Paralympics Zeitung - HOCH HINAUS Mathias Mester wirft den Speer Richtung Gold
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DIENSTAG, 14. AUGUST 2018 Paralympics Zeitung In Kooperation mit der HOCH HINAUS Mathias Mester wirft den Speer Richtung Gold AUF DEM SPRUNG Heinrich Popow verabschiedet sich vom Profisport SONDERAUSGABE ZUR LEICHTATHLETIK–EM IN BERLIN
2 | Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG INHALT 4 | ROLLEN, WERFEN, FLIEGEN Auf diese Leichathleten sollten die Zuschauer bei der EM besonderes Augenmerk legen 6 | SO WEIT, SO GOLD Weitspringer Heinrich Popow ist Fliiiiieeeeeeeg. Gibt es für heute ein Weltstar – nach den Weitspringer Heinrich Popow noch eine letzte Medaille? Wettkämpfen aber ist Schluss 7 | SPORT INKLUSIV 8 | TOUCHÉ DBS-Präsident Friedhelm Julius Im inklusiven Fechtzentrum Beucher über schlecht Berlin trainieren alle im Sitzen – ausgebaute Turnhallen und auch die, die danach aufstehen fehlende Lehrkräfte 9 | NOCH NICHT AM ZIEL Der Behindertenbeauftragte Impressum Jürgen Dusel im Interview über Herausgeber: Stephan-Andreas Casdorff, Ängste von Arbeitgebern und Lorenz Maroldt Fußballhören im Radio Chefredaktion: Ronja Ringelstein Redaktion: Benjamin Apitius, Ann-Kathrin Hipp Reporter: Julian Hilgers, 10 | DRAN GEBLIEBEN David Hock, Miriam Karout, In Südafrika wurde ihre Annette Kögel, Lisa Kuner Behinderung nicht anerkannt, Fotoredaktion: Thilo Rückeis für Deutschland läuft Irmgard Artdirektion: Julia Schneider, Sabine Wilms Bensusan nun um Gold Layout: Sabrina Janke, Andrea Wehrstedt Herstellung: Daniela Weber 11 | SPASS FÜR ZWEI Anzeigen: Nadja Holzmaier Niko Kappel und Mathias Mester Die Paralympics Zeitung ist ein sind kleinwüchsig und haben Gemeinschaftsprojekt vom Tagesspiegel damit so gar kein Problem. und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Den Fans bei Instagram gefällt’s Die Texte zu dieser Sonderausgabe zur Para-Leichtathletik-EM wurden Fotos: Thilo Rückeis, Axel Kohring/Imago Para Panda „Max“ überwiegend von ehemaligen bekam seinen Nachwuchsreportern verfasst, die schon Vornamen von 2016 von den Paralympics der Klasse 5b der Evangelischen in Rio de Janeiro berichtet haben. Schule Lichtenberg. Titel: Speerwerfer Mathias „Matze“ Mester Foto: Al Tielemans/AFP ANZEIGE DANKE, GEMEINSAM ERMÖGLICHEN BERLIN 2018 WOLRD PARA ATHLETICS WIR UNGLAUBLICHES! EUROPEAN CHAMPIONSHIPS
Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG | 3 Foto: Karlheinz Schindler/dpa EDITORIAL Foto: Mike Wolff Foto: promo LEISTUNG MACHT MUT SPORT IST ALLES WAHRE ATHLETEN Dabeisein ist alles. So lautet eine Losung Heinrich Popow, einer der erfolgreichsten deut- Seit vielen Jahren begleitet der Tagesspiegel der olympischen Bewegung. Sie gilt für alle schen paralympischen Athleten hat einmal ge- intensiv die Para-Wettkämpfe in aller Welt. Für Menschen, ob mit oder ohne Behinderungen. sagt: „Ich laufe nicht, obwohl mir ein Bein uns ist es deshalb eine besondere Freude, Gerade im Sport geht es darum, gemeinsam fehlt. Ich laufe, weil mir ein Bein fehlt.“ Sport dass die Para-Leichtathletik-EM diesmal ein mit anderen Erfolge zu feiern und zu zeigen, ist seine persönliche Herausforderung, seine Heimspiel ist: Mitten in der Stadt, im was in einem steckt. Das können wir kom- Leidenschaft, mit der er auch andere anste- Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion, empfängt mende Woche in Berlin bei der Para-Leichtath- cken möchte. Denn Sport ist ein Weg, um die Berlin die Sportlerinnen und Sportler, die sich letik-Europameisterschaft live miterleben. Die körperliche und seelische Gesundheit zu för- für diesen Höhepunkt des sportlichen Som- Wettkämpfe eröffnen und ermöglichen auch dern. Und das gilt – inklusiv – für Menschen mers qualifiziert haben. Und alle, die sich ir- einen anderen Blick auf Menschen mit Beein- mit und ohne Behinderung. gendwann einmal haben anstecken lassen von trächtigungen. Sehr viele Menschen Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil jeder der Begeisterung eines solchen Events, freuen respektieren, ja bewundern die gezeigten Rehabilitation nach Unfallverletzungen. Des- sich auf noch mehr Spannung und Stimmung. Leistungen. Das macht Mut. Denn es zeigt halb unterstützt die gesetzliche Unfallversiche- Aber auch wer nicht selbst dabei ist in Berlin, eine selbstverständliche und natürliche rung den Behindertensport auf vielfache Weise. kann teilnehmen: 27 Stunden Live-Übertra- Verbundenheit zwischen Menschen mit und Sie beteiligt sich an Sportfesten, schreibt mit gung im Internet sind Ausdruck des starken in- ohne Behinderungen. Aber nicht nur im Sport, dem „German Paralympics Media Award“ re- ternationalen Interesses. sondern in allen Bereichen des menschlichen gelmäßig einen Journalistenpreis für die bes- Schade nur, dass die Para-EM und die Leicht- Miteinanders wollen wir gelebte Inklusion. ten Berichte über den Behindertensport aus athletik-EM in Berlin nicht nur hintereinander Auch im Arbeitsleben muss Teilhabe von und gibt zusammen mit dem Tagesspiegel die stattfinden, sondern auch völlig getrennt vonei- Menschen mit Behinderungen selbstverständ- Paralympics Zeitung (PZ) heraus. Die PZ zeigt nander. Ich hätte mir hier mehr organisatori- lich sein. Vieles ist bereits erreicht. Aber zur in ihren Artikeln, wie attraktiv der Behinderten- sche und kommunikative Inklusion gewünscht, Wahrheit gehört auch, dass die Arbeitslosig- sport ist. Sie berichtet über Hintergründe und wie das ja auch bei den Olympischen Spielen keit von schwerbehinderten Menschen nach die vielen Sportlerinnen und Sportler in den und den Paralympics seit langem üblich ist. wie vor zu hoch ist. Gemeinsam mit den Sozial- Vereinen. Im Vereinssport beginnen Aus- Das wäre leicht möglich gewesen – viel leich- partnern, der Bundesagentur für Arbeit und nahme-Karrieren wie die von Heinrich Popow. ter jedenfalls, als einen der Wettkämpfe zu ge- weiteren Partnern möchte ich mit ver- Er gibt bei der Europameisterschaft in Berlin winnen. Denn in Punkto Leidenschaft und Leis- einten Kräften noch mehr Arbeitgeber für seinen Abschied vom aktiven Wettkampfsport. tung trennen die beiden Europameisterschaf- die Beschäftigung von schwerbehinderten Ein Grund mehr, in Berlin dabei zu sein! ten nichts: Das Motto der Leichtathletik-EM, Menschen gewinnen. Die Para-Leichtathle- „Trueathletes“, trifft genauso auf die Para-EM tik-EM zeigt erneut, wie leistungsfähig Men- JOACHIM BREUER, zu. Wir freuen uns auf ein großes Fest des schen mit Behinderungen sind. Manchmal müs- Hauptgeschäftsführer der Deutschen Sports! sen wir einfach noch genauer hinschauen. Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) LORENZ MAROLDT, HUBERTUS HEIL, Chefredakteur des Tagesspiegels Bundesminister für Arbeit und Soziales Sports in the City Tram Gesundbrunnen Schönhauser Allee In wenigen Tagen wird es wieder sportlich in Berlin. Im Pankower Gleimstr. Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark treten vom 20. bis 26. August rund er Allee 650 europäische Sportler mit Behinderung in insgesamt 191 Entschei- Can Max-Schmeling-Halle dungen an. Und vielleicht wiederholen die deutschen Athleten ja Schönhaus tians ihren Erfolg von 22 Medaillen bei der Para-Leichtathletik-WM letztes Br u Friedrich-Ludwig- tr. nne Jahn-Sportpark Jahr? In dieser Sonderausgabe der „PZ“ lesen Sie alles Wichtige rund nst um das Event. Und wer die Wettkämpfe live verfolgen will, kann sich r. Voltastraße Eintrittskarten unter www.para-euro2018.eu sichern. Tagestickets sind ab 3 Euro erhältlich, 20 Euro kosten „Best Seats“-Tickets, direkt an der Tram Eberswalder Laufbahn. Auch Gruppen- und Familientickets gibt es. Tram Straße Schöner als selbst kaufen ist natürlich gewinnen: Dafür einfach bis zum Danzig r. er Str. 16. August eine Mail schreiben mit kurzer Begründung, warum Sie gern ue r St Be r na dabei sein möchten oder jemandem eine Freude bereiten wollen, an Grafik: Fabian Bartel/Tsp panda@para-euro2018.eu senden. Viel Glück und eine fröhliche EM! Bernauer Straße Anreise 1, 2, 8, 25, 41, 42, 85 2, 8 Tram M1, M10, M12
4 | Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG Rollen, werfen, fliegen Bei der Para-EM der Leichtathleten starten insgesamt rund 650 Sportlerinnen und Sportler aus 45 Nationen. In welchen Disziplinen deutsche Athleten Favorit sind und worauf sonst so zu achten ist, finden Sie hier Laufen Medaillenhoffnung und Verletzungspech liegen in diesem Jahr dicht beieinander: Felix Streng und David Behre, beide beim TSV Bayer 04 Leverkusen beschäftigt, mussten nach jeweils drei Paralympics-Medaillen in Rio bei der Londoner WM verletzungsbedingt pas- sen. Doch während der 23 Jahre alte Streng seine Entzündung an der Achillessehne ausku- riert hat, laboriert David Behre nach einem Muskelfaserriss nun an Rückenproblemen, wird die Sprintwettkämpfe im Berliner Jahn-Sportpark von der Tribüne aus verfolgen müs- sen. Mit Irmgard Bensusan und Johannes Floors (Foto) schaut er dabei zwei weiteren Ver- einskollegen zu, die als amtierende Weltmeister ins Rennen gehen. Für Irmgard Bensusan geht es auch darum, zwei Weltrekorde zu verteidigen: Anfang Juni ist die 27-Jährige die 200 Meter in 26,53 Sekunden gelaufen, eine Woche später definierte sie mit 1:00,07 Minuten auf 400 Meter eine weitere Bestmarke. Beide Rekorde erreichte Bensusan bei deutschen Wett- kämpfen. Ein gutes Omen für das Heimspiel in der Bundeshauptstadt? Kugelstoßen Mit 13 Athleten ist das deutsche Team im Kugelstoßen breit aufgestellt. Gleich vier davon rechnen sich realistische Medaillenchancen aus: Birgit Kober, Daniel Scheil, Sebastian Dietz (Foto) und Niko Kappel. Vier amtierende Paralympics-Sieger aus unterschiedli- chen Startklassen. Der Jüngste im Champions-Quartett, Niko Kappel, ist mit 23 Jah- ren zugleich amtierender Weltmeister und Weltrekordhalter; 14,02 Meter sind bei den Athleten mit Kleinwuchs Bestmarke. Europameister aber ist Kappel bislang nicht. Vor zwei Jahren musste er sich gegen den Polen Bartosz Tyszkowski geschlagen geben, in Rio flog Kappels Kugel einen Zenti- meter weiter. Es dürfte ein spannender Wettkampf werden. Finale (F36) mit Sebastian Dietz: Do., 23.8., um 17:34 Uhr Rennrollstuhl Für Annika Zeyen wird es eine Premiere: Zwar hat die Spitzensportlerin in ihrer Karriere an insgesamt sieben Europameisterschaften teilgenommen, bei denen sie sechs Mal Gold und ein- mal Silber gewann. Doch holte die 33-Jährige diese Medaillen nicht auf der Tartanbahn, sondern auf dem Basketballparkett. Nach den Paralympics 2016 beendete sie ihre Karriere – um we- nige Wochen später im Rennrollstuhl neue Ambitionen zu entde- cken. Schon im folgenden Sommer reichten ihre Zeiten für die WM-Qualifikation und einen achten Platz in London. Was nach einer langwierigen Schulterverletzung in diesem Frühjahr nun bei der EM möglich sein wird, ist allerdings schwierig zu sagen. Texte: David Hock / Fotos: dpa, Imago (7) Von einer Medaille träumen darf in jedem Fall Zeyens Trainings- partner Alhassane Baldé, der in London zweimal zu Bronze fuhr. Finals (T54) mit Annika Zeyen: Mo. (5000m/19.10 Uhr), Di. (200/19.30), Mi. (1500/20.19), Do. (400/20.04), Sa. (100/15.46), So. (800/15.22)
Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG | 5 Weitsprung Seit mehr als sieben Jahren führt Markus Rehm einen Wettkampf gegen sich selbst – und gewinnt ihn immer wie- der neu. Bei der WM in Christchurch (Neuseeland) im Sommer 2011 ist der deutsche Athlet mit rechtsseitiger Unterschenkelprothese zum ersten Mal Weltrekord gesprungen: Seinen Wert von 7,09 Metern konnte der 29-Jährige immer wieder ausweiten; zuletzt in diesem Juli bei der Japan Para Championship auf 8,47 Meter. Mit diesem Wert wäre Rehm auch Olympiasieger. Doch sein Wunsch, als zweiter Para-Sportler bei Olympi- schen Spielen teilzunehmen, stieß beim Internationalen Leichtathletikverband auf Ablehnung. Die Frage, ob durch die „mechanische Hilfe“ seiner Prothese ein Vorteil bestehe, konnten wissenschaftliche Unter- suchungen bislang nicht klären. Definitiv aber ist Rehm weiter in Top-Form – und könnte bei der Heim-EM, wenige Tage nach seinem 30. Geburtstag, sogar die Marke von 8,50 Meter überfliegen. Finale (T64) mit Markus Rehm: Sa., 25.8., um 14:34 Uhr Diskus Deutschland hatte mal einen Top-Mann im Diskus: Sebastian Dietz, der mit der Wurfscheibe drei Medaillen gewonnen und 2013 einen Weltrekord aufgestellt hat. Doch dann strich das Paralympische Komitee seine Startklasse, Dietz wechselte zum Kugel- stoßen. Die Disziplin als solche hat weiterhin Be- stand, mit sieben unterschiedlichen Klassifizierun- gen bei Frauen und Männern. In der Klasse der 4 x 100-Meter-Staffel kleinwüchsigen Frauen gehört Niamh McCarthy (Foto) zu den Favoritinnen: Die Irin hat im Juni bei ei- ner Weite von 32,67 Metern neuen Europarekord geworfen. Bei Seit der WM 2015 in Katar sind die deutschen Männer die Könige der den zurückliegenden Paralympics und der Weltmeisterschaft 4x100-Meter-Staffel. Und die USA die alljährlichen Wegbereiter der konnte sich die Tunesierin Raoua Tlili vor McCarthy jeweils den Erfolge: Nach einem knappen Vorsprung in Doha vor drei Jahren ersten Platz sichern. Auf europäischer Bühne aber könnte nun sprinteten die US-Amerikaner bei den Rio-Paralympics 2016 wie der Weg frei sein zur Gold-Premiere der 24-Jährigen. auch bei der Londoner WM 2017 jeweils als Erste ins Ziel. Durch zwei Finale (F40/41) mit Niamh McCarthy: So., 26.8., um 14:31 Uhr nachträgliche Disqualifikationen allerdings landeten die Deutschen am Ende aber auf Platz eins. In Berlin braucht man die Konkurrenten aus Übersee nun nicht zu fürchten, hier ist Italien der größte Rivale. Sorgen bereiten sich die Deutschen derweil selbst: Vom amtierenden Champions-Quartett sind mit Markus Rehm, Johannes Floors und Fe- lix Streng nur drei Athleten einsatzbereit. Als vierter Läufer kommen die Routiniers Heinrich Popow (35) und Reinhold Bötzel (42) infrage – den besten Zeitwert aber hat mit 11,57 Sekunden auf 100 Meter in die- sem Jahr Phil Grolla erreicht. Der erst 17-Jährige ist der Jüngste im Race Running deutschen Team. In Berlin wird er das erste Mal bei einer EM ins Ren- Eine internationale Premiere in Berlin: Mit dem Race- nen gehen - und womöglich direkt auf dem Siegertreppchen stehen. runner, einem Dreirad ohne Pedalen, treten Sportler mit Zerebralparese und anderen Bewegungs- oder Gleichgewichtsstörungen gegeneinander an. Seit An- fang dieses Jahres sind Rennen mit der 1991 von einem Dänen entwickelten „Laufmaschine“ eine offizielle Para-Sportart. Einen deutschen Starter gibt es bei der Europameisterschaft nicht. Speerwurf Das Speer lässt Martina Willing einfach nicht los. Mit 33 Jahren hat sie zum ersten Mal an den Paralympics teilgenommen und auf Anhieb Gold gewonnen. Das war 1992 in Barce- lona. 26 Jahre und 30 Medaillen später ist bei der 58-Jährigen vom Karriereende nichts zu hö- ren. Im Gegenteil: Neben dem Speerwurf tritt Willing auch im Diskus und Kugelstoßen an, als Mitglied im „Top Team Tokio 2020“ gehört sie zu den Para-Athleten, die aufgrund ihrer hohen Medaillenchancen vom Verband finanziell gefördert werden. Auch bei der anste- henden EM ist die Brandenburgerin optimistisch, obwohl mit der Lettin Diana Dadzite auch die Weltmeisterin an den Start geht. Ein weiterer deutscher Medaillenkandidat ist Mathias Mester, der im vergangenen Jahr WM-Bronze geholt hat. Finale (F56) mit Martina Willing: Donnerstag, 23. August, um 17:30 Uhr
6 | Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG Überflieger. Heinrich Popow, 35, ist einer der erfolgreichsten deutschen Athleten. ler all die Jahre auf der Strecke bleibt. Der Fokus liegt voll auf dem Sport. Vieles andere vernachlässigt er. „Mich kotzt diese Arroganz an, die man als Leichtath- let aufbringen muss“, sagt Popow. Ganz zufrieden wirkt er nicht. „Ich hätte noch mehr erreichen können. Ich habe nicht geschafft, alles aus meiner Behinderung zu machen.“ Die wahre Erfüllung findet er neben dem aktiven Sport. Popow will „etwas bewe- gen“. Bereits während seiner Sportler- karriere hat er eine Ausbildung zum Or- Foto: Kay Nietfeld/picture alliance/dpa thopädietechniker gemacht. Er betreut Nachwuchssportler als Mentor. Er be- sucht Krankenhäuser und motiviert Men- schen nach einer Amputation dazu, Sport Jetzt tanzt er: Bei der Liveshow „Souldance“ O So weit, lympiastadion London, Start- bahn 4. Heinrich Popow lächelt. im Admiralspalast Lässig streckt er den Daumen in die Kamera. Stille. Dann der zu machen. „Inklusion durch Sport ist ein- so gold Startschuss. 12,4 Sekunden später sprin- fach perfekt“, sagt Popow. Genau hier tet Popow über die Ziellinie. Erster. Es ist will er nach der aktiven Karriere anset- Popows erste Goldmedaille bei Paralym- zen. Er will helfen, am liebsten überall pischen Spielen. Jahrelang hat er für die- auf der Welt. Bei den Paralympics 2020 in sen Erfolg trainiert. „Rückblickend wa- Tokio wird er als Berater für das japani- ren die unerwarteten Medaillen schöner sche Team arbeiten. Aber er will auch als diese“, sagt Popow heute. Trotzdem weiter tanzen: Ab Herbst steht er bei der bleiben die Sommerspiele 2012 einer der Europa-, Weltmeister, Paralympics-Sieger: Liveshow „Souldance“ auf der Bühne im Höhepunkte seiner Karriere. Eine Kar- Heinrich Popow hat sportlich alles gewonnen – Berliner Admiralspalast. riere, die nun mit der Leichtathletik-EM Durch seine Karriere hat Heinrich Popow in Berlin endet. in Berlin setzt er nun an zum letzten Sprung den Behindertensport weiterentwickelt. Mit sieben Jahren kommt Heinrich Po- Die technischen Möglichkeiten für junge pow mit seiner Familie aus Kasachstan Athleten sind nun besser. „Meine ersten nach Deutschland. Zwei Jahre später fin- sieben Jahre der Karriere wären heute in den die Ärzte einen Tumor in seiner athletik. Popow trainiert viel, hat einen Menschen folgen ihm bei Facebook. 2017 zwei Monaten abgefertigt.“ Auch die Aner- Wade. Sie müssen sein linkes Bein bis sehr engen Draht zu seinen Trainern. „Zu- nimmt Popow bei der Tanzshow „Let´s kennung für den Sport sei in seiner Kar- zum Oberschenkel amputieren. Für Po- ckerbrot und Peitsche funktioniert bei Dance“ teil. Seitdem wird er noch häufi- riere deutlich gestiegen, findet Popow. pow und seine Eltern keine leichte Zeit: mir am besten“, sagt er. Schon 2002 ger erkannt. Im Nachhinein bedauert er, Die Para-Europameisterschaft ist sein „Mein Sportlehrer sagte: ’Hol dir ein At- springt er in Lille zu seiner erste Bronze- dass er durch eine TV-Show mehr Auf- letzter Wettkampf. Nach 18 Jahren als test. Dann bist du vom Sport befreit.’ Ich medaille bei einer WM. merksamkeit bekommt, als durch den Leistungssportler. Eine EM im eigenen war immer nur der Behinderte.“ Popow Nun reiht sich Erfolg an Erfolg. Paralym- Sport, er nennt das eine „bittere Pille“. Land sei ein toller Schlusspunkt. Popow ist ehrgeizig; will zeigen, dass er mehr pics-Silber in China, WM-Gold in Neusee- Popow merkt, dass ihn Medaillen und Po- freut sich auf die kommenden Aufgaben, ist. „Das Bein ist ab, deshalb laufe ich. land. 2016 gewinnt er Gold bei den Para- kale nicht ewig erfüllen können. Irgend- aber er ist auch wehmütig. „Ich bin ein Wenn ich einen Arm ab hätte, wäre ich Ku- lympics in Rio de Janeiro. Diesmal im wann steht er im Startblock und denkt: emotional getriebener Typ“, sagt er. Und gelstoßer geworden”, hat der heute Weitsprung. Heinrich Popow wird zum „Das ist falsch, das ist nicht mehr meins. deshalb will Heinrich Popow auch in Ber- 35-Jährige einmal gesagt. 2001 beginnt wohl bekanntesten Sportler mit Behinde- Ich bin nicht mehr hungrig.“ Rückbli- lin nochmal alles geben. Sein Ziel ist er bei Bayer Leverkusen mit der Leicht- rung in Deutschland. Mehr als 25 000 ckend merkt er, was als Leistungssport- klar: ein letztes Mal Gold. Julian Hilgers Ein Schnürsenkel, der verbindet Als Tandem gemeinsam über Straßen In Berlin gibt es immer mehr Möglichkei- Vollbrecht, selbst ehemalige Leistungs- und Felder. In Berlin gibt es immer mehr ten für Sehbehinderte und Sehende mitei- läuferin, hat sich ihre Begleiter mit Hilfe Möglichkeiten für Sehbehinderte und Se- nander sportlich aktiv zu sein. Das „Tan- einer Anzeige in einem Berliner Stadtma- hende gemeinsam Sport zu machen. dem-Prinzip“ gibt es in unterschiedli- gazin gesucht. Aus Zweckbekanntschaf- Wenn Regina Vollbrecht und Karl Ma- chen Sportarten. Ein sogenannter ten, sagt sie, seien mittlerweile Freund- scher über das Feld hinter ihrem Haus „Guide“ kann grundsätzlich jeder wer- schaften geworden. „Du bist da eine joggen, sind ihre Bewegungen gleichmä- den, der eine bestimmte Sportart mag. Bei Stunde zusammengebunden, teilweise ßig. Als würde sie ein unsichtbares Band Schulungsprojekten, wie dem von Kirsten auch länger. Das machst du nicht nur, verbinden. Erst bei genauerem Hin- Ulrich bei den Karower Dachsen, können weil du zusammen laufen willst.“ Das schauen erkennt man, dass da tatsäch- Teilnehmer erste Erfahrungen darin ma- macht man eben auch, weil man sich nett lich ein Band vorhanden ist: Das Lauf- chen, Menschen mit Sehbehinderung zu findet und was zusammen machen will. paar Vollbrecht und Mascher ist mit ei- führen – und selbst geführt zu werden. Laufen verbindet. Auf der persönlichen nem Schnürsenkel an den Handgelenken Wichtig ist, dass das Leistungsniveau Ebene, genauso wie auf der gesellschaftli- miteinander verbunden. Eine Bindung, stimmt. Als Laufpartner etwa sollten die chen. Für Vollbrecht ist es ein wichtiger Foto: Thilo Rückeis die für sie ganz normal ist. Die beiden Guides eine gewisse läuferische Fähig- Schritt in Richtung Barrierefreiheit für sind ein „Lauf-Tandem“. Vollbrecht ist keit vorweisen. Immerhin: Sie müssen Sehbehinderte: „Die wollen Sport ma- blind, ihren Hund hat sie auch dabei. Ma- sich an das Tempo des Anderen anpas- Laufen verbindet. chen, die können das auch und die Bar- scher begleitet sie, gibt hin und wieder sen und gleichzeitig Wege beschreiben, Regina Vollbrecht und Karl Mascher riere, die es halt gibt, ist: Sie können Anweisungen. ohne aus der Puste zu kommen. sind beim Laufen unzertrennlich. nicht alleine laufen.“ Miriam Karout
Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG | 7 „Da gehen Talente verloren“ Inklusiver Sportunterricht findet selten statt. DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher über die Auswirkung von schlecht ausgebauten Turnhallen und fehlenden Lehrkräften Herr Beucher, Sie haben mal gesagt, wegt, wird früher krank und alt. Das ist ja Was muss passieren, damit sich die Si- Inklusion sei im Sport schon Normalität. bei Menschen mit Behinderungen nicht tuation bessert? Gilt das auch für den Schulsport? anders. Außerdem wirkt sich Sport auf Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif. Da Nein. Inklusiver Sportunterricht ist Theo- die Psyche aus. Wer fit ist und in Bewe- muss eine Menge Geld investiert werden, rie und selten Praxis. Entweder fehlen gung gehalten wird, hat mehr Lebens- um Schulen personell und materiell aus- Lehrkräfte oder es gibt keine barriere- freude. zustatten. Bis dahin hängt viel auch am En- Foto: imago/ Sven Simon freien Sporthallen. Gerade bei letzterem gagement einzelner Lehrer. Wer sich wei- haben wir bundesweit einen riesigen terbilden will, kann das. Die Unfallkasse Rückstau. In vielen Schulen ist inklusiver DA ROLLT WAS AUF UNS ZU Berlin etwa hat mehrere Broschüren he- Sportunterricht überhaupt nicht möglich. Quietschende Reifen, krachende rausgegeben, die zeigen, wie inklusiver Sportunterricht gestaltet werden kann. DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher, 72 Rollstühle, zappelnde Netze: Können Sie einschätzen, wie viele Schu- Vom 16. bis 26. August findet in len das betrifft? Hamburg die Rollstuhlbasketball-WM Stichwort Umsetzung: Im Sportunter- und sich weiterzuentwickeln. Ein Junge Es gibt kein statistisches Material. Aber statt. 16 Männer und 12 Frauenteams richt geht es um Leistungen. Wer weiter weiß vielleicht, dass er mit seinem Roll- wir werden seit Jahren mit Beschwerden werden in 96 Partien um den springt oder schneller läuft, bekommt stuhl nicht so schnell fahren kann, wie der Eltern und Lehrer konfrontiert. Viele begehrtesten Titel außerhalb die bessere Note. Wie lässt sich das mit ein anderer rennen. Aber beim Kugelsto- Schüler, die an Regelschulen unterrich- der Paralympics spielen. dem inklusiven Gedanken vereinbaren? ßen hat er die Vergleichsmöglichkeit und tet werden, hatten in ihrem Leben keine Da geht es ja nicht nur um Inklusion, son- wird sich wundern, was er alles schaffen einzige Sportstunde. Die werden zum Rie- VERBINDENDER LAUF dern um die grundsätzliche Frage, ob die kann, wenn er trainiert. genführer ernannt und darauf reduziert. Wenn am 07. Oktober der Startschuss tatsächliche Leistung oder die individu- Ein Zustand, der so nicht tragbar ist. für den RheinEnergieMarathon fällt, elle Entwicklung bewertet werden soll. Vielleicht bis hin zum Leistungssport...? werden in Köln mit dem Projekt Exakt. Wenn junge Menschen keine Welche Auswirkungen hat das? „R(h)ein Inklusiv“ Menschen mit und Und? Chance haben sich zu entwickeln, gehen Abgesehen davon, dass Kindern die Teil- ohne Behinderung dabei sein. Rund 20 Ich glaube: Je früher man an Leistungs- der Sportwelt und dem Land letztlich habe verwehrt bleibt, hat es starke nega- inklusive Teams treten an, darunter vergleiche herangeführt wird, desto bes- auch potentielle Talente verloren. tive Einflüsse auf ihre körperliche Ent- Studierende der Sporthochschule Köln ser. Das gilt für Kinder mit Behinderung wicklung. Wir wissen: Wer sich nicht be- und paralympischen Spitzensportler. genauso. Sie lernen ihre Stärken kennen Das Gespräch führte Ann-Kathrin Hipp. ANZEIGE © Oliver Kremer/sports.pixolli.com
8 | Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG Angriff auf Augenhöhe Im inklusiven Verein Fechtzentrum Berlin duellieren sich behinderte und nicht-behinderte Sportler. Ein Besuch F ertig – los! Gerade noch ist der Anfeuerungsruf des Trainers zu hören, dann schlagen schon die Klingen aufeinander. Attacke, Pa- rade und Riposte – die Szenen in guten alten Fechtfilmen sind nichts gegen die Duelle. Dann zieht Zoe Elsner ihre Fecht- maske wieder ab und steht auf aus dem fixierten Fechtrollstuhl. „Bringt echt was für die Technik, sitzend zu trainieren“, sagt die 16 Jahre alte Sportlerin. Steffen Nordmann, 34, bleibt derweil ein- Foto: Thilo Rückeis fach sitzen. Rollstühle gehören seit sei- ner Geburt zu ihm, er kam mit Spitzfüßen auf die Welt, hat früher in der Halle die sitzenden Fechter trainieren gesehen Attacke, Parade und Riposte. Steffen Nordmann (li.) und Zoe Elsner beim inklusiven Fechttraining in Berlin-Ahrensfelde. und sich gedacht: Das will ich auch mal. Acht Jahre ist das her. Mittlerweile ist er vielfacher Deutscher Meister und interna- der vor allem dank ehrenamtlichen Ein- sagt Geschäftsführer Klaas Brose. Es dass Inklusion für Vereine oft mehr perso- tionaler Turniersieger. Bei den kommen- satzes und Spenden durch den Sportver- meldeten sich aber auch mehr Jüngere, nellen und organisatorischen Aufwand be- den Paralympics 2020 in Tokio hat er ein Pfeffersport e.V. und die Kurt-Tuchol- etwa, „weil sie paralympischen Sport im deute. „Da gibt es noch viel zu tun.“ Chancen anzutreten. sky-Oberschule eröffnet werden konnte. Fernsehen gesehen haben“. Er Im Verein Fechtzentrum Berlin macht Im Verein Fechtzentrum Berlin trainie- Das Angebot ist besser als in anderen schwärmt von den Angeboten, die es gibt, sich der Förderverein Profencing e.V. für ren behinderte und nicht-behinderte Städten, aber nicht ausreichend. Selbst von Kadersportstätten Schwimmen, die „inklusive Fechtsportfamilie in Ber- Sportler zusammen. Derzeit in einer klei- prominente Athleten des Behinderten- Tischtennis, Bogenschießen, Rollstuhl- lin-Marzahn“ stark. Er lebt von ehrenamt- nen Ersatzsporthalle in Marzahn-Hellers- basketball, von Tauch- und Klettersport- lich engagierten Menschen wie Uwe Pro- dorf. Die Heimhalle des Vereins wird ge- angeboten. Für neue inklusive Sportange- ske, dem Trainer der Fußfechter. Seine rade zur inklusiven Fechtsportstätte um- In Berlin sind rund bote oder kleine Bauvorhaben zum Ab- Schützlinge mit Beeinträchtigungen er- gebaut, mit barrierefreien Toiletten und 50 Sportstätten bau von Barrieren unterstützt der Ver- rangen schon mehr als 25 deutsche Meis- Rampen. Was Besonderes für Berlin. band seine Vereine dabei, Fördermittel tertitel und Medaillen bei Welt- und Euro- Insgesamt gibt es in der Stadt nur etwas teilweise barrierefrei der „Aktion Mensch“ von jeweils bis zu pameisterschaften. Dumke ist 80 Jahre, mehr als 50 Sportstätten, die zumindest 5000 Euro zu beantragen. In diesem Jahr athletisch-kräftig, und hat schon viel er- teilweise barrierefrei sind. Positivbei- sports wie Marianne Buggenhagen hat- können so 30 Vereine gestärkt werden. lebt. Die Olympischen Spiele 1980 in Mos- spiele sind die Schwimmhalle an der ten immer wieder Probleme, geeignete Laut Kirsten Ulrich, Vizepräsidentin des kau etwa, als Nationaltrainer der Landsberger Allee, der Friedrich-Lud- Trainingsstätten zu finden. Landessportbundes für Frauen und DDR-Fechter. Und wie er da so in der wig-Jahn-Sportpark, der sich gut als in- Im Behinderten-Sportverband Berlin Gleichstellung im Sport, scheiterten aller- Halle von seinen sitzenden Schützlingen ternationale Wettkampfstätte eignet und sind derzeit rund 208 Vereine mit 28 000 dings viele Vereine bei der Beantragung schwärmt, ist zu spüren, was das inklu- der Peter-Panter-Park in Pankow, Ber- Mitgliedern organisiert. Die Mehrzahl der Senatsfördergelder am bürokrati- sive Training so alles bewegt, von Mensch lins erster kleiner, inklusiver Sportpark, seien ältere Menschen im Rehasport, schen Aufwand. Zudem sei zu bedenken, zu Mensch. Annette Kögel Das Beste, was Berlin zu bieten hat Mitten in Berlin, zwischen Parks, Floh- und das Beste daran ist, dass es barriere- Zuschauer sind barrierefrei. Auch der Zu- höchstwahrscheinlich „keine Rekorde rol- märkten und Hipster-Bars, liegt der freie Sportmöglichkeiten bietet“, sagt gang zum anliegenden Funktionsge- len werden“. Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Hier Aleksander Dzembritzki, Berliner Staats- bäude ist es nicht. Außerdem ist der Darauf, dass sich Sportler häufig über findet die Para-EM statt – trotz geplan- sekretär für Sport. Viele Athleten hatten Sportpark alt, und das merkt man. Etwa starken Wind im Stadion beschweren, ter Sanierungsarbeiten ab 2021. schon im Rahmen des Grand Prix die Mög- bei der Bahn für die Rennrollstuhlfahrer, kontert er: „Die freuen sich, wenn der Die ideale inklusive Stätte ist der Sport- lichkeit, die Anlage kennenzulernen. Die sagt Brose und vermutet, dass hier Wind in den Rücken weht.“ Miriam Karout park nicht. Die Entscheidung, die Spiele achtzügige Laufbahn etwa ist groß ge- hier dennoch stattfinden zu lassen, „war nug, um für Läufer mit Sehbehinderung ein Abwägen“ , sagt Klaas Brose, Organi- und deren Guides genug Platz zu bieten. sationsleiter und Geschäftsführer des Be- Die notwendigen Sanierungsarbeiten hinderten- und Rehabilitations-Sportver- wurden bisher mit temporären Maßnah- bands Berlin. Der Park sei vor allem we- men für die Para-EM überbrückt. „Wir ha- Platz für alle. gen seines barrierefreien Zugangs ausge- ben in Vorbereitung die Laufbahn des Der Sportpark wählt worden. Mit der zentralen Lage Kleinen Stadions vollständig saniert", wurde für die und einer Kapazität von zirka 20 000 Plät- sagt Dzembritski. Außerdem wird es ei- Para-EM zumindest zen hofft man zudem auf viele Zu- nen Aufzug geben, der die rund 1000 in Teilen inklusiv schauer. Man wolle den Sport „ja auch in Sportler und Trainer auf den Oberrang be- umgebaut. die Gesellschaft bringen“. fördern kann. Barrierefreie Plätze und Sa- Barrierefreie Plätze und „Der Sportpark verfügt über zwei Stadien nitäranlagen wurden für Zuschauer und Sanitäranlagen Foto: Thilo Rückeis mit Leichtathletikanlagen. Damit befin- Berichterstatter ebenfalls gebaut. wurden für den sich Trainings-, Aufwärm- und Wett- Hindernisse, die es zu überwinden gilt, Zuschauer kampfbereiche in unmittelbarer Nähe gibt es dennoch. Nicht alle Plätze für die geschaffen.
Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG | 9 Herr Dusel, Sie sind beinahe zu 100 Prozent sehbehin- dert. Wie verfolgen Sie eigentlich Sportevents? Sie kennen das vielleicht, wenn Sie mal Fußball im Radio gehört haben, man muss das gar nicht unbedingt sehen. Ich brauche manchmal eine Erklärung oder besser noch eine Audiodeskription. Bei der zurückliegenden WM konnte ich aber auch so ganz gut mitleiden (lacht). Interessieren Sie sich auch für Behindertensport? Na klar, ich finde das großartig. Menschen mit Behinde- rungen können da zeigen, was in ihnen steckt. Viele nicht behinderte Menschen schauen ja oftmals darauf, was Menschen mit Behinderungen nicht können. Und wenn man sich dann mal anschaut, was die beim Sommersport oder im Winter so leisten, ist das sehr beeindruckend. Trägt ein Para-Sportevent denn zur Inklusion bei? Erinnern Sie sich noch an die Paralympics und auch die Para-Leichtathletik-WM in London? Was das für ein Hype war um die Sportler! In Deutschland halte ich es aber im- mer noch für notwendig, für das Thema Inklusion zu wer- ben. Wir sind da noch lange nicht am Ziel. Wo sehen Sie Probleme? Wir haben uns beim Thema Inklusion bisher sehr stark fo- kussiert auf Schule. Dabei ist Inklusion weit mehr als nur das gemeinsame Lernen. Schaut man sich beispiels- weise die Statistik an, fällt auf, dass nur drei Prozent der Menschen mit Behinderungen bereits mit der Behinde- rung geboren wurden. Die allermeisten erwerben ihre Be- hinderung lange nachdem sie zur Schule gegangen sind. Die interessiert dann eher: Wie komme ich zu meiner Ar- beit, wie behalte ich meinen Job, ist meine Arztpraxis bar- rierefrei zugänglich? Wir müssen das Thema Inklusion in Foto: Thilo Rückeis Zukunft wesentlich breiter diskutieren. Seit Mai dieses Jahres sind Sie der neue Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen Jürgen Dusel, 53, spielt nach Feierabend leidenschaftlich gern Klavier. Für ihn war die Musik der Weg zur Inklusion. mit Behinderungen. Wofür stehen Sie? „Wir sind noch Eines meiner Grundprinzipien ist, dass Politik für Men- schen mit Behinderung erst einmal Politik für Menschen ist. Bisher war das Thema immer stark im sozialen Be- reich verortet. Mein Ansatz ist, zu vermitteln, dass Politik für Menschen mit Behinderung eine Querschnittaufgabe lange nicht am Ziel“ für die gesamte Regierung ist. Es muss Aufgabe eines je- den Ressorts sein, die Belange von Menschen mit Behin- derungen ausreichend zu berücksichtigen. Können Sie da ein Beispiel nennen? Wenn wir über Gewaltschutzprojekte für Frauen reden, dann muss den politisch Verantwortlichen bewusst sein, dass Frauen mit Behinderungen etwa dreimal so häufig von sexualisierter Gewalt betroffen sind wie Frauen ohne Jürgen Dusel ist der neue auch beim Studium habe ich erlebt, dass etwa die Univer- sität Heidelberg nicht auf sehbehinderte Studierende vor- Behinderungen. Es gibt noch viele andere wichtige Bei- Behindertenbeauftragte bereitet war. Das sieht heute zwar häufig besser aus. Wir spiele aus anderen Bereichen. müssen trotzdem die Rahmenbedingungen für behin- der Bundesregierung. derte Auszubildende und Studierende weiter verbessern. Was sind die ersten Ziele für Ihre Amtszeit? Ich setze mich dafür ein, dass mehr Jugendliche mit Be- Der Jurist über die Probleme Vielen Menschen mit Behinderung bietet sich nach der hinderungen einen betrieblichen Ausbildungsplatz be- bei der Inklusion, Förderschule nur der Weg in die Werkstätten. kommen. Arbeit zu haben, ist ein Schlüssel zur gesell- Ich glaube, wenn die Menschen erst in den Werkstätten schaftlichen Teilhabe. Darüber hinaus wünsche ich mir, die Ängste von Arbeitgebern, sind, ist es schwer, da wieder herauszukommen. Ange- dass wir auch im sozialen Wohnungsbau grundsätzlich bote der Berufsberatung nach der Schule sollten deswe- barrierefrei bauen. Das ist notwendig und sinnvoll. Auch einen Behinderten einzustellen, gen auch auf die speziellen Bedarfe von Jugendlichen mit der digitale Wandel muss barrierefrei gedacht werden. und Fußballhören vorm Radio Behinderungen ausgelegt sein. Mein Ziel ist es, dass mög- Meine aktuelle Herzensangelegenheit ist das inklusive lichst viele eine realistische Chance auf dem ersten Ar- Wahlrecht. Derzeit sind rund 85000 Menschen mit Behin- beitsmarkt haben, wenn sie dies wollen. derungen pauschal vom Wahlrecht ausgeschlossen sind. Wird es Arbeitgebern schwergemacht, Menschen mit Kritiker des inklusiven Wahlrechts warnen vor dem Behinderung zu beschäftigen oder sind das Ausreden? Missbrauch durch einen Betreuer und dass Menschen fig marginalisiert werden. Menschen mit Behinderung ha- Es gibt den Spruch: Wer Inklusion will, findet Wege – wer mit Behinderung die Folge ihrer Wahl nicht einschät- ben aber nun mal eine Behinderung – und verlieren die keine will, findet Begründungen. Ich glaube, dass wir so zen könnten. Was entgegnen Sie denen? auch nicht einfach so. So sehr ich mich deswegen auch große Schwierigkeiten haben, Arbeitgeber davon zu über- Das sind zum Teil die gleichen falschen Argumente, die für Inklusion einsetze, so sehr weiß ich auch, dass wir zeugen, schwerbehinderten Menschen einen Job zu ge- man vor Einführung des Frauenwahlrechts gehört hat! achtsam sein müssen mit den unterschiedlichen Bedürf- ben, weil die es sich gar nicht vorstellen können, wie je- Sie folgen einem Menschenbild, das nicht der Realität ent- nissen. Wenn man selbst mit einer Behinderung lebt, mand – beispielsweise mit einer starken Sehbehinde- spricht. Wir sollten aufgrund unserer Geschichte in dann lernt man das ganz automatisch. rung – arbeitet und lebt. Wir wissen noch zu wenig vonei- Deutschland besonders darauf achten, dass bestimmten nander. Deshalb ist das gemeinsame Lernen gerade für Bevölkerungsgruppen nicht pauschal ein fundamentales Ihre Karriere scheint von Ihrer Behinderung kaum be- nicht behinderte Menschen so wichtig. Wenn Stadtplaner demokratisches Grundrecht verwehrt wird. einflusst worden zu sein. Warum ist aber generell der einen Mitschüler im Rollstuhl in ihrer Klasse gehabt hät- Einstieg in den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behin- ten, wären mit Sicherheit weniger öffentliche Plätze mit Haben Sie durch Ihre Behinderung Vorteile für Ihr Amt? derung so schwierig? Kopfstein gepflastert. Ich weiß aus meiner eigenen Situation, dass bei Debatten Natürlich hat meine Behinderung meinen Berufsweg be- um Inklusion behinderungsbedingte Problemlagen häu- einflusst. Bestimmte Berufe standen mir nicht offen und Interview: Benjamin Apitius und Ronja Ringelstein
10 | Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG W Läuft enn Irmgard Bensusan los- tät in Johannesburg wieder auf. Wenig rennt, sieht man kaum, dass später versuchte sie sich in Kapstadt für sie im rechten Fuß kein Ge- den Behindertensport zu klassifizieren, fühl mehr hat. Die Orthese, mit einem ernüchternden Ergebnis: Man bei ihr eine Carbon-Schiene, die den rechten sagte ihr, sie habe keine Behinderung. Fuß der muskulösen, großen Frau fixiert, Bensusan lies sich davon nicht entmuti- fällt fast nicht auf. Krafttraining, Starts, gen. Ihre Mutter ist Deutsche und stellte Schnelligkeitsübungen – zehn Trainings- den Kontakt zum Verein Bayer Leverku- einheiten à zwei Stunden absolviert sie sen her und Bensusan ging nach Deutsch- jede Woche bei ihrem Verein Bayer Lever- land. 2014 wurde sie in Berlin für die kusen. Die 27 Jahre alte Sprinterin star- tet über 100, 200 und 400 Meter. Sie sagten ihr, sie habe keine Behinderung – Startklasse T44 klassifiziert. In dieser Klasse starteten Athleten mit amputier- Bei den Paralympics in Rio 2016 holte doch Irmgard Bensusan gab nicht auf. ten Unterschenkeln oder, wie Bensusan, Irmgard Bensusan zweimal Silber, die- mit einem „Drop foot“. „Dass ich in Süd- ses Jahr will sie ihre Leistung noch stei- Bei der Para-EM rennt die Athletin nun um Gold afrika nicht klassifiziert wurde, ist das gern. „Jetzt fehlt nur noch eine Me- Beste, was mir passieren konnte“, sagt daille“, sagt sie. Anfang Juli aber ver- sie. In Deutschland seien die Möglichkei- letzte sich die Sportlerin beim Training ten und die Ausrüstung viel besser. Und an den Außenbändern ihres rechten Fu- sie wollte die Sprache lernen. In Johan- ßes und musste beinahe zwei Wochen nesburg schloss sie ihr Studium in Rech- lang pausieren. An ihren Zielen für die nungswesen ab, seit Anfang des Jahres Para-EM änderte das nichts: Bei der läuft arbeitet sie bei der Wirtschaftsprüfungs- sie um Gold. gesellschaft KPMG in Düsseldorf. Schon seit ihrer Kindheit machte Bensu- san Profisport, 2009 trat sie bei den süd- afrikanischen Meisterschaften an. Bei ei- Dass sie in Südafrika nem Sprung über eine Hürde stürzte sie nicht klassifiziert und durchtrennte so Nervenbahnen im rechten Fuß. Sie dachte erst, es sei nicht wurde, war ihr Glück so schlimm. Lange Zeit lies man sie im Ungewissen, wie lange die Heilung dau- Bensusan erzählt, sie habe auch schon ern würde, wann sie wieder Sport ma- von anderen Fällen gehört, bei denen chen könne: Nach einem halben Jahr war Südafrikaner Probleme mit der Klassifi- klar, dass sie nie mehr laufen können zierung hatten. Allerdings gibt sie zu be- würde wie davor. Sie kann den rechten Zielgerade. denken, dass ihre Behinderung in ein Fuß nicht mehr ansteuern. Die Behinderung „graues Feld" falle. „Ich habe zwar ein von Irmgard Bensusan brauchte Zeit, um über den Bein, aber das funktioniert nicht.“ Ihr ehe- Bensusan Schock hinwegzukommen. Aber auch, fällt äußerlich maliger Trainer, Karl-Heinz Düe, sieht um zu begreifen, dass sie das Laufen zu kaum auf. noch andere Probleme: Sportler mit am- sehr liebte, um einfach aufzuhören und putierten Beinen starten mit einer tech- so nahm sie das Training an der Universi- nisch hochwertigen Feder. „Dagegen hat Irmgard keine Chance“, sagt er. Das Lus- tige sei aber, sagt Jörg Frischmann, Lei- WETTKAMPFKLASSEN ter des Behindertensport-Stützpunktes Es gibt beim paralympischen bei Bayer Leverkusen, dass Athleten mit Klassifizierungssystem drei Arten amputierten Unterschenkel Bensusans von Behinderungen: körperliche, Start in der Klasse als unfair wahrgenom- geistige und Sehbehinderung. men hätten. Ihre Behinderung falle zwar Da die benötigten Fähigkeiten je optisch weniger auf, funktionell sei sie nach Sportart variieren, hängt die deutlich eingeschränkter. Klassifizierung von der Sportart ab. Seit diesem Jahr starten deshalb Athle- In der Leichtathletik spielen Klas- ten mit einem amputierten Unterschen- sen mit T („Track“ – Disziplinen, in kel separat in der Klasse T46. Klassen denen Beinfunktion wichtig ist) und werden immer wieder neu angepasst, F („Field“ – Disziplinen, in denen weil Behinderungen und die damit ver- Armfunktion wichtig ist) eine Rolle. bundene Leistungsfähigkeit oft falsch ein- Foto: dpa Picture-Alliance/Paul Hard Generell gilt: Je höher die Zahl hin- geschätzt werden. „Die Klassen sollen an- ter dem „T“ oder „F“, desto gerin- nähernde Gerechtigkeit schaffen, eine ab- ger ist der Grad der Behinderung. solute Gleichstellung wird es aber nie ge- Mindestens alle zwei Jahre werden ben“, sagt Frischmann. Denn jede Behin- die Sportler neu bewertet. derung ist individuell. Lisa Kuner Auf die Länge kommt es an Prothesen ermöglichen vielen Athleten kostet zwischen 10 000 und 12 000 Euro. fach jemand anderem unterschrauben“, wendet werden, die auf dem freien Markt die Teilnahme am Leistungssport. Wich- Sportler aus reichen Ländern oder mit sagt Napp. erhältlich sind. Vor jedem Wettkampf tiger als die Technik aber ist das Zusam- sportlicher Förderung sind im Vorteil. Immer wieder gab es Vorwürfe, Athleten werden sie kontrolliert. menspiel mit dem Athleten. Sportprothesen funktionieren im Grund- würden sich durch illegale Prothesen Vor- Seit Januar gibt es eine neue Regel für In vielen Sportarten sind technische Hilfs- prinzip noch immer wie zu Beginn ihrer teile verschaffen – durch „Techno-Do- Athleten mit Doppelamputation: Ihre Pro- mittel verboten. Im Behindertensport Entwicklung. „Johannes Floors läuft auf thesen dürfen eine bestimmte Länge sind sie erwünscht. Ohne Prothesen einer Prothese aus den 90er Jahren“, nicht überschreiten. Alle bisherigen Welt- könnten viele Athleten gar nicht antre- sagt sein Teamkollege Heinrich Popow. Seit diesem Jahr gibt rekorde wurden annulliert. Zuvor waren ten, gerade in der Leichtathletik. Genau Bei den Alltagsprothesen sind die techni- es neue Regularien die Athleten mit zwei längeren Prothesen hier liegt ein Problem: Viele Athleten kön- schen Fortschritte viel größer. „Das Ent- klar im Vorteil. Mit der Regeländerung nen sie sich nicht leisten. „Prothesen wer- wicklungspotenzial liegt deshalb mehr in für Bein-Prothesen will das Paralympische Kommitee Unge- den von erwachsenen Sportlern privat ge- der Optimierung des Zusammenspiels rechtigkeiten gegenüber jenen mit nur ei- zahlt. Für Einsteiger ist das ein großes mit der Prothese“, sagt Napp. Die Athle- ping“. Doch es gibt klare Regeln: Prothe- ner Prothese vermeiden. Heinrich Popow Hindernis“, sagt Julian Napp, Cheftechni- ten arbeiten eng mit ihren Technikern zu- sen müssen rein mechanisch sein, ein bringt das Problem auf den Punkt: ker beim Prothesenhersteller Otto Bock. sammen. „Man könnte die Prothese von elektrisches Kniegelenk etwa ist nicht er- „Wenn ich meine Prothese künstlich ver- Eine komplette Prothese mit Kniegelenk Heinrich Popow zum Beispiel nicht ein- laubt. Und es dürfen nur Passteile ver- längere, laufe ich im Kreis.“ Julian Hilgers
Tagesspiegel PARALYMPICS ZEITUNG | 11 Ein großer Spaß Niko Kappel und Mathias Mester sind kleinwüchsig und haben damit so gar kein Problem. Da steig ich lieber nicht ein... oder??? Den Fans bei Instagram gefällt’s Das kann nur ein Trick sein Niko Kappel: Ich habe den Mathias das erste Mal – und eigentlich auch rein zufällig – bei den Paralympischen Spielen 2008 im Fernsehen gesehen. Mathias ist ja Regeneration ist wichtig neun Jahre älter als ich. Ich bin erst 23. Und er schon so müsste es doppelt so schnell gehen über 30. Aber das nur so für’s Protokoll (lacht). Mathias Mester (im Bild oben rechts): Danke. NK: Bitte (lacht). Für mich war das damals auf jeden Fall der Startschuss, dass auch zu probieren. Ich hatte bis da- hin nur Fußball gespielt – und dann zu sehen, dass man sich mit seinesgleichen auch auf internationaler Ebene sportlich messen kann, hat mich als 13-, 14-Jähriger schon sehr beeindruckt. Mathias hat damals die Silber- medaille im Speerwurf gewonnen und war seitdem ein Vorbild für mich. Das wollte ich auch schaffen, und ich habe dann angefangen mit Kugelstoßen. Irgendwann sind wir uns dann mal über den Weg gelaufen und haben uns regelmäßig bei Wettkämpfen getroffen. Der Humor war da gleich eine Brücke für uns. MM: Wir können beide sehr gut übereinander lachen. Wartebereich für die Halben in der Physio Das ist mir persönlich auch sehr wichtig. Als irgend- wann die Sozialen Medien aufkamen, war das für mich dann auch der perfekte Weg, diesen positiven Umgang mit mir selbst mit ganz vielen anderen Menschen zu teilen. Mit den Bildern auf Instagram lebe ich Inklusion, da fallen Barrieren. NK: Jeder Mensch hat ja Vor- und Nachteile. Der eine trägt eine Bille, der andere trägt keine Brille, der eine ist ein bisschen kleiner, der andere größer, der eine di- cker, der andere dünner, und so weiter. Jeder wird ja mal mit so einer Situation konfrontiert, dass jemand über einen lacht. So ist das bei uns eben mit der Körper- Safety First größe. Wir wollen mit unserer Haltung vermitteln und die Menschen dazu bewegen, dass sie zu sich selbst Auch ich verabschiede mich in den wohlver- stehen. Wir wollen da Mut machen. Jeder sollte austei- len dürfen. Und jeder muss auch einstecken können. dienten Urlaub ...die Flüge werden aber MM: Wenn man mich beispielsweise zum ersten Mal auch immer preiswerter sieht, dann fällt sofort auf, dass ich eine Behinderung habe, und die Leute fragen sich dann, wie sie mich wohl behandeln sollen. Wenn ich dann gleich einen flotten Spruch bringe, dann macht das die Sache für den Ge- genüber schon wesentlich leichter. Ich finde es einfach wichtig, mit Spaß durchs Leben zu gehen. NK: Wir brauchen ja auch keine Sonderbehandlung, je- der Mensch ist eben anders – und das ist auch okay so, dass versuchen wir in die Köpfe zu kriegen. Vor allem auch in die Köpfe derjenigen, die von der Inklusion be- troffen sind. Auch die müssen einen Schritt machen. Nur weil ich kleiner bin, kann ich ja nicht verlangen, dass jetzt alles für mich gemacht wird, wenn ich bloß schreie. Auch das wollen wir damit zeigen. Fotos: Instagram (@mathiasmester, @niko.kappel) MM: Wir machen das zwar in erster Linie für uns. Aber wenn man dann so ein Feedback bekommt wie „Ich bin schwanger und bekomme ein kleinwüchsiges Kind, ich wusste gar nicht wie es weitergehen soll, aber jetzt habe ich deine Bilder gesehen und gemerkt: Du kannst ja alles machen!", dann hat man sowieso alles richtig gemacht. Wir können mit unseren Posts zeigen, was aus einem werden kann. Dass man den Mut nie verlieren sollte und Ich „steh“ einfach auf Nutella Spaß hat im Leben. Aufgezeichnet von Benjamin Apitius Ich habe es kommen sehen
ANZEIGE EIN UNFALL KANN ALLES VERÄNDERN ! Bewegung hilft, den Weg zurück ins Leben zu finden. Sport motiviert, fördert das Körpergefühl und schafft Selbstvertrauen. Deshalb unterstützen die Hamburger Berufsgenossenschaften und Unfallkassen sowie der Spitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherung die Rollstuhl- Basketball-WM 2018. Wir sind dabei. Besuchen Sie uns auf der WM-Plaza!
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