Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes - BERGKAMEN Rünthe Siedlung Schlägel-/Beverstraße Siedlung Hellweg mit D-Zug-Siedlung ...
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Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - DUISBURG Interkommunales Handlungskonzept BERGKAMEN Rünthe Siedlung Schlägel-/Beverstraße Nr.40 Siedlung Hellweg mit D-Zug-Siedlung
Ahlen Haltern am See Hamminkeln 43 Schermbeck 42 Dorsten Oer- Selm Werne Wesel 16 Marl Erken Datteln Hamm Xanten schwick 41 Hünxe 40 Sonsbeck Waltrop 39 Berg- Herten Reckling- Lünen kamen Voerde Alpen 25 hausen 37 Bönen 38 Kamen 7 Bottrop Glad- 31 Castrop- beck 23 24 30 Rauxel Dinslaken 33 Rheinberg Gelsen 29 34 Unna Ober- 15 kirchen Herne hausen 14 22 Kamp 32 Dortmund 12 13 Lintfort 6 21 28 11 20 35 Wickede Fröndenberg 10 27 Bochum Neu- 19 1 5 18 36 kirchen 9 Vluyn Essen Moers 8 Witten Duisburg 17 Schwerte Herdecke 4 Mülheim 26 3 a.d. Ruhr Wetter Hattingen (Ruhr) 2 Hagen Sprock- 44 hövel Gevels- berg Schwelm Ennepetal Brecker- feld 1 Moers - Meerbeck-Hochstraß 17 Essener Süden 30 Recklinghausen - Hochlarmark • Bergarbeitersiedlung Meerbeck • Margarethenhöhe • Dreiecksiedlung • Schmitthennersiedlung • Altenhof II 31 Recklinghausen - König Ludwig/ 18 Essen - Altendorf Grullbad 2 Duisburg - Hüttenheim • Hirtsiefer-Siedlung • Kolonie König Ludwig • Siedlung Hüttenheim • Reitwinkelsiedlung • Beamtenkolonie Schulz-Knaudt-Straße 19 Essen Nordviertel • Eltingviertel 3 Duisburg - Wedau/Bissingheim • Gartenstadt Wedau 20 Essen - Katernberg 32 Dortmund - Bövinghausen • Zollverein-Siedlungen • Kolonie Landwehr (Zeche Zollern) • Eisenbahnersiedlung Bissingheim 33 Dortmund - Nette/Oestrich 4 Duisburg - Rheinhausen • Margarethensiedlung 21 Gelsenkirchen - Ückendorf • Hansemann-Siedlung • Flöz Dickebank 34 Dortmund - Eving 2 5 Duisburg - Homberg-Hochheide • Alte Kolonie • Rheinpreußensiedlung 22 Gelsenkirchen - Nordstern- • Siedlung Fürst Hardenberg • Johannenhof Heßler-Horst • Kolonie Kirdorf • Klapheckenhof und Grawenhof 6 Duisburg - Hamborn • Wallstraße 35 Dortmund - Hörde-Nord • Jupp-Kolonie • Siedlung Am Sommerberg/Am Winterberg • Dichterviertel 23 Gelsenkirchen - Schüngelberg/ Buer-Süd • Schüngelbergsiedlung mit 36 Schwerte - Ost 7 Dinslaken - Lohberg Brößweg und Hugostraße • Kreinberg-Siedlung • Zechensiedlung Lohberg 24 Gelsenkirchen - Erle 37 Lünen - Brambauer 8 Mülheim a. d. Ruhr - Heißen • Schievenfeldsiedlung • Alte Kolonie • Siedlung Mausegatt • Neue Kolonie • Siedlung Heimaterde 25 Gelsenkirchen - Hassel • Gartenstadt Hassel 38 Lünen - Süd 9 Mülheim a. d. Ruhr - Dümpten • Siedlung Westerholt • Ziethenstraße • Siedlung Papenbusch • »Preußen-Kolonien« 26 Hattingen - Welper 39 Lünen - Nord 10 Oberhausen - Altenberg/Lirich • Kolonie Gustavstraße • Gartenstadt Hüttenau • Victoria-Siedlung • Siedlung Wevelsbacher Weg • Harzer Häuser 11 Oberhausen - Neue Mitte • Müsendrei • Ripshorster Straße 40 Bergkamen - Rünthe • »Beamtenkolonie« Grafenbusch • Siedlung Hellweg mit D-Zug-Siedlung 27 Bochum - Stahlhausen • Siedlung Schlägel-/Beverstraße 12 Oberhausen • Eisenheim - Osterfeld • Siedlung Stahlhausen • Stemmersberg 28 Bochum & Herne, Grüne Mitte 41 Hamm - Herringen/Pelkum • Siedlung Wiescherhöfen »Zeche Hannover« • Isenbecker Hof 13 Bottrop - Ebel • Bochum - Kolonie Hannover III/IV • Kolonie Ebel • Bochum - Siedlung Dahlhauser Heide 42 Hamm - Heessen • Alte Kolonie 14 Bottrop - Welheim • Gartenstadt Welheim • Herne - Kolonie Königsgrube • Neue Kolonie • Herne - Kolonie Hannover I/II • Vogelsang 15 Bottrop - Eigen • Rheinbabensiedlung 29 Herne - Börnig 43 Ahlen - Süd/Südost • Siedlung Teutoburgia • Kolonie und Beamtensiedlung »Westfalen« 16 Dorsten - Hervest • Ulmenhof • Zechensiedlung Fürst Leopold 44 Hagen - Hohenlimburg • Hoeschsiedlung
Interkommunales Handlungs- konzept Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes Das Ruhrgebiet hat in Quantität und Qua- krete Maßnahmen zum Erhalt und zur Projektziele lität ein bedeutendes siedlungskulturel- Weiterentwicklung des montanindustriell les Erbe. Dies gilt für Siedlungen bis in die geprägten siedlungskulturellen Erbes • Lernen von Beispielen/Modellen aus 1950/60er Jahre und ganz besonders für im Ruhrgebiet. Darüber hinaus soll das anderen Kommunen, Erfahrungsaus- die Arbeitersiedlungen, die als Werkssied- siedlungskulturelle Erbe der Arbeiter- und tausch lungen sowohl in den Kolonien ab Mitte Werkssiedlungen aber auch als Potenzial • konkrete Handlungsempfehlungen des 19. Jahrhunderts als auch in garten- und als Impuls für die Quartiers- und Stadt- zur Siedlungs-/Quartiersentwicklung städtischen Siedlungen bis Anfang der entwicklung genutzt werden. an den ausgewählten Standorten 1920er Jahre jeweils im Zusammenhang der Montanindustrie (Kohle, Stahl, Eisen- Lokale und regionale Kooperation • regionales interkommunales Hand- lungsprogramm Siedlungskultur in SIEDLUNGSKULTUR IN QUARTIEREN DES RUHRGEBIETES bahn) errichtet wurden. Von großer Bedeutung ist dabei, dass sich die beteiligten Akteure bereit erklärt ha- Quartieren des Ruhrgebietes In vorbildlicher Kraftanstrengung vieler ben, sowohl lokal als auch regional zusam- • verbindliche Perspektivvereinbarung Beteiligter (Kommunen, Land, Denkmal- menzuarbeiten. Das sind die Kommunen mit Kommunen, Landschaftsverbän- pflege, Bürgerinitiativen, Wohnungsunter- (mit Stadtentwicklung und Stadtplanung), den, RVR, Wohnungsunternehmen nehmen) und im Rahmen der Internatio- die Denkmalpflege (v.a. die Unteren Denk- und dem Land NRW zu einem mögli- nalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park malbehörden) und die Wohnungswirt- chen Programm Siedlungskultur und ist es in den 1980/90er Jahren gelungen, schaft (sowohl die großen überregionalen Quartier einige historische Arbeitersiedlungen als auch die kommunalen und genos- zu erhalten und unter Wahrung ihrer senschaftlichen Unternehmen). Hieraus gestalterischen und historischen Qualitä- ergibt sich ein besonderer Anspruch an ten instandzusetzen sowie Wohnungen Integration und Berücksichtigung z.T. sehr und Wohnumfeld für die Ansprüche der unterschiedlicher Sichtweisen. Bewohner zu verbessern. Pragmatische und offene Prozesse 20 Kommunen des Ruhrgebietes | Neue Herausforderungen Die Auswahl der Quartiere und Siedlungen 44 Quartiere/Standorte | Seit den 2000er Jahren wurden zuneh- ist mit den teilnehmenden Kommunen 72 Siedlungen mend neue Herausforderungen erkenn- anhand verschiedener Kriterien erfolgt: 3 bar. So ist der Kosten- und Ertragsdruck z.B. Eingrenzung auf Werks- und Arbeiter- Regionaler Lenkungskreis 20 Kommunen | MHKBG NRW | über die Kapitaleigner in der Wohnungs- siedlungen bis Anfang der 1920er Jahre im LWL | RVR | Vonovia | VIVAWEST | wirtschaft gestiegen. Im Zuge des Gene- Ruhrgebiet, heutiger Erhaltungszustand LEG Wohnen | WIR Wohnen im Revier | rationenwechsels zu einer »Nach-Mon- des Siedlungsbildes, mögliche Impulse für AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | tan-Bewohnerschaft« ändern sich die Stadtentwicklung, Best-Practice-Beispie- Auftragnehmer Grundlagen des nachbarschaftlichen le, Handlungsbedarfe/-chancen. In der Zusammenhalts und der Identifikation in Konsequenz wurden nicht nur denkmalge- operative AG den ehemaligen Werkssiedlungen aus der schützte Siedlungen ausgewählt. Stadt Hamm | weitere Vertreter von Montanzeit. Gestalterische Qualitäten ge- Kommunen | LEG Wohnen für die Woh- hen verloren. Die Akteure auf kommuna- Gemeinsames Ziel ist es, Handlungschan- nungswirtschaft| AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | Auftragnehmer ler Ebene stießen vielerorts schon wegen cen zu nutzen und Kooperationen zu der großen Zahl privatisierter Siedlungen stärken. Erfahrungsaustausch und örtliche mit zahlreichen Einzeleigentümern an ihre Handlungsempfehlungen beschränken Förderung/Finanzierung: Handlungsgrenzen. Viele Kommunen ent- sich zunächst auf die 20 teilnehmenden MHKBG NRW | Kommunen | Vonovia | wickeln die bisherigen Instrumente weiter Kommunen und die örtlichen Partner so- VIVAWEST | LEG Wohnen | RVR | oder sie suchen nach neuen Fördermo- wie die ausgewählten Quartiere/Siedlun- Wohnen im Revier dellen bzw. nach Wegen zur verbesserten gen. Ein mögliches neues Förderangebot Auftraggeber und Federführung: Integration in Stadtentwicklungsprozesse. (»Programm Siedlungskultur in Quar- Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) tieren«) soll aber offen sein für weitere Strategie und Zielsetzung Kommunen und Quartiere/Siedlungen, Auftragnehmer: Strategisches Kernziel des interkommu- sofern sie mit den Zielen und Ansprüchen startklar.projekt.kommunikation | nalen Projektes ist zunächst die lokale des regionalen Handlungskonzepts über- Post • Welters, Architekten und und regionale Verständigung auf kon- einstimmen. Stadtplaner
Bergkamen Rünthe Bergkamen Rünthe Termine|Gesprächspartner Bergkamen ist mit seinen heute gut Der heutige Stadtteil Rünthe war bis 1900 13. März 2015 - Einstiegsgespräch mit 50.000 Einwohnern eine aus dem Berg- ein dünn besiedeltes Dorf. Mit Gründung Vertreter/innen von Stadtentwicklung bau und erst 1966 aus mehreren Ge- der Zeche Werne auf dem nördlicheren und Denkmalpflege meinden entstandene Stadt. (münsterländischen) Werner Stadtgebiet wurden in Rünthe die ersten kleineren 27. Oktober 2015 - Vertiefungsgespräch Die Zeche Monopol war lange der Siedlungen (D-Zug, Kolonie Hellweg) für mit Vertreter/innen von Stadtentwick- prägende Faktor auf dem heutigen Bergarbeiterfamilien gebaut. Auf Rünther lung und Denkmalpflege Stadtgebiet südlich von Lippe und Dat- Gebiet wurde vor dem Ersten Weltkrieg tel-Hamm-Kanal. Ende des 19. Jahrhun- der Schacht III abgeteuft. In diesem September 2016 bis Januar 2017 - derts wurden Schacht I und II abgeteuft Zusammenhang wurde die dritte und abschließende Abstimmungen und Kohle abgebaut. Danach begann größte Kolonie (Schlägel-/Beverstraße) ein rasantes Wachstum um Monopol. errichtet. Rünthe wurde nun endgültig Nach der Strukturkrise des Bergbaus in zur Bergbaugemeinde. Begehung SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - BERGKAMEN den 1960er Jahren wurde Monopol mit benachbarten größeren Schachtanlagen 1960 endete die Seilfahrt auf Schacht III, Am 13. März 2015 wurden Siedlungen verbunden (Haus Aden und Heinrich Ro- 1975 wurde die Zeche Werne ge- und Stadtteil begangen und fotografisch bert) und Anfang der 1980er Jahre still- schlossen. 1966 ging Rünthe in der neuen dokumentiert. gelegt. Im Rahmen der IBA EmscherPark Stadt Bergkamen auf. Die Zeit des Berg- wurden in den 1990er Jahren Projekte baus war in Rünthe vorbei. Die zentralen Kommunale zur Stadtmittebildung angegangen. Kolonien wurden in einem frühen Modell Kompetenzpartner in den 1970er Jahren erhaltend saniert In jüngster Zeit wird der Fokus der und dann einzeln privatisiert. • Frau Reumke (Stadtplanung) Stadtentwicklung zunehmend auf die Entwicklung des Raums an Kanal und In den 1990er Jahren wurde die Marina • Herr Kellermann (Stadtplanung und Lippe am Nordrand der Stadt gelegt. Hier geplant. Rünthe ist seitdem auf dem Weg Denkmalpflege) lag die kleinere »Bergbauschwester« zu zu einem attraktiven Wohnstandort mit Monopol: Schacht III der Zeche Werne in Anschluss an die Freizeit- und Erholungs- Rünthe. zone am Kanal (Emscher Landschafts- 5 park). 40 Rünthe Zentrum © GeoBasis-DE / BKG 2016 (verändert)
1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 Erster Weltkrieg Zweiter Weltkrieg Kohlekrise RAG Siedlung Hellweg mit BErgkamen 1900 1905 - 1906 Rünthe D-Zug-Siedlung Baphase I Bauphase II ab 1899 Kohleförderung 1909 - 1914 Siedlung Bau Siedlung Schlägel-/Beverstrasse Schlägelstraße Bergkamen-Rünthe Siedlung Hellweg mit D-Zug-Siedlung Siedlung Schlägelstrasse Hintergrund: Zeche Werne 1899 Schacht I/II in Werne, 1912/15 Schacht III in Rünthe, 1923 Zusammenhang Bergwerk Werne/Klöckner AG bis An- fang/Mitte der 1970er Jahre, Stilllegung 1975 1900 - 1914 (Entstehungsgeschichte) • Bau der Siedlungen mit 2- und 4-Familien-Häusern, meist 1 bis 2 Geschosse, separatem Eingang, teilweise Stallanbauten • 1900: 11 Doppelhäuser für 44 Familien (D-Zug) plus 4 Dop- pelhäuser für Steiger sowie Direktorenvilla (Schachtstraße) • 1905/06: 51 Doppelhäuser westlich Schachstraße • 1909 - 1914: Siedlung Schlägel-/Beverstraße Bauherr: Georgs-Marien-Bergwerks-/Hüttenverein, Osnabrück 1974 - 1990er/2000er Jahre (Veränderungsgeschichte) • 1974 Voruntersuchung durch Neue Heimat (NH)/LEG BERGKAMEN RÜNTHE • Sanierungstreuhänderschaft NH/LEG bis 1980er Jahre • Sanierung und Modernisierung der Bestandsgebäude sowie Umsetzung eines einheitlichen Gestaltungs-/Farbkonzepts • Umsetzung eines städtebaulichen Konzepts (öffentlicher Raum), Einsatz Mittel Wohnungs- und Städtebauförderung • Konzepte für bauliche Erweiterungsoptionen, Garagen etc. sowie punktuelle Nachverdichtungen im Block-Innenraum 6 • danach Privatisierung an die Bewohner in saniertem Zustand • 1980 Bebauungsplan (mit Erweiterungsoptionen, Nachver- dichtung, Gestaltungsfestsetzungen) • 1980er Jahre: förmlicher Abschluss der Sanierungstreu- händerschaft, Übergang Restbestände an Stadt Bergkamen (Fortsetzung der Einzelprivatisierung) • 1998: eigenständige Baugestaltungssatzungen • Abschluss des Sanierungs- und Privatisierungsverfahrens Situation heute (2015) • einheitliche städtebauliche Grundstruktur, einheitliches Farb- und Gestaltungskonzept auf Basis Baugestaltungssat- zungen, Individualisierungen bei Haustüren • Zusammenarbeitskultur Einzeleigentümer/Stadtplanung • keine Leerstände oder Probleme bei familieninternen Wei- tergaben oder bei externen Verkäufen • zeittypische Verkehrsberuhigung heute kritisch zu sehen Perspektive Stadtteil/Quartier • Kanalband als Zukunftsthema Rünthes • Perspektive IHK Rünthe inklusive Siedlungskultur und besse- rer Anbindung der Siedlung an die Freizeitzone am Kanal • Siedlungskultur als wesentlicher Image- und Identitätsträger • neue Fragen der langfristigen Siedlungsabsicherung: Klima- & Energie(wende)anforderungen, demografischer Wandel/ Barrierefreiheit, zukunftsfähige Erweiterungsoptionen, Verstetigung guter Kooperationskultur • Unterstützung bürgerschaftlicher Organisationsstrukturen LAND NRW (2017) - Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)
1970 1980 1990 2000 2010 2020 Gründung Stahlkrise IBA Emscher Park Perspektiven ab 1974 Sanierungs- 1980 Bebauungplan und Sanierung 1998 eigene Siedlungskultur treuhänderschaft Einzelprivatisierung an Mieter Baugestal- Image & Identität Neue Heimat/LEG Abschluss Sanierungs- tungssatzung treuhänderschaft Kanalband und 1975 Stilllegung Zeche Werne Siedlungen 1980 Bebauungplan und Sanierung ab 1974 Sanierungs- Einzelprivatisierung an Mieter 1998 eigene treuhänderschaft Baugestal- Perspektive IHK Abschluss Sanierungs- Neue Heimat/LEG tungssatzung Rünthe treuhänderschaft SIEDLUNGEN SCHLÄGEL-/BEVERSTRASSE UND HELLWEG MIT D-ZUG SIEDLUNG Siedlung Hellweg mit D-Zug Siedlung 7 Siedlung Schlägelstrasse
SIEDLUNG SCHLÄGEL-/BEVERSTRASSE 9 Fotos aus der Siedlung Schlägelstraße (März 2015) (Quelle: startklar)
SIEDLUNG HELLWEG MIT D-ZUG SIEDLUNG 11 Fotos aus Siedlung Hellweg, D-Zug-Siedlung (obere Reihe) (März 2015) (Quelle: startklar)
Vertiefung I Historischer Zusammenhang Im Jahr 1898 musste die niedersächsische Schacht 3 von der Zeche Königsborn in Aktiengesellschaft Georgs-Marien-Berg- Unna übernommen. Aufgrund von Über- werks- und Hüttenverein ihre Zeche kapazitäten im Steinkohlenbergbau wurde Piesberg bei Osnabrück wegen Wasser- die Zeche Werne 1975 ganz stillgelegt, einbruchs schließen. Um vom Kauf ver- Teile der Belegschaft und der Anlagen kokbarer Kohle beim Rheinisch-Westfäli- wurden von der Zeche Heinrich-Robert schen Kohlen-Syndikat für ihre Stahl- und übernommen. Walzwerke unabhängig zu sein, plante die Aktiengesellschaft eine Neuanlage am Siedlungsgeschichtlicher Hintergrund Rande des Ruhrgebiets und wählte als Durch den Betreiber der Zeche Werne, Standort Werne aus. den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein zu Osnabrück, wurden kurz Das Abteufen der Schächte Werne 1 und nach dem Abteufen der Schächte 1 und BERGKAMEN RÜNTHE 2 begann 1899, damit war die Zeche Wer- 2 ab 1900 die ersten 11 Arbeiterdoppel- ne das erste Bergwerk nördlich der Lippe. häuser gebaut im sogenannten D-Zug Drei Jahre später wurde die Kohlenförde- gebaut für 44 an der Schachtstraße und 4 rung aufgenommen. Der Schacht 3 wurde Doppelhäuser für die Steiger am Hellweg, 1912 bis 1915 in der Nachbargemeinde sowie die Direktorenvilla. Rünthe zur Erschließung des Südfelds als eigenständiger Förderstandort abgeteuft Da Werne zu dieser Zeit aufgrund der 12 - komplett mit Förderung, Kohlenwäsche, vorhandenen Sole zu »Bad Werne« wer- Verwaltung, Kesselhaus, Waschkaue und den wollte, wurden auf ihrem Stadtgebiet Kraftwerk. Die Zeche war über die Strecke zunächst keine Bergarbeitersiedlungen der Werne–Bockum-Höveler Eisenbahn zugelassen; die Siedlungen entstanden da- an die Bahnstrecke Hamm–Münster ange- her in Rünthe, südlich der Lippe, auf den schlossen. 1923 wurde der Georgs-Mari- Ländereien des alten Gutes »Haus Rün- en-Bergwerks- und Hüttenverein von den the«. Klöckner-Werken übernommen. Im Zuge der Erschließung des Südfel- Im Zusammenhang der Weltwirtschafts- des mit dem Schacht 3 errichteten die krise erfolgte schon 1930 die Stilllegung. Betreiber die große Siedlung Schlägel-/ Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Beverstraße vor allem in den Jahren 1909 Seilfahrt im Schacht 3 wieder aufgenom- bis 1912 mit insgesamt rund 165 jeweils men, damit Bergleute aus Rünthe und 11/2-geschossigen Häusern in 2 Typen als Umgebung die Lippe auf dem Weg zu Ih- 4-Familien-Doppelhäuser, unterkellert, mit ren Arbeitsplätzen unterqueren konnten. separaten Hauseingängen und rückwärti- Die zerstörten Kanal- und Lippebrücken gem Stallanbau mit Abort und als 2-Fa- machten die Überquerung schwierig. milien-Siedlungshäuser mit ins Gebäude einbezogenem Wirtschaftsteil. In der Gemeinde Stockum (heute Stadtteil der Stadt Werne) ging 1959 der Schacht Die Bergarbeiter, die mit ihren Frauen und 4 in Betrieb. 1960 erfolgte die Einstellung Kindern einzogen, waren Kupferbergleute der Seilfahrt im Schacht 3. Im November aus dem Mansfelder Revier. Ihnen war 1973 wurde die Zeche mit der Schacht- dort nach einem großen Streik im Jahr anlage Heinrich-Robert in Hamm zusam- 1909 gekündigt worden. Auf der Suche mengelegt, im selben Jahr wurde der nach neuer Arbeit kamen viele von ihnen
SIEDLUNGEN SCHLÄGEL-/BEVERSTRASSE UND HELLWEG MIT D-ZUG SIEDLUNG Historisches Foto; Quelle: Vorbereitende Untersuchungen - Historisches Foto; Quelle: Vorbereitende Untersuchungen - Bergkamen-Rünthe, Institut für Bodenordnung Bergkamen-Rünthe, Institut für Bodenordnung in das Ruhrgebiet und legten auch bei der Zeche Werne an. Weitere Siedlungen südlich des Kanals wurden parallel oder später errichtet, so die Siedlungen »Schwarzer Weg« (1891 bis 1914, 1920er Jahre), »Werner Straße« (1922). Nachdem Werne doch Siedlungen auf ihrem Gebiet erlaubte, entstanden nördlich des Kanals die Siedlungen »Rün- the II« (1920er Jahre), nordwestlich davon die Siedlung »Fürstenhof« (1920er Jahre) und die »Böggefeldsiedlung« als Klein- siedlung für Bergleute (1950er Jahre). Historisches Foto; Quelle: Vorbereitende Untersuchungen - Bergkamen-Rünthe, Institut für Bodenordnung 13 Historisches Foto; Quelle: Vorbereitende Untersuchungen - Bergkamen-Rünthe, Institut für Bodenordnung
Vertiefung II Städtebau und Gestaltung, Bergkamen Rünthe Kartenausdruck Standort und Lage im Siedlungsgefüge Die Siedlungen befinden sich im Norden von Bergkamen im Stadtteil Rünthe. Die Siedlung Hellweg mit der D-Zug-Siedlung Siedlung Hellweg mit D-Zug Siedlung liegt südlich des Datteln-Hamm Kanals und wird im Süden durch den Land- wehrpark begrenzt. Östlich befindet sich ein kleiner Gewerbepark. Die Siedlung Schlägelstraße liegt im südlichen Teil von Rünthe. Sie ist größtenteils von Wohnbe- bauung umgeben. Im Osten befindet sich ein Gewerbepark, im Süden liegt offener Landschaftsraum. BERGKAMEN RÜNTHE Gebäude und Grundstücke In der Siedlung Schlägelstraße wurden zwei unterschiedliche Haustypen in offener Bauweise errichtet. Typisches Merkmal der 1 ½-geschossigen Zweifa- milienhäuser im südöstlichen Teil der 14 Siedlung sind die weit heruntergezo- genen Satteldächer mit hohen, meist zur Straße orientierten Giebeln. Die Fassaden sind verputzt, variieren in ihrer Fensteranordnung und weisen teilweise offene Rundbögen und architektonisch hervorgehobene Eingangsbereiche auf. Der Großteil der Häuser besitzt einen LAND NRW (2017) - Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) Vorgarten, im rückwärtigen Bereich liegen die meist großen privaten Gärten. gereihte Fassadengliederungen (D-Zug) Im nordwestlichen Teil wurden 1 ½-ge- gekennzeichnet. In der zweiten Baupha- schossige Vierfamilien-Doppelhäuser mit se wurden 51 Doppelhäuser südlich des hoher Sockelzone in Massivbauweise er- Hellwegs errichtet. Die Gebäude sind richtet. Die Fassade ist mit Ziegelsteinen meist 2-4 Familienhäuser mit 1 ½ bis 2 ½ und verputzten Flächen gestaltet. Die ca. 1 : 4015 Geschossen, separatem Eingang und teil- Gebäude haben Satteldächer und einen weise Stallanbauten. Die Dachlandschaft zentralen Frontgiebel. ist im Wesentlichen durch Walmdächer mit zentralem Frontgiebel gekennzeich- Die Siedlung Hellweg mit der D-Zug-Sied- net. Die Erdgeschosszonen bestehen aus28.1.2016 11:36 lung wurde in zwei Abschnitten errich- Ziegeln, das Obergeschoss ist verputzt. tet. Im ersten Abschnitt entstanden elf Doppelhäuser an der Schachtstraße, vier Die Gebäude in allen Siedlungen wurden Doppelhäuser am Hellweg sowie eine saniert und weisen ein weitgehend ein- Direktorenvilla. Dieser 1 ½-geschossige, heitliches Gestaltungs- und Farbkonzept traufständige Haustyp in Ziegelbauweise auf. und kleinen Vorgartenzonen ist durch eine strenge gleichförmige, aneinander-
Kartenausdruck www.tim-on Siedlung Schlägel-/Beverstraße SIEDLUNGEN SCHLÄGEL-/BEVERSTRASSE UND HELLWEG MIT D-ZUG SIEDLUNG LAND NRW (2017) - Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Öffentlicher Raum ca. 1 : 4015 Rückblickend werden die Gestaltungsan- Keine amtliche S Die meist linearen Straßen der Siedlungen sätze der 1980er Jahren für die Stra- sind teilweise gepflastert, haben beidsei- ßenräume eher kritisch gesehen. Eine tige Gehwege sowie an manchen Stellen »Aneignung« durch die Bewohner 28.1.2016 11:37 findet Straßenbäume. Einige Straßenräume auch heute kaum statt, öffentlicher und wurden im Zuge der Wohnumfeldaufwer- halb-öffentlicher Raum sind unzurei- tung in den 1980er Jahren als Mischver- chend voneinander abgegrenzt. kehrsflächen mit abwechselnden Baum- 15 standorten und Parkräumen angelegt. Insgesamt betrachtet haben die Sied- lungen durch ihre Lagegunst am Kanal Instrumente weitere Potenziale, die es zu nutzen gilt. Für alle Siedlungen gelten seit 1980 Zum einen wird schon heute dadurch Bebauungspläne. Diese lassen sowohl ein guter Wohnwert gewährleistet. Zum Erweiterungsoptionen als auch Nach- anderen kann gerade die weitere Ent- verdichtungen an den Gebäuden zu. wicklung des »Kanalbandes« hier neue Ursprünglich beinhalteten diese Bauleit- Impulse für die Kanalzone einschließlich pläne auch Gestaltungsfestsetzungen. der Siedlungen geben. Im Jahr 1998 wurden separate Baugestal- tungssatzungen erlassen. Fazit Insgesamt betrachtet zeigen sich die Siedlungen am Standort in einem guten gestalterischen Zustand, der auch lang- fristig für künftige Generationen erhalten werden sollte. Im Sinne der Absicherung dieser Qualitäten sollten insbesondere Fragen der Energieeinsparung und der weiteren Anpassung an aktuelle Wohn- bedürfnisse (Erweiterungen, Barrierefrei- heit) unter Wahrung der bestehenden gestalterischen Einheitlichkeit diskutiert werden.
Handlungsempfehlung I Siedlung, Quartier, Stadtentwicklung »Rünthe« Der Stadtteil Rünthe mit seinen heute setzen. Ein Ansatz ist dabei die Überlegung knapp 7.000 Einwohnern ist 40 Jahre nach zu einem Integrierten Handlungskonzept Ende des Bergbaus der Zeche Werne dabei, (IHK) Rünthe. den Strukturwandel zu meistern. Dabei hilft (anders als bei den südlichen Stadtteilen Vor diesen Hintergründen werden folgen- Bergkamens) eine doppelte Lagegunst mit de Handlungsempfehlungen zur Prüfung der Schnittstelle zum Münsterland und der empfohlen: Lage an Lippe + Dattel-Hamm-Kanal. Hinzu kam auch das Glück, dass die Arbei- Siedlungskultur als einem der perspekti- vischen Imageträger für Rünthe: In der »Siedlungskultur tersiedlungen mit zu den ersten im Ruhr- gebiet gehörten, die schon in den 1970er Konsequenz wären die Baugestaltungssat- zungen und evtl. auch der Bebauungsplan als Imageträger Jahren in einem Modell der erhaltenden zu aktualisieren insbesondere im Hinblick für Rünthe« BERGKAMEN RÜNTHE Stadterneuerung zum Fördergegenstand auf Wohnungsansprüche der Generation des damals gerade erst verabschiedeten »Nach-Montan« und die Ansprüche an Städtebaufördergesetztes (Vorbereitende Energieeinsparung und CO2-Minderung. Untersuchung, Sanierungsgebiet) wurden. Ergänzt werden könnte ein Kommuni- Davon profitierten auch die damaligen kationskonzept zu Siedlungskultur und Bergbau-Mieter, die mit öffentlichen Identität. Geprüft werden könnte auch die Mitteln sanierten Koloniehäuser erwerben Einbindung einer Nutzungsperspektive für 16 konnten. Der Stadt Bergkamen und dem die industriekulturell wichtigen noch vor- früheren Sanierungstreuhänder Neue handenen Gebäude des Schachtes III. Heimat/LEG ist es gelungen, eine einheitli- che Sanierung zu organisieren, die Häuser Integriertes Handlungskonzept (IHK) Rün- dann an die Mieter zu privatisieren und the: Die vorgenannten Anstrengungen soll- danach mit Ordnungsinstrumenten (B-Plan, ten in einem IHK-Rünthe mit dem Leitbild Gestaltungssatzung, Beratung, aber ohne der Siedlungskultur aufgegriffen und mit Denkmalschutz) den Charakter der drei den weiteren Maßnahmen im Sinne einer ehemaligen Kolonien im Kern zu bewah- städtebaulichen Anbindung im Zusammen- ren. Teilweise kritisch zu beurteilen ist die hang des perspektivischen »Kanalbands« (zeittypische) Gestaltung der öffentlichen (Arbeitstitel) verknüpft werden. Räume von Straßen und kleinen Plätzen. Für das »Dorf« Rünthe könnten so die Die Entwicklung der Kanalzone (mit der Vorentwicklungen (Sanierung Arbeitersied- daran nördlich anschließenden Lippeaue) lungen 1970er Jahre, Marina 1990er Jahre) hat mit der Internationalen Bauausstellung zu einem perspektivischen Gesamtkonzept (IBA) EmscherPark eine grundlegende veredelt und der Strukturwandel im nördli- Änderung erfahren: Aufwertung zu einer chen Bergkamen abgeschlossen werden. Freizeitzone, Einbindung in den regiona- len EmscherLandschaftsPark, Aufbau der Marina Rünthe. Die ist eine über meh- rere Generationen laufende langfristige Aufgabe mit vielen Bausteinen und einem »langen Atem«. Die Stadt Bergkamen will hier am sogenannten »Kanalband« einen weiteren Stadtentwicklungsschwerpunkt
Handlungsempfehlung II Perspektivpotenziale für eine regionale Siedlungskultur SIEDLUNGEN SCHLÄGEL-/BEVERSTRASSE UND HELLWEG MIT D-ZUG SIEDLUNG Die hiostorischen Rünther Arbeiter- Darüber hinaus entfalten die Siedlungen siedlungen stellen ein frühes Modell eine städtebauliche sowie Wohn- und der Einzel-Privatisierung dar, in dem Lebensqualität, die als Leitbild für die die Gebäude erst nach einer Sanierung künftige Stadtteilentwicklung Rünthes einzeln verkauft wurden. So konnte eine dienen kann. weitgehende städtebauliche, gestalteri- sche und denkmalpflegerische Einheit- lichkeit bis heute bewahrt werden. Dieses Modell hat gerade auch wegen seiner inzwischen nachgewiesenen langfristigen Wirkung das Potenzial der Übertragbar- keit, vielleicht weniger in der aufwändigen Erneuerungskonzeption, aber sicher vom grundlegenden Ansatz »Erneuerung vor Privatisieruung«. »Modell der Erneuerung vor der Einzel-Privatisierung« 17 Siedlung Schlägelstrasse
SIEDLUNGSKULTUR REGIONAL Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) für die beteiligten Kommunen, Wohnungsgesellschaften und den RVR Heinz-Martin Muhle | Christine Chudasch | Barbara Conrad startklar.projekt.kommunikation Joachim Boll | Benedikt Brester Post • Welters, Architekten und Stadtplaner Joachim Sterl | David Rohde Dortmund | 31. Juli 2017 Quelle aller nicht gekennzeichneten Fotos: startklar/Post • Welters
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