Schadstoffe in Migros-Kinder- jacken - Greenpeace
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Impressum Herausgeber: Greenpeace Schweiz Heinrichstrasse 147, Postfach, CH-8031 Zürich Tel. +41 44 447 41 41, Fax +41 44 447 41 99 gp@greenpeace.ch, www.greenpeace.ch Autorin und Redaktion: Mirjam Kopp Fotos: Greenpeace / Hina Strüver / Marcus Meyer / Lu Guang Bildredaktion: Manù Hophan Gestaltung: Jonas Scheu, Amrit Medias Sàrl Stand 3/2013
Inhalt 1 Zusammenfassung 04 2 Einleitung 05 2.1 Die Wasserverschmutzung durch die Textilindustrie ist ein Problem von globaler Tragweite 05 2.2 Kleider können auch ohne Gifte produziert werden 05 3 Probennahme und Methoden 06 3.1 Was wurde getestet? 06 3.2 Wie wurde getestet? 06 4 Ergebnisse 07 4.1 Alkylphenole und Alkylphenolethoxylate 07 4.2 Weichmacher (Phthalate) 08 4.3 Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) 11 4.4 Weitere Schadstoffe 11 5 Schlussfolgerungen und Forderungen 12 5.1 Testergebnisse zeigen: Migros hat ein Problem mit Schadstoffen in Höchstkonzentrationen 12 5.2 Migros sieht sich selbst als globaler Vorreiter 12 5.3 Zusammen mit anderen Firmen kann Migros einen relevanten Beitrag leisten, die globale industrielle Wasserverschmutzung zu stoppen 13 5.4 Greenpeace-Forderungen an Migros 13 6 Anhang 15 3
1. Zusammenfassung Greenpeace hat erneut Migros-Kinderjacken getestet und alarmierend hohe Konzentrationen von Weichmachern (Phthalaten) gefunden. Die neuen Ergebnisse bestätigen, dass Migros sofort Massnahmen ergreifen muss, um gefährliche Chemikalien wie Alkylphenolethoxylate, Weichma- cher und per- und polyfluorierte Chemikalien aus allen Migros-Textilien zu verbannen. Aufgrund der Testresultate der am 14. allein, überschreiten diese Grenzwer- industriellen Wasserverschmutzung Februar veröffentlichten Greenpeace- te um das 280 bis 600-fache. Die ein. Grossverteiler und Modemarken Studie «Schadstoffe in Textilien1», hat Phthalatsummen in den Anhängern haben durch ihre globalen Lieferketten Migros eine Kinder-Regenjacke der beliefen sich sogar auf 74, 60 und 41 die Möglichkeit, bei globalen Lösungen Eigenmarke Trevolution aus dem Sorti- Massenprozent. Phthalate können das mitzuwirken, gefährliche Stoffe aus ment genommen. Die Kinder-Regen- Hormonsystem stark beeinflussen und ihren Produkten zu verbannen und ihre jacke enthielt hohe Konzentrationen zu Unfruchtbarkeit oder Übergewicht Lieferketten von gefährlichen Umwelt- von umwelt- und gesundheitsschäd- führen. Sie sind häufig in menschlichem giften zu befreien. Weltweit haben be- lichen Weichmachern (Phthalate) und Gewebe zu finden, unter anderem im reits 17 Firmen7, darunter auch Coop, per- und polyfluorierten Chemikalien. Blut, in der Muttermilch und als Stoff- eine Detox-Verpflichtung unterzeichnet, Migros kommunizierte, diese Jacke wechselprodukte im Urin5; dabei sind mit dem Ziel, bis spätestens 2020 auf entspreche nicht den Migros-Qualitäts- die berichteten aufgenommenen Men- eine giftfreie Produktion umzustellen. kriterien.2 gen bei Kindern erheblich höher.6 Jede Firma hat dabei einen individuel- Für die vorliegende Studie, wurden drei Ausserdem wurden in allen drei getes- len Massnahmenkatalog zusammenge- weitere Kinderjacken der Migros-Ei- teten Kinderjacken Nonylphenoletho- stellt, mit einem ehrgeizigen Zeitplan, genmarke Trevolution untersucht: eine xylate (NPE) nachgewiesen. NPE bauen bis wann die gefährlichsten Chemi- Regenjacke und zwei Softshelljacken. sich zu Nonylphenol (NP), einer giftigen, kaliengruppen vollständig eliminiert Laut Etiketten wurden alle drei Kinder- persistenten und hormonell wirksamen werden. Coop wird beispielsweise jacken in China hergestellt. Chemikalie ab. Zwei der drei Kinderja- noch dieses Jahr Alkylphenolethoxylate Die Ergebnisse sind brisant: Die cken enthielten zusätzlich Perfluoroc- und per- und polyfluorierte Chemikalien gemessenen Konzentrationen von tansäure (PFOA), die zur Gruppe der (PFC) aus der gesamten Produktions- Weichmachern (Phthalate) in allen drei per- und polyfluorierten Chemikalien kette verbannen.8 Kinderjacken sind um den Faktor 10 (PFC) gehört. PFOA ist in der Umwelt Obwohl Greenpeace Migros seit Juni höher als in der Kinder-Regenjacke, nicht abbaubar, schädigt die Fortpflan- 2012 mehrmals aufgefordert hat, eine welche Migros bereits aus dem Sor- zung (reproduktionstoxisch) und steht Detox-Verpflichtung abzugeben, hat sie timent genommen hat. Die höchsten im Verdacht, das Hormonsystem zu dies bis anhin immer abgelehnt. Anfang Konzentrationen von Weichmachern beeinflussen. März publizierte die Migros auf ihrer wurden in den Anhängern der Reiss Die Ergebnisse der vorliegenden Studie «Generation M»-Website ein neues Ver- verschlüsse nachgewiesen. Dies ist zeigen, dass Migros durch den Rück- sprechen, dass sie bis Ende 2017 alle besonders alarmierend, da diese An- zug der einen Trevolution-Kinder-Re- Textilien der Migros-Eigenmarken nach hänger von den Kindern gerne in den genjacke das Problem nicht gelöst hat ihren Eco-Richtlinien herstellen wird.9 Mund genommen werden. und dass diese eine Kinderjacke nicht Doch dem Versprechen fehlt ein Zum Vergleich: Für Spielzeuge generell die einzige im Migros-Sortiment ist, konkreter, ehrgeiziger Massnahmen- und für solche, die von Kindern in den die nicht den Migros-Qualitätskriterien katalog mit einem Zeitplan. Solange Mund genommen werden können, entspricht. Damit Migros ihren Kun- Migros keine Massnahmen ergreift und gibt es in der Schweiz einen gesetzli- den saubere Textilien ohne gefährliche sich klare Ziele setzt, bis wann sie NPE, chen Grenzwert für sechs bestimmte Schadstoffe garantieren kann, braucht Phtha- late und PFC aus allen Eigen- Phthalate von 0,1 Massenprozent.3,4 es eine ganzheitlichere Lösung. marken verbannt, müssen Migros-Kun- Die in den Anhängern der drei unter- Mit der internationalen Kampagne De- dinnen und Kunden davon ausgehen, suchten Kinderjacken gefundenen, tox («Entgiften») setzt sich Greenpeace dass Migros bis 2017 weiterhin Kinder- extrem hohen Konzentrationen von 28, seit 2011 für eine saubere Textilher- jacken mit hohen Schadstoffkonzentra- 38 und 60 Massenprozent von DEHP stellung und einen Stopp der globalen tionen verkauft. 1 http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Chemie/Report-Schadstoffe-in-Textilien 5 Colon I, Caro D, Bourdony CJ & Rosario O (2000). Identification of phthalate esters in the 2 «Migros reagiert, Giftalarm bei Kinderjacken», 20 Minuten, 15. Februar 2013 serum of young Puerto Rican girls with premature breast development. Environmental Health Perspectives 108(9): 895–900 3 Verordnung des EDI vom 15. August 2012 über die Sicherheit von Spielzeug (Spielzeug- verordnung, VSS) http://www.admin.ch/ch/d/sr/c817_023_11.html 6 Koch HM, Preuss R & Angerer J (2006). Di(2-ethylhexyl)phthalate (DEHP): human metabo- lism and internal exposure – an update and latest results. Int. J. Androl. 29: 155–165 4 Verordnung des EDI vom 23. November 2005 über Gegenstände für den Schleimhaut-, Haut- und Haarkontakt sowie über Kerzen, Streichhölzer, Feuerzeuge und Scherzartikel 7 http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Kampagnen/Chemie/Detox/Detox-Timeline (Verordnung über Gegenstände für den Humankontakt), SR-Nummer 817.023.41 8 http://www.greenpeace.org/switzerland/de/News_Stories/Newsblog/coop-entgiftet- migros-droht-greenpeace-mit-ju/blog/43967 4
2. Einleitung 2.1 Die Wasserverschmutzung aus Textilien entweichen ebenfalls in Der grösste Schweizer Grossvertei- durch die Textilindustrie ist ein die Umwelt, auch dann noch, wenn die ler Migros hat es bis anhin mehrmals Problem von globaler Tragweite Textilien längst auf einer Mülldeponie abgelehnt, eine Detox-Verpflichtung liegen. umzusetzen, und stattdessen Anfang Der Einsatz von umwelt- und ge- März ein «Generation M»-Versprechen sundheitsschädlichen Chemikalien 2.2 Kleider können auch abgegeben, bis 2017 alle Textilien der ist in der globalen Textilproduktion ohne Gifte produziert werden Migros-Eigenmarken nach den eigenen weit verbreitet. Mehrere Studien von Eco-Richtlinien herzustellen.16 Damit Greenpeace haben dies aufgezeigt, Mit der 2011 gestarteten, internatio- sieht sich Migros selbst als globale Vor- wie beispielsweise der grosse Textilien- nalen Kampagne Detox («Entgiften») reiterin. Die Testergebnisse der bisher Test «Giftige Garne», in welchem 141 setzt sich Greenpeace für eine saubere untersuchten Migros-Textilien zeigen Kleidungsstücke von 20 internationalen Textilherstellung ein und fordert alle Un- aber deutlich, dass das «Generation Modemarken getestet wurden.10 Am ternehmen, die Textilien verkaufen, auf, M»-Versprechen nicht genug ist, weil meisten betroffen vom häufigen Einsatz gefährliche Chemikalien zu verbannen Migros damit noch bis Ende 2017 nicht gefährlicher Chemikalien bei der heu- und durch ungefährliche Alternativen garantieren kann, dass ihre Textilien frei tigen Massenproduktion von Textili- zu ersetzen. Bis heute haben bereits sind von den gefährlichsten Chemikali- en sind die mehrheitlich asiatischen 17 internationale Modeunternehmen engruppen NPE, Phthalaten und PFC. Produktionsländer. Die Auswirkungen und Grossverteiler, darunter als ers- der industriellen Wasserverschmutzung te Schweizer Firma auch Coop, eine Ausserdem enthält das «Generation für Mensch und Umwelt hat Green- Detox-Verpflichtung unterzeichnet und M»-Versprechen von Migros keine peace nach jahrelangen Recherchen versprochen, bis spätestens 2020 Angaben zur Offenlegung von Ab- in mehreren Studien aufgedeckt und alle gefährlichen Chemikalien aus der wasserdaten. Die Menschen in den dokumentiert.11,12,13 Doch das Problem gesamten Produktionskette zu eliminie- Produktionsländern haben ein Recht zu ist von globaler Tragweite, denn die ren.15 erfahren, mit welchen Chemikalien das Textilindustrie liefert Kleidung, die ge- Abwasser «ihrer» Textilfabrik belastet fährliche Chemikalien enthält, an Märkte Jede Firma hat dabei einen individuel- ist. Migros muss Informationen, welche rund um die Welt (einschliesslich in die len Massnahmenkatalog zusammenge- Chemikalien in der Produktion von Schweiz und in EU-Länder, die diese stellt, mit einem ehrgeizigen Zeitplan, Migros-Textilien verwendet und in die Chemikalien in der eigenen Textilproduk- bis wann die gefährlichsten Chemikali- Abwässer eingeleitet werden, öffentlich tion verbieten). Verbraucher werden zu engruppen vollständig eliminiert werden zugänglich machen. Diese Transparenz unwissenden Komplizen im Kreislauf der sollen. Die Vorreiter unter ihnen verban- gegenüber der lokalen Bevölkerung toxischen Wasserverschmutzung, wenn nen die drei gefährlichsten Chemikali- in den Produktionsländern sollte eine sie ihre neue Kleidung waschen. Ein engruppen Alkylphenolethoxylate, per- Selbstverständlichkeit sein. Migros hat Greenpeace-Test hat aufgezeigt, dass und polyfluorierte Chemikalen (PFC) zwar in einem Brief an Greenpeace ein hoher Anteil der NPE-Rückstände und Weichmacher noch in diesem Jahr. geschrieben, dass sie ihre Lieferanten in Kleidung bei der Haushaltswäsche Zusätzlich werden sie von bis zu 80 dazu auffordern wird, diese Daten auf herausgewaschen wird und auch in Prozent ihrer Lieferkette offenlegen, einer Online-Plattform zu veröffent- Gewässern der Schweiz und Europas welche Chemikalien in der Herstellung lichen, sie hat aber keine Angaben ist feststellbar.14 Auch andere wasser- von Produkten verwendet und in Ab- gemacht, bis wann und mit wie vielen lösliche Textilchemikalien werden auf wässer eingeleitet werden. Lieferanten sie dies tun wird. diese Weise ausgewaschen. Phthalate 9 http://www.migros.ch/generation-m/de/nachhaltigkeit/generation-m/was-wir-heute-tun/ 13 http://www.greenpeace.org/international/en/publications/Campaign-reports/Toxics- versprechen-konsum/eco.html reports/Toxic-Threads-Under-Wraps/ 10 http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Chemie/Giftige-Garne 14 http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/chemie/ 11 http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Chemie/Schmutzige-Wasche 20110713-Schmutzige-Waesche-China-Detox.pdf 12 http://www.greenpeace.org/international/en/publications/Campaign-reports/Toxics- 15 http://www.greenpeace.org/international/en/campaigns/toxics/water/detox/Detox-Timeline reports/Putting-Pollution-on-Parade 16 http://www.migros.ch/generation-m/de/nachhaltigkeit/generation-m/was-wir-heute-tun/ versprechen-konsum/eco.html 5
3. Probennahme und Methoden 3.1 Was wurde getestet? 3.2 Wie wurde getestet? Greenpeace hat im Februar 2013 Alle Proben wurden auf Alkylphenol drei Kinder-Regenjacken der Migros- ethoxylate, Alkylphenole, Weichmacher Eigenmarke Trevolution eingekauft. Die (Phthalate), Schwermetalle und aro- Produkte wurden laut Etiketten in China matische Amine untersucht. In einem produziert. Unmittelbar nach dem Kauf zweiten Labor wurden sie auf eine wurden sie in kontaminationsfreie PE- umfangreiche Liste von perfluorierten Beutel verpackt und bei Greenpeace Verbindungen, darunter Perfluorcar- registriert und fotografiert. Danach bonsäuren wie PFOA und -sulfonsäu- wurden sie in zwei unabhängige Labore ren wie PFOS untersucht. geschickt und dort untersucht. 6
4. Ergebnisse 4.1 Alkylphenole und nylphenol (NP) abgebaut werden. NPE stellt, unter anderem für die Produktion Alkylphenolethoxylate werden in der Textilindustrie vor allem von NPE. Nach der Verwendung kön- zum Waschen während des Färbens nen sich NPE wieder zu NP zersetzen, In allen getesteten Kinderjacken waren genutzt. Wenn NPE in Kläranlagen oder aus dem sie hergestellt wurden. NP Nonylphenolethoxylate (NPE) nach- direkt in die Umwelt gelangen, werden ist persistent, bioakkumulativ und weisbar. Zwei davon enthielten deutli- sie zu Nonylphenol abgebaut. In der toxisch und kann das Hormonsystem che Konzentrationen von über 100 mg/ Schweiz ist die Verwendung von Alkyl- stören.18,19 NP reichert sich im Gewebe kg NPE sowie zusätzlich das Abbau- phenolethoxylaten seit Inkrafttreten der von Fischen und anderen Organismen produkt von NPE – Nonylphenol (NP). Stoffverordnung 1986 in Textilwasch- an – je höher das Lebewesen in der NP ist persistent, bioakkumulativ sowie mitteln untersagt, wenn ihr Massen- Nahrungskette steht, desto stärker ist toxisch (PBT) und kann in das Hor- gehalt 0,1% oder mehr beträgt. 2005 seine Konzentration. NP wurde auch monsystem von Tieren und Menschen wurde das Verbot auf weitere Produkte in menschlichem Gewebe nachgewie- eingreifen. Die detaillierten Ergebnisse wie Reinigungsmittel, Textilverarbei- sen.20 zu Alkylphenolen und Alkylphenoletho- tungsmittel oder Kosmetika erwei- xylaten sind in Tabelle 1 ersichtlich. tert.17 Beschränkungen für importierte Zusätzliche ausführliche Informationen Textilien, die aus Ländern ausserhalb zu NPE und NP sind in der Greenpeace- Nonylphenolethoxylate (NPE) zählen der EU stammen, müssen jedoch noch Studie «Schmutzige Wäsche III» 21 zu zu den Alkylphenolethoxylaten, sind ausgearbeitet werden. finden. stark umweltgefährdend und sollten Nonylphenol (NP) wird für zahlreiche nicht nachweisbar sein, da sie zu No- spezielle Industrieanwendungen herge- Tabelle 1: Ergebnisse der Untersuchung auf Alkylphenole und Alkylphenolethoxylate Marke Trevolution Trevolution Trevolution Produktbezeichnung Jacke bunt Jacke lila Jacke blau Mischprobe Textil Mischprobe Textil Mischprobe Textil mit Fleecejacke mit Fleecejacke mg/kg mg/kg mg/kg Nonylphenole 18 n.n. 12 Oktylphenole n.n. n.n. n.n. Nonylphenolethoxylate 120 26 120 Oktylphenolethoxylate n.n. n.n. n.n. n.n. = nicht nachweisbar 17 Verordnung vom 18. Mai 2005 zur Reduktion von Risiken beim Umgang mit bestimmten 20 Lopez-Espinosa MJ, Freire C, Arrebola JP, Navea N, Taoufiki J, Fernandez MF, Ballesteros besonders gefährlichen Stoffen, Zubereitungen und Gegenständen (Chemikalien-Risikoreduk- O, Prada R & Olea N (2009). Nonylphenol and octylphenol in adipose tissue of women in tions-Verordnung, ChemRRV), SR-Nummer 814.81 southern Spain. Chemosphere 76(6): 847–852 18 Jobling S, Sheahan D, Osborne JA, Matthiessen P &Sumpter JP (1996). Inhibition of 21 http://www.greenpeace.org/switzerland/Global/switzerland/publications/ testicular growth in rainbow trout (Oncorhynchusmykiss) exposed to estrogenic alkylphenolic Greenpeace/2012/Dirty%20Laundry%203%20D11(EXEC%20SUMMARY)_D_04_WEB.pdf chemicals. Environmental Toxicology and Chemistry 15(2): 194–202 19 Jobling, S., Reynolds, T., White, R., Parker, M.G. &Sumpter, J.P. (1995) A variety of environmentally persistent chemicals, including some phthalate plasticizers, are weakly estro- genic. Environmental Health Perspectives 103(6): 582–587 7
4.2 Weichmacher (Phthalate) Babyartikel, die von Kindern in den lichem Gewebe zu finden, unter ande- Mund genommen werden können.23,24 rem im Blut, in der Muttermilch und als In allen getesteten Kinderjacken wurden Die in den Anhängern der drei unter- Stoffwechselprodukte im Urin25; dabei Phthalate gefunden. Getestet wurde suchten Kinderjacken gefundenen, sind die berichteten aufgenommenen sowohl das Jackenmaterial selber extrem hohen Konzentrationen von 28, Mengen bei Kindern erheblich höher.26 (Mischproben) sowie die Kunststoff- 38 und 60 Massenprozent von DEHP Im Stoffwechsel von Menschen und anhänger der Reissverschlüsse und allein, überschreiten diese Grenzwerte Tieren werden sie relativ schnell in ihre die Nahtverstärkungen. Die höchsten um das 280 bis 600-fache. Die Phtha- Monoesterformen abgebaut, die jedoch Konzentrationen von Phthalaten wur- latsummen in den Anhängern beliefen häufig schädlicher als die Ausgangs- den in den Kunststoffanhängern sowie sich sogar auf 74, 60 und 41 Massen- verbindung sind.27 in den Nahtverstärkungen nachgewie- prozent. Dies ist besonders alarmie- DEHP ist eines der am häufigsten sen. Die Phthalatsummen betrugen in rend, da die Anhänger von den Kindern verwendeten Phthalate, wirkt sich den Anhängern 410 000 bis 740 000 gerne in den Mund genommen wer- schädlich auf die Fortpflanzung bei mg/kg und in den Nahtverstärkun- den. Die detaillierten Ergebnisse zu den Säugetieren aus und kann (in seiner gen 70 000 und 72 000 mg/kg. Vier Phthalaten sind in Tabelle 2 ersichtlich. Monoesterform MEHP) die Entwicklung Phthalate wurden in hohen Konzentra- Phthalate dienen als Weichmacher, der Hoden im frühen Kindesalter beein- tionen nachgewiesen: Di-(2-ethylhexyl) zum Beispiel für das Hartplastik PVC. trächtigen.28,29 Darüber hinaus wurden phthalat (DEHP), Di-iso-butylphthalat In der Textilindustrie werden sie für negative Auswirkungen auf die weib- (DIBP), Di-iso-decylphthalat (DIDP), Kunstleder, Gummi sowie für Aufdru- liche Fortpflanzungsfähigkeit ausge- und Di-isononylphthalat (DINP). DEHP cke (Plastisol oder Farbstoffe) genutzt. wachsener Ratten und die Entwicklung und DIBP sind nach Schweizer Che- Phthalate können das Hormonsystem von Jungtieren nach Kontakt mit dieser mikalien-Risikoreduktions-Verordnung stark beeinflussen und zu Unfruchtbar- Chemikalie berichtet.30 (ChemRRV) ab 2015 verboten.22 DEHP keit oder Übergewicht führen. Nach DINP und DIDP sind aufgrund der gilt als besonders schädlich und ist der Schweizer Chemikalien-Risiko beobachteten Auswirkungen auf Leber in der Schweiz heute schon in Spiel- reduktions-Verordnung (ChemRRV) und Nieren, speziell in höherer Dosis, zeugen und Babyartikeln bei Kon- und nach EU-Chemikalienrecht REACH problematisch. DINP übt nachgewiese- zentrationen über 0,1 Massenprozent sind einige Vertreter dieser Gruppe nermassen eine antiandrogene Wir- verboten. Für DIDP und DINP gilt der ab 2015 verboten (DEHP, DBP, DIBP, kung auf die Fortpflanzung von Wistar- gleiche Grenzwert für Spielzeuge und BBP). Phthalate sind häufig in mensch- Ratten aus.31 22 http://www.admin.ch/ch/d/sr/814_81/app18.html 28 Howdeshell KL, Wilson VS, Furr J, Lambright CR, Rider CV, Blystone CR, Hotchkiss AK 23 Verordnung des EDI vom 15. August 2012 über die Sicherheit von Spielzeug (Spielzeug- & Gray Jr LE (2008). A mixture of five phthalate esters inhibits fetal testicular testosterone verordnung, VSS), SR-Nummer 817.023.11 production in the Sprague Dawley rat in a cumulative dose additive manner. Toxicol. Sci. 105: 153–165 24 Verordnung des EDI vom 23. November 2005 über Gegenstände für den Schleimhaut-, Haut- und Haarkontakt sowie über Kerzen, Streichhölzer, Feuerzeuge und Scherzartikel 29 Lin H, Ge R-S, Chen G-R, Hu G-X, Dong L, Lian Q-Q, Hardy DO, Sottas CM, Li X-K & (Verordnung über Gegenstände für den Humankontakt), SR-Nummer 817.023.41 Hardy MP (2008). Involvement of testicular growth factors in fetal Leydig cell aggregation after exposure to phthalate in utero. Proc. Natl Acad. Sci. USA 105(20): 7218–7222 25 Colon I, Caro D, Bourdony CJ & Rosario O (2000). Identification of phthalate esters in the serum of young Puerto Rican girls with premature breast development. Environmental Health 30 Lovekamp-Swan T & Davis BJ (2003). Mechanisms of phthalate ester toxicity in the Perspectives 108(9): 895–900 female reproductive system. Environmental Health Perspectives 111(2): 139–145, Grande SW, Andrade AJ, Talsness CE, Grote K & Chahoud I (2006). A dose–response study following 26 Koch HM, Preuss R & Angerer J (2006). Di(2-ethylhexyl)phthalate (DEHP): human metabo- in utero and lactational exposure to di(2-ethylhexyl) phthalate: effects on female rat reproduc- lism and internal exposure—an update and latest results. Int. J. Androl. 29: 155–165 tive development. Toxicol. Sci. 91: 247–254, Gray Jr LE, Laskey J & Ostby J (2006). Chronic 27 Dalgaard M, Nellemann C, Lam HR, Sorensen IK & Ladefoged O (2001). The acute di-n-butyl phthalate exposure in rats reduces fertility and alters ovarian function during preg- effects of mono(2-ethylhexyl)phthalate (MEHP) on testes of prepubertal Wistar rats. Toxicology nancy in female Long Evans hooded rats. Toxicol. Sci. 93: 189–195 Letters 122: 69–79 31 Blount BC, Silva MJ, Caudill SP, Needham LL, Pirkle JL, Sampson EJ, Lucier GW, Jackson RJ, Brock JW. Levels of seven urinary phthalate metabolites in a human reference population. Environmental Health Perspectives 108(10): 979–982. 8
Tabelle 2: Ergebnisse der Untersuchung auf Phthalate Marke Trevolution Trevolution Trevolution Produktbezeichnung Kinder- Kinder- Kinder- Grenzwert Regenjacke Softshelljacke Softshelljacke Spielzeug bunt lila blau verordnung2 Anhänger DiNP mg/kg 140 000 n.n. n.n. - Reissverschluss DiBP mg/kg n.n. n.n. 28 000 - DiDP mg/kg 320 0001 n.n. n.n. - DEHP mg/kg 280 000 600 000 380 000 - Summe Phthalate mg/kg ca. 740 000 600 000 410 000 1000 Nahtverstärkung DiNP mg/kg 72 000 n.g. 70 000 - DiBP mg/kg n.n. n.g. n.n. - DiDP mg/kg n.n. n.g. n.n. - DEHP mg/kg n.n. n.g. n.n. - Summe Phthalate mg/kg 72 000 70 000 1000 Mischprobe DiNP mg/kg 9303 493 18004 - DiBP mg/kg 43 n.n. 11004 - DiDP mg/kg n.n. n.n. n.n. - DEHP mg/kg 23 23 19 0004 - DBP mg/kg 23 n.n. - DNOP mg/kg 9 3 9 3 n.n. - Summe Phthalate mg/kg 9503 603 22 0004 1000 1 = Halbquantitive Bestimmung, sehr wahrscheinlich DiDP aber untypische Isomere zu früherer Retentionszeit 2 = Grenzwert für Spielzeuge (DEHP, DBP, BBP) und Spielzeuge die in den Mund genommen werden können (DINP, DIDP, DNOP), ohne DIBP nach Spielzeugverordnung, VSS, SR-Nummer 817.023.11 3 = Mischprobe ohne Kunststoffteile 4 = Mischprobe mit Kunststoffteilen n.n. = nicht nachweisbar 9
10 Färberei in Shaoxing in China. In dieser Fabrik werden jeden Tag ungefähr 2500 kg Färbemittel verwendet.
4.3 Per- und polyfluorierte deutlich über 1 µg/m² liegt, in der an- Hinweise auf weitere mögliche Schä- Chemikalien (PFC) deren eine Konzentration von 0,32 µg/ digungen. Jüngste epidemiologische m². Die detaillierten Ergebnisse zu PFC Studien vermuten einen Zusammen- PFC werden aufgrund ihrer wasser- sind in Tabelle 3 ersichtlich. hang zwischen PFOA-Belastungen und abweisenden Eigenschaften häufig in Übergewicht32, verminderter Frucht- Regenjacken eingesetzt. Die drei Trevo- Per- und polyfluorierte Chemikalien barkeit33 und Schilddrüsenerkrankun- lution-Kinderjacken von Migros haben (PFC) sind vom Menschen hergestellte gen34. PFOA unterliegt derzeit keiner laut Etikette alle eine Teflon-Membran. Chemikalien, die aufgrund ihrer Anti- gesetzlichen Regelung, es wird jedoch Für die Produktion von Outdoor-Mem- Haft- und wasserabweisenden Eigen- erwogen, PFOA auf die REACH-Kandi- branen wie Teflon oder Goretex werden schaften in der Industrie weit verbreitet datenliste für besonders besorgniserre- fluorhaltige Verbindungen eingesetzt. sind. In der Textilbranche werden sie gende Stoffe (SVHC-Liste) zu setzen. Viele dieser Membranen bestehen aus verwendet, um Textil- und Leder- In die Umwelt gelangen PFC entwe- PTFE (Polytetrafluorethylen). Bei der produkte sowohl wasser- als auch der auf direktem Wege – während der Herstellung wird Perfluoroctansäure schmutzabweisend auszurüsten. Weil Produktion – oder indirekt durch die (PFOA) als Prozesshilfsstoff verwendet. es sich bei der Kohlenstoff-Fluor-Ver- Verwendung und Entsorgung PFC- Dieser kann sich als Verunreinigung im bindung um die stabilste Verbindung in haltiger Produkte. fertigen Produkt wiederfinden. PFOA der organischen Chemie handelt, sind Zusätzliche ausführliche Informationen hat ähnlich gefährliche Eigenschaften PFC äusserst persistent. Studien zei- zu PFC sind in der Greenpeace-Studie wie Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), gen, dass viele PFC sich in der Umwelt «Chemie für jedes Wetter»35 zu finden. es schädigt die Fortpflanzung (repro- nicht abbauen, sich im Körpergewebe duktionstoxisch) und steht im Verdacht, anreichern und über die Nahrungskette 4.4 Weitere Schadstoffe das Hormonsystem zu beeinflussen. aufkonzentriert werden (Biomagnifikati- Für PFOA existieren noch keine gesetz- on). PFC reichern sich vor allem im Blut Die drei Kinderjacken wurden zusätzlich lichen Regelungen, als Vergleichswert an. Wenn sie erst mal im Körper sind, noch auf Schwermetalle und aromati- kann aber der gültige EU-Grenzwert können einige dieser Stoffe die Leber sche Amine untersucht, diese wurden für Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) beeinträchtigen und das Hormonsys- aber in keiner Probe nachgewiesen. Die von 1 µg/m² herangezogen werden. In tem stören, indem sie die natürlichen detaillierten Tabellen zu den getesteten zwei Kinderjacken wurde Perfluoroc- Konzentrationen von Wachstums- und Stoffen sind im Anhang aufgeführt. tansäure (PFOA) gefunden, in der einen Fortpflanzungshormonen verändern. eine Konzentration von 2,44 µg/m², die Besonders für PFOA häufen sich die Tabelle 3: Ergebnisse der Untersuchungen auf perfluorierte Chemikalien Marke Produkt- Produktionsland Technologie/ PFOA PFCA PFS PFCA, PFS bezeichnung Beschichtung (Summe) (Summe) (Summe) μg/m2 μg/m2 μg/m2 μg/m2 Trevolution Kinder-Regenjacke China Membran: Teflon n.n. n.n. n.n. n.n. bunt Obermaterial: 100% Polyester Trevolution Kinder Softshelljacke China Membran: Teflon 2,44 5,48 n.n. 5,48 lila Obermaterial: 100% Polyester Trevolution Kinder Softshelljacke China Membran: Teflon 0,32 0,32 n.n. 0,32 blau Obermaterial: 100% Polyester n.n. = nicht nachweisbar 32 Thorhallur I. Halldorsson, Dorte Rytter, Line Småstuen Haug, Bodil Hammer Bech, Inge 34 Melzer, D., Rice, N., Depledge, M. H., Henley, W. E., & Galloway, T. S. (2010). Association Danielsen, Georg Becher, Tine Brink Henriksen, Sjurdur F. Olsen (2012) Prenatal Exposure to between serum perfluorooctanoic acid (PFOA) and thyroid disease in the US National Health Perfluorooctanoate and Risk of Overweight at 20 Years of Age: A Prospective Cohort Study. and Nutrition Examination Survey. Environmental health perspectives, 118(5), 686. Environ Health Perspect. 2012 May; 120(5): 668–673 35 http://www.greenpeace.org/switzerland/Global/switzerland/publications/Greenpeace/ 33 Fei, C., McLaughlin, J. K., Lipworth, L., & Olsen, J. (2009). Maternal levels of perfluorina- 2012/chemie%20und%20wasser/gp_outdoor_report_2012_ch_d.pdf ted chemicals and subfecundity. Human Reproduction, 24(5), 1200–1205. 11
5. Schlussfolgerungen und Forderungen 5.1 Testergebnisse zeigen: 5.2 Migros sieht sich selbst als Doch die Ergebnisse der von Greenpeace Migros hat ein Problem mit globale Vorreiterin bis anhin getesteten Migros-Textilien Schadstoffen in Höchstkonzent- zeigen erstens deutlich, dass die rationen Migros bezeichnet sich selbst als «füh- Migros heute mit ihrem firmeneigenen rend in nachhaltig hergestellten Textili- Eco- und Biobaumwoll-Label keine Greenpeace hat bis anhin sieben Klei- en» und lehnt eine Detox-Verpflichtung schadstofffreie Produktion garantieren dungsstücke von Migros getestet, drei deshalb ab: kann. Der Nachweis von Nonylphe- in der vorliegenden Studie und vier in nolethoxylaten in Eco-Standard- und der im Februar veröffentlichten Studie Auf die Unterzeichnung des Detox- Bio-Baumwollprodukten ist ein deutli- «Schadstoffe in Textilien»36. Alle sieben Commitments aber verzichten wir. Die cher Hinweis dafür, dass diese bei der getesteten Produkte enthielten Nonyl- Migros ist längst über die Stufe «Com- Produktion in unbekannten Mengen phenolethoxylate, auch ein nach Eco- mitment» hinaus und bereits seit Jahren verwendet wurden. Zweitens zeigen die Standard produziertes Biobaumwoll- an der Umsetzung. Vor diesem Hinter- inakzeptabel hohen Konzentrationen T-shirt und eine nach Eco-Standard grund schätzen wir die von Greenpeace von Schadstoffen in den Migros-Kin- produzierte Jogginghose. Von den angestossene Diskussion und die globa- derjacken klar, dass Migros weit davon insgesamt vier getesteten Trevolution- le Bewegung sehr.38 (Migipedia) entfernt ist, eine zentrale Forderung von Kinderjacken enthielt eine die höchste Greenpeace – die rasche Eliminierung Konzentration von Fluortelomeralkoho- Anstatt mit den 17 internationalen Fir- von Alkylphenolethoxylaten, Weichma- len (FTOH), die Greenpeace bis anhin in men, die bereits eine Detox-Verpflich- chern und per- und polyfluorierten Che- Outdoor-Kleidung gemessen hat, und tung umsetzen, am gleichen Strick zu mikalien in allen Migros-Eigenmarken die restlichen drei die höchsten Kon- ziehen, glaubt Migros das Problem mit – zu erfüllen. zentrationen von Weichmachern, die ihrem eigenen Eco-Standard lösen zu Greenpeace bis anhin in Textilien ge- können. Anfang März publizierte Migros In einem Brief an Greenpeace hat messen hat. Zum Vergleich: Im grossen auf ihrer «Generation M»-Website ein Migros auch versprochen, Daten zu Greenpeace-Textilientest «Giftige Gar- neues Versprechen, bis Ende 2017 veröffentlichen, welche Chemikalien ne»37, in welchem 141 Kleidungsstücke alle Textilien der Migros-Eigenmarken die Hersteller von Migros-Produkten von 20 internationalen Modemarken nach ihren Eco-Richtlinien herzustellen. verwenden und in Abwässer einleiten. getestet wurden, enthielten ungefähr Migros behauptet damit weltweit, eine Allerdings hat Migros keine Angaben 60 Prozent der getesteten Produkte Vorreiterrolle einzunehmen: gemacht, von wie vielen ihrer Zulieferer Nonylphenolethoxylate. Die höchste bei sie dies verlangen werden. Diese Trans- diesem Textilientest in einem Aufdruck Vorreiterrolle: Greenpeace fordert den parenz gegenüber der lokalen Bevölke- gemessene Weichmacherkonzentration Verzicht auf 11 Chemikaliengruppen in rung sollte eine Selbstverständlichkeit betrug 37,6 Prozent des Produktge- der Textil-Produktion bis 2020. Dieses sein, denn die Anwohner haben ein wichtes, also weniger als die Hälfte der Ziel hat die Migros bei 2/3 ihrer Beklei- Recht zu erfahren, mit welchen Chemi- höchsten Konzentration in den Anhän- dung bereits umgesetzt. Ende 2017 kalien das Abwasser «ihrer» Textilfabrik gern der Migros-Kinderjacken, die 74 werden es 100 Prozent aller Textilien der belastet ist. Doch Migros erwähnt diese Prozent des Produktgewichtes betrug. Migros-Eigenmarken sein (Textilien inkl. wichtige Massnahme in keiner Weise Diese Testergebnisse zeigen deutlich Bekleidung). Uns ist kein Unternehmen in ihrem öffentlichen «Generation M»- wie nötig es ist, dass Migros sofort weltweit bekannt, welches die zentrale Versprechen. Massnahmen ergreift um auf eine gift- Forderung von Greenpeace schneller freie Produktion umzustellen. umsetzt als die Migros.39 (Migipedia) 36 http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Chemie/Report-Schadstoffe-in-Textilien 37 http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Chemie/Giftige-Garne 38 http://www.migipedia.ch/de/news/greenpeace-anliegen-migros-intensiviert-seine-eigenen-bemuehungen 39 http://www.migipedia.ch/de/news/greenpeace-anliegen-migros-intensiviert-seine-eigenen-bemuehungen 12
5.3 Zusammen mit anderen die Unterstützung weiterer Firmen wie • Eliminierung aller Alkylphenoletho- Firmen kann Migros einen rele- der Migros ist nötig, damit eine giftfreie xylate bis spätestens Ende Juni 2013 vanten Beitrag leisten, um die Textilproduktion wirklich wahr wird. • Eliminierung aller Weichmacher globale industrielle Wasserver- (Phthalate) bis spätestens Ende Juni schmutzung zu stoppen 5.4 Greenpeace-Forderungen 2013 an Migros • Eliminierung aller per- und polyfluo- Migros kann viel Positives bewirken, rierten Chemikalien (PFC) bis spätes- wenn sie einer Detox-Verpflichtung Greenpeace fordert Migros auf, ihrem tens 1. Juli 2014 zustimmt: Die Glaubwürdigkeit gegen- Eco-Standard Versprechen eine Detox- • Migros muss bis spätestens März über Kundinnen und Kunden erhöht Verpflichtung folgen zu lassen. Nur mit 2014 für mindestens 80 Prozent der sich, die Umwelt sowie die Menschen einem konkreten Massnahmenkatalog Lieferkette offenlegen, welche Chemi- in den Produktionsländern profitieren. und Zeitplan ist das Versprechen von kalien bei der Produktion der Migros- Unterdessen setzen bereits 13 Prozent Migros für die Kundinnen und Kunden Kleider verwendet und in die Abwässer des globales Textilmarktes (entspricht glaubwürdig und nachvollziehbar. eingeleitet werden. einem Wert von US $168 Milliarden) • Vollständige Eliminierung aller ge- die Detox-Lösung um und somit ist Eine glaubwürdige und verbindliche fährlichen Chemikalien aus der gesam- das Potenzial vorhanden, die ganze Detox-Verpflichtung von Migros muss ten Produktionskette bis spätestens Textilindustrie zu transformieren. Doch Folgendes beinhalten: 1. Januar 2020 13
Greenpeace-AktivistInnen in China nehmen Wasserproben in der Nähe eines grossen Abwasserrohres, das in den Qiantang-Fluss führt. 14 Der Fluss befindet sich in der Zhejiang-Provinz, wo die Küste von der Verschmutzung durch die Textilindustrie betroffen ist.
6. Anhang Probenbeschreibung Bezeichnung Abbildung Prüfziel Jacke: – Phthalate Trevolution – Alkylphenole und Alkylphenolethoxy- Kinder-Regenjacke late (APEO/AP) bunt – Schwermetalle – Aromatische Amine aus Azofarben – Phthalate Jacke: – APEO/AP Trevolution – Schwermetalle Kinder-Softshelljacke mit Fleecejacke – Aromatische Amine aus Azofarben lila – Phthalate Jacke: – APEO/AP Trevolution – Schwermetalle Kinder-Softshelljacke mit Fleecejacke – Aromatische Amine aus Azofarben blau 15
Ergebnisse der Untersuchung auf Alkylphenole und Alkylphenolethoxylate Parameter Jacke bunt Jacke lila Jacke blau NG Mischprobe Textil Mischprobe Textil mit Mischprobe Textil mit Fleecejacke Fleecejacke mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg Nonylphenole 18 n.n. 12 3 Oktylphenole n.n. n.n. n.n. 3 Nonylphenolethoxylate 120 26 120 5 Oktylphenolethoxylate n.n. n.n. n.n. 5 Prüfverfahren zur Untersuchung auf Nonylphenole und Oktylphenole 1. Extraktion mit Acetonitril im Ultraschallbad 2. Quantitative Bestimmung mit GC-MS Prüfverfahren zur Untersuchung auf Nonylphenolethoxylate und Oktylphenolethoxylate Extraktion mit Acetonitril im Ultraschallbad Spaltung zu den Alkylphenolen mit Aluminiumtriiodid Bestimmung mit GC-MS, Quantifizierung basierend auf Ethylan 77 und Triton X 100 nach Spaltung n.n. = nicht nachweisbar NG = Nachweisgrenze 16
Ergebnisse der Untersuchung auf Phthalate Parameter Jacke bunt Jacke lila Jacke blau NG Grenzwert Mischprobe ohne Mischprobe ohne Mischprobe ohne Öko-Tex- Kunststoffteile Fleecejacke und Fleecejacke mit Standard 100*1 Kunststoffteile Kunststoffteilen*2 mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg Benzylbutylphthalat (BBP) n.n. n.n. n.n. 2 – Di-iso-butylphthalat (DiBP) 4 n.n. 1100 2 – Di-n-butylphthalat (DBP) 2 n.n. n.n. 2 – Di-(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) 2 2 19 000 2 – Di-(2-ethylhexyl)-iso-phthalat (DEHIP) n.n. n.n. n.n. 5 – Di-iso-decylphthalat (DiDP) n.n. n.n. n.n. 50 – Di-iso-nonylphthalat (DiNP) 930 49 1800 15 – Di-n-octylphthalat (DnOP) 9 9 n.n. 5 – Di-n-nonylphthalt (DnNP) n.n. n.n. n.n. 5 Di-n-decylphthalat (DnDP) n.n. n.n. n.n. 5 Diethylphthalat (DEP) n.n. n.n. n.n. 1 – Dimethylphthalat (DMP) n.n. n.n. n.n. 1 – Summe Phthalate 950 60 22 000 1000 NG = Nachweisgrenze n.n. = nicht nachweisbar *1 = Grenzwert für Baby-Bekleidung ohne DMP, DEP und DEHIP für beschichtete Artikel, Plastisol-Drucke, flexible Schaumstoffe und Zubehöre aus Kunststoff *2 = incl. schwarzer Anhänger Reissverschluss, schwarze Kunststoffteile Ärmel und Gummiband Anmerkung: Schwarze Kunststoffteile in den Jacken (Anhänger Reissverschluss, Kunststoff am Ärmel - nicht Klettverschluss) sind positiv im Beilsteintest. Nahtverschweissungen/Verstärkungen in der Probe H 7227 FT-2 sind negativ, die Verschweissungen in Probe –3 hingegen positiv im Beilsteintest. Beim Beilsteintest weist eine auffällige Flammenfärbung auf halogenhaltige Materialien hin (z.B. chlorierte Kunststoffe, die phthalathaltig sein können). Parameter Jacke bunt Jacke bunt NG Grenzwert Anhänger Nahtverstärkungen Öko-Tex- Reissverschluss Standard 100*1 mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg Benzylbutylphthalat (BBP) n.n. n.n. 20 – Di-iso-butylphthalat (DiBP) n.n. n.n. 50 – Di-n-butylphthalat (DBP) n.n. n.n. 50 – Di-(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) 280 000 n.n. 50 – Di-(2-ethylhexyl)-iso-phthalat (DEHIP) n.n. n.n. 20 – Di-iso-decylphthalat (DiDP) 320 000* 2 n.n. 500 – Di-iso-nonylphthalat (DiNP) 140 000 72 000 500 – Di-n-octylphthalat (DnOP) n.n. n.n. 20 – Di-n-nonylphthalt (DnNP) n.n. n.n. 50 Di-n-decylphthalat (DnDP) n.n. n.n. 50 Diethylphthalat (DEP) n.n. n.n. 20 – Dimethylphthalat (DMP) n.n. n.n. 20 – Summe Phthalate ca. 740 000 72 000 1000 *2 = untypische Isomere zu früherer Retentionszeit 17
Parameter Jacke lila NG Grenzwert Anhänger Öko-Tex Reissverschluss Standard 100*1 mg/kg mg/kg mg/kg Benzylbutylphthalat (BBP) n.n. 20 – Di-iso-butylphthalat (DiBP) n.n. 50 – Di-n-butylphthalat (DBP) n.n. 50 – Di-(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) 600 000 50 – Di-(2-ethylhexyl)-iso-phthalat (DEHIP) n.n. 20 – Di-iso-decylphthalat (DiDP) n.n. 500 – Di-iso-nonylphthalat (DiNP) n.n. 500 – Di-n-octylphthalat (DnOP) n.n. 20 – Di-n-nonylphthalt (DnNP) n.n. 50 Di-n-decylphthalat (DnDP) n.n. 50 Diethylphthalat (DEP) n.n. 20 – Dimethylphthalat (DMP) n.n. 20 – Summe Phthalate 600 000 1000 NG = Nachweisgrenze n.n. = nicht nachweisbar *1 = Grenzwert für Baby-Bekleidung, ohne DMP, DEP und DEHIP, für beschichtete Artikel, Plastisol Drucke, flexible Schaumstoffe und Zubehöre aus Kunststoff Parameter Jacke blau Jacke blau NG Grenzwert Anhänger Nahtverstärkungen Öko-Tex Reissverschluss Standard 100*1 mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg Benzylbutylphthalat (BBP) n.n. n.n. 20 – Di-iso-butylphthalat (DiBP) 28 000 n.n. 50 – Di-n-butylphthalat (DBP) n.n. n.n. 50 – Di-(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) 380 000 n.n. 50 – Di-(2-ethylhexyl)-iso-phthalat (DEHIP) n.n. n.n. 20 – Di-iso-decylphthalat (DiDP)*2 n.n. n.n. 500 – Di-iso-nonylphthalat (DiNP) n.n. 70 000 500 – Di-n-octylphthalat (DnOP) n.n. n.n. 20 – Di-n-nonylphthalat (DnNP) n.n. n.n. 50 Di-n-decylphthalat (DnDP) n.n. n.n. 50 Diethylphthalat (DEP) n.n. n.n. 20 – Dimethylphthalat (DMP) n.n. n.n. 20 – Summe Phthalate 410 000 70 000 1000 Prüfverfahren zur Untersuchung auf Phthalate in Anlehnung an DIN EN 15777: 2009-12 1. Extraktion mit Toluol im Ultraschallbad 2. Trennung, Identifizierung und Quantifizierung mittels GC-MS und/oder GC-ECD NG = Nachweisgrenze n.n. = nicht nachweisbar *1 = Grenzwert für Baby-Bekleidung, ohne DMP, DEP und DEHIP, für beschichtete Artikel, Plastisol-Drucke, flexible Schaumstoffe und Zubehöre aus Kunststoff 18
Ergebnisse der Untersuchung auf PFC (Carbonsäuren PFCA und Sulfonsäuren PFCS) Trevolution Trevolution Trevolution Kinder- Kinder-Softshell- Kinder-Softshell- Regenjacke, jacke, jacke, bunt lila blau Konzentration µg/m² µg/m² µg/m² Perfluorobutane sulfonate PFBS
Ergebnisse der Untersuchung auf Schwermetalle im Eluat Schwermetalle Jacke bunt Jacke lila Jacke blau BG Grenzwert Mischprobe Textil Mischprobe Textil Mischprobe Textil Öko-Tex mit Fleecejacke mit Fleecejacke Standard 100*1 mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg Arsen
Ergebnisse der Untersuchung auf aromatische Amine Parameter CAS-Nr. Jacke bunt Jacke lila Jacke blau NG CH-2013-02 CH-2013-04 Mischprobe Textil Mischprobe Textil Mischprobe Textil mit Flieecejacke mit Fleecejacke mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg MAK III 1 4-Aminodiphenyl 92-67-1 n.n. n.n. n.n. 5 Benzidin 92-87-5 n.n. n.n. n.n. 5 4-Chlor-o-toluidin 95-69-2 n.n. n.n. n.n. 5 2-Naphthylamin 91-59-8 n.n. n.n. n.n. 5 o-Toluidin 95-53-4 n.n. n.n. n.n. 5 MAK III 2 4-Chloranilin 106-47-8 n.n. n.n. n.n. 5 2,4-Diaminoanisol 615-05-4 n.n. n.n. n.n. 5 4,4’-Diaminodiphenylmethan 101-77-9 n.n. n.n. n.n. 5 3,3’-Dichlorbenzidin 91-94-1 n.n. n.n. n.n. 5 3,3’-Dimethoxybenzidin 119-90-4 n.n. n.n. n.n. 5 3,3’-Dimethylbenzidin 119-93-7 n.n. n.n. n.n. 5 3,3’-Dimethyl-4,4’- 838-88-0 n.n. n.n. n.n. 5 diaminodiphenylmethan p-Kresidin 120-71-8 n.n. n.n. n.n. 5 2-Methoxyanilin 90-04-0 n.n. n.n. n.n. 5 4,4’-Methylen-bis(2-chloranilin) 101-14-4 n.n. n.n. n.n. 5 4,4’-Oxydianilin 101-80-4 n.n. n.n. n.n. 5 4,4’-Thiodianilin 139-65-1 n.n. n.n. n.n. 5 2,4-Toluylendiamin 95-80-7 n.n. n.n. n.n. 5 2,4,5-Trimethylanilin 137-17-7 n.n. n.n. n.n. 5 2,4/2,6-Xylidin 95-68-1 n.n. n.n. n.n. 5 MAK III 3B 5-Chlor-o-toluidin 95-79-4 n.n. n.n. n.n. 5 p-Phenylendiamin 106-50-3 n.n. n.n. n.n. 5 N,N-Dimethylanilin 121-69-7 n.n. n.n. n.n. 5 MAK III 4 Anilin 62-53-3 n.n. n.n. n.n. 5 Prüfverfahren zur Untersuchung von Textil auf aromatische Amine Nach LFGB § 64, 82.02-4, gleichlautend zu DIN EN 14362-2 LFGB § 64, 82.02-9 für p-Aminoazobenzol o-Aminoazotoluol [97-56-3] wird analytisch als o-Toluidin nachgewiesen. 2-Amino-4-nitrotoluol [99-55-8] wird analytisch als 2,4-Toluylendiamin nachgewiesen. 4-Aminoazobenzol [60-09-3] wird analytisch auch als Anilin und p-Phenylendiamin nachgewiesen. n.n. = nicht nachweisbar NG = Nachweisgrenze 21
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