SCHÖNSTATT IN WEITER WELT - Ein Jahr wie nie zuvor Kreativität in der Pandemie Im Land des Apostels Thomas - Schönstätter ...
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h r i c h t e n Mis sionsnac SCHÖNSTATT IN WEITER WELT · Ein Jahr wie nie zuvor 1 / 2021 · Kreativität in der Pandemie · Im Land des Apostels Thomas
Missionsnachrichten Mai 2021 Thema Seite Zum Titelfoto Du bist nicht allein!............................................... 3 Schw. Mariana Hermann „Herr, sende Arbeiter in deinen Weinberg!“............................................... 5 Brasilien - Schw. M. Mathilde Mang Mutumba – mehr als ein Gesundheitszentrum............................................ 9 Burundi - Schw. M. Lisette Seitzer “Hogar de María” in Zeiten der Pandemie........ 12 Chile - Paola Becerra Canío Jucy Nara Cardoso Cadete be- grüßt die Pilger in Santa Maria Wir danken unserer heimgegangenen Missionsschwester ............................................. 14 Zum Datenschutz Briefmarken für die Mission .............................. 14 Die Missionsnachrichten „Schön- statt in weiter Welt“ erscheinen Ein Jahr wie nie zuvor......................................... 15 zweimal im Jahr. Nach dem kirchl. Südafrika - Schönstätter Marienschwestern Südafrika Datenschutz (KDR-OG) wahren wir das Datengeheimnis. Die per- sonenbezogenen Daten werden Kreativität in der Pandemie............................... 19 ausschließlich zu Versandzwecken Philippinen - Schw. M. Thomasine Treese verarbeitet. Der Verwendung Ihrer Daten in diesem Sinne Im Land des Apostels Thomas ........................... 20 können' Sie jederzeit durch Indien - Interview mit Schw. M. Rubini Joseph schriftliche Mitteilung an uns widersprechen. Die Beiträge in diesem Heft sind nur aus der Missions- und Auslandsarbeit der Schönstätter Marienschwestern. Gesamtherstellung: RaabDruck, Trier. Neues Schönstatt-Heiligtum in Argentinien Am 20. Februar 2021, mitten in der Zeit der Pandemie, fand in Los Olmos/Pilar, Provinz Buenos Aires, die Einweihung ei- nes neuen Schönstatt-Heiligtums statt. Die Feier stand unter dem Motto: „Ziehe deine Schuhe aus, denn der Ort, an dem 2 du stehst, ist heiliger Boden“.
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Du bist nicht allein! Du bist nicht allein! Auf ein Wort Schwester Mariana Hermann Es gibt wenige Filmszenen, die mich so durch Bekannt ist das Bild vom Guten Hirten, das das Leben begleitet haben, wie das Ende ei- sich in den Psalmen findet und das Jesus auf nes Jesusfilms, den ich als Jugendliche sah: sich selbst bezieht: Jesus im Porträt, wie er uns anschaut und uns verspricht: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum „Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Ende der Welt!“ Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte Ist das nicht eine starke Zusage? Ist es nicht kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und geradezu lebenswichtig, sich immer wieder dein Stab, sie trösten mich.“ an diese Worte zu erinnern, gerade auch jetzt (Ps 23,1.4) in der Zeit der Pandemie? Wie stark lässt uns das kleine Virus unsere menschliche Ohn- macht erleben! Wie leidvoll war und ist das Aber sind das nicht nur schöne Worte? Ist Erlebnis von Isolation und Einsamkeit! Wie Gott uns in dem beängstigenden Chaos, das viele sind in Existenznöte geraten, leiden un- wir neben der Pandemie in fast allen Lebens- ter Ängsten und Depressionen, wissen nicht bereichen erleben, tatsächlich nahe? ein noch aus! „Ich bin bei euch“, auch und gerade in diesen Dunkelheiten!, so lautet die trostreiche Zusage unseres Gottes. Dieses Wort Jesu, das der Apostel Matthäus an das Ende seines Evangeliums gestellt hat, ist nicht die einzige Stelle der Heiligen Schrift, die von der Nähe Gottes zu uns Menschen spricht. Gerade das schmerzliche Erlebnis der Hilflosigkeit und Einsamkeit kann uns moti- vieren, die Bibel einmal nach solchen Stellen zu durchforschen. Ein sehr schönes Wort lesen wir zum Beispiel beim Propheten Jesaja: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir! Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen.“ (Jes 43,1b-2) 3
Du bist nicht allein! Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Gott in mir und liebt auch dich! Gerade darin liegt das Charakteristikum des Christentums. Unser Glaube sagt uns eindeutig: Ja, er ist wirklich bei uns, und wir können ihm begeg- Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, nen. Die Herausforderung für uns liegt darin, um seine Arbeit heute zu tun. dass wir ihn mit unseren Sinnen nicht wahr- Er hat keine Füße, nur unsere Füße, nehmen können. Deshalb kommt es darauf um Menschen auf seinen Weg zu führen. an, uns auf die Geheimnisse unseres Glau- Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, bens einzulassen und sie in unser Leben zu um Menschen von ihm zu erzählen. integrieren. So ist es eine Realität, dass Gott Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, in unseren Herzen lebt. Durch die Taufe sind um Menschen an seine Seite zu bringen. wir seine Kinder und lebendige Tempel des dreifaltigen Gottes geworden. Wir können (Gebet aus dem 14. Jahrhundert) ihm also im Heiligtum unseres Herzens be- gegnen. Welch ein Geschenk! Die Gegenwart Gottes ist auch nicht an kon- krete Orte gebunden. Er ist uns dort nahe, wo Siehe, deine Mutter! wir leben. Es ist hilfreich, in unserer Wohnung eine Gebetsecke einzurichten, wo wir allein Jesus ist uns nicht nur selber nahe, er schenkt oder noch besser gemeinsam mit unserer uns auch seine Mutter. Noch am Kreuz hat Familie das Gespräch mit ihm suchen. So er sie uns und uns ihr anvertraut: „Siehe, wird Hauskirche lebendig! deine Mutter!“ – „Siehe, dein Sohn!“ (vgl. Nicht zuletzt schenkt uns Gott seine Nähe Joh 19,26f). Mit ihr ein Bündnis der Liebe durch die Sakramente, ganz besonders durch zu schließen heißt, dieses Testament Jesu die Eucharistie. Ist es nicht beeindruckend, ernst zu nehmen. Es bedeutet einerseits, sich dass Jesus sich uns im Zeichen von Brot und ihrem mütterlichen Schutz anzuvertrauen. Wein zur Speise gibt, weil er sich danach Andererseits verbinden wir uns damit aber sehnt, bei uns zu sein? Dass der Sakramenten- auch mit all den anderen Menschen, die sie empfang und überhaupt der Kirchenbesuch im Herzen trägt, und übernehmen Mitver- derzeit für viele erschwert oder sogar unmög- antwortung für sie. lich ist, kann dazu beitragen, die Sehnsucht „Jeder Tag bietet uns eine neue Gelegen- danach zu nähren. Und es gibt die Möglich- heit, ist eine neue Etappe. … Wir haben keit der geistlichen Kommunion! Möglichkeiten der Mitverantwortung, die es uns erlauben, neue Prozesse und Verän- derungen einzuleiten und zu bewirken. Wir Gott im Nächsten müssen aktiv Anteil haben beim Wieder- aufbau und bei der Unterstützung der ver- Dass wir die Nähe Gottes auch durch Mit- wundeten Gesellschaft“ (Papst Franziskus, menschen erfahren können, haben wir alle Fratelli tutti, 77). schon erlebt: durch ein gutes Wort oder einen In der Zeit der Pandemie sind mit viel Phan- Rat, durch eine Hilfeleistung im richtigen tasie und Kreativität neue Projekte entstan- Moment … So können auch wir selbst durch den, um Menschen nahe zu sein, ihnen Trost praktizierte Nächstenliebe andere Menschen und konkrete Hilfe zu bringen. Von einigen spüren lassen: Du bist nicht allein! Gott sieht Initiativen berichten wir in diesem Heft. 4
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 „Herr, sende Arbeiter in deinen Weinberg!“ „Herr, sende Arbeiter Brasilien in deinen Weinberg!“ Schw. M. Mathilde Mang Zu unserer Provinz mit Sitz in Santa Maria/ weiterhin Lebensmittelpakete. Doch nun Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens ge- (Anfang März) kam ein neues Dekret, dass hören auch drei Schönstattzentren im weit wieder alles schließen muss. Der von uns ge- entfernten Nordosten: in Salvador/Bahia (BA) plante Neubau für mehr Kinder im Vorschul- sowie in Recife und Garanhuns/Pernambuco alter musste gestoppt werden. (PE). Insgesamt sind dort sieben Schwes- tern im Einsatz. Angesichts der Aufgaben in diesem riesigen Gebiet und der geringen Mutige junge Frauen Schwesternzahl können wir nur vertrauens- voll beten: „Herr, sende Arbeiter in deinen Im Jahr 2019 traten sechs junge Frauen in Weinberg!“ Interessanterweise haben sich unsere Gemeinschaft ein; fünf davon sind in den letzten Jahren gerade aus dem vom Nordosten des Landes. 2020 meldeten Nordosten immer wieder junge Frauen sich sieben Kandidatinnen, und wiederum für den Eintritt in unsere Gemeinschaft kommen sechs vom Nordosten. Trotz der entschieden. Vor allem darüber möchte ich Pandemie hatten sie an Berufungstreffen an heute berichten. unserem Schönstattzentrum in Garanhuns/ PE teilgenommen. Ihr Mut, ihre Freunde und Familien zu verlassen und in das fast 4.000 Die Corona-Situation in Brasilien km entfernte Santa Maria zu kommen, ist er- staunlich. Auch ist es wie ein Wunder, dass Wie Sie sicher aus den Medien wissen, ist sie gesund geblieben sind, denn alle kommen der Nordosten des Landes besonders stark aus verschiedenen Städten, in denen täglich vom Coronavirus betroffen, so dass in den viele Menschen an COVID-19 sterben. Krankenhäusern keine freien Betten und kein Sauerstoff mehr zur Verfügung stehen. Deshalb wurden viele Patienten in andere Berufungspastoral im Nordosten Staaten des Landes geflogen. Auch Santa Maria erhielt 18 Patienten aus Manaus. Für die Berufungspastoral im Nordosten ist Die Schulen sind fast alle noch geschlossen, Schw. Glória Maria de Melo Leite verant- doch manche Kindergärten konnten schon wortlich, die selbst aus Lajedo/PE stammt öffnen. So hatten auch wir unseren Kinder- und 2004 in unsere Gemeinschaft eintrat. garten „Mariengarten“ bereits geöffnet. Im Sie bestätigt: „Die Staaten hier im Nordosten Projekt „Sonnenwinkel“ bei den Größeren versprechen gute geistliche Berufungen, wollten wir es demnächst wagen, aber in denn es herrscht eine große Religiosität, auch kleinen Gruppen ohne Mittagessen und nur viele Priester und Familien setzen sich dafür stundenweise; deshalb erhalten alle Familien ein. Öfter führen wir hier in Garanhuns beim 5
„Herr, sende Arbeiter in deinen Weinberg!“ Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Kapellchen Berufsfindungstreffen durch. Die der Hin- und Rückflug ist mit ca. 150 Euro Eltern unterstützen das und geben ihren sehr teuer. Nun sind wieder alle in Santa Kindern Lebensmittel mit, damit beim Tref- Maria, um sich auf ihren zukünftigen Weg fen am Wochenende für das leibliche Wohl als Marienschwestern vorzubereiten. Am 1. gut gesorgt wird. Ebenso setzen sich die März begann die zweimonatige Kandidatur, Pfarrer der Jugendlichen in dieser Pandemie- daran schließt sich das halbjährliche Postulat zeit sehr dafür ein, dass immer genügend an. Im November fliegen sie zur feierlichen Hygiene- und Putzmaterial vorhanden ist.“ Einkleidung wieder nach Garanhuns, damit Weiter berichtet sie: „Mit diesem neuen Pro- die Angehörigen und viele Jugendliche daran jekt für Jugendliche erleben wir Wunder. teilnehmen können. Vor zwei Jahren fand Eines Tages schrieb uns eine Jugendliche: dort zum ersten Mal eine Einkleidungsfeier ‚Schwester, ich habe Schw. Maria Jaci im statt. Die Gruppe von diesem Jahr ist wohl Radio gehört, und ich spürte eine Berufung eine Frucht davon. in mir. Darf ich auch am Berufungstreffen teilnehmen, um Klarheit zu erhalten?‘“ Apostolat in der Heimat Der Einkleidung entgegen Während der Weihnachtsferien blieben unsere Kandidatinnen nicht untätig. Nayane aus Ga- Nachdem unsere sechs Kandidatinnen ein ranhuns berichtet: „Ich konnte viel Apostolat Jahr im Juvenat in Santa Maria verbracht hat- in meiner Familie machen. Auch traf ich eine ten, flogen sie vor Weihnachten 2020 nach bekannte Jugendliche, die sich ganz von der Hause, um sich von Eltern, Verwandten und Kirche entfernt hatte. Ich erzählte ihr, was ich ihrer Pfarrei zu verabschieden. Zwischen- erlebe, und sie interessierte sich sehr. Ich lud durch war das nicht möglich gewesen, denn sie zur heiligen Messe ein, und bald hat sie mich zum Rosenkranzgebet eingeladen.“ Fabrícia aus Paulo Alfonso/Bahia, erzählt: Juvenistinnen in Santa Maria „Ich lud einige Jugendliche zu einem Beru- fungstreffen in Garanhuns ein. Wir beteten zu- sammen mit den Missionarinnen der Pilgern- den Gottesmutter den Rosenkranz. Auch in meiner Pfarrei hatte ich die Gelegenheit, über meinen gewählten Beruf Zeugnis zu geben.“ Karolayne aus Garanhuns musste sehr viele Fragen beantworten. Ihre Familie und Freunde wollten viel darüber wissen, was sie im Süden erlebte. Mit den Jugendlichen konnte sie sich wegen der Pandemie nicht in größeren Grup- pen treffen. So trafen sie sich zu zweit oder zu dritt, und viele Fragen kamen auf, zum Bei- spiel, warum sie diese Entscheidung traf und was sie so in Santa Maria macht. Zwischen- durch kam die Frage: Bist du glücklich? Im- mer wieder wiederholte Karolayne die Worte 6
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 „Herr, sende Arbeiter in deinen Weinberg!“ Teilnehmerinnen eines von Fabricia organisierten Treffens von Papst Franziskus: Berufungen sind Frucht im Radio über Berufung zu sprechen. Zu- des Gebetes, und nur durch das Gebet bleiben erst konnte ich es nicht glauben, aber dann sie treu und geben Früchte. tat ich es mit viel Freude und Dankbarkeit. Hortencya, die zur Diozese Caruaru/PE ge- Ich sprach von meiner Entscheidung, meinen hört, erzählt: „Die Ferien waren eine gute Erfahrungen und von der Freude, die bei uns Gelegenheit fürs Apostolat. Noch in Santa herrscht. Zwei Jugendliche interessierten Maria bat ich die Gottesmutter, sie möge mir sich und machen nun ein Experiment bei den helfen. Als ich dann zu Hause in Cachoeirinha Schwestern in Garanhuns.“ /PE ankam, spürte ich den starken Wunsch, eine Mädchengruppe zu gründen. Sieben Jugendliche meldeten sich, und jede wurde als Wunder der Gottesmutter betrachtet. Sie fragten mich, warum ich so weit weg ginge, bis in den Süden des Landes. Ich antwortete, dass es im Anfang nicht leicht war, aber aus Liebe zur Sendung, die ich übernehmen möchte, nahm ich es auf mich.“ Juci Nara, deren Eltern in der Stadt Jupi/PE wohnen, berichtet: „In meinen Ferien konnte ich einige Jugendliche für ihre Berufung be- geistern. Am Anfang konnte ich an einem Berufungstreffen teilnehmen und sogar einen Juci Nara im Radiostudio Vortrag halten. Ich wurde sogar gerufen, um 7
„Herr, sende Arbeiter in deinen Weinberg!“ Schönstatt in weiter Welt 1/2021 großen Anliegen zu Pater Kentenich betete und Er- hörung fand, setzt er sich zum Dank für Schönstatt ein. Er bat in Santa Maria um Material für sein Apostolat, und schließlich erbat er auch Hilfe durch eine Marien- schwester. Bald besuchte Schw. M. Raquel Mainardi Schw. M. Raquel bei einem ihn und sein großes Aposto- Apostolatsbesuch in Crato/Ceará latsgebiet, das den ganzen Staat Ceará umfasst. Täglich Daniela stammt aus Serrita/PE. Sie ist eigent- wurden andere Gruppen besucht, und alle lich eine „Frucht” des Berufungstreffens im sahen zum ersten Mal eine Marienschwester, vergangenen Jahr. Sie erzählt uns: „Ich konnte die „Schwester der Pilgernden Gottes- mit einigen Jugendlichen sprechen. Sie in- mutter“, wie sie es nannten. Schw. M. Raquel teressierten sich für das religiöse Leben, hat P. Kentenich als Juvenistin im Jahre 1952 waren sehr neugierig und fragten viel über selbst in Santa Maria erlebt und konnte viel das Leben im Juvenat, über meine Entschei- davon erzählen. Sie war von der herzlichen dung, über die Kälte im Süden. In tiefer Aufnahme durch diese Menschen und ihre Dankbarkeit sah ich die Begeisterung dieser Liebe zur Gottesmutter sehr beeindruckt. Jugendlichen. Sie sahen auch meine Begeis- terung und Freude. Auch half ich Schwester Glória Maria, ein ganztägiges Treffen mit Sehnsucht nach dem Liebesbündnis dem Thema ‚Die Berufung erwecken‘ zu organisieren. Es kamen 16 Jugendliche.“ Auch Schw. M. Cassiana könnte gut Unter- Simone, die einzige dieser Gruppe aus dem stützung gebrauchen. Von Garanhuns aus Süden, stammt aus Seberi/RS. Auch sie be- ist sie mit der Pilgernden Gottesmutter in nutzte ihre letzten Ferien vor dem Postulat, um den Staaten Ceará, Piauí, Alagoas und ein Treffen mit Jugendlichen zu organisieren. Pernambuco unterwegs. Die Leute dort sehnen sich richtig danach, das Liebes- bündnis mit der Gottesmutter zu schließen. Die Pilgernde Gottesmutter geht voran Durch die Pandemie sind zur Vorbereitung nur die „Online-kurse“ möglich, aber sie Wir hoffen, dass diese jungen Frauen nach nehmen mit Begeisterung und Freude teil. ihrer Einkleidung und Ausbildung in ihrer Nach Beendigung des Kurses wird in kleinen Heimat eingesetzt werden können, denn die Gruppen zum Kapellchen eingeladen, wo die Pilgernde Gottesmutter geht voran, und wir Leute das Liebesbündnis schließen. müssen schauen, dass wir nachkommen. So Dies ist nur ein kleiner, ja kleinster Über- hat es ein Diakon und Familienvater aus blick über das Apostolatsfeld, das vor uns Mauriti/Ceará als seine persönliche Sendung liegt und kaum zu bewältigen ist. Wir laden erkannt, in mehreren Städten Schönstatt- Sie herzlich ein, mit uns zu bitten: „Herr, gruppen zu bilden. Da seine Frau in einem sende Arbeiter in deinen Weinberg!“ 8
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Mutumba – mehr als ein Gesundheitszentrum Mutumba – mehr als ein Burundi Gesundheitszentrum Schw. M. Lisette Seitzer Gerne möchten wir Ihnen wieder einen Über- 120 Babys bekamen bei uns Babymilch, da blick geben, wie wir im vergangenen Jahr ihre Mütter nicht genügend Muttermilch zum den Menschen in unserem Gesundheitszen- Stillen hatten oder gestorben waren. trum helfen konnten: 14.423 Patienten wurden von den Krankenschwestern ambu- lant behandelt und 2.253 vom Arzt in Sprech- Hilfe für Kranke stunden empfangen. Unser Arzt konnte 315 schwangere Frauen durch Ultraschall un- Geburtshilfe, Vor- und Nachgeburts-Unter- tersuchen. Im Spital versorgten wir 1.504 suchungen, HIV-Untersuchungen und die Kranke. 2.850 Vorgeburts- und 664 Nachge- Behandlung der Aidskranken können wir burts-Untersuchungen wurden durchgeführt. gratis anbieten. Es kommen aber auch im- 611 Mütter brachten bei uns ihre Kinder zur mer wieder Patienten, die ihre Spitalrech- Welt. 4.379 Babys und Kleinkinder wurden nung oder die ambulante Behandlung nicht geimpft. 1720 Personen wurden auf Aids bezahlen können. So zum Beispiel eine untersucht; 84 Personen, die mit dem Aids- Mutter, die drei Kinder gleichzeitig hospita- virus leben, werden bei uns behandelt. 35 lisieren musste. Sie waren an Malaria er- Tuberkulose-Kranke erhielten die notwendi- krankt, aus diesem Grund litten zwei auch gen Medikamente. 151 unterernährte Kinder an einer schweren Blutarmut. Als wir ihr erhielten die therapeutische Nahrung, und erklärten, dass wir die zwei in ein anderes Spital bringen müssten, damit sie Bluttransfusionen bekämen, wies sie es zurück. Sie könne das dritte Kind nicht allein hierlassen. So kauften wir Medikamente und Nahrungsmittel, um gegen die Blutarmut anzugehen, und über- nahmen die gesamten Spitalkos- ten. Alle Kinder konnten gesund entlassen werden. Danach fragte das siebenjährige Mädchen im- mer wieder seine Mutter: „Wie können wir den Schwestern danken?“ Schließlich antwortete Mit dieser zusätzlichen Milch wird die neunjährige Schwester: „Wir sich das Kleine gut entwickeln haben nichts zu geben, aber wir können für die Wohltäter beten.“ 9
Mutumba – mehr als ein Gesundheitszentrum Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Die kürzlich gespendeten Krankenbetten leisten gute Dienste Ein Operationssaal für das Hospital sorgten, dass sie ein kleines Grundstück er- werben und ein Häuschen bauen konnte. Seit Jahren planen wir, ein neues Hospital zu In der Zwischenzeit wurde der „Enkel“ in bauen, was dringend notwendig ist. Aber im- unser Spital eingeliefert. Da er unter Drogen- mer wieder werden unsere Pläne durch neue einfluss viel Schaden angerichtet hatte, wurde Verordnungen vom Gesundheitsministerium er von einigen Leuten so geschlagen, dass er zunichte gemacht. Inzwischen sieht es so einen Spitalaufenthalt benötigte. Dort sprach aus, dass wir nun bald mit der Errichtung die verantwortliche Schwester eindringlich eines Operationssaales beginnen können, mit ihm, und nun ist er auf dem besten Weg, in dem dann zum Beispiel Kaiserschnitte ein ordentliches Leben zu führen. Er wurde durchgeführt werden können. sogar ein fleißiger Beter in unserer Schön- stattkapelle. Hilfe bei Hausbau und Lebenswende Wertvolle Ziegen Auch in diesem Jahr durften wir verschiede- nen Armen beim Häuschenbau helfen. Zum Inzwischen konnten wir auch ein Projekt be- Beispiel wurde Emmanueline mit ihren vier ginnen, bei dem man Hilfsbedürftigen eine Kindern von ihrem Mann fortgeschickt. So Ziege kauft - oft schon trächtig. Die Be- kam sie in unsere Gegend, wo eine ältere dingung dabei ist, dass sie die erste kleine Frau und deren Enkel sie aufnahmen. Als Ziege einer anderen armen Familie geben. aber die ältere Frau wegziehen musste, Die nachfolgenden Ziegen dürfen sie für ihre schickte der Enkel, ein junger Mann, der eigene Zucht behalten. Die ersten „auserko- Drogen einnahm, Emmanueline weg. So kam renen Ziegenbesitzer“ sind sehr glücklich sie zu uns und bat um eine Wohngelegenheit, über dieses Geschenk, denn die Ziegenzucht auch wenn es nur ein Abstellraum sei. Wir ist eine begehrte Einnahmequelle. 10
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Mutumba – mehr als ein Gesundheitszentrum Unterstützung bei der Schulausbildung Erwachsenenbildung konnten wir vielen Menschen helfen, den Glauben zu vertie- Nach wie vor sind wir froh, dass wir viele fen und sich im Vertrauen auf Gott mutig Familien mit Schulgeld, Schulheften und für eine bessere Welt einzusetzen. Wegen einer Schuluniform für ihre Kinder unter- des Coronavirus waren mehrtägige Jugend- stützen können und so zu deren Schulaus- tagungen in den Diözesen nicht möglich – bildung beitragen. Auch zwei taubstummen als Vorsichtsmaßnahme. Jedoch waren ein- Mädchen konnten wir eine Ausbildung in tägige Schulungen erlaubt. einem Internat ermöglichen. Viele Kinder im Land müssen ihre Schulausbildung unter- brechen, da es ihnen an den finanziellen Mit- Dank für sechs Novizinnen teln für diese notwendigen Dinge fehlt. Eine große Freude war für uns die Einklei- dung von sechs Novizinnen am 25. Oktober Glaubensvertiefung für 2020 in Mutumba. Die Verwandten und viele Jugendliche und Erwachsene Gäste konnten zu diesem Tag kommen. Wir sind sehr dankbar, dass wir weitgehend vom Durch den Einsatz unserer einheimischen Coronavirus verschont blieben und unsere Schwestern in der Kinder-, Jugend- und Aktivitäten bisher weitergehen konnten. Die neu eingekleideten Novizinnen bringen Gaben zum Altar 11
“Hogar de María” in Zeiten der Pandemie Schönstatt in weiter Welt 1/2021 “Hogar de María” in Chile Zeiten der Pandemie Paola Becerra Canío, Koordinatorin der Sozialprogramme des Hogar de María / Stiftung San José des Säkularinstituts der Schönstatter Marienschwestern Der Speisesaal “Hogar de Maria” (Marien- heim) in Santiago war vor vielen Jahren von der deutschen Missionsschwester M. Adel- fonsis gegründet worden, um Kindern aus bedürftigen Familien täglich ein warmes Mittagessen zu sichern. Da die Kinder in- zwischen in den staatlichen Schulen unent- geltlich essen können, ist der “Hogar de María” nun vor allem Anlaufstelle für Ob- dachlose und andere Personen aus prekären Verhältnissen. Straßenprogramm (Programa Calle) Mit Beginn der Pandemie und wegen des Hygieneschutzes waren wir gezwungen, die Volontäre verteilen das Mittagessen Türen unseres Speisesaals im “Hogar de Maria” zu schließen, wo sich täglich rund 70 Menschen aus Situationen extremer Verletz- und stellten fest, dass wir mit ihnen die lichkeit und Armut trafen, um das Mittag- gleichen Sorgen und den Wunsch teilten, essen einzunehmen. unseren Schwestern und Brüdern in Not zu Verschiedene Unsicherheiten und unbeant- helfen. So stellten wir unsere eigene “Liefer- wortete Fragen bedrängten uns, als wir über- ung” zusammen und verteilen nun an ver- legten, wie wir damit umgehen sollten. Es schiedenen Stellen täglich 100 Mittagessen war eine völlig neue Situation, die uns alle – sowohl an die Stammgäste des “Hogar de überrascht hat. Da viele Menschen arbeits- Maria” als auch an neue Empfänger. los und daher nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften, nahmen mit der Pandemie Bedürftigkeit und Armut Solidaritätsprogramm Mittagsmahl- zu. Gerade diejenigen, die es am dringends- zeit (Programa Almuerzos Solidarios) ten brauchten, wollten wir nicht ohne eine tägliche Mahlzeit lassen. Durch die Vereinigung der Kräfte wurden Also beschlossen wir, an Türen zu klopfen. uns neue Wege eröffnet, da plötzlich Volon- Wir kontaktierten zwei benachbarte Pfarreien täre und unerwartete Spenden auftauchten. 12
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 “Hogar de María” in Zeiten der Pandemie che, die dienstags und mittwochs zu Hause Das Essen ist super! Mittagessen kochen, mit Freiwilligen zu- sammen, die diese Mahlzeiten an besonders verletzliche Familien und ältere Menschen verteilen. Auf diese Weise bringen wir ihnen die Liebe und Sorge unserer himmlischen Mutter. Die Zahl der freiwilligen Köche nahm zu und so konnten wir Ende Juni drei weitere Pfarreien einbeziehen und dadurch noch mehr Hilfsbedürftige erreichen. Diese Erfahrung erfüllte nicht nur unsere eigenen Herzen mit Hoffnung, sondern führte auch dazu, dass die verheerenden Auswir- kungen der Pandemie für die Hilfsbedürf- Über Online-Kommunikationsplattformen tigsten gelindert wurden. trafen wir uns schnell mit den Freiwilligen Bis Dezember 2020 hatte dieses Solidaritäts- und den Pfarrern und starteten im Juni 2020 programm mehr als 3.000 Tabletts geliefert, ein neues soziales Programm: das „Solidari- was 17.000 Portionen entspricht – ein Ergeb- tätsprogramm der Mittagsmahlzeit“. nis, an das wir unter diesen Umständen nie- Bei dieser Initiative arbeiten freiwillige Kö- mals gedacht hätten. Freiwillige Köchinnen 13
Wir danken unserer heimgegangenen Missionsschwester Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Wir danken unserer heimgegangenen Missionsschwester Schw. M. Guntilda wurde am 29. April 1930 in Dunningen/Rottweil geboren. Im November 1953 trat sie in unsere Gemeinschaft ein und wurde im April 1955 nach Chile gesandt. Dort diente sie der chilenischen Provinz als Lehrerin an verschiede- nen Schulen, als Oberin und Provinzassistentin und wirkte auch einige Jahre in Ecuador und Spanien. In der Provinzleitung war sie viele Jah- re lang für die Schulen verantwortlich und prägte eine Generation von Erzieherinnen und Lehre- rinnen. Viele Menschen standen und stehen mit Ehrfurcht und Bewunderung vor ihrem glaub- würdigen Leben, ihrer Selbstlosigkeit und ihren Schwester M. Guntilda Mauch unzähligen Initiativen. Nachdem sie aufgrund † 22. Januar 2021 einer Alzheimer Erkrankung fast zehn Jahre lang im Alter von 96 Jahren im Wachkoma gelegen hatte, durfte sie nun in die in Bellavista/Chile Ewigkeit heimgehen. Briefmarken für die Mission Briefmarken sammeln lohnt sich weiterhin! Schneiden Sie abgestempelte Briefmarken mit einem Rand aus, und lassen Sie uns diese zukommen. Mit dem Erlös unterstützen Sie unsere Missionsarbeit. 14
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Ein Jahr wie nie zuvor Ein Jahr wie nie zuvor Südafrika Schönstätter Marienschwestern Südafrika Beim Verladen der Lebensmittel Auf dem afrikanischen Kontinent war Süd- guten Internetzugang installieren zu lassen. afrika am stärksten von der Corona-Pan- So konnten wir in unserem Kapellchen eine demie betroffen. Um größeren Schaden zu Webkamera anbringen und hielten zusätz- verhindern, musste die Regierung dem Land liche Gebets- und Anbetungsstunden, die strenge Vorschriften auferlegen. Dies hatte „live“ übertragen wurden. Wir waren über- verheerende Auswirkungen auf die Wirt- rascht, wie „weltweit“ unsere Webseite da- schaft. Viele der kleineren und informellen durch sowohl innerhalb als auch außerhalb Unternehmen mussten schließen, und die Afrikas geworden ist. Armut nahm enorm zu. Auch wir Schwestern waren und sind in vie- lerlei Hinsicht betroffen. Unser Apostolat Projekt „Helfende Hände“ musste größtenteils online geschehen. Doch dadurch wurden auch neue Kräfte geweckt in Weil sowohl unser Exerzitien- und Schu- einer Weise, wie wir es normalerweise nicht lungsheim als auch das Studentinnen- in Betracht gezogen hätten. Wohnheim in Constantia wegen der Covid- 19-Beschränkungen nicht mehr als solche Schon kurz vor dem Lockdown hatten wir in funktionieren konnten, kamen wir auf die Constantia damit begonnen, im Dienste un- Idee, ein Projekt zur Armutsbekämpfung zu seres Apostolates Glasfaserkabel für einen starten. Dies war der Moment, in dem unser 15
Ein Jahr wie nie zuvor Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Hilfsprojekt namens „Helfende Hände“ ge- an die Türen klopften und die Lebensmittel- boren wurde. Wir konzentrierten uns haupt- pakete übergaben. Leider, aber verständ- sächlich darauf, hungrigen Menschen Essen licherweise, schlich sich allmählich die Er- zu bringen, da dies im Augenblick am not- müdung der Spender ein, so dass wir uns zu wendigsten war. So breit wie möglich warben Beginn dieses Jahres auf ein monatliches wir über die sozialen Medien und in unserer Lebensmittelpaket beschränken mussten. Schönstatt-Bewegung um Lebensmittel und kamen so auch mit anderen Hilfsprojekten in Verbindung. Das Schulungsheim wurde Sandras Suppenküche zum Depot, in dem die Leute die Spenden abgaben. Unsere Mitarbeiter sortierten die Ein weiteres Hilfsprojekt ist Sandras Suppen- Spenden, packten die Pakete und verteilten küche. Sandra ist eine unternehmungslustige sie dann an Bedürftige und andere Wohl- Mutter, die in einer Baracke in Khayelitsha tätigkeitsorganisationen. lebt. Diese riesige Barackenstadt ist auf dem Während der letzten fünf Monate des Jahres Meeressand der Küste auf der Südseite Kap- 2020 konnten wir in einem Vorort auf den stadts gebaut. Cape Flats, genannt Retreat, 30 Familien in Da die Schulen geschlossen wurden, hun- Not mit wöchentlichen Lebensmittelpaketen ger-ten die Kinder, denn viele von ihnen versorgen. Es war herzerwärmend, die Über- sind auf das Frühstück und Mittagessen raschung und Freude auf den Gesichtern der in der Schule angewiesen. Sandra, selbst Menschen zu sehen, als wir das erste Mal Lehrerin, entschied sich, etwas zu tun. Sie startete eine Suppenküche – mit ihrem kleinen Gehalt und jeder Hilfe, die sie bekommen konnte. Die Suppe kochte sie auf ihrem kleinen Herd mit zwei Platten in ihrer eigenen Hütte. So stellte sie den Kindern in ihrer Gemeinde Tausende von warmen und nahr- haften hausgemachten Mahlzei- ten zur Verfügung. Zweimal in der Woche halfen wir ihr dabei. Wir holten gespendete Suppe und Brot von den Brauereien in Woodstock und fügten oft alles hinzu, was wir durch Spenden ge- sammelt hatten. Wir brachten dann alles zu ihr und halfen ihr bei der Verteilung. Wir konnten auch alle Kinder mit Masken und Desin- fektionsmitteln versorgen. Für ih- ren Dienst wurde Sandra mit dem Angebot für Hilfsbedürftige am Ost-Kap „Lockdown Heroes Times Live- Preis“ ausgezeichnet. 16
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Ein Jahr wie nie zuvor Schwestern beim Nähen von Masken Pflegezentrum „Ikhaya Labantu“ Altenpflege verwendet werden. Die Gesichter der Mitarbeiter des Pflegezentrums strahlten Ein weiteres Projekt, das wir unterstützen, ist vor Freude, als alles abgeladen und an Ort das „Ikhaya Labantu (Heimat der Menschen) und Stelle gebracht war. Wir erhielten so- Pflegezentrum“ in Langa, einem weiteren ar- fort eine herzliche Dankesbotschaft und die men Gebiet der Cape Flats, diesmal auf der Bestätigung, dass jeder erhaltene Artikel gut anderen Seite von Kapstadt. Das Pflegezen- genutzt wird. trum befindet sich in einer umgebauten Ka- Zu Weihnachten brachten wir als Über- serne und wurde von der dynamischen Frau raschung Windeln für Erwachsene in das Nkanyuza begonnen. Sie ist die Leiterin Pflegezentrum, um die Auslagen zu verrin- und das Herz des Hauses. Mit minimalen gern. Windeln nehmen einen Großteil der Spenden und derzeit ohne Hilfe von Seiten monatlichen Rechnung ein. der Regierung schafft sie es, im voll beleg- ten Haus 30 ältere Patienten zu pflegen. Ihre Botschaft an uns war: „Wir mögen arm sein, Masken aus Stoffresten aber wir haben Wasser, und der Ort wird makellos sauber gehalten.“ Diese Tatsache Unsere Schwestern waren damit beschäftigt, können wir bezeugen! Masken aus Stoffresten zu nähen. So konn- Durch „Helfende Hände“, konnten wir eine ten wir durch unser Projekt „Helfende Hän- LKW-Ladung mit Betten und verschiede- de“ sowie an ein Altenheim Hunderte von nen anderen Geräten organisieren, die in der Masken verteilen. 17
Ein Jahr wie nie zuvor Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Hilfe für Menschen im Ostkap West- und Ost-Kaps. Schw. M. Marina stützte sich bei dieser Arbeit auf die Hilfe von Frei- In Cathcart/Ostkap, beteiligten wir uns an willigen, die das Lehr- und Lesematerial einem Projekt, das eine Frau aus der für das Alphabetisierungsprogramm vorbe- Schönstatt-Bewegung leitet. Sie machte es reiteten. Während seines 40-jährigen Be- sich zur Aufgabe, arme Menschen während stehens bildete das Maryland Literacy Pro- der Covid-Zeit mit Nahrungsmitteln zu ver- gramm über 1000 Lehrer in Erwachsenen- sorgen. Sie hält sich auch für das Kapellchen Alphabetisierung aus, und vielen weiteren in Cathcart verantwortlich. Tausend wurden Lesen und Schreiben bei- Leider mussten wir aufgrund der hohen gebracht. Die vielen Auszeichnungen, die Kriminalität die Fenster des Kapellchens Schw. M. Marina und ihr Team im Laufe der vergittern und eine Sicherheitstür anbringen. Jahre erhielten, zeugen von ihrem wunder- Durch die Gitter des Sicherheitstores können baren Dienst an den Menschen Südafrikas. die Menschen jedoch immer noch in das Kapellchen hineinschauen und beten. Ein Leben für die Erwachsenen-Alphabetisierung Am 28. Dezember 2020 rief der ewige Vater Schw. M. Marina Lawrence in die Ewigkeit. Schw. M. Marina wurde am 1. Februar 1936 in Kapstadt geboren und erlernte den Beruf der Volksschullehrerin. Am 1. April 1965 trat sie in unsere Gemeinschaft ein und wurde zu- nächst in verschiedenen Aufgaben eingesetzt. 1974 wurde sie nach Hanover Park in unser neuerbautes Zentrum Maryland versetzt und begann damit ihr Lebenswerk: das Maryland Literacy Project. Während sie die Kinder unterrichtete, be- merkte sie, dass viele Mütter die Zeugnisse Die Pandemie – eine Einladung ihrer Kinder nicht lesen konnten. Sie begann, zum Nachdenken nach einem Alphabetisierungsprogramm zu suchen und entdeckte „Operation Upgrade“, Hinter uns liegt in der Tat ein Jahr „mit ei- das in Durban stattfand. Sie nahm an einem nem Unterschied“. Viele unserer Pläne und Lehrgang teil und startete in Absprache mit Programme kamen zum Stillstand, und wir verschiedenen Schlüsselpersonen am 16. Juni waren gezwungen, einen Weg zu gehen, den 1976 das Programm offiziell am Westkap. wir überhaupt nicht geplant hatten. Doch Damit beendete sie ihren formellen Unter- wir sind davon überzeugt, dass der Himmel richt und widmete ihre ganze Energie und uns durch die Pandemie eine Gelegenheit Zeit der Erweiterung dieses Programms. Es schenkte, darüber nachzudenken, was im erstreckte sich auf die ländlichen Gebiete des Leben wirklich wichtig ist. 18
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 Kreativität in der Pandemie Kreativität in der Pandemie PHILIPPINEN Schw. M. Thomasine Treese Die plötzlich auftretende Pandemie hat un- an, das wir zum Teil selbst verarbeiteten und ser Leben und Wirken in den Philippinen auch mit anderen teilen konnten. Auf dem grundsätzlich bestimmt. Es begann für uns Foto sehen wir die erste Frucht der Gartenar- Mitte März 2020, so dass ich meinen Besuch beit, „tambis", eine Art köstlicher rosa Äpfel. bei unseren Schwestern plötzlich abbrechen Wir konnten sogar durch den online-Verkauf musste, bevor die Flughäfen geschlossen von Jungpflanzen etwas Geld einnehmen. wurden. Leider musste auch die Feier des Universitätsabschlusses ausfallen, bei der eine unserer Schwestern die Dankesrede Der Segen der digitalen Technik halten sollte. Die Schwestern in Cebu beteten jeden Abend im Schönstattheiligtum den Rosenkranz in Not weckt Kreativität allen Anliegen. Alle Interessierten konnten sich via Livestream einschalten. Zugleich wurden alle Termine in unserem Trotz der Pandemie können wir, dank Ihrer Exerzitienhaus abgesagt. Da es von Ange- Hilfe, weiterhin bedürftige Jugendliche in stellten geleitet wird, begann die große Not ihrem Studium unterstützen. Da zurzeit jeg- der Arbeitslosigkeit. Mit großer Dankbar- liche Form von Weiterbildung nur digital keit durften wir erleben, dass einige unserer durchgeführt wird, besorgten wir manchen Arbeiter kreativ wurden. So begann unsere Schülern ein Handy, während wir allen wö- Köchin, in ihrem eigenen Haus täglich eine chentlich eine gewisse Summe Geld für den Mahlzeit zu kochen und diese für einen Zugang zum Handy zur Verfügung stellen. kleinen Geldbetrag denjenigen zukommen Auch unsere jungen Schwestern mussten sich zu lassen, die wegen des strengen Lock- an diese neue Art des Studiums gewöhnen. downs ihre Häuser nicht verlassen konnten. Einer der Angestellten verkaufte online die Nähprodukte seiner Frau. Einige Arbeiter Beim Pflücken der Tambis-Frucht konnten wir hin und wieder für einige Tage in der Woche mit notwendigen Arbeiten in unserem Zentrum beschäftigen. Als die Pandemie immer mehr Opfer kostete und die Ausgangssperre ständig enger und polizeilich kontrolliert wurde, kamen häufig Menschen zu unserem Zentrum und baten um Nahrungsmittel. Aufgrund von Spenden konnten wir mit Reis, Fisch, Nudeln und Konserven helfen. Auch wir Schwestern wurden kreativ und pflanzten jegliche Art von Gemüse und Obst 19
IM LAND DES APOSTELS THOMAS Schönstatt in weiter Welt 1/2021 IM LAND DES Indien APOSTELS THOMAS Interview mit Schw. M. Rubini Joseph Schw. M. Rubini Joseph men, Kerzen oder Gebetsanliegen, aber auch stammt aus Salem in Erfrischungen für die Begleitpersonen. Tamil Nadu/Indien und Für die Katholiken in Tamil Nadu ist es auch trat 2005 in Bangalore/ Tradition, einmal im Jahr eine Wallfahrt zu Karnataka in unsere machen, vor allem zu den Marienwallfahrtsor- Gemeinschaft ein. Nach ten Velankanni und Poondi oder zum Ort des ihrer Lehrerinnenaus- Martyriums des Apostels Thomas in der Nähe bildung war sie drei von Chennai (Madras). Von dort bringen sie Jahre an einer Schule Weihwasser und geweihte Kerzen mit. Wenn der Diözese Salem tätig, in den Häusern der Hindus ein Unglück ge- später in verschiedenen schieht, bitten sie ihre katholischen Nachbarn Aufgaben im Zentral- um etwas Weihwasser, mit dem sie die Räume haus unserer Gemein- ihres Hauses besprengen. schaft in Bangalore. Schw. M. Rubini, obwohl in Tamil Nadu 4,4 Millionen Christen leben, bilden sie gegenüber der hinduistischen Bevölke- rung nur eine Minderheit von 6,1 Pro- zent. Wie hast du das Zusammenleben der Religionen in deiner Heimat erlebt? Das Zusammenleben der Religionen ist in meiner Heimat sehr harmonisch. Als Christen leben wir mitten unter Hindu-Familien und Besuch in einer Familie haben gute nachbarschaftliche Kontakte. Die Hindus, die einen Sinn für das Heilige haben, achten unseren Glauben und feiern sogar un- Die meisten unserer Schwestern kom- sere Feste mit uns. Sehr beliebt sind die Patro- men aus Kerala. Aus welchen Grün- natsfeste in den Pfarreien, bei denen eine Statue den wurde das Zentralhaus unserer der/des Heiligen, der/dem die jeweilige Kirche Gemeinschaft nicht dort, sondern in geweiht ist, durch die Straßen getragen wird. Bangalore/Karnataka errichtet? Die Menschen, Christen und Hindus, versam- meln sich vor ihren Häusern und überreichen Ausschlaggebend für diese Wahl war zu- für den vorbeiziehenden Kirchenpatron Blu- nächst die Tatsache, dass zu unserer Ge- 20
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 IM LAND DES APOSTELS THOMAS meinschaft Schwestern aus verschiedenen Indien sehr geschätzt, auch von der nicht- Teilen Indiens gehören. Da Bangalore ein in- christlichen Bevölkerung, weil hier neben dustrieller Ballungsraum ist, der Menschen rein theoretischem Wissen auch Werte und aus allen Bundesstaaten und Sprachgruppen umfassende Bildung vermittelt werden. So anzieht, bot es sich an, das Zentralhaus hier begannen wir 1991 mit einem Kindergar- zu errichten. Auch mehrere andere religiöse ten, der heute von etwa 600 Kindern besucht Gemeinschaften haben ihren Sitz in dieser wird. In unseren Schulen (High-School, Stadt. Ein weiterer Grund für uns war, dass SSM Public School, Pre-University College) die Katholiken in Kerala den syro-malaba- werden die Kinder und Jugendlichen bis rischen Ritus pflegen, während die Katholi- zum Abitur geführt. sche Kirche von Bangalore zum römischen Ritus gehört. Dieser ist offener für die ver- Könnt ihr durch die Schulen auch ei- schiedenen Kulturen, und Kasten-Unter- nen sozialen Beitrag leisten? schiede spielen keine Rolle. Von Vorteil ist auch das gemäßigte Klima dieser Region. Unser Zentralhaus und die Schulen befin- den sich mitten im Industriegebiet Peenya, Welches sind die wichtigsten Pro- einem der größten Industriegebiete Südost- jekte, in denen sich die Schwestern asiens. Auf einer Fläche von 40 km2 sind fast engagieren? 20.000 Industriebetriebe mit Tausenden von Arbeitern angesiedelt. Auch an unseren Ein- Unser wichtigstes Projekt sind unsere Schu- richtungen sind viele Menschen angestellt, len in Bangalore. Nachdem unsere Schwes- deren Lebensunterhalt dadurch gesichert ist. tern 1988 das Grundstück für das Zentral- Wir möchten gerade den Kindern aus der ar- haus erworben hatten, wurden sie von der men und mittleren Schicht eine gute Ausbil- Bevölkerung geradezu zu einer Schulgrün- dung und Erziehung geben. Als Privatschule dung gedrängt. Christliche Schulen sind in müssen wir zwar Schulgeld erheben, jedoch Unterricht mit den Kleinsten 21
IM LAND DES APOSTELS THOMAS Schönstatt in weiter Welt 1/2021 lernen bei uns viele Kinder entweder ganz kostenfrei oder mit Schulgeldermäßi- gung, bzw. erhalten sie die Schuluniform oder Bücher und Hefte kostenlos – je nach Situation der einzel- nen Familie. Eine Familie kann sehr schnell in große Armut geraten, wenn zum Beispiel ein Elternteil krank wird oder wegen eines Unfalls nicht mehr für die Junge Frauen weihen sich der Gottesmutter Familie sorgen kann. In welchen weiteren Aufgaben und Gibt es auch in deiner Heimat Tamil Projekten sind die Schwestern tätig? Nadu eine Niederlassung unserer Gemeinschaft? Ein wichtiges Projekt ist das Heim für Frauen mit Behinderungen in Irinjalakuda/Kerala. In Omalur/Salem haben wir eine Filiale mit Die Initiative dazu ging von der Diözese aus. vier Schwestern. Eine von ihnen arbeitet in Wir stellten einen Teil unseres Geländes für der Schule und eine andere in der Pfarrei. die Errichtung dieses Hauses zur Verfügung Die Inder – nicht nur die Katholiken – lieben und übernahmen im Jahr 2002 die Verant- die Gottesmutter, und ihnen gefällt auch das wortung dafür. Derzeit sind zwei unserer Schönstätter Gnadenbild. So feiern die Leute Schwestern dort tätig. Das Haus gibt 30 bis gern mit den Schwestern den sogenannten 40 Frauen Unterkunft. Wir möchten ihnen Bündnistag, der von der Schönstattfamilie in Heimat schenken und sie erleben lassen, dass aller Welt an jedem 18. des Monats begangen sie wertvoll sind. Wir versuchen, die Frauen wird. In Salem wird zunächst eine heilige geistig zu fördern und motivieren sie, in Messe in der Hauskapelle der Schwestern ge- Haus und Garten mitzuarbeiten. feiert, anschließend ziehen die Menschen in In Wynade/Nord-Kerala übernahmen wir einer Lichterprozession zum Bildstöckchen vor Jahren den Kindergarten und eine kleine im Garten. Wie überall in den Schönstatt-Hei- Dorfschule, die bis zur 5. Klasse führt. In ligtümern gibt es auch hier einen Krug, in den der Umgebung wohnen etwa 900 christliche die Menschen Zettel legen können, auf die sie Familien, darunter auch Ureinwohner, die zuvor notiert haben, welche geistigen Gaben Adivasis. Unser Bestreben geht dahin, den – ihre Opfer, Bitten und Dank – sie der Got- Kindern dieser Gegend eine Grundschul- tesmutter schenken möchten. In Salem gibt bildung zu ermöglichen, besonders den es dabei eine Besonderheit. Da viele ältere Kindern der Ureinwohner und denen, die aus Menschen Analphabeten sind, werden für sie unteren sozialen Schichten kommen. kleine Holzstäbchen vorbereitet. Während die Darüber hinaus sind unsere Schwestern über- anderen ihre Beiträge für die Gottesmutter auf all auch in die Pfarrseelsorge eingebunden. die Zettel schreiben, nehmen sie ein Holzstäb- 22
Schönstatt in weiter Welt 1/2021 IM LAND DES APOSTELS THOMAS chen in die Hand und überlegen, was sie der mit der Pilgernden Gottesmutter, durch die Gottesmutter schenken möchten. So erhalten wir in Kontakt mit den Familien kommen. auch sie die Möglichkeit, ihren Beitrag in den Die außerschulische Arbeit mit Kindern und Krug zu legen. Diese Holzstäbchen werden Jugendlichen wird aber dadurch erschwert, dann zusammen mit den „Krugzetteln“ feier- dass sie auf die Buslinien angewiesen sind, lich verbrannt. die häufig nicht zum notwenigen Zeitpunkt verkehren. Die Hauptaufgabe unserer Gemein- Unser Schönstatt-Heiligtum in Bangalore schaft ist die Arbeit mit Mädchen, wird übrigens gerne von kinderlosen Paaren Frauen und Familien. Könnt ihr über aufgesucht, die der Gottesmutter ihren Kin- den schulischen Bereich hinaus etwas derwunsch vortragen. In vielen Fällen geht in dieser Richtung tun? dieser Wunsch in Erfüllung, was sich inzwi- schen herumgesprochen hat. Vier Mal im Jahr In den ersten Jahren mussten wir uns ganz können die Schwestern einen Newsletter mit auf den Aufbau unserer Schulen konzent- Gebetserhörungen herausgeben, in denen die rieren. Inzwischen gibt es Bemühungen, Ju- Menschen ihren Dank für den lang ersehnten gend-, Frauen- und Familiengruppen aufzu- Nachwuchs oder die erfahrene Hilfe in an- bauen. Ein guter Ansatz dafür ist die Arbeit deren Anliegen zum Ausdruck bringen. Pilger beim Schönstatt-Heiligtum in Bangalore 23
Schönstätter Marienschwestern aus 42 Nationen wirken heute in 29 Ländern aller Kontinente. Gemeinsam mit den anderen Gemeinschaften des internationalen Schönstattwerkes ist es unser Ziel, christliche Persönlichkeiten zu formen, die bereit und fähig sind, sowohl ihr persönliches Leben als auch das Gesicht unserer Kirche und Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Schwerpunkt unserer Tätigkeit ist die Erziehung von Mädchen, Frauen und Familien. Dieses Anliegen verwirklichen wir in verschiedenen Berufen des kirchlichen und weltlichen Bereichs und in der Schönstattbewegung. AMERIKA EUROPA AFRIKA USA Belarus, Deutschland, Italien, Burundi, Südafrika Puerto Rico Kroatien, Österreich, Mexiko Polen, Portugal, Rumänien, ASIEN Dominikanische Republik Russland, Schottland, Indien, Philippinen Argentinien, Brasilien, Chile Schweiz, Spanien, Ecuador, Paraquay, Uruguay Tschechien AUSTRALIEN Missionszentrale der Schönstätter Marienschwestern Berg Schönstatt 6 · 56179 Vallendar Telefon 02 61 / 64 04 -311 · E-Mail: missionszentrale@s-ms.org www.schoenstaetter-marienschwestern.org Bankverbindung: Liga Bank eG · Missionszentrale Vallendar IBAN DE10 7509 0300 0000 0589 20 · BIC GENODEF1M05
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