betrieb weiter zu. Gleichzeitig sind Arzthelferin- Tickets werden auf die Entfernungspau- liches Fahrrad steuerfrei überlassen, so- nen auf dem Arbeitsmarkt vor allem in schale angerechnet. Es soll damit verhin- gar Elektrofahrräder sind einbezogen, Großstädten derzeit schwer zu finden. dert werden, dass eine Bevorteilung ge- sofern sie nicht schneller als 25 km/h Viele niedergelassene Kolleginnen und genüber Arbeitnehmern stattfindet, die fahren. Kollegen müssen lange suchen, bis sie diese Aufwendungen aus ihrem zu ver- eine neue Mitarbeiterin finden, die bei- steuernden Einkommen selbst bezahlen. Gesundheitsförderung spielsweise zur Vertretung während ei- Werden die gewährten Zuschüsse ledig- Bis zu 500 € jährlich sind zur Gesund- ner Schwangerschaft kommt oder das lich durch Umwandlung des ohnehin ge- heitsförderung des Arbeitnehmers als Team aufstockt. Daher bestimmen nicht schuldeten Arbeitslohns finanziert, sind Zuschuss durch den Arbeitgeber steuer- nur die „weichen“ Praxismerkmale, wie sie nicht steuerbefreit. frei, sofern sie zusätzlich zum ohnehin kooperativer Führungsstil, Möglichkeit geschuldeten Arbeitslohn bezahlt wer- zu selbstbestimmten und selbstverant- Gleitzonenregelung den. Die gewählte Gesundheitsmaßnah- wortlichen Tätigkeiten, Mitsprache bei Beschäftigte mit einem geringen Ver- me muss zertifiziert sein. Qualitätsmanagement, Dienst- und Ur- dienst sollen ab dem 1. Juli 2019 hin- Bitte fragen Sie vor der Anwendung laubszeiten, Praxisausflüge und attrakti- sichtlich ihrer Sozialbeiträge entlastet dieser Regelungen zuvor ihren Steuerbe- ve Fortbildungen die Bonität des Ar- werden. Es wird der Begriff „Übergangs- rater, denn im Einzelnen sind weitere beitsplatzes in einer Arztpraxis, sondern bereich“ geschaffen, der damit die bishe- Bedingungen und „steuerliche Feinhei- auch ökonomische Faktoren. In gefrag- rige „Gleitzonenregelung“ ablöst. Es ten“ zu beachten. ten Ballungsgebieten wird häufig über- handelt sich hierbei um Arbeitsentgelte tariflich bezahlt oder man nutzt steuer- zwischen 450,01 € und 1.300,00 € pro liche Vorteile aus. Hierzu haben wir be- Monat (zuvor waren es 450,01 € bis reits ausführlich berichtet (NeuroTrans- 850,00 €). Dies trifft in unseren Praxen mitter 2018(29)7-8:20–21). Ab 2019 hat insbesondere für Schreibkräfte, Wieder- der Gesetzgeber einige Änderungen bei einstiegskräfte nach Schwangerschaft den Arbeitgeberleistungen beschlossen, oder Kinderpause sowie Reinigungs AUTOR die Sie beachten sollten. personal zu. Zuschuss für öffentliche Neuer Mindestlohn Dr. med. Gunther Carl Verkehrsmittel Der Mindestlohn bei einem Minijob Vom Arbeitgeber gewährte Zuschüsse wurde ab dem 1. Januar 2019 von 8,84 € Stellvertretender und Sachbezüge zu den Aufwendungen auf 9,35 € pro Stunde angehoben. Am 1. Vorsitzender des BVDN ©© Scanrai_Rosenstiel / Fotolia Facharzt für Neuro der Arbeitnehmer für die Nutzung Januar 2020 wird sich dann der Min- logie, Psychiatrie öffentlicher Verkehrsmittel zwischen destlohn auf 9,90 € pro Stunde erhöhen. und Psychotherapie Wohnung und erster Arbeitsstätte sind Damit wird also bei 450-Euro-Kräften Friedenstraße 7 seit dem 1. Januar 2019 steuerfrei, wenn die Verdienstgrenze rascher erreicht und 97318 Kitzingen sie zusätzlich zum geschuldeten Arbeits- die Stundenanzahl muss gegebenenfalls E-Mail: carlg@t-online.de lohn ausgezahlt werden. Diese Steuerbe- angepasst werden. 20 NeuroTransmitter 2019; 30 (3)
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