Tierisch Toll Hilfe für Tiere in Not - Magazin für Schüler
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TIERE FINDEN TIERSCHUTZ TIERISCH TOLL Die Broschüre „Tierisch Toll – Hilfe für Tiere in Not“ wurde im Rahmen der „Animal Action Week“ des IFAW erstellt. Begleitend gibt es einen Film zum Thema und für LehrerInnen die dazu passende „Tierisch Toll“- Unterrichtsbroschüre. Die „Animal Action Week“ ist ein internationales Schul- und Jugend- projekt, bei dem SchülerInnen zwi- schen 8 und 16 Jahren während eines gesamten Schuljahrs zu einem bestimmten Tier- und Artenschutz- thema aktiv werden können. Nehmt an unserem Wettbewerb „Tierisch in Aktion“ teil und werdet mit guten Ideen und etwas Glück zum „Tierschützer des Jahres“. © IFAW / Aniruddha Mookerjee Informationen gibt es auf unserer Webseite www.tierisch-toll.de. Alle Materialien können kostenlos beim IFAW angefordert werden (Adresse rechts unten). Die Animal Action Week des IFAW Inhalt Auf einen Blick... 3 Unsere Adresse IFAW Internationaler Tierschutz-Fonds Tiere aus Katastrophen retten 4-7 Stichwort AAW Naturkatastrophen PF 104623 auf den Grund gehen 8-9 20032 Hamburg ©I FAW / Jon Hrusa Pflege- und Auffangstationen – Unsere Faxnummer ist 040-866 500-22. Asyl für Tiere 10-11 Oder ruft uns an unter 040-866 500-0. Wildtiere nach Ölunfällen retten 12-14 Unsere Email ist aaw-de@ifaw.org. Klimawandel 15 Titelbild © IFAW / Stewart Cook Impressum 16 Gedruckt auf Recycle-Papier 2 Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not
W Der IFAW (Internationaler ir Menschen teilen uns die Bei Katastrophen brauchen nicht nur Erde mit vielen verschiedenen Menschen, sondern auch Tiere schnelle Tierschutz-Fonds) setzt sich Tieren. Durch Lebensraum- Hilfe. Beim IFAW gibt es deshalb ein Ret- zerstörung, kommerzielle Ausbeutung, seit fast 40 Jahren dafür tungsteam für Tiere in Not. Unser Maga- Jagd oder einfach nur durch sinnlose ein, die Situation für Wild- zin „Tierisch Toll – Hilfe für Tiere in Grausamkeit werden heute noch viele und Haustiere in der Not“ erklärt, warum es so wichtig ist, in Tiere gequält, manche Tierarten ausge- ganzen Welt zu verbessern. Katastrophensituationen auch die betrof- rottet oder an den Rand des Aussterbens fenen Tiere zu retten. Viele Beispiele aus gebracht. Der Mensch hat eine mora- Wir sind auf allen Kontinenten vertreten der Praxis zeigen, was bei einer Rettung lische Verantwortung, Tiere und Natur und eine der größten Organisationen, beachtet werden muss und wie sie am zu schützen. Manchmal ist das aber gar die Tier- und Naturschutz vereinen und sinnvollsten durchgeführt wird. Außer- nicht so einfach und erfordert von uns sich für ein friedliches Miteinander von dem erhaltet ihr interessante Infos zu den eine ganze Menge Engagement! Menschen und Tieren einsetzen. Hintergründen von Naturkatastrophen. Auf einen Blick... ©IFAW / John Wright Hilfe für Menschen und Tiere Es ist für jeden von uns selbstverständlich, dass Menschen aus Katastrophen gerettet werden. Aber auch Tiere sind Notsituationen hilflos ausgeliefert und auf Hilfe angewiesen. Tatsäch- lich ist in vielen Fällen Hilfe für Menschen und Tiere sehr eng miteinander verbunden. So kön- nen Bauern beispielsweise nicht ohne ihr Vieh überleben. Gefährliche Tierseuchen breiten sich in Katastrophengebieten rasend schnell aus und gefährden dabei auch Menschen. Gemeinden, die ihr Einkommen aus dem Wildtiertourismus erzielen, stehen vor dem finanziellen Ruin, wenn Naturschutzgebiete zerstört und Wildtiere getö- tet wurden. Und denken wir einmal an die von Vorbeugung von Katastrophen Katastrophen betroffenen Menschen: natürlich wollen auch sie, dass Es ist wichtig im Vorfeld alles zu tun, um von Menschen verur- ihre Haustiere gerettet werden. sachte Katastrophen zu verhindern. Bessere Gesetze können dabei Katastrophen können sowohl tausende von Tieren gefährden oder helfen. Oft ist jedoch sehr viel Druck von Seiten der Öffentlichkeit – ebenso dramatisch – nur wenige oder einzelne Tiere betreffen. notwendig, um Gesetzesänderungen herbeizuführen. Rettungseinsätze für Tiere sind nicht nur bei Naturkatastrophen, wie Leider kommt die Einsicht, dass strengere Gesetze erforderlich Hurrikans, Flutkatastrophen, Vulkanausbrüchen oder Erdbeben not- sind, oft erst dann, wenn eine Katastrophe schon passiert ist. wendig, sondern auch bei vom Menschen verursachten Katastrophen, wie Ölunfällen, Waldbränden, ja sogar in Kriegsgebieten. Vorbereiten auf den Ernstfall Für einen erfolgreichen Rettungseinsatz ist am wichtigsten, vor- Einsatz bei Notfällen bereitet zu sein. Deshalb werden mit Regierungen, Industrie und Das Tierrettungsteam des IFAW ist weltweit im Einsatz. Immer muss internationalen Behörden so genannte Notfallpläne entwickelt, es für den Ernstfall bereit sein. Bei einem Einsatz ist es sehr wichtig, die auf wissenschaftlich erprobten Verfahrensweisen beruhen. mit Organisationen und Behörden vor Ort zusammenzuarbeiten. Während eines Rettungseinsatzes bietet sich meist die Gelegenheit, Manchmal ist die Hilfe von tausenden freiwilligen Helfern erforder- die Bevölkerung vor Ort so zu schulen, damit sie für zukünftige lich, in anderen Fällen reicht ein kleines Team von Spezialisten. Krisensituationen besser gewappnet ist. Rehabilitation Rettungseinsätze in der Zukunft von Tieren in Auffangstationen In den letzten Jahrzehnten konnte bei Rettungseinsätzen vielen In vielen Fällen reicht es nicht aus, die Tiere nur aus der Notsitua- tausend Tieren geholfen werden. Die Fachkenntnisse der beteiligten tion zu retten. Oft ist es notwendig, sie in Auffangstationen unter- Teams sind dabei von Jahr zu Jahr gewachsen. Diese Erfahrung zubringen. Dort werden sie so lange gesund gepflegt (rehabilitiert), wird bei zukünftigen Einsätzen dazu beitragen, noch mehr Men- bis sie wieder in der Lage sind, alleine in der Freiheit zu überleben. schen und Tiere zu retten. Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not 3
Tiere aus Katastrophen retten Wenn sich irgendwo auf der Welt eine Naturkatastrophe ereignet, müssen Einsatzkräfte schnell zur Stelle sein. Neben den vielen internationalen Hilfsorganisationen für Menschen arbeiten auch Tierschutz-Organisationen wie der IFAW, um die Tiere zu retten. Die Arbeit bei Katastropheneinsätzen fordert die ganze Kraft der Helfer. Sie müssen tagelang unter schwierigsten Bedingungen arbeiten. Selbst ©IFAW/Stewart Cook „einfache Dinge“ – wie miteinander Kontakt zu halten – werden in Ausnahmesituationen schwierig. D er erste Schritt bei einer Rettungsaktion ist, mög- lichst schnell das Ausmaß der Katastrophe ein- zuschätzen und herauszufinden, welche Gebiete betroffen sind. Als nächstes werden erfahrene Einsatzkräfte in das entsprechende Katastrophengebiet entsandt. Das Leben zu retten, ist die Hauptaufgabe bei jedem Einsatz. Darum bringen die Einsatzkräfte zunächst so viele Tiere wie möglich aus dem Katastrophengebiet in Sicherheit. Anschließend werden kranke und verletzte Tiere medizinisch versorgt. Wildtiere werden in ambulanten Pflegestationen rehabilitiert. Sie erhalten Team verschafft sich einen Überblick über die Lage vor eine besondere Versorgung, bis sie wieder gesund und kräftig Ort und entscheidet, welche Schritte für den weiteren sind. Erst dann können sie in die Freiheit entlassen werden. Einsatz nötig sind. Bei jedem Einsatz gilt: Die Gesundheit und Sicherheit der Helfer Sobald das Team einen Einsatzplan erstellt hat, kann die kommt zuerst! Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften müssen Rettungsaktion beginnen. Ein Grundsatz des IFAW ist, in jeder Situation eingehalten werden, denn nur gesunde Helfer eng mit den zuständigen Behörden sowie mit lokalen können Menschen und Tiere retten. Ein Rettungsteam besteht Tierschutzorganisationen und freiwilligen Helfern zusam- aus unterschiedlichen Spezialisten, wie Tierärzten, Rehabilitati- menarbeiten. Für den Erfolg der Rettungsarbeiten ist es onsfachkräften und Fachpersonal, das sich z.B. um Logistik und wichtig, dass alle Beteiligten Hand in Hand arbeiten. Kommunikation kümmert. 4 Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not
Retter für Tiere in Not ©IFAW/Stewart Cook Ein Fallbeispiel ©IFAW / Nick Jenkins Hurrikan Katrina, USA Inis Zelaya war zwölf Tage lang in den Fluten eingesperrt, die New Im August 2005 wütete der Hurrikan Orleans nach dem Hurrikan Katrina Katrina in den Südstaaten der USA. überschwemmten. Immer wieder Große Teile der Stadt New Orleans setzte sie ihr eigenes Leben aufs wurden durch Überschwemmungen zerstört. Spiel, als sie auf einer Leiter zwischen zwei Häuserfenstern hin und her Viele Menschen starben und mehr als kletterte. Durch ihren mutigen © IFAW / Stewart Cook eine Million Einwohner wurden evaku- und selbstlosen Einsatz konnte iert. Inmitten dieser schlimmen humani- sie 21 Hunden das Leben retten. tären Katastrophe fand auch eine große Rettungsaktion für Tiere statt. Zehntausende von Menschen mussten ihre Tiere zurücklassen. Pferde, Hunde, Katzen und viele andere Tiere konnten die Bewohner bei ihrer Evakuierung nicht mitnehmen. Damit Besitzer und Tier wieder Der IFAW und andere Tierschutz- zusammengeführt werden konnten, organisationen schickten Rettungs- richteten die Helfer ein Internet- © IFAW / Nick Jenkins teams zu diesem Großeinsatz. Die forum ein. Dort stellten sie eine Helfer benutzten Boote, um sich auf Beschreibung des jeweiligen Tieres den überfluteten Straßen New Orleans mit seinem Foto ein. Dank dieser fortzubewegen. Die Einsatzleitung rich- groß angelegten Aktion konnten tete sich in speziell für Katastrophen- viele Tierhalter ihr Tier wieder fin- einsätze entwickelten LKWs ein. Um den. Weil es sehr heiß war, transpor- die Aufgaben zu bewältigen, schafften tierte man die Tiere in klimatisierten die Organisationen riesige Vorräte an LKWs oder mit dem Flugzeug. Tierfutter und Medikamenten herbei. Am Beispiel des Hurrikan Katrina Darnell Stewart führte 23 Pferde und In der Umgebung von New Orleans haben wir gesehen, wie die Ret- Maultiere aus den Fluten des Hurrikan entstanden riesige Auffangstationen für tung von Tieren auch das Leid der Katrina. Die Tiere waren in dem die Tiere. Helfer konnten tausende von Menschen verringern kann. Die Stall eingeschlossen, in dem Darnell Tieren retten und in die Stationen brin- Überlebenden der Katastrophe, die gen. Mehr als einen Monat lang arbei- oft alles verloren hatten, schöpften arbeitete. Fünf Tage lang war Stewart teten unzählige Tierärzte und Freiwillige neue Hoffnung und Kraft, als sie für die Rettungsaktion bis zum Hals rund um die Uhr, um die geretteten ihr geliebtes Tier wieder in den im Wasser und kämpfte, um die Tiere Tiere zu versorgen. Armen hielten. am Leben zu erhalten. Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not 5
© IFAW / I. Ahmed Naturkatastrophe Tsunami Wie entsteht sie? T sunamis zählen zu den verheerenden Natur- In Küstennähe – wenn das Wasser flach wird – katastrophen. Das Wort „Tsunami“ stammt steigt die Höhe und Geschwindigkeit der Welle. aus dem Japanischen und bedeutet soviel wie Die Energie des Tsunami steigert sich, bis er mit Hafenwelle (tsu: Hafen, nami: Welle). Es handelt sich voller Wucht auf die Küste auftrifft. Ein Tsunami um eine Meereswoge, die sich sehr schnell ausbreitet. hat meist eine Wellenhöhe von zehn Meter, je In den meisten Fällen wird sie durch Erdbeben auf nachdem, wo er auf die Küste trifft. dem Meeresgrund (sogenannte Seebeben) ausgelöst. In seltenen Fällen entstehen Tsunamis auch durch eine plötzliche Verdrängung großer Wassermassen, verursacht etwa durch Vul- kanausbrüche, Unterwasserlawinen oder Meteoriteneinschläge. Tsunamis treten am häufigsten im Pazifik auf. Im Gegensatz zu Wellen, die durch Stürme erzeugt werden, bewegt sich bei einem Tsunami die gesamte Wasser- Typischerweise zieht sich vor dem Eintreffen des säule, vom Meeresboden bis zur Wasseroberfläche. Tsunami das Wasser erst einmal von der Küste zurück. Ganz plötzlich ist also das Meer „weg“ – Die Geschwindigkeit eines Tsunamis hängt von wie bei der Ebbe an der Nordsee, nur viel schneller. der Meerestiefe ab: Je tiefer umso schneller ist er. Auf dem freien Meer kann die Ausbreitungsgeschwin- In diesem Moment sind es nur noch wenige Minu- digkeit 800 km/h betragen, vergleichbar mit der Rei- ten, bis der Tsunami auf die Küste trifft. Menschen segeschwindigkeit eines Flugzeuges. Tsunamis können und Tiere, die sich jetzt noch in Reichweite der innerhalb weniger Stunden ganze Ozeane durchque- Welle befinden, sind in höchster Lebensgefahr. ren, ohne bemerkt zu werden. 6 Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not
Ein Fallbeispiel Der Tsunami in Südostasien © IFAW / Anton Johnson © IFAW Der Tsunami brach am 26. Dezember 2004 über Südostasien herein und zerstörte ganze Küstenregionen. Es war die schlimmste Naturkatastrophe der letzten Jahre – mehr als 280.000 Menschen kamen ums Leben. Neben der menschlichen Tragödie Klauenseuche oder Tollwut. Ohne die- Das IFAW-Rettungsteam hatte die befanden sich auch die Tiere in den sen Einsatz hätten noch mehr Men- Lösung und brachte überlebenswichtige betroffenen Gebieten in einer furchtba- schen und Tiere an den Folgen dieser Medikamente, Futtermittel und Impfstoffe ren Notlage. Auch zum Wohl der über- Krankheiten sterben können. für die Tiere ins Katastrophengebiet. lebenden Menschen galt es, diese Tiere Die Rettungsteams arbeiteten in den In den Küstenregionen von Nord- und aus dem Krisengebiet zu retten. Gebieten, die am stärksten betroffen Süd-Madras sowie in der Gegend von In vielen, vom Tsunami getroffenen waren: in Indien, Sri Lanka, Thailand Mahabalipuram wurden mit Hilfe einer Gegenden leben die Menschen von und Indonesien. mobilen Tierklinik insgesamt 1.500 der Viehwirtschaft. Um die Zukunft Nutztiere geimpft. In Indien wurde eine Rettungs- und der Bauern zu sichern, rettete der Impfaktion für die Tiere gestartet. In Sri Lanka impften Tierärzte-Teams tau- IFAW ihre Viehherden und versorgte Helfer versuchten, neue Weideplätze sende von Hunden und Katzen – sowohl sie tierärztlich. für das gerettete Vieh zu finden. Haustiere als Streunende. Der Ausbruch von Seuchen war eine Die Insel MRG Thittu in der Küsten- In Thailand versorgten Rettungskräf- große Gefahr. Um diese zu bannen, region von Tamil Nadu in Indien war te hunderte obdachloser Hunde und impften die Helfer zehntausende von vollkommen zerstört. Die verbleiben- Wildschweine mit Futter, impften und Nutz- und Haustieren gegen gefährli- den Bewohner klagten: „Wer küm- entwurmten die Tiere. Die geretteten che Krankheiten – wie Maul- und mert sich jetzt um unser Vieh?“ Katzen wurden kastriert. Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not 7
Natur-„Katastrophen“ auf den Grund gehen Auf den vorausgegangenen Seiten habt ihr sehr viel über die verheerenden Auswirkungen von Naturkatastrophen erfahren. Aber wodurch entstehen denn eigentlich diese Naturereignisse? Bei Naturkatastrophen denken wir an Stürme, Erdbeben oder Vulkanausbrüche, bei denen Menschen ihre Unterkunft oder ihr Leben verlieren. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich oft um Ereignisse © IFAW / M.Booth handelt, die zum Lauf der Natur gehören. Hilfe, da brennt’s Wenn Feuer ungewollt entsteht und zerstörerisch wirkt, spricht Kameras aufgestellt, die jede Rauchentwicklung im Umkreis von bis man von einem Brand. Viele von euch haben bestimmt schon zu 40 km erkennen und an die jeweilige Waldbrandzentrale melden. einmal Bilder von riesigen brennenden Waldflächen gesehen. Die Waldbrandgefahr wird über den so genannten Waldbrandindex Wie kommt es zu solchen Waldbränden? ermittelt. Die Kieferwälder in Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern beispielsweise bergen bei Trockenheit ein besonders In überwiegend trockenen Gegenden werden Waldbrände auch hohes Waldbrandrisiko. Häufig trägt der Mensch eine Mitschuld natürlicherweise durch Blitzeinschlag verursacht. Viele Wald- an diesem Risisko, da er aus wirtschaftlichem Interesse auf riesigen brände haben jedoch keine natürliche Ursache. Der Mensch Flächen dieselbe Nadelbaumart (z.B. Fichte oder Kiefer) anpflanzt. verursacht den Beginn eines Waldbrandes oft durch seine Derartige, künstliche Monokulturen sind viel anfälliger für Brände Gedankenlosigkeit. Unachtsam weggeworfene Zigarettenkippen, als ein naturnaher, artenreicher Laub-Mischwald. liegen gelassene Glasscherben (die in der Sonne wie ein Brenn- glas wirken und die trockene Umgebung entzünden), auf dem In Deutschland gibt es je nach Bundesland vier bis fünf Waldbrand- Waldboden abgestellte Autos oder Motorräder (heiße Kataly- stufen. Achtet immer darauf, welche Waldbrandstufe gerade herrscht, satoren) sind nur einige Beispiele. Häufig wird der Wald auch bevor ihr in den Wald geht und verhaltet euch entsprechend vorsich- absichtlich angezündet, um beispielsweise an günstiges Bauland tig. Im Wald ist es allerdings immer verboten, ein Feuer zu entzünden. zu kommen. Diese Brandstiftungen können zu schweren ökolo- Wenn durch einen Brand große Flächen von Wald vernichtet gischen Schäden führen, wie beispielsweise im Sommer 2007 in werden, bricht das Ökosystem Wald zusammen. Aber das bedeutet Griechenland und auf den Kanarischen Inseln. nicht, dass diese Flächen für immer zerstört sind. Schon bald Um katastrophale Waldbrände zu verhindern, ist es wichtig den siedeln sich wieder erste Pflanzen auf der verbrannten Erde an. Brand rechtzeitig zu erkennen. In Deutschland werden seit ein Natürliche Brände werden als ein Bestandteil in der natürlichen paar Jahren in einigen Bundesländern Waldbranderkennungs- Entwicklung eines Waldes gesehen. Es gibt Pflanzengesellschaften, systeme eingesetzt. Hierzu werden Beobachtungstürme mit die für das Aussamen und/oder Auskeimen Feuer brauchen! 8 Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not
Wind ist, wenn die Luft spazieren geht Wind entsteht, wenn in der Atmosphä- re – verursacht durch unterschiedliche Temperaturen der Erdoberfläche und der Luftmassen – unterschiedliche Luftdrücke herrschen. Zwischen einem Gebiet mit hohem Luftdruck (Hochdruckgebiet) und einem mit tiefem (Tiefdruckgebiet) ist die Luft stets bestrebt, einen Druckaus- gleich herzustellen. Diese Luftbewegun- gen sind Wind. Je größer der Druck- unterschied zwischen den Regionen ist, umso stärker bläst der Wind. Starke Winde und Stürme können gro- Ihr könnt euch den Hurrikan also nen, wochenlang bestehen und Flächen von ßen Schaden anrichten. Zu den beson- vorstellen wie eine Luftspirale, die sich tausenden Quadratkilometern verwüsten. ders gefährlichen Windsystemen zählen mit rasender Geschwindigkeit um sich Sie entstehen auf der Nordhalbkugel unserer tropische Wirbelstürme. Charakteristisch selbst dreht und sich dabei verhältnis- Erde vor allem zwischen Juli und November. für Wirbelstürme ist, dass sich die Luft mäßig langsam vorwärts bewegt. Auf der Ihre Auswirkungen können für Menschen, in einer senkrechten Drehachse von Nordhalbkugel drehen Hurrikane sich Tiere und Pflanzen sehr gefährlich, oft sogar unten nach oben saugt und dabei enor- entgegen dem Uhrzeigersinn, also links tödlich sein. me Kräfte entwickelt. herum, auf der Südhalbkugel mit dem In Mitteleuropa und auch in Deutschland Uhrzeigersinn, also rechts herum. Je nachdem, in welcher Region der können sich im Herbst und Winter Orka- Erde sie auftreten, werden tropische Der Hurrikan geht auch mit heftigen ne entwickeln und massive Verwüstungen Wirbelstürme als Hurrikan, Taifun oder Gewittern und Niederschlägen einher anrichten. Als Orkan werden Winde mit Zyklon bezeichnet. Hurrikane treten und reißt alles mit, was er zu fassen Geschwindigkeiten von mindestens 118 km/h im Atlantik sowie im Nord- und Süd- bekommt. Im Zentrum des Sturms bzw. 64 Knoten bezeichnet. Sie treten vor pazifik auf. Sie drehen sich mit einer befindet sich eine wind- und nieder- allem auf See, in Küstenregionen oder auf Windgeschwindigkeit von mindestens schlagsfreie Zone, das sogenannte Auge. Berggipfeln auf. Im Landesinneren sind sie 118 km/h um das Zentrum eines Tief- Hurrikane können sich im Durchmesser eher selten. druckgebietes, bewegen sich aber nur über hunderte von Kilometern ausdeh- mit ca. 30 km/h fort. Wenn die Erde bebt Die Erdoberfläche besteht aus ein- Sinne einer Naturkatastrophe denken, zelnen, sich voneinander unabhängig dann sind diese Erschütterungen der bewegenden Platten. Diese Bewegun- Erde so stark, dass sie Häuser und gen sind zwar sehr langsam, können andere Gebäude zerstören können. aber dazu führen, dass die aneinander Menschen und Tiere, die sich nicht reibenden Platten sich verhaken. rechtzeitig in Sicherheit bringen konn- Dann baut sich eine Spannung auf, ten, laufen Gefahr, unter den einstür- die sich ruckartig lösen kann. Die © IFAW / D.Darcy zenden Gebäuden begraben oder auf Erde bebt. der Flucht durch herunterfallende Messbare Erschütterungen der Gegenstände verletzt zu werden. Erdoberfläche bezeichnet man als Erd- Solche Beben können aber auch beben. Wenn wir an ein Erdbeben im Erdrutsche oder Tsunamis auslösen. Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not 9
Pflege- und Auffangstationen Asyl für Wildtiere: Rehabilitation und Auswilderung Wenn Tiere aus einer Notsituation gerettet werden, brauchen sie erst einmal ein vorübergehendes Zuhause. © IFAW / Rebecca Janes Auffangstationen bieten Wildtieren eine vorübergehende Unterbringung. Sie können sich hier erholen, bevor sie wieder frei gelassen werden. E gal, ob man Bären mit Hubschraubern aus einem Krisengebiet befreit oder Elefantenwaisen rettet, die anschließende Versorgung der Tiere in einer Auffangstation ist ein entscheidender Bestandteil jeder Rettungsaktion. Manchmal muss eine große Anzahl von In den vergangenen Jahren haben Fachleute große Fortschritte gemacht und weitere Erfolge bei der Rehabilitation und Rettung von Tieren erzielt. Manche Tierarten haben heute gute Aussichten erfolgreich ausgewildert zu werden. Noch vor wenigen Jahren hatten Experten ihnen kaum Chancen eingeräumt. Wissenschaftler haben festgestellt, dass es oft am besten ist, wenn die Tiere Wildtieren untergebracht werden, in anderen Fällen benö- so wenig Kontakt wie möglich zum Menschen haben. Nur so kann verhin- tigt nur ein einziges Tier Hilfe. Im gleichen Maße wie dert werden, dass sich Wildtiere zu stark an den Menschen gewöhnen und Naturkatastrophen können auch menschliche Aktivitäten am Ende von ihm abhängig sind oder gar ihre Furcht vor dem Menschen verheerende Auswirkungen auf Wildtiere haben. Durch verlieren. Deshalb befinden sich Rettungs- oder Auffangstationen oft in Jagd, Lebensraumverlust, Wildtierhandel und kommerzi- abgelegenen und schwer erreichbaren Gegenden. elle Ausbeutung sind Wildtiere heute immer wieder gro- ßen Gefahren ausgesetzt. Es ist nicht immer einfach, einen geeigneten Platz für die Auswilderung zu finden. Der Ort für die Freilassung muss so gewählt werden, dass er den Wie lange es dauert, bis ein Wildtier rehabilitiert, also Tieren einerseits einen geeigneten Lebensraum und genügend Nahrung bie- wieder vollständig gesund ist, und wann die Auswilderung tet und andererseits fern ab von menschlichen Aktivitäten liegt. erfolgen kann, hängt sehr stark vom einzelnen Tier ab, aber auch von der jeweiligen Tierart. Manche Tiere kön- Dafür müssen Tiere manchmal über große Entfernungen transportiert nen nach ein paar Tagen oder Wochen schon wieder frei werden, ehe sie frei gelassen werden können. Auch der Zeitpunkt der Frei- gelassen werden. Andere brauchen jahrelange Pflege und lassung muss gut gewählt sein, da manche Tiere zu bestimmten Zeiten wan- eine schrittweise Wiedereingliederung in ihren natürli- dern oder Winterschlaf halten. chen Lebensraum. Engagierte und qualifizierte Leute, wie Tierärzte und © IFAW / Alexander Lyskin erfahrene Wildtierpfleger, sind wichtige Mitarbeiter in einer Auffangstation – insbesondere wenn es sich um ver- waiste, verletzte oder traumatisierte Tiere handelt. 10 Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not
Auffangstation für Wildtiere in Indien Das Zentrum für Wildtierrehabilitation (CWRC) in Assam/Indien kümmert sich um verwaiste Elefanten und Nashornkälber, aber auch um viele andere Wildtiere. Diese Einrichtung ist die erste ihrer Art in Fast ein Jahr später wurden zwei wei- Indien und als Fachzentrum für Rettung tere weibliche Nashornkälber, Manasi und Rehabilitation von Wildtieren aner- und Roje genannt, in das große Frei- kannt. gehege im Nationalpark transportiert. Dort wurden alle drei auf ihre Freilas- Vom CWRC aus werden auch die Ret- sung in die Wildnis vorbereitet. tungsteams in der Region koordiniert. Sie bringen die geretteten Tiere in das Wild- tierzentrum. Nordostindien ist eine der Dies war eine Premiere für Indien. Die Nashornkälber wurden mit Hals- Retter für Regionen mit der größten Artenvielfalt auf der Welt. Doch jährlich wiederkeh- bandsendern ausgestattet, damit man sie nach ihrer Freilassung überwachen Tiere in Not rende Überschwemmungen und Eingriffe kann. Als nächstes ist geplant, die des Menschen wie die Wilderei, gefähr- jungen Nashorndamen mit einem den die Artenvielfalt. Nashornmännchen aus der Wildnis zu vergesellschaften. Die Regierung von Viele Wildtiere wandern deshalb aus Assam hofft so, die Nashornpopulation der Region ab. Dabei können sie sich langsam wieder aufbauen zu können. verirren, in Verkehrsunfällen verletzt oder getötet werden oder dem illegalen Außerdem ist geplant, noch im Jahr Wildtierhandel zum Opfer fallen. Das Ziel 2007 neun verwaiste Elefantenkälber der Auffangstation ist es, alle geretteten aus dem Wildtierzentrum in den Manas © IFAW / Richard Sobol Tiere wieder zurück in ihren natürlichen Nationalpark zu transportieren. Dies Lebensraum zu bringen. wäre die erste Auswilderng von Elefan- ten in Indien. 2006 gelang es, ein Nashornkalb mit der Hand aufzuziehen und im Manas Natio- Auch die Elefantenkälber werden mit nal Park in Assam auszuwildern. Dies war Halsbandsendern zur Überwachung aus- ein einzigartiger Durchbruch in der Wild- gestattet ehe sie frei gelassen werden. tierrettung und -rehabilitation in Asien. Zunächst werden sie nur tagsüber frei im Nationalpark umherlaufen, um die Früher beherbergte der Manas National Wildnis zu erkunden und nach Futter zu Nachdem er seine Karriere zunächst als Park einmal mehr als 100 Nashörner. suchen. Man hofft, dass sie dabei auch Alle diese Tiere fielen der Wilderei oder Berufsjäger begonnen hatte, entschied mit wilden Elefanten in Kontakt kom- dem Verlust ihres Lebensraums zum sich der heute 70 Jahre alte Professor men. In der Nacht kommen sie zurück Opfer. Pazhetnov sein Leben der Rettung, in ein spezielles Rehabilitationszentrum, wo sie sich ausruhen können. Erforschung und Rehabilitation von Braunbären in Russland zu widmen. Auffangstation für verwaiste Bären in Russland Zusammen mit seiner Familie gründete er ein Zentrum für verwaiste Ein bemerkenswertes Projekt in Russland rettet verwaiste Bärenjungen und Bärenjunge und wilderte bis jetzt über wildert sie erfolgreich wieder aus. 120 Bären wieder aus. Jedes Jahr zahlen wohlhabende Jäger kontakt zwischen den Pflegern und den Professor Pazhetnov ist international tausende von Euro, um Braunbären aus Tieren wird streng vermieden und sie ihrem Winterschlaf zu reißen und zu hoch angesehen und wird für seine werden nur mit Handschuhen angefasst. erschießen. Zurück bleiben die Bären- Denn die Bären sollen sich nicht an den Arbeit und seine Vorlesungen auf der jungen, die ohne ihre Mütter kaum Menschen gewöhnen. ganzen Welt geschätzt. Überlebenschancen haben. Mit ungefähr drei Monaten kommen Seit mehr als 20 Jahren haben Professor die Bärenjungen in ein Freiluftgehege Valentin Pazhetnov und seine Familie im Wald. Die Gatter werden während solche verwaisten Bärenjungen erfolgreich des Tages offen gelassen, so können die mit der Hand aufgezogen. Bären ihre Umgebung erkunden. Damit sie lernen, sich selbst zu ernähren, wird Über 120 Bären konnten sie bereits nur wenig Futter angeboten. wieder in die freie Wildbahn entlassen. Valentin ist ein weltbekannter Braunbär- Mit sieben oder acht Monaten werden spezialist. Er erforscht ihr Verhalten seit die Bärenjungen in Schutzgebieten über 40 Jahren. ausgewildert, in denen es nur wenige Braunbären gibt. Bärenjungen werden meistens im Januar oder Februar geboren. Bei der Aufzucht Damit man ihre weitere Entwicklung ver- © IFAW / Sergey Pazhetnov von Hand werden sie fünf Mal täglich folgen kann, bekommen die Bärenjun- mit der Flasche gefüttert. Massagen nach gen eine Kennzeichnung an den Ohren der Fütterung helfen bei der Verdauung. und einen Halsbandsender. Spezielle Decken halten die Bären warm. Professor Pazhetnov beabsichtigt, bei Die kleinen Bären schlafen die meiste Zeit ähnlichen Projekten in West- und Ost- über, aber kurz vor der Fütterung werden europa zu helfen, damit die Braunbären sie aktiv. Die Pazhetnovs sprechen nicht, in Gebiete zurückkehren können, in wenn sie mit den Bären arbeiten. Körper- denen man sie kaum noch antrifft. Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not 11
Wildtiere nach Ölunfällen retten Ölunfälle gehören zu den schlimmsten vom Menschen verursachten Katastrophen, denen Wildtiere hilflos ausgeliefert sind. Jedes Jahr sterben weltweit hunderttausende von Seevögeln und anderen Meerestieren. © IFAW / Jon Hrusa E in Ölteppich kann entstehen, wenn ein Schiff unter- geht und dabei Öl verliert. Oft entstehen Ölteppiche aber auch dadurch, dass Schiffe absichtlich Öl ins Meer ablassen. Tatsächlich verschmutzen jedes Jahr über eine Million Tonnen Öl die Meere. Egal aus welchem Grund Öl ins Meer organisationen sowie mit Regierungsbehörden und der Industrie zusammen. Auch nach Abschluss des Einsatzes ist die Arbeit der Rettungskräfte zum Teil noch nicht beendet: Sie schulen interessierte Menschen vor Ort. Sie helfen den lokalen Behör- den, Notfallpläne zu entwickeln, damit diese in Zukunft besser gelangt, der Schaden für die betroffenen Gebiete, die Umwelt auf Ölunfälle reagieren können, und beraten sie, wie sie solche und die Wildtiere ist verheerend. Unfälle verhindern können. Helfer fangen verölte Vögel an den Stränden ein oder retten sie Kommt es zu einem Ölunfall, macht der IFAW auch die mit Booten aus dem Meer – und bringt sie zur mobil aufgebau- Öffentlichkeit auf die Folgen aufmerksam. Die Hoffnung: ten Rettungs- und Rehabilitationsstation. Durch öffentlichen Druck werden endlich strengere Gesetze zum Schutz der Meere vor Ölverschmutzung erlassen. Und die Hier werden die Wildtiere rehabilitiert, also gesund gepflegt. Schiffsbetreiber werden besser überwacht und zum Einhalten Fachkräfte mit speziellen Kenntnissen in Tiermedizin, Biologie der Gesetze gezwungen. und Rehabilitation kümmern sich um die Ölvögel. Nicht selten verbringen die Rettungskräfte mehrere Wochen oder Monate in In manchen Regionen sind noch Einzelhüllentanker erlaubt. solchen Rettungsstationen: Sie koordinieren den Rettungseinsatz Und das, obwohl diese Tanker – wenn sie untergehen – ein viel und arbeiten eng mit vor Ort ansässigen Tierschutz- und Hilfs- höheres Risiko bergen, Öl zu verlieren als Doppelhüllentanker. 12 Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not
Ein Fallbeispiel Retter für Tiere in Not Ölunfall der „Treasure“ vor Südafrika Die größte Rettungsaktion für verölte Vögel fand statt, als im Juni 2000 das Schiff „Treasure“ vor Südafrika sank © IFAW / Vincent DeWitt und mehr als 1.100 Tonnen Schweröl aus seinen zerstörten Tanks ins Meer liefen. Das IFAW-Rettungsteam schloss sich mit der afrikanischen Organisation SANCCOB (Southern African Found- ation for the Conservation of Coastal Birds) zusammen. Über drei Monate leiteten die beiden Organisationen die Ian Robinson ist Tierarzt und Chef © IFAW / Jon Hrusa Rettungsarbeiten, bei denen mehr als des Rettungsteams des IFAW. Er hat 60 verschiedene Gruppen und 15.000 nicht nur die Verantwortung für alle Freiwillige koordiniert werden mussten. Einsätze weltweit, sondern ist auch selbst oft vor Ort. Immer ist er mitten Mehr als 19.000 der seltenen Brillenpin- guine konnten so gerettet werden. im Geschehen, ob beim Großeinsatz für Ölvögel oder im Wasser, um einem Im Gebiet zwischen Dassen und Rob- gestrandeten Wal zu helfen. ben Island, in dem das Frachtschiff sank, leben ca. 73.000 Brillenpinguine. Das sind über 40% der weltweiten Population dieser Pinguinart, die vom Aussterben bedroht ist. Neun von zehn geretteten Pinguinen überlebten. Ein wirklicher Erfolg! Mehr als 360 Tonnen Fisch wurden insgesamt an die Pinguine verfüttert. In nur drei Tagen wurde eine riesige Jeden Tag halfen ca. 1.000 Freiwillige leerstehende Lagerhalle in ein Rettungs- bei der Rettungsaktion. Während des zentrum verwandelt. Hier versorgten die Einsatzes arbeiteten die Helfer insge- © IFAW / John Wright Einsatzkräfte 20.000 verölte Vögel. samt mehr als 550.000 Stunden. Die geretteten Pinguine waren vollkom- Um zu verhindern, dass bereits gesäu- men ausgetrocknet und unterkühlt. Sie berte Pinguine erneut in den Öltep- mussten warm gehalten und mit Son- pich gerieten, transportierten die den ernährt werden, bevor sie wieder Rettungsteams tausende von Tieren alleine Fisch fressen konnten. 800 km nach Osten, bevor sie in der Tierärzte überprüften die Blutwerte der Nähe von Port Elizabeth wieder frei Pinguine. Erst als sie wieder bei Kräften gelassen wurden. Seit über 30 Jahren ist Jay Holcomb bei waren, begannen die Helfer mit dem Ölunfällen rund um die Welt im Einsatz. Wichtige Voraussetzung für den langwierigen Waschprozess. Nach dem Dabei hat er nicht nur zehntausende reibungslosen Ablauf war eine gute Waschen wurden die Tiere in kleine Pools verölter Vögel gerettet, sondern auch Teamarbeit. Dafür waren alle wichtig: gesetzt, bis ihr Gefieder vollkommen was- zu wichtigen Fortschritten bei der Wissenschaftler, Planer, Rehabilita- serundurchlässig war. Erst dann konnten Behandlung dieser Vögel beigetragen. tionsfachkräfte, Tierärzte, Manager, die Tiere wieder freigelassen werden. Naturschutzbeauftragte, Fundraiser, Jay leitet die Spezialeinheit für Ölunfälle Allein das Füttern der Pinguine war eine freiwillige Helfer und Journalisten – des IFAW und dessen Partnerorganisation anstrengende Aufgabe. Jedem einzel- alle haben zusammengearbeitet, um IBRRC (International Bird Rescue Research nen Tier mussten mindestens vier Fische diese heldenhafte Leistung zu voll- Center), ein Forschungszentrum zur pro Tag zwangsgefüttert werden. bringen. Rettung von Vögeln. Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not 13
Ölvogel-Einsatz in Estland Ein Tagebuch 6. Februar 2006: Anruf von Ian Robinson, Chef des IFAW- Tiernotrettungsteams: Ich soll mich so schnell wie möglich auf den Weg nach Estland machen. Noch am selben Abend reise ich ab. 7. Februar 2006: Ankunft in Tallinn. 20 Grad minus, aber sonnig. Nach kurzer Lagebesprechung fahren wir nach Keila, ©IFAW/Rebecca Janes etwa eine halbe Stunde von Tallinn entfernt. Meine Kollegen vom Notrettungsteam sind bereits vor Ort und arbeiten daran, aus einem leerstehenden Gebäude eine Rehabilitations- station für verölte Vögel zu machen. Tischler bauen die letzten Boxen zusammen, Zimmerleute basteln an einem Swimmingpool. Installateure bauen Warmwasserboiler ein. Genügend warmes Wasser ist ein entscheidendes Kriterium für erfolgreiche Ölvogelrehabilitation. Am Abend kommen die Vögel an, insgesamt 145, die meis- ©I FAW ten davon Schellenten, Eisenten und Schwäne. Sie stammen aus verschiedenen Erstaufnahmestationen, in denen sie bereits einige Tage verbracht haben. Die meisten Tiere sind sehr geschwächt, ausgetrocknet, abgemagert und stark unterkühlt. Das Wichtigste ist nun, sie erst einmal mindes- tens 48 Stunden zu stabilisieren. Hierzu werden sie warm gehalten und in regelmäßigen Abständen mit Elektrolyten das Gefieder vom Öl zu reinigen. Anschließend müssen wir den bzw. proteinreichem Nahrungsbrei versorgt. Vogel gründlich abspülen, damit keine Reste von Öl oder Spül- mittel an den Federn haften. Nur ein absolut intaktes Gefieder 8. Februar 2006 7.30 Uhr: Einsatzbesprechung. Erste ermöglicht einem Wasservogel zu schwimmen und schützt ihn Priorität ist die Versorgung der Vögel. Aber auch viele Frei- gegen die eisigen Temperaturen. willige sind zur Hilfe gekommen und brauchen Instruktionen. Jemand muss sich um die Presse kümmern. An der Küste Nach der Waschprozedur werden die Tiere in den Trockenraum gibt es noch weitere verölte Vögel, die eingefangen werden gebracht. Spezielle Föhne blasen warme Luft in die Trocknungs- müssen. Aber das Notrettungsteam hat langjährige Erfahrung boxen, in denen die Vögel ausgiebig ihr Gefieder putzen. So im Management von Ölvogeleinsätzen, und so sind die Auf- sind sie gut vorbereitet, wenn sie wenige Stunden später zum gaben schnell verteilt. ersten Mal wieder auf Wasser schwimmen dürfen. Als Tierärztin übernehme ich die Untersuchung der Vögel. 11. bis 17. Februar 2006: Das Team ist pausenlos im Einsatz. Danach kann ich entscheiden, ob ein Vogel bereits stark Jeden Tag können nun weitere Vögel vom Öl befreit werden. genug für den Waschprozess ist, noch weiter stabilisiert oder Am 17. Februar sind nur noch wenige zu schwach, um den aufgrund von Verletzungen erst einmal behandelt werden Waschprozess zu durchlaufen und bedürfen besonderer Pflege. muss. Manchmal ergibt die Diagnose, dass ein Vogel keine Regelmäßig überprüfen wir den Gesundheitszustand der gewa- Überlebenschancen mehr hat. In solchen Fällen kann ich schenen Vögel, um zu beurteilen, ob sie bereits die Kriterien für ihn nur noch einschläfern, um so zumindest seine Leiden zu eine Auswilderung erfüllen. Denn nur wenn das Gefieder des verkürzen. Nach einem harten und langen Arbeitstag steht Vogels hundertprozentig wasserabweisend ist, keine Blutarmut fest, dass noch keiner der Vögel stark genug für den Wasch- mehr vorliegt und der Ernährungszustand gut ist, hat das Tier prozess am nächsten Tag sein wird. Wir sind besorgt, denn eine Überlebenschance. es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Jeder Tag, den die Meerenten 18. Februar 2006: Heute ist es soweit. Die ersten Vögel kön- länger an Land verbringen müssen, verringert ihre Langzeit- nen freigelassen werden. Vorher erhalten sie aber noch einen Überlebenschancen. Ring der amtlichen Vogelwarte, damit man sie später wieder 10. Februar 2006: Einige Vögel fressen wieder selbststän- erkennen kann. Es macht mich glücklich, zu sehen, wie nach elf dig. Ein gutes Zeichen! Am Vormittag waschen wir die ersten Tagen unermüdlicher Anstrengung die ersten Ölopfer putzmun- Tiere. Einfaches Geschirrspülmittel eignet sich am besten, um ter ihrer Freiheit entgegen fliegen. Dr. Elvira von Schenck 14 Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not
Klimawandel Neueste Studien über den Klimawandel warnen, dass 40 Prozent aller Tierarten vom Aussterben bedroht sein könnten, wenn sich das Weltklima weiter erwärmt. © IFAW / Stewart Cook Wie beeinflußt der W ir können heute beobachten, erhöht (z.B. durch die Verbrennung fossiler dass die Eismassen an den Mensch das Klima? Brennstoffe), wird auch mehr Wärme- Polen jährlich weiter abneh- strahlung absorbiert – es wird immer wär- mer. Ein zusätzliches Problem hierbei ist, men. Auch die Gletscher in den Alpen Das ist kompliziert und kann hier nur ver- dass dieser Prozess schnell voranschreitet. schmelzen von Jahr zu Jahr weiter ab. einfacht dargestellt werden: Unsere Erdatmo- Experten gehen davon aus, dass dadurch Die Folgen eines vom Menschen verursach- sphäre besteht hauptsächlich aus Stickstoff der Meeresspiegel in den nächsten Jahr- ten Klimawandels sind vielfältig: Neben (ca. 78%) und Sauerstoff (ca. 21%). dem Anstieg der Meeresspiegel sind große zehnten gefährlich ansteigen wird. Die übrigen 1% bestehen aus Argon, ande- Hitzewellen und Dürrekatastrophen zu ren Edelgasen und Kohlendioxid (CO2 ). Das Verschwinden der Eisflächen hat erwarten, Starkregen, Überschwemmungen Der Anteil an CO2 in unserer Atmosphäre negative Auswirkungen auf die Tierwelt. und heftige Tropenstürme. Die menschliche beträgt normalerweise nur 0,038%. Durch So sind einige Robbenarten bedroht, die Sicherheit, Gesundheit, Wirtschaft und das Verbrennen „fossiler Brennstoffe“ wie Umwelt werden in jedem Fall von einem für die Aufzucht ihrer Jungen auf das Erdöl, Erdgas oder Kohle fügt der Mensch Klimawandel beeinflusst. nördliche Packeis angewiesen sind. Auch der Atmosphäre in großen Mengen CO2 zu. Eisbären brauchen für ihr Überleben Bereits mit ein paar kleinen Veränderungen Zusammen mit Wasserdampf erzeugt diese Eisschollen. kann jeder von uns dem fortschreitenden Kohlendioxid den „natürlichen Treibhaus- Klimawandel entgegenwirken. Wir können Der Anteil von so genannten Treibhaus- effekt“, ohne den es auf der Erde wesentlich z.B. Autos mit niedrigem Benzinverbrauch kälter wäre – im globalen Mittel nur –18 °C gasen in der Atmosphäre ist in den letzten fahren oder das Auto am besten mal ganz (im Gegensatz zu den im Moment herr- hundert Jahren um ca. ein Drittel ange- stehen lassen und stattdessen zu Fuß gehen schenden +15 °C). Das geht so: stiegen. Sie sind dafür verantwortlich, oder mit dem Fahrrad fahren. Es hilft Ein Teil der Sonnenstrahlen, die auf unsere auch, weniger mit dem Flugzeug zu reisen. dass die Durchschnittstemperatur der erd- Erde treffen, wird von der Erdoberfläche Beachtliche 20% aller Elektrizität wird nahen Atmosphäre und der Meere in den absorbiert (aufgenommen) und in Wärme in Privathaushalten, Büros und Geschäf- letzten Jahrzehnten ungewöhnlich stark umgewandelt. Die erwärmte Erdoberfläche ten verbraucht. Durch die Verwendung gestiegen ist. Man spricht von der globa- wiederum gibt langwellige Wärmestrahlung von Stromsparlampen und vollständiges len Erwärmung oder vom sogenannten ab, von der die sogenannten Treibhausgase Abschalten der elektrischen Geräte einen Teil absorbieren können. Dadurch künstlichenTreibhauseffekt. (kein „Stand-by“-Betrieb) können erwärmt sich die Atmosphäre! Ohne diesen enorme Mengen Strom gespart werden. Generell müssen wir unterscheiden zwi- Effekt würde die Wärme komplett in den Die Wahrheit ist schlicht und einfach: schen einem natürlichen Klimawechsel, Weltraum entweichen. Wir können alle etwas beitragen, indem der immer statt gefunden hat, und dem Dadurch, dass der Mensch die Menge an wir mit kleinen Veränderungen in unserem menschlich verursachten Klimawandel. Treibhausgasen in der Atmosphäre künstlich Umkreis und unserem Alltag beginnen. Tierisch Toll - Hilfe für Tiere in Not 15
Der IFAW fördert mit seinem internationalen Schulprojekt „Animal Action Week“ den Tierschutzgedanken unter Kindern und Jugend- lichen. Jedes Jahr wählt der IFAW ein Thema im Bereich Tier- und Artenschutz. Das Thema der „Animal Action Week“ 07/08 lautet „Hilfe für Tiere in Not“. Wer ist der IFAW? Der IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) engagiert sich dafür, die Situation von Wild- und Haustieren in der ganzen Welt zu verbessern. Wir schützen Lebensräume von Wildtieren, helfen Tieren in Not und treten dafür ein, dass die kommerzielle Aus- beutung von Tieren zurück- geht. Der IFAW will errei- chen, dass die Öffentlichkeit Grausamkeiten gegenüber Tieren nicht mehr zulässt. Wir streben einen Tier- und Naturschutz an, der dem Wohl von Tieren und Men- schen gleichermaßen dient. Die Animal Action Week des IFAW © IFAW / W.Baktiantoro Impressum IFAW Übersetzung: Tanja Genski Internationaler Tierschutz-Fonds Deutsche Bearbeitung: PF 104623, 20032 Hamburg Elvira von Schenck Fax: 040-866 500-22 Redaktion: Andreas Dinkelmeyer Tel: 040-866 500-0 Druck: Reset, Hamburg, Mail: aaw-de@ifaw.org auf Recycle-Papier Internet: www.tierisch-toll.de
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