Smart Energy made in Germany - Erkenntnisse zum Aufbau und zur Nutzung intelligenter Energiesysteme im Rahmen der Energiewende
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Smart Energy made in Germany Erkenntnisse zum Aufbau und zur Nutzung intelligenter Energiesysteme im Rahmen der Energiewende
Impressum Herausgeber Das Bundesministerium für Wirtschaft und Bundesministerium für Energie ist mit dem audit berufundfamilie® Wirtschaft und Energie für seine familienfreundliche Personalpolitik 10115 Berlin ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von www.bmwi.de der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Stand Mai 2014 Gestaltung und Produktion LoeschHundLiepold Kommunikation GmbH, Berlin Bildnachweis BMWi (S.3), Fotolia (S.1, 5, 9, 23, 71, 73), E-Energy Begleitfor- schung/B.A.U.M. Consult (S.7, 9, 11, 12, 15, 19, 23, 27, 31, 36, 37, 38, 39, 40, 42, 43, 44, 46, 47, 48, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 61, 62, 67, 75), RWE AG (S.10, 11, 12), EWE AG (S.14), eTelligence (S.16, 42), ABB AG (S.19), EnBW AG (S.21), MVV AG (S.22, 24), moma (S.24, 42, 48, 51),RegModHarz (S.28, 42, 45), Smart Watts (S.30, 32, 42), MeRegio (S.20, 42), Smart Grid Mandat M/490 (S.55), EEBus e. V. (S.63), acatech (S.65) Text, Redaktion B.A.U.M. Consult GmbH, München Diese und weitere Broschüren erhalten Sie bei: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Referat Öffentlichkeitsarbeit Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundes E-Mail: publikationen@bundesregierung.de ministeriums für Wirtschaft und Energie. Sie wird kostenlos www.bmwi.de abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Nicht zulässig ist die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations Zentraler Bestellservice: ständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Auf Telefon: 030 182 722 72 kleben von Informationen oder Werbemitteln. Bestellfax: 030 181 027 227 21
3 Vorwort Im Rahmen des Technologieprogramms E-Energy – Smart Energy made in Germany wurden in sechs Modellregionen während der letzten fünf Jahre Schlüsseltechnologien sowie Geschäftsmodelle für ein „Internet der Energie“ entwickelt und erprobt. E-Energy hat die Diskussion um Smart Energy in Deutschland wie international mit geprägt. Schon während der Projektlaufzeit konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden für die Anpassung technischer, rechtlicher und wettbewerblicher Rahmenbedingungen. Der Umbau der Energieversorgung hin zu dezentralen und erneuerbaren Erzeugungs- strukturen ist eine der zentralen Herausforderungen in Deutschland. E-Energy hat hier ebenfalls wichtige Erkenntnisse geliefert: Intelligente Netze – sogenannte Smart Grids – können die Kosten für den Netzausbau abfedern. Darüber hinaus können neue Märkte und Geschäftsmodelle für Unternehmen der Energiewirtschaft ent- stehen. Ein Beispiel ist die Direktvermarktung der erzeugten Energie vieler kleiner Anlagen oder etwa die Vermarktung von Flexibilitäten im Energieverbrauch. Für die Verbraucher können auch anwenderfreundliche Smart Home-Technologien eine bedeutende Rolle spielen. Auf dem Weg zur Energiewende − mit dem Ziel einer sicheren, umweltverträglichen und bezahlbaren Energieversorgung − hat das Projekt E-Energy einen wichtigen Beitrag geleistet. Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick über die Ergebnisse der sechs E-Energy-Modellregionen und der E-Energy-Begleitforschung. Ich wünsche den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Modellregionen weiterhin viel Erfolg und uns allen ein gutes Gelingen auf dem Weg zur Energiewende. Ihr Sigmar Gabriel Bundesminister für Wirtschaft und Energie
4 Smart Energy made in Germany 13 Erkenntnisse aus E-Energy Energieübertragung bzw. Energienetze zehn Prozent motiviert werden, wenn variable Tarife oder andere vertragliche Vereinbarungen ausreichende 1. Auf Informations- und Kommunikationstechnologien ökonomische Anreize schaffen. In Einzelfällen, bei (IKT) basierende Energiesysteme können die wach- besonders hohen Anreizen, sind sogar noch stärkere senden Anforderungen an eine stabile Netzführung Verlagerungen möglich. Das derzeitige Kosteneinspar- und an einen subsidiären Ausgleich von Erzeugung potenzial bewegt sich zwischen wenigen Euro bis etwa und Verbrauch zunehmend dezentraler Erzeugungs- 100 Euro im Jahr und liegt im Mittel bei etwa 60 Euro. strukturen insbesondere im Verteilnetz erfüllen. 7. Vor allem automatisierte Abläufe können dazu 2. Durch den Einsatz moderner Smart Grid-Technologie beitragen, dass Komforteinbußen beim Verbraucher wie aktiven und teilautomatisierten Verteilnetzen verhindert werden und die Akzeptanz steigt (z. B. können die bestehenden Netzkapazitäten wirksam der Energiebutler im Smart Home). Die Technologie ausgeschöpft werden. Entlang eines Ampelmodells zur Anbindung der Liegenschaften (outhouse) und (grün: ausreichende Kapazitäten, gelb: knappe Trans- Heimvernetzung (inhouse) muss fallgruppenspezi- portkapazitäten, rot: kritisch) können hierbei Netz- fisch kombiniert werden. In E-Energy hat sich jedoch zustände räumlich und zeitlich differenziert werden vor allem die IP-basierte Anbindung der Haushalte und das Zusammenspiel von Marktmechanismen und als zielführend erwiesen und mit dem EEBus ist quasi regulierenden Eingriffen des Netzbetreibers besser ein Übersetzungs-Protokoll für unterschiedliche in- koordiniert werden. house Kommunikationsprotokolle geschaffen worden. 3. Mit Hilfe von IKT können der Netzentwicklungs 8. Durch die Visualisierung des Verbrauchsverhaltens bedarf und mögliche Netzengpässe besser lokalisiert (auf Basis von z.B. Smart Meter-Daten) können und abgeschätzt werden. Spezifische Lösungen der Energieeinsparpotenziale von bis zu zehn Prozent Netztechnik, Sensorik, Automatisierung, Regelungs- aufgedeckt und der Verbrauch entsprechend redu technik sowie der systemgeführten Ein- und Aus- ziert werden. Bei Gewerbebetrieben sind sogar speisung können auf die lokalen Herausforderungen Einsparpotenziale von bis zu 20 Prozent möglich. angepasst werden und die Kosten für den Netzaus- bau merklich abfedern. 9. Die Lastverlagerungspotenziale bei Gewerbebetrie- ben und Großhaushalten mit hohem Verbrauch liegen 4. Intelligente Sekundärtechnik wie regelbare Orts- weit höher als in durchschnittlichen Privathaushalten netztrafos oder Sensorik in Umspannwerken und (ca. 20 Prozent, teils höher). Vor allem Betriebe mit an anderen Netzpunkten ermöglichen den Zubau thermischen Speichern (z.B. Kühlhäuser, Supermärkte zusätzlicher Erneuerbare Energien-Anlagen ohne etc.) haben sich als „tief hängende Früchte“ für Netzausbau. Lastmanagement erwiesen und können bereits heute ökonomisch sinnvoll erschlossen werden. Energieverbrauch Energieerzeugung 5. Durch Anreiz-, Tarif- und Steuerungssignale für Energieproduzenten, -konsumenten und „Prosumer“ 10. Durch intelligente Netze, Lastprognosen und die können Verbrauch und Einspeisung besser aufeinan- Ausschöpfung von Flexibilitäten können erneuer der abgestimmt werden. Durch intelligente Steuerung bare Energien reibungsloser und umfänglicher in das und ökonomische Anreize kann der Eigenverbrauch Energiesystem integriert werden. Einspeisespitzen dezentraler Erzeuger netzfreundlich gestaltet werden. dezentraler Erneuerbarer und damit schwankender Der Aufbau einer IKT-Basisinfrastruktur für das Ener- Erzeugung (z.B. aus Wind- oder Sonnenenergie) giesystem ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. könnten merklich reduziert werden und die Netz anschlusskapazität für zusätzliche erneuerbare 6. Verbraucher können – abhängig vom jeweiligen Erzeugungsanlagen ohne Netzausbau teils sogar Kundensegment – zu Lastverlagerungen von bis zu verdoppelt werden.
Smart Energy made in Germany 5 11. Für Unternehmen der Energiewirtschaft sowie für gatoren) bei. Sie vereinfachen und beschleunigen Kleinerzeuger, Gewerbebetriebe und große Privat Geschäftsprozesse merklich. Ansprechende und verbraucher ergeben sich durch Smart Grids-Techno- handhabbare Smart Home-Technologien sind logien gänzlich neue Marktchancen und Geschäfts entscheidend für die Akzeptanz und die Verbreitung modelle z.B. in der Zusammenfassung und Ver- von Smart Grid-Lösungen. marktung dezentraler Erzeuger (Pooling) oder von Verbrauchsflexibilitäten (Aggregation). Wichtige 13. Virtuelle Kraftwerke können im ländlichen Raum Voraussetzung sind jedoch standardisierte Schnitt- eine Deckung des Energiebedarfs weitestgehend aus stellen (IEC 61850). erneuerbaren Energien unterstützen. Je genauer die Erzeugungsprognosen erneuerbarer Energien und 12. Virtuelle Marktplätze tragen als Informations- und je zuverlässiger die Kraftwerksfahrpläne sind, umso Diensteplattformen erheblich zur Transparenz und besser planbar ist der Bedarf an Speichern und Regel- Zugänglichkeit für neue Marktakteure (z.B. Aggre- kraftwerken.
6 Smart Energy made in Germany Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 13 Erkenntnisse aus E-Energy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Das Technologieförderprogramm „E-Energy – IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Die E-Energy-Modellregionen E-DeMa – Entwicklung dezentral vernetzter Energiesysteme hin zum E-Energy-Marktplatz der Zukunft . . . . . . . . . . 10 eTelligence – Intelligente Vernetzung von Stromproduzenten und -verbrauchern zur besseren Integration von erneuerbaren Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 MeRegio – Minimum Emission Regions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Modellstadt Mannheim (moma) – Ein Energieorganismus zur intelligenten Verteilung dezentral erzeugter Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 RegModHarz – Regenerative Energie aus dem Harz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Smart Watts – Die intelligente Kilowattstunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Die E-Energy-Begleitforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Die Vernetzung von E-Energy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Das Energiesystem im Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Herausforderungen und Lösungsansätze für die Netze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Effizienzsteigerung durch Partizipation und Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Integration erneuerbarer Energien durch Flexibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Großes Potenzial bei Erzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Eigenverbrauch nutzerfreundlich gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Speicher sind entscheidend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 Systemstabilität durch Dezentralität und Subsidiarität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49 Versorgungssicherheit verbessern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Das Internet der Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Trends in der IKT für die Energie-Domäne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Von Smart Grid zu Smart Energy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Zentrale und verteilte Komponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Smart Grid und Smart Home . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Ansteuerung von Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Der Mensch im Mittelpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Akzeptanz gezielt steigern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Automatisiert und manuell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Geschäftsszenarien für ein Internet der Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Funktionen im neuen Energiesystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Voraussetzungen für den Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Rechts- und Regulierungsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Prinzipien für ein neues Marktdesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Gesellschaftliche Akzeptanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Ansprechpartner von E-Energy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Smart Energy made in Germany 7 Das Technologieförderprogramm „E-Energy – IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“ Mit dem Förderprogramm „E-Energy – IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“ hat das Bundesministe rium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in ressort übergreifender Partnerschaft mit dem Bundes- ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) neue Wege aufgezeigt, wie der Stromverbrauch gesenkt, Energie effizienter eingesetzt und eine regenerative Energieversorgung umgesetzt werden kann. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Einbeziehung der erneuerbaren Energien in die Energienetze der Zukunft mit Hilfe neu entwickelter Systeme aus dem Bereich der Informations- und Kommunikations technologien (IKT). Als Leuchtturmprojekt der Bundesregierung ist E-Energy Teil des Aktionsplans „Green IT-Pionier Deutschland“ sowie zentraler Be- Start der Feldversuchsphase anlässlich des E-Energy-Jahreskongres- standteil der Hightech-Strategie und der IKT-Strate- ses 2010. V. l. n. r.: Michael Zinke (BMWi), Ludwig Karg (B.A.U.M.), Dr. gie „Deutschland Digital 2015“ der Bundesregierung. Andreas Goerdeler (BMWi), Christian Spanik (Moderator) Leuchtturmprojekte in sechs E-Energy-Modellregionen Von 2008 bis 2013 erforschten und erprobten Industrie- und Wissenschaftskonsortien in sechs Smart-Energy- Regionen den Einsatz von IKT im Energiebereich. Zu- dem wurden Querschnittsthemen wie z. B. zielführende Gesamtarchitekturen, Geschäftsmodelle, rechtliche Rahmenbedingungen, Datenschutz und Datensicher- heit oder die Standardisierung projektübergreifend mit Unterstützung durch eine speziell dafür beauftragte Begleitforschung bearbeitet. Das Gesamtvolumen dieser Projekte betrug über 140 Mio. Euro. Dazu steuerten das BMWi 40 Mio. Euro und das BMU 20 Mio. Euro an Fördermitteln bei, den Rest trugen die Modellkonsortien. Hintergrund des Forschungsprogramms waren die großen Optimierungspotenziale der IKT für das Aufgrund seiner herausragenden innovations- und Erreichen der Ziele im energiepolitischen Zieldrei- wirtschaftspolitischen Bedeutung wurde das E-Energy- eck in der Stromversorgung – Wirtschaftlichkeit, Programm auf dem IT-Gipfel 2008 durch die Bundes- Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit. kanzlerin zum nationalen Leuchtturmprojekt erklärt. Des Weiteren wurde die Möglichkeit der Entstehung Der Kurzbegriff „E-Energy“ steht – analog den Bezeich- neuer Beschäftigungsfelder und Märkte gesehen, nungen „E-Commerce“ oder „E-Government“ – für die die es zu erschließen galt. Analysen und Experten umfassende digitale Vernetzung sowie computerbasierte einschätzungen, z. B. die von Wik-Consult im Auftrag Kontrolle und Steuerung des Gesamtsystems der Ener- des BMWi durchgeführte Studie „Potenziale der gieversorgung. Die Elektrizitätssparte wurde in diesem Informations- und Kommunikationstechnologien zur Forschungsprogramm als Einstieg gewählt, weil hier die Optimierung der Energieversorgung und des Energie- Herausforderungen bezüglich Echtzeitinteraktionen verbrauchs (E-Energy)“ vom Dezember 2006, hatten und Computerintelligenz wegen der begrenzten Spei- zuvor zunehmend deutlich gemacht, dass der weitere cherfähigkeit von Strom besonders groß sind. Fortschritt der Energiewirtschaft ohne die umfassende
8 Smart Energy made in Germany Ausschöpfung der Potenziale von digitaler Intelligenz ressortübergreifenden Partnerschaft mit dem BMU. und Vernetzung nicht möglich sein wird. Überein- Durch die Kooperation beider Ministerien konnte eine stimmend wird festgestellt, dass demgegenüber die größere Anzahl von Projekten unterstützt werden (sechs IKT-Nutzung in der Energieversorgung bislang noch statt wie ursprünglich geplant vier), was die Ausstrah- keine große Rolle spielt. Sowohl von der IKT- als lung und Wirkung von E-Energy weiter verstärkte. auch von der Energiewirtschaft wurde erheblicher technologiepolitischer Handlungsbedarf gesehen, Mit der Umsetzung von E-Energy und der Arbeit in damit die hohen Optimierungspotenziale der IKT für den sechs Modellregionen wurden so in den folgen den Energiebereich erschlossen werden können. den Jahren die Bausteine für mehr Transparenz und Wettbewerb entlang der gesamten Wertschöpfungs- So erfolgte im April 2007 die Ausschreibung des kette vom Kraftwerks- über den Netzbetrieb bis zum E-Energy-Technologiewettbewerbs durch das BMWi Endverbraucher erarbeitet. Dadurch konnten Inno- unter Fokussierung auf drei Themenschwerpunkte: vationen im technischen wie im wirtschaftlichen 1. Schaffung eines E-Energy-Marktplatzes, der den Bereich angestoßen werden. Das wird unter anderem elektronischen Geschäfts- und Rechtsverkehr auch den weiteren Fortschritt bezüglich der Liberali- zwischen allen Marktteilnehmern ermöglicht. sierung des Energiemarkts und der Dezentralisierung 2. Digitale Vernetzung und Computerisierung der tech- der Stromnetze beschleunigen. nischen Systeme und Komponenten sowie der darauf beruhenden Prozessführungs- und Wartungsaktivi Insgesamt gelang es durch die im Rahmen von E-Energy täten, so dass eine weitgehende Selbstautomation durchgeführten Forschungs- und Entwicklungsaktivi der Kontrolle, Analyse, Steuerung und Regelung des täten (FuE), gemäß den Zielen der ursprünglichen technischen Gesamtsystems gewährleistet ist. Ausschreibung dabei zu helfen, einen neuen Markt 3. Online-Kopplung von elektronischem Energie- für automatisierte Steuerungs- und Regelsysteme bei marktplatz und technischem Gesamtsystem, so dass Erzeugungsanlagen und Endgeräten, für IKT-Gateways eine zeitnahe digitale Interaktion von Geschäfts- und Smart Meter, für intelligente Speichermodule, für und Technikbetrieb sichergestellt wird. Prognose- und Abrechnungssysteme, für benutzer freundliche Online-Ratgeber sowie Anzeige- und Mit diesen drei Themenschwerpunkten wurde erst- Bediensysteme und vieles mehr zu entwickeln. Das mals dazu aufgerufen, integrierte Ideen und System- wird zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen und neue konzepte für ein „Internet der Energie“ zu entwickeln. Wachstumseffekte hervorrufen. In Verbindung damit Informations-, Kommunikations- und Transaktions- werden neue Dienstleistungen mit unterschiedlichsten prozesse auf den Strommärkten sollten vereinfacht Tarifangeboten auf den Markt kommen. Es werden und die technische Energieinfrastruktur auf Basis aber auch ganz neue Geschäftsmodelle entstehen, so durchgehender digitaler Vernetzung intelligent zum Beispiel das Bündeln von Erzeugern und Ver- kontrolliert, gesteuert und geregelt sowie mit elektro- brauchern, das Optimieren des privaten oder gewerb- nischen Marktplätzen gekoppelt werden, so dass z. B. lichen Lastprofils oder eine weitgehend automatisierte eine effiziente, zeitnahe und transparente Koordinati- Strom(spar)steuerung von Hausgeräten unter Nutzung on von Energieangebot, (End-)Energienachfrage und bidirektionaler IKT-Gateways. komplementären Dienstleistungen in allen Bereichen des Versorgungssystems möglich wird. In der E-Ener- E-Energy ist ein Schlüssel für den Ausbau und die gy-Ausschreibung wurde deutlich gemacht, dass Netzintegration der erneuerbaren Energien. Durch hierfür nicht nur Technologie-Fortschritte, sondern die Netzintegration dezentraler erneuerbarer Energie auch Anpassungen von Organisationsstrukturen und erzeugungsanlagen mit Hilfe intelligenter Steuerung Rahmenbedingungen notwendig sind. wird nicht nur die Energiewende profitieren, sondern es wird auch der Bereich des Maschinen- und Mit Blick auf die große Bedeutung von E-Energy für das Anlagenbaus starke Wachstumsimpulse erhalten. energiepolitische Zieldreieck, den Ausbau der erneuer- E-Energy konnte Türen öffnen für eine Vielzahl von baren Energien und die Erhöhung der Energieeffizienz neuen technischen Produkten. Viele kleine und mitt erfolgte die Förderung der Preisträgerprojekte in einer lere Unternehmen – nicht zuletzt das Elektrohandwerk –
Smart Energy made in Germany 9 Ludwig Karg, Leiter der Begleit- forschung „E-Energy ist ein wichtiger Bau- stein der Energiewende. Und ich freue mich persönlich sehr, werden davon ebenso profitieren wie Ingenieurunter dass ich dabei sein durfte. Die nehmen, Hard- und Softwareproduzenten und die am Modellregionen und die Begleitforschung konn- Weltmarkt operierenden Unternehmen für Energie- ten gemeinsam aufzeigen, wie man ein Internet anlagen und Energieinformationssysteme. der Energien bauen kann – wenn man will. Nun ist es vor allem an den vielen großen und kleinen Die Ergebnisse der Modellregionen sind in deren Versorgern und Netzbetreibern, die Ergebnisse Schlussberichten sowie zahlreichen veröffentlichten auf-zunehmen und in ihre tägliche Praxis zu Studien dem Fachpublikum und der breiten Öffent- integrieren. Sicher müssen dafür auch weiterhin lichkeit zugänglich gemacht worden. Einen Überblick entsprechende Rahmenbedingung für die Tech- über die Erkenntnisse aus dem Förderprogramm gibt nik und das neue Marktdesign geschaffen werden. ein umfangreicher Abschlussbericht der Begleitfor- Die konstruktive Zusammenarbeit von Ministe schung. Er stellt die Ergebnisse und Erkenntnisse rien, Verbänden, Regulierungsbehörde, Stan- im Zusammenhang dar und enthält weitreichende dardisierungsorganisationen, Wissenschaftlern Empfehlungen, die sich aus der Arbeit der Modellpro- und Praktikern bei E-Energy lässt mich hoffen, jekte und der Begleitforschung ergeben haben. Der dass alle gemeinsam auf dem eingeschlagenen Abschlussbericht kann von der Website des E-Energy- Weg weitergehen. Wir Begleitforscher würden Programms bezogen werden: www.e-energy.de uns freuen, wenn sie dabei unsere umfassenden Ergebnisberichte stets als Wegweiser nutzen.“ Die Verantwortlichen aus den Modellregionen, von beteiligten Ministerien und Projektträgern sowie der Begleitforschung beim Abschlusskongress im Januar 2013 im BMWi
10 Smart Energy made in Germany Entwicklung dezentral vernetzter Energiesysteme hin zum E-Energy-Marktplatz der Zukunft Ziel des Projekts E-DeMa in der Modellregion Rhein- Im Rahmen von E-DeMa wurden für den Feldtest Ruhr war die Konzeption von IKT-basierten Lösungen, 13 Mikro-Blockheizkraftwerke (Mikro-BHKW) instal- die die intelligente Nutzung aller zur Verfügung stehen- liert, die bei Bedarf als dezentrale Kleinerzeuger zuge- den Ressourcen sowie die Optimierung und Integra- schaltet werden und über den Marktplatz zu handel- tion des Gesamtsystems der Elektrizitätsversorgung baren Erzeugungsmengen aggregiert werden können. von der Gewinnung des Stroms über die Speicherung, Außerdem wurden fast 700 Haushalte mit IKT-Gate- den Transport, die Verteilung bis hin zur effizienten ways (I und II) ausgestattet, die es den Verbrauchern Verwendung ermöglichen. erlaubten, aktiv am E-DeMa-Marktplatz teilzunehmen. Am E-DeMa-Marktplatz wurden die Verbraucher dazu E-DeMa verstand sich dabei als eine Gesamtkonzep- ermächtigt, jeden Monat neu darüber zu entscheiden, tion, die nicht nur technische Lösungen präsentiert, in welchem der neuen unterschiedlichen E-DeMa- sondern sich auch mit den Möglichkeiten befasst, diese Tarifmodelle sie abgerechnet werden. Neben Erzeu- Lösungen in der heutigen Marktsituation umzusetzen. gungsmengen können am Marktplatz auch verschieb- Dreh- und Angelpunkt der neuen Lösungen war der im bare Lasten als Flexibilitäten aggregiert und vermarktet Projekt konzipierte und implementierte E-DeMa- werden. Die Flexibilitäten können am Marktplatz Marktplatz, der den vormals passiven Konsumenten auch einem Aggregator, der diese zusammenfasst und zu einer aktiveren Teilnahme am Marktgeschehen vermarktet, zur Verfügung gestellt werden. Damit verhelfen kann. verschmelzen die klassischen Rollen von Energiever- Johannes Funck, E-DeMa-Projektleiter bei der SWK Stadtwerke Krefeld AG „In der Testregion Krefeld haben 125 Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil Kliedbruch an unse- rem Feldtest teilgenommen. Kliedbruch zeichnet sich durch eine passende Ein- und Zweifamili- enhausstruktur aus. Auch die technologischen Voraussetzungen sind in diesem Stadtteil gege- ben. Einige Haushalte erhielten neben digitalen Stromzählern auch „intelligente“ Gas- und Wasserzähler. Zehn Kunden bekamen zudem Haushaltsgeräte wie Spülmaschine, Waschma- schine und Trockner, um zu testen, wie sich diese Geräte über die „intelligenten“ Messsysteme steuern lassen. Die Lernkurve für uns war enorm. Natürlich lief nicht alles reibungslos und ganz so einfach, wie man sich das in der Theorie am Anfang vorstellt, ist es in der Praxis nicht immer. Aber auch dafür ist ein solches Pilotprojekt ja da.“
Smart Energy made in Germany 11 Charakteristik von E-DeMa Energieeffizienz 90 Markt Integration liberalisierung 80 erneuerbarer Energien 70 60 50 IKT- 40 e-Mobility Architektur 30 20 10 Versorgungs- IT-Sicherheit sicherheit/ & Datenschutz Netzengpässe, Netzausbau Dezentrale Intelligente Energie Messung erzeugung Speicher Last-Flexibilisierung
12 Smart Energy made in Germany Der E-DeMa-Marktplatz und seine Produkte OTC Business to Business PRODUKTPALETTE Strom-Großhandel Business to Customer Technische Datenbereitstellung DES MARKTPLATZES Innovative Stromprodukte Lieferanten Aggregatoren Verteilnetzbetreiber mit/ohne Automatisierung Angebote von und für Aggregatoren E-DeMa- Angebote von Einspeisern Energiedienstleister Marktplatz Service-Dienstleister z. B. Wetterdienst, Tarifberater Wartungsfunktion Produkte zur Netzdienlichkeit Messwerte, Tarife (informativ), Tarife, Messwerte, für Hersteller für VNB und Dritte Fern-Schalthandlungen, Betriebswerte, Services, Handelsgeschäfte Fern-Schalthandlungen Service-Produkte, z. B. von Geräteherstellern Messstellenbetreiber Prosumer (IKT-Gateway-Betreiber) Messwerte, Betriebswerte, Tarife, Energienetzdienstleistungsprodukte Transparente Abrechnung Fern-Schalthandlungen Lokale Schalthandlungen Administrative Produkte Aktueller Verbrauch E-DeMa-Gateway wie Bilanzierung, Datenhandling, ... Inhouse
Smart Energy made in Germany 13 braucher und -erzeuger im Rhein-Ruhr-Gebiet zum Tarifzeiten verlagert. Im Durchschnitt erreichten „Prosumer“, der nicht nur Energie verbraucht, sondern die aktiven Kunden mit Automatisierung ähnliche auch als Erzeuger und Bereitsteller von Flexibilitäten Verbrauchsverlagerungen wie die Kunden ohne Auto- am Markt teilnimmt. matisierung. Die Verbrauchsverlagerung der passiven Kunden bzw. aller Kunden aus den Tarifzeiten, die Funktionell betrachtet stellt der E-DeMa-Marktplatz besonders teuer abgerechnet wurden, ist jedoch höher einen kontraktbasierten marktunterstützenden als bei den Kunden ohne Automatisierung. Koordinationsmechanismus dar, der alle Phasen der Vertragsabschlüsse zwischen Anbietern und Verbrau- chern sowie auch B2B-Prozesse unterstützen und Modelle abwickeln kann. So entstand innerhalb von E-DeMa • E-DeMa-IKT-Architekturmodell – TU Dortmund ein für alle Teilnehmer einheitlicher Marktraum. • IT-Security-Konzept – RWE, TU Dortmund, Prosyst, Während im Feldtest selbst nur private Haushalte in Siemens die Infrastruktur integriert wurden, sind sämtliche Lösungen auch für Gewerbe- und Industriekunden Simulationen nutzbar. Mit Hilfe der im Feldtest erhobenen Zähler- • Simulationsmodelle zur Analyse von Einzel- und werte konnte der Verbrauch der integrierten Haus- Gruppenlastgängen von Haushalten, Gewerbe- und halte zu jeder Viertelstunde erfasst und abgebildet Industriekunden; Skalierung der Ergebnisse auf werden. Im Feldversuch wurden sowohl automati unterschiedliche Szenarien – TU Dortmund, Univer- sierte Lösungen als auch Anreize getestet, die nur sität Duisburg-Essen, Ruhr-Universität Bochum manuell verarbeitet werden konnten. Bereits in einem • Simulation und Bewertung von Kommunikations einfachen zeitvariablen Tarif haben besonders aktive technologien für Smart Metering und Demand-Side- Kunden 8,7 Prozent ihres Verbrauchs in die günstigen Management – RWE und Stadtwerke Krefeld Pilotprodukte • Marktplatzsystem – Siemens Prof. Dr. Michael Laskowski, • IKT-Gateway 2 als Kommunikations- und Gesamtprojektleiter von E-DeMa Steuerungssystem inkl. MPRM-System als Betriebs bei der RWE Deutschland AG umgebung – Siemens, Prosyst • Innovative Tarifprodukte – RWE, Stadtwerke „In Mülheim haben wir knapp Krefeld, TU Dortmund 600 Haushalte mit ‚intelligenter‘ • Android-basierte App als Energy Display zur Dar- Kommunikationstechnologie stellung und Verarbeitung der neuen Tarifprodukte ausgestattet, die sowohl dafür – FH Dortmund, Stadtwerke Krefeld sorgte, dass die Teilnehmer stets über ihr Ver- • Netzleitsystem zur Erfassung und Prognose – brauchsverhalten Siemens informiert wurden, als auch dafür, dass aus- • Aggregatorleitsystem für das Management von gewählte Geräte der weißen Ware gesteuert Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen – Siemens wurden. Damit konnten die Teilnehmer ihren • Zählerdatenmanagementsysteme – Siemens und Energieeinsatz an das Angebot erneuerbarer RWE Energien anpassen. Im Fokus standen dabei die • Multimeteringsysteme im Gas- und Wasserbereich Flexibilisierung des Energieverbrauches und zur Anbindung der Spartenzähler über MBus (Funk) somit die Anpassung an die Energieangebote aus – Stadtwerke Krefeld Wind und Sonne. Unsere Projektteilnehmer haben die neuen Möglichkeiten zur Verbrauchs- Zentrale Veröffentlichungen flexibilisierung genutzt. Dabei konnten wir un- • IT-Security-Lösungen aus E-DeMa wurden sere zunächst theoretisch erarbeiteten Lösungen veröffentlicht und gingen ins BSI-Schutzprofil im Feldversuch intensiv testen und verbessern.“ ein – RWE, TU Dortmund, Prosyst, Siemens
14 Smart Energy made in Germany Intelligente Vernetzung von Stromproduzenten und -verbrauchern zur besseren Integration von erneuerbaren Energien In der Region Cuxhaven testete das Projekt eTelligence Im Rahmen der Integration der dezentralen Erzeu- ein komplexes IKT-basiertes System zur Ausbalancie- gungsanlagen und größeren Verbrauchsanlagen rung der Fluktuation von Windenergie, PV-, Biogas- und wurden Anlagentypen weiterentwickelt, so dass KWK-Anlagen, das den Strom intelligent in die Netze eine standardisierte Plug-and-play- Anbindung von und in einen regionalen Markt integriert und gleich- Verbrauchs- und Erzeugungsflexibilitäten möglich zeitig die aktive Einbindung von Haushaltskunden wurde. eTelligence konnte nachweisen, dass gerade ermöglicht. Kern von eTelligence war die tatsächliche thermisch-elektrische Energiesysteme wie Kühlhäuser Erprobung eines Strom-Marktplatzsystems mit regiona- und Schwimmbäder sehr gut als Energiespeicher len Produkten, auf dem Erzeuger, gewerbliche Verbrau- genutzt werden können: In Zeiten, in denen viel Wind cher mit verschiebbaren Lasten und Energiedienstleister zur Verfügung stand, kühlte das Cuxhavener Kühlhaus zusammengeführt wurden. In Simulationen hat auch seine Temperatur herunter und schaffte sich einen der Netzbetreiber am Marktplatz teilgenommen. So Kältepuffer. In Zeiten hoher Strompreise wurden die konnten neue Lösungen zur Erhöhung der Versorgungs- Kühlaggregate abgeschaltet. Unter Ausnutzung des sicherheit aus erneuerbaren Energien und zur Erhöhung zuvor aufgebauten Kältepuffers konnte das Kühlhaus der Wirtschaftlichkeit erfolgreich erprobt werden. dann für einige Tage mit erheblich geringerer Strom- Eine besondere Herausforderung stellte dabei die im Zuge eines einjährigen Praxistests getestete Integration Dr. Tanja Schmedes, Projekt des Marktplatzes in die bestehenden Geschäftsprozesse leiterin eTelligence bei EWE AG des übergeordneten Energieversorgungssystems dar. Für die Dauer des Praxistests waren die teilnehmenden Ak- „Unser Ziel war es, Verbrauchern teure dabei sowohl dem Vermarktungs- und Preisrisiko den bewussten Umgang mit als auch dem Prognoserisiko ausgesetzt. Am Markt- Strom zu ermöglichen. Das ist platz agierten zwei Kühlhäuser, ein Windpark und eine gelungen. Über einen zeitvaria Photovoltaikanlage, die in einem virtuellen Kraftwerk blen Event-Tarif konnten wir eine Verlagerung zusammen vermarktet wurden, sowie das ahoi!-Bad des Stromverbrauchs erreichen. Das heißt, dass Cuxhaven, eine Kläranlage und ein Blockheizkraftwerk. Strom vor allem dann genutzt wurde, wenn Die Anlagen des virtuellen Kraftwerks konnten entweder ausreichend Energie aus erneuerbaren Quellen individuell oder gemeinsam flexibel angeschlossen wer- zur Verfügung stand. Im Schnitt konnte jeder den und wurden damit insgesamt ähnlich steuerbar und Teilnehmer im zurückliegenden Testjahr rund vorhersehbar wie ein konventionelles Kraftwerk. 100 Euro Stromkosten sparen – zum einen durch das Auffinden von Energiefressern im Haushalt, zum anderen durch die Nutzung günstigen Stroms bei entsprechendem Überangebot. Die Cuxhavener Teilnehmer haben gezeigt, dass jeder Einzelne nicht nur in der Lage, sondern auch willens ist, zum Gelingen der Energiewende bei- zutragen. Von den während des Tests befragten Teilnehmern gaben 70 Prozent an, dass sie ihren Stromverbrauch regelmäßig überwachen, 20 Prozent sogar mehrmals pro Woche. Ihr Um- weltbewusstsein sei dadurch gestärkt worden.“
Smart Energy made in Germany 15 Charakteristik von eTelligence Energieeffizienz aufnahme betrieben werden. Über das Jahr gesehen Markt 90 Integration 80 konnten die Stromkosten um bis zu sechs Prozent liberalisierung 70 erneuerbarer Energien reduziert werden. Dabei ist das volle Potenzial für 60 50 IKT- Einsparungen noch nicht erreicht. Die Anbindung von Architektur 40 e-Mobility 30 Gewerbekunden mit thermischen Speichern an das eTel- 20 ligence-System war so erfolgreich, dass sie großes Inter- 10 Versorgungs- esse erzeugte und mittlerweile mit Hilfe des EWE Strom IT-Sicherheit sicherheit/ & Datenschutz Netzengpässe, Intelligenten Lastmanagers weitere Gewerbebetriebe Netzausbau an die Strukturen angeschlossen wurden. Aber auch für BHKWs bietet das in eTelligence erprobte Marktplatzsys- Intelligente Dezentrale Energie Messung tem nachhaltige Chancen: Es ermöglicht beispielsweise erzeugung einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb der dezentralen Speicher Last-Flexibilisierung Anlagen vor allem nach Auslaufen der Förderungen.
16 Smart Energy made in Germany Dr. Werner Brinker, Vorstandsvorsitzender EWE AG „In vier Jahren Projektlaufzeit haben wir Antworten auf viele Fragen gefunden: In Kühlhäu- Zusätzlich haben über 650 Haushalte Smart Meter auf sern z. B. ist Strom aus volatilen Alltagstauglichkeit getestet. Anhand verschiedener erneuerbaren Quellen in Form von thermischer Feedbacksysteme konnten die Teilnehmer den eigenen Energie „speicherbar“. Privathaushalte sind bereit, Stromverbrauch und damit die Stromkosten sowie die Strom genau dann zu nutzen, wenn der Wind CO2-Emission im Blick behalten und ihr Verbrauchs- weht oder die Sonne scheint – sprich wenn viel verhalten analysieren. Zwei unterschiedliche innovative Strom aus erneuerbaren Energien im Netz ist. Der Tarife, der Mengentarif und der Event-Tarif konnten regionale Marktplatz ermöglicht die Vermark- vielversprechende Ergebnisse erzielen. Der Mengentarif, tung von Strommengen auch kleiner Anlagen der einen Anreiz für die Reduzierung des Verbrauchs und weist den Weg zu einer späteren wirtschaft- bietet, hat in den Praxistesthaushalten zu einer monat- lichen Nutzung. Viele Schritte waren notwendig, lichen Verbrauchsreduktion von 13 Prozent geführt. Der um das eTelligence-Szenario fertig zu entwickeln. Event-Tarif, der durch Bonus- und Malus-Events hohe Messtechnik wurde an rund 100 Ortsnetzstatio- bzw. geringe Verfügbarkeiten von erneuerbaren Energien nen in Cuxhaven installiert. 650 Privathaushalte im Energiemix abbilden kann, führte zu starken zeit- erhielten elektronische Stromzähler, die den lichen Verschiebungen des Verbrauchs. Malus-Events individuellen Stromverbrauch ermittelten. Strom führten beispielsweise dazu, dass während der Wirksam- erzeuger und -verbraucher wurden zu einem keit 20 Prozent weniger Strom verbraucht wurde. Wäh- virtuellen Kraftwerk zusammengeschlossen.“ rend der Bonus-Events konnte der Energieverbrauch sogar um bis zu 30 Prozent gesteigert werden. Das IKT-Lösungsportfolio aus eTelligence PROBLEM LÖSUNG/PRODUKT EWE trio smartbox Feedbacksystem für Kunden (EWE-Produkt seit 2011/2012) Anbindung, Auslesung und Erstellung von Advanced Metering Management System Zeitreihen für Smart Meter und Netzsensoren (BTC-Produkt aus eTelligence seit 2011) EWE Strom Intelligenter Lastmanager Nutzung vorhandener Flexibilitäten (EWE-Produkt aus eTelligence seit 2012) Standardisierte Gateways für die Integration openIEC61850 (Open-Source-Implementierung des Standards 61850 dezentraler Anlagen von ISE, emsys, OFFIS) IT-Architekturen im Smart Grid IKT-Architektur für das Smart Grid (OFFIS-Buch im Springer-Verlag) Power-Flex-Modell Übertragbarkeit auf Deutschland (vom ÖKO-Institut e. V.)
Smart Energy made in Germany 17 Modelle • IKT-Architekturen für das Smart Grid – OFFIS • Kraftwerksmodell PowerFlex vom Öko-Institut (Pilot-)Produkte • eTelligence-App als Feedbacksystem für Kunden – EWE • EWE trio smartbox • Advanced Metering Management System – BTC • EWE Strom Intelligenter Lastmanager für Gewerbe- Dr. Christoph Mayer, Bereichs kunden – EWE leiter OFFIS • Innovative Tarife orientiert nach Verbrauch und Zeit (Bonus- und Malus-Events) – EWE „Im Projekt eTelligence wurden • Prognose-Software – energy and meteo systems zu zwei wichtigen Herausforde rungen für das IKT-basierte Zentrale Veröffentlichungen Energiesystem der Zukunft • Schmedes, T.; Stadler, M.; Klose, T.; Hollinger, R.; wesentliche Beiträge geleistet: Erstens, bei der Rüttinger, H.; Koch, M.; Rosinger, C. (2012): Integra- effizienten und automatisierten Systemintegration tives Smart-Market-Konzept zur Systemintegration von kleinen Erzeugungseinheiten und zweitens dezentraler Erzeuger und als Handelsplattform für bei der Gewährleistung von IT-Sicherheit. Netzbetreiber, VDE-Kongress 2012, Stuttgart Um die reibungslose Kommunikation mit kleinen • Appelrath, Beenken, Bischofs, Uslar (Hrsg.): IT-Ar- Erzeugungsanlagen sicher zu ermöglichen, sind chitekturentwicklung im Smart Grid: Perspektiven eine Referenzarchitektur und dazugehörende für eine sichere markt- und standardbasierte Integ- Softwarewerkzeuge entwickelt worden. Zu der ration erneuerbarer Energien, Springer 2012 Referenzarchitektur wurden außerdem verschie- • Bauknecht, D.; Koch, M.; Illing, B.; Ritter, S.; dene Sicherheitsaspekte und Bedrohungsszena Rüttinger, H. (2011): Nutzen von Smart Grids – rien ausgiebig untersucht. Basis bei allen Arbeiten Untersuchungen im E-Energy-Projekt „eTelligence“, waren internationale Standards, so dass ein wich- Energiewirtschaftliche Tagesfragen 12/2011, etv tiger Beitrag zur Interoperabilität geleistet wurde. Energieverlag GmbH, Essen Der Vorteil des in eTelligence gewählten Ansatzes • Raabe, T.; Sonnenschein, M.; Beenken, P.; Hüwel, A.; liegt dabei in der herstellerübergreifenden Kom- Meinecke, C. (2012): Energieberatung in Haushalten munikation zwischen Einzelkomponenten des auf Basis des Smart Meterings. In: Ökologisches Systems und ihrer herstellerunabhängigen Aus- Wirtschaften 1/2012, S. 46–50 tauschbarkeit. Durch den Technologievorsprung, • Koch, M.; Bauknecht, D.; Heinemann, C. (2012): der durch die E-Energy-Projekte erreicht wurde, Der zukünftige Wert von Smart Grids im deutschen konnten viele Ergebnisse direkt in die internatio- Stromsystem – eine modellgestützte Szenarienana- nale Normung einfließen. lyse von 2010 bis 2030, VDE Kongress Smart Grid, Stuttgart, 5.–6.11.2012 Die Gewährleistung von Informationssicherheit • Beer, Sebastian; Rüttinger, Hannes; Bischofs, im Smart Grid und dabei besonders auch des Ludger; Appelrath, Hans-Jürgen (2010): Towards Datenschutzes beim Smart Metering ist eine a Reference Architecture for Regional Electricity weitere wichtige Grundlage der eTelligence-Kon- Markets. In: it – Information Technology, Vol. 52, zepte. Für den Datenschutz wurde ein Verfahrens- No. 2, S. 58–64 verzeichnis erarbeitet, das technisch-organisa- torischen Maßnahmen zur Gewährleistung von Standards und Patente Datenschutz im Feldtest unterliegt. Dieses wurde • Open-Source-Implementierung des Standards mit dem niedersächsischen Landesdatenschutz- 61850 – energy and meteo systems, Fraunhofer ISE, beauftragten abgestimmt.“ OFFIS
18 Smart Energy made in Germany Minimum Emission Regions Das Ziel des Forschungsvorhabens MeRegio (Minimum oder günstige Energie aus dem Netz speichert und dann Emission Region) in Göppingen und Freiamt/Etten bei Bedarf in einer Hochpreisphase wieder abgibt. heim bei Freiburg war es, den Forderungen nach effizienteren dezentralen Energiesystemen durch Dr. Britta Buchholz, ABB AG die Integration fortschrittlichster Informations- und Kommunikationstechnologien in allen Teile der Ener- „Bevor ein Smart Grid geplant gie-Wertschöpfungskette zu begegnen. Dabei sollte werden kann, muss eine ziel- eine Verknüpfung zwischen der physikalischen Ebene gerichtete Analyse auf Basis mit der Handelsebene erfolgen. Im Projekt MeRegio der vorhandenen Betriebs wurde eine Steigerung der Energieeffizienz durch die mitteldaten erfolgen. Im Projekt Integration von Energieverbrauchern und dezentralen MeRegio haben wir auf diese Erzeugern in den Markt erprobt. Weise die neuralgischen Punkte im Netz identi- fiziert. Weiterhin haben wir im Projekt die Mess- Die gemeinsam entwickelten Konzepte wurden vier und Regelungstechnik weiter entwickelt, um an Jahre lang praxisnah getestet, weiterentwickelt und kritischen Punkten künftig gezielt messen und ausgewertet. Als Modellregionen boten sich der Raum regeln zu können. Göppingen und Freiamt/Ettenheim bei Freiburg an. In den beiden Gemeinden wurden insgesamt rund Um das beim konventionellen Einspeisemanage- 1.000 gewerbliche und private Kunden zu einem ment gängige Abschalten erneuerbarer Energien „Netz der Zukunft“ verknüpft: Sie erhielten spezielle zu vermeiden, wurden zwei Lösungsmöglichkeiten Netzwerkverbindungen sowie den von der EnBW entwickelt: Zum einen lassen sich mit einer Span- entwickelten intelligenten Stromzähler, das MeRe- nungsregelung in der Ortsnetzstation Mittel- und gio-Cockpit und eine Stromampel. Der intelligente Niederspannungsebene entkoppeln und so die Stromzähler spielte laufend Verbrauchsdaten der Pilot verfügbaren Spannungsbänder besser ausnutzen. kunden direkt an das zentrale Abrechnungssystem der Zum zweiten ermöglicht eine vorausschauende EnBW. Dieses wiederum schickte per Internetverbin- Betriebsführung dem Netzbetreiber, anhand dung die Auswertungen über den Energieverbrauch an von Erzeugungs- und Lastprognosen Engpässe das MeRegio-Cockpit auf den PC jedes Teilnehmers. frühzeitig zu erkennen und so gezielt manuelle Schaltungen vorzunehmen oder sein Einspeise Mit der Stromampel, die es auch als App für den iPod management anzupassen. gibt, wurde der Kunde zusätzlich über die aktuellen Tarife und die Strompreisentwicklung innerhalb der Engpässe lassen sich auch über einen Marktplatz nächsten 24 Stunden informiert: Rot signalisiert einen regeln. Hier werden in einem Angebots- und Aus- hohen Strompreis, gelb einen mittleren Tarif und grün wahlprozess bei den angeschlossenen Demand- steht für günstig. Side-Managern zuvor abgefragte Lastverschiebe potenziale eingekauft. Kann der Engpass durch Stück für Stück bekamen die Testpersonen zusätzlich diesen Verhandlungsprozess nicht rechtzeitig clevere neue Haushaltsgeräte gestellt: Etwa einen Ge- gelöst werden, muss der vertraglich gebundene frierschrank von Liebherr und eine Geschirrspülmaschi- Demand-Side-Manager über die automatische ne von Bosch, die über eine spezielle Steuerbox kontrol- Steuerung der angeschlossenen Kunden geeignete liert werden und den jeweils günstigsten Strom nutzen. Schaltmaßnahmen durchführen. Dies ist geeignet Während einer späteren Projektstufe wurde zusätzlich für das Ampelmodell der Bundesnetzagentur.““ ein Batteriesystem installiert, das selbsterzeugten Strom
Smart Energy made in Germany 19 Diese Koordination von dezentralem Energieange- bot, Energienachfrage und neuen Dienstleistungen hat viele Vorteile: Stromkunden wie auch dezentrale Erzeuger werden zu eigenständigen Energiemanagern. Sie steuern ihre Verbräuche und damit die Stromkosten ebenso wie etwa den Einsatz eines Blockheizkraftwerks. Auch die Energieunternehmen profitieren von dem permanen- Charakteristik von MeRegio ten Datenaustausch, denn sie können die Netze besser Energieeffizienz führen und ihre Kraftwerke effizienter betreiben. Da- Markt 90 Integration 80 mit schont das MeRegio-Modell auch die Umwelt: Es liberalisierung 70 erneuerbarer Energien bindet die erneuerbaren Energien besser ins Stromnetz 60 50 ein, steigert die Energieeffizienz und reduziert den IKT- Architektur 40 e-Mobility 30 Ausstoß von CO2 erheblich. 20 10 Versorgungs- Das „MeRegio Hybrid Modell“ IT-Sicherheit sicherheit/ & Datenschutz Netzengpässe, Im Feldversuch von MeRegio wurden in einer Region Netzausbau mit sehr hohem Anteil dezentraler Erzeugung Ansätze der gezielten Beeinflussung des Verbrauchs bei Haus- Intelligente Dezentrale Energie Messung halts-, Gewerbe- und Industriekunden getestet. Dazu erzeugung wurde ein Day-Ahead-Preissignal als dynamisches Speicher Last-Flexibilisierung Tarifmodell sowie ein Intraday-Regelsignalprozess
20 Smart Energy made in Germany Dr. Hellmuth Frey, Projektleiter MeRegio bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG „In der ‚Minimum Emission Region‘ MeRegio ging es darum, mit verbraucherorientierten und anwenderfreundlichen Lösungen die Chancen der neuen Energiewelt zu nutzen. Gemeinsam mit den Projektteilnehmern – rund 1.000 Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden – konn- ten wir im ‚Smart Home‘ erleben, wie das Zusammenspiel von intelligentem Stromzähler, PV-Anlage und Wärmepumpe funktionieren und unseren Alltag positiv verändern kann. Intelligente Haushaltsgeräte, Elektrofahrzeuge und spezielle Services waren ebenfalls in das Projekt eingebun- den. Die Steuerung sämtlicher Geräte und ihrer Aktivitäten erfolgte über die EnBW-Steuerbox. Das Feedback der Teilnehmer war überaus positiv. Die Stromampel, die die aktuellen Strompreise anzeigt, ebenso wie die Informationen in der Auswerte-Software respektive auf dem iPod wurden regelmäßig genutzt. Mit diesen Tools erhielten die Kunden deutlich mehr Informationen über ihren Energieverbrauch als bisher. Durch die Verlagerung ihres Verbrauchs in Zeiten mit großem Energieangebot profitierten sie von günstigen Energie- preisen und entlasteten gleichzeitig das Netz. Auch Flexibilitäten im Verbrauch sind durch die eingesetzten Mechanismen und Technologien nachhaltig aktiviert worden. In einzelnen Stunden wurden Lastverlagerungen von bis zu 20 Prozent, im Durchschnitt von 7 bis 15 Prozent gemessen. Bei einer nur um 1 Prozent gesteigerten Energieeffizienz können die Testpersonen der Umwelt etwa 20 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ersparen. Die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit des Verbrauchers ist vorhanden, muss aber immer wieder neu motiviert werden. Im Projekt MeRegio haben wir Erfahrungen gesammelt, Probleme gelöst und viel gelernt. Vor allem eines: MeRegio ist machbar. Die weitere Entwicklung ist von den Rahmenbedingungen des regulatorischen Umfelds und des Markts abhängig.“ Verarbeitung des Prioritätssignals in der MeRegio-Architektur 3 1 2 DSM leitet aktuelle Fahrpläne pro An- Netzleitsystem (NLS) schlusspunkt über IBM-„aCORE“ an NLS 3 VNB bzw. NLS ermittelt Engpass 2 4 situationen 8 4 5 6 Prozess-Abfrage Lastverlagerungspotenzial über Markt- „aCORE“ Marktplatz platz, DSM bis zum Haushalt 7 8 9 Verhandlungsprozess zur marktkon 1 5 7 9 formen Auswahl der DSM-Angebote 10 DSM Umsetzung der Zuschläge Demand-Side-Management auf HH-Ebene 10 6
Smart Energy made in Germany 21 realisiert. Das Preissignal zielt – gemäß dem „BNetzA- heutiger Lastverlagerungspotenziale zeigten im Feld- Ampelmodell“ in „grünen“ Zeiten – vor allem auf Liefe- versuch aber auch die Herausforderungen auf, wie das ranten oder Aggregatoren ab, um die Möglichkeit einer grundsätzlich fehlende Potenzial in Haushalten und stetigen Vermarktung von Lastverlagerungskapazitäten Gewerbe und das noch gering ausgeprägte Bewusstsein auch abseits von Netzengpässen zu schaffen. Für die der Bevölkerung für solche Lösungen. In Gewerbe und Netzbewirtschaftung hingegen sind Mechanismen not- Industrie zeigten die Erfahrungen, dass die Bereitschaft wendig, die gemäß dem Ampelmodell in „gelben“ (oder zur Teilnahme zwar sehr hoch, aber sowohl der (ge- gar „roten“) Zeiten eine – eher kurzfristige – Beeinflus- ringe) technische Reifegrad der Anlagen oder die hohe sung der Lasten oder deren Verlagerungskapazitäten Taktung der Produktion („just-in-time“) oftmals gegen durch den Netzbetreiber ermöglichen. Dieses „MeRegio eine Verlagerung von Lasten sprachen. Hybrid Modell“ genannte Prinzip lässt den Verteilnetz- betreiber auf Basis von Last- und Erzeugungsprogno- MeRegio hat auch gezeigt, dass dezentrale elektrische sen aller im betrachteten Netzgebiet angeschlossener und thermische Speichersysteme bei Haushalts- und Netzknoten eine permanente Prognose der Engpässe Gewerbekunden bereits heute erhebliche Beiträge zur berechnen und über einen Marktplatz die entspre- Erhöhung der Aufnahmefähigkeit dezentral erzeugter chende Beseitigung marktkonform ausschreiben. Die Energie liefern können. Geeignete Anreizsysteme Erfahrungen haben gezeigt, dass über solche Mechanis- können eine Marktdurchdringung beschleunigen. men grundsätzlich der „klassische“ Weg des Netzaus- baus über Betriebsmittel (Kabel, Trafo etc.) in bestimm- ten Szenarien sinnvoll vermieden bzw. reduziert oder zumindest verzögert werden kann. Pilotprodukte • MeRegio-Steuerbox – EnBW Neben der Wirksamkeit der Engpassvermeidung haben • MeRegio-App – EnBW die Ergebnisse bei MeRegio weiterhin gezeigt, dass • Power Submeter – systemplan GmbH durch die Nutzung der vielfältigen Daten die Transpa- • Stromampel – EnBW renz für den Netzbetreiber im Niederspannungsnetz • Network Manager – ABB deutlich steigen kann und somit viel frühzeitiger • CORE-Plattform – IBM mögliche Handlungsfelder erkannt werden können. • Marktplatz – SAP Die Erfahrungen insbesondere der realen Nutzbarkeit
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