SARS-COV-2 EINE AKTUELLE ÜBERSICHT ZUR CORONA LABORDIAGNOSTIK - MÜNCHEN

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SARS-COV-2 EINE AKTUELLE ÜBERSICHT ZUR CORONA LABORDIAGNOSTIK - MÜNCHEN
Immunologie                              7007_Immunologie_I_Übersicht_Labordiagnostik_ SARSCoV2

SARS-CoV-2
Eine aktuelle Übersicht zur Corona Labordiagnostik
Dipl.-Biol. Wolfgang Mayer

                                                               Abb.2: Geeignete Abstrichmaterialien für die SARS-CoV-2
                                                               PCR. Benötigt wird ein trockener Abstrich aus Rachen bzw.
                                                               Nase für den Virusnachweis.

                                                               Indikation:
                                                               ¾ Verdacht auf akute Infektion
                                                               ¾ akute Symptomatik
                                                               ¾ Kontakt mit Risikoperson
                                                               ¾ Ausschluss akute Infektion
                                                               Material: Mittels eines Nasen-Rachen-Abstriches
                                                               bzw.Rachenabstriches aus den oberen Atemwegen
                                                               gewonnen.
Abb. 1: Übersicht SARS-CoV-2 Labordiagnostik                   Rachenabstriche zeigen eine geringfügig niedrigere
                                                               diagnostische Sensitivität als Nasenabstriche, wer-
1. Direktnachweis des Erregers aus                             den aber von Patienten leichter toleriert, ggf. kön-
Nasen/Rachenabstrich mittels PCR                               nen die Abstriche auch kombiniert werden.
                                                               Zu beachten ist die Verwendung geeigneter Tupfer
Die PCR-Verfahren gelten derzeit als Goldstandard              („Virustupfer“/trockene Tupfer mit kleiner Menge
zum Nachweis einer akuten Infektion. Ein negatives             NaCl-Lösung im Schwämmchen, keine Agar-Tup-
PCR-Ergebnis schließt allerdings die Möglichkeit ei-           fer!), siehe Abb.2.
ner Infektion mit SARS-CoV-2 nicht zwingend aus.
Falsch-negative Ergebnisse können z. B. aufgrund               2. Antikörpernachweis aus
schlechter Qualität der Probennahme, unsachgemä-               Serum
ßen Transports oder ungünstigen Zeitpunkts (bezo-
gen auf den Krankheitsverlauf) der Probenentnah-               Indikation:
me auftreten. Wenn ein Patient mit begründetem                 ¾ Nachweis einer zurückliegenden/überstandenen
Verdacht auf SARS-CoV-2-Infektion in der initialen               SARS-CoV-2 Infektion, Impferfolgskontrolle
PCR negativ getestet wird, sollte ggf. eine erneute            Material: Serum
Probenentnahme und -untersuchung durchgeführt
werden.                                                        Wie lange und wie robust nach SARS-CoV-2-Infek-
                                                               tion Antikörpertiter vorliegen, ist derzeit unklar. Es
Hinweise: Anforderungen über GKV bzw. in Bezug                 gibt Hinweise, dass gerade bei asymptomatischen
auf Bayerisches Testangebot können nur über eine               Infektionen nur geringe oder keine Antikörpertiter
Kassenpraxis mit den nach KV-Vorgaben gekenn-                  messbar sind.
zeichneten Überweisungsscheinen bearbeitet wer-                IgM-Antikörper treten in der frühen Phase einer
den, die Indikationsstellung ist zwingend anzuge-              Infektion auf. Die Bestimmung von IgM-Antikör-
ben (akute Symptomatik, Kontakt mit Risikoperson               pern gegen SARS-CoV-2 ist daher allenfalls
bzw. App Signal, freiwilliger Test ohne Anlass).               im Rahmen einer Akutdiagnostik in
                                                               Erwägung zu ziehen, hat aber als
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Immunologie                                                                                                      2/7

Infektionsnachweis gegenüber dem Goldstandard             Risikoeinschätzung für den Krankheitsverlauf bei
PCR-Direktnachweis so gut wie keine Bedeutung.            Infektion mit SARS-CoV-2.
Ein positiver IgM-Befund muss mittels PCR bestätigt                                     Abb.3: Ergebnis eines Anti-
werden, da auch falsch positive Ergebnisse vorkom-                                      körper-Blots mit Antikör-
men können. In der Kombination von IgG mit IgM                                          pern gegen saisonale Co-
können auch frischere und möglicherweise noch in-                                       ronaviren und CoV-2, hier
fektiöse Personen identifiziert werden, die bei allei-                                  sind bei SARS-CoV-2 Anti-
niger Betrachtung von IgG nicht erkannt werden.                                         körper    sowohl     gegenüber
                                                                                        dem Nukleokapsid des Virus
IgG-Antikörper       (neutralisierende   Antikörper):                                   als auch gegenüber        dem
Marker für eine stattgefundene Infektion oder eine                                      Spike         Oberfächenprotein
Immunisierung durch Impfung. Im Gegensatz zu                                            und     der     Rezeptor-Binde-
den IgG Assays der ersten Generation, die in der                                        domäne erkennbar, die für
Regel gegen die Nukleokapsidstruktur des Virus                                          die Bindung an die Wirtszel-
gerichtet waren und ein qualitatives Ergebnis lie-                                      le maßgeblich ist.
ferten, sind die Tests nun deutlich verbessert wor-
den. Dies ist nicht zuletzt auch den Anforderungen        Vorteile des Blots gegenüber dem einfachen
an die Assays als Impferfolgskontrolle geschul-           Antikörper Suchtest sind:
det. Es werden quantitative Messergebnisse in ei-         ¾ Sehr hohe Sensitivität und Spezifität durch
ner von der WHO standardisierten internationalen             die Verwendung verschiedener, rekombinanter
Einheit ausgegeben. Die erfassten IgG-Antikörper             SARS-CoV-2-spezifischer Antigene
sind gegen die Spike Struktur des Virus gerichtet         ¾ Differenzierung der Antikörperantwort ermöglicht
und haben neutralisierende (schützende) Funkti-              bessere    Einschätzung    der      Protektivität    der
on. Damit kann nun auch die Frage der protektiven            Immun-antwort       (Antikörperdiversität            und
Immunität von Antikörpern (Schutz vor Reinfekti-             Abdeckung von Bindungsdomänen)
on oder erneuter Erkrankung) nach Impfung oder            ¾ Eignung als Screening-/Bestätigungstest für den
durchgemachter Infektion beantwortet werden.                 Nachweis von IgG-Antikörpern gg. SARS-CoV-2
                                                          ¾ Zusätzliche Information durch die Detektion von
3. Antikörper-Blot aus Serum (IgG)                           Antikörpern gegen saisonale Coronaviren (HCoV)

Hinweise: Der Blot ist derzeit ausschließlich als         4. Zelluläre Immunantwort aus
Privat- oder Selbstzahlerleistung anforderbar.            Heparinblut (ITT)

Indikation:                                               Hinweise: T-Zelltests sind derzeit ausschließlich
¾ Nachweis einer zurückliegenden/überstandenen            als Privat- oder Selbstzahlerleistung anforderbar.
  SARS-CoV-2 Infektion
Material: Serum                                           ¾ 4.1 ITT-Corona (T-Zellantwort auf SARS-CoV-2
                                                             + saisonale Coronaviren)
Eine wertvolle Erweiterung der Antikörperdiagnos-         ¾ 4.2 ITT-Spike (T-Zellantwort auf SARS-CoV-2
tik stellt der rekombinante Blot Assay zum Nachweis          Spikeprotein Wilddtyp)
von IgG-Antikörpern gegenüber Antigenen von sai-          ¾ 4.3 ITT-CoV2 Varianten (T-Zellantwort auf
sonalen Coronaviren (HCoV) und dem neuen SARS-               SARS-CoV-2 Varianten: Wildtyp, alpha, beta,
CoV-2 Virus dar. Die diagnostische Spezifität wird           gamma, delta, kappa)
mit 98,8% angegeben, die diagnostische Sensitivi-
tät ab 23 Tage nach Symptombeginn mit 100%. Der           4.1. ITT-Corona
Test eignet sich daher ganz klar nicht für die Fra-
gestellung akute Infektion, sondern ausschließlich        Indikation:
für die Abklärung einer zurückliegenden Infektion         ¾ Nachweis einer zurückliegenden/überstandenen
und bestehenden Antikörperantwort. Gerade die In-            SARS-CoV-2 Infektion, zusätzlich Überprüfung
formation über die Immunitätslage gegenüber sai-             der Immunkompetenz gegenüber saisonalen
sonalen Coronaviren gibt Hinweise im Rahmen der              Coronaviren
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Material: Heparinblut, nicht älter als 24 Stunden          Interferon-gamma ermittelt. Damit werden sowohl
                                                           Gedächtnis- als auch Effektorzellen im Read-out be-
Zahlreiche Publikationen zeigen, dass infizierte           rücksichtigt.
asymptomatische Personen oder solche mit mildem
Verlauf keine oder kaum Antikörper entwickeln, al-         4.3. ITT CoV2 Spike Varianten
lerdings eine robuste T-Zell-Antwort nachweisbar
ist. Daher muss zur Überprüfung einer bestehen-            Indikation:
den Immunantwort die T-Zell-Situation unbedingt            ¾ Deckt meine Immunantwort alle neuen
mit berücksichtigt werden. Dies erfolgt mit gängi-            Mutationen des SARS-CoV-2 Virus ab?
gen zellulären Funktionstests (z. B. LTT, EliSpot,         Material: NH-Blut, nicht älter als 24 h
ITT). Während im LTT die Proliferation möglicher           Hinweis zur Anforderung:
Gedächtniszellen ohne Beurteilung der Effektor-            ¾ „ITT CoV2 Varianten“ im Feld zusätzliche
zellkompetenz gemessen wird, erfassen zytokinba-              Untersuchungen auf dem Anforderungsbogen
sierte Verfahren wie Elispot (nur als Kombitest mit           eintragen.
IL2 und IFNg Spots) und ITT (Messung der gesam-
ten Produktion von IL2 und IFNg) gerade auch die           Seit Ende Juni dominiert in Deutschland die soge-
Qualität und Effektorkompetenz der Immunsitua-             nannte Delta-Variante des SARS CoV-2 Virus mit
tion und sind daher gegenüber dem LTT zu bevor-            ca. 60 % der Infektionen. Derzeit sind sechs Vari-
zugen. Entscheidend für die diagnostische Aussage          anten des ursprünglichen Virus aus Wuhan für das
ist die Qualität (Spezifität) und Breite (Sensitivität)    weltweite Infektionsgeschehen relevant. Für die In-
der eingesetzten Antigene von SARS-CoV-2, Ge-              fektiosität und die Abdeckung der Varianten durch
samtproteine decken hier gegenüber verbreiteten            die vorhandenen Impfstoffe sind die Mutationen im
Peptidmischungen ein maximales Antigenspektrum             Spike-Protein des Virus maßgeblich. Der Anteil an
bei weitgehender Unabhängigkeit vom HLA-Typ des            Personen, die nach vollständiger Impfung nicht er-
Patienten ab. Auch wenn die Vermutung nahe liegt,          kranken, ist bei den neuen Varianten zwar etwas
dass eine starke und IFNg-geprägte T-Zell-Antwort          niedriger als bei der ursprünglichen Variante, aber
vor einer rekurrenten, schweren COVID-19-Episo-            immer noch auf einem sehr guten Niveau.
de schützt steht ein wissenschaftlicher Beleg dafür        Untersuchungen zeigen, dass nur über die zweite
noch aus.                                                  Boosterung die Immunität gegenüber Varianten
                                                           ein akzeptables Niveau erreicht (siehe Publikation:
4.2. ITT-Spike                                             Vaccine Effectiveness Studies in the Field. N Engl J
                                                           Med 2021). Auch aus diesem Grund ist eine mög-
Indikation:                                                liche dritte Impfung im Herbst in der Diskussion,
¾ T-Zell Antwort gegenüber SARS-CoV-2 Spike                um neben der Quantität auch die Breite der Immu-
  nach Impfung oder Infektion                              nantwort und damit die Qualität zu verbessern. Die
Material: Heparinblut, nicht älter als 24 Stunden          Schutzwirkung der aktuell verfügbaren Impfungen
                                                           gegenüber den mutierten Viren ist also geringer als
Der gegenüber dem ITT Corona reduzierte T-Zell-            gegenüber der ursprünglichen Variante. Lediglich
Test ITT Spike ermöglicht den Nachweis und die             ein gewisser Anteil der Immunisierten zeigt keinen
Differenzierung spezifischer T-Zellen ausschließlich       effizienten Immunschutz.
gegenüber dem SARS-CoV-2 Spike Protein, welches            Für Personen, die eine SARS-CoV-2 Erkrankung
nach der Impfung (oder nach Infektion) im Körper           durchgemacht haben, ist der Immunschutz gegen
gebildet wird und dadurch die Immunantwort ge-             Varianten noch viel unklarer. Ob die einfach-geimpf-
gen SARS-CoV-2 hervorruft. Der Test ist speziell           te oder genesene Personen zu dieser Gruppe mit
dafür gedacht, nach einer Impfung zusätzlich zur           suboptimaler Immunsituation gegen Virusvarianten
Antikörper-Impftiterkontrolle (IgG-Spike) auch die         gehört, lässt sich nur durch eine Überprüfung der
zelluläre Immunantwort, die durch die Impfung in-          SARS-Cov-2 spezifischen Immunantwort im Labor
duziert wurde, zu überprüfen. Die T-Zell-Antwort           feststellen.
wird über die Freisetzung von Interleukin-2 und            Um die Frage der Variantenimmunität zu klären,

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                                                                            Abb.4 Befund ITT CoV2 Varianten:
                                                                            Im ITT wird basal eine leichte Präakti-
                                                                            vierung mit inflammatorischer Charak-
                                                                            teristik sichtbar: INF-gamma erhöht,
                                                                            z. B. bei Infekt, Allergie, Autoimmunre-
                                                                            aktion, therapeutischer Immunstimula-
                                                                            tion. Gegenüber dem Referenzantigen
                                                                            Influenza ist die zelluläre Immunantwort
                                                                            adäquat. Im ITT wird ebenso eine Ge-
                                                                            dächtnis- (IL2) und Effektorzellantwort
                                                                            (IFN-gamma) gegenüber fast allen un-
                                                                            tersuchten   Spikevarianten   erkennbar.
                                                                            Nur gegenüber der Delta-Variante des
                                                                            Virus ist zwar eine adäquate Gedächntis-
                                                                            zellantwort induzierbar, allerdings ohne
                                                                            signifikante TH1-Kompetenz (IFN-gam-
                                                                            ma Bildung). Eine vollständige zelluläre
                                                                            Immunität ist deshalb gegenüber der
                                                                            Delta-Variante von SARS-CoV-2 - auch
                                                                            im Vergleich mit der Immunreaktion auf
                                                                            die anderen Virusvarianten - nicht anzu-
                                                                            nehmen!

haben wir den etablierten ITT Spike Test mit dem             5. FlowCast PEG
Spike-Eiweiß des ursprünglichen Virus zur Über-
prüfung der T-Zell-Immunität nach SARS-CoV-2                 Hinweise: Der FlowCast PEG ist derzeit aus-
Impfung weiterentwickelt.                                    schließlich als Privat- oder Selbstzahlerleistung an-
                                                             forderbar.
In diesem erweiterten Spike ITT (ITT CoV2 Varian-
ten) wird die individuelle zytotoxische T-Zell Ant-          Indikation:
wort (Interleukin 2 und Interferon-gamma Read                ¾ Überprüfung einer allergischen Reaktion auf PEG
Out) gegen alle relevanten Varianten des Spike                   vor Impfung mit mRNA-Impfstoff
Proteins untersucht, im Einzelnen sind dies:                 Material: EDTA-Blut, nicht älter als 24 Stunden

¾ Wild-Typ Wuhan                                             Nach bisherigen Erfahrungen werden die mRNA-
¾ Alpha B.1.1.7 (United Kingdom–Variante)                    Impfstoffe von BioNTech oder Moderna gut ver-
¾ Beta B.1.351 (Südafrika–Variante)                          tragen. Die Rate an allergischen Reaktionen liegt
¾ Gamma P.1 (Brasilianische Variante)                        deutlich unter der konventioneller Impfstoffe. Dies
¾ Delta P.1.617.2 (häufige Variante Indien)                  liegt sicher auch daran, dass in mRNA-Impfstoffen
¾ Kappa P.1.617.1 (seltene Variante Indien)                  weitaus weniger Zusatzstoffe (Impfverstärker, Im-
                                                             munbooster, Stabilisatoren und Konservierungs-
Mit dem ITT CoV2 Varianten steht nun ein routi-              mittel) enthalten sind als in den gängigen Impf-
negängiger Labortest zur Verfügung, der die Frage            stoffen. Nur in einer sehr geringen Anzahl an Fällen
der T-zellulären Variantenimmunität auf individu-            wurde von allergischen Sofortreaktionen nach Imp-
eller Ebene beantworten kann, Risikopersonen er-             fung mit mRNA Impfstoff berichtet. Mit sehr hoher
kennbar macht und zur Entscheidungsfindung für               Wahrscheinlichkeit ist dafür der darin enthaltene
oder gegen eine weitere Immunisierung nach Imp-              Zusatzstoff Polyethylenglygol (PEG) verantwort-
fung oder Infektion beiträgt (siehe Abb. 4).                 lich. PEG ist ein pharmazeutischer Hilfsstoff, der
                                                             ubiquitär in vielen Medikamenten und Kosmetik-
                                                             produkten Verwendung findet, z. B. auch in Salben,
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SARS-COV-2 EINE AKTUELLE ÜBERSICHT ZUR CORONA LABORDIAGNOSTIK - MÜNCHEN
5/7                                                                                  Immunologie

Sonnencremes oder Zahnpasta. PEG kann bei                 tische Portfolio zur Prävention und zur Abklärung
hochempfindlichen Personen allergische Reakti-            von Risikofaktoren für eine SARS-CoV-2 Infektion.
onen vom Soforttyp hervorrufen, dies ist lange
bekannt. Diese Reaktionen sind im medizinischen           6.2. Corona Risk–Risikoparameter
Labor über einen Flow-Cast-Test mit PEG zu er-            im Blut
kennen. Allergiker oder verunsicherte Patienten
können sich daher vor einer Impfung auf PEG-Un-           Material: 3 Serum, 1x EDTA, nicht älter als 24 h
verträglichkeit testen lassen.
                                                          Etliche Risikofaktoren für einen schweren Verlauf
6. Prävention und Risikominimie-                          einer SARS-CoV-2 Infektion sind bekannt, dazu
rung für einen schweren                                   gehören Leber- und Nierenerkrankungen, kardio-
Infektuionsverlauf                                        vaskuläre Erkrankungen, Herzinsuffizienz, Diabe-
                                                          tes, Lungenerkrankungen, Immundefizite sowie
Hinweise: Lab4gut NGS, das Risikoprofil Corona            niedrige Vitamin D-Spiegel. In dem Profil sind La-
und das Risikoprofil VITT sind derzeit ausschließ-        bormarker für die bekannten Risikofaktoren zu-
lich als Privat- oder Selbstzahlerleistung anfor-         sammengestellt, zusätzlich wird die Immunitäts-
derbar.                                                   lage (IgG) gegenüber saisonalen Coronaviren und
                                                          SARS-CoV-2 ausgewiesen (siehe Abb. 5).
Indikation:
¾ Identifizierung von Risikopersonen                      6.3. Risiko Vakzin-induzierte
¾ zur Prävention und Risikominimierung                    thrombotische Thrombozytopenie
                                                          (VITT)
6.1. Lab4gut NGS–Risikofaktor
Darmmikrobiom                                             Material: Serum, nicht älter als 12 h

Material: Stuhl-Spezialröhrchen/Kit                       In Zusammenhang mit den Vektorimpfstoffen von
                                                          AstraZeneca und Johnson&Johnson wurden schwer-
Zwei bemerkenswerte Publikationen (Yeoh YK, et            wiegende Nebenwirkungen mit thrombotischen
al. Gut 2021;/ Rajput, S.,et al. Ind J Clin Biochem       Ereignissen, überwiegend Sinus- und Hirnvenen-
2021) weisen auf den Zusammenhang zwischen                thrombosen, in einigen Fällen aber auch primäre
Darmmikrobiom und dem Verlauf sowie dem An-               intrazerebrale Blutungen und arterielle Verschlüsse
steckungsrisiko einer COVID-19 Infektion hin.             zerebraler Gefäße beobachtet.
Dies liegt in der immensen Bedeutung des Dar-             Bei einer Sinusvenenthrombose kommt es durch
mimmunsystems für die Immunkompetenz be-                  die Bildung von Blutgerinnseln zu einem Verschluss
gründet. So führen Defizite des Mikrobioms auch           bestimmter Venen im Gehirn. Folge sind schwere
zu einer unzureichenden Erregerabwehr in der              Kopfschmerzen, aber auch Lähmungen und Sprach-
Lunge, da die Schleimhautimmunität beeinträch-            störungen können auftreten. Gleichzeitig tritt bei
tigt ist. Ein Kontakt mit SARS-CoV-2 trifft dann          den Patienten ein Mangel an Blutplättchen auf,
dort auf eine suboptimale Abwehr, eine Infektion          was eine erhöhte Blutungsneigung bedingt und zu
wird wahrscheinlicher. Auf der anderen Seite wird         punktförmigen Einblutungen in der Haut und den
durch das Darmmikrobiom und das dadurch be-               Schleimhäuten oder zu Nasenbluten führt. Dabei
einflusste Darm-assoziierte Immunsystem auch              handelt es sich nicht um einen gänzlich unbekann-
maßgeblich die Kontrolle der Entzündungsreakti-           ten Pathomechanismus, ähnlichen Verlauf zeigt die
on gesteuert. Eine entgleiste Immunhomöostase             sogenannten Heparin-induzierte Thrombozytope-
begünstigt ein progressives Infektionsgeschehen           nie (HIT). Die Heparin-induzierte Thrombozytope-
mit starker Gewebedestruktion und damit einen             nie stellt eine unerwünschte Arzneimittelwirkung
schweren Verlauf der Erkrankung. Die modernen             dar, bei der das endogene Chemokin Plättchenfak-
Möglichkeiten der NGS-basierten Stuhlanalytik             tor 4 (PF4) an Heparin, einem Polyanion, bindet.
erlauben eine umfassende Beurteilung des Darm-            Die dadurch bedingte Konformationsänderung des
mikrobioms und gehören daher in das diagnos-              Plättchenfaktors löst schließlich eine Immunreak-

                                                 wwww.lab4more.de
Immunologie                                                                                               6/7

                                                                             Abb.5: Befund Risikoprofil Co-
                                                                             rona. Das Ergebnis zeigt ein er-
                                                                             höhtes    kardiovaskuläres   Risiko
                                                                             mit Herzinsuffizienz, ein schwerer
                                                                             Verlauf einer SARS-CoV-2 Infek-
                                                                             tion ist möglich. Zudem liegt ein
                                                                             sehr niedriger Vitamin-D-Spiegel
                                                                             als ungünstiger Faktor vor. Der
                                                                             niedrige IgA-Spiegel deutet auf
                                                                             eine verminderte Schleimhautim-
                                                                             munität hin. Auch das Enzym Al-
                                                                             pha-1-Antitrypsin ist vermindert,
                                                                             welches bei Infektion die Lun-
                                                                             genbläschen vor einer Zerstörung
                                                                             durch granulozytäre Mediatoren
                                                                             schützt. Dies ist ein Hinweis auf
                                                                             eine   Mutation   im   ALPHA-1-AT
                                                                             Genabschnitt, die mit einem Man-
                                                                             gel des Enzyms und einem höhe-
                                                                             rem Risiko für eine pathologische
                                                                             Lungenmanifestation auch einer
                                                                             SARS-CoV-2 Infektion assoziiert
                                                                             ist. Ein Kontakt mit SARS-CoV-2
                                                                             hat bisher nicht stattgefunden. Es
                                                                             liegen allerdings Antikörper gegen
                                                                             saisonale Coronaviren vor, die bei
                                                                             einer Infektion mit dem neuarti-
                                                                             gen Coronavirus durch Kreuzre-
                                                                             aktivität eine bessere immuno-
                                                                             logische Ausgangslage erlauben
                                                                             würden.

tion aus, in deren Folge es zur Synthese spezieller     Dazu gehören bestimmte Arzneimittel wie das He-
Antikörper kommt. Diese gegen PF4 gerichteten           parinderivat Pentosanpolysulfat (gg. Interstitielle
Antikörper binden ihrerseits an Blutplättchen und       Zystitis) oder andere Wirkstoffe wie hypersulfatier-
aktivieren diese. Normalerweise sorgen Thrombo-         tes Chondroitinsulfat.
zyten bei einer Verletzung für den Blutungsstopp.       Ob Bestandteile des Impfstoffes den Ablauf in Gang
Werden sie aktiviert, ohne dass eine Blutung be-        setzen und zur Produktion der Antikörper führen,
steht, können sich Gerinnsel im Blut bilden. Wei-       ist bislang noch unklar. Es gibt auch Diskussionen
tere Trigger, die eine prothrombotische Störung         darüber, ob die Impfung vielleicht einen Prozess
auslösen können und die die serologischen und kli-      triggert, der zur Autoimmunreaktion gegen ein Ei-
nischen Zeichen einer HIT aufweisen, sind bekannt.      weiß im Gerinnungssystem führt.

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                      Fragestellung                                                        Labordiagnostik

  Prävention: Habe ich ein Risiko für einen schweren - Lab4gut-NGS
  Verlauf bei SARS-CoV-2 Infektion?                                   - Corona-Risk-Profil
  Habe ich mich mit SARS-CoV-2 angesteckt? Akute                      - PCR-Direktnachweis aus Rachen und/oder
  Infektion?                                                             Nasenabstrich
  Hatte ich bereits eine SARS-CoV-2 Infektion? Im-                    - IgG-Immunoblot (saisonale CV und CoV-2)
  munitätslage?                                                       - SARS-COV-2 T-Zell-Assay (ITT) mit Coronaviren
                                                                         (saisonal und CoV-2) Interleukin 2 und Interfe-
                                                                         ron gamma
  Habe ich einen Immunschutz gegenüber SARS-                          - IgG Spike (neutralisierende Antikörper)
  CoV-2 nach Impfung oder Infektion?                                  - ITT Spike (T-Zell-Antwort)

  Habe ich einen Immunschutz gegenüber allen                          - ITT CoV2 Spike Varianten (T-Zell-Antwort)
  SARS-CoV-2 Spike-Varianten nach Impfung oder
  Infektion?
  Habe ich eine Allergie gegen Impfstoffzusätze?                      - FlowCast PEG (Zusatzstoffe BioNTech/Moderna)
  Besteht der Verdacht einer thrombotischen Kom-                      - Autoantikörper gegen PF4
  plikation nach der Impfung?

  Tab.1: Corona-Fragestellungen - Was mache ich wann?

Und auch eine genetische Disposition wird für die                       Fazit:
fehlgeleiteten Antikörper verantwortlich gemacht.
                                                                        Neben dem Direktnachweis des Erregers mittels
Offen ist auch, ob die PF4-Antikörper schon vor der
                                                                        PCR bei akuter Fragestellung kann bei gesunden
Impfung vorhanden sind oder durch die Immunisie-
                                                                        Personen zur umfassenden Überprüfung der Im-
rung gebildet werden. So finden sich beispielswei-
                                                                        munantwort gegenüber SARS-CoV-2 die Kombi-
se bei Menschen mit chronischen Infektionen wie
                                                                        nation aus serologischer (IgG-Blot) und zellulä-
einer Parodontitis auch ohne Heparin-Behandlung
                                                                        rer (ITT Corona) Diagnostik empfohlen werden.
Anti-PF4/Heparin-Antikörper vom IgM-Isotyp.
                                                                        Die Impferfolgskontrolle erfolgt mittels quanti-
In klinischen Verdachtsfällen wird empfohlen, einen
                                                                        tativer IgG-Spike Bestimmung, gegebenenfalls
Elisa-Test zum Nachweis von Antikörpern gegen PF4
                                                                        in der Kombination mit der T-Zell-Impfantwort
durchzuführen und das nicht nur nach, sondern ggf.
                                                                        (ITT Spike). Ob eine bestehende Immunität
zusätzlich auch vor dem Impftermin. In jedem Fall
                                                                        durch Impfung oder sattgefundener Infektion
ist ein Nachweis bei langanhaltenden, schweren
                                                                        auch Mutationen des Virus abdeckt, kann üb er
Symptomen wie Kopfschmerzen und Lähmungen,
                                                                        den ITT CoV2 Spike Varianten ermittelt werden.
auch wenn sie Tage nach Impfung noch bestehen
                                                                        Risikopersonen für einen schweren Verlauf bei
oder auftreten, gerechtfertigt. Und solange unge-
                                                                        Infektion können mit dem Laborprofil Corona
klärt bleibt, welche Impf- oder Trägerkomponenten
                                                                        Risk identifiziert werden, Allergien gegen PEG
das Geschehen auslösen, sollte man die Impfkom-
                                                                        in den mRNA Impfstoffen sind mittels FlowCAST
plikationen nicht auf einen einzelnen Impfstoff wie
                                                                        erkennbar. Besteht der Verdacht auf thromboti-
beispielsweise den von AstraZeneca oder Johnson&-
                                                                        sche Ereignisse, ist eine Analyse der Autoanti-
Johnson begrenzen.
                                                                        körper gegen PF4 sinnvoll (siehe Tab. 1).

                                                                                                                          Stand : August 2021
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