SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud 11. Dez 2021 - 21. Apr 2022 - CO/Berlin

 
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SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud 11. Dez 2021 - 21. Apr 2022 - CO/Berlin
SONGS OF
TITEL
THE SKY
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Photography & the Cloud
11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud 11. Dez 2021 - 21. Apr 2022 - CO/Berlin
PRESSEMITTEILUNG
Berlin, 2. Dez 2021

                      SONGS OF THE SKY
                      Photography & the Cloud

                      C/O Berlin präsentiert vom 11. Dez 2021 bis 21. April 2022 die Themenausstel-
                      lung Songs of the Sky . Photography & the Cloud. Die Eröffnung findet am
                      Freitag, den 10. Dez 2021, um 20:00 bei C/O Berlin im Amerika Haus in der
                      Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin statt. Bitte beachten Sie die für die Veran-
                      staltung geltende 2G-Regel (geimpft/genesen, Maske und 1,5m Abstandsregel).

                                                      „For centuries, we’ve looked to the sky to divine the future.
                                                                    Today, we look to the Cloud.” – James Bridle

                      Dutzende Wolkengesichter blicken von der Ausstellungswand auf uns herab.
                      Manche scheinen zu lächeln, andere erinnern uns an Menschen aus unserem
                      Umfeld oder sogar an Fabelwesen. Das koreanische Künstlerduo Shinseungback
                      Kimyonghun – bestehend aus Shin Seung Back und Kim Yong Hun – hat diese
                      menschenähnlichen Wolkenformationen 2012 in der Serie Cloud Face zusam-
                      mengestellt. Jedoch waren es nicht die Künstler selbst, die in den Wolken etwas
                      zu sehen glaubten. Vielmehr haben Algorithmen einer Gesichtserkennungssoft-
                      ware jedes Mal, wenn sie Figuren im Himmel lokalisierten, eine Fotokamera aus-
                      gelöst. Ein Wolkenhimmel – einst Ort für menschliche Vorstellungskraft und Er-
                      kenntnisgewinn – offenbart uns das Unvermögen der maschinellen, künstlichen
                      Intelligenz.

                      Bereits 1922 richtete der berühmte US-amerikanische Fotograf Alfred Stieglitz
                      seine Kamera das erste Mal gen Himmel, „to find out what I had learned in 40
                      years about photography“. Seine Serie von Wolkenaufnahmen, die er zunächst
                      Songs of the Sky nannte, bevor sie als Equivalents berühmt wurde, führte das an
                      der Abbildung der Wirklichkeit klebende Medium Fotografie in die Abstraktion. Ein
                      Jahrhundert später greift die Themenausstellung Songs of the Sky. Photography
                      & the Cloud den ursprünglichen Titel dieser Serie auf, um den aktuellen Umbruch
                      der Fotografie durch die Digitalisierung und ihre Folgen zu diskutieren. Über Foto-
                      grafie nachzudenken heißt heute, über die Infrastruktur nachzudenken, die sie
                      vernetzt und organisiert. Egal ob maschinell erzeugte Bilder von Überwachungs-
                      kameras oder Satelliten, digitalisiertes Archivbildmaterial oder die privaten Urlaub-
                      saufnahmen auf unseren Smartphones und Laptops – sie alle sind heutzutage als
                      digitale Daten in der Cloud gespeichert, jenem Ort, an dem künstliche Intelligen-
                      zen operieren.

                      Und so wie vor 100 Jahren die Wolken als Boten der Zukunft den Beginn der Abs-
                      traktion in der Fotografie einläuteten, spiegelt die künstlerische Auseinanderset-
                      zung mit der Cloud heute die Zukunftsvisionen des 21. Jahrhunderts.

                      Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
                      C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
                       Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud 11. Dez 2021 - 21. Apr 2022 - CO/Berlin
Im Dialog von fotohistorischen und zeitgenössischen Arbeiten der Wolkenfotogra-
fie reflektiert die Ausstellung Songs of the Sky. Photography & the Cloud die Aus-
wirkungen der Cloud-Computing-Technologie auf den Klimawandel und die Geo-
politik.

Welche Geschichten kann uns die Fotografie über die „Seele des Himmels“
(Etienne Pitois) im digitalen Zeitalter erzählen? Werden kommerziell agierende Un-
ternehmen, die durch die Auswertung und Nutzung unserer Cloud-Daten ihre Ge-
winne maximieren, dem Himmel alle Wolken abkaufen? Oder wird die technische
Cloud mit ihrem enormen CO2-Fußabdruck die Erderwärmung so vorantreiben,
dass wir in Zukunft nur noch selten vielgestaltige Wolkenwesen über den Globus
wandern sehen? Songs of the Sky. Photography & the Cloud wurde von Dr. Kath-
rin Schönegg kuratiert. Die Ausstellung wird begleitet von einer beim Spector Ver-
lag, Leipzig, erscheinenden Publikation.

Exponate von: Claudia Angelmaier, Sylvia Ballhause, Marie Clerel, Raphaël Dal-
laporta, Fragmentin, Noémie Goudal, Louis Henderson, Internationales Meteoro-
logisches Komitee, Noa Jansma, Stefan Karrer, Almut Linde, NASA, Observatoire
de Juvisy, Lisa Oppenheim, Trevor Paglen, Meghann Riepenhoff, Simon Roberts,
Evan Roth, Mario Santamaría, Adrian Sauer, Andy Sewell, Shinseungback Kimy-
onghun, Louis Vignes & Charles Nègre

Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
 Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
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PRESSEBILDER
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11. Dez 2021 – 21. Apr 2022

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                              C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
                               Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
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Songs of the Sky . Photography & the Cloud
11. Dez 2021 – 21. Apr 2022

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01 Almut Linde, Dirty Minimal #70.1 — Wolkenmeer/29,3 Tonnen CO2, 2012 © the artist, Courtesy PSM, Berlin 02 Marie Clerel,
December 2019, aus Midi Series, 2017–2019 © the artist, Courtesy Galerie Binome, Paris 03 Shinseungback Kimyonghung,
Cloud Face, 2012 © the artists 04 Noa Jansma, Buycloud, 2020-2021 © the artist 05 Claudia Angelmaier, Cloud (Stieglitz) I,
2019, aus Untitled (Clouds) © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 06 Simon Roberts, The Celestials, #02A/028_01_2020, 2020 © VG
Bild-Kunst, Bonn 2021, Courtesy Robert Morat Galerie, Berlin 07 Mario Santamaría, Cloudplexity, 2019 © the artist 08–09
Andy Sewell, Known and Strange Things Pass, 2020 © the artist, Courtesy Robert Morat Galerie, Berlin 10 Fragmentin, Displu-
vium, 2019 © the artists 11 Evan Roth, n22.210512e114.256075.hk, 2017, a. d. S. Landscapes, 2016–heute © the artist 12 Ste-
fan Karrer, Cool clouds that look like they should be spelling something, but they don‘t, 2016 © the artist 13 Trevor Paglen,
CLOUD #865 Hough Circle Transform, 2019 © the artist, Courtesy Pace Gallery and Private Collection, Geneva 14 Internatio-
nales Meteorologisches Komitee, Internationaler Atlas der Wolken und Himmelsansichten, Paris 1930, Courtesy Private Collec-
tion, Berlin 15 Adrian Sauer, 30.06.2015 (b), 2015 © the artist, Courtesy KLEMM’S, Berlin 16 Louis Henderson, All That is Solid,
2014 © the artist, Courtesy LUX, London 17 Songs of the Sky . Photography & the Cloud, Installationsansicht bei C/O Berlin,
2021-2022 © C/O Berlin Foundation, David von Becker 18 Songs of the Sky . Photography & the Cloud, (Evan Roth, Lands-
capes, 2016–heute), Installationsansicht bei C/O Berlin, 2021-2022 © C/O Berlin Foundation, David von Becker 19 Songs of
the Sky . Photography & the Cloud, Installationsansicht bei C/O Berlin, 2021-2022 © C/O Berlin Foundation, David von Becker

Eine Auswahl von max. vier Bildern darf einmalig und lediglich im Zeitraum von drei Monaten vor und bis Ende der Ausstellung
kostenfrei verwendet werden. Die zur Verfügung gestellten Abbildungen sind ausschließlich für die Verwendung durch die
Presse zur aktuellen Berichterstattung und nicht für kommerzielle Zwecke bestimmt. Sie dürfen nicht an Dritte weitergeleitet
werden. Die Fotografien dürfen nicht modifiziert, beschnitten und überdruckt werden. Die korrekten Bildunterschriften müssen
stets angegeben werden. C/O Berlin, die Künstler*innen, sowie die Ausstellung müssen bei einer Veröffentlichung erwähnt
werden.

Redaktioneller Hinweis für die namentliche Nennung von C/O Berlin:
C/O Berlin ist ein Ausstellungshaus für Fotografie und visuelle Medien. Als gemeinnützige Stiftung arbeitet C/O Berlin unabhän-
gig von kommerziellen Interessen. Wir würden uns daher freuen, wenn der Begriff „Galerie“ bei der Medienberichterstattung
über C/O Berlin nicht verwendet wird. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Kontakt Magnus Pölcher . press@co-berlin.org . +49.30.284 44 16 41

                                           Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
                                           C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
                                            Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
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                              EINFÜHURNG
                              Dutzende von Wolkenformationen, die wie menschliche Gesichter aussehen, bli-
                              cken auf uns herab. Das südkoreanische Künstlerduo Shinseungback Kimyonghun
                              hat sie für die Arbeit Cloud Face (2012) zusammengestellt. Jedoch waren es nicht
                              die Künstler selbst, die in den Wolken Dinge zu sehen glaubten. Vielmehr haben Al-
                              gorithmen einer Gesichtserkennungssoftware jedes Mal, wenn sie Figuren im Him-
                              mel lokalisierten, eine Fotokamera ausgelöst. Der bewölkte Himmel – einst Ort für
                              menschliche Vorstellungskraft und Erkenntnisgewinn – offenbart uns heute das Un-
                              vermögen der maschinellen, künstlichen Intelligenz.

                              Bereits 1922 richtete der US-amerikanische Fotograf Alfred Stieglitz seine Kamera
                              gen Himmel, um herauszufinden „what [he] had learned in 40 years about photo-
                              graphy“. Seine Serie von Wolkenaufnahmen, die er zunächst Songs of the Sky
                              nannte, bevor sie als Equivalents berühmt wurde, führte das an der Abbildung der
                              Wirklichkeit klebende Medium Fotografie in die Abstraktion. Ein Jahrhundert später
                              greift die Themenausstellung Songs of the Sky. Photography & the Cloud den ur-
                              sprünglichen Titel dieser Serie auf, um den jüngsten Umbruch der Fotografie – die
                              Digitalisierung und ihre Folgen – anhand des Motivs der Wolke und der Metapher
                              der Cloud zu diskutieren.

                              Über Fotografie nachzudenken heißt heute über die Infrastruktur nachzudenken,
                              die sie vernetzt und organisiert. Ob maschinell erzeugte Bilder von Überwachungs-
                              kameras oder Satelliten, digitalisiertes Archivbildmaterial oder private Urlaubsauf-
                              nahmen, die wir auf unseren Smartphones speichern und im World Wide Web ver-
                              teilen – fast alle Bilder befinden sich heute als digitale Daten in der Cloud. Sie sind
                              als Nullen und Einsen vermeintlich immateriell in den Himmel gezogen. Doch die
                              Cloud ist kein romantischer Ort dort oben. Sie ist ein Netzwerk, das unsere Daten
                              stetig neu lokalisiert. Sie ist eine Maschinerie, durch die künstliche Intelligenzen ler-
                              nen. Und sie ist ein technokapitalistisches System mit einem materiellen Körper –
                              Hard Drives, Server, Router, Glasfaserkabel, Bildschirme, Computer. Die Cloud ist
                              eine Erfindung privatwirtschaftlicher, westlicher Großkonzerne.

                              Vor 100 Jahren läuteten Wolken als Boten der Zukunft den Beginn der Abstraktion
                              in der Fotografie ein. Heute spiegelt die künstlerische Auseinandersetzung mit der
                              Cloud die Zukunftsvisionen des 21. Jahrhunderts. Im Dialog von fotohistorischen
                              und aktuellen Arbeiten spannt die Ausstellung einen weiten Bogen von den Anfän-
                              gen der Wolkendarstellung in der Fotografie bis hin zu den Auswirkungen der
                              Cloud-Computing-Technologie auf den Klimawandel und die Geopolitik. Welche
                              Geschichten kann uns die Fotografie über die „Seele des Himmels“ im digitalen
                              Zeitalter erzählen? Werden kommerziell agierende Unternehmen, die durch die
                              Auswertung und Nutzung unserer Cloud-Daten ihre Gewinne maximieren, dem
                              Himmel alle Wolken abkaufen? Oder wird die technische Cloud mit ihrem enormen
                              CO2-Fußabdruck die Erderwärmung so vorantreiben, dass wir in Zukunft nur noch
                              selten vielgestaltige Wolkenwesen über den Globus wandern sehen?

                              Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
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                               Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
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11. Dez 2021 – 21. Apr 2022

                              Songs of the Sky. Photography & the Cloud wurde von Dr. Kathrin Schönegg kura-
                              tiert. Die Ausstellung wird begleitet von einer bei Spector Books, Leipzig, erschie-
                              nenen Publikation.

                              Mit Beiträgen von Claudia Angelmaier, Sylvia Ballhause, Marie Clerel, Raphaël Dal-
                              laporta, Fragmentin, Noémie Goudal, Louis Henderson, Internationales Meteorolo-
                              gisches Komitee, Noa Jansma, Stefan Karrer, Almut Linde, NASA, Observertoire de
                              Juisvy, Lisa Oppenheim, Meghann Rieppenhoff, Evan Roth, Mario Santamaría, Ad-
                              rian Sauer, Andy Sewell, Shinseungback Kimyonghun, Trevor Paglen, Simon Ro-
                              berts, Louis Vignes & Charles Nègre

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                              BELICHTEN / BERECHNEN
                              Seit den 1990er-Jahren verändert der technologische Wandel die Fotografie und
                              ihre Distributionswege nachhaltig. Das Jahrzehnt markiert einerseits die private
                              Nutzung, Kommerzialisierung und Ökonomisierung des Informationsaustauschs
                              über das Internet. Andererseits stand die Digitalisierung am Horizont, die seinerzeit
                              zu Debatten um ein drohendes „Ende der Fotografie“ führte. Beide Entwicklungen
                              entfalteten sich nach der Jahrtausendwende, als die sogenannten „Cloud-
                              Computing“-Dienste marktfähig wurden und die Fotoindustrie von analogen auf di-
                              gitale Produkte umstellte. Im künstlerischen Kontext brachte dieses reale, industri-
                              elle Ende der analogen Fotografie eine Wiederkehr und verstärkte Reflexion ihrer
                              Anfänge mit sich, die sich beispielhaft am Motiv der Wolke beobachten lassen.

                              Lisa Oppenheim und Claudia Angelmaier interpretieren berühmte Wolkendarstel-
                              lungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert neu, um Fotogeschichte und analoge Fo-
                              totechnik auf ihre heutige Relevanz hin zu befragen. Sylvia Ballhause und Simon
                              Roberts thematisieren die Bildherstellung mit im Alltag obsolet gewordenen Appa-
                              raten, Platten- und Fachkameras bzw. in Vergessenheit geratenen Verfahren des
                              19. Jahrhunderts wie der Cyanotypie, deren intensive blaue Farbe sich für die Dar-
                              stellung von Himmelslandschaften besonders gut eignet. Das Verfahren wird heute
                              auch medienanalytisch verwendet, wenn Marie Clerel und Meghann Riepenhoff
                              ohne Kamera und Linse arbeiten und stattdessen Licht und Elemente direkt mit
                              dem sensiblen Papier interagieren lassen. Sie verhandeln erneut die Idee von Foto-
                              grafie als irreversibler Spur, die dem analogen Medium als wesenhaft galt.
                              Doch in Wolkenbildern wird auch das neue Material der digitalen Fotografie thema-
                              tisch. Adrian Sauer und Raphaël Dallaporta untersuchen die rechnerische Basis
                              des romantischen Wolkenmotivs über Wiederholung und Varianz und lenken so
                              den Blick auf die Variabilität als Grundvoraussetzung des digitalen Bildes. Hier lässt
                              sich jedes Pixel individuell ansteuern, beliebig verändern und überschreiben, was
                              konträr zur tradierten Vorstellung von Fotografie als physischer Verbindung und Ma-
                              terialisierung der Wirklichkeit steht, die mit dem Wechsel vom Analogen zum Digita-
                              len zu Ende gegangen ist.

                              Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
                              C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
                               Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud 11. Dez 2021 - 21. Apr 2022 - CO/Berlin
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11. Dez 2021 – 21. Apr 2022

                              SPEICHERN / VERTEILEN
                              Neben der veränderten Materialität des Mediums wird jüngst vor allem seine Einbin-
                              dung in digitale Infrastrukturen diskutiert: Der Vernetzung und Verteilung von Bil-
                              dern kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Private Schappschüsse mäandern als stil-
                              le und bewegte Bilder von großen zu kleinen Bildschirmen, werden auf Desktop,
                              Tablet und Smartphones angesehen, gespeichert, verändert, kommentiert, geliket
                              und erneut auf die Reise geschickt.

                              Einige dieser online verfügbaren Bilder, die Alltagschronist*innen ins Internet gestellt
                              haben, hat Stefan Karrer heruntergeladen und in einem Ordner auf dem Desktop
                              gespeichert. Dieses Archiv aus gefundenen Himmelsbildern führt die Banalität der
                              heutigen Fotografie in den Sozialen Medien gleichermaßen vor wie die Bedeutung
                              der Verschlagwortung, die die Basis für jedes Ordnungs- und Speichersystem ist,
                              auf dem unser Bildhandeln beruht. Ob es sich um angeblich private, kommerzielle
                              oder staatliche Daten handelt: Die in den Apparaten präfigurierten und den Bildern
                              zusätzlich hinzugefügten Metadaten informieren nicht nur über Aufenthaltsorte,
                              Freundeskreise, Verhalten und Vorlieben, sondern bilden die Grundvoraussetzung
                              aller Sortier- und Anordnungsprozesse digitaler Dateien. Dabei ist der prominente
                              Aufbewahrungsort unserer Bilder nur vordergründig das persönliche Endgerät,
                              denn die überwiegende Datenmenge bewegt sich im verteilten Netz der Cloud. Sie
                              wird auf externen Servern in privatisierten Datencentern gelagert, die um den Glo-
                              bus verstreut und durch unterseeische Glasfaserkabel miteinander verbunden sind.
                              Andy Sewell und Evan Roth haben die Strände, Klippen sowie Küstenabschnitte
                              dokumentiert, an denen die sonst verborgene Infrastruktur dem Meer entsteigt.

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SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud 11. Dez 2021 - 21. Apr 2022 - CO/Berlin
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Songs of the Sky . Photography & the Cloud
11. Dez 2021 – 21. Apr 2022

                              BEOBACHTEN / (V)ERKENNEN
                              Nicht nur die Orte, an denen sich unsere Bilder befinden, bleiben im Computerzeit-
                              alter verborgen. Die Mehrzahl heutiger Aufnahmen sind für Menschen unsichtbar:
                              Sie werden von automatisierten Web-, Überwachungs- und Satellitenkameras her-
                              gestellt und von Algorithmen und Maschinen prozessiert und klassifiziert, bearbeitet
                              und ausgewertet. Die Bilder haben keine Repräsentationsfunktion mehr, die sich an
                              der menschlichen Wahrnehmung orientiert, sondern sind autonom und selbsttätig
                              geworden. Um die Logik und Funktion dieser „operativen Bilder“ zu erforschen,
                              greifen Künstler*innen vermehrt auf Wolkenmotive zurück.

                              Trevor Paglen und Shinseungback Kimyonghun setzen sich mit künstlicher Intelli-
                              genz auseinander und testen maschinelles Sehen an Wolken, da die flüchtigen
                              Phänomene komplexe Formen zwischen Repräsentation und Abstraktion, Figur
                              und Grund, Positiv und Negativ ausbilden, die für Mensch und Technik gleicherma-
                              ßen herausfordernd sind. Während Wolkendarstellungen des 19. Jahrhunderts zu-
                              allererst über das technische Können von Fotopionieren Auskunft gaben, führen sie
                              heute die Unzulänglichkeit der Maschinen vor, die aus der zweideutigen Motivik kei-
                              nen Sinn generieren können. Dabei ist die Methode, mithilfe von künstlicher Intelli-
                              genz die Bildoberfläche zu vermessen, mit dem Ansatz der meteorologischen Wol-
                              kenatlanten verwandt, die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit dem Ziel
                              eingesetzt wurden, typische Muster und Formen zu erkennen, um Wolken zu klas-
                              sifizieren. Bisweilen wurde dabei auf Hilfsmittel wie die dreidimensionale Darstellung
                              in stereoskopischen Apparaten zurückgegriffen – ein Medium der Wolkenbeobach-
                              tung, das Noémie Goudal aktualisiert. Noa Jansma nutzt hingegen aktuelle Bilder-
                              kennungssoftware, um vorüberziehende Himmelsgebilde zu vermessen und zu ta-
                              xieren. Die vom Klimawandel bedrohten Gebilde werden als natürliche Ressourcen
                              erschlossen und in Waren verwandelt, die den Ausstellungsbesucher*innen zum
                              Kauf angeboten werden.

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                               Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
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11. Dez 2021 – 21. Apr 2022

                              KLIMA, GEOPOLITIK UND DIE CLOUD
                              Wenn Erkennungssoftware auf Wolken angewandt wird, überkreuzen sich motivi-
                              sche und metaphorische Bedeutungen des Phänomens. Die Amateurbilder und
                              Satellitenaufnahmen, mit denen die Algorithmen trainiert werden, stammen selbst
                              aus der Cloud – dem Ort, an dem künstliche Intelligenzen lernen. Die dafür benötig-
                              te Rechenleistung hat einen immensen Energieverbrauch und negativen Einfluss
                              auf das Klima. Doch anders als in Almut Lindes Arbeit, die den CO2-Ausstoß eines
                              Kohlekraftwerks visualisiert, dessen Energie faktisch auch die Cloud antreibt, sind
                              die rußenden Schornsteine des Datenkapitalismus weitgehend unsichtbar. Dassel-
                              be gilt auch für die Fülle von Ereignissen von künstlicher Wetterveränderung, die
                              Fragmentin zusammengetragen hat, um die menschliche Intervention in das Welt-
                              wetter zu diskutieren sowie für die Geopolitik der Cloud, die bei Louis Henderson
                              thematisiert wird. Die Cloud ist ein technokapitalistisches System mit einem materi-
                              ellen Körper – Hard Drives, Server, Router, Glasfaserkabel, Bildschirme, Computer
                              – aus seltenen Rohstoffen, die in sogenannten Entwicklungs- und Schwellenlän-
                              dern unter oftmals ausbeuterischen Verhältnissen abgebaut werden. Der kapitalisti-
                              sche Mythos von der Immaterialität unserer Technologie ist eine Erfindung privat-
                              wirtschaftlicher westlicher Großkonzerne. Er wurzelt in Diagrammen zur
                              Netzwerktechnik der frühen 1970er-Jahre. Wie Mario Santamaría in US-amerikani-
                              schen Netzwerkpatenten recherchiert hat, findet die vereinfachende Symbolik der
                              Wolke bis heute Verwendung, um technische Systeme zu erklären und um deren
                              Komplexität zugleich gezielt zu verschleiern. In Computertechnik und Fotokunst
                              waren Wolken seit jeher undurchsichtige Erscheinungen.

                              Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
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PRESSEMITTEILUNG
Berlin, 2. Dez 2021

                      Songs of the Sky
                      Photography & the Cloud

                      Ausstellung 		 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
                      Presseführung		 10. Dez 2021 . 11:00
                      Eröffnung		     10. Dez 2021 . 20:00

                      Öffnungszeiten  Täglich . 11:00–20:00
                      Eintritt		 10 Euro . ermäßigt 6 Euro
                      Veranstalter 		 C/O Berlin Foundation
                      		 Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
                      		              Tel +49.30.284 44 16-0 . www.co-berlin.org
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                      Pressekontakt
                                    Magnus Pölcher
                      		 T +49.30.284 44 16 41 . press@co-berlin.org

                      Gefördert durch die

                      Zusätzliche
                      Unterstützung durch

                      Medienpartner

                      Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022
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