Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes - GELSENKIRCHEN Erle Schievenfeldsiedlung
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Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - DUISBURG Interkommunales Handlungskonzept GELSENKIRCHEN Erle Schievenfeldsiedlung Nr.24
Ahlen Haltern am See Hamminkeln 43 Schermbeck 42 Dorsten Oer- Selm Werne Wesel 16 Marl Erken Datteln Hamm Xanten schwick 41 Hünxe 40 Sonsbeck Waltrop 39 Berg- Herten Reckling- Lünen kamen Voerde Alpen 25 hausen 37 Bönen 38 Kamen 7 Bottrop Glad- 31 Castrop- beck 23 24 30 Rauxel Dinslaken 33 Rheinberg Gelsen 29 34 Unna Ober- 15 kirchen Herne hausen 14 22 Kamp 32 Dortmund 12 13 Lintfort 6 21 28 11 20 35 Wickede Fröndenberg 10 27 Bochum Neu- 19 1 5 18 36 kirchen 9 Vluyn Essen Moers 8 Witten Duisburg 17 Schwerte Herdecke 4 Mülheim 26 3 a.d. Ruhr Wetter Hattingen (Ruhr) 2 Hagen Sprock- 44 hövel Gevels- berg Schwelm Ennepetal Brecker- feld 1 Moers - Meerbeck-Hochstraß 17 Essener Süden 30 Recklinghausen - Hochlarmark • Bergarbeitersiedlung Meerbeck • Margarethenhöhe • Dreiecksiedlung • Schmitthennersiedlung • Altenhof II 31 Recklinghausen - König Ludwig/ 18 Essen - Altendorf Grullbad 2 Duisburg - Hüttenheim • Hirtsiefer-Siedlung • Kolonie König Ludwig • Siedlung Hüttenheim • Reitwinkelsiedlung • Beamtenkolonie Schulz-Knaudt-Straße 19 Essen Nordviertel • Eltingviertel 3 Duisburg - Wedau/Bissingheim • Gartenstadt Wedau 20 Essen - Katernberg 32 Dortmund - Bövinghausen • Zollverein-Siedlungen • Kolonie Landwehr (Zeche Zollern) • Eisenbahnersiedlung Bissingheim 33 Dortmund - Nette/Oestrich 4 Duisburg - Rheinhausen • Margarethensiedlung 21 Gelsenkirchen - Ückendorf • Hansemann-Siedlung • Flöz Dickebank 34 Dortmund - Eving 2 5 Duisburg - Homberg-Hochheide • Alte Kolonie • Rheinpreußensiedlung 22 Gelsenkirchen - Nordstern- • Siedlung Fürst Hardenberg • Johannenhof Heßler-Horst • Kolonie Kirdorf • Klapheckenhof und Grawenhof 6 Duisburg - Hamborn • Wallstraße 35 Dortmund - Hörde-Nord • Jupp-Kolonie • Siedlung Am Sommerberg/Am Winterberg • Dichterviertel 23 Gelsenkirchen - Schüngelberg/ Buer-Süd • Schüngelbergsiedlung mit 36 Schwerte - Ost 7 Dinslaken - Lohberg Brößweg und Hugostraße • Kreinberg-Siedlung • Zechensiedlung Lohberg 24 Gelsenkirchen - Erle 37 Lünen - Brambauer 8 Mülheim a. d. Ruhr - Heißen • Schievenfeldsiedlung • Alte Kolonie • Siedlung Mausegatt • Neue Kolonie • Siedlung Heimaterde 25 Gelsenkirchen - Hassel • Gartenstadt Hassel 38 Lünen - Süd 9 Mülheim a. d. Ruhr - Dümpten • Siedlung Westerholt • Ziethenstraße • Siedlung Papenbusch • »Preußen-Kolonien« 26 Hattingen - Welper 39 Lünen - Nord 10 Oberhausen - Altenberg/Lirich • Kolonie Gustavstraße • Gartenstadt Hüttenau • Victoria-Siedlung • Siedlung Wevelsbacher Weg • Harzer Häuser 11 Oberhausen - Neue Mitte • Müsendrei • Ripshorster Straße 40 Bergkamen - Rünthe • »Beamtenkolonie« Grafenbusch • Siedlung Hellweg mit D-Zug-Siedlung 27 Bochum - Stahlhausen • Siedlung Schlägel-/Beverstraße 12 Oberhausen • Eisenheim - Osterfeld • Siedlung Stahlhausen • Stemmersberg 28 Bochum & Herne, Grüne Mitte 41 Hamm - Herringen/Pelkum • Siedlung Wiescherhöfen »Zeche Hannover« • Isenbecker Hof 13 Bottrop - Ebel • Bochum - Kolonie Hannover III/IV • Kolonie Ebel • Bochum - Siedlung Dahlhauser Heide 42 Hamm - Heessen • Alte Kolonie 14 Bottrop - Welheim • Gartenstadt Welheim • Herne - Kolonie Königsgrube • Neue Kolonie • Herne - Kolonie Hannover I/II • Vogelsang 15 Bottrop - Eigen • Rheinbabensiedlung 29 Herne - Börnig 43 Ahlen - Süd/Südost • Siedlung Teutoburgia • Kolonie und Beamtensiedlung »Westfalen« 16 Dorsten - Hervest • Ulmenhof • Zechensiedlung Fürst Leopold 44 Hagen - Hohenlimburg • Hoeschsiedlung
Interkommunales Handlungs- konzept Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes Das Ruhrgebiet hat in Quantität und Qua- krete Maßnahmen zum Erhalt und zur Projektziele lität ein bedeutendes siedlungskulturel- Weiterentwicklung des montanindustriell les Erbe. Dies gilt für Siedlungen bis in die geprägten siedlungskulturellen Erbes • Lernen von Beispielen/Modellen aus 1950/60er Jahre und ganz besonders für im Ruhrgebiet. Darüber hinaus soll das anderen Kommunen, Erfahrungsaus- die Arbeitersiedlungen, die als Werkssied- siedlungskulturelle Erbe der Arbeiter- und tausch lungen sowohl in den Kolonien ab Mitte Werkssiedlungen aber auch als Potenzial • konkrete Handlungsempfehlungen des 19. Jahrhunderts als auch in garten- und als Impuls für die Quartiers- und Stadt- zur Siedlungs-/Quartiersentwicklung städtischen Siedlungen bis Anfang der entwicklung genutzt werden. an den ausgewählten Standorten 1920er Jahre jeweils im Zusammenhang der Montanindustrie (Kohle, Stahl, Eisen- Lokale und regionale Kooperation • regionales interkommunales Hand- lungsprogramm Siedlungskultur in SIEDLUNGSKULTUR IN QUARTIEREN DES RUHRGEBIETES bahn) errichtet wurden. Von großer Bedeutung ist dabei, dass sich die beteiligten Akteure bereit erklärt ha- Quartieren des Ruhrgebietes In vorbildlicher Kraftanstrengung vieler ben, sowohl lokal als auch regional zusam- • verbindliche Perspektivvereinbarung Beteiligter (Kommunen, Land, Denkmal- menzuarbeiten. Das sind die Kommunen mit Kommunen, Landschaftsverbän- pflege, Bürgerinitiativen, Wohnungsunter- (mit Stadtentwicklung und Stadtplanung), den, RVR, Wohnungsunternehmen nehmen) und im Rahmen der Internatio- die Denkmalpflege (v.a. die Unteren Denk- und dem Land NRW zu einem mögli- nalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park malbehörden) und die Wohnungswirt- chen Programm Siedlungskultur und ist es in den 1980/90er Jahren gelungen, schaft (sowohl die großen überregionalen Quartier einige historische Arbeitersiedlungen als auch die kommunalen und genos- zu erhalten und unter Wahrung ihrer senschaftlichen Unternehmen). Hieraus gestalterischen und historischen Qualitä- ergibt sich ein besonderer Anspruch an ten instandzusetzen sowie Wohnungen Integration und Berücksichtigung z.T. sehr und Wohnumfeld für die Ansprüche der unterschiedlicher Sichtweisen. Bewohner zu verbessern. Pragmatische und offene Prozesse 20 Kommunen des Ruhrgebietes | Neue Herausforderungen Die Auswahl der Quartiere und Siedlungen 44 Quartiere/Standorte | Seit den 2000er Jahren wurden zuneh- ist mit den teilnehmenden Kommunen 72 Siedlungen mend neue Herausforderungen erkenn- anhand verschiedener Kriterien erfolgt: 3 bar. So ist der Kosten- und Ertragsdruck z.B. Eingrenzung auf Werks- und Arbeiter- Regionaler Lenkungskreis 20 Kommunen | MHKBG NRW | über die Kapitaleigner in der Wohnungs- siedlungen bis Anfang der 1920er Jahre im LWL | RVR | Vonovia | VIVAWEST | wirtschaft gestiegen. Im Zuge des Gene- Ruhrgebiet, heutiger Erhaltungszustand LEG Wohnen | WIR Wohnen im Revier | rationenwechsels zu einer »Nach-Mon- des Siedlungsbildes, mögliche Impulse für AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | tan-Bewohnerschaft« ändern sich die Stadtentwicklung, Best-Practice-Beispie- Auftragnehmer Grundlagen des nachbarschaftlichen le, Handlungsbedarfe/-chancen. In der Zusammenhalts und der Identifikation in Konsequenz wurden nicht nur denkmalge- operative AG den ehemaligen Werkssiedlungen aus der schützte Siedlungen ausgewählt. Stadt Hamm | weitere Vertreter von Montanzeit. Gestalterische Qualitäten ge- Kommunen | LEG Wohnen für die Woh- hen verloren. Die Akteure auf kommuna- Gemeinsames Ziel ist es, Handlungschan- nungswirtschaft| AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | Auftragnehmer ler Ebene stießen vielerorts schon wegen cen zu nutzen und Kooperationen zu der großen Zahl privatisierter Siedlungen stärken. Erfahrungsaustausch und örtliche mit zahlreichen Einzeleigentümern an ihre Handlungsempfehlungen beschränken Förderung/Finanzierung: Handlungsgrenzen. Viele Kommunen ent- sich zunächst auf die 20 teilnehmenden MHKBG NRW | Kommunen | Vonovia | wickeln die bisherigen Instrumente weiter Kommunen und die örtlichen Partner so- VIVAWEST | LEG Wohnen | RVR | oder sie suchen nach neuen Fördermo- wie die ausgewählten Quartiere/Siedlun- Wohnen im Revier dellen bzw. nach Wegen zur verbesserten gen. Ein mögliches neues Förderangebot Auftraggeber und Federführung: Integration in Stadtentwicklungsprozesse. (»Programm Siedlungskultur in Quar- Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) tieren«) soll aber offen sein für weitere Strategie und Zielsetzung Kommunen und Quartiere/Siedlungen, Auftragnehmer: Strategisches Kernziel des interkommu- sofern sie mit den Zielen und Ansprüchen startklar.projekt.kommunikation | nalen Projektes ist zunächst die lokale des regionalen Handlungskonzepts über- Post • Welters, Architekten und und regionale Verständigung auf kon- einstimmen. Stadtplaner
Gelsenkirchen Erle Gelesenkirchen Erle Termine|Gesprächspartner Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Das Gebiet des heutigen Gelsenkirche- 22. Mai 2015 - Einstiegsgespräch 1 mit Emscherniederung extrem dünn besie- ner Stadtteils Erle war Ende des 19. Vertreter/innen von Denkmalpflege, delt. Mit der Cöln-Mindener Eisenbahn, Jahrhunderts ein fast bevölkerungslo- Stadtentwicklung/Stadtplanung Nord v.a. aber mit der Gründung großer ser Landstrich. Auch der Gutshof der Unternehmen ab 1871/72 begann eine 1860 abgerissenen mittelalterlichen 11. Juni 2015 - Einstiegsgespräch 2 rasante industrieelle Entwicklung von Wasserburg »Haus Leythe« war zu mit Vertreter/innen von Denkmalpflege, Bergbau, Stahl, Chemie. 1897 wurde dieser Zeit schon im Niedergang. Stadtentwicklung/Stadtplanung Nord Gelsenkirchen kreisfreie Stadt. Die Be- völkerung wuchs auf 100.000 (1903) und Die Eigentümer verkauften einen 14. Januar 2016 - Vertiefungsgespräch 390.000 (1959) Einwohner. Mit Einsetzen großen Teil ihres Landes an die Gewerk- mit Vertreter/innen von Denkmalpflege, des montanindustriellen Strukturwandels schaft Graf Bismarck, die hier ab 1893 Stadtentwicklung/Stadtplanung Nord (2008 schloss die letzte Zeche/Kokerei) den Schacht III abteufte und damit sank die Bevölkerung auf heute 260.000. die weitere Siedlungsentwicklung des 7. Juni 2016 - Abschlussgespräch mit SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - GELSENKIRCHEN Gebietes bis zum Zweiten Weltkrieg Vertreter/innen von Denkmalpflege, Gelsenkirchen nördlich von Emscher und prägte. Einen großen Bevölkerungs- Stadtentwicklung/Stadtplanung Nord Kanal ist dünner besiedelt und hat mit schub verzeichnete Erle noch einmal in Buer einen starken Stadtbezirk mit eige- den 1950er Jahren mit der Erschließung Begehung ner Identität. Die südlichen Stadtteile mit des Berger Feldes. Kanalzone und Innenstadt sind dicht be- Am 23. Januar 2016 wurde die Sied- baut. Seit der IBA in den 1990er Jahren Erle ist heute ein lebendiger und be- lung begangen, im Nachgang auch das wurde der Strukturwandel stadtentwick- liebter Wohnstandort südlich von Buer. Umfeld. Die Begehung wurde auch foto- lerisch gestaltet (Nordstern, Schüngel- Das Gelände des ehemaligen Schach- grafisch dokumentiert. berg, Rheinelbe sowie Soziale-Stadt-Ge- tes III/V wurde durch Wohnbebauung biete Bismarck & Schalke-Nord, Südost nachgenutzt. Der Stadtteil bietet kurze Kommunale in den Stadtteilen Bulmke-Hüllen, Wege ins Grüne und hat damit und Kompetenzpartner Neustadt und Ückendorf). Überregionale mit Veltins-Arena, Multiplex-Kino und Bekanntheit verdankt Gelsenkirchen Golfplatz Haus Leythe ein großes Fei- • Frau Schmid (Denkmalpflege) insb. dem Musiktheater im Revier, der zeitangebot. 5 ZOOM Erlebniswelt und Schalke 04. 25 Hassel Schüngelberg/ Erle Buer-Süd 24 23 31 30 15 29 Nordstern- 14 Heßler-Horst 22 Altstadt 12 13 20 28 11 21 Ückendorf © GeoBasis-DE / BKG 2016 (verändert)
Gelsenkirchen - Erle 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 Erster Weltkrieg Zweiter Weltkrieg Kohlekrise RAG Schievenfeldsiedlung 1912 - 1914 Bau Schievenfeldsiedlung ab 1869 Auf- 1905 Inbetrieb- 1927 bau Zeche Graf nahme Schacht Übernahme Bismarck 3/5 Erle-Nord durch DEA Gelsenkirchen Erle Schievenfeldsiedlung Hintergrund: Zeche Graf Bismarck (hier Schächte 3/5 bzw. III) 1868 Gründung Gewerkschaft Graf Bismarck, 1869/73 För- derbeginn Schacht 1 (in Schalke/Bismarck), 1882 Schacht 2 (Erle-Süd), 1893 - 1905 Abteufen Schächte 3/5 (Erle-Nord), bis 1914 Ausbau Großschachtanlage mit 4 Standorten inklusive Zentralkokerei, 1927 Überführung zur Deutschen Erdöl AG (DEA), 1966 Stilllegung Gesamtbetrieb (trotz Zuschlag Gruben- felder zu Zeche Ewald/RAG), 1970er Jahre Abriss Übertagean- lagen Schächte 3/5 und Wohnungsneubau 1912 - 1914 (Entstehungsgeschichte) • Bau der Siedlung für die Zeche Graf Bismarck, geplant von Zechenbaumeister Ernst Hachmann als Gartenstadt • 96 Häuser mit Stallanbauten, 321 Wohnungen zwischen 45 und 110 m², überwiegend 2- bis 2 1/2-geschossig, am Wetter- weg 1- bis 1 1/2-geschossig, teils Architekturmotive süddeut- scher Stadtbilder • Allee, kleine Platzanlagen, imposantes Torgebäude an der GELSENKIRCHEN ERLE Schievenstraße, große Freifläche als Gartenhof, im Übrigen Gartenland 1970er - 1980er Jahre (Veränderungsgeschichte) • 1978 Übernahme der Siedlung durch die Langenbrahm AG • 1979 Erhaltungs-, Gestaltungssatzung, Planungsrecht • 1984 Baumschutzsatzung 6 • 1978 - 1986: Dachsanierungen, z.T. Fassadensanierung • 1984 Einstieg in Einzelprivatisierung der »Reihenhaustypen« • 1987 Übernahme Geschosswohnungen durch kommunale Gelsenkichener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft GGW • 1992 Einzelgebäude als Einzeldenkmäler Perspektive Siedlung und Quartier • Geschosswohnungsbau (GGW) in gutem Zustand, besondere Bedeutung: Torgebäude und »große Achse« der Allestraße mit Siedlungsmitte/Platz, »kleine Achse« Steigerstraße, »grü- ne Mitte«/Hoffläche südlich Allestraße • Umsetzung Starterprojekt »Energetische Sanierung plus« MBWSV-GGW 2016 ff (Geschosswohnungen) : Energetische Gebäude-/Wohnungssanierung, langfristige Verbesserung der Vermietbarkeit (Balkone, Optimimierung Barrierefreiheit, digitale Infrastruktur) • Verbesserung des städtebaulichen Umfelds (Quartiersplatz, Wegebeziehungen, Stellplätze, ...) • Denkmalbereichssatzung, gestalterische Impulse für die Gesamtsiedlung (geplant) • privatisierter Teil (Wetterweg) stark überformt
1970 1980 1990 2000 2010 2020 Gründung Stahlkrise IBA Emscher Park Perspektiven Einzel-Privatisierung »Reihenhäuser« Denkmal- Siedlung zur Langen- bereich brahm AG Übernahme Geschosswohnungen durch städtische GGW Modernisie- Erhaltungs-, Dachsanierung, rungskonzept 1966 Stilllegung Gestaltungs- z.T. Fassadener- Denkmal, Gesamtbetrieb satzung, neuerung Energie, Zeche Bismarck B-Plan Quartier Schievenfeldsiedlung privatisiert SCHIEVENFELDSIEDLUNG Geschosswohnungen GGW 7
SCHIEVENFELDSIEDLUNG 9 Fotos aus der Schievenfeldsiedlung (privatisierter Teil unten Mitte) (Januar 2016) (Quelle: startklar)
Vertiefung I Historischer Zusammenhang Im Jahre 1868 wurde unter der Fe- Nach dem Ersten Weltkrieg ging der bringenden Betrieb dar. Da zusätzlich derführung des Direktors der Kölner Ausbau zur Großschachtanlage weiter. die hohe Fördermenge eine hohe Bergwerks-AG Friedrich Grillo die Graf Bismarck VII erhielt bis 1923 den Stilllegungsprämie versprach, kann der Gewerkschaft Graf Bismarck gegrün- Schacht 8, Graf Bismarck II mit dem Stilllegungsbeschluss vom 4. Februar det. Benannt wurde sie nach Otto von 1926 in Betrieb gehenden Förder- 1966 nur als rein kaufmännische Ent- Bismarck, zu dieser Zeit noch preußi- schacht 9 ihren dritten Schacht. scheidung gewertet werden. scher Ministerpräsident. Nordlich der kleinen Bauernschaft Schalke wurde 1927 ging die Gewerkschaft in der Siedlungsgeschichtlicher Hintergrund 1869 mit dem Abteufen des Schachtes Deutsche Erdöl-AG (DEA) auf, um die In den Jahren 1912 bis 1914 wurde die 1 begonnen. Der Schacht wurde mit Weltwirtschaftskrise zu überstehen. Schievenfeldsiedlung für die Beschäftig- einem Malakowturm ausgestattet und Die östliche Schachtanlage VII wurde ten der Zeche Graf Bismarck, insbeson- ging 1873 in die Förderung. Gleichzeitig 1929 weiter ausgebaut und mit neuen, dere für die in dieser Zeit erweiterte wurde umliegend mit dem Bau von groß dimensionierten Fördergerüsten Schachtanlage 3/5 errichtet. Nach ei- GELSENKIRCHEN ERLE Werkssiedlungen begonnen, die den ausgestattet. 1931 wurde die nördliche nem einheitlichen Entwurf des Zechen- Kern des Gelsenkirchener Stadtteils Förderschachtanlage Bismarck III in Erle baumeisters Ernst Hachmann, wurde Bismarck bildeten. Im Jahr 1882 ging stillgelegt. die Siedlung im Stil einer Gartenstadt man über die Emscher und teufte den erbaut: Unterschiedliche Straßenräume, Schacht 2 ab, der 1885 als eigenstän- Im Zweiten Weltkrieg gab es haupt- eine Allee, ein zentraler Platz und ein dige Förderanlage mit entsprechendes sächlich Schäden an der Schachtanlage Anger sowie der Wechsel von ein- und Tagesanlagen in Betrieb ging. VII und der Kokerei Bismarck I. 1949 zweigeschossig bebauten Straßen cha- 10 wurde die Förderung wieder in vollem rakterisierten die Siedlung. In den 1890er Jahren wurde die Zeche Umfang aufgenommen, in der Kokerei Graf Bismarck ausgebaut und erweitert. ab 1952. Ab 1951 wurden umfassende Große Freiflächen hinter den Häusern 1893 wurde im nordwestlichen Feldbe- Rationalisierungsmaßnahmen getrof- der Schievenstraße und der Steigerstra- reich in Erle der Schacht 3 wiederrum fen. Zur Zentralisierung der Wetter- ße waren ursprünglich Gartenland. Zu als eigenständige Förderanlage geteuft führung wurde im Emscherbruch der den Häusern gehörten Ställe, die durch und 1895 in Betrieb genommen. Die Schacht Graf Bismarck 10 als reiner die Haltung von Tieren zur Selbstver- Schachtanlagen wurden in den folgen- Wetterschacht abgeteuft und 1954 sorgung der Bewohner beitrugen. Eine den Jahren zu Doppelschachtanlagen in Betrieb genommen. Bis Anfang der Besonderheit der Siedlung war das ausgebaut (1903 neben Schacht 1 der 1960er Jahre wurde Graf Bismarck er- mächtige Torhaus an der Schievenstra- Schacht 4, 1905 neben Schacht 3 der heblich modernisiert, teilweise automa- ße sowie Häuser mit Zierfachwerk im Schacht 5 und 1911 neben Schacht 2 tisiert und war eine der effizientesten, Inneren der Siedlung. Die Schievenfeld- der Schacht 6. Eine vierte Schachtan- modernsten und produktivsten Zechen siedlung umfasste insgesamt 96 Gebäu- lage folgte ab 1910 im Ostfeld, deren des Reviers. de mit 321 Mietwohnungen, zwischen Schacht 7 schon 1911 den Betrieb 45 m2 und 110 m² groß, überwiegend aufnahm. Die vier Schachtanlagen wur- Deshalb war die Stilllegung der Zeche 2- bis 2 1/2-geschossig, am Wetterweg 1- den als selbstständige Förderanlagen Graf Bismarck auch eine der spek- bis 1 1/2-geschossig. betrieben und entsprechend benannt: takulärsten und umstrittensten des Schacht 1/4 künftig Zeche Graf Bis- gesamten Ruhrbergbaus. Stilllegungen marck I, Schacht 2/6 Graf Bismarck unrentabler Abbaubetriebe wurden mit II, Schacht 3/5 Graf Bismarck III und einer fördermengenabhängigen Prämie Schacht 7 Zeche Graf Bismarck VII. subventioniert. Für die Deutsche Erd- 1913 wurde auf Graf Bismarck I eine öl-AG stellte die Steinkohlenbergwerk Zentralkokerei für alle Schachtanlagen Graf Bismarck GmbH trotz der erfolg- in Betrieb genommen. ten Modernisierungen innerhalb des Konzerns den am wenigsten gewinn-
Vertiefung II Städtebau und Gestaltung, Erle Standort und Lage im Siedlungsgefüge verkehrsberuhigte Mischverkehrsflächen ein Beteiligungsprozess geplant, in dem Die Schievenfeldsiedlung befindet sich im sowie eine Alleestraße. Straßenbäume die Wertigkeit der Siedlung verdeutlicht Stadtteil Erle zwischen Gelsenkirchener sind in den meisten Straßen vorhanden. werden soll. Hierbei können auch die Innenstadt und Buer. Im Osten grenzen privatisierten Bereiche mit einbezogen landwirtschaftlich genutzte Flächen an, Das Torgebäude an der Schievenstraße in werden, um auch den Eigentümern den südlich und westlich liegen klein- und Kombination mit der »großen Achse« der denkmalpflegerischen und städtebauli- großräumige Wohnstrukturen sowie im Alleestraße sowie dem Platzbereich in der chen Wert der Siedlung zu zeigen. weiteren Verlauf die A2. Siedlungsmitte kommt eine besondere Bedeutung zu. Auch die kleine Achse der Fazit Gebäude und Grundstücke Steigerstraße mit der Hofsituation südlich Als Hauptansatzpunkt ist die barrierefreie In der Schievenfeldsiedlung befinden sich der Alleestraße, die als grüne Mitte Umgestaltung des zentralen Quartiers- ca. 96 1 ½- bis 2 ½-geschossige Gebäud- bezeichnet werden kann, hat eine hohe platzes zu sehen, die mit eine verbesser- etypen vom Doppelhaus bis hin zu Mehr- städtebauliche Qualität. ten Wegebeziehung einher geht. Weiter- SCHIEVENFELDSIEDLUNG familienhäusern. Die Häuserfassaden hin ist über neue Verkehrsberuhigungen bestehen zum Großteil aus verputzten Instrumente sowie ein Stellplatzkonzept nachzudenken. Flächen und sind teilweise durch Archi- Seit 1979 gilt eine Gestaltungs- und Mit Aufstellung der Denkmalbereichssat- tekturmotive süddeutscher Stadtbilder Erhaltungssatzung für die Schieven- zung soll das Instrumentarium aktualisiert geprägt (Fachwerkelemente, Schieferplat- feldsiedlung. 1984 wurde zudem eine werden (inkl. der GGW-Planungen zu Kartenausdruck ten). Die Dachlandschaft ist abwechselnd Baumschutzsatzung erlassen. In dieser energetischer Modernisierung, einem gestaltet (Sattel- und Walmdächer), mit Zeit fanden auch Dach- und Fassadensa- Freiraumkonzept und dem Anbau von vielen unterschiedlich ausgeprägten nierungen statt. 1992 wurden einige Loggien). Der geplante Neubau der GGW 11 Giebeln, Dachgauben und Vorsprüngen. Gebäude als Einzeldenkmäler festgesetzt. an der Schievenstraße ist grundsätzlich im Im rückwärtigen Bereiche befinden sich Die Stadt Gelsenkirchen plant die Aufstel- Sinne der Weiterentwicklung der Siedlung die ehemaligen Stallbauten. Städtebaulich lung einer Denkmalbereichssatzung für zu befürworten. Das Gebäude sollte aber prägend ist das Torhaus an der Schie- den gesamten Geschosswohnungsbau. auf die Gestaltung der angrenzenden venstraße. Im Baublock Schievenstraße/ Im Rahmen des Aufstellungsverfahrens ist Siedlungsbestände Bezug nehmen. Middelicher Straße/Steiger Straße/Allee- straße liegen eine große gemeinschaftlich genutzte Grünfläche sowie Parkplätze. Dieser »grüne Hof« verleiht der Siedlung eine besondere Qualität. In den rück- wärtigen Flächen der übrigen Gebäude befinden sich Privatgärten. Die Gebäude wurden in der Vergangenheit schon sa- niert und die Wohnungen modernisiert. Der Geschosswohnungsbau (GWW) befindet sich insgesamt in einem guten gestalterischen Zustand. Der privatisierte Teil am Wetterweg ist in Teilen schon stark Schievenfeldsiedlung überformt. Öffentlicher Raum Der öffentliche Raum ist durch unter- schiedliche Straßenräume geprägt. Es gibt Straßenräume mit beidseitigen Gehwe- gen und Längsparkstreifen, aber auch LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)
Handlungsempfehlung I Siedlung, Quartier Schievenfeld, Stadtteilentwicklung Erle Der Stadtteil Erle gehört in Gelsenkirchen Erneuerungskonzept Gebäude: energe- zu den relativ stabilen Bereichen mit tische Sanierung und Optimierung von unauffälligen sozial-räumlichen Daten. Er Barrierefreiheit u.a. durch Fenstererneu- ist durchgrünt, im Norden schließen Rich- erung, Wärmedämmtüren, Keller- und tung Buer parkähnliche Gebiete an, im Geschossdeckendämmung, Bau eines Osten das Waldgebiet der Resser Mark. Blockheizkraftwerks, Verbesserung der Erle ist relativ gut mit Nahversorgung Vermietbarkeit z.B. durch Anbringung von und öffentlicher Infrastruktur ausgestat- Balkonen, ergänzender altengerechter tet (Cranger Straße). Im Westen liegen Wohnungsneubau Schalke-Arena und Parkstadion, im Süden grenzt der Stadtteil an ein Gewerbeband Verbesserung des städtebaulichen Um- an Rhein-Herne-Kanal und Emscher. felds: barrierefreie Gestaltung des zent- ralen Quartiersplatzes, Verbesserung der GELSENKIRCHEN ERLE Anders als die Stadtteile Bismarck und Wegebeziehungen, Verkehrsberuhigung Schalke-Nord südlich von Emscher und und neues Stellplatzkonzept, Aufbau einer Kanal hat Erle den Strukturwandel nach zeitgemäßen digitalen Infrastruktur. Schließung der Großschachtanlage der Zeche Graf Bismarck gut überstanden. Zu prüfen wäre, inwieweit mit dem Erneuerungskonzept der GGW auch Die Schievenfeldsiedlung passt in die denkmalpflegerische Ziele für die Gesamt- 12 Grundstruktur des Stadtteils. Sie ist der siedlung auf eine neue und langfristige städtebauliche Qualitätspunkt in Er- Grundlage gestellt werden könnten (z.B. le-Nord. Sie stellt im (größeren) Teil der Denkmalbereichssatzung mit Schwer- Geschosswohnungen bei dem städti- punkten Torgebäude, Achse Allestraße, schen Wohnungsunternehmen GGW Achse Steigerstraße, Platz/Siedlungsmit- eine städtebauliche und siedlungskul- te, grüner Hof/Ställe) und inwieweit die turelle Besonderheit dar. Damit dies so Gesamtsiedlung, also auch die privatisier- bleibt, wurde die Siedlung auf Betreiben ten Bereiche und deren Eigentümer, vor von Stadt und GGW als eines von sechs allem aber auch die Mieter der Siedlung sogenannten »Starterprojekten« in ein in den Erneuerungsprozess eingebunden Programm »Energetische Sanierung plus« werden (Gebrauchswerte und Konkurrenz von MBWSV (Wohnungsbauförderung) Balkone/Stallanbauten, Nutzungspers- und sechs Wohnungsunternehmen (hier pektiven des großen freien Innenhofs, GGW) aufgenommen, das ab 2016/17 Wegebeziehungen, ...). Dies wäre zeitlich umgesetzt werden soll. mit der Erneuerungsstrategie der GGW zu harmonisieren.
Handlungsempfehlung II Perspektivpotenziale für eine regionale Siedlungskultur Die Schievenfeldsiedlung ist für den Arbeiterwohnungsbau in Gelsenkirchen von Bedeutung und stellt für die Stadtteíl- entwicklung Erles einen städtebaulichen Qualitätsanker dar. Mit dem kommuna- len Wohnungsunternehmen GGW stellt sich ein lokal verwurzelter Eigentümer dauerhaft der Verantwortung und hat gemeinsam mit Stadt und Land eine Er- neuerungsstrategie angestoßen, die eine Perspektive für die nächsten Jahrzehnte eröffnet. SCHIEVENFELDSIEDLUNG »Chance zur Verknüpfung von Erneuerung, Gebrauchswert und Denkmalpflege« Hier könnte zudem mit der Denkmalpfle- ge von LWL und Stadt, der GGW und den Mietern ein Prozess der Identitätsstiftung und der Gebrauchswertsicherung ange- 13 stoßen werden (Balkone, Nebenanlagen, Gärten und Höfe), der auch für andere Standorte historischer Arbeitersiedlungen hilfreich werden könnte.
SIEDLUNGSKULTUR REGIONAL Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) für die beteiligten Kommunen, Wohnungsgesellschaften und den RVR Heinz-Martin Muhle | Christine Chudasch | Barbara Conrad startklar.projekt.kommunikation Joachim Boll | Benedikt Brester Post • Welters, Architekten und Stadtplaner Joachim Sterl | David Rohde Dortmund | 31. Juli 2017 Quelle aller nicht gekennzeichneten Fotos: startklar/Post • Welters
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