Grundlagen der Versorgungsforschung-Theorie und Beispiele - SalusCon
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Grundlagen der Versorgungsforschung – Theorie und Beispiele Prof. Dr. Neeltje van den Berg Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health Universitätsmedizin Greifswald Online, 29.4.2021 Versorgungsforschung Versorgungsforschung ist die wissenschaftliche Untersuchung der Versorgung von Einzelnen und der Bevölkerung mit gesundheitsrelevanten Produkten und Dienstleistungen unter Alltagsbedingungen“ (Arbeitskreis Versorgungsforschung beim wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer 2004) Efficacy Effectiveness Analytic Basic Clinical research Research Regular research Studies embedded in near regular healthcare healthcare healthcare setting 1
Fragestellungen in der Versorgungsforschung Beschreibung und Analyse der Versorgungssituation Analyse der Inanspruchnahme Evaluation von bestehenden Versorgungskonzepten/Behandlungsmethoden Entwicklung, Implementation und Evaluation von neuen Versorgungskonzepten Evaluation von Screening- und Früherkennungsmaßnahmen Qualitätssicherung (z.B. Implem. von Leitlinien, Mengen → Qualitätseffekte, …) Versorgungsforschung Versorgungsforschung ist die wissenschaftliche Untersuchung der Versorgung von Einzelnen und der Bevölkerung mit gesundheitsrelevanten Produkten und Dienstleistungen unter Alltagsbedingungen“ (Arbeitskreis Versorgungsforschung beim wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer 2004) Efficacy Effectiveness Analytic Basic Clinical research Research Regular research Studies embedded in near regular healthcare healthcare healthcare setting Was heißt „Alltagsbedingungen“ oder „in der realen Versorgung“ ? 2
Versorgungsforschung Klinische Studien Studien in der Versorgungsforschung Harte“ Endpunkte (z.B. Mortalität, Zusätzlich: Krankenhausaufnahme, Unerwünschte Beschreibende Endpunkte Ereignisse Patient Reported Outcomes (Lebensqualität, Alltagsaktivitäten, Mobilität, ..) Prozessoutcomes Gesundheitsökonomische Endpunkte Randomized Controlled Trials (RCTs) Nicht-kontrollierte Studien Pragmatic RCTs Stepped Wedge Designs Matching von Patienten, Leistungserbringern, .. Regionale Vergleiche Retrospektive Analysen mit Sekundärdaten Qualitative Studien Einzelne Intervention (z.B. Medikament, Komplexe Interventionen, bestehend aus Medizingerät) mehreren Komponenten Eine Intervention für alle Probanden Individualisierte Interventionen Strikte Ein- und Ausschlusskriterien Wenig Ein- und Ausschlusskriterien Versorgungsforschung Mögliche Konsequenzen für Ergebnisse von Studien in der Versorgungsforschung: Geringere Effekte Ergebnisse sind durch die Methodik manchmal „weniger belastbar“ Effekte können beeinflusst werden durch Änderungen im Gesundheitssystem Gute externe Validität 3
Veränderung der Bevölkerung der Altersgruppen 60+ Männer Frauen Insgesamt +2.098.471 Einw. Insgesamt +1.860.905 Einw. Veränderung der Bevölkerung der Altersgruppe 80+ Männer Frauen Insgesamt +815.367 Einw. Insgesamt +789.941 Einw. 4
Prävalenz von Krankheiten in Deutschland 2007, 2030 und 2050 absolut und Veränderung in Prozent zu 2007 Erkrankung: 2007 (in Mio) 2030 (in Mio) 2050 (in Mio) Sehbehinderungen 0,35 0,44 (+27%) 0,49 (+41%) Osteoporose 8,3 10,2 (+23%) 10,4 (+26%) Arthrose 13,6 15,6 (+15%) 14,9 (+9%) Rheumatoide Arthritis 0,66 0,73 (+18%) 0,73 (+18%) Chron. 12,7 13,0 (+2%) 12,1 (−5%) Rückenschmerzen Diabetes mellitus 4,1–6,4 4,9–7,8 (+22%) 5,8–7,8 (+20%–+22%) Schwerhörigkeit 8,8 10,8 (+23%) 11,2 (+28%) Hypertonie 34,8 37,9 (+9%) 35,5 (+2%) COPD 6,4 7,9 (+23%) 7,9 (+23%) Demenz 1,1 1,6 (+51%) 2,2 (+104%) Quelle: Peters et al. Demografischer Wandel und Krankheitshäufigkeiten. Eine Projektion bis 2050. Bundesgesundheitsbl 2010, 53:417–426 Multimorbidität Anzahl Erkrankungen nach Alter Quelle: RKI (Hrsg) (2015) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. RKI, Berlin 5
Multimorbidität Anzahl Erkrankungen nach Alter Quelle: RKI (Hrsg) (2015) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. RKI, Berlin Inanspruchnahme medizinischer Leistungen SHIP-1 Probanden, ≥ 1Arztkontakt in den letzten 12 Monaten Siewert et al. Future outpatient health-care utilisation in an ageing population: projections up to the year 2020 based on the Study of Health in Pomerania (SHIP). J Public Health 2013 6
Inanspruchnahme medizinischer Leistungen SHIP-1 Probanden, ≥ 1Arztkontakt in den letzten 12 Monaten Siewert et al. Future outpatient health-care utilisation in an ageing population: projections up to the year 2020 based on the Study of Health in Pomerania (SHIP). J Public Health 2013 Bevölkerungsdichte nach Gemeinden Stand 2013 Quelle: Demografieportal des Bundes und der Länder 7
Herausforderungen in der Versorgung Geringe Bevölkerungsdichte - teilweise große Entfernungen zu den Leistungserbringern Kinder und Jugendliche ↓; Anteil der älteren Bevölkerung ↑; Steigende Patientenzahlen und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen bei älteren Menschen Multimorbidität, eingeschränkte Mobilität, kognitive Einschränkungen Wiederbesetzung von Arztpraxen regional problematisch Wirtschaftlichkeit kleiner Krankenhäuser ? „Politisierung“ der medizinischen Versorgung… 10
Regionale Versorgung Koordinierte und integrierte Gesundheitsversorgung (Einschl. Diagnostik, Therapie, Pflege, Rehabilitation, Monitoring) organisiert in einem regionalen Kontext unter Einbeziehung aller Akteure Koordinierte multiprofessionelle und/oder sektorübergreifende Versorgungspfade Arbeitsteilige Modelle: Delegation / Substitution → Kooperation eHealth, telemedizinische Versorgungskonzepte 3 4 1 1 1 40 1 2 2 1 1 9 2 1 2 71, 43 J 1 1 67 J 1 4 4 1 49 J 2 51, 56 J 5 4 1 50 J 1 49, 50, 50, 65 J Ø 53 J 13 2 55, 61 J 1 45 J 2 57, 59 J 52, 54, 57,61,66, 67 J 4 2 51, 64 J 6 1 71 J 7 63, 64 J 71 J 1 Krankenhaus 2 0 10 20 km 1 Anzahl der niedergelassenen Hausärzte 11
AGnES: Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Healthgestützte, Systemische Intervention © Institut für Community Medicine, 2008 Hausarztunterstützung durch qualifizierte PraxismitarbeiterIinnen (Gesundheits- und KrankenpflegerInnen, med. Fachangestellte, Arzthelferinnen) Basis: Delegation ärztlicher Tätigkeiten, insbesondere von Hausbesuchen Auswirkungen auf die Gesamtanzahl der Hausbesuche am Bsp. Brandenburg (EDV-Praxisdokumentation) Project start 250 Home visits/1000 patients 200 Total 150 GPs 100 AGnES 50 0 /3 /4 /1 /2 /3 /4 /1 /2 /3 /4 /1 /2 05 05 06 06 06 06 07 07 07 07 08 08 • MVZ, 3 AGnES-Fachkräfte, 6 Hausärzte 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Quarter year • Hausbesuchsrate der Hausärzte: - 23%, p=0,027 • Gesamthausbesuchsrate : keine statistisch signifikante Änderung van den Berg et al. Delegation of GP-home visits to qualified practice assistants: assessment of economic effects in an ambulatory healthcare centre. BMC Health Services Research 2010, 10:155 12
Zunahme der Patientenzahl? • Durchschnittliche Kapazität einer AGnES-Fachkraft (bei 0,5 VK): 688 HB/Jahr • Zeitliche Entlastung des HA: 360 Std./Jahr bei 100% Umsetzung: 2.038 zusätzliche Konsultationen/Jahr in der Praxis Potential bei 3 Kontakten pro Patient pro Quartal1: Ø 170 zusätzliche Pat./Quartal MVZ in Lübbenau 4 teilnehmende Hausarztpraxen: • Vor Implementation von AGnES: Ø 1.245 Patienten/Quartal +133 Patienten • Während der Implementation: Ø 1.378 Patienten/Quartal Zunahme von 78% des Potentials von 170 Patienten/Quartal van den Berg N, Heymann R, Meinke C, Baumeister SE, Fleßa S, Hoffmann W. Effect of the delegation of GP-home visits on the development of the number of patients in an ambulatory healthcare centre in Germany. BMC Health Services Research 2012, 10;12(1):355. Translation (Pflegeweiterentwicklungsgesetz) Aus der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit vom 12.3.2008 (Drucksache 16/8525), in Kraft getreten 1.7.2008 §28 Abs. 1 Satz 2: Zur ärztlichen Behandlung gehört auch die Hilfeleistung anderer Personen, die von dem Arzt angeordnet und von ihm zu verantworten ist. © ICM EMAU 2008 13
Demenz: lebens- und personenzentrierte Hilfen in M-V (DelpHi-MV) - ein Überblick DZNE e. V. – Standort Rostock / Greifswald Seite 27 Demenz: Entwicklung der Erkrankungszahlen in Deutschland Anzahl an Menschen mit Demenz (in Mio.) 3,3 3,1 2,6 2,2 1,8 1,6 2016 2020 2030 2040 2050 2060 Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Die Häufigkeiten der Demenzerkrankungen. Schätzungen auf der Basis der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausschätzung nach zwei Modellvarianten. Statistisches Bundesamt. Bevölkerungsvorausberechnungen: Tabelle 12421-0002. 14
Herausforderungen in der Versorgung von Menschen mit Demenz Demenz wird häufig zu spät erkannt. Angehörige tragen oft Hauptlast der Versorgung und werden zu wenig unterstützt. Verhaltensauffälligkeiten belasten die Versorgung. Medikamentöse Behandlung älterer Menschen ist häufig nicht adäquat. Schnittstellenprobleme, fehlende Koordinierung: Viele Betroffene sind überfordert bei der Nutzung Versorgungs- und Unterstützungssystems. Bonn, den 17.2.2018 29 Demenzschulung Pflegeberatung Apotheken Angehörigenschulung Selbsthilfegruppe Bekannte Hausarzt Ambulante Fachärzte Pflegedienste • Psychiater Patient • Neurologen • Internisten Angehörige Tagespflege • … Gedächtnis‐ Kurzzeitpflege ambulanz Stationärer Betreutes Bereich Wohnen Alten Pflegeheim Wohngemeinschaft 30 15
Optimale Versorgung in „DelpHi“ Säulen und Handlungsfelder 1. Medikamentöse Behandlung und Versorgung 2. Ärztliche Diagnostik und Behandlung sowie nichtärztliche Betreuungsansätze – Pflegerische Behandlung und Versorgung – Sondertherapien (z.B. Physio-, Ergotherapie) – Soziale Teilhabe – Sozialrechtliche Beratung und Unterstützung – Technische Assistenz/ Telemedizin 3. Unterstützung der Angehörigen/Hauptversorgungsperson (z.B. Anleitung, Beratung, Entlastung, Schulung) © DZNE 2015 + EMAU ICM‐VC Dementia Care Management Dementia Care Manager (DCM): • speziell qualifizierte Pflegefachpersonen • besuchen Patienten und Betreuungspersonen zu Hause • identifizieren systematisch Versorgungslücken auf ärztlicher, pflegerischer, medikamentöser, psychosozialer und sozialrechtlicher Ebene • erstellen einen individuellen Behandlungs- und Versorgungsplan • setzen Behandlungs- und Versorgungsplans in enger Kooperation mit behandelndem Hausarzt und regionalen Akteuren des Gesundheits- und Sozialsystems um Dreier et al, Pflege & Gesellschaft 2010, Eichler et al, Int Psychogeriatr 2014 16
Design Bestandteile des Dementia Care Managements 1. Qualifizierung der Leistungserbringer 2. Computerbasiertes Interventionsmanagement System (IMS) 3. Delegation (haus)ärztlicher Leistungen 4. Durchführung und Überprüfung der Ausführung/ Ergebniskontrolle Zusammenfassung der Ergebnisse (1 J. Follow-up) Menschen mit Demenz, die in der Interventionsgruppe durch DCM unterstützt wurden: • erhielten häufiger Antidementiva • entwickelten seltener neuropsychiatrische Symptome, und falls doch, waren diese weniger schwer ausgeprägt • schätzten ihre Lebensqualität höher ein (nur Teilgruppe der nicht allein Lebenden, ca. 50%) • verblieben im Mittel länger in der Häuslichkeit (n.sign. Hinweise auf verzögerte Heimeinweisung) und hatten nach einem Jahr signifikant geringere Pflegekosten Angehörige der Menschen mit Demenz in der Interventionsgruppe: • waren weniger belastet. 34 17
Anteil der geriatrischen Patienten mit ≥ 1 ambulante, geriatrische Basisleistung (2017) Definition geriatrischer Patienten (KV M-V) ≥70 Jahre und eine Pflegestufe oder ≥1 der folgenden Diagnosen: Mobilitätsstörung, Sturzneigung und Schwindel komplexer Beeinträchtigung kognitiver, emotionaler oder verhaltensbezogener Art Frailty-Syndrom Dysphagie Inkontinenz(en) therapierefraktärem chronischem Schmerzsyndrom Immobilität Dekubitalulzera Fehl- und Mangelernährung Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt Schlafstörungen Depression, Angststörung Sensibilitätsstörung Starke Seh- und Hörbehinderung Ambulante geriatrische Basisleistungen (Hausarzt): dementielle Erkrankungen Geriatrisches Assessment Alzheimer-Erkrankung Koordination der nachfolgenden Behandlung Primäres Parkinson-Syndrom Befragung zu geriatrischer Versorgung in MV (n=159 Akteure) Was gefährdet Ihrer Ansicht nach die angemessene Versorgung älterer Menschen in Ihrem Landkreis bzw. Ihrer kreisfreien Stadt? n % der Befragten Mangel an Pflegefachkräften 102 64% Lange Wartezeiten auf FA-Behandlung 101 64% Hausarztmangel 87 55% Mangel an in Geriatrie weitergebildeten Ärzten 79 50% Zu große Entfernungen zwischen den 72 45% Leistungserbringern Separiertes Arbeiten im ambulanten und 60 38% stationären bzw. Reha-Bereich Andere Gründe 11 7% 18
Aktuelle Situation: Dezentrale Datenhaltung und Kommunikation Pflege: Hilfsmittelversorgung, Impf‐ bzw. Infektionsstatus Wundversorgung (z.B. Sars‐CoV 2) Medikationsplan Krankenhaus/Reha: Hausarzt: Entlassungsbrief, Arztbriefe, u. A. Therapieberichte, Verordnungen, Labor‐ und andere Vorerkrankungen Befunde 37 Regionale digitale Fallakte für die geriatrische Versorgung Behandlungsinformationen stehen allen beteiligten Leistungserbringern zeitnah zur Verfügung, z.B. Hausärzte geriatrische Schwerpunktpraxen Krankenhaus Pflegedienst Therapeuten Apotheken, Sanitätshäuser … Entwicklung der Inhalte und Funktionalitäten: gemeinsam mit den regionalen Akteuren 19
Regionale digitale Fallakte für die geriatrische Versorgung Kooperation für die Implementation: Netzwerk zur Versorgung geriatrischer Patienten (Geriatrieverbund Region Rostock - GERIO) Regionale digitale Fallakte für die geriatrische Versorgung Kommunikation über die eHealth-Plattform → Transparenz in der Leistungserbringung → Bessere Kommunikation zwischen den Leistungserbringern → Basis für sektoren- und professionen- übergreifende Behandlungspfade in der Region Kooperationspartner: 1 Rehaklinik (mit Ärzten, Pflege, Therapeuten, Psychologin) 1 Klinik für Neurologie 3 Hausärzte 2 Pflegedienste 1 Sanitätshaus Aktueller Stand: Daten von 188 Pat. in der Akte 20
HOSPIZ‐ UND PALLIATIVVERSORGUNG Palliativversorgung – Leistungserbringer am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern 21
Versorgungsepidemiologische Analyse der Palliativversorgung auf der Basis von Abrechnungsdaten Ziel: Identifizierung von Lücken in der palliativmedizinischer Versorgung Erhebung von Primärdaten (leitfadengestützte Expertengesprächen, standardisierte Befragung) Analyse von Sekundärdaten aus verschiedenen Quellen: Inanspruchnahme palliativmedizinischer Leistungen (ambulant und stationär) Regionale Unterschiede der Inanspruchnahme Analyse von (sektorübergreifenden) Versorgungsmustern Datenbasis: Abrechnungsdaten der ambulanten Versorgung (KV Mecklenburg-Vorpommern, 2014-2017 ) Abrechnungsdaten der stationären Versorgung (§ 21 KHEntgG, InEK-Daten, 2011-2016) Abrechnungsdaten ambulant/stationär (AOK Nordost, 2015-2016) 43 Stationäre Palliativversorgung – Normalstation InEK Daten 2012-2016 22
Stationäre Versorgung – Palliativstation InEK Daten 2012-2016 Allgemeine ambulante Palliativversorgung Auswertung der Daten der KV MV Anzahl der Patienten, die eine allgemeine palliativmedizinische GOP in den Jahren 2014- 2017 in M-V erhalten haben 12000 11000 11215 10000 9000 10658 10013 9825 -12% 8000 7000 Anzahl 6000 5000 4000 Anzahl HA-Praxen, die pall.med. 3000 Jahr Leistungen abgerechnet haben 2000 2014 843 1000 2015 807 -10% 0 2014 2015 2016 2017 2016 Jahre 786 2017 766 23
Ergebnisse KV‐MV Spezialisierte ambulante Palliativversorgung Anzahl Patienten mit SAPV-Behandlung 2014 - 2017 3000 2500 2424 2247 2000 1904 Anzahl 1500 1569 1000 500 0 2014 2015 2016 2017 Jahre 24
Versorgungsmuster in der Palliativversorgung Datenbasis: Versicherungsdaten der AOK Nordost, 2015-2016 Erste palliativmedizinische Behandlung im Jahr 2015, n=4.196 Durchgängig AOK versichert seit 2014, n=4.177 Alter im Median: 81,0 Jahre Anteil Frauen: 54,6% 1 Jahr Follow-Up: Verstorben, n=2.866 (Median-Behandlungsdauer: 29 Tage) Lebend, n=1.311 Behandlungsmuster von Palliativpatienten in Mecklenburg-Vorpommern (Versicherte der AOK Nordost) Sankey Diagramm Ein Großteil der Palliativversorgung (78% n=3.265 Pat.) wurde im Rahmen einer Versorgungsform (AAPV, SAPV, KHS oder Hospiz) erbracht. Die Mehrheit der Palliativversorgung (79%, n=3.313 Pat.) fand ausschließlich im ambulanten Sektor (AAPV & SAPV) statt. 2.756 Patienten (66%) wurden nur im Rahmen der AAPV betreut. 25
Zeitdauer zwischen der letzten Palliativleistung und Tod ≤ 2 weeks 2-4 weeks > 4 weeks n % n % n % Dead before 12 months 2,255 78.7 269 9.4 342 11.9 follow-up, n=2,874 Last palliative treatment ‐ AAPV, n=1,716 1,225 71.5 202 11.8 289 16.8 ‐ SAPV, n=653 628 96.2 10 1.5 15 2.3 ‐ Hospital, n=408 313 76.7 57 14.0 38 9.3 OPS 8-982, n=297 217 73.1 48 16.2 32 10.8 OPS 8-98e, n=111 96 86.5 9 8.1 6 5.4 OPS 8-982: palliative treatment by palliative care specialists and multidisciplinary teams on any hospital ward including intensive care units OPS 8-98e: palliative treatment in specialized palliative care wards Zeitdauer zwischen Entlassung aus dem Krankenhaus und nachfolgender palliativen Leistung Spezialisierte Palliativbehandlung auf einer Normal- oder IC-station (N=414 ) ≤ 2 weeks 2-4 weeks > 4 weeks Leistung nach KH- n % n % n % Entlassung: AAPV, n=133 91 68.4 15 11.3 27 20.3 SAPV, n=167 137 82.0 10 6.0 20 12.0 Hospital, n=94 29 30.9 18 19.1 47 50.0 Hospice, n=20 2 50.0 2 50.0 0 0.0 Palliativbehandlung auf einer Palliativstation (N=124) ≤ 2 weeks 2-4 weeks > 4 weeks n % n % n % Leistung nach KH- Entlassung: AAPV, n=35 26 74.3 5 14.3 4 11.4 SAPV, n=61 55 90.2 1 1.6 5 8.2 Hospital, n=24 10 41.2 5 20.8 9 37.5 Hospice, n=4 2 50.0 2 50.0 0 0.0 26
Aus der Befragung (n=93 Teilnehmer): Wie häufig werden Palliativpatienten ohne palliative Anschlussversorgung aus dem Krankenhaus entlassen? 40% 37,6% n=93 35% 30% 24,7% 25% 23,7% 20% 15% 9,7% 10% 5% 3,3% 1,1% 0% Nie Fast nie Oft Sehr oft Weiß nicht Keine Angabe Inanspruchnahme SAPV in Pflegeeinrichtungen vs. in privaten Haushalt in M-V Daten der KV M-V Alter ≥ Mortalität Verstorbene ≥ 80 J. Patienten ≥ 80 J. mit Anteil 80 J. in 1 J. in 1 J. SAPV* Pat. im eigenen Haushalt, n 110.531 8,9% 9.837 820 8.3% Pat. im Pflegeheim, n 12.293 35,0% 4.302 204 4.7% *Daten von 10 von 12 SAPV-Teams in M-V 27
Analytische Versorgungsepidemiologie mit Routinedaten Einschränkungen bei der Abbildung von Diagnosen, Versorgung Keine standardisierte Datenerhebung z.B. beim NYHA-Stadium Zeitpunkte der Datenerhebung unterschiedlich Gruppenzuordnung nicht (primär) randomisiert Keine Angaben zur genauen Umsetzung der Intervention (Anzahl Kontakte, Dauer der Intervention, Anwendung Waage) Aber: Hohe Vollständigkeit der Modellvariablen Großer Datenpool für Kontrollgruppe (wird aber auch gebraucht !) Fazit Rückgang der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung Gleichzeitig: Rückgang Anzahl der HÄ, die Leistungen der AAPV abrechnen Wahrscheinlich: Zunahme Bedarf Regionale Unterschiede in der Inanspruchnahme: • Zusammenhang mit Abdeckung der Regionen durch SAPV-Teams und/oder stationären Palliativstationen • Überlappung der Regionen mit SAPV-Teams und Palliativstationen: große regionale Unterschiede in der Versorgung mit spezialisierten Palliativleistungen Kontinuität der Hospiz- und Palliativversorgung: • Zeitdauer zwischen letzter Palliativleistung und Tod: kürzer bei spezialisierter Versorgung • Zeitdauer zwischen Entlassung aus KH und ambulanter Weiterversorgung: kürzer bei spezialisierten Palliativstationen Weniger SAPV-Leistungen in Pflegeheimen 28
Herausforderungen in der Versorgung Geringe Bevölkerungsdichte - teilweise große Entfernungen zu den Leistungserbringern Kinder und Jugendliche ↓; Anteil der älteren Bevölkerung ↑; Steigende Patientenzahlen und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen bei älteren Menschen Multimorbidität, eingeschränkte Mobilität, kognitive Einschränkungen Wiederbesetzung von Arztpraxen regional problematisch Wirtschaftlichkeit kleiner Krankenhäuser ? „Politisierung“ der medizinischen Versorgung… (N=121) (nur Hauptpraxen, N=1.166) Stand 2015 29
OZ, 17.11.2016, S. 14 Kosten der stationären Krankenhausversorgung nach Bevölkerungsdichte und maximaler Distanz 4.000 € 3.000 € Kosten pro Einwohner 2.000 € 1.000 € 0€ 10 20 30 40 50 Maximaldistanz [km] Dichte=25 Dichte=65 Dichte=100 Dichte=200 30
Lineares Modell - Beispiel Pädiatrie und Geburtshilfe Ergebnisse Kalkulierte Defizite bei der berechneten Auslastung und der tatsächlichen Bettenzahl (insgesamt für alle drei KH) Geburtshilfe: -4,4 Mio € Pädiatrie: -1,6 Mio € Kalkulierte Defizite bei einer Bettenzahl, angepasst an die Auslastung Geburtshilfe: -2,8 Mio. € Pädiatrie: -1,2 Mio. € Ein positiver Deckungsbeitrag ist nur erreichbar, wenn 2 der 3 Standorte geschlossen werden: Geburtshilfe: +0,8 Mio. € Pädiatrie: +1,3 Mio. € 31
Pkw-Erreichbarkeit Verschiedene Szenarien Kinderportalpraxisklinik Wolgast Ambulante Anlaufstelle für akut erkrankte Kinder Falls nötig sind kurzzeitige stationäre Aufnahmen möglich 32
Kinder-Portalpraxisklinik Wolgast - Evaluation nach 1 Jahr September 2017 – August 2018 Ziel der Evaluation: Untersuchung der Machbarkeit und Akzeptanz einer pädiatrischen Portalpraxisklinik als Beitrag zur regionalen pädiatrischen Versorgung Forschungsfragen: Wie viele Patienten besuchen die Portalpraxisklinik? Was ist die Einzugsregion der Portalpraxisklinik? Welche Diagnosen haben die Patienten? Wie viele Patienten werden in ein anderes Krankenhaus verlegt? Verlegung in UMG: Pfade Patienten und Mitarbeiter: zufrieden mit der Behandlung? Bevölkerung: Bekanntheitsgrad Kinder-Portalpraxisklinik - Evaluation nach 1 Jahr September 2017 – August 2018 Daten und Methoden: Auswertung von Daten aus dem Controlling des Krankenhauses Wolgast und der Universitätsmedizin Greifswald Auswertung von Daten des Eigenbetriebes Rettung des Landkreises Vorpommern-Greifswald Fragebögen (Patienten und Eltern/Betreuer, Einwohner und Urlauber in der Region Wolgast) Experteninterviews (n=15: Geschäftsführung UMG; Ärztl. Leiter Pädiatrie UMG, KPPK- Mitarbeiter 3 ärztlich, 5 pflegerisch Tätige, 4 niedergelassene Pädiater in Wolgast und Usedom, Bürgerinitiative) 33
Kinder-Portalpraxisklinik - Evaluation nach 1 Jahr September 2017 – August 2018 N gesamt = 3700 Kontakte mit Kindern
Patientenbefragung Kinderportalpraxisklinik (n=246, Stand 26. Juni 2018) Aus welchem Grund sind Sie jetzt mit dem Kind in die Portalpraxisklinik gekommen? (Mehrfach antworten möglich) 150 absolute Anzahl 100 50 0 g g l ng s g l fa re n n n ku su ku tu ot de ra N an ei an an Be rw kr kr be Er Er Ü he e ut sc ak ni ro ch Patientenbefragung Kinderportalpraxisklinik (n=246, Stand 26. Juni 2018) Warum sind Sie in die Portalpraxisklinik gekommen und nicht zu einem niedergelassenen Kinderarzt oder in ein Krankenhaus mit kinderärztlicher Abteilung gegangen? (Mehrfach antworten möglich) nächste päd. Praxis zu weit entfernt nächste päd. Praxis gerade geschlossen Behandlung in KPPK schneller Behandlung in KPPK besser anderes 0 50 100 150 absolute Anzahl 35
Kinder-Portalpraxisklinik - Evaluation nach 1 Jahr Patientenbefragung (n=388): „Welche Empfehlung hat der Arzt gegeben?“ * Weitere Behandlg. nicht ergebnis0 notwendig Rezept ausgestellt ergebnis1 Weitere Behandlg. erfolgt ergebnis2 ambulant Stationärer Verbleib in der ergebnis3 KPPK Überweisung ergebnis4 an UMG Überweisung an ergebnis5 weiteres KH Rezept ausgestellt ergebnis6 0 50 100 150 200 absolute Anzahl * Rezept ausstellen war nicht! möglich Auswirkungen der Schließung der pädiatrischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Wolgast und die Eröffnung der Kinder-Portalpraxisklinik auf die Patientenströme in der Region 01.02.2016 01.09.2017 01.01.2015 Schließung der Start der Schließung der pädiatrischen Kinderportalpraxis pädiatrischen Abteilung im ‐klinik (KPPK) am Abteilung im Kreiskrankenhaus Kreiskrankenhaus Klinikum Anklam Wolgast Wolgast 2015 2016 2017 2018 2019 01.02.2016 Wiedereröffnun g der pädiatrischen Abteilung im Klinikum Anklam 36
Leistungsfälle in den KH Wolgast, Anklam und Greifswald aus der Region Wolgast (
Leistungsfälle in den KH Wolgast, Anklam und Greifswald aus der Region Wolgast (
RETTUNGSEINSÄTZE AUS DER REGION WOLGAST‐ TRANSPORTORT Wolgast KKH UMG AMEOS Klinikum Anklam 572 2019 154 310 69 184413 2018 152 311 75 136102 569 JAHR 2017 143 254 70 20 7118 513 2016 128 274 88 106143 523 2015 248 89 13 17 67 18 398 ANZAHL DER FÄLLE KKH: Kreiskrankenhaus UMG: Universitätsmedizin Greifswald RTH: Rettungshubschrauber Folie 78 30.04.2021 39
Telemedizinisches Triage‐Verfahren für pädiatrische Akutfälle (M‐V Projekt) Hintergrund: In Regionen ohne wohnortnahe pädiatrische Notaufnahme suchen Patienten auch die Notaufnahmen von KH ohne Pädiatrie auf. Können pädiatrische Abteilungen in einem anderen KH hier unterstützen? Forschungsfrage: In welchem Maß stimmen die Einschätzungen der Dringlichkeit durch einen Arzt, der die Triage telemedizinisch über Videokonferenz durchführt, mit einem in einer pädiatrischen Notaufnahme vor Ort triagierenden Arzt überein? Design: Konkordanzstudie (Vor-Ort-Konsultation und Telemedizinische Konsultation) Zeitraum: • Mai bis September 2015 (Anklam, UMG) • Oktober 2017 bis September 2019 (Wolgast, Bergen, Parchim, UMG) Projekt‐Ablauf Patient stellt sich in der pädiatrischen Notaufnahme vor Studienaufklärung und Unterschrift auf Einwilligungserklärung Standardisierte Dringlichkeitseinschätzung vor Ort Standardisierte Dringlichkeitseinschätzung per Videokonferenz Evaluation der Evaluation der telemed. Triage telemed. Triage durch Pflegekraft durch Tele-Arzt 40
Inbetriebnahme der Technik am 1.6.2017 Telemedizinische Triage 41
Telemedizinische Triage Bedienung Videokonferenz Dokumentation der Telemedizinischen Konsultation Folie 84 30.04.2021 42
Projekt‐Ablauf Patient stellt sich in der pädiatrischen Notaufnahme vor Studienaufklärung und Unterschrift auf Einwilligungserklärung Standardisierte Dringlichkeitseinschätzung vor Ort Standardisierte Dringlichkeitseinschätzung per Videokonferenz Evaluation der Evaluation der telemed. Triage telemed. Triage durch Pflegekraft durch Tele-Arzt Folie 86 43
Dringlichkeitsübereinstimmung 180 Anzahl der Patienten (%) 160 Tele‐Ärzte schätzten eine Tele‐Ärzte schätzten eine 140 höhere Dringlichkeit geringere Dringlichkeit 120 als Vor‐Ort‐Ärzte als Vor‐Ort‐Ärzte 100 80 154 60 (68% ) 40 40 (18%) 20 0 10 (4%) 14 (6%) 9 (4%) zwei/drei eine Stufe keine eine Stufe zwei/drei Stufen Differenz Stufen Differenzen in der Dringlichkeitsstufe Telemedizinische Triage 44
Innovationsfonds‐Projekt RTP‐Net Telemedizinische Triage: standardisierte Beurteilung der Behandlungsdringlichkeit von Kindern Telemedizinisches Konsil: z.B. spezialfachärztliche Fragestellungen und Befundung Telemedizinische Sicherstellung des Facharztstandards: Wahrnehmung der Facharzthintergrundfunktion und Telekonsultation durch einen Telepädiater (Erstellung und Freigabe des Behandlungsplanes) Dokumentation und Dienstplan für Telemedizin: eHealth-Plattform der UMG Regelmäßige Konsensuskonferenzen Definition Behandlungspfade, Prozesse, Standards Innovationsfonds-Projekt RTP-Net Aktuell: 12 teilnehmende Kliniken (11 unterzeichnete Verträge liegen vor) Laufzeit: 01.04.2020- 31.03.2023 45
Das Netzwerk Beteiligte Kliniken: Universitätsmedizin Greifswald (UMG) Universitätsmedizin Rostock (UMR) Kreiskrankenhaus Wolgast/KPPK Sana Krankenhaus Rügen Asklepios Klinik Parchim Asklepios Klinik Uckermark (Schwedt) Asklepios Klinik Pasewalk AMEOS Klinikum Anklam/Ueckermünde Helios Klinikum Stralsund Kreiskrankenhaus Demmin GmbH Werner Forßmann Klinikum Eberswalde Klaus Störtebeker Ostseestrand Kinder‐ & Jugend‐Reha 91 Projektwebsite: https://rtp-net.med.uni-greifswald.de/ • Registrierung Partner auf der Projekt-Homepage • Offener und geschützter Bereich 46
Dokumentation des Telemedizin‐Kontaktes Dokumentation des Kontaktes in der eHealth- Plattform: 1. Kontakt-Doku durch vor-Ort- und Telemedizin- Team bei jedem telemedizinischen Kontakt 2. MTS-Fragebogen bei Telemedizinischer Triage durch Telemedizin-Team 3. „Zufriedenheitsbefragung“ für vor-Ort- und Telemedizin-Team 47
Regionales Stufenkonzept für die Pädiatrie Pädiatrische Basisversorgung in Regionen ohne niedergelassenen Kinderarzt: Hausärzte (Ducherow, Ueckermünde); Telemedizinische Kontaktaufnahme mit der Kinderabteilung im KH Anklam; Entscheidung Hausärzte in Abstimmung mit stationären Ärzten: Behandlung vor Ort, Überweisung nach KH Anklam für Diagnostik, stationäre Aufnahme im KH Anklam; Bei schweren Fällen: Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der UMG ((telemedizinische Konsultation), stat. Aufnahme) Dokumentation: eHealth Plattform Regionales Stufenkonzept für die Pädiatrie Schulung der beteiligten ÄrztInnen/PraxismitarbeiterInnen 2.9.2020 48
Tandem-Praxen Pädiatrie - Allgemeinmedizin Hintergrund: ≈ 10.500 Kinder in M-V: nächste Kinderarztpraxis >20 km Kinder in praxisfernen Regionen gehen seltener zum Arzt und besuchen häufig den Hausarzt Konzept Tandempraxen: Bildung von Kooperationen zwischen Kinderarzt- und Hausarztpraxen („Tandems“) Kinderärzte und qualifizierte Praxismitarbeiterinnen des Kinderarztes führen Sprechstunden in einer kooperierenden Hausarztpraxis durch → Versorgung im Team Hausarzt – Kinderarzt – Delegationskraft → Fachärztliche pädiatrische Versorgung auch in Regionen ohne Kinderarztpraxis Evaluation (nach 12 Monaten): Endpunkte: Inanspruchnahme des Konzeptes, Anlass der Arztwahl, Pfade, Diagnosen Tandem-Praxen Regionen 49
Befragung von Eltern in „versorgungsnahen“ und „versorgungsfernen“ Regionen (Auszug) N=406 Wie oft war das Kind, das am Häufigsten einem Arzt vorgestellt wurde in den letzten 12 Monaten bei einem Arzt/einer Ärztin?“ Antwort „Viermal oder häufiger“: Versorgungsnahe Regionen: 50% der befragten Eltern Versorgungsferne Regionen: 32% der befragten Eltern Bei welchem Arzt wird das Indexkind normalerweise vorgestellt?“ Kinder in versorgungsfernen Regionen werden zu 51% bei einem Kinder- und Jugendarzt vorgestellt, in versorgungsnahen Regionen: 87%. Beyer A, Stentzel U, Hoffmann W, van den Berg N. Einstellungen von Kita-Eltern zur pädiatrischen Versorgung und Delegation ärztlicher Aufgaben in versorgungsfernen und versorgungsnahen Regionen – Ergebnisse einer standardisierten Befragung. Das Gesundheitswesen. 2020. (In Press) Kooperation von Haus‐ und Kinder‐ und Jugend‐Ärzten in der ambulanten Versorgung von Kindern in ländlichen Regionen – Projekt Tandempraxen Ziel: Ermittlung von Machbarkeit und Akzeptanz Forschungsfrage: Können Kooperationen zwischen Haus‐ und Kinder‐ und Jugendärzten in ländlichen Regionen den Zugang zur pädiatrischen Versorgung verbessern? (operationalisiert durch Teilnahmebereitschaft, Inanspruchnahme der pädiatrischen Sprechstunden und Zufriedenheit bei Leistungserbringern und Patienten) 50
Feldphase des Projektes: 1.4.19 bis 31.3.20 Hausarztpraxen: in Woldegk und Goldberg Kinder‐ und Jugendmediziner: aus Neubrandenburg und Güstrow Wöchentliche Sprechstunden der Kinderärzte in den Hausarztpraxen Wissenschaftliche Begleitung: • Interviews vorher • Eltern‐/Patienten‐Fragebogen • Arzt‐Fragebogen • Praxisdaten • Interviews hinterher (letztere noch nicht erfolgt) Infoblatt am Eingang der HA‐Praxis Projektstand: Feldphase ist abgeschlossen ‐ Analyse ist in Arbeit Erste Ergebnisse Anzahl teilnehmende Patienten pro Praxis: Praxis 1 Praxis 2 gesamt 1. Quartal 36 22 58 (April bis Juni) 2. Quartal 17 29 46 (Juli bis September) 3. Quartal 19 30 49 (Oktober bis Dezember) 4. Quartal 9 30 39 (Januar bis März) gesamt 81 111 192 51
Alter und Anzahl teilnehmende Patienten pro Praxis Jahre Eltern‐/Patienten‐Fragebogen (n=192) (aktuell in Auswertung) Fragen zu demografischen Aspekten der Begleitperson (Alter, Bildung, Erwerbstätigkeit, Anzahl der Kinder, …) Fragen zu versorgungsrelevanten Aspekten (Häufigkeit Arztbesuche, Entfernung von Wohnung zur Praxis, Wahrnehmung von Problemen, …) Fragen zu gesundheitsbezogenen Aspekten (Anlass des Artzbesuches, Gesundheitszustand des Kindes, …) 52
Arzt‐Fragebogen (n=373 Kontakte; aktuell in Auswertung) Fragen zu • Vorstellungsgrund des Kindes • Abrechnungsdiagnose • Weiterführende Behandlungsempfehlungen Grund des Arztbesuchs (Arzt‐Fragebogen, n=373 Kontakte) 53
Kooperation von Haus‐ und Kinder‐ und Jugend‐Ärzten in der ambulanten Versorgung von Kindern in ländlichen Regionen – Projekt Tandempraxen Zusammenfassend: 2 Tandems – 2 verschiedene Umsetzungen des Konzepts: Woldegk: Hausärztin behandelt die meisten Kinder auch selbst. Kinder mit gesundheitlichen Problemen, die der Hausärztin bekannt sind, werden gezielt an den Kinderarzt überwiesen. Goldberg: Hausarzt behandelt nur sehr wenige Kinder selbst. In den kinderärztlichen Sprechstunden werden viele Früherkennungs‐Untersuchungen und Impfungen durchgeführt. Weitere Aufgaben: Detaillierte Analysen Handlungsempfehlungen / Konzept für die Verstetigung des Konzepts Telemedizinische Nachbetreuung von psychiatrischen Patienten nach tagesklinischer Behandlung • Regelmäßige telefonische Kontakte und individualisierte SMS- Nachrichten • Ziel: Verbesserung der Endpunkte Angst, Depressivität und/oder Somatisierung 54
Telemedizinische Nachbetreuung von Patienten nach tagesklinischer Behandlung • drei-armige, prospektive randomisierte Studie: Intervention 1: regelmäßige Telefonate Intervention 2: regelmäßige Telefonate + SMS-Nachrichten Kontrollgruppe: übliche Betreuung • Interventionsdauer: 6 Monate • Einschlusskriterien: Diagnose Depression, Angst, Anpassungs- oder somatoforme Störungen, kurz vor Entlassung aus der psychiatrischen Tagesklinik • Ausschlusskriterien: rezidivierende Suizidkrisen, selbstverletzendes Verhalten • Endpunkte: Skalen der BSI-18 zu Depression, Angst und Somatisierung Individualisierte Intervention auf der Basis der Therapieziele Therapieziele • Exposition (z.B. außerhalb Kaffee trinken gehen, Bus oder Zug fahren) • soziale Kontakte pflegen • Telefonieren üben • Tagesrhythmus aufrecht erhalten • Tages- und Wochenstruktur schaffen • Klärung der beruflichen Perspektive (z. B. Bewerben, Umschulung, Qualifizierung) • am Umgang mit familiären Problemen arbeiten • Außenaktivitäten durchführen • Entspannungsübungen durchführen 55
Ergebnisse Anxiety Depression Somatization Group β (95 %CI)* p β (95 %CI)* p β (95 %CI)* p Control group 0 0 0 (ref.) 1.14 1.99 -0.55 Intervention 1 0.276 0.070 0.487 (-0.64, 3.28) (-0.17, 4.16) (-2.10, 1.01) 2.34 1.03 -0.29 Intervention 2 0.022 0.299 0.747 (0.37, 4.30) (0.93, 2.99) (-2.10, 1.51) Anxiety score at 0.34 -0.05 -0.02 0.015 0.761 0.874 baseline (0.07, 0.61) (-0.35, 0.26) (-0.26, 0.22) adjusted Depr. for sex, score at age, baseline -0.13 values of respective outcomes, 0.36 and number of-0.07 psychiatric comorbidities 0.164 0.004 0.489 baseline (-0.32, 0.06) Modell: Analysis of covariance (ANCOVA) (0.12, 0.60) (-0.26, 0.12) Somat. score at 0.04 -0.04 0.53 0.742 0.802
Integrierter Funktionsbereich Telemedizin - IFT Fortführung in der Regelversorgung mit 6 psychiatrischen Institutsambulanzen und Tageskliniken in der Region Vorpommern 60-70 Patienten/Quartal; 1,16 Stellen Tecla ‐ Hintergrund 12-Monats-Prävalenz: Schizophrenie: 2,6 % ; Bipolare Störung: 1,5 % Schizophrenie gehört zu den 10 Krankheiten mit höchster Anzahl an YLD (years of life lived with disability) Hohe soziale Kosten Frühberentung, Arbeitsverlust, reduzierte Arbeitsproduktivität Verminderung der Lebensqualität Medikamentöse Behandlung ist wesentlich: akut und oft ein Leben lang Non-Adhärenz ist ein Risikofaktor für Rückfalle und Hospitalisierung • Nur 35 – 50 % der Patienten sind adhärent • Adhärenz verschlechtert sich im Laufe der Zeit 57
Tecla - Ziel und Fragestellung Ziel der Studie: Entwicklung, Implementation und Evaluation eines telemedizinischen Versorgungskonzepts für Menschen mit Schizophrenie und bipolarer Störung Fragestellung: Sind nach sechs Monaten die Teilnehmer der Interventionsgruppe, die telemedizinische Interventionen erhält, adhärenter als die Teilnehmer der Kontrollgruppe, die die übliche ambulante Versorgung erhält? 115 Tecla Design Randomisierte kontrollierte Interventionsstudie Einschlusskriterien: • Diagnose Schizophrenie (F20.), schizoaffektive Störung (F25.) oder bipolare Störung (F31.) • (teil-)stationär behandelt (Station oder Tagesklinik), kurz vor Entlassung • ≥ 18 Jahre • unterschriebene Einverständniserklärung Ausschlusskriterien: • nächste geplante (teil-)stationäre Behandlung ≤ 6 Monate • Kein Besitz eines Telefons Beobachtungszeit: 6 Monate Assessments: • Baseline • 3-Monats-Follow-up • 6-Monats-Follow-Up 116 58
Tecla Intervention Telefonate mit qualifizierten Pflegefachkräften im Telemedizincenter alle zwei Wochen: Kombination aus offenem Gespräch und standardisierter Erhebung Wöchentlich individualisierte SMS-Nachrichten 117 Medication Adherence Report Scale (MARS-D) Self-Report Instrument Fokus auf Entdeckung der Non-Adhärenz ; nicht bedrohlich, nicht wertend formulierte Fragen 5 Items: Vergessen der Medikamenteneinnahme, selbstständige Dosisveränderung, Unterlassen der Einnahme für einige Zeit, bewusstes Auslassen einer Dosis, geringere Einnahme als verordnet 5-Likert-Skala (immer, oft, manchmal, selten, nie Score: 5 (absolut nicht-adhärent) bis 25 (vollständig adhärent) 118 59
Ergebnisse 119 Ergebnisse Logistische Regression, Intention-to-treat Score = 25: adhärent; Score ≤ 25 = nicht-adhärent Signifikanter Effekt der Intervention auf die Adhärenz (OR: 4,11; CI: 1,47 - 11,45; p = 0,007) 70 60 percentage of patients 50 40 non adherent 30 adherent 20 10 0 baseline IG baseline CG follow‐up IG follow‐up CG 120 60
Diskussion Signifikanter Einfluss der Telemedizin erst bei 6-Monats-Follow-Up längerfristige Wirkung Kontrolle auf Einfluss der sozialen Erwünschtheit KEIN signifikanter Einfluss MARS-D: Selbstauskunftsinstrument Überschätzung Adhärenz? Vorteil MARS-D: Gründe der Adhärenz werden miterfasst, Nutzung bei der Intervention Schlussfolgerung: Telemedizin verbessert signifikant die Adhärenz, ist eine zusätzliche niedrigschwellige Intervention, muss als langfristige Maßnahme angelegt werden. 121 Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit! 61
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