Schule digital - der Länderindikator 2021 - Deutsche Telekom ...
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Schule digital – der Länderindikator 2021 Eine repräsentative Befragung von Lehrkräften zum Lernen mit digitalen Medien Eine Zusammenfassung · November 2021 FOTO: MONTAGE SEITENPLAN Die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben sämtliche Schulen gezwungen, im Unter- richtsbetrieb deutlich stärker auf digitale Lehr- und Lernmittel zu setzen. Bereits vor diesem ZUR STUDIE Einschnitt wollten Bund und Länder mit dem „Digitalpakt Schule“ fünf Milliarden Euro über Der komplette Ergebnisbericht „Schule einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung stellen, um die technische Infrastruktur für digital – der Länderindikator 2021“ steht den Unterricht mit digitalen Medien anzuschaffen. Hat all dies für den dringend benötigten zur Verfügung unter: Durchbruch bei der Nutzung digitaler Lehr- und Lernmittel in Deutschland gesorgt? Diese telekom-stiftung.de/laenderindikator Frage beantwortet die Studie „Schule digital – der Länderindikator 2021“. Mit einer vierten Erhebung – nach den Länder- zeigt einmal mehr umfassend, wie weit digitale indikatoren 2015, 2016 und 2017 – liefert die Medien bereits Teil der Unterrichtsrealität sind, Untersuchung aktuelle Informationen zum Leh- und macht Entwicklungen im Bundesländer- ren und Lernen mit digitalen Medien in den all- vergleich sichtbar. Die Stichprobe des Länder- gemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I indikators 2021 ist repräsentativ gezogen und in Deutschland. Die Deutsche Telekom Stiftung berücksichtigt die Verteilung der Lehrkräfte der hat diese Studie in Auftrag gegeben, die von Sekundarstufe I in Deutschland hinsichtlich des einem Wissenschaftsteam unter der Leitung Alters, des Geschlechts sowie der Schulformen. von PD Dr. Ramona Lorenz (Technische Univer- Um die disproportionale Verteilung der Lehr- sität Dortmund) im Sommer 2021 durchgeführt kräfte in der Stichprobe hinsichtlich der Bundes- wurde. Die repräsentative Befragung von ins- länder auszugleichen, wurde in den Analysen gesamt 1.512 Lehrkräften der Sekundarstufe I eine entsprechende Gewichtung genutzt.
LÄNDERINDIKATOR 2021 Die Studie konzentriert sich auch im Jahr 2021, Weitere aktuelle mit einem Abstand von vier Jahren zum vorange- Entwicklungen analysiert gangenen Länderindikator, auf zentrale Themen des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien: Zusätzlich werden mit der Studie „Schule digi- tal – der Länderindikator 2021“ weitere aktu- IT-Ausstattung der Schulen und IT-Support elle Entwicklungen im Kontext der Digitalisie- Nutzung digitaler Medien im Unterricht rung beschrieben. Als inhaltliche Vertiefungen Förderung der computer- und informationsbe- werden 2021 erstmals folgende Schwerpunkte zogenen Kompetenzen der Schülerinnen und aufgegriffen: Schüler Kompetenzen von Lehrpersonen im Umgang Entwicklungen durch Investitionsmaßnahmen mit digitalen Medien im Unterricht Entwicklungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie Dabei werden die identischen Fragestellungen Fortbildung von Lehrkräften beziehungsweise Indikatoren genutzt wie bei den vorherigen Studien. So lassen sich aktuelle Entwicklungen der Digitalisierung in den Schu- len aus Sicht der Lehrkräfte im Vergleich zur Situation im Jahr 2017 präzise aufzeigen. 1 GESAMTÜBERSICHT DES BUNDESLÄNDERVERGLEICHS Das Ergebnis sämtlicher Antworten der Lehr- 26 Indikatoren sind in die Bewertung eingeflossen kräfte wurde erneut zu einem Gesamtüberblick der Resultate in den einzelnen Bundesländern zusammengeführt (siehe Abbildung 1). In die- ser Deutschlandkarte sind diejenigen Länder grün eingefärbt, die aus Sicht der Befragten Schleswig- vergleichsweise weit fortgeschritten sind und Holstein Mecklenburg- besonders häufig (mindestens neunmal) in der Vorpommern oberen Ländergruppe vertreten sind. Die gelbe Hamburg Einfärbung beschreibt ein Mittelfeld; dagegen sind diejenigen Länder rot markiert, wo nach Bremen Meinung der Lehrkräfte größerer Handlungsbe- Niedersachsen darf besteht. Berlin Brandenburg Sachsen- Anhalt Nordrhein- Westfalen Sachsen Thüringen Hessen Mindestens neun Mal in der oberen Ländergruppe Rheinland- vertreten = Spitzengruppe. Pfalz Weder mindestens neun Mal in der oberen noch mindestens neun Mal in Saarland der unteren Ländergruppe vertreten = Mittelfeld. Bayern Mindestens neun Mal in der unteren Ländergruppe Baden- vertreten = verstärkter Württemberg Handlungsbedarf. Quelle: Technische Universität Dortmund, Institut für Schulentwicklungsforschung 2 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 1 IT-Ausstattung der Schulen und IT-Support Wer im Unterricht die Medienkompetenzen der Ein positiver Trend auf bundesweitem Niveau Schülerinnen und Schüler fördern und eine digi- ergibt sich hingegen, wenn man auf die WLAN- tale Lernumgebung nutzen will, benötigt eine Verfügbarkeit in den Unterrichtsräumen schaut. funktionierende IT-Infrastruktur samt fachge- Mittlerweile bestätigen immerhin mehr als rechter Unterstützung sowie einen ausreichen- drei Fünftel der Lehrpersonen (61,1 Prozent), den Internetzugang. Daher ist es ein Alarmsi- dass die Klassenräume an ihren Schulen einen gnal, dass nur etwas mehr als die Hälfte (56,6 WLAN-Zugang haben. Im Vergleich zum Jahr Prozent) der befragten Lehrpersonen die IT- 2017 (40,5 Prozent) ist dieser Anteil deutlich Ausstattung an ihren Schulen als ausreichend gestiegen. Darüber hinaus hat sich die Verfüg- 53,7 bewertet – und vor allem, dass sich dieser Wert barkeit von Lern-Management-Systemen zur im Vergleich zur Erhebung 2017 (mittlerer bun- desweiter Zustimmungsanteil: 55,6 Prozent) kaum verbessert hat. Nutzung für Lehrkräfte und Schüler erhöht: von 40,1 Prozent im Jahr 2017 auf nun 78,7 Prozent. % Blickt man auf die einzelnen Bundesländer, Wenn es um die ausreichende Verfügbarkeit zeigt sich, dass die Lehrkräfte in Sachsen- der Lehrkräfte eines Internetzugangs an der eigenen Schule Anhalt und Bremen vergleichsweise zufrieden geht, fällt das Urteil der Lehrkräfte 2021 im Ver- mit der IT-Infrastruktur und der technischen wie geben an, dass es gleich zu 2017 sogar noch kritischer aus: Wäh- pädagogischen Unterstützung vor Ort sind. Im eine ausreichende rend 2017 mehr als zwei Drittel (67,3 Prozent) Gegensatz dazu bescheinigen ihre Kollegen in der Befragten diesen Punkt als ausreichend Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem Verfügbarkeit eines bezeichneten, sind es 2021 nur 53,7 Prozent. Saarland, Sachsen sowie vor allem in Thüringen Internetzugangs Ähnliches gilt für die technische Unterstüt- hier große Defizite an ihren Schulen. gibt. zung, die aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer nach wie vor großes Verbesserungspotenzial aufweist. 2 Nutzung digitaler Medien im Unterricht Die technische Ausstattung zu haben, ist das zu 2017 einen deutlichen Entwicklungsschub eine – sie möglichst gewinnbringend und häu- gegeben. Der Anteil der Lehrkräfte der Sekun- fig für das Lehren und Lernen zu nutzen, das darstufe I in Deutschland, der digitale Medien andere. Maßgeblich dafür sind schulische Medi- regelmäßig, mindestens wöchentlich im Unter- enkonzepte, der kontinuierliche Erfahrungsaus- richt nutzt, ist von 50,1 Prozent (2017) auf 73,3 tausch der Lehrkräfte sowie deren persönliche Prozent (2021) angestiegen. Auffällig ist auch, Einstellungen zum Einsatz digitaler Medien. dass in drei Bundesländern der Anteil der Lehr- Hinzu kommt: Für die lernförderliche Wirkung personen, die digitale Medien täglich im Unter- digitaler Medien ist nicht allein die Häufigkeit richt verwenden, mittlerweile bei fast 50 Prozent des Einsatzes entscheidend, sondern vor allem oder sogar darüber liegt (Bremen: 47,4 Prozent, deren Qualität sowie die fachdidaktische Ein- Rheinland-Pfalz: 53,5 Prozent und Bayern 68,6 bettung in den Unterricht. Prozent). Der Anteil derjenigen Lehrkräfte, der angibt, digitale Medien im eigenen Unterricht Der Länderindikator 2021 zeigt: Hinsichtlich nicht einzusetzen, hat tendenziell abgenom- der Häufigkeit des Einsatzes digitaler Medien men: Während 2017 etwa 3,7 Prozent „nie“ digi- zum Lehren und Lernen hat es im Vergleich tale Medien genutzt haben, sind es 2021 nur 3 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 noch 1,8 Prozent. Festzuhalten bleibt: Seit 2017 Im Bundesländervergleich lässt sich festhalten, verwenden in allen Bundesländern zwar immer dass es Bayern, Berlin, Bremen und Sachsen- mehr Lehrpersonen mindestens wöchentlich Anhalt bei der schulischen Nutzung digitaler digitale Medien im Unterricht. Die Daten für die Medien durch Lehrkräfte bei jeweils mindestens tägliche Nutzung, also die Integration digitaler vier der neun Bewertungspunkte in die obere Medien in den Unterrichtsalltag der Lehrkräfte, Ländergruppe schaffen. Baden-Württemberg, zeigen jedoch weiterhin für alle Bundeslän- Schleswig-Holstein und Thüringen gehören in der erheblichen Entwicklungsspielraum (siehe mindestens vier Kategorien der unteren Länder- Abbildung 2). gruppe an. Im Rahmen des Länderindikators 2021 bestäti- gen mittlerweile gut zwei Drittel (67,7 Prozent) der befragten Lehrerinnen und Lehrer, dass an ihrer Schule ein Medienkonzept vorhanden ist (2017: 56,6 Prozent). Umgekehrt bedeutet dies jedoch auch: An rund einem Drittel der Schulen 2 NUTZUNGSHÄUFIGKEIT DIGITALER MEDIEN IM UNTERRICHT liegt nach wie vor keine Orientierungsgrundlage in Prozent, Differenzen zu 100 Prozent resultieren aus dem Rundungsverfahren zum Medieneinsatz vor. Immer häufiger arbeiten die Lehrkräfte zusam- Bayern 69 18 11 3 men. Mit 17,7 Prozent gibt rund jeder Sechste Sachsen-Anhalt 29 54 12 6 und damit ein deutlich höherer Anteil als 2017 Sachsen 32 49 11 8 2 an (9,9 Prozent), mindestens einmal im Monat mit Kollegen gemeinsam computergestützte Bremen 47 31 12 10 Unterrichtseinheiten zu entwickeln. Zudem Saarland 43 33 23 2 berichten mehr Lehrerinnen und Lehrer über Berlin 22 53 19 3 3 Workshops zu computergestütztem Unterricht Brandenburg 20 54 26 an ihrer Schule (2017: 42,5 Prozent, 2021: 58,3 Prozent). Rheinland-Pfalz 54 20 14 11 2 Deutschland 39 34 17 8 2 Ebenfalls positiv: Die Einstellung, dass der Ein- satz digitaler Medien die Leistungen der Schü- Niedersachsen 35 37 16 10 1 lerinnen und Schüler verbessert, wird im Jahr Baden-Württemberg 42 28 14 14 3 2021 von 46,4 Prozent der Lehrpersonen ver- Hessen 36 34 13 14 4 treten. Auch hier besteht zwar noch Luft nach oben, dennoch liegt der Wert deutlich höher als Mecklenburg-Vorpommern 36 32 15 16 1 derjenige, der 2018 im Rahmen der ICILS-Erhe- Schleswig-Holstein 24 43 25 6 2 bung (International Computer and Information Nordrhein-Westfalen 25 42 23 8 2 Literacy Study) für Deutschland (34,7 Prozent) erhoben wurde. Thüringen 32 34 20 14 Hamburg 16 41 26 16 1 0 20 40 60 80 100 Jeden Tag Mindestens einmal in der Woche, aber nicht jeden Tag Mindestens einmal im Monat, aber nicht jede Woche 17,7 Seltener als einmal im Monat Nie % Wöchentliche Nutzungsrate liegt signifikant über dem durchschnittlichen Anteil für Deutschland (p < .05) Wöchentliche Nutzungsrate liegt signifikant unter dem durchschnittlichen Anteil für Deutschland (p < .05) der Lehrkräfte entwickeln Quelle: Technische Universität Dortmund, Institut für Schulentwicklungsforschung mindestens einmal im Monat mit Kollegen gemeinsam computerge- stützte Unterrichtseinheiten. 4 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 3 Förderung der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler Digitale Medien und Endgeräte sind immer bei 56,4 Prozent. Diese gleichbleibende Ten- mehr Teil unseres Alltags und daraus nicht mehr denz gilt sowohl für das Basiswissen, wie etwa wegzudenken. Die Kultusministerkonferenz hat der Bearbeitung von Tabellen, Grafiken oder 2016 mit ihrer Strategie „Bildung in der digita- Texten (bundesweiter Durchschnittswert: 59,4 len Welt“ festgelegt: Damit junge Menschen ler- Prozent), bis hin zu anspruchsvolleren Fähigkei- nen, diese Medien eigenständig und verantwor- ten der Schüler, etwa die Glaubwürdigkeit und tungsvoll für sich zu nutzen – unabhängig vom Nützlichkeit ermittelter Informationen richtig familiären Bildungshintergrund –, sollten com- einschätzen zu können (bundesweiter Durch- puter- und informationsbezogene Kompeten- schnittswert: 70,2 Prozent). 70,2 zen in der Schule gezielt vermittelt werden. Der Länderindikator zeigt 2021 zum vierten Mal, wie Im Bundesländervergleich 2021 gelangen hier- Lehrkräfte die Kenntnisse und Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler fördern. bei Bremen, Berlin und Niedersachsen bei vier beziehungsweise drei von fünf Bewertungskrite- % rien in die obere Ländergruppe. Dagegen befin- Das ernüchternde Ergebnis vorweg: Im Trend- den sich Baden-Württemberg, Bayern, Mecklen- vergleich sind für Deutschland insgesamt keine burg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt jeweils der Schülerinnen statistisch signifikanten Verbesserungen bei bei drei Indikatoren in der unteren Gruppe. und Schüler können die der Förderung computer- und informationsbe- zogener Fähigkeiten festzustellen. Zum Erhe- Glaubwürdigkeit und bungszeitpunkt 2017 haben 59,4 Prozent der Nützlichkeit ermittelter Lehrkräfte hierzu grundlegende Kompetenzen Informationen richtig angeleitet und gefördert; 2021 liegt dieser Wert einschätzen. 4 Kompetenzen von Lehrpersonen im Umgang mit digitalen Medien im Unterricht Die Lehrkräfte sind und bleiben der Dreh- und Insbesondere wenn es darum geht, digi- Angelpunkt beim Lehren und Lernen. Für eine tale Medien auszuwählen, mit denen sich die erfolgreiche Mediennutzung im Unterricht brau- Fachinhalte im Unterricht besser vermitteln las- chen sie daher die passenden Fähigkeiten: Sie sen: 2021 bestätigen gut vier Fünftel (82,0 Pro- sollten mit digitalen Medien und Endgeräten zent) der Befragten, dass sie dazu in der Lage nicht nur rein technisch umgehen können, son- sind. Vor vier Jahren waren es noch 76,6 Prozent, dern diese auch so einsetzen, dass sie auf diese die sich zutrauten, digitale Medien auf diese Weise Fachinhalte anschaulicher vermitteln. Weise im Unterricht zu verwenden. 77,0 Prozent der Lehrkräfte geben aktuell an, ihren Unterricht Der Länderindikator 2021 zeigt, dass die so gestalten zu können, dass sie die fachlichen Befragten sich in der Lage sehen, fachliche Inhalte, die eingesetzten digitalen Medien sowie Inhalte, pädagogische Lehrmethoden und digi- angewandte Lehrmethoden angemessen kom- tale Medien gleichermaßen im Unterricht zu binieren können. berücksichtigen und aufeinander abzustimmen. 5 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 Darüber hinaus wurden die Lehrpersonen Für die Selbsteinschätzung medienbezogener gefragt, ob sie andere Kollegen anleiten kön- Kompetenzen der Lehrkräfte wurden fünf Indi- nen, im Unterricht Fachinhalte, den Einsatz digi- katoren zugrunde gelegt. Sachsen, Sachsen- taler Medien sowie geeignete Lehrmethoden Anhalt und Schleswig-Holstein schaffen es in aufeinander abzustimmen. Während der bun- die obere Ländergruppe in jeweils vier der fünf desweite Mittelwert im Jahr 2017 noch bei 43,0 Kategorien. Niedersachsen findet sich hinge- Prozent lag, steigt dieser Wert aktuell immer- gen bei drei der fünf Indikatoren in der unteren hin auf 51,7 Prozent. Dieser positive Trend ist Gruppe wieder, Nordrhein-Westfalen bei vier. gerade im Hinblick auf die Kooperation unter Brandenburg ist das einzige Bundesland, in „WICHTIGE GRUNDLAGEN Lehrkräften, die als zentraler Erfolgsfaktor für dem der Zustimmungsanteil der Lehrpersonen den Einsatz digitaler Medien im Unterricht gilt, in allen fünf Kategorien vergleichsweise niedrig FÜR DEN UNTERRICHT MIT als erfreuliche, wenn auch noch nicht ausrei- ausfällt. DIGITALEN MEDIEN HABEN SICH chende Entwicklung zu verbuchen. VERBESSERT. DAS BETRIFFT ETWA DIE WLAN-AUSSTATTUNG IN DEN KLASSEN UND DIE NUTZUNG VON LERNPLATTFORMEN.“ Dr. Thomas de Maizière 5 Entwicklungen durch Investitionsmaßnahmen In den zurückliegenden Jahren und Monaten beziehungsweise Lernplattformen an ihrer haben der Bund und die Länder große finanzi- Schule positiv entwickelt hat. Weiterer Förder- elle Mittel für Schulen beziehungsweise Schul bedarf scheint besonders beim Breitbandaus- träger bereitgestellt, mit denen Digitalisierungs- bau zu bestehen: Eine erhöhte Breitbandverfüg- prozesse im Unterricht vorangetrieben werden barkeit an ihrer Schule aufgrund von Geldern sollen. An erster Stelle ist hier der „Digitalpakt aus Investitionsprogrammen wird von weniger Schule“ zu nennen; hinzu kommen zahlreiche als der Hälfte (43,5 Prozent) der Lehrpersonen weitere Maßnahmen in den einzelnen Bundes- wahrgenommen. ländern. Die Medien berichteten jedoch regel- mäßig, dass diese Investitionsmittel nur schlep- Im Bundesländervergleich schneiden bei die- pend abgerufen werden. Bleibt zu klären: Wie sem Untersuchungsaspekt Baden-Württem- bewerten die Lehrkräfte in den einzelnen Bun- berg, Bremen und Nordrhein-Westfalen ver- desländern die Auswirkungen dieser Investiti- gleichsweise gut ab: Bei drei der fünf zugrunde onsprogramme vor Ort in ihren Schulen? Sind gelegten Bewertungskriterien liegen diese Bun- die versprochenen Mittel bereits „angekom- desländer in der oberen Gruppe – dicht gefolgt men“? Hat sich etwas dank dieser Aktivitäten von Bayern, Hessen und Sachsen-Anhalt. Stär- von Bund und Ländern verbessert? Der Län- kere Defizite bestehen dagegen aus Sicht der derindikator 2021 zeichnet dazu ein erstes Lehrkräfte in Hamburg, Mecklenburg-Vor- Gesamtbild. pommern und Thüringen. Sie finden sich bei jeweils drei der fünf Indikatoren in der unteren Immerhin vier Fünftel (80,5 Prozent) der Lehr- Ländergruppe. personen stellen – im Zuge der Förderinitiativen von Bund und Ländern innerhalb der letzten zwei Jahre – an ihrer Schule Verbesserungen bei Lernplattformen sowie Lernmanagement- systemen fest. Eine höhere WLAN-Verfügbarkeit in Klassenräumen aufgrund von Investitions- programmen nehmen immerhin 71,3 Prozent der Lehrpersonen wahr. Zudem geben gut drei Fünftel (61,1 Prozent) der Befragten an, dass sich die Bereitstellung von Cloud-Lösungen 6 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 6 Entwicklungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie Wie kaum ein Phänomen zuvor in der jüngeren Zusätzlich wurden die Lehrpersonen befragt, Vergangenheit hat die Corona-Pandemie seit wie sich ein „funktionierender“ Unterricht in März 2020 zu ebenso zahlreichen wie tiefgrei- der Pandemiezeit (bis zum Erhebungszeitraum fenden Maßnahmen der Re-Organisation von Sommer 2021) organisieren ließ. 68,3 Prozent Schule und Unterricht geführt. Vor allem wäh- der Lehrpersonen schätzen, dass die Medi- rend der Schulschließungen und des sogenann- enkompetenz der Schülerinnen und Schü- ten Distanzunterrichts haben die Lehrkräfte und ler ausreichend war beziehungsweise ist, um Schulleitungen – in bundesweit unterschiedli- am digital gestützten Unterricht aktiv teilneh- chem Ausmaß – auf digital gestützte Formate men zu können. Etwa 64,8 Prozent der Lehr- zurückgegriffen und diese für die neuen Rah- kräfte geben an, dass sie mit ihren Kollegen menbedingungen weiterentwickelt. eng zusammengearbeitet und ihre Erfahrungen 73,6 zum digital gestützten Unterricht ausgetauscht Diese Ausnahmesituation hat die Schulen ins- besondere vor technische Herausforderun- haben. Dass die Lehrpersonen dabei an wich- tige Vorarbeiten in ihrer Schule anknüpfen kön- % gen gestellt. Fast drei Viertel (73,6 Prozent) der nen, bestätigt etwas mehr als der Hälfte (54,1 befragten Lehrkräfte in Deutschland geben an, Prozent) der Befragten. Besonders erfreulich: dass es für Schülerinnen und Schüler die Mög- Mehr als vier Fünftel (83,5 Prozent) der Lehr- der Lehrkräfte geben lichkeit gab, digitale Geräte wie Laptops oder kräfte sagen, dass sie nach den Erfahrungen Tablets auszuleihen, falls zu Hause keine aus- in der Coronazeit auch künftig digitale Medien an, dass es für Schülerin- reichende Ausstattung für das Lernen im Dis- intensiver und vielfältiger in Lehr- und Lernsitua- nen und Schüler die tanzunterricht vorhanden war. Dass sich diese tionen einsetzen werden. Situation seit Beginn der Corona-Pandemie ver- Möglichkeit gab, bessert hat, haben drei Fünftel (60,1 Prozent) Betrachtet man dazu die Bundesländer im Ver- während der Corona- der Lehrpersonen wahrgenommen. gleich, ergibt sich erneut ein differenziertes Pandemie Laptops oder Bild mit Bremen und Sachsen-Anhalt im oberen Lediglich etwa zwei Fünftel der Lehrkräfte (41,7 Bereich sowie Hamburg und Rheinland-Pfalz Tablets auszuleihen. Prozent) bestätigen hingegen, dass finanzielle auf den hinteren Plätzen. Positiv festzuhalten Mittel zur Sicherstellung des digital gestütz- bleibt allerdings, dass selbst schwächer plat- ten Lehrens und Lernens problemlos verfügbar zierte Bundesländer sich auf einem vergleichs- waren. Auch zwei weitere technische Aspekte weise hohen Niveau (74,4 Prozent) bewegen, werden von der Mehrheit negativ beurteilt: aus- etwa wenn es darum geht, digitale Lehr- und reichende Verfügbarkeit von Computern oder Lernmittel über die Pandemiezeit hinaus zu Laptops für Lehrkräfte während des Distanz- nutzen. und Wechselunterrichts (46,2 Prozent) sowie reibungslose administrative Vorgänge bei der Während der Corona-Pandemie war für alle Beschaffung von digitalen Lehr-Lern-Materialien Schulen ein Wechsel zwischen Präsenz- und (40,3 Prozent). Gerade bei diesen drei kritisch Distanzunterricht unumgänglich. Dies stellte die bewerteten Themen hat sich auch im Laufe der Lehrkräfte vor besondere Herausforderungen, Pandemiezeit nur wenig verbessert. nämlich neue Formate zur Leistungsbewertung zu entwickeln und im Schulalltag zu erproben. Im Bundesländervergleich zur technischen Aus- In diesem Zusammenhang geben mehr als drei stattung während der Pandemie schneiden Fünftel (62,9 Prozent) der Befragten an, dass Baden-Württemberg, Bayern und Bremen ver- sie Protokolle, Dokumentationen oder andere gleichsweise gut ab. Auf Nachholbedarf weisen schriftliche, längerfristige Aufgaben als Grund- hingegen die Ergebnisse für Brandenburg, das lage für die Leistungsbewertung genutzt haben. Saarland und Thüringen hin: Thüringen findet Etwa die Hälfte (49,6 Prozent) der Lehrpersonen sich bei allen vier Bewertungskriterien in der hat hauptsächlich Referate und Präsentationen unteren Ländergruppe, Brandenburg und das der Schülerinnen und Schüler zur Leistungs- Saarland bei jeweils drei Indikatoren. bewertung zugrunde gelegt. Daneben haben rund 30 Prozent der Lehrkräfte Klassenarbeiten durch digital gestützte Prüfungsformate ersetzt. 7 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 Im Bundesländervergleich zur Leistungsbewer- Hamburg und Hessen mit einer durchschnittli- tung während der Coronazeit schneiden vor chen Quote von 48,6 Prozent in die obere Län- allem Hessen, Bremen sowie Berlin nach Auf- dergruppe schaffen, bringen es deren Kollegen fassung der Lehrer gut ab. Weniger Dynamik in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpom- und Flexibilität weisen hingegen Baden-Würt- mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig- temberg und Mecklenburg-Vorpommern auf. Holstein jeweils lediglich auf durchschnittlich Besonders beim Ersetzen von Klassenarbeiten 14,7 Prozent. durch digital gestützte Prüfungsformate trennt sich die Spreu vom Weizen (siehe Abbildung 3): „ALLE VERANTWORTLICHEN Während es die Lehrkräfte in Berlin, Bremen, MÜSSEN DAS TEMPO DEFINITIV ANZIEHEN UND SCHNELLER GRÖSSERE FORTSCHRITTE MACHEN – ETWA BEI DEN BREITBANDANSCHLÜSSEN UND 3 NUTZUNGSHÄUFIGKEIT DIGITALER MEDIEN IM UNTERRICHT VOR ALLEM AUCH BEI DER UNTER- Anteile der Lehrpersonen, die angeben, dass sie Klassenarbeiten während der Corona-Pandemie STÜTZUNG DER LEHRKRÄFTE. durch digital gestützte Prüfungsformate ersetzt haben MIT IHNEN STEHT UND FÄLLT in Prozent, Kategorie Zustimmung Bandbreite der Lehrerzustimmung in der jeweiligen Gruppe GUTER UNTERRICHT IN DER DIGITALEN WELT.“ Höhere Lehrerzustimmung 48,6 % Berlin Dr. Thomas de Maizière Bremen Hamburg Hessen Mittlere Lehrerzustimmung Bayern Brandenburg 32,8 % Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Thüringen Niedrigere Lehrerzustimmung Baden-Württemberg 14,7 % Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Durchschnittlicher Anteil für Deutschland: 30,7 % 0 10 20 30 40 50 60 Quelle: Technische Universität Dortmund, Institut für Schulentwicklungsforschung 8 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 7 Fortbildung von Lehrkräften Eine erfolgreiche Förderung der computer- (54,6 Prozent), an Webinaren, digitalen Bar- und informationsbezogenen Kompetenzen von camps oder ähnlichen digitalen Fortbildungen Schülern steht und fällt mit der Kompetenz der zu Themen der Digitalisierung im Unterricht Lehrkräfte, digitale Medien im Unterricht profes- (46,9 Prozent) beziehungsweise zur Unterstüt- sionell und zielgerichtet einzusetzen. Im Rah- zung individualisierten Lernens von Schülern men des Länderindikators 2021 wurden die (50,5 Prozent) teilgenommen haben. Lehrpersonen daher umfangreich zur medien- bezogenen Professionalisierung und Fortbil- Bei Fortbildungen zu Anwendungsbereichen dung befragt. der Digitalisierung im Unterricht hat Bayern 54,6 die Nase vorn. Dahinter folgen Berlin, Bre- Ergebnis: Etwa die Hälfte der Befragten berich- tet, dass sie in den zurückliegenden zwei Jah- ren – also im Zeitraum Sommer 2019 bis Som- men, Mecklenburg-Vorpommern und Sach- sen-Anhalt. Nachholbedarf gibt es beson- ders in den Ländern Baden-Württemberg und % mer 2021 – an Kursen zur Integration von Niedersachsen. digitalen Medien in Lehr- und Lernprozesse der Lehrerinnen und Lehrer haben in den zurück liegenden zwei Jahren an Fazit Kursen zur Integration Der Länderindikator 2021 macht deutlich, dass deutlich. „Die neuen Daten zeigen aber auch, von digitalen Medien in sich die Bundesländer beim Thema „Digitale dass die Investitionen noch nicht dazu führen, Lehr- und Lernprozesse Lehr- und Lernmittel im Unterricht“ weiterhin dass die deutschen Schulen bei der Digitalisie- in unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwi- rung so erfolgreich sind wie Schulen in anderen teilgenommen. ckeln und unterschiedliche Schwerpunkte set- Ländern. Angesichts der erheblichen Summen zen. Dies führt unweigerlich dazu, dass die Bil- aus dem Digitalpakt und trotz der dringenden dungschancen von Kindern und Jugendlichen Notwendigkeit des Einsatzes digitaler Mittel für sowie die Rahmenbedingungen des Lehrens den Unterricht ist der Fortschritt seit 2017 nicht und Lernens – trotz bundesländerübergreifen- ausreichend. Alle Verantwortlichen müssen das der Strategien und Maßnahmen in Deutsch- Tempo definitiv anziehen und schneller größere land – stark vom jeweiligen Wohnort abhängen. Fortschritte machen – etwa bei den Breitband- anschlüssen und vor allem auch bei der Unter- Diese ersten Ergebnisse zeigen einerseits stützung der Lehrkräfte. Mit ihnen steht und fällt durchaus positive Entwicklungen über die Jahre guter Unterricht in der digitalen Welt. Und dafür auf. Andererseits wird auch überdeutlich, dass brauchen Lehrerinnen und Lehrer nicht nur her- einzelne Fortschritte bei der digitalisierungs- vorragende technische Bedingungen, sondern bezogenen Schulentwicklung und Professio- auch Fortbildungsangebote, die sie in ihrer päd- nalisierung der Lehrkräfte viel zu langsam und agogischen Arbeit weiterbringen.“ nicht nachhaltig genug umgesetzt werden. Hier müssen alle Bundesländer deutlich an Tempo zulegen. „Ein Ziel der Neuauflage des Länderindikators war es, die Wirkung der Investitionsprogramme von Bund und Ländern für Schulen und Lehr- kräfte unter die Lupe zu nehmen. Hier zeigt sich, dass die Maßnahmen von den Lehrkräf- Neben den hier vorgelegten Resultaten des ten positiv wahrgenommen werden, zum Bei- Länderindikators 2021 werden in den kom- spiel weil sich dadurch wichtige Grundlagen menden Monaten für die sieben betrachteten für den Unterricht mit digitalen Medien spürbar Einzelbereiche erweiterte und vertiefende verbessert haben. Das betrifft etwa die WLAN- Analysen vorgelegt. Hinzu kommen weiterfüh- Ausstattung in den Klassen und die Nutzung rende Untersuchungen darüber, wie sich die von Lernplattformen“, macht Dr. Thomas de Digitalisierungsprozesse an deutschen Schu- Maizière, Vorsitzender der Telekom-Stiftung, len nachhaltig erfolgreich steuern lassen. 9 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
LÄNDERINDIKATOR 2021 Die wichtigsten Befunde im Überblick Positiver Trend der Nutzung digitaler Medien Mit Blick auf die Häufigkeit des Einsatzes digitaler Medien zum Lehren und Lernen lässt sich für das Jahr 2021 im Vergleich zu 2017 ein deutlicher Entwicklungsschub aufzeigen. In der wöchentlichen Nutzung digitaler Medien sind für alle Bundesländer tendenziell Anstiege festzustellen, wenngleich eine tägliche Integration im Unterricht häufig noch die Ausnahme bleibt. Medienbezogene Kompetenzen von Lehrkräften weiter steigend Bei vier der fünf Kriterien zur selbst eingeschätzten medienbezogenen Kompetenz von Lehrkräften ergeben sich im Vergleich zwischen 2017 und 2021 Unterschiede, die auf einen positiven Trend hindeuten. Intensivere Nutzung digitaler Medien durch die Pandemie motiviert Die Lehrkräfte beabsichtigen in allen Bundesländern, ihre Erfahrungen in der Pandemiezeit im Hinblick auf das Lehren und Lernen mit digitalen Medien auch über die Phase der Corona-Beschränkungen hinaus zu nutzen. Gleich gebliebene Förderung der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern Seit 2017 ist die Förderung der computer- sowie informationsbezogenen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im bundesweiten Durchschnitt gleich geblieben. Schaut man sich jedoch die Bundesländer im Vergleich an, ergeben sich große Unterschiede in Bezug auf die Förderung dieser Kompetenzen im Unterricht. Teilerfolge im Bereich der Investitionsmaßnahmen Zumindest zu einem Teil können die Lehrkräfte die Wirksamkeit der Investitionsprogramme bestätigen und für die Entwicklung ihrer Schule als wichtigen Faktor wahrnehmen. IT-Ausstattung weiterhin ausbaufähig KONTAKT Der Ausbau des Internetzugangs für Schulen in Deutschland hält derzeit keineswegs Schritt mit den sich ständig weiterentwickelnden schulischen Notwendigkeiten und Andrea Servaty pädagogischen Möglichkeiten. Leiterin Kommunikation Deutsche Telekom Stiftung Friedrich-Ebert-Allee 71–77 (Haus 3) Unterschiedliche Teilerfolge in der Fortbildung von Lehrkräften 53113 Bonn Im Bereich der digitalisierungsbezogenen Fortbildungen werden gravierende Unterschiede Telefon: 0228 181-92205 zwischen den Bundesländern deutlich. andrea.servaty@telekom-stiftung.de www.telekom-stiftung.de 10 Deutsche Telekom Stiftung Länderindikator 2021
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