Schattenseiten - Nordhessen-Journal

Die Seite wird erstellt Yves Gross
 
WEITER LESEN
Der   Fußball                       und           seine
Schattenseiten

Es gibt kaum eine
größere
Unterhaltungsindustri
e als den Fußball.
Nicht nur liefern
sich Spitzenspieler
regelmäßig spannende
Duelle auf dem Rasen,
auch das Drumherum
ist in den letzten
Jahren immer mehr zum
Entertainment geworden.

Die beliebtesten Kicker vermarkten sich selbst in den sozialen
Netzwerken, und die Medien stürzen sich auf jedes noch so
kleine Ereignis rund um die Sportler.

Die Fans bekommen dabei nicht nur von den Stars ihre
Unterhaltung, sondern können sogar finanziell von ihnen
profitieren – indem sie Sportwetten, mit dem Geld, was sie
eventuell im Online Casino gewonnen haben, auf die Partien
abschließen. Aber der Fußball in der heutigen Form offenbart
auch immer mehr Schattenseiten.
Überlastete Spieler
Ein Blick auf den Fußball-Kalender zeigt: Die Spieler, die
sich auf höchstem Niveau bewegen, sind extremen Belastungen
ausgesetzt. Die Meisterschaft, einer oder gar mehrere
nationale Pokalwettbewerbe, dazu die Champions League und
Länderspiele mit der Nationalmannschaft: Der enge Zeitplan
sorgt dafür, dass die Kicker oft alle drei Tage auf dem Rasen
stehen und ihre beste Leistung zeigen müssen. Alle zwei Jahre
kommt noch eine kontinentale oder die Weltmeisterschaft dazu,
was dafür sorgt, dass der Sommerurlaub sehr kurz ausfällt.
Somit haben die Spieler kaum Gelegenheit, sich zu
regenerieren, was zu häufigeren Verletzungen führt. Außerdem
beenden immer mehr Kicker ihre Karriere mit Anfang 30, was
noch in jüngerer Vergangenheit als das beste Alter für einen
Fußballer galt. Trotz der Überbelastung ist nicht damit zu
rechnen, dass der Spielplan in naher Zukunft gelockert wird.
Stattdessen werden Welt- und Europameisterschaft mit noch mehr
Teams veranstaltet und neue Wettbewerbe wie die UEFA Nations
League sowie ein dritter Europapokal ab 2021 geschaffen. Der
Grund für die weiterhin steigende Menge an Spielen liegt auf
der Hand: Sehr vielen Menschen, die im Fußball involviert
sind, geht es darum, immer mehr Geld zu verdienen. Und das
meiste Geld bekommen sie, wenn der Ball rollt und die
Übertragungsrechte an TV- oder Internet-Sender verkauft
werden. Natürlich profitieren die Spieler finanziell stark
davon, wenn ihre Clubs große Gewinne machen – können sie sich
doch allerhand Luxus gönnen. In erster Linie sind es aber
Funktionäre, die sich die eigenen Taschen füllen.

[affilinet_performance_ad size=728×90]

Gewinne zu Lasten der Bürger
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in den Medien von
Verfehlungen berichtet wird, die sich Offizielle des
Weltverbands FIFA geleistet haben. Von Korruption ist die
Rede, von Geldwäsche und Steuerhinterziehung im großen Stil.
Die FIFA, die offiziell ein gemeinnütziger Verein ist und als
solcher kein Interesse an wirtschaftlichen Aspekten haben
dürfte, hat im Jahr 2018 mehr als eine Milliarde Euro
eingenommen. Zustande kam diese riesige Summe auch deshalb,
weil der Weltverband seine Gewinne aus der WM 2018 in Russland
nicht versteuern musste.

Seit einigen Jahren ist es gängige Praxis, dass die
Gastgeberländer     einer    Weltmeisterschaft     der   FIFA
Steuerfreiheit gewähren müssen. Diese geht dann zu Lasten der
Bürger. So hat die russische Regierung vor der WM verkündet,
dass die Mehrwertsteuer ab Januar 2019 von 18 auf 20 Prozent
erhöht wird. Zudem mussten bereits während des Turniers höhere
Gebühren für das Ausstellen von Dokumenten gezahlt werden.

    Quelle: Pixabay

Die Fußball-Elite
Auch die Clubs machen beim Geldverdienen fröhlich mit.
Manchester United hat im Jahr 2018 rund 676 Millionen Euro
verdient, mit 674 Millionen Euro liegt Real Madrid knapp
dahinter. Hinter dem FC Barcelona (648 Millionen) befindet
sich schon der FC Bayern München (588 Millionen) als
umsatzstärkster deutscher Verein auf Rang vier der Liste.

Mit Borussia Dortmund (Platz zwölf mit 333 Millionen Euro),
dem FC Schalke 04 (Platz 16 mit 230 Millionen) und Borussia
Mönchengladbach (Platz 25 mit 169 Millionen) gehören drei
weitere Clubs aus Deutschland zu den europäischen
Spitzenverdienern. Die Gewinne der Top-Teams haben sich im
Laufe der vergangenen Jahre vervielfacht.

So lag der Gewinn von Bayern München in der Saison 2001/2002
noch bei 173 Millionen, der von Real Madrid sogar nur bei 138
Millionen Euro. Diese Zahlen zeigen schon, dass sich in
jüngster Vergangenheit eine Art Fußball-Elite herausgebildet
hat. Teams wie Real, Bayern und Barcelona dominieren
regelmäßig die Champions League, wofür sie riesige Prämien
erhalten. Davon kaufen sie sich die besten Spieler und haben
dadurch einen noch größeren Vorsprung gegenüber den anderen
Clubs.

Diese Spirale hat dafür gesorgt, dass der europäische Verband
UEFA extrem von seinen Spitzenclubs abhängig ist. Er braucht
sie als Zugpferde und ist deshalb gezwungen, ihnen immer mehr
Geld zu geben. Andernfalls treten die Vereine aus der UEFA aus
und gründen ihre eigene Liga.

Über die entsprechenden Pläne für die Gründung einer European
Super League haben Medien wie der Spiegel Ende 2018 berichtet.
Demnach haben elf Clubs, unter ihnen Bayern München, vor,
ihrer nationalen Meisterschaft den Rücken zu kehren und fortan
nur noch in der geschlossenen europäischen Superliga zu
spielen. Unklar ist jedoch, ob es sich dabei um ein konkretes
Vorhaben handelt oder lediglich um ein Instrument, um die UEFA
weiter unter Druck zu setzen.

Die kommerzielle „Mannschaft“
Längst ist auch die Nationalmannschaft auf den Zug der
Gewinnmaximierung aufgesprungen. Seit Juni 2015 nennt sie sich
„Die Mannschaft“, um sich auch im Ausland besser vermarkten zu
können. Nicht nur wegen dieser Namensgebung haben viele Fans
das Gefühl, dass die Nationalelf mittlerweile zu einem
künstlichen Produkt geworden ist. Auch die Gründung vom „Fan
Club Nationalmannschaft“ erweckt den Eindruck, dass sich das
Team immer mehr von seinem Publikum entfernt. Dies zeigt sich
ebenfalls daran, dass die Anzahl der Zuschauer bei
Länderspielen seit Jahren rückläufig ist. Nachdem das Team bei
der WM 2018 schon in der Vorrunde ausgeschieden war, kündigte
ihr Manager Oliver Bierhoff an, die Marketing-Aktivitäten zu
überdenken. Unter anderem sollte der Begriff „Die Mannschaft“
geprüft werden. Im Dezember 2018 verkündete der DFB
allerdings, dass an dem Slogan festgehalten werden soll.
Umfragen hätten ergeben, dass er bei Frauen und jungen Männern
auf viel Akzeptanz stößt. Lediglich Männer ab 60 lehnen ihn
mehrheitlich ab. Bierhoff hat jedoch vor, den Slogan fortan
dezenter einzusetzen. Im Grunde sollte es ohnehin nicht um
Wörter gehen, sondern um gute Leistungen auf dem Platz. Denn
nur mit denen kann die Nationalmannschaft ihr Image wieder
verbessern und ihre Fans begeistern.
Sie können auch lesen