Sauce hollandaise Sachanalyse und didaktische Aufbereitung
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TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN Sauce hollandaise Sachanalyse und didaktische Aufbereitung Modul: Fachdidaktik Ernährung und Lebensmittelwissenschaft Titel: Beobachtung und Auswertung beruflicher Lehr- und Lernprozesse im Berufsfeld Ernährung (FD3) Dozent: StR. Dipl.-Ing. Horlacher Datum: 28.04. 2011 Ausgearbeitet von: Alana Liese - Aslihan Özdag - Julia Brandt - Laura Bollmann - Michaela Diekow -
Gliederung I. Sachanalyse 1. Einleitung …………………………………………………………………Seite 3 2. Inhaltsstoffe ………………………………………………………………Seite 4 2.1. Eidotter ……………………………………………………………Seite 4 2.2. Butter ………………………………………………………………Seite 5 3. Zubereitungsvorgänge …………………………………………………Seite 7 4. Schwierigkeiten und Rettungsversuche …………………………….Seite 8 5. Vergleich mit Fertigprodukten …………………………………………Seite 9 6. Literaturverzeichnis ……………………………………………………Seite 13 7. Internetquellen ……………………………………………………....….Seite 13 II. Kondensierte Sachanalyse Seite 14 III. Didaktische Reduktion…………………………………………………Seite 15 IV. Arbeitsblätter ……...…………………………………………………….Seite 16 V. Reflexion des Projekts ……...…………………………………………Seite 18 2
Sachanalyse 1. Einleitung Wie ist es möglich, dass sich ein einfaches Gemisch aus Ei, Butter und Zitronensaft durch Hitzezufuhr zu einer cremigen, duftenden Sauce hollandaise verwandelt? Im Rahmen des Projektes „Beobachtung und Auswertung beruflicher Lehr- und Lernprozesse im Berufsfeld Ernährung“ möchten wir genau diesem Geheimnis auf den Grund gehen. Traditionell wird die Sauce hollandaise zu Fischgerichten oder auch zu Gemüse gereicht.1 Hierzulande ist sie besonders begehrt zu frischem Spargel. Von April bis Juni hat dieser seine Saison2 und inspiriert uns somit gerade jetzt die Zubereitung der Sauce unter die Lupe zu nehmen. Von einer Mayonnaise unterscheidet sich die Sauce hollandaise sowohl in der Zubereitung, als auch in den Inhaltsstoffen und der Serviertemperatur. Um den Geschmack und die Konsistenz einer klassischen Mayonnaise zu erhalten, ist vor allem die Zugabe von Öl von großer Bedeutung. Bei der Sauce hollandaise hingegen liegt das Augenmerk auf der Zugabe von Eidotter.3 Viele Erweiterungen der Sauce hollandaise sind außerdem von großer Beliebtheit in der internationalen Küche. Die geschätzte Sauce béarnaise beispielsweise unterscheidet sich durch die Zugabe von Weißwein, Estragon und Kerbel4, die Sauce Mouisseline hingegen durch die Verfeinerung mit untergezogener geschlagener Sahne.5 Im Folgenden möchten wir uns jedoch auf die Zubereitung der traditionellen Sauce hollandaise konzentrieren. 1 Grüner, H./ Metz, R./ Hummel M.: Der junge Koch Die junge Köchin. Fachbuchverlag Pfanneberg Haan- Gruiten, 32. Auflage, 2007, Seite 449 2 Vgl. ebd. Seite 303 3 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 15 4 Grüner, H./ Metz, R./ Hummel M.: Der junge Koch Die junge Köchin. Fachbuchverlag Pfanneberg Haan- Gruiten, 32. Auflage, 2007, Seite 447 5 Vgl. ebd. Seite 450 3
2. Inhaltsstoffe 200 g Butter 3 Eidotter 1 EL Zitronensaft 1 Prise Salz Frisch gemahlener weißer Pfeffer6 Nach Betrachtung der Inhaltstoffe ist eine recht übersichtliche, unkomplizierte Zubereitung der Sauce zu erwarten. Erfahrungsberichten zufolge ist die Herstellung einer Sauce hollandaise jedoch vielmehr eine „Kunst für sich“. Die verwendeten Zutaten und ihre Rolle bei der Herstellung sollen somit näher untersucht werden. 2.1 Eidotter Eidotter ist neben Butter ein Hauptbestandteil der Sauce hollandaise. Eidotter setzt sich aus 50 % Wasser, 34 % Fett, 16 % Proteinen zusammen und enthält Spuren von Mineralstoffen und Vitaminen.7 Die Partikel des Eidotters lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum einen die Dottertröpfchen, die einen Durchmesser von 20 - 40 µm haben und überwiegend aus Lipiden bestehen und teilweise Proteinmembrane aufweisen. Und zum Anderen die Granula, die wesentlich kleiner sind als die Dottertröpfchen (1,0 – 1,3 µm). Sie bestehen aus Proteinen und Mineralstoffen, enthalten aber auch Lipide.8 Die Membranhüllen enthalten gelöst im Plasma Proteine, Granula und LDL-Micellen. Diese wasserlöslichen Proteine sind Livetine. Sie falten sich bei einer Temperatur von ca. 70 °C auf und bilden ein dreidimensionales Netzwerk, welches für die Viskosität verantwortlich ist.9 Emulgierend wirken die Lecithine. Sie sind ein Lipidgemisch, welches in sämtlichen Biomembranen vorkommt. Lecithine sind befähigt in wässriger Lösung eine geordnete Struktur auszubilden (Micellen), da sie grenzflächenaktiv sind und somit einen hydrophilen und einen hydrophoben Teil 6 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 22 7 Vgl. ebd. Seite 15 8 Vgl. ebd. 9 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 16 4
besitzen.10 Somit stellt Eidotter eine Fett-in-Wasser-Emulsion dar.11 Altert Lecithin, so wandelt es sich zu Cholesterin um und seine emulgierende Wirkung lässt nach.12 Stabile Schäume aus Eidotter können nur bei höheren Temperaturen (72 °C) aufgeschlagen werden, dabei nimmt das Volumen etwa um das Sechsfache zu. Wird dieses Temperaturoptimum überschritten, so flocken die Proteine aus und das Volumen nimmt ab. Dieser Koagulation kann durch den Zusatz von Essigsäure oder Zitronensaft entgegen gewirkt werden, da sie den pH-Wert senken. Zum Herstellen hochstabiler Saucen wird dieser Effekt genutzt.13 2.2 Butter Was wäre die Sauce hollandaise ohne die Butter – eine fettreduzierte Sauce, eine auf Pflanzenbasis hergestellte Sauce, eine leichte Sauce hollandaise oder eine Ei- Sauce? Jedenfalls wäre die "Holländische Sauce" ohne die Butter keine Sauce hollandaise. Sie wird nach der Verbrauchererwartung ausschließlich mit Butter hergestellt. Weder Pflanzenfett noch Binde-/ Streckungsmittel dürfen verwendet werden. Nicht ohne Grund bezeichnet man die Saucen, die durch das Warmaufschlagen von Eidotter mit warmer Butter hergestellt werden, als aufgeschlagene Buttersaucen.14 In der klassischen Sauce hollandaise wird die Butter zunächst geschmolzen und zur Seite gestellt. Anschließend wird die warme geschmolzene Butter löffelweise langsam in die Eidottermischung hinzugegeben. Dabei wird kräftig gerührt. Hierbei wird das flüssige Butterfett, durch das Schlagen, in feine Tropfen verteilt. Die emulgierende Wirkung der Eidotter stabilisiert die Mischung, wodurch die Sauce ihre dickflüssige Konsistenz erreicht.15 Nun ergeben sich zwei Fragen: Wieso gibt man das Fett anfangs nach und nach in die Mischung und nicht mit einem Schuss? Wieso muss kräftig gerührt werden? 10 Belitz, H.-D./ Grosch, W./ Schieberle, P.: Lehrbuch der Lebensmittelchemie, Springer Berlin, 2008, Seite 181 11 Belitz, H.-D./ Grosch, W./ Schieberle, P.: Lehrbuch der Lebensmittelchemie, Springer Berlin, 2008, Seite 570 12 This-Benckhard, H.: Rätsel der Kochkunst, Naturwissenschaftlich erklärt. Springer-Verlag Berlin/ Heidelberg, 1996, Seite 135 13 Belitz, H.-D./ Grosch, W./ Schieberle, P.: Lehrbuch der Lebensmittelchemie, Springer Berlin, 2008, Seite 576 14 Grüner, H./ Metz, R./ Hummel M.: Der junge Koch Die junge Köchin. Fachbuchverlag Pfanneberg Haan- Gruiten, 32. Auflage, 2007, Seite 447 15 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 22 5
Die Sauce hollandaise ist eine sehr empfindliche Öl-in-Wasser-Emulsion. Es ist also eine Flüssigkeit, in der sich wässrige und fetthaltige Komponenten gleichmäßig verteilen. Zu dieser Verteilung kommt es jedoch nicht ohne Weiteres. Denn gibt man Öl in Wasser, so entstehen zwei Phasen (siehe Abb.1a). Das schwere Wasser setzt sich unten ab und das leichtere Öl schwimmt auf der Oberfläche. Zwischen Wasser und Öl bildet sich eine dünne Grenzfläche. Durch mechanisches Rühren kommt es zu einer vorübergehenden Durchmischung der Phasen, die sich nach dem Unterlassen des Rührens wieder in die ursprünglichen Phasen trennen. Das bedeutet, dass sich Öl und Wasser normalerweise nicht vereinen. Die Wassermoleküle bestehen aus einem Sauerstoffatom und zwei Wasserstoffatomen, die sich untereinander durch Wasserstoffbrücken vereinen. Die Moleküle der Öle bestehen aus Kohlenstoff und Wasserstoffatomen, die sich nicht mit den Molekülen des Wassers vernetzen.16 Die eigentliche Aufgabe besteht darin, die zwei stark voneinander getrennten Phasen zu durchmischen, dadurch wird die Grenzfläche vergrößert. Dieses erreicht man nur mit grenzflächenaktiven Substanzen, wie zum Beispiel Emulgatoren. In diesem Falle ist der Emulgator das Lecithin des Eidotters. Das Lecithin vergrößert die Grenzfläche, indem sich beide Flüssigkeiten von dem Emulgator angezogen fühlen. Durch das Rühren werden die Öltropfen zerkleinert (siehe Abb.1b) und verteilen sich gleichmäßig im Wasser. Je kleiner die Öltropfen sind, desto besser ist die Verteilung und somit die Stabilität. Eine zu schnelle Zugabe des Öls (Butter) hindert die Emulsionsbildung und kann zur „Klümpchenbildung“ führen.17 16 This-Benckhard, H.: Rätsel der Kochkunst, Naturwissenschaftlich erklärt. Springer-Verlag Berlin/ Heidelberg, 1996, Seite 46f 17 Vgl.ebd. 6
Phasentrennung Emulsion Butter Öl + Eidotter Rühren Grenzfläche Zitronensaft Wasser Wasser Abb. 1 Phasentrennung & Emulsion Die Abbildung beruht auf Grundlage der realistischen Verhältnisse der Sauce hollandaise, unter Berücksichtigung des Wassergehalts im Zitronensaft und im Eidotter und des Fettgehalts im Eidotter. 3. Zubereitungsschritte Diese Zubereitungsweise orientiert sich an Klaus Roth, 2010.18 Zunächst wird die Butter geschmolzen und zum Abkühlen beiseitegestellt. Der Eidotter, das Salz, der Pfeffer und der Zitronensaft werden in einem zweiten Behältnis vermengt und kräftig aufgeschlagen. Hierbei wird das Plasma mit den Livetinen, den LDL-Micellen und den Granula freigesetzt. Anschließend werden je zwei Esslöffel der aufgewärmten geschmolzenen Butter nach und nach dem aufgeschlagenen Eiergemisch zugegeben und eingerührt. Durch das Schlagen wird das flüssige Butterfett in feine Tröpfchen zerteilt und durch die emulgierende Wirkung des Eidotters stabilisiert. Nun kann auch die restliche zerlassene Butter zugegeben und gerührt werden, sodass eine hellgelbe, cremige Emulsion entsteht. Zum Schluss wird die Emulsion in ein Wasserbad von 80 - 90°C gegeben und unter ständigem Rühren erwärmt. Zu beobachten ist, dass die Viskosität zunächst 18 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 22 7
abnehmen wird, bei einer erreichten Temperatur um 65-68°C jedoch wieder ansteigt. Wird die Sauce zu dickflüssig, kann sie, durch die Zugabe von kaltem Wasser, verdünnt werden. Durch kräftiges Schlagen wird verhindert, dass die Temperatur am Rand oder Boden des Topfes zu sehr ansteigt. Wenn die Emulsion auf 60°C abgekühlt ist und eine hellgelbe, dickflüssige Konsistenz aufweist, ist die Sauce hollandaise servierbereit. 4. Schwierigkeiten und Rettungsversuche Emulgierte Saucen misslingen leicht, darum ist bei ihrer Zubereitung viel Fingerspitzengefühl gefragt. Damit die Sauce hollandaise dickflüssig-homogen wird, muss sie solange erwärmt werden, bis sie fast kippt. Wird dieser Punkt überschritten, ist die Sauce so nicht mehr zu gebrauchen. Um die Sauce erst gar nicht misslingen zu lassen, sollten einige Punkte generell beachtet werden. Für die Sauce hollandaise sollten immer frische Eier verwendet werden. Denn das in ihnen enthaltene Lecithin bindet die Fetttröpfchen der Butter besonders gut und verteilt sie feiner in der Sauce.19 Mit dem Hinzufügen des Zitronensafts sollte nicht bis zum Abschmecken gewartet werden. Wird er von Anfang an zu den Eiern gegeben, dient die enthaltene Säure der Stabilität der Sauce. Die Säure wirkt auf die Proteine mit Emulgatorwirkung ein und verhindert deren Gerinnung.20 Besonders wichtig ist die Temperatur zu kontrollieren. Die optimale Temperatur für eine gute Viskosität liegt bei etwa 73°C, das ist auch der Punkt der Rose, ein Zeichen von Cremigkeit. Bei höheren Temperaturen denaturieren die Proteine und die Sauce gerinnt.21 Durch zu hohe Energiezufuhr bewegen sich die Tröpfchen in der Emulsion schneller und stoßen häufiger und heftiger zusammen. Das führt schließlich dazu, dass sich die Energiebarriere der grenzflächenaktiven Moleküle aufhebt, wodurch die Fetttröpfchen miteinander verschmelzen. Die Fetttropfen trennen sich vom Wasser und schwimmen an die Oberfläche. Die Phasen können sich auch trennen, weil durch das Erwärmen Wasser aus der Sauce verdampft oder zu viel Butter 19 This-Benckhard, H.: Rätsel der Kochkunst, Naturwissenschaftlich erklärt. Springer-Verlag Berlin/ Heidelberg, 1996, Seite 134f 20 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 16 21 Vgl. ebd. Seite 15 8
hinzugegeben wurde. Der Wassermangel führt dazu, dass die Öl-in-Wasser- Emulsion ihre Stabilität verliert. Trennen sich die Phasen, obwohl genügend Wasser beigefügt wurde, liegt es wahrscheinlich daran, dass nicht kräftig genug geschlagen wurde. Dann sollte die Sauce vom Herd genommen und stärker gerührt werden.22 Eine geronnene Sauce hollandaise ist schwieriger zu retten, als eine getrennte, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten auch diese wieder cremig zu machen. Wenn die Sauce gerade anfängt zu gerinnen, kann kaltes Wasser helfen. Es wird an den Rand der Schüssel gegossen und in kleinen Kreisen vorsichtig nur an der Oberfläche mit dem Schneebesen gerührt. Ist an dieser Stelle eine Bindung hergestellt, können größere Kreise gezogen werden, bis die gesamte Sauce glatt ist.23 Lässt sich die Sauce auf diese Weise nicht glatt rühren, wird unter Zugabe von einem oder mehreren Eidoterrn, das hängt von der Saucenmenge ab, wieder vom Rand aus gerührt. Ein Erfolg stellt sich aber eher ein, wenn die Eidotter mit etwas Wasser aufgeschlagen und die geronnene Sauce zunächst langsam untergerührt wird. Sie kann dann schneller zugegeben werden, wenn eine Bindung erreicht wurde. 24 Steht bereits eine gut emulgierte Sauce hollandaise zur Verfügung, kann die geronnene Sauce allmählich in diese eingerührt werden. Diese Variante ist zwar nicht klassisch, aber in der Praxis schnell umzusetzen.25 Wenn keine Zutaten mehr zur Hand sind, kann die zu gerinnen beginnende Sauce mit dem Mixstab wieder glattgerührt werden. Dieses Verfahren führt in den meisten Fällen zum Erfolg.26 5. Vergleich mit Fertigprodukten In der heutigen Gesellschaft ist es vielen Menschen aus Zeitgründen nicht möglich, jeden Tag aufwendig ihre Mahlzeiten selbst zu kochen. Aus diesem Grund greifen viele zu Fertigprodukten, auch bei Saucen.27 Dabei stellen die Kunden jedoch verschiedenste Ansprüche an diese Produkte. Das Produkt soll am besten so schmecken wie von einem Koch hergestellt. Weitere 22 This-Benckhard, H.: Rätsel der Kochkunst, Naturwissenschaftlich erklärt. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 1996, Seite 136 23 Grüner, H./ Metz, R./ Hummel, M.: Der junge Koch Die junge Köchin. Fachbuchverlag Pfanneberg Haan- Gruiten, 32. Auflage, 2007, Seite 449f 24 Vgl. ebd. 25 Vgl. ebd. 26 Vgl. ebd. 27 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 16 9
Faktoren sind eine einfache und schnelle Zubereitung, das Produkt soll kalorienarm sein, in den Zutaten sollen keine Konservierungsstoffe oder Zusatzstoffe enthalten sein und die Saucen sollen preisgünstig sein. Vielen Verbrauchern ist es außerdem wichtig, dass das Produkt lange haltbar ist.28 Da Sauce hollandaise eine mit Eidotter hergestellte Buttersauce ist, kann keine Hitzesterilsation zur Haltbarmachung des Fertigproduktes genutzt werden, weil die Buttersauce beim Erhitzen wieder zerfallen würde. Aus diesem Grund kann der Wunsch des Verbrauchers, eine lange haltbare Sauce zu kaufen mit einer Sauce hollandaise auf Butterbasis nicht erfüllt werden. Die Lebensmittelindustrie hat jedoch zwei Möglichkeiten entwickelt, dem Verbraucher ein gewünscht kalorienreduziertes Produkt zur Verfügung zu stellen. Bei beiden Varianten wird auf Butter verzichtet. In den Supermarktregalen gibt es einerseits flüssige Fertigprodukte in Tetraverpackungen und andererseits Tütenprodukte.29 Beim Vergleich von Tütenprodukten und Fertigsaucen in Tetrapacks, lässt sich feststellen, dass im Tütenpulver mehr Inhaltsstoffe verwendet werden. Die Tütenprodukte werden bei der Zubereitung in Wasser angerührt und es wird vom Verbraucher Butter hinzugegeben. Im Gegensatz zu den Fertigsaucen wird bei Tütenprodukten Eidotterpulver und kein Eidotter verwendet.30 Im Jahr 2010 hat die Verbraucherzentrale in Niedersachsen und Hamburg einen Marktcheck bei fertigen holländischen Saucen durchgeführt. Bei den Fertigsaucen wird anstatt Butter pflanzliches Fett in Form von Speiseöl verwendet. Der Eidotteranteil liegt bei maximal 5 % im Gegensatz zu 15 % bei einer selbst hergestellten Sauce hollandaise. Stattdessen werden von der Industrie Geschmacksverstärker, Aromen, verschiedenen Zusatzstoffe und Farbstoffe verwendet, um die Sauce geschmacklich zu verstärken und die typische Konsistenz und Farbe zu erreichen. Der Buttergeschmack wird durch Aromen, wie Diacetyl imitiert. Als Geschmacksverstärker werden oft Speisewürze und Hefeextrakt verwendet.31 Um Viskosität zu erhöhen, werden Verdickungsmittel in der Lebensmittelindustrie verwendet. Diese Zusatzstoffe haben die Fähigkeit, in wässrigen Milieus eine große 28 Vgl.ebd. Seite 17 29 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 20f 30 Südwestrundfunk: http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/haushalt/- /id=2244116/nid=2244116/did=7770260/18ekdwm/index.html Stand: 25.04.2011, 13:27 31 Verbraucherzentrale Hamburg e.V.: http://www.vzhh.de/ernaehrung/30233/sauce-hollandaise-mehr- schein-als-sein.aspx Stand: 25.04.2011, 13:30 10
Menge an Wasser aufzunehmen und wirken so verdickend oder gelierend. Die Verdickungsmittel quellen auf und enthalten oft über 95 % Wasser. Dadurch sinkt die freie Beweglichkeit der Wassermoleküle, da diese in supramolekularen Strukturen gebunden sind. Durch die sinkende Beweglichkeit steigt die Viskosität. In der Technologie wirken Verdickungsmittel außerdem als Bindemittel zwischen unterschiedlichen Komponenten, als Stabilisator von Emulsionen und Suspensionen und als Hilfsmittel zur Bildung von Gelen.32 Verdickungsmittel, die in Fertigsaucen verwendet werden, sind natürlich vorkommende Polysaccharide. Am häufigsten werden bei der Produktion von fertigen "Holländischen Saucen" Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl und Xanthan 33 verwendet. Johannisbrotkernmehl E 410 und Guarkernmehl E 412 werden aus dem Endosperm der Samen des Johannisbrotbaumes bzw. der Guar-Pflanze gewonnen. Diese Zusatzstoffe sind geschmacksneutral, unverdaulich für den Menschen und stark quellfähig. Johannisbrotkernmehl kann ca. das Hundertfache des eigenen Gewichtes an Wasser aufnehmen.34 Ein weiteres oft verwendetes Verdickungsmittel ist Xanthan E 415. Xanthan wird biotechnologisch durch Fermentation von Trauben- oder Rohrzuckerlösungen mit Xanthmonas campestris einem Bakterium gewonnen. E 415 ist ebenfalls ein verzweigtes Polysaccharid. Dieses Verdickungsmittel ist nahezu salzkonzentration-, temperatur- und pH-Wert-unabhängig und erhöht schon bei geringem Zusatz die Viskosität des Wassers.35 Werden mehrere Verdickungsmittel in einem Produkt zusammen vermischt, wirken diese viskoser als die Summe der Einzelkomponenten. Dieses ist mit der Vernetzung der einzelnen polymeren Ketten der Verdickungsmittel zu begründen.36 Ein weiterer Vorteil von Verdickungsmitteln liegt darin, dass sie helfen, die Abgabe der Geschmacks- und Aromastoffe im Mund zu verzögern. Daher hinterlassen dickflüssigere Saucen einen länger anhaltenden Geschmacks- und Aromaeindruck, als dünnflüssige Saucen.37 32 Ebermann, R./ Elmadfa, I.: Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung. Springer-Verlag Wien, 1. Auflage, 2008, Seite 615 33 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 19 34 Vgl. ebd. 35 Vgl. ebd. Seite 20 36 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 20 37 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 15 11
Ein weiterer Unterschied zwischen einer selbst zubereiteten Sauce und den Fertigprodukten ist der Kaloriengehalt. Wie der Tabelle 1 zu entnehmen ist, hat eine „klassische“ Sauce hollandaise einen Kaloriengehalt von ca. 600 – 700 kcal/100 ml. Im Gegensatz besitzt die Fertigsauce von Thommy 219 kcal/100 ml, also ca. 1/3 einer selbst hergestellten Sauce. Das fettreduzierte Produkt derselben Firmen hat sogar nur 104 kcal auf 100 ml. In der Tabelle ist zu sehen, dass das Tütenprodukt einen höheren Kaloriengehalt als die Fertigsaucen hat, mit 437 kcal/100 ml ca. doppelt so viel, jedoch immer noch nicht so kalorienreich wie die Sauce hollandaise der Spitzenköche.38 Schlussendlich ist zu sagen, dass es jedem selber überlassen ist, ob er eine Sauce hollandaise selber zubereitet oder auf Fertigprodukte zurückgreift. Heutzutage haben die Fertigprodukte eine beachtliche Qualität erreicht, jedoch können diese Produkte geschmacklich und in ihrer Konsistenz an eine gelungene selbst zubereitete Sauce hollandaise nicht herankommen.39 40 Tab. 1: Zusammensetzung verschiedener Sauce hollandaise 38 Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010, Seite 20 39 Vgl. ebd. Seite 21 40 Vgl. ebd. Seite 20 12
6. Literaturverzeichnis (1) Grüner, H./ Metz, R./ Hummel M.: Der junge Koch Die junge Köchin. Fachbuchverlag Pfanneberg Haan-Gruiten, 32. Auflage, 2007 (2) Roth, K.: Chemische Köstlichkeiten. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 1. Auflage, 2010 (3) Belitz, H.-D./ Grosch, W./ Schieberle, P.: Lehrbuch der Lebensmittelchemie, Springer Berlin, 2008 (4) This-Benckhard, H.: Rätsel der Kochkunst, Naturwissenschaftlich erklärt. Springer-Verlag Berlin/ Heidelberg, 1996 (5) Ebermann, R./ Elmadfa, I.: Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung. Springer-Verlag Wien, 1. Auflage, 2008 (6) Abb.1 selbst erstellt 7. Internetquellen (1) Jahreiß, M.: http://www.expli.de/anleitung/rezept-spargel-mit-sauce- hollandaise-1910/ Stand: 27.04.2011, 14:49 (2) Südwestrundfunk: http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/haushalt/- /id=2244116/nid=2244116/did=7770260/18ekdwm/index.html Stand: 25.04.2011, 13:27 (3) Verbraucherzentrale Hamburg e.V.: http://www.vzhh.de/ernaehrung/30233/sauce-hollandaise-mehr-schein-als- sein.aspx Stand: 25.04.2011, 13:30 13
Kondensierte Sachanalyse Die Sauce hollandaise ist eine sehr empfindliche Öl-in-Wasser-Emulsion. Es ist also eine Flüssigkeit, in der sich wässrige und fetthaltige Komponenten gleichmäßig verteilen. Gibt man Öl in Wasser, so entstehen zwei Phasen (siehe Abb.1a). Das schwere Wasser setzt sich unten ab und das leichtere Öl schwimmt auf der Oberfläche. Zwischen Wasser und Öl bildet sich eine dünne Grenzfläche. Das grenzflächenaktive Lecithin des Eidotters vergrößert die Grenzfläche, indem die beiden, sich abstoßenden Flüssigkeiten vom Emulgator verbunden werden. Durch das Rühren werden die Öltropfen zerkleinert (siehe Abb.1b) und verteilen sich gleichmäßig im Wasser. Phasentrennung Emulsion Butter Öl + Eidotter Rühren Grenzfläche Zitronensaft Wasser Wasser Abb. 1 Phasentrennung & Emulsion Eidotter setzt sich aus 50 % Wasser, 34 % Fett, 16 % Proteinen zusammen und enthält Spuren von Mineralstoffen und Vitaminen. Die Membranhüllen enthalten gelöst im Plasma Proteine, Granula und LDL-Micellen. Diese wasserlöslichen Proteine sind Livetine. Sie falten sich bei einer Temperatur von ca. 70 °C auf und bilden ein dreidimensionales Netzwerk, welches für die Viskosität verantwortlich ist. Emulgierend wirken die Lecithine. Sie sind ein Lipidgemisch, welches in sämtlichen Biomembranen vorkommt. Lecithine sind befähigt in wäßriger Lösung eine geordnete Struktur auszubilden (Micellen), da sie grenzflächenaktiv sind und somit einen hydrophilen und einen hydrophoben Teil besitzen. Wird dieses Temperaturoptimum von 72°C überschritten, so flocken die Proteine aus und die Emulsion bricht. 14
Didaktische Reduktion Reduktionsschritte nach Arnold Arbeit auf Basis der erstellten Sachanalyse 1. Wodurch ist die Komplexität Aufbau der Eidotterproteine, Veränderung dieser bestimmt? Proteine während des Aufschlagens und Erwärmens, Emulgatorwirkung durch Lecithin und Protein, Öl-in-Wasser-Emulsion (disperse Systeme), Emulsionsstabiltität, Viskosität, Schwierigkeiten bei der Herstellung und Rettungsversuche, Vergleich der Inhaltsstoffe mit Fertigprodukten 2. Zentrale und weniger zentrale Zentral: Aufbau der Eidotterproteine, Veränderung Strukturbestandteile dieser Proteine, Öl-in-Wasser-Emulsion, Rolle des Lecithins als Emulgator, Rolle der Herstellungsprozesse (Aufschlagen und Erhitzen) Weniger zentral: detaillierter Proteinaufbau, detaillierter Fettaufbau, detaillierter Wasseraufbau, stabilisierende Wirkung von Säure und Salz, Viskosität 3. Welche Strukturbestandteile Verstanden: Aufbau der Eidotterproteine in können von den Adressanten angemessener Form, disperse Systeme verstanden werden, welche (Grenzflächen), Strukturveränderung der nicht? Bestandteile (Modell) Nicht verstanden: Aufbau der Eiproteine in molekularer Schreibweise mit Angabe verschiedener Bindungsarten (Wasserstoffbrückenbindungen, Van-der-Waals- Kräfte …), Theorie disperser Systeme in wissenschaftlicher Form, Viskosität 4. Auf welche Bestandteile kann Verschiedene Proteinbestandteile, Lecithin, verzichtet werden, ohne den verschiedene Rezepturvarianten, Fettaufbau, Gültigkeitsumfang der molekulare Schreibweise der Bestandteile, Aussage einzuschränken? Rettungsversuche, Vergleich mit Fertigprodukten 5. Welche Einschränkungen des Vereinfachte Darstellung des Eidotterproteins, des Gültigkeitsumfanges müssen Fettes und des Wassers blendet die komplexen in Kauf genommen, damit die Bindungsformen aus. Ebenso ist die Thematik um Thematik verstanden wird? die dispersen Systeme eingeschränkt. Daher kann mit den Aussagen im Modell und in der Erklärung nur eingeschränkte Gültigkeit erzielt werden. 6. Kann die Verständlichkeit Durch den vereinfachten Molekülaufbau von Fett, durch Beispiele, Analogien, Wasser und Protein wird die Verständlichkeit des Erläuterungen und Herstellungsprozesses gefördert. Durch das Veranschaulichungen erhöht Flaschenmodell werden Grenzflächen aufgezeigt werden? und disperse Systeme veranschaulicht. Dabei wird Spülmittel als Emulgator (im übertragenen Sinne für das Protein) eingesetzt. 15
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Reflexion des Projekts Das Projekt über Phänomene am Herd war innerhalb einer Gruppenarbeit organisiert. Unsere Gruppe setzte sich aus folgenden engagierten Damen zusammen: Laura Bollmann, Julia Brandt, Michaela Diekow, Alana Liese, Aslihan Özdag. Wir wählten das Thema „Sauce hollandaise - delikate Grenzflächen“ aufgrund der saisonalen Spargelzeit. Das Ziel des Projekts bestand darin, die Thematik zur Langen Nacht der Wissenschaften zu präsentieren. Die Gruppenmitglieder konnten sich alle gut mit dem Thema identifizieren und harmonierten in ihrer Arbeitsweise. Die Aufteilung der einzelnen Inhaltspunkte verlief problemlos. Das jeweilige Themengebiet wurde eigenständig von dem Gruppenmitglied erarbeitet und in der Gruppe vorgestellt und besprochen. In den Seminaren fand die Ausgestaltung der einzelnen Punkte (Zusammensetzung der Sachanalyse, Reduktion der Sachanalyse, Didaktische Reduktion, Modellbildung, Plakatgestaltung) gemeinsam statt. Insgesamt waren alle Teilnehmer sehr zufrieden mit der Gruppenzusammenstellung und der gemeinsamen Arbeit. Lange Nacht der Wissenschaften: An diesem Abend stellten wir unsere Arbeitsergebnisse an einer Station dem Publikum vor. Uns fiel auf, dass besonders Frauen die Station begrüßten, da diese schon oftmals mit der Problematik der Herstellung einer Sauce hollandaise konfrontiert wurden, wie sie erzählten. Sie waren sehr interessiert und nahmen unsere Ratschläge begeistert an. Wir ermutigten sie, durch unsere Vorführung einen erneuten Selbstversuch, zu wagen. Leider konnten wir das Publikum die Sauce hollandaise nicht selbst rühren lassen, aufgrund des EHEC-Erregers. Am meisten begeisterte sich das Publikum für das Vorkochen, aber auch das Molekül-Modell der Emulsionsbildung fand Interesse und konnte von uns mehrmals erklärt werden. Dieses auffällig gestaltete Modell hing wie ein Vorhang vor unserer Station und diente dadurch als anlockender „eye-catcher“. Ebenso erklärten die Flaschenmodelle das Grenzflächenaufkommen zwischen Öl und Wasser anschaulich. Gerade weil das Interesse an den Herstellungstipps so groß war, wäre es schön gewesen den Besuchern ein Rezept in ausgedruckter Form mitgeben zu können, auch als Erinnerung an diese klügste Nacht des Jahres. 18
Wir wussten nicht, was auf uns zukam, aber meisterten den Abend erfolgreich, weil wir ein starkes Team hinter uns hatten. Jeder einzelne der Gruppe präsentierte an diesem Abend die gesamte Thematik. (Jeder präsentierte sowohl die Modelle als auch die Sachanalyse und das Vorführen der Herstellung.) Für unsere spätere Tätigkeit als Lehrerinnen war dieses Projekt eine wertvolle Erfahrung, da wir den gesamten Prozess der Wissensaneignung, Wissensaufbereitung, Wissensumwandlung in Modelle, Wissensreduktion unter Berücksichtigung der Anpassung an den Wissensstand des Adressanten, bis hin zur Präsentation und dem direkten Feedback des „Lernenden“ durchliefen. Die Besucher stellten auch tiefer gehende Fragen, die von uns beantwortet werden konnten, was uns zeigte, dass sie die von uns vermittelten Grundlagen verstanden hatten. Das Feedback der Gäste war durchweg positiv. 19
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