Smart Energy made in Germany - Erkenntnisse zum Aufbau und zur Nutzung intelligenter Energiesysteme im Rahmen der Energiewende

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Smart Energy made in Germany - Erkenntnisse zum Aufbau und zur Nutzung intelligenter Energiesysteme im Rahmen der Energiewende
Smart Energy made in Germany
Erkenntnisse zum Aufbau und zur Nutzung intelligenter Energiesysteme
im Rahmen der Energiewende
Smart Energy made in Germany - Erkenntnisse zum Aufbau und zur Nutzung intelligenter Energiesysteme im Rahmen der Energiewende
Impressum
Herausgeber                                                                   Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Bundesministerium für                                                         Energie ist mit dem audit berufundfamilie®
Wirtschaft und Energie                                                        für seine familienfreundliche Personalpolitik
10115 Berlin                                                                  ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
www.bmwi.de                                                                   der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der
                                                                              Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.
Stand
Mai 2014
Gestaltung und Produktion
LoeschHundLiepold Kommunikation GmbH, Berlin
Bildnachweis
BMWi (S.3), Fotolia (S.1, 5, 9, 23, 71, 73), E-Energy Begleitfor-
schung/B.A.U.M. Consult (S.7, 9, 11, 12, 15, 19, 23, 27, 31, 36, 37, 38,
39, 40, 42, 43, 44, 46, 47, 48, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 61, 62, 67,
75), RWE AG (S.10, 11, 12), EWE AG (S.14), eTelligence (S.16, 42),
ABB AG (S.19), EnBW AG (S.21), MVV AG (S.22, 24), moma (S.24,
42, 48, 51),RegModHarz (S.28, 42, 45), Smart Watts (S.30, 32, 42),
MeRegio (S.20, 42), Smart Grid Mandat M/490 (S.55), EEBus e. V.
(S.63), acatech (S.65)
Text, Redaktion
B.A.U.M. Consult GmbH, München                                                Diese und weitere Broschüren erhalten Sie bei:
                                                                              Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
                                                                              Referat Öffentlichkeitsarbeit
Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundes­                E-Mail: publikationen@bundesregierung.de
ministeriums für Wirtschaft und Energie. Sie wird kostenlos                   www.bmwi.de
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3

Vorwort

          Im Rahmen des Technologieprogramms E-Energy – Smart Energy made in Germany
          wurden in sechs Modellregionen während der letzten fünf Jahre Schlüsseltechnologien
          sowie Geschäftsmodelle für ein „Internet der Energie“ entwickelt und erprobt.
          E-Energy hat die Diskussion um Smart Energy in Deutschland wie international
          mit geprägt. Schon während der Projektlaufzeit konnten wichtige Erkenntnisse
          gewonnen werden für die Anpassung technischer, rechtlicher und wettbewerblicher
          Rahmenbedingungen.

          Der Umbau der Energieversorgung hin zu dezentralen und erneuerbaren Erzeugungs­-
          strukturen ist eine der zentralen Herausforderungen in Deutschland. E-Energy hat
          hier ebenfalls wichtige Erkenntnisse geliefert: Intelligente Netze – sogenannte Smart
          Grids – können die Kosten für den Netzausbau abfedern. Darüber hinaus können
          neue Märkte und Geschäftsmodelle für Unternehmen der Energiewirtschaft ent-
          stehen. Ein Beispiel ist die Direktvermarktung der erzeugten Energie vieler kleiner
          Anlagen oder etwa die Vermarktung von Flexibilitäten im Energieverbrauch. Für die
          Verbraucher können auch anwenderfreundliche Smart Home-Technologien eine
          bedeutende Rolle spielen.

          Auf dem Weg zur Energiewende − mit dem Ziel einer sicheren, umweltverträglichen
          und bezahlbaren Energieversorgung − hat das Projekt E-Energy einen wichtigen
          Beitrag geleistet.

          Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick über die Ergebnisse der sechs
          E-Energy-Modellregionen und der E-Energy-Begleitforschung. Ich wünsche den
          Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Modellregionen weiterhin viel Erfolg
          und uns allen ein gutes Gelingen auf dem Weg zur Energiewende.

          Ihr

          Sigmar Gabriel
          Bundesminister für Wirtschaft und Energie
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13 Erkenntnisse aus E-Energy

Energieübertragung bzw. Energienetze                          zehn Prozent motiviert werden, wenn variable Tarife
                                                              oder andere vertragliche Vereinbarungen ausreichende
1. Auf Informations- und Kommunikationstechnologien           ökonomische Anreize schaffen. In Einzelfällen, bei
   (IKT) basierende Energiesysteme können die wach-           besonders hohen Anreizen, sind sogar noch stärkere
   senden Anforderungen an eine stabile Netzführung           Verlagerungen möglich. Das derzeitige Kosteneinspar-
   und an einen subsidiären Ausgleich von Erzeugung           potenzial bewegt sich zwischen wenigen Euro bis etwa
   und Verbrauch zunehmend dezentraler Erzeugungs-            100 Euro im Jahr und liegt im Mittel bei etwa 60 Euro.
   strukturen insbesondere im Verteilnetz erfüllen.
                                                           7. Vor allem automatisierte Abläufe können dazu
2. Durch den Einsatz moderner Smart Grid-Technologie          beitragen, dass Komforteinbußen beim Verbraucher
   wie aktiven und teilautomatisierten Verteilnetzen          verhindert werden und die Akzeptanz steigt (z. B.
   können die bestehenden Netzkapazitäten wirksam             der Energiebutler im Smart Home). Die Technologie
   ausgeschöpft werden. Entlang eines Ampelmodells            zur Anbindung der Liegenschaften (outhouse) und
   (grün: ausreichende Kapazitäten, gelb: knappe Trans-       Heimvernetzung (inhouse) muss fallgruppenspezi-
   portkapazitäten, rot: kritisch) können hierbei Netz-       fisch kombiniert werden. In E-Energy hat sich jedoch
   zustände räumlich und zeitlich differenziert werden        vor allem die IP-basierte Anbindung der Haushalte
   und das Zusammenspiel von Markt­mechanismen und            als zielführend erwiesen und mit dem EEBus ist quasi
   regulierenden Eingriffen des Netz­betreibers besser        ein Übersetzungs-Protokoll für unterschiedliche in-
   koordiniert werden.                                        house Kommunikationsprotokolle geschaffen worden.

3. Mit Hilfe von IKT können der Netzentwicklungs­          8. Durch die Visualisierung des Verbrauchsverhaltens
   bedarf und mögliche Netzengpässe besser lokalisiert        (auf Basis von z.B. Smart Meter-Daten) können
   und abgeschätzt werden. Spezifische Lösungen der           Energie­einsparpotenziale von bis zu zehn Prozent
   Netztechnik, Sensorik, Automatisierung, Regelungs-         aufgedeckt und der Verbrauch entsprechend redu­
   technik sowie der systemgeführten Ein- und Aus-            ziert werden. Bei Gewerbebetrieben sind sogar
   speisung können auf die lokalen Herausforderungen          Einsparpotenziale von bis zu 20 Prozent möglich.
   angepasst werden und die Kosten für den Netzaus­-
   bau merklich abfedern.                                  9. Die Lastverlagerungspotenziale bei Gewerbebetrie-
                                                              ben und Großhaushalten mit hohem Verbrauch liegen
4. Intelligente Sekundärtechnik wie regelbare Orts-           weit höher als in durchschnittlichen Privathaushalten
   netztrafos oder Sensorik in Umspannwerken und              (ca. 20 Prozent, teils höher). Vor allem Betriebe mit
   an anderen Netzpunkten ermöglichen den Zubau               thermischen Speichern (z.B. Kühlhäuser, Super­märkte
   zusätzlicher Erneuerbare Energien-Anlagen ohne             etc.) haben sich als „tief hängende Früchte“ für
   Netzausbau.                                                Lastmanagement erwiesen und können bereits heute
                                                              öko­nomisch sinnvoll erschlossen werden.

Energieverbrauch
                                                           Energieerzeugung
5. Durch Anreiz-, Tarif- und Steuerungssignale für
   Energieproduzenten, -konsumenten und „Prosumer“         10. Durch intelligente Netze, Lastprognosen und die
   können Verbrauch und Einspeisung besser aufeinan-           Ausschöpfung von Flexibilitäten können erneuer­
   der abgestimmt werden. Durch intelligente Steuerung         bare Energien reibungsloser und umfänglicher in das
   und ökonomische Anreize kann der Eigenverbrauch             Energiesystem integriert werden. Einspeisespitzen
   dezentraler Erzeuger netzfreundlich gestaltet werden.       dezentraler Erneuer­barer und damit schwankender
   Der Aufbau einer IKT-Basisinfrastruktur für das Ener-       Erzeugung (z.B. aus Wind- oder Sonnenenergie)
   giesystem ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.         könnten merklich reduziert werden und die Netz­
                                                               anschlusskapazität für zusätzliche erneuerbare
6. Verbraucher können – abhängig vom jeweiligen                Erzeugungsanlagen ohne Netzausbau teils sogar
   Kundensegment – zu Lastverlagerungen von bis zu             verdoppelt werden.
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11. Für Unternehmen der Energiewirtschaft sowie für         gatoren) bei. Sie vereinfachen und beschleunigen
    Klein­erzeuger, Gewerbebetriebe und große Privat­       Geschäftsprozesse merklich. Ansprechende und
    verbraucher ergeben sich durch Smart Grids-Techno-      handhabbare Smart Home-Technologien sind
    ­logien gänzlich neue Marktchancen und Geschäfts­       entscheidend für die Akzeptanz und die Verbreitung
     modelle z.B. in der Zusammenfassung und Ver-           von Smart Grid-Lösungen.
     marktung dezentraler Erzeuger (Pooling) oder von
    Verbrauchsflexibilitäten (Aggregation). Wichtige     13. Virtuelle Kraftwerke können im ländlichen Raum
    Voraussetzung sind jedoch standardisierte Schnitt-       eine Deckung des Energiebedarfs weitestgehend aus
     stellen (IEC 61850).                                    erneuer­baren Energien unterstützen. Je genauer die
                                                             Erzeugungsprognosen erneuerbarer Energien und
12. Virtuelle Marktplätze tragen als Informations- und       je zuverlässiger die Kraftwerksfahrpläne sind, umso
    Diensteplattformen erheblich zur Transparenz und         besser planbar ist der Bedarf an Speichern und Regel-
    Zugänglichkeit für neue Marktakteure (z.B. Aggre-        kraftwerken.
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Inhalt

Vorwort .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3

13 Erkenntnisse aus E-Energy .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4

Das Technologieförderprogramm „E-Energy – IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7

Die E-Energy-Modellregionen
E-DeMa – Entwicklung dezentral vernetzter Energiesysteme hin zum E-Energy-Marktplatz der Zukunft . . . . . . . . . . 10
eTelligence ­– Intelligente Vernetzung von Stromproduzenten und -verbrauchern zur besseren Integration
von erneuerbaren Energien  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
MeRegio – Minimum Emission Regions  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Modellstadt Mannheim (moma) – Ein Energieorganismus zur intelligenten Verteilung
dezentral erzeugter Energie  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
RegModHarz – Regenerative Energie aus dem Harz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Smart Watts – Die intelligente Kilowattstunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Die E-Energy-Begleitforschung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 34

Die Vernetzung von E-Energy .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 36

Das Energiesystem im Wandel  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 38
Herausforderungen und Lösungsansätze für die Netze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Effizienzsteigerung durch Partizipation und Kooperation  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Integration erneuerbarer Energien durch Flexibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Großes Potenzial bei Erzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Eigenverbrauch nutzerfreundlich gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Speicher sind entscheidend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46
Systemstabilität durch Dezentralität und Subsidiarität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49
Versorgungssicherheit verbessern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Das Internet der Energien .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 54
Trends in der IKT für die Energie-Domäne  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Von Smart Grid zu Smart Energy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Zentrale und verteilte Komponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Smart Grid und Smart Home . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Ansteuerung von Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Der Mensch im Mittelpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Akzeptanz gezielt steigern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Automatisiert und manuell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Geschäftsszenarien für ein Internet der Energie  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Funktionen im neuen Energiesystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

Voraussetzungen für den Wandel .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 72
Rechts- und Regulierungsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Prinzipien für ein neues Marktdesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Gesellschaftliche Akzeptanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

Ansprechpartner von E-Energy .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 76
Smart Energy made in Germany - Erkenntnisse zum Aufbau und zur Nutzung intelligenter Energiesysteme im Rahmen der Energiewende
Smart Energy made in Germany                                                                                                        7

Das Technologieförderprogramm
„E-Energy – IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“

Mit dem Förderprogramm „E-Energy – IKT-basiertes
Energiesystem der Zukunft“ hat das Bundesministe­
rium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in ressort­
übergreifender Partnerschaft mit dem Bundes-
ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit (BMUB) neue Wege aufgezeigt,
wie der Stromverbrauch gesenkt, Energie effizienter
eingesetzt und eine regenerative Energieversorgung
um­gesetzt werden kann.

 Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Einbeziehung
 der erneuerbaren Energien in die Energienetze der
 Zukunft mit Hilfe neu entwickelter Systeme aus dem
 Bereich der Informations- und Kommunikations­
 technologien (IKT). Als Leuchtturmprojekt der
 Bundes­regierung ist E-Energy Teil des Aktionsplans
„Green IT-Pionier Deutschland“ sowie zentraler Be-       Start der Feldversuchsphase anlässlich des E-Energy-Jahreskongres-
 standteil der Hightech-Strategie und der IKT-Strate-    ses 2010. V. l. n. r.: Michael Zinke (BMWi), Ludwig Karg (B.A.U.M.), Dr.
 gie „Deutschland Digital 2015“ der Bundes­regierung.    Andreas Goerdeler (BMWi), Christian Spanik (Moderator)

Leuchtturmprojekte in sechs E-Energy-Modellregionen
                                                         Von 2008 bis 2013 erforschten und erprobten Industrie-
                                                         und Wissenschaftskonsortien in sechs Smart-Energy-
                                                         Regionen den Einsatz von IKT im Energiebereich. Zu-
                                                         dem wurden Querschnittsthemen wie z. B. zielführende
                                                         Gesamtarchitekturen, Geschäftsmodelle, rechtliche
                                                         Rahmenbedingungen, Datenschutz und Datensicher-
                                                         heit oder die Standardisierung projektübergreifend mit
                                                         Unterstützung durch eine speziell dafür beauftragte
                                                         Begleitforschung bearbeitet. Das Gesamtvolumen dieser
                                                         Projekte betrug über 140 Mio. Euro. Dazu steuerten
                                                         das BMWi 40 Mio. Euro und das BMU 20 Mio. Euro an
                                                         Förder­mitteln bei, den Rest trugen die Modellkonsortien.

                                                         Hintergrund des Forschungsprogramms waren die
                                                         großen Optimierungspotenziale der IKT für das
Aufgrund seiner herausragenden innovations- und          Erreichen der Ziele im energiepolitischen Zieldrei-
wirtschaftspolitischen Bedeutung wurde das E-Energy-     eck in der Stromversorgung – Wirtschaftlichkeit,
Programm auf dem IT-Gipfel 2008 durch die Bundes-        Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit.
kanzlerin zum nationalen Leuchtturmprojekt erklärt.      Des Weiteren wurde die Möglichkeit der Entstehung
Der Kurzbegriff „E-Energy“ steht – analog den Bezeich-   neuer Beschäftigungsfelder und Märkte gesehen,
nungen „E-Commerce“ oder „E-Government“ – für die        die es zu erschließen galt. Analysen und Experten­
umfassende digitale Vernetzung sowie computerbasierte    einschätzungen, z. B. die von Wik-Consult im Auftrag
Kontrolle und Steuerung des Gesamtsystems der Ener-      des BMWi durchgeführte Studie „Potenziale der
gieversorgung. Die Elektrizitätssparte wurde in diesem   Informations- und Kommunikationstechnologien zur
Forschungsprogramm als Einstieg gewählt, weil hier die   Optimierung der Energieversorgung und des Energie-
Herausforderungen bezüglich Echtzeit­interaktionen       verbrauchs (E-Energy)“ vom Dezember 2006, hatten
und Computerintelligenz wegen der begrenzten Spei-       zuvor zunehmend deutlich gemacht, dass der weitere
cherfähigkeit von Strom besonders groß sind.             Fortschritt der Energiewirtschaft ohne die umfassende
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8                                                                                       Smart Energy made in Germany

Ausschöpfung der Potenziale von digitaler Intelligenz     ressortübergreifenden Partnerschaft mit dem BMU.
und Vernetzung nicht möglich sein wird. Überein-          Durch die Kooperation beider Ministerien konnte eine
stimmend wird festgestellt, dass demgegenüber die         größere Anzahl von Projekten unterstützt werden (sechs
IKT-Nutzung in der Energieversorgung bislang noch         statt wie ursprünglich geplant vier), was die Ausstrah-
keine große Rolle spielt. Sowohl von der IKT- als         lung und Wirkung von E-Energy weiter verstärkte.
auch von der Energiewirtschaft wurde erheblicher
technolo­giepolitischer Handlungsbedarf gesehen,          Mit der Umsetzung von E-Energy und der Arbeit in
damit die hohen Optimierungspotenziale der IKT für        den sechs Modellregionen wurden so in den folgen­
den Energiebereich erschlossen werden können.             den Jahren die Bausteine für mehr Transparenz und
                                                          Wettbewerb entlang der gesamten Wertschöpfungs-
So erfolgte im April 2007 die Ausschreibung des           kette vom Kraftwerks- über den Netzbetrieb bis zum
E-Energy-Technologiewettbewerbs durch das BMWi            Endverbraucher erarbeitet. Dadurch konnten Inno-
unter Fokussierung auf drei Themenschwerpunkte:           vationen im technischen wie im wirtschaftlichen
1. Schaffung eines E-Energy-Marktplatzes, der den         Bereich angestoßen werden. Das wird unter anderem
   elektronischen Geschäfts- und Rechtsverkehr            auch den weiteren Fortschritt bezüglich der Liberali-
   zwischen allen Marktteilnehmern ermöglicht.            sierung des Energiemarkts und der Dezentralisierung
2. Digitale Vernetzung und Computerisierung der tech-     der Stromnetze beschleunigen.
   nischen Systeme und Komponenten sowie der darauf
   beruhenden Prozessführungs- und Wartungsaktivi­        Insgesamt gelang es durch die im Rahmen von E-Energy
   täten, so dass eine weitgehende Selbstautomation       durchgeführten Forschungs- und Entwicklungsaktivi­
   der Kontrolle, Analyse, Steuerung und Regelung des     täten (FuE), gemäß den Zielen der ursprünglichen
   technischen Gesamtsystems gewährleistet ist.           Ausschreibung dabei zu helfen, einen neuen Markt
3. Online-Kopplung von elektronischem Energie-            für automatisierte Steuerungs- und Regelsysteme bei
   marktplatz und technischem Gesamtsystem, so dass       Erzeugungsanlagen und Endgeräten, für IKT-Gateways
   eine zeitnahe digitale Interaktion von Geschäfts-      und Smart Meter, für intelligente Speichermodule, für
   und Technikbetrieb sichergestellt wird.                Prognose- und Abrechnungssysteme, für benutzer­
                                                          freundliche Online-Ratgeber sowie Anzeige- und
Mit diesen drei Themenschwerpunkten wurde erst-           Bediensysteme und vieles mehr zu entwickeln. Das
mals dazu aufgerufen, integrierte Ideen und System-       wird zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen und neue
konzepte für ein „Internet der Energie“ zu ent­wickeln.   Wachstumseffekte hervorrufen. In Verbindung damit
Informations-, Kommunikations- und Transaktions-          werden neue Dienstleistungen mit unterschiedlichsten
prozesse auf den Strommärkten sollten vereinfacht         Tarif­angeboten auf den Markt kommen. Es werden
und die technische Energieinfrastruktur auf Basis         aber auch ganz neue Geschäftsmodelle entstehen, so
durchgehender digitaler Vernetzung intelligent            zum Beispiel das Bündeln von Erzeugern und Ver-
kontrolliert, gesteuert und geregelt sowie mit elektro-   brauchern, das Optimieren des privaten oder gewerb-
nischen Marktplätzen gekoppelt werden, so dass z. B.      lichen Lastprofils oder eine weitgehend automatisierte
eine effiziente, zeitnahe und transparente Koordinati-    Strom(spar)steuerung von Hausgeräten unter Nutzung
on von Energieangebot, (End-)Energienachfrage und         bidirektionaler IKT-Gateways.
komplementären Dienstleistungen in allen Bereichen
des Versorgungssystems möglich wird. In der E-Ener-       E-Energy ist ein Schlüssel für den Ausbau und die
gy-Ausschreibung wurde deutlich gemacht, dass             Netzintegration der erneuerbaren Energien. Durch
hierfür nicht nur Technologie-Fortschritte, sondern       die Netzintegra­tion dezentraler erneuerbarer Energie­
auch Anpassungen von Organisations­strukturen und         erzeugungsanlagen mit Hilfe intelligenter Steuerung
Rahmenbedingungen notwendig sind.                         wird nicht nur die Energie­wende profitieren, sondern
                                                          es wird auch der Bereich des Maschinen- und
Mit Blick auf die große Bedeutung von E-Energy für das    Anlagen­baus starke Wachstumsimpulse erhalten.
energiepolitische Zieldreieck, den Ausbau der erneuer-    E-Energy konnte Türen öffnen für eine Vielzahl von
baren Energien und die Erhöhung der Energieeffizienz      neuen technischen Produkten. Viele kleine und mitt­
erfolgte die Förderung der Preisträgerprojekte in einer   lere Unternehmen – nicht zuletzt das Elektrohand­werk –
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Smart Energy made in Germany                                                                                                                9

                                                                                                  Ludwig Karg, Leiter der Begleit-
                                                                                                  forschung

                                                                                               „E-Energy ist ein wichtiger Bau-
                                                                                                stein der Energiewende. Und
                                                                                                ich freue mich persönlich sehr,
werden davon ebenso profitieren wie Ingenieur­unter­                                            dass ich dabei sein durfte. Die
nehmen, Hard- und Softwareproduzenten und die am                             Modellregionen und die Begleitforschung konn-
Weltmarkt operierenden Unternehmen für Energie-                              ten gemeinsam aufzeigen, wie man ein Internet
anlagen und Energieinformationssysteme.                                      der Energien bauen kann – wenn man will. Nun
                                                                             ist es vor allem an den vielen großen und kleinen
Die Ergebnisse der Modellregionen sind in deren                              Versorgern und Netzbetreibern, die Ergebnisse
Schlussberichten sowie zahlreichen veröffentlichten                          auf-zunehmen und in ihre tägliche Praxis zu
Studien dem Fachpublikum und der breiten Öffent-                             integrieren. Sicher müssen dafür auch weiterhin
lichkeit zugänglich gemacht worden. Einen Überblick                          entsprechende Rahmenbedingung für die Tech-
über die Erkenntnisse aus dem Förderprogramm gibt                            nik und das neue Marktdesign geschaffen werden.
ein umfangreicher Abschlussbericht der Begleitfor-                           Die konstruktive Zusammenarbeit von Ministe­
schung. Er stellt die Ergebnisse und Erkenntnisse                            rien, Verbänden, Regulierungsbehörde, Stan-
im Zusammenhang dar und enthält weitreichende                                dardisierungsorganisationen, Wissenschaftlern
Empfehlungen, die sich aus der Arbeit der Modellpro-                         und Praktikern bei E-Energy lässt mich hoffen,
jekte und der Begleitforschung ergeben haben. Der                            dass alle gemeinsam auf dem eingeschlagenen
Abschlussbericht kann von der Website des E-Energy-                          Weg weitergehen. Wir Begleitforscher würden
Programms bezogen werden: www.e-energy.de                                    uns freuen, wenn sie dabei unsere umfassenden
                                                                             Ergebnisberichte stets als Wegweiser nutzen.“

Die Verantwortlichen aus den Modellregionen, von beteiligten Ministerien und Projektträgern sowie der Begleitforschung beim Abschlusskongress
im Januar 2013 im BMWi
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Entwicklung dezentral vernetzter Energiesysteme
hin zum E-Energy-Marktplatz der Zukunft

Ziel des Projekts E-DeMa in der Modellregion Rhein-        Im Rahmen von E-DeMa wurden für den Feldtest
Ruhr war die Konzeption von IKT-basierten Lösungen,        13 Mikro-Blockheizkraftwerke (Mikro-BHKW) instal-
die die intelligente Nutzung aller zur Verfügung stehen-   liert, die bei Bedarf als dezentrale Kleinerzeuger zuge-
den Ressourcen sowie die Optimierung und Integra-          schaltet werden und über den Marktplatz zu handel-
tion des Gesamtsystems der Elektrizitätsversorgung         baren Erzeugungsmengen aggregiert werden können.
von der Gewinnung des Stroms über die Speicherung,         Außerdem wurden fast 700 Haushalte mit IKT-Gate-
den Transport, die Verteilung bis hin zur effizienten      ways (I und II) ausgestattet, die es den Verbrauchern
Verwendung ermöglichen.                                    erlaubten, aktiv am E-DeMa-Marktplatz teilzunehmen.
                                                           Am E-DeMa-Marktplatz wurden die Verbraucher dazu
E-DeMa verstand sich dabei als eine Gesamtkonzep-          ermächtigt, jeden Monat neu darüber zu entscheiden,
tion, die nicht nur technische Lösungen präsentiert,       in welchem der neuen unterschiedlichen E-DeMa-
sondern sich auch mit den Möglichkeiten befasst, diese     Tarif­modelle sie abgerechnet werden. Neben Erzeu-
Lösungen in der heutigen Marktsituation umzusetzen.        gungsmengen können am Marktplatz auch verschieb-
Dreh- und Angelpunkt der neuen Lösungen war der im         bare Lasten als Flexibilitäten aggregiert und vermarktet
Projekt konzipierte und implementierte E-DeMa-             werden. Die Flexibilitäten können am Marktplatz
Marktplatz, der den vormals passiven Konsumenten           auch einem Aggregator, der diese zusammenfasst und
zu einer aktiveren Teilnahme am Marktgeschehen             vermarktet, zur Verfügung gestellt werden. Damit
verhelfen kann.                                            verschmelzen die klassischen Rollen von Energiever-

                                                                               Johannes Funck,
                                                                               E-DeMa-Projektleiter bei der
                                                                               SWK Stadtwerke Krefeld AG

                                                                               „In der Testregion Krefeld haben
                                                                               125 Bürgerinnen und Bürger im
                                                                                Stadtteil Kliedbruch an unse-
                                                             rem Feldtest teilgenommen. Kliedbruch zeichnet
                                                             sich durch eine passende Ein- und Zweifamili-
                                                             enhausstruktur aus. Auch die technologischen
                                                             Voraussetzungen sind in diesem Stadtteil gege-
                                                             ben. Einige Haushalte erhielten neben digitalen
                                                             Stromzählern auch „intelligente“ Gas- und
                                                             Wasserzähler. Zehn Kunden bekamen zudem
                                                             Haushaltsgeräte wie Spülmaschine, Waschma-
                                                             schine und Trockner, um zu testen, wie sich diese
                                                             Geräte über die „intelligenten“ Messsysteme
                                                             steuern lassen. Die Lernkurve für uns war enorm.
                                                             Natürlich lief nicht alles reibungslos und ganz
                                                             so einfach, wie man sich das in der Theorie am
                                                             Anfang vorstellt, ist es in der Praxis nicht immer.
                                                             Aber auch dafür ist ein solches Pilotprojekt ja da.“
Smart Energy made in Germany                                                                                              11

                               Charakteristik von E-DeMa
                                                               Energieeffizienz
                                                                     90
                                        Markt­                                                    Integration
                                        liberalisierung              80                           erneuerbarer Energien
                                                                     70
                                                                     60
                                                                     50
                                 IKT-
                                                                     40                                    e-Mobility
                                 Architektur
                                                                     30
                                                                     20
                                                                     10

                                                                                                            Versorgungs-
                               IT-Sicherheit                                                                sicherheit/
                               & Datenschutz                                                                Netzengpässe,
                                                                                                            Netzausbau

                                                                                                         Dezentrale
                                      Intelligente
                                                                                                         Energie­
                                      Messung
                                                                                                         erzeugung

                                                          Speicher        Last-Flexibilisierung
12                                                                                                                           Smart Energy made in Germany

Der E-DeMa-Marktplatz und seine Produkte

                          OTC
                                                                                  Business to Business
                                                                                                                         PRODUKTPALETTE
                          Strom-Großhandel                                        Business to Customer
                                                                                  Technische Datenbereitstellung         DES MARKTPLATZES

                                                                                                                       Innovative Stromprodukte
          Lieferanten                           Aggregatoren                      Verteilnetzbetreiber                 mit/ohne Automatisierung

                                                                                                                   Angebote von und für Aggregatoren

                                                     E-DeMa-
                                                                                                                       Angebote von Einspeisern
     Energiedienstleister                            Marktplatz                   Service-Dienstleister

     z. B. Wetterdienst, Tarifberater
                                                                                     Wartungsfunktion
                                                                                                                     Produkte zur Netzdienlichkeit
                   Messwerte, Tarife (informativ),        Tarife, Messwerte,              für Hersteller
                                                                                                                          für VNB und Dritte
                          Fern-Schalthandlungen,          Betriebswerte,
                       Services, Handelsgeschäfte         Fern-Schalthandlungen                                             Service-Produkte,
                                                                                                                       z. B. von Geräteherstellern
                                                                       Messstellenbetreiber
               Prosumer
                                                                     (IKT-Gateway-Betreiber)
                                                          Messwerte, Betriebswerte, Tarife,                        Energienetzdienstleistungsprodukte
        Transparente Abrechnung                           Fern-Schalthandlungen
        Lokale Schalthandlungen
                                                                                                                        Administrative Produkte
              Aktueller Verbrauch            E-DeMa-Gateway
                                                                                                                   wie Bilanzierung, Datenhandling, ...

                                                      Inhouse
Smart Energy made in Germany                                                                                      13

 braucher und -erzeuger im Rhein-Ruhr-Gebiet zum          Tarifzeiten verlagert. Im Durchschnitt erreichten
„Prosumer“, der nicht nur Energie verbraucht, sondern     die aktiven Kunden mit Automatisierung ähnliche
 auch als Erzeuger und Bereitsteller von Flexibilitäten   Verbrauchsverlagerungen wie die Kunden ohne Auto-
 am Markt teilnimmt.                                      matisierung. Die Verbrauchsverlagerung der passiven
                                                          Kunden bzw. aller Kunden aus den Tarifzeiten, die
Funktionell betrachtet stellt der E-DeMa-Marktplatz       besonders teuer abgerechnet wurden, ist jedoch höher
einen kontraktbasierten marktunterstützenden              als bei den Kunden ohne Automatisierung.
Koordinations­mechanismus dar, der alle Phasen der
Vertragsabschlüsse zwischen Anbietern und Verbrau-
chern sowie auch B2B-Prozesse unterstützen und              Modelle
abwickeln kann. So entstand inner­halb von E-DeMa           • E-DeMa-IKT-Architekturmodell – TU Dortmund
ein für alle Teilnehmer einheit­licher Marktraum.           • IT-Security-Konzept – RWE, TU Dortmund, Prosyst,
Während im Feldtest selbst nur private Haushalte in           Siemens
die Infrastruktur integriert wurden, sind sämtliche
Lösungen auch für Gewerbe- und Industriekunden              Simulationen
nutzbar. Mit Hilfe der im Feldtest erhobenen Zähler-        • Simulationsmodelle zur Analyse von Einzel- und
werte konnte der Verbrauch der integrierten Haus-             Gruppen­lastgängen von Haushalten, Gewerbe- und
halte zu jeder Viertelstunde erfasst und abgebildet           Industriekunden; Skalierung der Ergebnisse auf
werden. Im Feldversuch wurden sowohl automati­                unterschiedliche Szenarien – TU Dortmund, Univer-
sierte Lösungen als auch Anreize getestet, die nur            sität Duisburg-Essen, Ruhr-Universität Bochum
manuell verarbeitet werden konnten. Bereits in einem        • Simulation und Bewertung von Kommunikations­
einfachen zeitvariablen Tarif haben besonders aktive          technolo­gien für Smart Metering und Demand-Side-
Kunden 8,7 Prozent ihres Verbrauchs in die günstigen          Management – RWE und Stadtwerke Krefeld

                                                            Pilotprodukte
                                                            • Marktplatzsystem – Siemens
                      Prof. Dr. Michael Laskowski,          • IKT-Gateway 2 als Kommunikations- und
                      Gesamtprojektleiter von E-DeMa          Steuerungs­system inkl. MPRM-System als Betriebs­
                      bei der RWE Deutschland AG              umgebung – Siemens, Prosyst
                                                            • Innovative Tarifprodukte – RWE, Stadtwerke
                     „In Mülheim haben wir knapp              Krefeld, TU Dortmund
                      600 Haushalte mit ‚intelligenter‘     • Android-basierte App als Energy Display zur Dar-
                      Kommuni­kationstechnologie              stellung und Verarbeitung der neuen Tarifprodukte
                      ausgestattet, die sowohl dafür          – FH Dortmund, Stadtwerke Krefeld
   sorgte, dass die Teilnehmer stets über ihr Ver-          • Netzleitsystem zur Erfassung und Prognose –
   brauchsverhalten                                           Siemens
   informiert wurden, als auch dafür, dass aus-             • Aggregatorleitsystem für das Management von
   gewählte Geräte der weißen Ware gesteuert                  Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen – Siemens
   wurden. Damit konnten die Teilnehmer ihren               • Zählerdatenmanagementsysteme – Siemens und
   Energieeinsatz an das Angebot erneuerbarer                 RWE
   Energien anpassen. Im Fokus standen dabei die            • Multimeteringsysteme im Gas- und Wasserbereich
   Flexibilisierung des Energieverbrauches und                zur Anbindung der Spartenzähler über MBus (Funk)
   somit die Anpassung an die Energieangebote aus             – Stadtwerke Krefeld
   Wind und Sonne. Unsere Projektteilnehmer
   haben die neuen Möglichkeiten zur Verbrauchs-            Zentrale Veröffentlichungen
   flexibilisierung genutzt. Dabei konnten wir un-          • IT-Security-Lösungen aus E-DeMa wurden
   sere zunächst theoretisch erarbeiteten Lösungen            veröffent­licht und gingen ins BSI-Schutzprofil
   im Feldversuch intensiv testen und verbessern.“            ein – RWE, TU Dortmund, Prosyst, Siemens
14                                                                                      Smart Energy made in Germany

Intelligente Vernetzung von Stromproduzenten
und -verbrauchern zur besseren Integration von
erneuerbaren Energien

In der Region Cuxhaven testete das Projekt eTelligence     Im Rahmen der Integration der dezentralen Erzeu-
ein komplexes IKT-basiertes System zur Ausbalancie-        gungsanlagen und größeren Verbrauchsanlagen
rung der Fluktuation von Windenergie, PV-, Biogas- und     wurden Anlagentypen weiterentwickelt, so dass
KWK-Anlagen, das den Strom intelligent in die Netze         eine standardisierte Plug-and-play- Anbindung von
und in einen regionalen Markt integriert und gleich-       Verbrauchs- und Erzeugungsflexibilitäten möglich
zeitig die aktive Einbindung von Haushaltskunden           wurde. eTelligence konnte nachweisen, dass gerade
ermöglicht. Kern von eTelligence war die tatsächliche      thermisch-­elektrische Energiesysteme wie Kühlhäuser
Erprobung eines Strom-Marktplatzsystems mit regiona-       und Schwimmbäder sehr gut als Energiespeicher
len Produkten, auf dem Erzeuger, gewerbliche Verbrau-      genutzt werden können: In Zeiten, in denen viel Wind
cher mit verschiebbaren Lasten und Energiedienstleister    ­zur Verfügung stand, kühlte das Cuxhavener Kühlhaus
zusammengeführt wurden. In Simulationen hat auch            seine Temperatur herunter und schaffte sich einen
der Netzbetreiber am Marktplatz teilgenommen. So           Kältepuffer. In Zeiten hoher Strompreise wurden die
konnten neue Lösungen zur Erhöhung der Versorgungs-        Kühlaggregate abgeschaltet. Unter Ausnutzung des
sicherheit aus erneuerbaren Energien und zur Erhöhung       zuvor aufgebauten Kältepuffers konnte das Kühlhaus
der Wirtschaftlichkeit erfolgreich erprobt werden.          dann für einige Tage mit erheblich geringerer Strom-

Eine besondere Herausforderung stellte dabei die im
Zuge eines einjährigen Praxistests getestete Integration                      Dr. Tanja Schmedes, Projekt­
des Marktplatzes in die bestehenden Geschäftsprozesse                         leiterin eTelligence bei EWE AG
des übergeordneten Energieversorgungssystems dar. Für
die Dauer des Praxistests waren die teilnehmenden Ak-                         „Unser Ziel war es, Verbrauchern
teure dabei sowohl dem Vermarktungs- und Preis­risiko                          den bewussten Umgang mit
als auch dem Prognoserisiko ausgesetzt. Am Markt-                              Strom zu ermöglichen. Das ist
platz agierten zwei Kühlhäuser, ein Windpark und eine                          gelungen. Über einen zeitvaria­
Photovoltaikanlage, die in einem virtuellen Kraftwerk        blen Event-Tarif konnten wir eine Verlagerung
zusammen vermarktet wurden, sowie das ahoi!-Bad              des Stromverbrauchs erreichen. Das heißt, dass
Cuxhaven, eine Kläranlage und ein Blockheizkraftwerk.        Strom vor allem dann genutzt wurde, wenn
Die Anlagen des virtuellen Kraftwerks konnten entweder       ausreichend Energie aus erneuerbaren Quellen
individuell oder gemeinsam flexibel angeschlossen wer-       zur Verfügung stand. Im Schnitt konnte jeder
den und wurden damit insgesamt ähnlich steuerbar und         Teilnehmer im zurückliegenden Testjahr rund
vorhersehbar wie ein konventionelles Kraftwerk.              100 Euro Stromkosten sparen – zum einen durch
                                                             das Auffinden von Energiefressern im Haushalt,
                                                             zum anderen durch die Nutzung günstigen
                                                             Stroms bei entsprechendem Überangebot. Die
                                                             Cuxhavener Teilnehmer haben gezeigt, dass jeder
                                                             Einzelne nicht nur in der Lage, sondern auch
                                                             willens ist, zum Gelingen der Energiewende bei-
                                                             zutragen. Von den während des Tests befragten
                                                             Teilnehmern gaben 70 Prozent an, dass sie ihren
                                                             Stromverbrauch regelmäßig überwachen,
                                                             20 Prozent sogar mehrmals pro Woche. Ihr Um-
                                                             weltbewusstsein sei dadurch gestärkt worden.“
Smart Energy made in Germany                                                                                                                           15

                                                            Charakteristik von eTelligence
                                                                                            Energieeffizienz
aufnahme betrieben werden. Über das Jahr gesehen                     Markt­
                                                                                                  90
                                                                                                                               Integration
                                                                                                  80
konnten die Stromkosten um bis zu sechs Prozent                      liberalisierung
                                                                                                  70
                                                                                                                               erneuerbarer Energien

reduziert werden. Dabei ist das volle Potenzial für                                               60
                                                                                                  50
                                                              IKT-
Einsparungen noch nicht erreicht. Die Anbindung von           Architektur
                                                                                                  40                                    e-Mobility
                                                                                                  30
Gewerbekunden mit thermischen Speichern an das eTel-                                              20

ligence-System war so erfolgreich, dass sie großes Inter-                                         10

                                                                                                                                         Versorgungs-
esse erzeugte und mittlerweile mit Hilfe des EWE Strom      IT-Sicherheit                                                                sicherheit/
                                                            & Datenschutz                                                                Netzengpässe,
Intelligenten Lastmanagers weitere Gewerbe­betriebe                                                                                      Netzausbau

an die Strukturen angeschlossen wurden. Aber auch für
BHKWs bietet das in eTelligence erprobte Marktplatzsys-            Intelligente
                                                                                                                                      Dezentrale
                                                                                                                                      Energie­
                                                                   Messung
tem nachhaltige Chancen: Es ermöglicht beispielsweise                                                                                 erzeugung

einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb der dezentralen
                                                                                       Speicher        Last-Flexibilisierung
Anlagen vor allem nach Auslaufen der Förderungen.
16                                                                                              Smart Energy made in Germany

                       Dr. Werner Brinker,
                       Vorstandsvor­sitzender EWE AG

                      „In vier Jahren Projektlaufzeit
                       haben wir Antworten auf viele
                       Fragen gefunden: In Kühlhäu-         Zusätzlich haben über 650 Haushalte Smart Meter auf
                       sern z. B. ist Strom aus volatilen   Alltags­tauglichkeit getestet. Anhand verschiedener
     erneuerbaren Quellen in Form von thermischer           Feedbacksysteme konnten die Teilnehmer den eigenen
     Energie „speicherbar“. Privathaushalte sind bereit,    Stromverbrauch und damit die Stromkosten sowie die
     Strom genau dann zu nutzen, wenn der Wind              CO2-Emission im Blick behalten und ihr Verbrauchs-
     weht oder die Sonne scheint – sprich wenn viel         verhalten analysieren. Zwei unterschiedliche innovative
     Strom aus erneuerbaren Energien im Netz ist. Der       Tarife, der Mengentarif und der Event-Tarif konnten
     regionale Marktplatz ermöglicht die Vermark-           vielversprechende Ergebnisse erzielen. Der Mengentarif,
     tung von Strommengen auch kleiner Anlagen              der einen Anreiz für die Reduzierung des Verbrauchs
     und weist den Weg zu einer späteren wirtschaft-        bietet, hat in den Praxistesthaushalten zu einer monat-
     lichen Nutzung. Viele Schritte waren notwendig,        lichen Verbrauchsreduktion von 13 Prozent geführt. Der
     um das eTelligence-Szenario fertig zu entwickeln.      Event-Tarif, der durch Bonus- und Malus-Events hohe
     Messtechnik wurde an rund 100 Ortsnetzstatio-          bzw. geringe Verfügbarkeiten von erneuerbaren Energien
     nen in Cuxhaven installiert. 650 Privathaushalte       im Energiemix abbilden kann, führte zu starken zeit-
     erhielten elektronische Stromzähler, die den           lichen Verschiebungen des Verbrauchs. Malus-Events
     individuellen Stromverbrauch ermittelten. Strom­       führten beispielsweise dazu, dass während der Wirksam-
     erzeuger und -verbraucher wurden zu einem              keit 20 Prozent weniger Strom verbraucht wurde. Wäh-
     virtuellen Kraftwerk zusammengeschlossen.“             rend der Bonus-Events konnte der Energieverbrauch
                                                            sogar um bis zu 30 Prozent gesteigert werden.

Das IKT-Lösungsportfolio aus eTelligence

                                         PROBLEM                 LÖSUNG/PRODUKT

                                                                                     EWE trio smartbox
              Feedbacksystem für Kunden
                                                                                   (EWE-Produkt seit 2011/2012)

       Anbindung, Auslesung und Erstellung von                           Advanced Metering Management System
      Zeitreihen für Smart Meter und Netzsensoren                              (BTC-Produkt aus eTelligence seit 2011)

                                                                          EWE Strom Intelligenter Lastmanager
          Nutzung vorhandener Flexibilitäten
                                                                              (EWE-Produkt aus eTelligence seit 2012)

      Standardisierte Gateways für die Integration                                      openIEC61850
                                                                         (Open-Source-Implementierung des Standards 61850
                  dezentraler Anlagen                                                  von ISE, emsys, OFFIS)

                                                                             IT-Architekturen im Smart Grid
           IKT-Architektur für das Smart Grid
                                                                                  (OFFIS-Buch im Springer-Verlag)

                                                                                     Power-Flex-Modell
            Übertragbarkeit auf Deutschland
                                                                                      (vom ÖKO-Institut e. V.)
Smart Energy made in Germany                                                                                         17

                                                          Modelle
                                                          • IKT-Architekturen für das Smart Grid – OFFIS
                                                          • Kraftwerksmodell PowerFlex vom Öko-Institut

                                                          (Pilot-)Produkte
                                                          • eTelligence-App als Feedbacksystem für Kunden
                                                            – EWE
                                                          • EWE trio smartbox
                                                          • Advanced Metering Management System – BTC
                                                          • EWE Strom Intelligenter Lastmanager für Gewerbe-
                      Dr. Christoph Mayer, Bereichs­        kunden – EWE
                      leiter OFFIS                        • Innovative Tarife orientiert nach Verbrauch und Zeit
                                                            (Bonus- und Malus-Events) – EWE
                     „Im Projekt eTelligence wurden       • Prognose-Software – energy and meteo systems
                      zu zwei wichtigen Herausforde­
                      rungen für das IKT-basierte         Zentrale Veröffentlichungen
                      Energiesystem der Zukunft           • Schmedes, T.; Stadler, M.; Klose, T.; Hollinger, R.;
   wesentliche Beiträge geleistet: Erstens, bei der         Rüttinger, H.; Koch, M.; Rosinger, C. (2012): Integra-
   effizienten und automatisierten System­integration       tives Smart-Market-Konzept zur Systemintegration
   von kleinen Erzeugungseinheiten und zweitens             dezentraler Erzeuger und als Handelsplattform für
   bei der Gewährleistung von IT-Sicherheit.                Netzbetreiber, VDE-Kongress 2012, Stuttgart
   Um die reibungslose Kommunikation mit kleinen          • Appelrath, Beenken, Bischofs, Uslar (Hrsg.): IT-Ar-
   Erzeugungsanlagen sicher zu ermöglichen, sind            chitekturentwicklung im Smart Grid: Perspektiven
   eine Referenzarchitektur und dazugehörende               für eine sichere markt- und standardbasierte Integ-
   Softwarewerkzeuge entwickelt worden. Zu der              ration erneuerbarer Energien, Springer 2012
   Referenzarchitektur wurden außerdem verschie-          • Bauknecht, D.; Koch, M.; Illing, B.; Ritter, S.;
   dene Sicherheitsaspekte und Bedrohungsszena­             Rüttinger, H. (2011): Nutzen von Smart Grids –
   rien ausgiebig untersucht. Basis bei allen Arbeiten      Unter­suchungen im E-Energy-Projekt „eTelligence“,
   waren internationale Standards, so dass ein wich-        Energie­wirtschaftliche Tagesfragen 12/2011, etv
   tiger Beitrag zur Interoperabilität geleistet wurde.     Energieverlag GmbH, Essen
   Der Vorteil des in eTelligence gewählten Ansatzes      • Raabe, T.; Sonnenschein, M.; Beenken, P.; Hüwel, A.;
   liegt dabei in der herstellerübergreifenden Kom-         Meinecke, C. (2012): Energieberatung in Haushalten
   munikation zwischen Einzelkomponenten des                auf Basis des Smart Meterings. In: Ökologisches
   Systems und ihrer herstellerunabhängigen Aus-            Wirtschaften 1/2012, S. 46–50
   tauschbarkeit. Durch den Technologievorsprung,         • Koch, M.; Bauknecht, D.; Heinemann, C. (2012):
   der durch die E-Energy-Projekte erreicht wurde,          Der zukünftige Wert von Smart Grids im deutschen
   konnten viele Ergebnisse direkt in die internatio-       Stromsystem – eine modellgestützte Szenarienana-
   nale Normung einfließen.                                 lyse von 2010 bis 2030, VDE Kongress Smart Grid,
                                                            Stuttgart, 5.–6.11.2012
   Die Gewährleistung von Informationssicherheit          • Beer, Sebastian; Rüttinger, Hannes; Bischofs,
   im Smart Grid und dabei besonders auch des               Ludger; Appelrath, Hans-Jürgen (2010): Towards
   Datenschutzes beim Smart Metering ist eine               a Reference Architecture for Regional Electricity
   weitere wichtige Grundlage der eTelligence-Kon-          Markets. In: it – Information Technology, Vol. 52,
   zepte. Für den Datenschutz wurde ein Verfahrens­-        No. 2, S. 58–64
   verzeichnis erarbeitet, das technisch-organisa-
   torischen Maßnahmen zur Gewährleistung von             Standards und Patente
   Datenschutz im Feldtest unterliegt. Dieses wurde       • Open-Source-Implementierung des Standards
   mit dem niedersächsischen Landesdatenschutz-             61850 – energy and meteo systems, Fraunhofer ISE,
   beauftragten abgestimmt.“                                OFFIS
18                                                                                        Smart Energy made in Germany

Minimum Emission Regions

Das Ziel des Forschungsvorhabens MeRegio (Minimum           oder günstige Energie aus dem Netz speichert und dann
Emission Region) in Göppingen und Freiamt/Etten­            bei Bedarf in einer Hochpreisphase wieder abgibt.
heim bei Freiburg war es, den Forderungen nach
effizienteren dezentralen Energiesystemen durch                                Dr. Britta Buchholz, ABB AG
die Integration fortschrittlichster Informations- und
Kommunikationstechnologien in allen Teile der Ener-                             „Bevor ein Smart Grid geplant
gie-Wertschöpfungskette zu begegnen. Dabei sollte                                werden kann, muss eine ziel-
eine Verknüpfung zwischen der physikalischen Ebene                               gerichtete Analyse auf Basis
mit der Handelsebene erfolgen. Im Projekt MeRegio                                der vorhandenen Betriebs­
wurde eine Steigerung der Energieeffizienz durch die                             mitteldaten erfolgen. Im Projekt
Integration von Energieverbrauchern und dezentralen                              MeRegio haben wir auf diese
Erzeugern in den Markt erprobt.                               Weise die neuralgischen Punkte im Netz identi-
                                                              fiziert. Weiterhin haben wir im Projekt die Mess-
 Die gemeinsam entwickelten Konzepte wurden vier              und Regelungstechnik weiter entwickelt, um an
 Jahre lang praxisnah getestet, weiterentwickelt und          kritischen Punkten künftig gezielt messen und
 ausgewertet. Als Modellregionen boten sich der Raum          regeln zu können.
 Göppingen und Freiamt/Ettenheim bei Freiburg an.
 In den beiden Gemeinden wurden insgesamt rund                Um das beim konventionellen Einspeisemanage-
1.000 gewerbliche und private Kunden zu einem                 ment gängige Abschalten erneuerbarer Energien
„Netz der Zukunft“ verknüpft: Sie erhielten spezielle         zu vermeiden, wurden zwei Lösungsmöglichkeiten
 Netzwerkverbindungen sowie den von der EnBW                  entwickelt: Zum einen lassen sich mit einer Span-
 entwickel­ten intelligenten Stromzähler, das MeRe-           nungsregelung in der Ortsnetzstation Mittel- und
 gio-Cockpit und eine Stromampel. Der intelligente            Niederspannungsebene entkoppeln und so die
 Stromzähler spielte laufend Verbrauchsdaten der Pilot­       verfügbaren Spannungsbänder besser ausnutzen.
 kunden direkt an das zentrale Abrechnungssystem der          Zum zweiten ermöglicht eine vorausschauende
 EnBW. Dieses wiederum schickte per Internetverbin-           Betriebsführung dem Netzbetreiber, anhand
 dung die Auswertungen über den Energieverbrauch an           von Erzeugungs- und Lastprognosen Engpässe
 das MeRegio-Cockpit auf den PC jedes Teilnehmers.            frühzeitig zu erkennen und so gezielt manuelle
                                                              Schaltungen vorzunehmen oder sein Einspeise­
Mit der Stromampel, die es auch als App für den iPod          management anzupassen.
gibt, wurde der Kunde zusätzlich über die aktuellen
Tarife und die Strompreisentwicklung innerhalb der            Engpässe lassen sich auch über einen Marktplatz
nächsten 24 Stunden informiert: Rot signalisiert einen        regeln. Hier werden in einem Angebots- und Aus-
hohen Strompreis, gelb einen mittleren Tarif und grün         wahlprozess bei den angeschlossenen Demand-
steht für günstig.                                            Side-­Managern zuvor abgefragte Lastverschiebe­
                                                              potenziale eingekauft. Kann der Engpass durch
Stück für Stück bekamen die Testpersonen zusätzlich           diesen Verhandlungsprozess nicht recht­zeitig
clevere neue Haushaltsgeräte gestellt: Etwa einen Ge-         gelöst werden, muss der vertraglich gebundene
frierschrank von Liebherr und eine Geschirrspülmaschi-        Demand-Side-Manager über die automatische
ne von Bosch, die über eine spezielle Steuerbox kontrol-      Steuerung der angeschlossenen Kunden geeignete
liert werden und den jeweils günstigsten Strom nutzen.        Schaltmaßnahmen durchführen. Dies ist geeignet
Während einer späteren Projektstufe wurde zusätzlich          für das Ampelmodell der Bundesnetzagentur.““
ein Batteriesystem installiert, das selbsterzeugten Strom
Smart Energy made in Germany                                                                                                                       19

Diese Koordination von dezentralem Energieange-
bot, Energienachfrage und neuen Dienstleistungen
hat viele Vorteile:
Stromkunden wie auch dezentrale Erzeuger werden
zu eigenständigen Energiemanagern. Sie steuern ihre
Verbräuche und damit die Stromkosten ebenso wie
etwa den Einsatz eines Blockheizkraftwerks. Auch die
Energieunternehmen profitieren von dem permanen-        Charakteristik von MeRegio
ten Datenaustausch, denn sie können die Netze besser                                    Energieeffizienz
führen und ihre Kraftwerke effizienter betreiben. Da-            Markt­
                                                                                              90
                                                                                                                           Integration
                                                                                              80
mit schont das MeRegio-Modell auch die Umwelt: Es                liberalisierung
                                                                                              70
                                                                                                                           erneuerbarer Energien

bindet die erneuerbaren Energien besser ins Stromnetz                                         60
                                                                                              50
ein, steigert die Energieeffizienz und reduziert den      IKT-
                                                          Architektur
                                                                                              40                                    e-Mobility
                                                                                              30
Ausstoß von CO2 erheblich.                                                                    20
                                                                                              10

                                                                                                                                     Versorgungs-
Das „MeRegio Hybrid Modell“                             IT-Sicherheit                                                                sicherheit/
                                                        & Datenschutz                                                                Netzengpässe,
Im Feldversuch von MeRegio wurden in einer Region                                                                                    Netzausbau

mit sehr hohem Anteil dezentraler Erzeugung Ansätze
der gezielten Beeinflussung des Verbrauchs bei Haus-           Intelligente
                                                                                                                                  Dezentrale
                                                                                                                                  Energie­
                                                               Messung
halts-, Gewerbe- und Industriekunden getestet. Dazu                                                                               erzeugung

wurde ein Day-Ahead-Preissignal als dynamisches
                                                                                   Speicher        Last-Flexibilisierung
Tarifmodell sowie ein Intraday-Regelsignalprozess
20                                                                                             Smart Energy made in Germany

                       Dr. Hellmuth Frey, Projektleiter MeRegio bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG

                     „In der ‚Minimum Emission Region‘ MeRegio ging es darum, mit verbraucherorientierten und
                      anwenderfreundlichen Lösungen die Chancen der neuen Energiewelt zu nutzen. Gemeinsam
                      mit den Projektteilnehmern – rund 1.000 Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden – konn-
                      ten wir im ‚Smart Home‘ erleben, wie das Zusammenspiel von intelligentem Stromzähler,
                      PV-Anlage und Wärmepumpe funktionieren und unseren Alltag positiv verändern kann.
     Intelligente Haushaltsgeräte, Elektrofahrzeuge und spezielle Services waren ebenfalls in das Projekt eingebun-
     den. Die Steuerung sämtlicher Geräte und ihrer Aktivitäten erfolgte über die EnBW-Steuerbox.

     Das Feedback der Teilnehmer war überaus positiv. Die Stromampel, die die aktuellen Strompreise anzeigt, ebenso
     wie die Informationen in der Auswerte-Software respektive auf dem iPod wurden regelmäßig genutzt. Mit
     diesen Tools erhielten die Kunden deutlich mehr Informationen über ihren Energieverbrauch als bisher. Durch
     die Verlagerung ihres Verbrauchs in Zeiten mit großem Energieangebot profitierten sie von günstigen Energie-
     preisen und entlasteten gleichzeitig das Netz.

     Auch Flexibilitäten im Verbrauch sind durch die eingesetzten Mechanismen und Technologien nachhaltig
     aktiviert worden. In einzelnen Stunden wurden Lastverlagerungen von bis zu 20 Prozent, im Durchschnitt von
     7 bis 15 Prozent gemessen. Bei einer nur um 1 Prozent gesteigerten Energieeffizienz können die Testpersonen
     der Umwelt etwa 20 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ersparen.

     Die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit des Verbrauchers ist vorhanden, muss aber immer wieder neu motiviert
     werden. Im Projekt MeRegio haben wir Erfahrungen gesammelt, Probleme gelöst und viel gelernt. Vor allem
     eines: MeRegio ist machbar. Die weitere Entwicklung ist von den Rahmenbedingungen des regulatorischen
     Umfelds und des Markts abhängig.“

Verarbeitung des Prioritätssignals in der MeRegio-Architektur

              3
                                                                      1   2       DSM leitet aktuelle Fahrpläne pro An-
                           Netzleitsystem (NLS)                                   schlusspunkt über IBM-„aCORE“ an NLS

                                                                      3           VNB bzw. NLS ermittelt Engpass­
        2              4                                                          situationen

                                                          8           4   5   6   Prozess-Abfrage
                                                                                  Lastverlagerungspotenzial über Markt-
             „aCORE“                              Marktplatz
                                                                                  platz, DSM bis zum Haushalt

                                                                      7   8   9   Verhandlungsprozess zur marktkon­
        1                                     5       7        9                  formen Auswahl der DSM-Angebote

                                                                     10           DSM      Umsetzung der Zuschläge
                       Demand-Side-Management                                              auf HH-Ebene

                             10                   6
Smart Energy made in Germany                                                                                      21

realisiert. Das Preissignal zielt – gemäß dem „BNetzA-      heutiger Lastverlagerungspotenziale zeigten im Feld-
Ampel­modell“ in „grünen“ Zeiten – vor allem auf Liefe-     versuch aber auch die Herausforderungen auf, wie das
ranten oder Aggregatoren ab, um die Möglichkeit einer       grundsätzlich fehlende Potenzial in Haushalten und
stetigen Vermarktung von Lastverlagerungskapazitäten        Gewerbe und das noch gering ausgeprägte Bewusstsein
auch abseits von Netzengpässen zu schaffen. Für die         der Bevölkerung für solche Lösungen. In Gewerbe und
Netzbewirtschaftung hingegen sind Mechanismen not-          Industrie zeigten die Erfahrungen, dass die Bereitschaft
wendig, die gemäß dem Ampelmodell in „gelben“ (oder         zur Teilnahme zwar sehr hoch, aber sowohl der (ge-
gar „roten“) Zeiten eine – eher kurzfristige – Beeinflus-   ringe) technische Reifegrad der Anlagen oder die hohe
sung der Lasten oder deren Verlagerungskapazitäten          Taktung der Produktion („just-in-time“) oftmals gegen
durch den Netzbetreiber ermöglichen. Dieses „MeRegio        eine Verlagerung von Lasten sprachen.
Hybrid Modell“ genannte Prinzip lässt den Verteilnetz-
betreiber auf Basis von Last- und Erzeugungsprogno-         MeRegio hat auch gezeigt, dass dezentrale elektrische
sen aller im betrachteten Netzgebiet angeschlossener        und thermische Speichersysteme bei Haushalts- und
Netzknoten eine permanente Prognose der Engpässe            Gewerbekunden bereits heute erhebliche Beiträge zur
berechnen und über einen Marktplatz die entspre-            Erhöhung der Aufnahmefähigkeit dezentral erzeugter
chende Beseitigung marktkonform ausschreiben. Die           Energie liefern können. Geeignete Anreizsysteme
Erfahrungen haben gezeigt, dass über solche Mechanis-       können eine Marktdurchdringung beschleunigen.
men grundsätzlich der „klassische“ Weg des Netzaus-
baus über Betriebsmittel (Kabel, Trafo etc.) in bestimm-
ten Szenarien sinnvoll vermieden bzw. reduziert oder
zumindest verzögert werden kann.                              Pilotprodukte
                                                              • MeRegio-Steuerbox – EnBW
Neben der Wirksamkeit der Engpassvermeidung haben             • MeRegio-App – EnBW
die Ergebnisse bei MeRegio weiterhin gezeigt, dass            • Power Submeter – systemplan GmbH
durch die Nutzung der vielfältigen Daten die Transpa-         • Stromampel – EnBW
renz für den Netzbetreiber im Niederspannungsnetz             • Network Manager – ABB
deutlich steigen kann und somit viel frühzeitiger             • CORE-Plattform – IBM
mögliche Handlungsfelder erkannt werden können.               • Marktplatz – SAP
Die Erfahrungen insbesondere der realen Nutzbarkeit
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