Wir über uns - Verbandsgemeinde ...

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Wir über uns
       Aktuell                                                   Informativ
     UNTERHALTEND FÜR JUNG & ALT – SENIORENBEIRAT AAR – EINRICH
                                                                Nummer 149 – 05. August 2021

Vom Spinnen und von Spinnen                            wir in letzter Zeit keine Spinnweben beseitigen
Der Artikel, der vor dem Wort Spinnen steht, be-       müssen, da nur höchst selten eine Spinne zu sehen
stimmt, ob von der Tätigkeit des Spinnens oder den     ist. Ich kenne die Ursache nicht, würde es aber sehr
Spinnentieren die Rede ist. Dabei kann es leicht zu    bedauern, wenn es den Spinnen so wie vielen In-
Verwechslungen kommen. Ein Beispiel ist das fol-       sekten erginge.
gende Sprichwort.                                      Dass das eingangs erwähnte Sprichwort überhaupt
                                                       nichts mit Spinnen zu tun hat, wurde mir irgend-
                                                       wann erklärt. Es stammt aus einer Zeit, als viele
    Spinnen am Abend, erquickend und                   Menschen noch selbst die von Schafen gewonnene
    labend, Spinnen am Morgen, bringt                  Wolle und die Fasern der Flachspflanze mit dem
          Kummer und Sorgen!                           Spinnrad zu feinen Fäden verspannen.
Ich brachte fälschlicherweise dieses bekannte          Diese Tätigkeit wird seit Jahrhunderten gepflegt,
Sprichwort mit den meist ungeliebten Spinnentie-       denn schon im Gotischen finden wir das Wort
ren in Verbindung.                                     „Spinnan“, was so viel wie „sich schnell drehend“
So wollte ich auf gar keinen Fall am Morgen einer      bedeutet. Wenn ich mich daran erinnere, wie mei-
Spinne begegnen, weil ich dann damit rechnete, im      ne Oma am Spinnrad sitzend den Faden erzeugte
Laufe des Tages würde mir irgendetwas Unange-          und die sich schnell drehende Spindel den Faden
nehmes zustoßen, während es am Abend vollkom-          aufwickelte, erklärt sich mir die Deutung.
men ungefährlich, ja sogar erquickend und labend       Die durch das Spinnen erzeugten Produkte waren
sei. Doch auch am Abend waren mir Spinnen, ob ih-      für den Lebensunterhalt unentbehrlich und wurden
res Aussehens unheimlich und ich verfolgte sie un-     von den Familien zum Eigengebrauch genutzt,
barmherzig. Nicht auszudenken so ein Tier würde        konnten aber auch zusätz-
mir nachts in den Mund krabbeln.                       liche Einnahmen bringen.
Dass die meisten Spinnen für uns Menschen voll-        In manchen Fällen waren
kommen ungefährlich, ja sogar nützlich sind, lernte    es sogar die Hauptein-
ich erst später. Beschäftigt man sich intensiver mit   nahmen, die aber meist
dieser Tierart, stellt man fest, dass sie einen wun-   gerade zum Überleben
derbaren, feingliedrigen Körperbau aufweisen und       reichten.
hauchdünne Fäden spinnen können, die sie zu Net-       Wer also schon morgens
zen verbauen, die wahren Kunstwerken ähneln.           mit dem Spinnen begin-
Wer allerdings einmal beobachtet hat, wie eine         nen musste, war in der
Spinne mit einem Insekt, was sich im Netz verfan-      Regel nicht mit Reichtum
gen hat, umgeht, stellt fest, dass die Kunstwerke      gesegnet, häufig waren
nicht zum Spaß gebaut wurden.                          Not und Armut ständige
Bei Wikipedia ist nachzulesen, dass die Spinnen zur    Hausgenossen.
Klasse der Gliederfüßler mit gut 100.000 verschie-                                  Bild: Otto Butzbach
denen Arten zählen, wozu auch durchaus gefährli-       Wer dagegen am Abend spann, tat dies in Gesell-
che Mitglieder gehören, wie zum Beispiel Skorpio-      schaft und zum Zeitvertreib. Häufig traf man sich in
ne. Die meisten in unserer Gegend vorkommenden         Spinnstuben, wo auch junge Burschen, falls der
Spinnenarten sind harmlos, ängstigen manche            Hauswirt es erlaubte, Zugang fanden. Bei Wikipedia
Menschen durch ihr Aussehen und bereiten durch         habe ich noch eine andere Deutung gefunden.
die Spinnweben in den Zimmern Ärger.                   Früher bekamen die Mägde von der Hausfrau ihr
 „Nun habe ich gestern erst alle Spinnweben besei-     Soll an zu spinnender Wolle und Flachs zugeteilt.
tigt, und schon wieder sind neue da,“ hörte ich mei-   Wer abends, wenn der ganze Hof um das Feuer in
ne Mutter manchmal ausrufen. Mein Vater beruhig-       der großen Halle zusammensaß, lieber mit den jun-
te sie mit dem schönen Spruch: „Wo Spinnen bauen       gen Kerlen schäkerte anstatt zu spinnen, musste
wohnt das Glück!“                                      am Morgen vor der eigentlichen Tagesarbeit noch
Ich habe mir das gut gemerkt, hilft er doch, vielen    sein Soll wegspinnen, sonst gab es Ärger mit der
harmlosen Situationen mit Gelassenheit zu be-          Herrin und kein Frühstück.
gegnen. Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass      Otto Butzbach
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Die drei Söhne - Leo N. Tolstoi                                Glosse: Moderne Helden oder,
Drei Frauen wollten am Brunnen Wasser holen.
Nicht weit davon saß ein alter Mann auf einer Bank             auch Männer dürfen weinen…
und hörte zu, wie die Frauen ihre Söhne lobten.          Woran erkennt man einen Mann? Ganz klar,
„Mein Sohn“, sagte die erste, „ist so geschickt, dass    am anatomischen Unterschied. Aber dann wird es
er alle anderen hinter sich lässt ...“                   schon komplizierter. Was ist heute ein echter Mann,
 „Mein Sohn“, sagte die zweite, „singt so schön wie      wie muss er denn sein? Der coole Macho oder lieber
die Nachtigall! Es gibt keinen, der eine so schöne       der softe Typ? Gar nicht so einfach zu beantworten.
Stimme hat wie er . . .“                                 Früher hieß es: „Das ist ein richtiger Kerl, oder mein
„Und warum lobst du deinen Sohn nicht?“ fragten          Gott, was für ein Mann!“ Was wollte man damit
sie die dritte, als diese schwieg. „Er hat nichts, was   ausdrücken? Oder auch: „Ein Mann weint nicht,
ich loben könnte“, entgegnete sie. „Mein Sohn ist        hart muss er sein, das macht stark!“ Usw., usw…
nur ein gewöhnlicher Knabe, er hat nichts Besonde-       In den letzten Jahrzehnten hat sich hat sich das Bild
res an sich und in sich ...“                             vom Mann drastisch verändert.
Die Frauen füllten ihre Eimer und gingen heim.           Den Prinz zu Pferd, den Ritter oder andere große
Der alte Mann aber ging langsam hinter ihnen her.        Heldengestalten finden wir nur noch in den Mär-
Die Eimer waren schwer und die abgearbeiteten            chen, in Filmen, Operetten und alten Sagen.
Hände schwach. Deshalb legten die Frauen eine            Es ist schön, dass wir uns damit noch unsere ro-
Ruhepause ein, denn der Rücken tat ihnen weh.            mantischen Vorstellungen und Träume erhalten
Da kamen ihnen drei Jungen entgegen.                     können.
Der erste stellte sich auf die Hände und schlug Rad      Die heutige Realität sieht aber anders aus: Echte
um Rad. Die Frauen riefen: „Welch ein geschickter        Helden kämpfen heute mit Computerviren,
Junge!“ Der zweite sang so herrlich wie die Nachti-      Waschmaschinen, können bügeln und kochen!
gall und die Frauen lauschten andachtsvoll mit Trä-      Statt Macho muss der Mann zum gleichberechtig-
nen in den Augen. Der dritte junge lief zu seiner        ten Lebenspartner werden, der auch in der Kinder-
Mutter, hob die Eimer auf und trug sie heim.             erziehung aktiv ist. Werdende Väter sind oft bei der
Da fragten die Frauen den alten Mann. „Was sagst         Geburt ihrer Sprösslinge dabei und überstehen die-
du zu unseren Söhnen?“ „Wo sind eure Söhne?“,            ses Ereignis ohne Ohnmachtsanfälle - (nicht alle)!
fragte der alte Mann verwundert.                         Männer erobern fast alle Domänen die bislang fest
„Ich sehe nur einen einzigen Sohn!“                      in Frauenhand waren. Es gab mal ein Lied: „Das
Aus: Gestern – heute - morgen                            bisschen Haushalt….“
                                                         Dem heutigen Mann sind die drei „K“ ein Begriff
Warum es keinen Krieg geben kann                         und vielen Männern bleibt nichts anderes übrig, als
Zwischen zwei Völkern drohte ein Krieg auszubre-         dies alles zu lernen, denn es gab noch nie so viel al-
chen. Auf beiden Seiten der Grenze belagerten sich       leinlebende und alleinerziehende Männer wie in
die Heere. Auf beiden Seiten schickten die Feld-         den letzten Jahren, denn Scheidungen nach kurzer
herrn Kundschafter aus.                                  Ehe sind heute normal geworden.
Sie sollten herausfinden, wo man am leichtesten in       Aber auch in der Partnerschaft herrscht Chancen-
das Nachbarland einfallen könnte.                        gleichheit! Die Frau erwartet ein „Allround-Talent“,
Beide Kundschafter kehrten zurück und berichteten        das ihr den roten Teppich ausrollt, sie auf Händen
ihren Feldherrn: Es gibt nur eine einzige Stelle an      trägt und ihr den Himmel auf Erden schenkt, eben
der Grenze, wo wir in das andere Land einfallen          einen „modernen Prinzen.“
können. Überall sonst sind hohe Gebirge und tiefe        Einen Mann, der sich mit dem Wäscheweichspüler
Flüsse. An dieser Stelle aber, so erzählten sie, hat     ebenso auskennt, wie bei den 30 DAX-Titeln!
ein Bauer sein Feld. Er wohnt dort in einem kleinen      Ja, halt einen „Siegertypen!“
Haus mit seiner Frau und mit seinem Kind.                Also, liebe Männer: Bitte keine Identitätskrise. Falls
Sie haben sich lieb. Sie sind glücklich. Ja, es heißt,   Sie das nicht alles schaffen, darf MANN - wie be-
sie sind die glücklichsten Menschen der Welt.            reits erwähnt - auch mal weinen!
Wenn wir über das kleine Feld ins Feindesland ein-       Beate Reiche
marschieren, zerstören wir das Glück.
Also - so sagten die Kundschafter - kann es keinen                   IM SOMMERRAUSCH!
Krieg geben.                                             Bild: Beate Reiche
Das sahen die Feldherren dann auch wohl oder
übel ein, und der Krieg fand nicht statt - wie jeder
Mensch begreifen wird.
Ernst Penzoldt - Aus: Gestern – heute - morgen

         Die Liebe, wenn sie neu,
       braust wie ein junger Wein:
         Je mehr sie alt und klar,
          je stiller wird sie sein!
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          Alt - wer oder was ist das?                 sich in den weiblichen Geschlechtsorganen gebildet
     Das Gedicht eines unbekannten Autors             haben. Beide verschmelzen miteinander.
            bringt's auf den Punkt:                   Aus der befruchteten Eizelle wächst eine neue
                                                      Farnpflanze. Eine solche Entwicklung bezeichnet
         Das ist seltsam mit dem Alter!               man als Generationenwechsel. Die Farnpflanze ist
        Wenn man zehn ist und noch Kind,              dabei die ungeschlechtliche Generation. Ihr folgt
        weiß man glasklar, dass das Alter             die geschlechtliche Generation mit dem Vorkeim,
         um die Zwanzig 'rum beginnt.                 auf dem sich die Geschlechtszellen bilden.
                                                      Otto Butzbach
           Ist man aber selber zwanzig,
       denkt man nicht mehr ganz so steif,            Die Grafen von Katzenelnbogen – weltweit
         glaubt jedoch, genau mit vierzig             Während meiner Studienzeit war ich 1962 für eini-
          ist man für den Sperrmüll reif.             ge Wochen in Thessaloniki in Griechenland. Bei ei-
                                                      ner Stadtbesichtigung lernte ich auch den „Weissen
          Vierziger - schon etwas weiser              Turm“ kennen.
         und vom Lebenskampf geprägt -                Das Wahrzeichen von Thessaloniki. Der Stadtführer,
           haben den Beginn des Alters                der erfahren hatte, dass ich aus Katzenelnbogen
           auf Punkt sechzig festgelegt.              sei, zeigte mir auf der Außenmauer Einritzungen
                                                      über Herrmann II. aus Katzenelnbogen. Herrmann
        Sechziger, mit Hang zum Grübeln,              war ein Sohn von Heinrich II. Er war von 1174 bis
          sagen dumpf wie ein Fagott,                 1203 Bischof von Münster.
           achtzig ist die Altersgrenze               Kaiser Barbarossa hatte ihn an diese Stelle berufen.
         und von da an sei man Schrott.               Herrmann hatte als Leiter einer Gesandtschaft zu
                                                      Vorbereitung des Kreuzzuges 1189 bis 1192 schon
          Doch die Achtziger, die klugen,             einen ersten Kontakt mit Kaiser Isaak II. von Kon-
          denken überhaupt nicht dran,                stantinopel. Beim Kreuzzug war es selbst auch mit
           leben, lieben, lachen weiter,              dabei. Er gab noch vor der Jahrhundertwende alle
            Alter fängt mit hundert an!               Ämter ab und zog sich als einfacher Mönch ins Klos-
                                                      ter Marienfeld zurück, einer Ziesterzienserabtei, in
Das Farnkraut                                         einem Stadtteil von Harsewinkel im ostwestfäli-
Das Farnkraut war für viele Menschen eine rätsel-     schen Kreis Gütersloh. Diese Abtei hatte er 1196
hafte Pflanze. Der Name stammt vom althochdeut-       selbst eingeweiht. In Nottuln bei Münster in West-
schen „varn“.                                         falen fand ich in einer Kirche eine Grabplatte der
Rätselhaft war die Pflanze, weil man sich nicht er-   Fürstin Lisa von Katzenelnbogen, (1299-1357), sie
klären konnte, wie sie sich ohne Blüten und Früchte   war Äbtissin eines Nonnenklosters.
vermehren sollte. Hildegard von Bingen schätzte       Zwischen 1160 und 1480 gab es 16 Grafen in Kat-
die Heilkraft des Farns. Außerdem meinte sie, wo er   zenelnbogen. Die Grafschaft war unmittelbare
wachse, könne der Teufel sein Spiel nicht treiben;    Grafschaft im Heiligen Römischen-Reich.
Farn verhüte auch das Einschlagen des Blitzes. Sol-   Ihr Stammsitz war die Burg Katzenelnbogen. Sie
che Anschauungen spiegeln sich bis heute darin,       wurde ab 1094 von Dieter I. gegründet. 1245 er-
dass Farnkraut in vielen Gegenden zu den Kräutern     baute Dieter V. die Burg Rheinfels. Er konnte von
gehört, die man am Krautweihtag in der Kirche         den rheinaufwärts und rheinabwärts fahrenden
segnen lässt und dann während des Jahres im Hau-      Schiffen Zölle erheben. Das war ein sehr einträgli-
se aufbewahrt. Trotzdem blieb die Pflanze rätsel-     ches Geschäft. Darüber hinaus brachte der Salm im
haft; ihrem vermeintlichen Samen, den Sporen,         Rhein gutes Geld!
wurden besondere Kräfte zugeschrieben, weshalb        Schließlich kamen die Grafen auch durch kluge Hei-
viele ihn zu gewinnen suchten.                        ratspolitik zu enormen Reichtum.
Die Sagen, die sich damit beschäftigen, versichern    Dr. Adolf Föhrenbacher
immer wieder, dass man Farnsamen nur mit Hilfe
des Teufels erhalten könne. Diese Ansichten und       Unter der Überschrift „Kindermund“ wurden Stil-
das Aussehen der Farnhalme führten dazu, dass das     blüten von Kindern aufgeschrieben, die Sie in hei-
Farnkraut mancherorts als „Hexenleiterchen“ be-       terer Runde vorlesen können.
zeichnet wird.                                        - Als unser Hund nachts zu bellen anfing, ging mei-
Des Rätsels Lösung lässt sich durch die Art der       ne Mutter hinaus uns stillte ihn. Die Nachbarn hät-
Vermehrung des Farnkrautes erklären. Das Farn-        ten sich sonst aufgeregt.
kraut gehört zu den Sporenpflanzen, Blüten suchen     - Die Fischstäbchen sind schon lange tot. Die kön-
wir vergeblich. An der Unterseite des Farnblattes     nen nicht mehr schwimmen.
sind kleine Kapseln, die Sporen enthalten. Wenn       - Am Wochenende ist Papa Sieger bei der Kanin-
die Sporenkapseln aufplatzen, fallen die Sporen auf   chenschau geworden.
den Waldboden und bilden dort einen Vorkeim, der      - Kühe dürfen nicht schnell laufen, damit sie ihre
männliche und weibliche Geschlechtsorgane ent-        Milch nicht verschütten.
hält. In den männlichen Geschlechtsorganen bilden     - Ein Pfirsich ist wie ein Apfel – mit Teppich drauf!
sich männliche Geschlechtszellen, die sogenannten     - Bei uns hat jeder sein eigenes Zimmer. Nur Papi
Schwärmer. Diese schwimmen zu den Eizellen, die       nicht, der muss immer bei Mami schlafen! (Die Red.)
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Die Spinnstube - Parshippen vor 150 Jahren               es, was das Volkslied auszeichnet. Viele Spinnstu-
Die Verarbeitung des Flachses hat eine sehr              benangehörige, vorwiegend Mädchen, legten sich
              lange Tradition                            eigene Liederhefte an, die wichtige Quellen des
Schon in der frühen Neuzeit (um 1450) entstanden         Volksliedsingens im 19. Jahrhundert geworden sind,
die ersten Spinnstuben, sie waren gleichsam die ge-      da sie vor allem auch einen Überblick geben über
sellschaftlichen Zentren der Dörfer.                     das in einer Spinnstubengemeinschaft zu einer be-
Wenn es draußen langsam kalt und stürmisch wur-          stimmten Zeit lebendige Liedgut, andererseits spie-
de und die Dörfer sich äußerlich verlassen still zeig-   geln sie auch den Wandel und Wechsel des Liedgu-
ten, regte es sich in den Häusern immer mehr.            tes in den einzelnen Jahrzehnten sehr gut.
Von Allerheiligen bis Mitte März hielt die Jugend        Natürlich kam auch der Tanz in der Spinnstube zu
ihre Spinnstubenabende ab. Sobald es dunkel wur-         seinem Recht und es wurde nach getaner Spinnar-
de, die Arbeiten im Haus und Stall verrichtet waren,     beit mit Vorliebe das Tanzbein geschwungen.
legten die Mädchen ihren Sonntagsstaat an.               Jetzt ein Stimmengemurmel vor dem Fenster und
Das schönste, bestickte und seidene Rockband -           Stiefelgeklapper auf dem Hof. Die Tür geht auf und
aus Großmutters Truhe - wurde um den blühend-            mit einem „Guten Abend“ treten die Burschen her-
weißen Flachsrocken geschlungen und das zierlich         ein..... Unter Lachen und Scherzen wird schnell der
geschnitzte und sorgfältig bemalte Spinnrädchen          Flachs zu Ende gesponnen. Dann sind die Rocken
eingepackt. „Auf ging`s zur Spinnstube“.                 leer. Die Räder tun einen letzten Schnurrer.
Neben der Spinnarbeit war die Spinnstube der             Hansjörg fingert seinen Mundharmonika aus dem
rechte Ort für Geselligkeit, wobei Unterhaltung,         Hosensack, die Spinnräder wandern in die Kammer
Gesellschaftsspiele, Tanz und Gesang gepflegt wur-       hinaus. Jetzt wirbeln die Tanzpaare durch die Stu-
den. Während des Spinnens, das in der Regel zwi-         be, bis den Mädchen die Luft ausgeht....
schen neun und zehn Uhr abends beendet wurde,            Unter den Teilnehmern der Spinnstuben war meis-
führten die Mädchen muntere Gespräche, bei de-           tens einer der Mundharmonika spielen konnte. Oft
nen vor allen Dingen Neuigkeiten des Dorfgesche-         fand sich auch ein Ziehharmonikaspieler. Die
hens durchgehechelt wurden. Nun kam die Zeit der         Hausmusik wurde auf diese Art gepflegt. Es gab nur
Spiele, zu denen sich die Burschen des Dorfes            wenige öffentliche Tanzveranstaltungen, deshalb
rechtzeitig eingefunden hatten.                          bot die Spinnstube eine gute Gelegenheit, die ers-
Meist kamen sie schon während der Spinnarbeit in         ten Tanzschritte zu versuchen. Zu den öffentlichen
die Spinnstube und machten sich durch mancherlei,        Tanzveranstaltungen hatte übrigens nur Zutritt,
oft übertriebene Neckereien bemerkbar. Wenn ei-          wer schon 18 Jahre alt war. Wer es schon früher
ner Spinnerin beim Treten des Rades ein Faden riss,      probierte, musste damit rechnen, vom Tanzboden
nahm ihr ein Bursche schnell den Antriebsriemen          verjagt zu werden. (Fortsetzung!) Werner Reuter
ab, den sie durch einen Kuss wieder auslösen muss-
te. Manche Burschen hingen die Treter am Spinn-          HAUSHALTSTIPPS VON A - Z
rad ab, versteckten sie, oft auch das ganze Spinn-                Sparen im Alltag
rad; dies geschah auch gerne auf dem nächtlichen         KLEINE ALLTAGSHELFER – Tipps von Beate Reiche
Heimweg der Spinnstubenmädchen. Waren die                Heute: Kühlschrankgerüche und abtauen
Spinnstuben von Burschen und Mädchen getrennt,           - Eine mit „Bullrich-Salz“ gefüllte Untertasse im
so schlichen sich die Burschen oft in das Haus der       Kühlschrank absorbiert etwa 4 Wochen lang lästige
Mädchenspinnstube ein und holten sich die Hutzeln        Gerüche. Das gebrauchte „Bullrich-Salz“ kommt in
(Dörrobstschnitzel) und Kuchen, die zur Bewirtung        den Ausguss, da es auch hier Gerüche hemmt.
hergerichtet waren. Wurden die Burschen dabei            - Unangenehme Gerüche im Kühlschrank ver-
von den Mädchen erwischt, wurden sie mit Ruß ge-         schwinden, wenn man einen halben Apfel hinein-
schwärzt. Hierher gehören noch andere Streiche           legt. Den Apfel wöchentlich erneuern.
der Burschen, so das Ausheben der Fensterläden           - Alter trockener Kaffeesatz vertilgt unangenehme
am Spinnstubenhaus, das Verwirren der im Haus-           Gerüche im Kühlschrank! Ein kleines Stückchen Va-
flur von den Spinnstubenteilnehmerinnen hinge-           nillestange verzehrt Gerüche im Kühlschrank.
stellten Holzschuhe und noch viel mehr anderer           Kühlschrank abtauen
Unfug stand auf der Tagesordnung.                        Nachdem Abtauen und der gründlichen Reinigung
Eine besondere Bedeutung hatte die Spinnstuben-          den Kühlschrank mit Glycerin ausreiben. Auf diese
geselligkeit für die Pflege der Überlieferung des        Art vereist er nicht so schnell - hilft Strom sparen!
Liedgutes. Immer wieder wird von Sammlern des
19. Jahrhunderts auf den hohen Wert der Spinn-           INFO: Sie finden „Wir über uns“ und andere Beiträ-
stuben als Gemeinschaftsstätte für das Leben des         ge auf der Homepage der VG nun wieder online!
Volksliedes hingewiesen. Das Schwinden des Lied-         VG Aar-Einrich eingeben, es erscheint „Leben in
gutschatzes wird darum vielfach auf den Verfall der      Aar-Einrich“ - auf „Jung & Alt“ klicken, es erscheint
Spinnstuben zurückgeführt.                               „Senioren“, hier bitte die Seniorenzeitung wählen!
Der Inhalt der in den Spinnstuben gepflegten Volks-
lieder war so verschiedenartig wie das Leben selbst.
Es gibt kaum eine Situation, kaum eine seelische         Anschrift: Seniorenzeitung   „Wir über uns“ zu Hd. Otto Butzbach
                                                         Im Horstberg 16 - 56368 Katzenelnbogen – Telefon 06486 - 8581 oder
Regung, die nicht in einem dieser Lieder vor- oder
ausgesprochen ist. Die Spannweite der Töne und           Beate Reiche – Redaktion – Layout + Satz:
                                                         In der Lehmkaut 3, 56370 Berndroth ℡ 06486 – 8666 FAX 8188
Motive, das heißt die Spannweite der Seele, das ist
Wir über uns - Verbandsgemeinde ...
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